Tommys Familie befand sich nun schon sieben Tage im Urlaub im schönen Seebad Warnemünde, das ein Stadtteil der Hansestadt Rostock war. An diesem Tag kam Papa Dirk nach dem morgendlichen Joggen ins Hotelzimmer und brachte einen interessanten Flyer in grüner Farbe mit. Darauf stand groß: „Abenteuer Evolution“, ab 08.09.2012 im Rostocker Zoo zu erleben. DARWINEUM Naturerlebnis- und Wissenswelt.
Papa Dirk sagte zur Familie: „Seht bitte auf den Kalender. Wir haben großes Glück und können uns heute am Eröffnungstag das DARWINEUM mit der Ausstellung zur Evolution nach Charles Darwins Theorie, seltene Tiere und eine neue Tropenhalle für Gorillas, Orang Utans, Zweifingerfaultieren und Kattas ansehen, die den Kindern aus der Zeichentrickserie aus „Die Pinguine aus Madagaskar“ als „King Julien“ bekannt sein müssten.
Dieses Mal ließ die Familie ihr Auto auf dem Parkplatz vor dem Hotel stehen und fuhr mit der S-Bahn bis zur Haltestelle „Holbeinplatz“, wo sie in einen Bus der Rostocker Straßenbahn AG umstiegen. Der hielt genau in der Nähe des Zoo-Eingangs „Barnstorfer Ring“. Die Familie schritt einige Meter eine kleine bewaldete Anhöhe empor, bis sie den mitten im Barnstorfer Wald gelegenen Rostocker Zoo erreichten.
Sie kauften die Eintrittskarten und bekamen einen Lageplan, wie sie zum DARWINEUM gelangen konnten.
Dazu bog die Familie gleich bei der nächsten Wegbiegung, hinter der Darwin-Box, nach rechts ab. Nach einigen hundert Metern entdeckten Sie auf der linken Seite das Modell eines Wollhaarmammuts, und nach noch einmal etwa einhundert Metern, erreichte Tommy mit seiner Familie das neueste Bauwerk von Rostock das DARWINEUM.
Auf der rechten Seite begann das erste Gehege, das bis ins Innere der Eingangshalle weiter reichte.
Dort waren Galapagos Riesenschildkröten zu bewundern, die gerade mit stoischer Gelassenheit Porree, Möhren und anderes gesundes Gemüse verzehrten.
An der linken Wand vor der Tür waren alle Betriebe und Sponsoren aufgelistet, die zum Gelingen des Bauwerks beitrugen. Dort stand auch, dass der Grundstein am 03.08.2011 gelegt wurde. Nach dem die Familie das Gebäude betreten hatte, standen sie direkt vor einer Schauwand, an der einer der größten Naturwissenschaftler der Menschheit Charles Darwin vorgestellt wurde. In der Broschüre stand auch, dass der Ururenkel Dr. Felix Padel einen Tag vorher, am Freitag, den 07.09.2012 das DARWINEUM eröffnete und sehr begeistert war. Er urteilte, dass es einmalig auf Welt sei.
Dann gelangte die Familie in die Rotunde, wie der Rundbau bezeichnet wurde. Dort wurden die ersten 500 Millionen Jahre Entwicklung der Erde vom Urknall bis in die Gegenwart in einer gigantischen Ausstellung vorgestellt. Besonders war Tommy davon beeindruckt, dass die Erde nach dem Urknall zunächst ein Haufen toter Materie war, aus der giftige Gase entwichen, die Leben auf ihr unmöglich machten. Im Erdinneren herrschte eine solche Hitze, das Wasserdampf ins Weltall aufstieg und so die erste Atmosphäre bildete. Dort oben erkaltete der Wasserdampf und fiel in Form von Regen mehrere Tausend Jahre auf die Erde nieder. Zusammen mit dem Schmelzwasser von herab gestürzten vereisten Himmelskörpern bildeten diese Wassermassen den ersten Ozean. Dort begannen Millionen Jahre später einzellige Cyanobakterien, die aber Blaualgen genannt wurden, mithilfe von Sonnenlicht und Chlorophyll, den lebensnotwendigen Sauerstoff zu bilden. Dann erfuhren sie, dass alle Lebewesen aus den gleichen Grundtypen von Zellen bestanden. Doch die Pflanzlichen waren die einzigen mit einer Zellwand aus Zellulose.
