Tommys Segeltörn auf dem Segelschiff „Sedov“
In diesem Jahr kam die Familie von Tommy wieder nach Warnemünde, weil ihnen der Urlaub dort so gut gefiel, dass alle einig waren, da möchten wir wieder hin. Sie kamen gerade zu der Zeit an ihren geliebten Urlaubsort, als in Rostock und Warnemünde die Hanse Sail stattfand.
Tommy fand in der Auslage des Hotels ein blaues Prospekt, wo die ganzen Segelschiffe vorgestellt wurden, die an der Hanse Sail teilnehmen würden. Da standen Namen wie „Kruzenshtern“, „Sedov“ oder „Greif“, wobei das russische Segelschulschiff „Sedov“ das größte Schiff der Welt unter Segeln sein sollte.
Dieses Mal hatte der Vater Dirk von Tommy schon vor dem Urlaub von Stuttgart aus Karten für einen Segeltörn auf dem russischen Segelschiff „Sedov“ gebucht, weil er seiner Familie einen bleibenden Eindruck von der Hanse Sail verschaffen wollte.
Tommy fiel seinem Papa um den Hals, als er von dieser Überraschung im Hotelzimmer erfuhr. Die Familie verließ das große weiße Hotel, das direkt hinter dem breiten weißen Strand stand und spazierte auf der breiten, modernen Promenade auf den Leuchtturm von Warnemünde zu. Vorher sahen sie direkt neben dem Hotel das Kurhaus, das durch seine außergewöhnliche Bauart auffiel. Auf der anderen Seite der Promenade befanden sich die Dünen, der breite Strand und am Horizont waren gerade drei große Segelschiffe unter vollen Segeln zu sehen, die die Hafeneinfahrt von Rostock anliefen, weil sie an der Rostocker Hanse Sail teilnehmen wollten. Tommy bat Papa Dirk um einen Euro und warf ihn in ein elektronisches Fernrohr. Dabei fiel ihm bei dem ersten Schiff auf, dass es eine rot-weiß-blaue Flagge gehisst hatte, die munter am Heck des Seglers wehte. Tommy fragte seinen Vater: „Das erste Schiff trägt eine rot-weiß-blaue Flagge am Heck. Woher kommt es denn?“ Papa Dirk hatte in den letzten Wochen vor dem Urlaub viel über die Seefahrt gelesen, damit er neugierige Fragen seiner Familie beantworten konnte. Er sagte: „Dieses Schiff ist ein niederländisches Schiff und war schon bei vielen vergangenen Sails in Rostock zu Gast. Sein Name ist „Morgenster“ und ist eine Brigg.“
Foto: Archiv Hanse Sail Rostock
Tommy war sehr beeindruckt, dass sein Papa so viel wusste. Die Familie ging weiter, stieg am Leuchtturm die Treppe hinunter und naschte in der „Cubar“ einen Eisbecher. Dann flanierten sie weiter am Alten Strom, wo die vielen bunten Fischkutter mit roten und blauen Rümpfen im ruhigen Brackwasser dahin dümpelten. Die Sonne schien sehr schön und warm, so dass Tommy viel zu sehen bekam und sich richtig wohl fühlte. Plötzlich rief Tommys Schwester Mandy: „Seht mal die freche Möwe an!“ Gerade noch im letzten Moment konnten sie beobachten, wie eine Möwe einer Passantin das Fischbrötchen aus der Hand pickte, in dem sie es geschickt von hinten anstieß. Das sah urkomisch aus und die Familie musste lachen, ob sie wollte oder nicht.
Gerade jetzt erreichten sie die berühmte Drehbrücke, die den Ort Warnemünde mit der Mittelmole verband. Dort war es sehr interessant, denn auf der linken Seite lagen die bunten Kutter, von denen einige Fischimbiss für die Touristen anboten. Auf dem anderen Ende des Alten Stroms ging es wesentlich ruhiger zu, denn da lagen die privaten Boote der Hobbykapitäne und Sportangler fest vertäut an den Stegen. Die Familie musste nun über einen großen Parkplatz laufen, um zu den Liegeplätzen am Seekanal Warnemünde zu kommen.
