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Tommy bei Pittiplatsch und Freunden




 Am vierten Tag ihres Urlaubs ging die Familie von Tommy wieder an den Strand von Warnemünde. Die Eltern legten sich wie gewohnt in ihren Strandkorb. Einen Tag vorher nach dem Kinobesuch, war Tommy ein besonders buntes Kinderbuch aufgefallen. Es trug den Titel „In der Welt von Pittiplatsch und Freunden“. Am Strand begann er in diesem Buch zu lesen, denn Tommy hatte vorher nie etwas von einem Kobold Pittiplatsch gehört.



 Nicht lange, dann war Tommy wieder mitten im Märchenland. Er ging gerade um eine Wegbiegung herum, da erblickte er eine schwarze kugelige Gestalt, der die Zunge immer frech heraus hing und ein paar weißen Haarfransen.

 

Der stritt gerade mit einer gelben Ente umher. „Gib mir den Apfel wieder Schnattchen! Den habe ich unter dem Apfelbaum gefunden!“ Schnatterinchen antwortete: „Nack, Nack der Apfel gehört in meinen Korb. Die Äpfel sind für den Apfelkuchen, den Meister Nadelöhr mit uns backen möchte. Nack, Nack.“

 Pittiplatsch wollte aber nicht klein beigeben. Schließlich hatte er den Apfel im Gras unter dem Baum gefunden: „Platsch Quatsch, das ist mein Apfel, denn ich habe ihn im Gras unterm Baum gefunden. Am Apfelbaum hängen noch sooo viele reife Äpfel dran, da stört doch der eine Apfel nicht, den ich essen möchte.“  

 

Tommy war in seinem Traum in die Rolle von Meister Nadelöhr geschlüpft, dem Schneidermeister mit der Zauberelle. Er gab Pittiplatsch seinen Apfel zurück und sagte zu Schnatterinchen: „Lass ihm diesen Apfel. Er hat ihn im Gras unter dem Apfelbaum gefunden, aber wir können doch nur die Früchte verwenden, die wir vom Baum geerntet haben. Fallobst darf nicht verarbeitet werden, weil da oft Maden drin sind, oder weil sie faulig geworden sind.“

 

„Aber dann bleibt vielleicht eine Lücke auf dem Apfelkuchen, wenn der Apfel fehlt. Nack, Nack.“, antwortete Schnatterinchen enttäuscht.

  Denn sie war schon immer dafür bekannt, dass sie nicht gern klein bei gab. Sie musste immer das letzte Wort haben. Das zeichnete sie nämlich als kleine Schnatterente aus. Also nahm Meister Nadelöhr seine Zauberelle, die er immer bei sich trug, in die Hand und sagte: „Da hilft wohl nur ein Lied auf meiner Zauberelle.“


 Und er begann zu singen: „Schnibbel, die Schnabbel die Scher, Pitti und Schnattchen kommt schnell her. Ich singe euch ein schönes Lied, weil es euch allen Freude bringt. Schnibbel, die Schnabbel die Scher, euer Meister Nadelöhr.“


 Als sich beide um ihn rum gesetzt hatten, kam auch der Teddy Bummi dazu, der auch gern die Lieder von Meister Nadelöhr hörte.
Meister Nadelöhr sang mit schöner, klarer Stimme:

„Das Lied vom Apfel

Einst war ein kleiner Apfelkern,
der mochte seinen Baum sehr gern.
Als im Frühjahr der Baum Laub bekam,
erwachte er mit ganzem Stamm.

Zart sich erste Knospen zeigten,
sich manche Äste neu verzweigten.
Das Frühjahr ließ den Himmel weinen,
danach die liebe Sonne scheinen.

So öffneten die Knospen sich.
Die Blüten konnten sich entfalten.
Auch die Bienen freuten sich,
wollten den Nektar selbst behalten.

Dann bildeten sich Äpfel rund,
wurden allesamt gesund.
Bald bekamen sie rote Backen.
Obstfliegen wollten manche knacken.

Doch die Meisen in dem Garten,
konnten den Madenschmaus kaum erwarten.
Sie ließen die meisten Äpfel reifen.
Die Ernter taten sie ergreifen.

So gelangten sie auch zu uns,
erfreuten so auch Bauer Kunz.
Ließ einen süßen Kuchen backen,
dicht belegt mit Apfelbacken.