In der nächsten Abteilung sah die Familie ein großes Aquarium, in dem unzählige wunderschöne Gepunktete Wurzelmundquallen in einem Quallenkreisel lebten, der die Strömung in ihrem natürlichen Lebensraum nachahmte.
Im Aquarium daneben waren Pfeilschwanzkrebse zu erleben, die von oben betrachtet, wie kleine Rochen aussehen. Der Panzer war vorn abgerundet, wie eine umgedrehte Suppenschüssel. Sie besaßen aber Beine, wie sie auch Hummer und andere Krebsarten besaßen. Pfeilschwanzkrebse konnten sich auch eingraben und gehörten zu echten lebenden Fossilien, weil sie sich seit den ältesten Funden vor rund 400 Millionen Jahren nicht veränderten.
Tommy sah sich alles sehr interessiert an und blieb auch am Terrarium mit den Blattschneideameisen stehen, die mit einem Blatt auf dem Rücken zu ihrem Ameisenhügel liefen.
Sehr lustig fand er auch die HARRIS-Antilopenziesel, oder auch Erdhörnchen genannt, die ganz flink durch ihre Terrariumwelt im Canyon-Stil umher flitzten. Das gefiel allen Kindern besonders. Tommy freute sich auch über die Saurierwelt, in der auch zu erfahren war, wie die ersten Vögel aus Sauriern hervorgingen, so dass besonders die Wirbeltiere bald im Wasser, an Land und später in der Luft anzutreffen waren.
Dann erfuhr er mit seiner Familie, wie die Menschen entstanden von den ersten noch vierbeinig laufenden Urmenschen aus Äthiopien, die vor ca. 24 Millionen Jahren lebten bis zu den ersten aufrecht gehenden Urmenschen.
Tommys Familie erreichte die neue Abteilung des DARWINEUMS, die Tropenhalle, wo die Westlichen Flachland Gorillas, Borneo Orang-Utans, Brazzameerkatzen und die Lemurenart Katta ein neues Zuhause fanden. Die Familie erfuhr durch Zufall, als sie Reportern eines Fernsehteams beim Interview zuhörten, dass die Primaten, wie die großen Affenarten bezeichnet wurden, früher in unzeitgemäßen engen Käfigen mit wenig Platz zum Auslauf lebten. Deshalb wurde es Zeit, diese Tropenhalle mit Außengehege zu bauen, wo die Tiere im Sommer auch im Freien zu sehen sein können.
Die Kinder liefen ihren Eltern voraus und öffneten die Eingangstür zur Tropenhalle zuerst. Dort schlug ihnen ein tropisch warmes Klima mit sehr hoher Luftfeuchtigkeit entgegen. Sie befanden sich jetzt auf einer großen breiten Brücke. Unter ihnen befand sich das Gehege des Silberrücken Assumbo und den zwei Gorilla Damen Eyenga und Yene. Sie gehörten zu den Westlichen Flachland Gorillas und wurden enorm groß. In einem zweiten Gehege, das vom ersten getrennt war, lief das zweite Männchen Gorgo umher. Die beiden Gorilla Frauen wollten den anderen Mann gern sehen und kletterten zur Freude der Zoobesucher bis zur Spitze der Kletterbäume, damit sie in das andere Gehege blicken konnten. Sonst waren Gorillas als kletterfaule Großaffen bekannt. Die Familie ging langsam weiter und erreichte nun eine Art Insel, von der mehrere Weggabelungen in andere Richtungen sichtbar wurden. In einer Ecke befanden sich Zwergseidenäffchen, die weltweit die kleinste Affenart sind und nur bis 140 Gramm Gewicht erreichten. Sie kamen sonst in großen Teilen Südamerikas in den Regenwäldern vor.
Die Tropenhalle wurde großzügig gestaltet, wobei versteinerte Bäume und Baumwurzeln zwischen vielen grünen Pflanzen verbaut wurden, die erahnen ließen, wie groß diese Bäume früher gewachsen waren. An den Stirnseiten waren die Seiten bemalt, dass sie wie im tropischen Regenwald aussahen.
