Manfred Basedow
Vor 59 Jahren wurde ich im schönen Ostseebad Kühlungsborn geboren, lebte bis 1963 im Ostseebad Heiligendamm und zog dann in die schöne Stadt Bad Doberan.
Schon von weitem kündigt der Kirchturm des weltberühmten Doberaner Münsters an, dass dieser sehr grün gelegene Ort nicht mehr weit ist, eingerahmt von vielen Wäldern, wie dem Großen und Kleinen Kellerswald, dem Cepelingehölz, dem Walkmüller Holz, dem Quellholz, dem Brandshöhwald, sowie dem Großen Wohld zwischen Bad Doberan und seinem Ortsteil Heiligendamm gelegen.
Kommt der Reisende mit der Bahn nach Bad Doberan, fällt ihm auf der gegenüber liegenden Seite eine Sammlung von andersartigen Schienensträngen auf, die nicht für Züge der Deutschen Bahn geeignet wären. Dort beginnt das „Reich“ der Bäderbahn Molli, wie die Dampflok betriebene Schmalspurbahn heißt, die als einzige Museumseisenbahn auf einer Spurweite von 90 mm zwischen Bad Doberan und Kühlungsborn-West immer noch nach Fahrplan unterwegs ist.
Wenn du Bad Doberan kennen lernen möchtest, gehe neben den Schmalspurgleisen entlang um den Drümpel herum, wie die kleine bewaldete Parkanlage heißt, die vom Bahnhof bis zur Rostocker Straße reicht, wo es auch einen großen Parkplatz neben einem großen Discounter gibt.
An der Kreuzung siehst du dann zu deiner Rechten das große Prinzenpalais am Alexandrinenplatz, das lange Zeit als Schulgebäude genutzt wurde. Heute empfängt dort ein luxuriöses Hotel mondäne Gäste. Der berühmte Baumeister Severin hatte das Palais für sich als Wohnhaus erbaut, doch erhob der Sohn des Herzogs Erbprinz Paul Friedrich Anspruch auf dieses Anwesen, sodass sich Carl Theodor Severin das jetzige Haus Gottesfrieden etwas kleiner auf der anderen Seite des Platzes bauen musste.
Überquere die Ampel und spaziere den Fußweg geradeaus bis zum ehemaligen Postamt, wo du links einen Zebrastreifen siehst. So gelangst du in die Mollistraße, wo die Schmalspurbahn wohl als einzige dampfbetriebene Straßenbahn mitten durch die Hauptgeschäftsstraße von Bad Doberan fährt. Du hast auch die Möglichkeit geradeaus weiter zu gehen, dann führt dich der Weg am Gymnasium Fridericus Francaesium, einem Gebäude vom Architekt Gotthilf Ludwig Möckel vorbei. Der ehemalige Bundeskanzler Willi Brandt ging hier mal zur Schule. Eine Gedenktafel erinnert vor dem Hauptgebäude daran. Wenn du den Weg fortsetzt, gelangst du zum Friedrich-Franz-Hotel, dem ersten zum Kampensemble gehörenden Gebäude. Der Kamp in Bad Doberan bildet das grüne Herz dieser schönen Stadt, mit seinen chinesischen Teehäusern nachempfundenen Bauten, dem Roten und dem Weißen Pavillon. Im Letzteren kannst du dich im gleichnamigen Restaurant bei einer Tasse Kaffee erholen und dich stärken.
In der Mitte der drei Gebäude befindet sich das ehemalige Gebäude der Kreisverwaltung von Bad Doberan, das seit der Kreisgebietsreform eine Außenstelle des Landkreises Rostock mit der Kreisstadt Güstrow ist. In diesem Gebäude befindet sich der schönste klassizistische Festsaal der Stadt Bad Doberan. Links daneben befindet sich das Große Palais, das von Großherzog Friedrich Franz I. als Sommerresidenz gegründet wurde. Das gesamte Ensemble ist denkmalgeschützt.
Genau gegenüber dem Weißen Pavillon befindet sich in der Severinstraße das Rathaus von Bad Doberan.
