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Die Ostereierfabrik

 

 

 

Die Ostereierfabrik

 


Gerade war Weihnachten vorbei, da erschien der Osterhase im Hühnerhaus des Märchenlandes und sprach mit dem Hahn Hannibald: „Wirf die Ostereierfabrik an! Lass die Hühner Eier legen im Akkord. Sobald die ersten Eierpackungen fertig sind, kommen meine Hasenarbeiter und holen sie ab. Dann bringen wir sie in unsere Ostereimalwerkstatt, wo unsere Hasen die Eier bunt bemalen.“ Hannibald lud den Osterhasen zu einem Rundgang ein und sagte ganz stolz: „Sieh mal Osterhase. Hier haben wir etwas Neues. Diese Hühner legen Schokoladeneier. Wir hörten, dass die Kinder diese Sorte viel lieber mögen, als richtige Eier. Ganz am Ende werden sie dann ganz bunt verpackt. In den Läden der Menschen sehen sie dann aus, als wenn alle wo anders gemacht wurden. Nur wir wissen, wo die echten und die Ostereier aus Schokolade her kommen.“

 

Begeistert klatschte der Osterhase in die Pfoten und sprach: „Lieber Hannibald, das gefällt mir sehr. Da werden sich alle Kinder freuen. Aber ich habe noch eine Idee. Warum lassen wir nicht einige Schokoladenostereier von den Kindern selbst bemalen? Ihnen fallen bestimmt schönere Muster ein als ihren Papas und Mamas.“ Hannibald fragte nach: „Meinst du, dass wir einige Ostereier aus Schokolade in neutralem Papier einpacken und dazu schreiben, dass diese von den Kindern bunt bemalt werden? Das ist wirklich eine gute Idee. Lass uns gleich zur Oberhenne Lisa gehen.“


Darauf begaben sich der Osterhase und Hahn Hannibald zur Oberhenne Lisa. „Kikeriki Lisa, Kikeriki Lisa! Komm und höre unsere neue Idee!“ Hastig kam Oberhenne Lisa angeflattert. „Was krähst du denn so umher? Es ist doch schon weit nach Sonnenaufgang?“ „Der Osterhase hat eine neue gute Idee mitgebracht. Einige Schokoladenostereier sollen nicht in die typischen bunten Aluminiumhüllen verpackt werden. Sondern in neutraler weißer Hülle, damit die Kinder der Menschen die Ostereier selbst bunt bemalen können. “ Henne Lisa entgegnete darauf: „So etwas könnt ihr doch von den Kindern nicht verlangen. Die sitzen doch lieber vor dem Fernseher und sehen Trickfilme mit Spongebob oder Kung-Fu Panda. Deshalb werden sie wohl weder bunte Ostereier im Garten suchen, wie es deren Eltern noch taten, geschweige denn sie bunt bemalen. Die denken doch glatt, dass sie schon bunt in Alufolie von uns Hühnern gelegt werden.“ Doch Hahn Hannibald hatte seine Hühnerschar voll im Griff und forderte Oberhenne Lisa auf, eine dritte Eiernestreihe aufzubauen. Also gab es jetzt eine Reihe, in der die normalen Ostereier mit weißer Schale auf eine Eiernestreihe gelegt wurden, an deren Ende vier Hühner die ankommenden Eier so schnell und geschickt in Eierpackungen verpackten, dass Maschinen der Menschen Mühe hätten, in Schnelligkeit und Qualität zu folgen. Nicht ein Ei ging zu Bruch.

Bei der zweiten Linie legten die Hühner wie durch ein märchenhaftes Wunder Schokoladenostereier, die in bunte Aluminiumhüllen verpackt wurden und nun der dritten Linie mit den neutral weiß verpackten Schokoostereiern. Ruckzuck waren die ersten Ostereierstiegen verpackt.

Die fertigen Ostereier kamen zur Ostereiermalwerkstatt des Osterhasen, damit die fleißigen Langohrkollegen diese in den fantasievollsten Mustern und Farben bemalten. Direkt neben der Malwerkstatt des Osterhasen gab es die Osterhasenschule, wo die ganz kleinen Hasen lernen sollten, wie die Ostereier von den Hasen bemalt wurden.