Von der Insel, auf der sich die Familie befand sahen sie im Gehege links vor sich ein Zweizehenfaultier, das ganz gemächlich an einem Baum hing und beim Fressen war. Dann kletterte es im Zeitlupentempo weiter nach oben, immer mit dem Körper nach unten. Das sah für Tommy und Mandy urkomisch aus und brachte die Kinder zum Lachen. Tommy rief Mandy zu: „Mandy komm schnell her und guck dir dieses komische Tier an. Es hängt so wie du sonst beim Schweinebaumeln am Klettergerüst auf dem Spielplatz.“ Darüber mussten alle vier ganz doll lachen. Die Familie ging nun geradeaus weiter in Richtung Großgehege für die Borneo Orang-Utans. Dort konnte man über eine Treppe eine höher gelegene Plattform erreichen, von der aus man die ganze Tropenhalle von oben betrachten konnte.
Die Orang-Utans saßen gerade in der geöffneten Tür, die stets geöffnet war, damit sich die Tiere auch zurückziehen durften. Tommy sagte zu Mandy: „Sieh mal ein Orang-Utan pult gerade mit einer Hand im Fell des anderen Affen umher und steckt irgendetwas in den Mund.“ Papa Dirk mischte sich ein und sagte: „Ja Tommy, Affen sammeln aus dem Fell ihrer Artgenossen Flöhe und andere Parasiten und fressen diese auf. Damit helfen sie sich gegenseitig, diese Plagegeister los zu werden.“ Auf der Plattform gab es auch Sitzgelegenheiten. Tommy merkte erst jetzt, dass sie schon über eine Stunde in diesem sehr beeindruckenden DARWINEUM unterwegs waren. Langsam wurde er müde und setzte sich auf die hölzerne Bank.
Nicht lange danach befand sich Tommy im Land der Träume. Dieser ließ ihn im Gehege vom Silberrücken Assumbo erscheinen. Vom Gespräch des Fernsehteams mit der Tierpflegerin hatte er mitbekommen, dass er erst mal still stehen bleiben musste, ohne sich zu regen. Es dauerte nicht lange, da wurde Assumbo auf diese Veränderung im Gehege aufmerksam.
Er kam auf Tommy zu und musterte und fixierte ihn förmlich mit seinen Augen. Dann kam er auf den Jungen zu und schnupperte an ihm umher. Ohne auch nur eine Regung zu zeigen, ließ Tommy alles über sich ergehen. Zur Begrüßung hatte Tommy eine Handvoll Möhren mitgebracht. Jetzt legte er sie Assumbo vor die Füße. Der Silberrücken, der schon seit 1999 im Rostocker Zoo lebte, nahm die Gabe entgegen. Damit war das Eis gebrochen und Tommy wurde vom Anführer der Sippe akzeptiert und durfte sich von nun an frei im Gehege bewegen. In seinem Traum konnte Tommy mit Assumbo reden. Er fragte ihn: „Heute sah ich dich zum ersten Mal. Ich habe erfahren, dass du erst vor wenigen Tagen in dieses neue Zuhause umgezogen bist. Wie gefällt es dir hier?“ Assumbo antwortete in tiefem Bass: „Ja ich bin erst einige Tage hier in meinem neuen Zuhause gemeinsam mit den Frauen Eyenga und Yene. Vorher lebten wir in einem sehr engen Affenhaus, wo wir sehr wenig Auslauf hatten. Dort war es auch nie so hell, wie hier in dieser Tropenhalle. Ich wurde zwar nicht in Afrika geboren, aber ich fühle, dass hier das Klima richtig ist. Erzähle du mir jetzt, wer du bist.“ Während sich Assumbo und Tommy unterhielten, kamen die Gorilla Damen Eyenga und Yene, die ebenfalls neugierig waren zu erfahren, wer sie in ihrem neuen Zuhause besuchte.