Einen Apfel hat Pitti gefunden.
Er biss hinein in diesen Runden.
Dabei ein Kern zu Boden fiel.
Daraus wird mal `ne Frucht mit Stiel.“

 Dieses Lied gefiel Pittiplatsch, Schnatterinchen und Bummi so gut, dass sie Meister Nadelöhr vor Freude um den Hals fielen und ihn drückten.


Dann kam der kleine Igel Borstel vorbei, der Vorräte für den bevorstehenden Winter sammelte. Seine Mutter Frau Igel hatte ihn geschickt. Pittiplatsch fragte seinen Freund Borstel: „Was machst du denn hier in unserem Garten?“ Borstel antwortete: „Ich sammle Vorräte für den nächsten Winter, denn wir Igel halten jedes Jahr Winterschlaf. So können wir die kalte Jahreszeit am besten überstehen.“

 

Pittiplatsch wollte ihm helfen: „Willst du meinen Apfel haben? Gerade habe ich ihn im Garten unter dem Apfelbaum gefunden.“ „Danke Pittiplatsch, den nehme ich gern. Reife Früchte mögen wir im Herbst sehr gern. Doch eigentlich ernähren wir uns von Insekten, deren Larven, Schnecken, Aas, kleinen Wirbeltieren und vor allem von Regenwürmern.“

 

„Brrr, Regenwürmer und Schnecken schmecken doch nicht. Nack, Nack.“, gab Schnatterinchen zur Antwort: „Da nehme ich doch lieber mit Entenflott vorlieb, das meistens auf Teichen oben schwimmt. Nack, Nack.“

 

Pittiplatsch rief freudig: „Dann bekommst du also nachher Entenflott, statt schönen frischen Apfelkuchen.“
Darüber mussten alle lachen. Pittiplatsch war eben immer zu einem Späßchen aufgelegt.

Meister Nadelöhr ging nun weiter durch das Märchenland. Plötzlich entdeckte er Herrn Fuchs, der sich gerade mit Frau Elster stritt. Herr Fuchs hatte seinen Fuchsbau neu geschmückt.

 

Frau Elster sah nun dieses neue blinkende Teil, so dass ihre diebische Seite durchkam. Nun hatte sie dieses Stück Blech kurzerhand in ihr Elsternest geschleppt. Herr Fuchs hatte den Diebstahl bemerkt und forderte nun die Herausgabe seines Blinkteils zurück.

 

„Pfui Spinne und Kreuzschnabel! Sie diebische Frau Elster Sie! Geben Sie mein Blinkteil für meinen Fuchsbau wieder heraus! Sonst gehe ich zum weisen Onkel Uhu!“ Frau Elster: „Wo steht geschrieben, dass das Ihr Blinkteil ist? Ich habe es im Märchenwald gefunden. Also gehört es mir. Sie ungehobelter Grobian!“





Meister Nadelöhr fragte nach: „Worüber streitet ihr Zwei? Kann ich euch vielleicht helfen?“ Herr Fuchs sagte: „Wahren Sie die Höflichkeit, wenn Sie mit mir sprechen. Aber vielleicht können Sie mir wirklich helfen. Diese impertinente Person, diese diebische Frau Elster stahl mir mein schönes Blinkteil, mit dem ich meinen Fuchsbau neu geschmückt hatte. Sie behauptet jetzt, sie hätte es im Märchenwald gefunden. Deshalb würde es ihr gehören. Pfui Spinne und Kreuzschnabel!“

 

„Ganz so höflich klang das jetzt aber auch nicht, Herr Fuchs.“, entgegnete Meister Nadelöhr. „Erzählt mir jeder ihre Version der Geschichte. Herr Fuchs, seien Sie Kavalier und lassen Sie Frau Elster zuerst erzählen.“

 

Herr Fuchs grummelte zwar etwas in seine Schnurrhaare, gab aber Meister Nadelöhrs Bitte nach. „Frau Elster erzählen Sie mir nun, wie Sie zu dem Blinkteil gekommen sind.“ Frau Elster plusterte sich und fing an: „Heute ging ich durch den schönen Märchenwald spazieren, traf Frau Igel und ihren Sohn Borstel.

