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Martha



Jean-Claude, ein Belgier, den ich in Aswan kennenlernte, lebt seit ueber neun Jahren in Aegypten - vorwiegend in Alexandria. Er hatte das ganze Land bereist - das heisst, auch die Wueste und die alten und neuen Oasenstaedte; auch den Sinai und die Kuesten des Mittel- und des Roten Meeres. Er verfuegte ueber viel Uebersicht und ueber aussergewoehnlich viel Detailkenntnisse und er hatte in all den Jahren viel gesehen und erlebt, hatte in unterschiedlichen Jobs gearbeitet, sich mit vielen Einheimischen unterhalten und auseinandergesetzt und war haeufig Gast in aegyptischen Familien gewesen.
Mit seiner geschiedenen Frau Alissia, einer Franzoesin mit strahlenden Augen und einem ungewoehnlich heiteren Gesichtsausdruck und den drei Kindern aus der gemeinsamen Ehe, traf er sich einmal im Jahr an einem jeweils anderen aegptischen Ort, und sie verbrachten einige Wochen miteinander. Die Kinder wollten es so, versuchte er mir zu erklaeren, fast entschuldigend, obwohl er mir keine Erklaerung schuldig war. Ich verstand auch so, dass er sich schwer tat, sich von dieser wunderbaren Frau zu loesen, kaute ich selbst an einem vergleichbaren Problem. Was konnte auf eine wundervolle Beziehung noch folgen? Was mehr, als der bittersuesse Stachel einer unerfuellten Hoffnung?
So sassen wir hin und wieder zusammen, er rauchte eine Sischa, ich trank Tee. Und wir plauderten ueber dies und das. Natuerlich kamen wir auf die Frauen zu sprechen. Einmal sprachen wir ueber den Bauchtanz. Und ueber Prostitution. Auch wenn beide Phaenomene in Aegypten tatsaechlich Lichtjahre voneinander entfernt sind. Und natuerlich wollte ich als alleinreisender Tourist wissen, ob Aegypterinnen, Muslima oder Koptinnen, von einem Europaer ohne vorherige Eheschliessung ueberhaupt ins Bett zu bekommen seien.
Jean-Claude erzaehlte mir eine Geschichte, die er in der ersten Zeit seines Aufenthaltes in Aegypten erlebt hatte. Und da die Geschichte einigermassen bizarr ist, beschloss ich, sie aufzuschreiben, Jean-Claudes Einverstaendnis vorausgesetzt.
Natuerlich habe ich die Namen und die Orte veraendert, so dass es schwer sein duerfte, Jean-Claude anhand seiner Erzaehlung, beziehungsweise meiner Nacherzaehlung, zu identifizieren. Er wird mir glauben, dass mir mit meiner Nacherzaehlung nicht daran gelegen ist, ihn blosszustellen. Allerdings bin ich fest davon ueberzeugt, dass jede lehrreiche, unterhaltsame, erheiternde oder konfrontierende Geschichte erzaehlt werden muss, ja muss – einfach als Gegengewicht gewissermassen, gegen all den Schrott und all das unsaeglich Banale, Billige und Gemeine, dem wir in unserer Zeit fast ununterbrochen ausgesetzt sind.
Hier also Jean-Claude’s Geschichte, aufgeschrieben von mir in der ersten Person und in woertlicher Rede:

„Als ich vor Jahren nach Aegypten kam, richtete sich mein Hauptaugenmerk vor allen Dingen auf Kairo. Mich interessierten also weniger die sattsam bekannten antiken Denkmaeler der grossen aegyptischen Vergangenheit, die Tempel- und Grabanlagen, die Sphingen, Mumien, Sarkophage, Pyramiden und Obeliske, die Saeulenhallen, Pylone und Statuen, sondern viel mehr das juengere islamische Aegypten der Moscheen und Medresen, der Schulen und Hospitaeler, der Minarette und Tuerben - und natuerlich das neue, das moderne Aegypten, geformt im 19. und im 20. Jahrhundert von Maennern wie Mehmed Ali, Said Pascha, Fuad I., Faruk, Nassr, Sadat oder Mubarak. Wie praesentiert sich die Hauptstadt eines Schwellenlandes - oder soll man sagen: Entwicklungslandes - deren Einwohnerzahl zwischen 15 und 20 Millionen Menschen liegen duerfte und die auch heute noch wie ein Magnet taeglich viele Menschen aus allen aegyptischen Landesteilen anzieht, in der Hoffnung auf bezahlte Arbeit, auf Nahrung und auf eine chancenreichere Zukunft als eine auf dem flachen Land.