Ostwärts führt dich der Weg weiter die Beethovenstraße entlang bis zum Möckelhaus, wo heute das Museum mit einer ständigen Bäderausstellung untergebracht ist, in dem über die Anfänge im Seebad Heiligendamm als erstes deutsches Seebad informiert wird. Sogar einen alten Badekarren kannst du dort bewundern. Der wurde von Dienern mit seiner Durchlaucht ins Wasser geschoben, damit er sich umgezogen auf einer kurzen Leiter zum Baden in die Wellen begeben konnte. Das Gebäude durfte sich der Architekt Gotthilf Ludwig Möckel bauen, der auch das berühmte Jagdschloss Gelbensande entstehen ließ.
Zwischen dem Haus und dem Klostertorladen führt der ehemalige Haupteingang ins Klostergelände. Zunächst gelangst du zum einmalig schönen Johann-Sebastian-Bachpark, einem englischen Garten mit Teichen und kleinen Stegen und einer alten Ruine, die einmal ein altes Klostergebäude war.
Dahinter erhebt sich die majestätisch anmutende, wunderschöne Kirche, das weltberühmte Doberaner Münster mit der reichsten mittelalterlichen Ausstattung, das jetzt sogar ins Weltkulturerbe aufgenommen werden soll.
Vor zwei Jahren konnte das ehemalige Kloster auf 800 Jahre Gründung des Zisterzienser Ordens zunächst in Althof bei Bad Doberan zurückblicken. Neben dem Münster blieben auch das Beinhaus und das ehemalige Kornhaus erhalten, das lange Jahre als Schule genutzt wurde und auch einige Zeit als Pionierhaus diente. Dort waren später auch die Probenräume des ehemaligen Jugendblasorchesters und heutigem Blasorchester Bad Doberan e. V., das am 01. Mai 2010 sein vierzig jähriges Bestehen feiern konnte.
An der alten Klostermauer befinden sich alte Grabmale, mit zum Teil interessanten Inschriften. So befindet sich im rechten Teil ein Grabmal des ehemaligen Leibkochs des Großherzogs.
Außer dem Doberaner Münster gilt die Schmalspurbahn Molli, wie schon eingangs erwähnt zur absoluten Attraktion, denn wo gibt es sonst eine dampfbetriebene Schmalspurbahn, die durch die Hauptgeschäftsstraße so dicht an den Fußgängern vorbei führt, dass man die Lokomotive fast anfassen kann, wenn sie gerade nebenher fährt. Der Molli fährt weiter durch die Goethestraße und dann entlang der schönsten Lindenallee Europas bis nach Heiligendamm, die ca. sechs Kilometer lang ist. Von Heiligendamm fährt er weiter nach Kühlungsborn-Ost und dann zum Zielbahnhof Kühlungsborn-West. In Heiligendamm ist es für Nostalgiker interessant, denn dort begegnen sich beide Gegenzüge, weil die gesamte Bahnstrecke an sich eingleisig verläuft. Im Sommer hält der Molli zusätzlich an den Bedarfshaltestellen Rennbahn, wo in jedem Jahr im August die Zappanale stattfindet, eines der größten Rock Events und an der Haltestelle Steilküste, wo viele Badehungrige im Sommer aussteigen, um weiter an den nahe gelegenen Strand zu gehen.
Mit meinem Blasorchester Bad Doberan erlebte ich in diesem Jahr Alice Cooper & Band auf der Zappanale live, weil wir offiziell als erste Vorband auf der großen Hauptbühne auftreten durften. Zur Belohnung ließ uns der Veranstalter diesen Weltstar bei seiner Show live zusehen.
Das Ostseebad Heiligendamm gehört untrennbar zu Bad Doberan als Ortsteil dazu, das als das älteste deutsche Seebad überhaupt in die Geschichte einging. Erst nach Heiligendamm öffneten die ersten anderen Seebäder an den Nord- und Ostseeküsten. Dieser Ort wurde durch den G8 Gipfel noch berühmter, als sich die wichtigsten Staatsoberhäupter wie der US Präsident George W. Bush und die Bundeskanzlerin Angela Merkel trafen.
