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Die Lehre des Tantra-Yoga

 

Das theoretische Grundkonzept des Tantra

 

 

 

Alfred Ballabene

 

alfred.ballabene@gmx.at

gaurisyogaschule@gmx.de

 

Allgemeines über den Tantra

 

Es wird behauptet, dass der Tantra etwa im zweiten Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung entstand - weil die ersten Aufzeichnungen aus dieser Zeit stammen. Das ist eine typisch westliche Denkweise, in der etwas erst ab dem Zeitpunkt existiert, ab dem es belegt ist. Ob dies wirklich stimmt hängt sicherlich auch von der Definition des Tantra ab. Es gibt unterschiedliche Richtungen des Tantra, und auch Traditionen wie das Kumbha Mela, die sicherlich bis in etliche vergangene Jahrtausende zurück reichen. Es gibt Praktiken aus alter Vorzeit, die sich bis heute lebendig unter den Sadhus erhalten haben und als mündlich tradierte Geheimlehre in vielfältigsten Auslegungen und Methoden weiter gegeben werden. Wenn wir den Überlieferungen der Sadhus Gehör schenken, so lassen sich wesentliche Yogapraktiken des lebendigen Tantra auf eine Inkarnation von Shiva vor sieben tausend Jahren zurück führen. Wer immer das gewesen sein mag, er gilt als der Ursprung der Verehrungsform Shivas als Mahaguru. Für mich persönlich ist dieser Yogi aus uralten Zeiten Babaji, so wie ich ihn aus astralen Begegnungen kenne. Ich erwähne diesen Aspekt, weil er deutlich vor Augen führt, dass das Wesen des Tantra Yoga etwas Lebendiges ist und in erster Linie aus inneren Erfahrungen besteht und als individuelle Erfahrung nicht durch Buchstaben und Lexika fixiert werden kann. Das zu den Tantra Praktiken.

 

 

Sadhus beim Kumbha Mela Fest

 

Was den theoretisch-philosophischen Überbau des Tantra betrifft hat sich in diesem langen Zeitraum unweigerlich vieles an Anschauungen geändert. Deshalb ist es schwer zu sagen ab wann oder mit welchen Lehren der Tantrayoga überhaupt anfängt. Unbestritten ist sicherlich, dass Elemente verschiedenster Traditionen von der Gnosis beginnend bis zur Advaita sich den ursprünglichen magisch-schamanischen Ansichten überlagert haben.

 

Meist wird die Ausübung des Tantra unter den Sadhus als individueller, visionärer Weg gesehen. Hierbei ist denkbar, dass der Guru seinen Schülern jeweils nach deren Bedarf unterschiedliche Methoden und Zwischenziele vorgibt. Ein tantrischer Lehrer, der individuell unterweist, hat in der Regel nur zwei oder drei Schüler. Im Gegensatz zu den Wanderasketen und Eremiten gibt es in Indien Ashramas, Kloster ähnliche Institutionen. In den im Westen berühmten Ashramas erfolgen Lehrreden vor hunderten oder tausenden Leuten. In solchen Veranstaltungen können nur Dogmen und Traditionen weiter gegeben werden, aber man kann so viele Menschen nicht nach individuellen Bedürfnissen führen. Aus meiner Sicht liegen alle jene falsch, die einem berühmten "Guru" nachlaufen - er kann ihnen für den spirituellen Weg nichts oder nur sehr wenig mitgeben. Nicht heilige Schriften, sondern das Einfühlungsvermögen und die Erfahrung eines echten Gurus bringen einen Suchenden weiter. Auch kann man nicht auf passive Weise fortschreiten, etwa indem man in der Ausstrahlung eines "Erleuchteten" sich spirituell voll tankt.

 

DieTantriker als Wandermönche oder Eremiten waren schon durch ihre Lebensweise bedingt abseits der Konvention. Nicht nur das, sie haben sich gegen alles was Vorschrift und Norm ist gewehrt. In diesem Sinne ein Gedicht von der mittelalterlichen Sadhvi (Wanderasketin) Lal Ded, in welchem sie zum Ausdruck bringt, dass konventioneller Glaube nichts mit innerer Reinheit und spirituellem Fortschritt zu tun hat:

 

Lal Ded, 61. JK und 13 BNP

Frau, erhebe Dich und öffne Dich für das Ritual

mit Wein, Fleisch und Katzen.

Wenn Du Dir bewusst bist, dass Dein höchstes Bewusstsein von allem unbeeinflusst bleibt,

dann nimm das Ritual an und iss in Gesellschaft Deiner tantrischen Gefährten.

(Es spielt keine Rolle, wenn Du gegen die üblichen Moralvorstellungen verstößt, indem Du die Tantra-Rituale praktizierst.)

 

Die echten Sadhus (nicht Bettler, die sich als Sadhus ausgeben) gehen einen ekstatisch experimentellen Weg. Oft werden die Zustände und Visionen durch Hunger und Strapazen gefördert. Natürlich gibt es auch welche, die es auf einfachere Art versuchen, etwa durch den Konsum von Hanf. Ob so oder so, sie gehen einen völlig anderen Weg als die Gelehrten und die Vertreter von etablierten Yogaschulen (Ashrams). Letztere sind Hindus und verehren viele Götter, während Tantriker nur einen Gott und seine Gemahlin kennen, nämlich Shiva und seine Shakti. Von dieser Seite her wird bisweilen versucht den Tantra in ein dogmatisches Korsett zu zwingen und ihn den hinduistischen Lebensregeln anzupassen. Tantra ist dann ein philosophisches System geworden, mit standardisierten Übungen. Dieser Tantra hat sich dann seinem Ursprung entfernt. Da die Bücher und sonstigen Schriftwerke über den Tantra von diesen Vertretern heraus gegeben werden (Wanderasketen geben keine Bücher heraus), entsteht im Westen ein völlig falsches Bild betreffend dem Tantra.

 

Bezüglich dem philosophischen Überbau des Tantra gibt es eine relativ große Übereinstimmung. Im Gegensatz zu den zahllosen Übungen der diversen tantrischen Sekten kann man diesen Überbau in einer Broschüre skizzieren. Das will ich hier versuchen, was nicht bedeutet, dass ich ein reiner Theoretiker bin - ich lehre den Tantra in einer Version, die ich "Maha Yoga" nenne.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 06.09.2016
ISBN: 978-3-7396-7235-9

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