Und so streifte ich tagelang, ja wochenlang durch Kairo: den Nil entlang, durch die Gaerten und Parkanlagen auf El Gesira, dem Botanischen Garten, dem Zoologischen Garten, zurueck zu den internationalen Hotels am Ostufer, zum Aegyptischen Museum, in dem ich trotz anderer Absichten viel Zeit verbrachte: schauend und staunend und erschuettert von der Kraft und der Ehrlichkeit, der Eleganz, dem Hochgesinnten und der Froehlichkeit in dieser Kunst. Zum Abdin Palast, zum Hauptbahnhof mit seiner Kolossalstatue des zweiten Ramses, zur Zitadelle mit der noch beruehmteren Mohammed Ali-Moschee und ganz in der Naehe zur Sultan Nasir-Moschee, zur Sultan Hassan-Moschee und der Er-Rifa’l-Moschee. Kairo - die Stadt der tausend Moscheen. Oft verlief ich mich in den engen und verwinkelten Gassen der Altstadt. Nach den haeufigen und ueberaus heftigen Regenfaellen in den Wintermonaten verwandelten sich viele dieser Gassen in schlammige Seenlandschaften, die ich kaum zu ueberqueren wagte mit all dem Unrat, der sich zusammen mit dem Wasser und dem braunen Sand zu einen Ozean unappetitlichen Schlamms vermischte. Aegyptischer Urschlamm gewissermassen, aus dem, der Mythologie zufolge, die Welt entstanden war und in dem sie offenbar vorhatte, wieder zu versinken.
Auf einem meiner Ausfluege in die Gegend der Zitadelle erreichte ich schliesslich den huebschen Platz nahe der El-Ashar-Moschee, der auf der einen Seite von Restaurants gesaeumt ist und die Menschen anzieht, vor allem natuerlich die Touristen aus aller Welt. Ich suchte mir einen Platz im Halbschatten, bestellte Tee und genoss die Waerme der Wintersonne und die durch eine bunte Markise erzeugte Kuehle. In das Teeglas hatte man einige Pfefferminzblaetter gegeben, und so entsprach der Tee den Witterungsumstaenden: heiss und waermend, erfrischend und wuerzig zugleich. Ich sass und streckte die Beine von mir, soweit nur, dass sie den geschaeftigen Kellner nicht behinderten und schaute dem Treiben auf dem Platz und den einmuendenden Strassen und Gassen zu. Halbrechts vor mir wurde die Trauerfeier fuer eine offenbar wichtige Persoenlichkeit abgehalten. Es fuhren immer mehr und fuer aegyptische Verhaeltnisse grosse und teure Autos vor. Tueren wurden aufgerissen, sehr korrekt gekleidete Damen und Herren entstiegen den Fahrzeugen und gingen auf ein Gebaeude mit einem grossen Portal zu und verschwanden in der Dunkelheit. Mehr zur Mitte des Platzes hin brachten Reisebusse Ladungen erwartungsfroher oder gelangweilter oder skeptischer Touristen aus vielen Laendern, entliessen sie aus ihren klimatisierten Innenraeumen in die feuchte Waerme des kairiotischen Spaetvormittages, liessen ihre schweren Motoren weiterlaufen, verpesteten die Luft und fuhren schliesslich, oft laut und ohne erkenn-baren Grund hupend, wieder davon. Sie wuerden wieder zurueckkommen und ihre internationale Fracht abholen, erneut an Bord nehmen und das naechste Ziel in dieser unuebersehbar grossen Stadt anfahren.