Denn der Fußgängertunnel am Bahnhof wurde wegen der Katastrophe während der Loveparade in Duisburg gesperrt, um ähnliche Auswirkungen zu verhindern.
Bild: Privatarchiv Manfred Basedow
Tommys Augen wurden immer größer, denn so viele Segelmasten hatte er noch nie vorher so nah bei einander liegen gesehen.
Bild: Archiv Hanse Sail Rostock
Endlich erreichte die Familie von Tommy den Liegeplatz, an dem das russische Segelschulschiff “Sedov” festgemacht wurde. Das war so ein majestätisch anmutendes Schiff mit vier großen Masten und eine fast verwirrende Takelage, wie die vielen Taue bezeichnet wurden, die bis zu den Tops der Masten reichten, wie die Spitzen genannt wurden.
Papa Dirk holte stolz die Tickets für den Segeltörn heraus und sagte: „Kinder freut euch, wir stechen in einigen Minuten mit diesem schönen Segelschiff in See auf die freie Ostsee hinaus.“
Foto: Archiv Hanse Sail Rostock
Pünktlich um 17:00 Uhr gab der russische Kapitän der „Sedov“ auf Russisch das Kommando: „Leinen los Kurs Hafenausfahrt Rostock!“ Ganz langsam im Zeitlupentempo legte das Schiff ab und begann sich um 180 ° zu drehen, wobei es eine Kurve fuhr, bis der Bug in Richtung offenes Meer zeigte. Die Familie hatte großes Glück, denn an diesem Tag war der Wellengang der Ostsee so ruhig, wie ein Ententeich. Mit an Bord waren viele Touristen, die für den gleichen Törn gebucht hatten. Die Freude aller Menschen sowohl an Bord als auch an den Liegeplätzen war nahezu greifbar und ansteckend. Das Wetter spielte dabei voll mit, denn Warnemünde gehört zu den schönsten Segelrevieren der Welt.
Nach einer Stunde erreichte die „Sedov“ die Fahrrinne der Ostsee, denn dieses Binnenmeer war so flach, dass es von großen Schiffen nur innerhalb der vorgeschriebenen Fahrrinne befahren werden durfte. Diese wurde mit Tonnen gekennzeichnet, wie große Bojen genannt wurden.
Foto: Archiv Hanse Sail Rostock
Tommy war völlig aus dem Häuschen die vielen Schiffe zu bewundern, die zum Teil parallel nebenher segelten, mal vor dem Wind kreuzten und entgegen kamen.
Tommy musste laut rufen, damit Papa Dirk ihn hören konnte, denn der Wind der die Segel der „Sedov“ aufblähten war sehr laut: „Papa das ist unser schönster Urlaub, den wir je erlebt haben. Die Matrosen erklärten den Kindern, wie sie einfache Seemannsknoten selbst anfertigen konnten, die sie später als Andenken an diesen schönen Ausflug mitnehmen durften. Tommys Seemannsknoten war ein einfacher Palstek.
Zwei Stunden lang segelte das stolze russische Segelschulschiff „Sedov“ auf der Ostsee und erreichte die Hafeneinfahrt gerade in dem Moment als gerade am Leuchtturm von Warnemünde ein gigantisches Feuerwerk in den Himmel geschossen wurde. Was war das für ein tolles Finale auch für den Segeltörn von Tommys Familie auf der „Sedov“.
Völlig aufgekratzt vor Freude tanzte Tommy mit seiner Schwester Mandy auf der Promenade in Richtung ihres Hotels entlang, die durch das Feuerwerk in bunte Farben getaucht wurde.
Im Zimmer gab Tommy seinen Eltern einen dicken Kuss für diesen schönen Tag an Bord des russischen Segelschulschiffes „Sedov“.
Foto: Archiv Hanse Sail Rostock
Texte: Manfred Basedow
Bildmaterialien: Archiv Hanse Sail Rostock und Privatarchiv Manfred Basedow
Tag der Veröffentlichung: 12.08.2013
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