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Gefahr für die Wildpferde

Es war noch früh am Morgen. Ich weckte die Stuten.
"Wir gehen weiter.", verkündete ich.
Alle standen auf, streckten und schüttelten sich und dann liefen wir los.
Wir kamen aus einem kleinen Tal, in dem es nicht mehr genug zu fressen gab. Nun zogen wir Richtung Berge.
Ich kannte die Berge gut. Die Berge waren meine Heimat.
Dort wurde ich geboren und nun muss ich dort auch wieder hin.

Wir waren schon viele Kilometer gelaufen, als meine Leitstute sagte: "Blacky, die Stuten sind müde. Können wir nicht mal eine Pause einlegen?"
"Meinetwegen, dann können wir auch etwas essen.", antwortete ich ihr.
Wir ruhten uns aus, dann zogen wir weiter.

Am Abend legten wir uns schlafen. Was heißt wir-meine Herde ruhte sich aus. Ich hielt Wache.
Mein Fell glänzte schwarz im Mondenschein.
Ich sah den Mond an. Heute leuchtete er irgendwie heller als sonst.
Der nächste Morgen brach an.

Wir frühstückten etwas und dann liefen wir weiter.
Flicka, meine Leitstute, lief vorne. Ich lief am Ende.
Irgendetwas lag in der Luft. Es war seltsam. Alle anderen kamen zügig voran, nur ich lief heute etwas langsam.
"Komm Blacky, was ist denn heute los? Du läufst heute so langsam.", sagte Celeborn.
"Nichts.", sagte ich. Dann ging ich wieder schneller.

Wir kamen an vielen Hügeln vorbei. Ich fühlte mich beobachtet. Als ich mich umdrehte, sah ich etwas weghuschen. "Leute, lauft schneller! Hier ist irgendetwas nicht in Ordnung!", wieherte ich ihnen zu.
Da waren sie schon: Die Wölfe! Sie hatten uns eingekreist.
Es schien, als gäbe es keinen Ausweg mehr.
Doch ich gab nicht auf: "Los, wir müssen uns gegen sie stellen! Wir müssen ihnen Angst machen!"
Sofort wussten alle, was zu tun war. Wir galoppierten auf die Wölfe zu, stiegen, wieherten bedrohlich und traten sie mit unseren Vorderhufen. Sie flohen.

"Wir müssen hier schnell weg, bevor sie erneut angreifen!", rief ich in meine Herde. Wir galoppierten sofort aus dem Gebirge. Nun kamen wir an einer Lichtung an. "Wir dürfen uns nicht ausruhen! Wir müssen weiter, bevor die Wölfe kommen!", ein Wolf heulte. Wir rannten in panischer Angst los.

"Sind sie weg?", fragte Aerandil. Wir hörten sie nicht mehr. "Ich glaube schon.", antwortete ich unsicher.
Wir liefen zur Sicherheit weiter. Dann wurde es langsam dunkel. "Hier lassen wir uns nieder. Flicka, du übernimmst die eine Hälfte der Nacht. Ich wecke dich, wenn ich müde werde.", die Stuten legten sich schlafen.

"Flicka, wach auf.", flüsterte ich.
Sie machte verschlafen die Augen auf. "Was ist los, Blacky?", fragte sie. "Du musst Wache halten!", sagte ich.
Sie stand auf und passte auf. Ich legte mich nun schlafen.

Am nächsten morgen erwartete mich eine böse Überraschung-die Herde meines Vaters graste ganz in der Nähe. Ich hatte gestern niemanden mehr bemerkt.
Nun sahen wir uns an. Er sah mich böse an. Ich erschauderte. Ich ging vorsichtig zu der Herde.
"Hallo Vater...", sagte ich.
"Was tust du hier? Ich habe dich doch verbannt!", fuhr er mich wütend an. "Das Futter in meinem Tal wurde knapp. Deswegen bin ich mit meiner Herde hierher gekommen.", antwortete ich ihm.
"Verschwinde von hier!", er klang sehr erbost. Da kam Stella, meine Mutter. "Aber Prinz, lass ihn doch mit seiner Herde hier bleiben.", sagte sie zärtlich.
Prinz wurde nun etwas sanfter. "Na gut, aber nur weil du mein einzigster Sohn bist." "Danke.", sagte ich fröhlich. Ich wollte schon zu meiner Herde und ihnen die gute Nachricht verkünden, da sagte er noch: "Aber wenn du oder deine Stuten Schwierigkeiten machen, verschwindet ihr!"