Der Platz mit seiner kleinen Parkanlage schien ein beliebter Treffpunkt zu sein, auch fuer die Einheimischen. Ich beobachtete Passanten, wie sie aufeinander warteten, sich gegenseitig erkannten, aufeinander zugingen und sich voller Freude und ueberaus herzlich begruessten, in die Arme nahmen, auf die Schultern klopften und sich immer wieder von oben bis unten in Augenschein nahmen. Kinder huepften aufgeregt von einem Bein aufs andere, draengelten und machten sich wichtig - bis sie von ihren Verwandten oder den Freunden der Eltern endlich wahrgenommen und ebenfalls begruesst wurden. Das alles geschah in einer solch heiteren Atmosphaere, dass es mir ganz warm ums Herz wurde.
In einem solchen Moment entdeckte ich ein Paar, das geloest und ohne jede Eile ueber den Platz spazierte. Es schien alle Zeit der Welt zu haben, dafuer aber kein Ziel und keine Verabredung. Die beiden gingen einfach hin und her, betrachteten die Menschen auf dem Platz und die Gaeste in den Lokalen.
Sie war eine wunderschoene Frau. Vielleicht fuenfundzwanzig, groesser als der Durchschnitt, ihre Haut hatte die Farbe hellen Milchkaffes. Sie war etwas mollig, vollschlank wuerde man charmanterweise sagen, nicht verschleiert, ihr Haar war dunkel, glaenzend und ueppig. Sie trug geschmackvoll geschnittene Hosen, einen eleganten Pullover und halbhohe Schuhe - alles in harmonischen Beige- und Brauntoenen. Der Mann neben ihr war Anfang dreissig. Sein Haar lichtete sich bereits. Auch er war gut gekleidet, sein Gesicht war etwas verknittert und seine Augen wirkten ein wenig gehetzt und lauernd. Aber vielleicht bildete ich mir das nur ein.
Dreimal waren die Beiden nun schon an meinem Tisch vorbeispaziert und – ich glaube, ich taeuschte mich nicht -, beim zweiten Mal warf sie mir einen aufmunternden Blick zu. Jedenfalls deutete ich den Aufschlag ihrer warmen und feuchten Augen entsprechend und augenblicklich stellte sich das sattsam bekannten Ziehen in der Lendengegend ein. Als sie mich beim dritten Mal ganz offen und strahlend anlaechelte, wollte ich nichts anderes mehr darin sehen, als eine absichtsvolle Aufforderung. An eine Aufforderung zu was? Ich wusste es nicht. Ich wollte auch gar nicht so genau darueber nachdenken. Sondern mich einfach der Spannung und der sanften Erregung hingeben. Also fragte ich nach der Rechnung, unterdrueckte den Aerger ueber die aussergewoehnlich hohe Forderung des Kellners und ging. Ich ging und tat so, als wuerde ich mir - wie viele andere auch - die Leute und die Schaufenster anschauen und die Touristen und deren Busse.
Schliesslich ging ich an dem Gebaeude mit dem grossen Portal vorbei und landete ueberraschend auf einem kleinem, nur wenig belebten Nebenplatz. Und da stand sie. Laechelnd, einladend. Einfach ein schoener Anblick. Langsam ging ich auf sie zu und sprach sie an. Ja, sie waere mir gleich aufgefallen, sie sei eine ganz besondere Schoenheit. Und nicht verschleiert. Und so anders gekleidet, als die meisten Frauen hier. Und die Haare, das Gesicht, die Lippen, ihre Figur. Wir gingen einige Schritte nebeneinander, ehe sie zu sprechen begann. Ja, auch ich waere ihr aufgefallen, ein so gut aussehender Mann mit einem so freundlichen Gesicht. Offenbar so ganz alleine in dieser grossen Stadt Kairo. Ob ich Christ sei. Sie selbst sei Koptin, also Christin. Deshalb trage sie keinen Schleier und bevorzuge Kleidung westlicher Art. Sie sei mit ihrem Bruder hier. Ja, sie lebe in Kairo. Sie lebe bei der Familie des Bruders. Sie selbst sei ledig. Deshalb kuemmere sich der Bruder um sie. Sie seien ein bisschen in die Stadt gegangen, um Leute kennenzulernen. Zum Beispiel mich. Und immer wieder laechelte sie, drehte sich ein wenig, zeigte das schoene Profil ihres Kopfes und das schoene Profil ihres Busens und das ihres verlaengerten Rueckens. Ach ja, ihr Name sei Martha.