Auch der kleine freche Hasenjunge Stummelweiß kam in diesem Jahr ganz neu in diese Schule. Er war ganz aufgeregt und freute sich schon sehr auf die anderen Hasenkinder. Meister Farbenklecks begrüßte die neue Osterhasenschüler an seiner Schule: „Kinder ab jetzt beginnt der Ernst des Lebens. Ihr lernt ab sofort, wie wir Hasen in der Ostereimalwerkstatt die Ostereier bemalen, damit sich die Menschenkinder daran erfreuen, wenn sie diese im frischen Grün des Gartens finden. Aber nehmt euch in Acht, denn die Eier von den Hühnern, die wir erhalten, sind sehr zerbrechlich. Deshalb müssen sie so sanft berührt werden, als wären sie aus Luft. Das verlangt von uns Hasen mit unseren Krallen an den Pfoten sehr viel Geschick und mehr Übung als das Bemalen der Eier. Aus diesem Grund üben wir in den nächsten zwei Wochen das Fangen von mit Wasser gefüllten Schweineblasen. Wenn ihr sie zu fest fangt, zerplatzen sie sofort. Erst, wenn ihr die Technik raus habt, bleiben diese Blasen ganz. Dann erst geht es das erste Mal an das Bemalen der Ostereier.“ Stummelweiß war diese lange Ansprache von Meister Farbenklecks viel zu langweilig. Es gefiel ihm viel lieber, der Fliege hinterher zu hoppeln, die um die anderen Hasenkinder herum flog. Meister Farbenklecks hatte ihn genau beobachtet und fragte: „Womit beginnen wir in den nächsten zwei Wochen Stummelweiß?“ Erschrocken und weil er nicht aufpasste antwortete er: „Vielleicht Fliegen fangen?“ Die ganze Klasse lachte. „O je!“, antwortete Meister Farbenklecks und musste auch lachen. „Mit dir werden wir ja noch unseren Spaß haben. Du bist ja ein richtiger kleiner Klassenclown.“

Dann begann das erste Training mit den gefüllten Schweineblasen. Die Hasen mussten sich paarweise gegenüber stellen, so dass die größten ganz vorn und die zwei kleinsten Kinder hinten standen. Sie sahen aus wie die Orgelpfeifen. Stummelweiß gehörte natürlich zur letzten Gruppe.

Am ersten Training beteiligte sich sogar der Osterhase. Er kam und begrüßte die neuen Hasenkinder in der Osterhasenschule. Der kleine Hase Stummelweiß fiel ihm sofort auf, weil der an seinem auffälligen Schwänzchen sehr leicht zu erkennen war. Außerdem ragten seine Löffel immer besonders neugierig in die Höhe. Der Meister Farbenklecks und der Osterhase nahmen in der Mitte zwischen den Hasenkindern Aufstellung. Dann erklärte Meister Farbenklecks: „Liebe Kinder passt gut auf. Der Osterhase und ich zeigen euch jetzt, wie man die mit Wasser gefüllten Schweinsblasen richtig fängt, ohne sie zu zerplatzen.“ Der Osterhase nahm die erste Blase und warf sie auf den Meister Farbenklecks. Der schien völlig ahnungslos zu sein. So zerplatzte sie als sie den Kopf des alten Hasen traf. Alle Hasenkinder lachten laut los. „Seht ihr Kinder, genau das passiert euch auch, wenn ihr nicht beim Fangen aufpasst. Beim nächsten Wurf zerplatzt die Blase nicht mehr. Ihr werdet es sehen“ Er behielt Recht. Der Osterhase warf die nächste Schweineblase in Richtung des alten Meisters Farbenklecks. Dieses Mal fing er die Blase sicher auf und legte sie in eine Eierpackung. Denn die Hasenkinder sollten in der Osterhasenschule lernen, wie alle Handgriffe funktionierten, um am Ende bemalte Ostereier ausliefern zu können.

„Kinder jetzt seid ihr dran. Probiert es so lange, bis ihr den Dreh raus habt. Die Kinder auf der Seite des Osterhasen fangen an zu werfen. Später tauschen wir die Seiten. So machten sich die Osterhasenschüler an ihre erste Aufgabe in der Osterhasenschule. Da ging es sehr lustig zu. Denn die ersten Würfe gingen erwartungsgemäß schief. Jedes Mal, wenn ein Osterhasenschüler getroffen war, lachten die anderen bis sie selbst zum Wasserbombenopfer wurden. Doch am Ende des ersten Schultages hatten sie sich soweit im Griff, dass sie die gefüllten Schweinsblasen sicher in die Eierstiege legen konnten. Meister Farbenklecks war sehr stolz auf seine neuen Osterhasenschüler und sagte: „Ihr lieben Osterhasenschüler habt gezeigt, dass lange Übung zum Erfolg führt. Morgen folgt die zweite Übung in der Osterhasenschule. Da lernt ihr, wie die Farben richtig gemischt werden. Nur, wenn sie die richtige Zusammensetzung haben, bleiben sie an den Ostereiern kleben und dringen nicht in das Innere der Eier. Denn dann wären diese für die Menschenkinder ungenießbar, und das wollen wir ja nicht.“