 

Beide waren gerade dabei Vorräte für den bevorstehenden Winter zu sammeln. Da entdeckte ich zufällig an einem Ast auf der rechten Seite etwas Blinkendes. Es gefiel mir so gut, dass ich dachte, es würde sich in meinem Elsternest außerordentlich gut ausnehmen. Also steckte ich es ein.“ Sie verschwieg aber, dass dieser Ast eben genau zum Fuchsbau von Herrn Fuchs gehörte.

 

Meister Nadelöhr fragte nun Herrn Fuchs, dass er nun seine Version erzählte: „Vor einiger Zeit kam ich am See vorbei, wo der Gestiefelte Kater seinen Müllerburschen zum Baden schickte. Dort hatte der Kater alle Kleidungsstücke verschwinden lassen. Nur eine Gürtelschnalle vergaß er dabei. Diese gefiel mir so gut, dass ich sie mit nach Hause nahm. Ich hatte sie schon einige Jahre in meinem Fuchsbau. Heute wollte ich meinen Fuchsbau aufräumen, damit ich vor dem Winter mehr Platz bekam.



 Dabei fiel mir diese Gürtelschnalle wieder in meine Pfoten. Sie sollte nicht wieder achtlos herum liegen, deshalb beschloss ich, sie draußen am Fuchsbau als Schmuck zu befestigen. Ich war nur einige Minuten im Fuchsbau zurückgekehrt, um weiter aufzuräumen. Als ich wieder nach Draußen kam, war die Gürtelschnalle verschwunden.

 

Mir war aufgefallen, dass sich Frau Elster genau vor meinem Fuchsbau mit Frau Igel und ihrem Sohn Borstel unterhielt. Da mir bekannt war, dass Frau Elster schon immer als diebisch berühmt war, kam ich auf die Idee in ihrem Nest zu suchen. Wie Sie sehen Meister Nadelöhr, habe ich genau diese Gürtelschnalle bei ihr gefunden. Pfui Spinne und Kreuzschnabel, diese diebische Frau Elster!“



 Darauf antwortete Meister Nadelöhr salomonisch: „Wissen Sie geehrte Frau Elster und Herr Fuchs, es ist so. Weder Sie noch Sie sind Eigentümer dieser Gürtelschnalle. Sie wissen doch dass Märchenfiguren unsterblich sind. Daher fordere ich Sie Frau Elster auf, Ihr Blinkteil herauszugeben, damit Sie Herr Fuchs, mit dem Gestiefelten Kater Verbindung aufnehmen und ihm die Gürtelschnalle zurückgeben. Sonst gerät das Märchen vom „Gestiefelten Kater“ durcheinander, wenn Kinder ihr Märchenbuch aufschlagen. Das Urteil ist gesprochen.“


 Gerade wollte sich Meister Nadelöhr wieder auf den Weg machen, da bekam er wieder einen Schwall Salzwasser der Ostsee ins Gesicht und Tommys Schwester Mandy rief: „Tommy ist ein Träumer, Tommy ist ein Träumer!“ Ihr Bruder erhob sich und fragte: „Kennst du Pittiplatsch?“

 

Mandy fragte erstaunt: „Wer ist denn das?“ Darauf antwortete Tommy: „Das ist ein kleiner lustiger Kobold, der mit Schnatterinchen, Bummi, Meister Nadelöhr und Herrn Fuchs und Frau Elster befreundet ist.“ Darüber freute sich ihr kleinerer Bruder sehr, dass er über sein neues Buch und seiner blühenden Fantasie mehr wusste, als seine größere Schwester Mandy.



Am Abend sahen sie im Hotelzimmer im Fernsehen „Das Sandmännchen“, wo gerade Pittiplatsch, Schnatterinchen, Borstel, Frau Igel, Herr Fuchs und Frau Elster im Abendgruß vorkamen.
Das war die Geschichte von Tommy bei Pittiplatsch und Freunden.


Viel Spaß und Unterhaltung wünscht
euer Manfred Basedow, Baltikpoet aus Rostock


Rostock, 12.09.2012

Impressum

Texte: Manfred Basedow
Bildmaterialien: Manfred Basedow aus lizenzfreien Cliparts in Paint bearbeitet
Tag der Veröffentlichung: 12.09.2012

Alle Rechte vorbehalten

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