Nein, ich war ihr gegenueber laengst nicht mehr gleichgueltig. Das harmlose Geplaenkel und der sanfte Flirt hatten mir etwas eingeheizt und ich war neugierig geworden, wie sich unsere Bekanntschaft weiterentwickeln wuerde. Martha, my dear... Die Zeile aus dem Beatles-Song wollte mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Martha, my dear...
Lange musste ich nicht warten. Der Bruder tauchte auf. Jetzt war sein Blick aufmerksam und lauernd. So, als muesste er staendig sein gesamtes Umfeld kontrollieren. Eigentlich war er eine angenehme Erscheinung - vielleicht ein wenig zu unterwuerfig, zu servil und liebesdienerisch, zu ehrerbietig. Und eben dieser unangenehm lauernde Blick. Er stellte sich vor als Sam. Uebrigens ein oft verwendetes Pseudonym, wenn Aegypter ihren richtigen Namen nicht preisgeben wollen. Er befragte mich nach dem ueblichen Schema: Wie heisst du? Aus welchem Land kommst du? Wie lange bleibst du? Was hast du fuer einen Beruf? Hast du Familie? Wo ist deine Frau? Wo sind deine Kinder? Sam wollte allerdings gleich im ersten Anlauf wissen, wie mir seine Schwester Martha gefalle. Martha haette sich naemlich augenblicklich in mich verliebt, als sie mich in dem Cafe sitzen sah. Na, so was! Sie wolle mich unbedingt naeher kennenlernen. Ob ich eine Einladung in seine Wohnung annehmen wuerde? Martha wuerde bei ihm wohnen, dem Bruder und seiner Familie. Ich war unschluessig. Irgendetwas an der Einladung war mir nicht ganz geheuer, und es ging mir alles viel zu schnell. Und so versuchte ich erst einmal, das Tempo aus der Sache zu nehmen. Wie weit es zu seiner Wohnung sei, was wir dort tun wuerden, wo seine Familie im Augenblick waere. Martha stand die ganze Zeit daneben und laechelte. 'Komm doch mit. Es wird sicher schoen,' sagte sie leise.
Langsam bewegten wir uns von dem stillen Platz weg in Richtung Hauptstrasse. Sam und ich gingen voraus. Martha hinterher. ‚Glaube mir. Martha macht das zum ersten Mal. Sie moechte mit dir zusammensein. Sie liebt dich. Wirklich.' ‚Was muss ich dafuer bezahlen?' ‚Ach, denke jetzt nicht an Geld. Denke lieber an meine schoene Schwester und wie sie dich lieben moechte!' Ueberfluessig zu sagen, dass mich seine Worte anmachten.
‚Also gut. Ich komme mit. Wo muessen wir hin?' Martha hatte sich mittlerweile wieder zu uns gestellt und wir beschlossen, miteinander ein Taxi zu nehmen, um zu Sams und Marthas Wohnung zu fahren. Die Strasse, in der wir schliesslich anhielten und ausstiegen, wirkte nicht sonderlich einladend. Muell und Schutt, eklige Pfuetzen, schlecht gepflegte Haeuser. Wieder begann ich zu zoegern. Doch jetzt war Sam in seinem Revier und er draengte mich weiter. Wir gelangten nach einigem hin und her ueber Pfuetzen und Schlagloecher zu einem Eckhaus, in dessen heruntergekommenen Eingang er mich mehr schob als einlud. Zwei Stockwerke gingen wir hoch, dann betraten wir eine sehr kleine Wohnung, in die nur wenig Tageslicht fiel. Alle Waende waren mit Moebeln vollgestellt, darunter und darauf waren Kisten und Kartons, Koffer und Taschen gestapelt. Mehr hoehlenartige Lager-, als Wohn- und Schlafraeume.