Der Junge beantwortete Assumbos Frage: „Ich heiße Tommy, bin ein Mensch, wie deine Pflegerin und bin ein Junge. Meine Familie lebt sonst in Stuttgart, wo im Zoo auch Gorillas wohnen. In einer Broschüre über den Rostocker Zoo las ich, dass der andere Gorilla Mann Gorgo und die Frau Bebe aus Leipzig gekommen sind. Die Gorilla Dame Yene kam aus dem britischen Zoo Port Lympne Wild Animal Park und Eyenga aus Zürich. Denn die Tierparks unterstützen sich gegenseitig. Mit meiner Familie besuchte ich euer schönes neues Heim, das ich echt super finde. Zu meiner Familie gehören mein Papa Dirk, meine Mama Sylvie und meine etwas ältere Schwester Mandy. Unser Urlaub geht leider bald zu Ende. Dann fahren wir wieder zurück nach Stuttgart, wo ich nach dem Ende der Schulferien in die dritte Klasse komme.“ Jetzt klopfte sich Assumbo mit einer Hand an seine Brust und sagte zu Tommy: „Tommy, ich stelle dir meine Damen Eyenga und Yene vor. Sie mögen auch gern Möhren.“ Erst jetzt bemerkte der Junge, dass er noch zwei Bunde Möhren in einer Hand hielt. Die reichte er den beiden Affendamen und sie nahmen sie ihm artig aus seiner Hand. Tommy sagte zu Assumbo: „Vielen Dank, dass ich mich mit dir großer Assumbo unterhalten durfte.“ Gerade hatte er diesen Satz gesagt, da bekam er einen Schupser in seine Rippen und seine Schwester Mandy rief: „Aufwachen Träumer Tommy, oder willst du im Gehege bei den Gorillas leben?“ Darauf antwortete Tommy stolz: „Ich habe mich gerade mit dem großen Gorilla Assumbo unterhalten. Er stellte mir auch seine Frauen Eyenga und Yene vor.“ Darauf entgegnete seine Schwester Mandy: „Siehst du, du kannst das nur geträumt haben. Ich habe noch nie gehört, dass Gorillas reden können. Tommy ist ein Träumer, Tommy bleibt ein Träumer.“
Aber sein Papa Dirk nahm Tommy dieses Mal in Schutz: „Mandy, lass deinem jüngeren Bruder seine Träume. Das zeigt, wie sehr ihn seine Umgebung und sein Erlebtes interessieren. Auch durch solche Fantasien kann man lernen. Auch, wenn er in Wirklichkeit nicht mit dem Silberrücken Assumbo sprechen konnte. Vielleicht gehört Tommy später, wenn er erwachsen ist, zu den Menschen, die es schaffen, eine Sprache zu entwickeln, mit der sie mit Tieren ins Gespräch kommen können.“
„Lasst uns nun weitergehen zu den Kattas. Die habe ich auch noch nicht im realen Leben gesehen. Also Kinder ihr seht, dass auch wir Erwachsenen nie auslernen und immer wieder neues entdecken.“
Die Familie setzte ihren Rundgang fort und naschte im Restaurant des DARWINEUMS leckeres Eis zum Abschluss eines schönen Tages im Rostocker Zoo. Sie beschlossen, dass sie am achten Tag den historischen, und anderen Teil des Zoologischen Gartens ansehen wollten. Auch dort gefiel es ihnen sehr gut, wo neben den vielen Tieren, wie Löwen, Elefanten und Bären, auch uralte Bäume zu bestaunen waren, von denen die Familie vorher nie etwas gehört hatte.
Am Abend des achten Tages reiste die Familie mit Tommy zurück nach Stuttgart in Baden-Württemberg.
Am Ende dieser schönen Geschichte zeige ich noch schöne eindrucksvolle Bilder vom DARWINEUM im Zoo von Rostock.
Das war die Buchreihe „Tommys Wundersame Träume“ und wünsche Ihnen und euch viel Spaß und spannende Geschichten mit Tommy.
Euer Baltikpoet aus Rostock
Rostock, 27.09.2012
Texte: Manfred Basedow
Bildmaterialien: Manfred Basedow, mit freundlicher Unterstützung des Rostocker Zoos
Tag der Veröffentlichung: 29.09.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Auf diesem Wege bedanke ich mich beim Zoo Rostock für seine großzügige und unkomplizierte Hilfe, zum Gelingen dieses schönen Buches „Tommys Begegnung mit dem Silberrücken Assumbo“, das zur siebenteiligen Buchreihe „Tommys Wundersame Träume“ gehört.