Der Ort zeichnet sich vorwiegend durch klassizistische Gebäude aus, von denen das Grand Hotel das Bekannteste ist. Den Namen bekam der Ort daher, dass es im 13. Jahrhundert eine sehr schwere Sturmflut gab, die weit ins Landesinnere hinein schwappte. Deshalb ließen die Mönche des Zisterzienser Ordens Doberan einen Steinwall errichten, der den Namen Heiliger Damm erhielt. Er beginnt kurz hinter dem Strand des heutigen Seebades und reicht bis zum nächsten Fischerdorf Börgerende. Dort gibt es eine beliebte Fischräucherei direkt hinterm Damm, wo es leckere geräucherte Sprotten und Heilbutt, oder auch Aal zu kaufen gibt.
In Kühlungsborn macht es Spaß, wenn du die längste Promenade der gesamten Ostseeküste entlang spazieren und in einem der zahlreichen Lokale einkehren oder einfach die Schönheit genießen und die Sonnenstrahlen einfangen kannst. Am Bahnhof Kühlungsborn-West bietet dir das Bäderbahnmuseum Molli einen Einblick in die Geschichte dieses interessanten Fortbewegungsmittels.
Zurück in Bad Doberan kannst du dich auf einen interessanten Wanderweg begeben, der dich in Richtung Quellental führt, wo die Glashäger Quelle entspringt, aus dessen Wasservorrat das berühmte Mineralwasser „Glashäger“ abgefüllt wird. Diese Marke gilt rund um Rostock zu den Marktführern, wegen der guten Qualität. Sogar die Schiffe werden mit diesem Wasser versorgt, die den Rostocker Überseehafen anlaufen.
Das Dorf Parkentin liegt an der Bahnstrecke zwischen Rostock und Bad Doberan, das am Hütter Wohld in die mecklenburgische Endmoränenlandschaft eingebettet ist. Dort befindet sich die älteste mecklenburgische Karpfenzuchtanlage, die schon von den Mönchen des Zisterzienser Ordens angelegt wurde. Denn sie durften ja Freitags kein Fleisch verzehren, daher züchteten sie Karpfen. Dieses Kloster entstand 1171. Kurzum, die Umgebung Bad Doberans ist dank des ehemaligen Klosters sehr interessant für Denkmalschützer und Touristen. Sorgen wir dafür, dass diese stummen Zeitzeugen noch lange erhalten bleiben, weil wir noch längst nicht alles wissen.
Ich kann Bad Doberan, Heiligendamm und Kühlungsborn sehr empfehlen. Vielleicht kehren Sie dann auch ins Restaurant im Weißen Pavillon ein und hören bei einem Sommerkonzert meines Blasorchesters Bad Doberan zu, dessen stolzes Mitglied ich bin.
Jetzt zeige ich an dieser Stelle ein paar schöne Aufnahmen, die ich selbst anfertigte.
Ihr Manfred Basedow
Foto: Manfred Basedow® Blick auf das Doberaner Münster vom Kellerswald
Foto: Manfred Basedow® Friedrich-Franz-Hotel
Foto: Manfred Basedow® Ehemalige Kreisverwaltung mit klassizistischem Festsaal
Foto: Manfred Basedow® Großes Palais Sommerresidenz des Großherzogs Friedrich Franz I. zum Mecklenburg-Schwerin
Foto: Manfred Basedow® Möckelhaus Bad Doberan
Foto: Manfred Basedow® Johann-Sebastian-Bach-Garten
Foto: Manfred Basedow® Ruine zum ehemaligen Zisterzienserkloster Doberan
Foto: Manfred Basedow® Das Doberaner Münster in sommerlicher Abendsonne
Foto: Manfred Basedow® Nordseite des Münsters
Foto: Manfred Basedow® Ehemaliger Kreuzgang des Doberaner Münsters
Foto: Manfred Basedow® Das Beinhaus östlich neben dem Doberaner Münster
Foto: Manfred Basedow® Neue Molli Dampflok der Baureihe 99-2324-4; 2009 feierlich in Dienst gestellt
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Texte: Manfred Basedow
Bildmaterialien: (C) eigene Bilder
Tag der Veröffentlichung: 21.01.2013
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