Cover

Vorbereitungen


Katrina

"Mann, wieso darf ich denn nicht zu der Party?", schrie ich meinen Dad an. "Weil ich dich nicht besoffen vom Polizeirevier holen will! Benzin kostet auch Geld!" Das war mal wieder typisch Dad. Selbst in den unpassendsten Momenten behielt er seinen unpassenden Humor. Schmollend schmiss ich mich auf die Couch. "Hey, Katrina! Ich weiß, wie sehr du dir wünscht, auf Timos Party zu gehen. Wenn du mir wirklich hoch und heilig versprichst, mit keinem Jungen anzubandeln, keinen Alkohol zu trinken und du morgen früh null komma null Promille hast, dann geh. Aber du musst es versprechen." "Juhuuuu!" Ich sprang vom Sofa und hüpfte durch das Wohnzimmer. "Ich darf zu Timos Party!", sang ich. Dann umarmte ich Dad. "Danke!" Lalala, was war das Leben doch schön!! Ich sprang fröhlich in mein Zimmer, um mit den Vorbereitungen anzufangen. An mir, versteht sich. Ich blickte in den Spiegel. Hilfe, ich war ungeschminkt! Da musste Farbe drauf. In dem Moment hörte ich ein "Na, Schwester, am Pickel zählen?", und ließ vor Schreck das Puderdöschen auf den Boden fallen. Der Inhalt verteilte sich auf dem Laminat. "Du Penner!", schrie ich und schmiss ein Kissen nach Jack, meinem großen Bruder. Der flüchtete lachend in die Küche. "Mistkerl!", zischte ich, als ich einen Lappen holte, mit dem ich die Sauerei aufzuwischen versuchte. Das war's wohl mit dem Pudern. Na, dann eben ohne. Ich klatschte mir im Bad frisches Wasser ins Gesicht und stellte mich in meinem Zimmer wieder vor den Spiegel. Meine grünen Augen mussten zuerst dran glauben. Sie wurden mit einem dezenten Braunton bestrichen. Etwas Rouge hier, etwas Mascara da: Schon war sie fertig, die fast perfekte Katrina. Es fehlte nur noch das Kleid. Ich wühlte in meinem Schrank nach einem halbwegs passablen Kleid, und ich fand etwas: Mir war zwar nicht bewusst, dass ich SO ein Kleid jemals gekauft hatte, aber es war wunderschön. Es war weiß, bodenlang und hatte einen Unterrock, sodass sich der wunderschön verzierte Rock des Kleides bauschte. Ich blickte es misstrauisch an. "Daddy!", rief ich nach unten. "Hast du mir jemals ein langes weißes Kleid gekauft?" "Nö! Soll ich?", kam es von unten. "Danke nein, hat sich schon erledigt!" Ich grinste das Kleid an. "Ich werde der Renner des Abends sein!" murmelte ich. Ich wühlte mich weiter nach unten zu meinen Lieblingsschuhen. Da fiel mein Blick auf ein Bild, das in einem vergoldeten Rahmen steckte. Die Frau, die daruf abgebildet war, trug das weiße Kleid. Hübsches Mädchen!", meinte ich und glaubte, das Jack mir mal wieder einen Streich gespielt haben musste. Ich legte das Bild wieder in den Schrenk (ich wusste nicht wohin damit) und schlüpfte in das Kleid. Es sah wunderschön aus. Mal was anderes als ultrakurze Cocktail-Kleider. Ich lief die Teppe hinunter. Mein Dad staunte. "Was ist das denn?", hörte ich ihn fragen. "Hab ich im Schrank gefunden. Hatte Mama das vielleicht irgendwie?" "Nein, selbst deine Mutter hatte nciht so ein schönes Kleid! Willst du jetzt los?" "Hmm, ich werd noch kurz die Haare machen." Mit diesen Worten drehte ich mich um und verschwand im Bad. Die passende Frisur zum Kleid, dachte ich, als ich meine lockig hochgesteckten Haare bewunderte. Als ich meine Schuhe angezogen hatte, verschwand ich mit einem "Bis morgen, Daddy!" aus dem Haus.


Der hungrige Vampir


Aaron

Bis jetzt war die Party furchtbar langweilig gewesen. Ein paar Girlies hingen bei mir rum, die mich offenbar beeindrucken wollten. Die eine schüttelte ihre rot-braune Wallemähne, die andere zog verführerisch ihren Lippenstift nach und die letzte versuchte mich mit einem Lächeln zu überzeugen. Kleinkinder, dachte ich mit gerümpfter Nase. Da klingelte es. Ich rief Timo, dem Gastgeber zu: "Wie viele Mädchen hast du denn eingeladen? Willst du heut Abend Gruppensex veranstalten oder was?" Timo lachte und öffnete die Tür. "Ich linste hin, aber der Wuschelschopf des rothaarigen Mädchens war mir im Weg. Ich hörte nur ein "Ohh, du hast dich ja aufgedonnert" und mehrere Pfiffe von den Jungs. Das Mädchen trat ins Wohnzimmer. Das Herz blieb mir stehen, und das Wasser lief mir im Munde zusammen. Das Mädchen war zirka fünfzehn oder sechzehn, hatte blasse Haut und ein schüchternes Lächeln. Man konnte die dünnern Adern an ihrem Hals sehen und ich fragte mich, wie ihr Blut schmecken würde. Ich bon jetzt schon 486 Jahre Vampir, aber so was ist mir noch nie untergekommen. Ich kämpfte mich aus dem Sessel, vorbei an den ganzen Beatuy-Queens und blickte sia an. Sie trug ein wunderschönes Kleid aus der Barockzeit, das mir irgendwie bekannt vorkam. Ihre blauen Augen strahlten mich an, und ich fragte mich erneut, wie es sein würde sie zu beißen. "Hi!", sagte sie schüchtern. Ihre Stimme ließ mich schmelzen wie ein Stück Butter in der Mikrowelle. "Hi!", antwortete ich. "Ich bin Aaron." Ich fletschte meine Eckzähne.
"Und du?"


Schreckenskuss


Katrina

"Und du?", fragte er. Ich erschrak. Er hatte Eckzähne. Spitze Eckzähne. Sie blitzten mir weiß entgegen. "Komm mit!", sagte Aaron und zog mich hinter sich her. Die Vorstellung, mit einem Vampir allein zu sein, behagte mir nicht, aber ich lief ihm hinterher. Vielleicht waren es ja auch nur Fake-Zähne. Ihr denkt euch jetzt vielleicht, wie kann man nur so blöd sein, aber ich geb's zu: Ich bin schon ein bisschen Esoterikerin und außerdem abergläubisch. Aaron zog mich in die Küche.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 15.10.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Valentino, der mich immer so lieb unterstützt.

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