Unser Freund der Hasenjunge Stummelweiß hatte sich im Laufe des Tages mit seinem Hasenpartner auf der anderen Seite angefreundet. Das war das Hasenmädchen Minnie und musste dauernd über die Späße von Stummelweiß lachen. Er erzählte ihr: „Ich habe noch nie Menschenkinder gesehen. Wir nehmen diese vielen Mühen auf uns und lernen, wie wir für sie die Ostereier bemalen. In diesem Jahr werde ich mich zum Osterfest zwischen einer der Ostereierpackungen verstecken. Dann möchte ich mit eigenen Augen sehen, wie die Kinder die Eier auf der Wiese im Garten suchen. Komm bitte mit mir. Allein ist es gefährlicher so ein Abenteuer zu wagen.“ Minnie überlegte lange. Dann entgegnete sie: „Ich traue mich nicht, denn was passiert, wenn wir unterwegs dem bösen Fuchs begegnen. Der wird sich auf so einen Leckerbissen, wie zwei Hasenkinder freuen.“ Stummelweiß antwortete ganz mutig: „Ich beschütze dich schon. Du brauchst keine Angst zu haben. Außerdem ist das Versteck, das ich uns aussuche sehr sicher. Bitte begleite mich, oder bist du nicht neugierig zu wissen, für wen wir diese ganzen Mühen auf uns nehmen?“ „Doch schon, na gut. Wann wollen wir denn dieses Abenteuer wagen?“ Stummelweiß antwortete darauf: „Ich wusste, dass deine Neugier auch größer ist als deine Furcht. Wir sind gar nicht so verschieden. Wollen wir Freunde sein?“ Sie verabredeten sich für den kommenden Ostersonntag, weil das eben der einzige Tag im Jahr ist, an 

 

 

dem die Ostereier auf der ganzen Welt verteilt werden. Zufällig versteckten sich die beiden Hasenkinder zwischen den Ostereierpackungen, die für die Kinder in Rostock bestimmt waren. Sie gelangten in den Garten einer Familie, wo die Kinder gerade in der Laube vor dem Fernsehgerät saßen. Die Hasenkinder blickten neugierig durch das Fenster. Sie hatten ja vorher nie Menschen geschweige denn einen Fernseher gesehen. Dort lief gerade ein Trickfilm über Spongebob, der gerade Ostereier mit seinem besten Freund Patrick suchte. Plötzlich erklang eine weibliche Stimme. „Max, Tini kommt in den Garten. Der Osterhase hat da was für euch versteckt.“ Die beiden Hasenkinder blickten sich verwundert um, weil sie sich gar nicht daran erinnern konnten, den Osterhasen in diesem Garten getroffen zu haben.

 

Aber die beiden Kinder waren nicht vom Fernseher weg zu kriegen. „Erst muss der Trickfilm zu Ende sein. Dann kommen wir.“ Nach ungefähr zehn Minuten kamen sie doch endlich neugierig geworden in den Garten. Die Mutter von Max und Tini sagte zu ihren Kindern. „Sucht, was der Osterhase im Garten für euch versteckt hat.“ Auch die beiden Hasenkinder waren neugierig und lugten mit ihren langen Öhrchen hinter einem großen Busch hervor. So wurden sie von den Menschenkindern entdeckt. „Mami, das ist aber eine schöne Osterüberraschung. Hier sind zwei echte kleine Osterhasen!“ Selbst überrascht kam die Mutter und griff die beiden kleinen Tierkinder. „Damit habe ich wirklich nicht mit gerechnet, dass ihr zwei persönlich gekommen seid, um meinen Kindern eine Freude zu machen.“ Die Menschenkinder setzten die Suche fort und fanden auch die Schokoladenostereier. Da war auch eine neue Sorte dabei mit neutral weißer Verpackung. Dazu fanden die Kinder eine Tüte mit Pinsel und Farbe und Mustervorlagen. Die Mutter erklärte ihren Kindern, was es damit auf sich hatte. „Der Osterhase brachte in diesem Jahr eine neue Sorte, die von euch selbst bemalt werden sollen. Damit soll eure Kreativität gefördert werden. Das finde ich eine gute Idee.“

Für die beiden Hasenkinder wurde eine Behausung aufgebaut und sie bekamen reichlich zu futtern. Das gefiel den beiden so gut, dass sie nicht traurig waren, durch ihre Neugier zu den Menschen gelangt zu sein. Durch das Spielen mit ihren zwei neuen Tierkindern, den Hasen Stummelweiß und Minnie, vergaßen die Menschenkinder Max und Tini sogar den Fernseher und hatten viel Vergnügen.

Nachwort

Auch so kann es zu Ostern passieren, dass manch neugieriges Osterhäschen bei den Menschen ein neues Zuhause findet.

 

Viel Spaß beim Lesen wünscht

Euch

Manfred Basedow

Impressum

Texte: Manfred Basedow
Bildmaterialien: Manfred Basedow(C)
Tag der Veröffentlichung: 20.03.2012

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