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Einleitung

 

Diese Broschüre befasst sich mit der inneren Ergänzung des Menschen in seinem Liebesaspekt, so wie es das spirituelle Tantra lehrt. Dieser Liebesaspekt wird hier in seiner hohen Erscheinungsform als All-Liebe besprochen, wie unterschiedlich diese innere Begegnung erlebt wird, wie man mit einer Liebes-Gottheit in Kontakt kommt, wie man diesen Kontakt durch Resonanz und Training festigt und wie man diese Liebeskraft durch Resonanz und entsprechende Lebensführung an andere Menschen weiter geben kann.

 

Leider sind die Begriffe, die im Tantra für diese Erfüllung eines spirituellen Liebesweges verwendet werden sehr verwirrend. Der Begriff „Shakti“ wird für viele unterschiedliche Aspekte verwendet und die männliche Ergänzung einer tantrischen Yogini, die man „Shiva“ nennt ist ebenfalls sehr verwirrend, weil Shiva zugleich eine Gottheit aus dem hinduistischem Pantheon ist und mit sehr vielen mythologischen Überlieferungen assoziiert wird.

 

Der Weg der Liebe ist scheinbar ein einfacher Weg, zumindest glauben das viele. Wie ich bislang sehen konnte, gelingt die Liebesmystik nur den Wenigsten, denn es sind die vielen Wünsche und Egoismen der Menschen, die eine offene Liebe verhindern. Wünsche und Egoismen abzulegen ist jedoch sehr schwer – somit ist der Weg der Liebe ein schwerer Weg.

 

Meine Shakti Devi über die Liebe:

 

Liebe ist Leben!

 

Wenn wir ohne Liebe sind,

dann schlafen wir!

Nacht ist um uns,

eine Nacht ohne Sterne.

 

Wenn wir lieben

erglüht eine aufgehende Sonne,

trocknet die Tränen des Morgentaus,

öffnet die Blüten,

singt im Summen der Insekten,

erfüllt die Welt mit Leben,

einer Welt, die sich in Deinem Herzen spiegelt.

 

 

Bewusstsein – unterschiedliche Auffassungen im Westen und im Tantra

 

Bevor wir uns mit den Sichtweisen des Tantra Yoga befassen, ist es notwendig die zu unserer westlichen Zivilisation unterschiedliche Interpretation des Bewusstseins des Tantra zu erklären.

Die westliche wissenschaftliche Ideologie geht von der Annahme aus, dass Bewusstsein IMMER einen Bewusstseinsträger (= Körper) benötigt. Nach westlicher Auffassung ist Bewusstsein eine Funktion des Körpers. Wenn man diese Doktrin esoterisch ausweiten will, dann hieße dies, dass statt einem materiellen Körper auch ein feinstofflicher Körper als Bewusstseinsträger gelten könne.

Im Gegensatz zur westlichen Ideologie vertritt das Tantra die Ansicht, dass das Bewusstsein für sich alleine existieren kann. Nicht nur das, sondern es heißt auch, dass aus dem kosmischen Bewusstsein heraus alles Materielle erschaffen wurde. Sobald sich das Bewusstsein mit dem Materiellen verbindet, entsteht daraus das, was allgemein als Leben bezeichnet wird. Bewusstsein ist Sein/Existenz und unabhängig von einem Körper.

 

Nachdem dies geklärt wurde, ist es leichter über die zwei Aspekte des Tantra zu sprechen:

1) die Schöpfung

2) Das Bewusstsein als Ursprung der Schöpfung

Beide, Schöpfung und Bewusstsein sind keine Polaritäten (Gegensätze), weshalb hier auch der Begriff "Aspekte" gewählt wurde. Nun zum Detail:

 

1) Schöpfung.

Die Schöpfung gestaltet sich aus der Wechselwirkung von Kräften (Energien). Eine jede Kraft hat ihre Gegenkraft (= Polarität). Daraus entsteht Materie, Bewegung, schlichtweg jede Art des Geschehens.

 

2) Bewusstsein ist das stille, in sich ruhende Wahrnehmen. Es ist frei von Gedanken und Emotionen.

 

Ziel des Tantra Yoga:

Der Yogi, bzw. die Yogini muss beide oben beschriebenen Aspekte in ihrer Reinheit und Vollendung verwirklichen.

1) Die vollendete Schöpfung (= Shakti) äußert sich als Liebe.

2) Eine Annäherung an das reine Bewusstsein wird in der Stille, dem In-Sich-Ruhen erlangt.

 

 

Shiva und Shakti und die polaren Grundkräfte der Schöpfung

 

Nach dem Tantra Yoga besitzt jeder Mensch eine gegenpolare innere Entsprechung. Beim Mann wird sie „Shakti“ genannt und bei der Frau „Shiva“.

 

Die unterste Erscheinungsform der gegenpolaren Entsprechungen ist energetischer, beziehungsweise feinstofflicher Natur. Diese beginnen mit dichteren Erscheinungsformen wie die Kundalini und erfüllen sich in Kräften eines hohen göttlichen Bewusstseins, das mit dem Yogi bzw. der Yogini in Kontakt tritt. In der folgenden Abbildung sind die Energiekanäle Ida und Pingala dargestellt.

