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Das betretene Schweigen

 

 

 

Die ehemalige DDR würde am 07. Oktober 2014 zum 65. Geburtstag mit einer großen Truppenparade in Berlin gefeiert werden. Das Symbol war das Emblem mit Hammer, Zirkel und Ehrenkranz.

Erich Honecker wäre aus Altersgründen nicht mehr dabei, dafür würde Egon Krenz den Staat und die Partei lenken.

Im Herbst 1989 fuhren meine Tante, mein Bruder und ich für einige Tage zur Entspannung nach Lohmen bei Güstrow, wo die Warnowwerft Warnemünde Finnhütten für ihre Mitarbeiter am Lohmener See zu stehen hatte. Der Urlaub ging über den 07. Oktober 1989, wir schalteten den Fernseher an und bekamen Besuch von Nachbarn meiner Tante, die mit ihr auch befreundet waren und sich gegenseitig zu Familienfeiern einluden.

 

 

Während der Militärparade standen Erich Honecker und die anderen auf der Bühne und taten, als wäre alles wie immer. Doch in den Seitenstraßen standen bewaffnete Polizisten bereit, wie Zeitzeugen aus Berlin damals berichteten.

 

Schon die Tage vorher wurde immer häufiger von den Unruhen in Leipzig berichtet und über die einsetzenden Montagsdemonstrationen, die gegen die Regierung der ehemaligen DDR, gegen das Ministerium für Staatssicherheit und das Politbüro der SED protestierten. Auch in der Marienkirche in Rostock wirkte der heutige Bundespräsident Joachim Gauck als Pastor und machte den Bürgern Rostocks Mut, um sich gegen Willkür stark zu machen.

Fast jeder erwachsene DDR Bürger erwartete regelrecht, dass von Erich Honecker, Egon Krenz oder Günter Mittag endlich mal einer ans Rednerpult trat und ein Machtwort sprach.

Doch die in die Jahre gekommene Regierungsmannschaft war völlig überfordert und schwieg einfach. Jeder, der damals auf den Straßen der Republik unterwegs war, nahm diese Stimmung auf, wie eine gefährlich wabernde Suppe.

Hätte Günther Schabowski nicht am 09.11.1989 im Fernsehen der DDR verkündet, dass alle Grenzen offen waren. Die DDR war wie ein übergroßer Schnellkochtopf mit Überdruck. Ein kleiner Anlass hätte genügt und die Gewalt wäre eskaliert, weil irgendwann die NVA zu den Waffen gerufen worden wäre, um den Sozialismus zu verteidigen.

 

In den nächsten Wochen und Monaten, die bis zur deutschen Wiedervereinigung blieben, wurden an runden Tischen unendlich viele „Dialoge“ geführt. Die Fernsehzuschauer und Rundfunkhörer mochten das Wort am Ende gar nicht mehr hören. Alle wussten, es wurde wie immer viel geredet, ohne wirklich Taten folgen zu lassen, die die Menschen überzeugten.

 

Unvergessen aus der Wendezeit bleibt der Spruch vom Chef des Ministeriums für Staatssicherheit Erich Mielke vor der Volkskammer der DDR: „Ich liebe Euch doch alle!“

 

Der 09. November 1918 steht noch für ein anderes politisches Ereignis, denn an diesem Tag begann in Deutschland die Novemberrevolution, die das Ende der deutschen Monarchie einleitete und in der Gründung der Weimarer Republik endete.

 

® Manfred Basedow

01.10.2014, Rostock

 

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Tag der Veröffentlichung: 01.10.2014

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