Sam stand da mit einem Laecheln, das sowohl aufmunternd als auch entschuldigend wirkte und machte mit der Rechten eine Geste, in ein Zimmer einzutreten, das offenbar der Salon der Familie war.
Ich erschrak. Auf einer Ottomane lag, zusammengezogen und verschrumpelt, ein menschlicher Koerper. Er bewegte sich nicht, aber es waren ganz leise Atemgeraeusche zu hoeren. ‚Mein Vater’, fluesterte Sam – er sagte nicht ‚unser Vater’ - naeherte sich der Gestalt, griff mit einer Geschicklichkeit und Kraft, die ich ihm nicht zugetraut haette, unter den zerbrechlichen Koerper und hob das Buendel hoch und trug es in eine andere Kammer. Nein, der alte Vater sollte nicht Zeuge dessen sein, was jetzt kommen wuerde. Aber was wuerde kommen?
Inzwischen hatte ich mir eine Vorstellung davon gemacht und auch Wuensche in diese Richtung entwickelt. Martha, die bislang ziemlich unbeteiligt an dem Ganzen war, setzte sich zu mir. Ich hatte mich, um aus dem Weg zu sein und weil ich auch sonst nicht wusste, was ich haette tun sollen, auf den Rand der leer geraeumten Ottomane gesetzt und gewartet. Eigentlich wartete ich darauf, dass Sam verschwinden und die Tuere von aussen zumachen und mich mit Martha alleine lassen wuerde. Tat er aber nicht. Nein, er zog sich stattdessen die Hosen aus und lief in schlabbrigen Unterhosen vor der offenstehenden Zimmertuere auf und ab und spionierte zu Martha und mir hinein. Warum machte er das?
Ich wollte herausfinden, ob ihn die Tatsache erregte, dass seine Schwester mit einem Fremden auf der Ottomane sass. In einem Anfall voellig unangemessener Intimitaet griff ich ihm zwischen die Beine und an sein Geschlecht. Nichts. Nicht der Hauch einer Erektion: ein leicht erregbarer Spanner war er offenbar nicht.
Um es kurz zu machen: die Geschichte endete mehr als fade. Martha wollte keinen Sex mit mir. Sie wollte offenbar nur etwas Schmusen und Fummeln. Mir waere das nicht unrecht gewesen, waere mir nicht inzwischen jeder Wunsch nach Intimitaet abhanden gekommen. Also waren Sam und ich zufrieden - ich, weil ich schlussendlich zwar verwirrt, aber unbeschadet das Weite suchen konnte und dieses auch fand. Er, weil ich ihm einen Geldschein in die Hand drueckte, eine Art Aufwandsentschaedigung, wie ich mir einredete. Wie es Martha mit der ganzen Sache erging, weiss ich nicht. Sie aeusserte sich nicht, und ich traf sie auch hinterher nicht mehr, um vielleicht einmal darueber reden zu koennen. Unzufrieden mit der Situation schien sie mir nicht. Aber mir ist bis heute noch schleierhaft, in welcher Absicht sie sich mir damals naeherte und sich mir richtiggehend aufdraengte. Fuer eine Protituierte erschien sie mir zu zu brav und zu ungeschickt. Aber was dann?
Nur der alte Vater duerfte ueber die ungewoehnliche Ruhestoerung nicht besonders gluecklich gewesen sein.“
So weit also Jean-Claude und seine Geschichte. Ich mochte sie ihm nicht recht abnehmen. Vor allem glaubte ich nicht, dass es zwischen ihm und Martha nicht doch zu mehr als zu einem harmlosen Nebeneinandersitzen auf einer Ottomane gekommen sei. Andererseits gefiel mir an der Erzaehlung, dass sie deutlich machte, wie schnell es zu Missverstaendnissen und Enttaeuschungen und manches Mal zu Streit und Auseinandersetzungen kommen kann, wenn man sich nur oder zu sehr auf die sogenannte Sprache des Herzens oder auf die der hormonellen Aufregung einlaesst.


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Tag der Veröffentlichung: 13.11.2011

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