 

 

Darstellung von Ida/Pingal auf einem Fensterflügel des alten Ashrams (Yogaraum)

 

Zur Erklärung des Bildes: die zwei Kanäle (Nadis) Ida und Pingala schlingen sich in dreieinhalb Windungen um die Kundalinie. Da feinstoffliche Kräfte in China oft mit Drachen in Verbindung gebracht werden, wurden hier Ida und Pingala als Drachen dargestellt. Sowohl Ida, Pingala als auch der mittlere Kanal Sushumna entspringen dem Muladhara Chakra, das hier auf der Abbildung wie üblich als roter vierblättriger Lotus dargestellt wird.

 

Auch im Taoismus spielen diese bipolaren Kräfte oder Schöpfungsqualitäten eine große Rolle. Sowohl energetisch als auch philosophisch wurden diese polaren Kräfte in China seit alten Zeiten als Monade dargestellt:

 

 

Monade

 

 

Der Liebesweg im spirituellen Tantra und wie ein Guru sein sollte

 

Der spirituelle Liebesweg verläuft bei jedem Menschen anders. Es gibt nichts hierbei, was man verallgemeinern könnte. Es gibt keine Regeln, keine Gesetzmäßigkeiten. Auf Anhieb mag dieser Weg einfach aussehen. Aber letztlich ist dieser Weg doch sehr kompliziert und mit vielem Unvorhergesehenem und oft auch mit vielen Krisen verbunden. Ich glaube nicht, dass jemand diesen Weg alleine schafft, ohne Hilfe eines Gurus, der diesen Weg bereits erfolgreich gegangen ist. Allerdings Vorsicht: meiner persönlichen Ansicht nach ist jemand schlecht beraten, der sich einen Guru sucht, dessen Wissen sich mit dem Zitieren aus „heiligen Schriften“ erschöpft. Auch wenn er noch so gelehrt erscheint und mit Sanskritworten um sich wirft. Inneren Fortschritt erkennt man an Bescheidenheit, Sanftmut und Liebe und nicht an Berühmtheit und Status.

 

Der Weg ist voller Überraschungen, er ist unvorhersehbar.

 

 

 

Sieh den Regenbogen,
er ist die Brücke zu den Göttern.
Kein schwerer Fuß kann ihn betreten,
er ist der Weg des Herzens.
Aus „Eine Kette aus roten Perlen“, gratis ebook von A. Ballabene

 

Wann ist ein Fuß so leicht, dass er die Regenbogenbrücke betreten kann?

 

Wenn man den spirituellen Weg gehen möchte aus dem Wunsch sich zu entwickeln, oder weil man frei von all den Bindungen der Schicksalskräfte werden will, so ist das in Ordnung. Aber man wird den regenbogenweg nach wie vor nicht betreten können, weil der spirituelle Weg aus einem Wunsch geboren wird. Alle Wünsche entspringen dem Ego des Menschen und das mach den Fuß nach wie vor schwer.

Erst wenn jemand bereit ist den Weg aus Sehnsucht zu gehen und wenn die Sehnsucht so groß ist, dass Tränen vergossen werden, dann erst ist der Fuß leicht geworden und der Regenbogenweg wartet darauf betreten zu werden.

 

So wie ein Regenbogen in unserer materiellen Welt überall die gleichen Farben zeigt, so ist die spirituelle Liebe überall von gleicher Art. Dennoch, wie unterschiedlich begegnen wir doch einem Regenbogen! Einmal erblicken wir ihn an diesem Ort, einmal an jenem, einmal ist er breit und einmal schmal, einmal durchscheinend zart und ein andermal stark leuchtend. Ebenso unterschiedlich kann sich die spirituelle Regenbogenbrücke den einzelnen Menschen darbieten.

Und ebenso wie der Regenbogen erst dann in Erscheinung tritt, wenn die Sonne leuchtet, ebenso muss bei einem Menschen, der den mystischen Liebesweg geht, die Sonne des Herzens strahlen.

 

Im Folgenden wird versucht in einigen Beispielen zu zeigen, wie unterschiedlich die tantrischen Liebeswege verlaufen können.

 

 

Über den Begriff "Partnergottheit"

 

Was unter einer Partnergottheit verstanden wird, kann vieles sein. Es kann eine Gottheit sein, wie wir es aus der Mythologie kennen. Es kann aber auch eine befreundete, jenseitige Person sein, vorausgesetzt sie hat einen sehr hohen Entwicklungsstand.

 

Man kann daraus ersehen, dass man unter dem Begriff "Partnergottheit" einfach nur eine höhere, hilfreiche Intelligenz versteht. "Partnergottheit" ist somit ein verschwommener Sammelbegriff. Gerade die Tatsache, dass dieser Begriff unpräzise ist, macht ihn dafür geeignet, die vielen unterschiedlichen Erfahrungen einzelner Tantra-Praktikanten zusammenzufassen, um in der Folge eine für alle gleiche Zielsetzung zu erarbeiten. Für die Yogapraxis ist ein unpräziser Sammelbegriff somit günstiger. Eine verschwommene Definition toleriert die unterschiedlichen Arten der Begegnung. Sicherlich neigt jemand, der/die es genau wissen will zu Spekulationen, aber man sollte solche Spekulationen nicht zu ernst nehmen, weil eine Verifikation praktisch unmöglich erscheint. Eine absolute Wahrheit gibt es nur in "heiligen" Schriften welcher Religion auch immer. Ansonsten findet sich eine absolute Wahrheit nicht einmal in unseren sehr fortgeschrittenen Naturwissenschaften.

 

Das, worauf es bei einer Partnergottheit in der Praxis ankommt, ist die

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 11.09.2018
ISBN: 978-3-7438-8046-7

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