"Hey Leute, eine gute Nachricht. Wir dürfen hier bleiben.
Alle jubelten. "Wir dürfen aber nur bleiben, wenn wir keinen Ärger machen.", sagte ich erneut. "Ist in Ordnung. Oder haben wir je Schwierigkeiten gemacht?", sagte Flicka.
"Natürlich nicht.", antwortete ich ihr.

Einen Monat waren wir bereits hier. Tag und Nacht sah mein Vater mich streng an. Meine Mutter sah ab und an zu mir hinüber und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln.
Ich lächelte immer zurück, dann graste ich weiter.
Flicka war nun schon einen Monat trächtig. Sie ging oft zu meiner Mutter, Stella. Die beiden verstanden sich gut.
Sie plauderten immer über geheime "Stutenangelegenheiten" und kicherten manchmal leise.

Jedoch eines Tages schien irgendetwas in der Luft zu liegen.
Mein Vater ging auf mich zu. "Was ist los?", fragte ich ihn.
"Wo ist Stella? Ist sie etwa mit deiner Freundin weggelaufen? Hast du deiner Stute befohlen, sie zu entführen?", er wirkte aufgebracht.
"Was? Aber Flicka ist doch noch da.", ich sah mich um.
Ich sah Flicka nicht. "Wo ist Flicka? Sonst geht sie nie von der Herde weg.", sagte ich.
"Vielleicht hat sie Stella entführt!", sagte mein Vater wütend.
"Nein, das würde sie nie tun. Ich denke, dass sie einen Spaziergang machen.", sagte ich.
"Dann geh sie suchen. Ich behalte deine Stuten bei mir und beschütze sie.", sagte er nun rau. "In Ordnung. Aber wehe meinen Stuten passiert etwas!", sagte ich.
"Drohst du mir etwa?", ging er mich an. "Nein, natürlich nicht.", sagte ich. Dann preschte ich über die Wiese.

Ich kam an einem Wald an. Ich schluckte. Vielleicht waren dort Wölfe? Aber ich lief mutig hinein, schließlich ging es um meine Mutter und Flicka.
Ich fing an sie zu rufen: "STELLA!!! FLICKA!!! WO SEID IHR?"
Ich wiederholte es immer und immer wieder, doch erhielt ich keine Antwort.
Ich trabte tiefer in den Wald hinein. Da sah ich etwas am Boden liegen. "STELLA!!!", rief ich. Ich raste hin und machte dann eine Vollbremsung. "Was ist los Stella? Und wo ist Flicka?", sagte ich. Sie keuchte: "Ich bekomme ein Fohlen... Flicka sucht gerade Lotus. Sie ist so etwas wie eine Ärztin. Nur besser..."
Ich blieb bei meiner Mutter. Da sah ich zwei Gestalten. Es waren Flicka und Lotus.

Alles war ohne Komplikationen abgelaufen. Doch dann hörte ich Wölfe. "Seid leise. In der Nähe sind Wölfe.", flüsterte ich.
Wir waren mucksmäuschenstill. Ich dachte, dass die Wölfe weg wären, da sprangen sie aus dem Gebüsch. "Los Flicka, Lotus, wir müssen Stella und ihr Fohlen beschützen!", sagte ich mutig. Wir galoppierten auf die Wölfe zu, machten eine Vollbremsung und stiegen. Die Wölfe ignorierten das und knurrten uns an. Wir schlugen auf die Wölfe ein. Dann rasten sie weg. Stella stand nun wieder auf den Beinen. Ihr Fohlen war ein Hengst. "Oh man, der armel kleine Kerl. Er wird später auch vertrieben.", sagte ich. Sein Fell war fuchsfarben, daher nannte Stella ihn Firefox.

"Los, gehen wir zurück zu unseren Herden.", sagte ich, als Firefox munter herumlief und versuchte mit mir zu spielen.
Wir zogen los und kamen sehr schnell an.
"Stella!", rief mein Vater überglücklich. Flicka galoppierte sofort zu meinen Stuten zurück. Ich blieb stehen. Firefox stand bei mir. Er wusste nicht was los war und tat das was ich tat: Herumstehen und zusehen! "Ist das dein Fohlen, Stella?", fragte er. "Ja, das ist Firefox.", sagte sie stolz.
"Aber, ich wäre nie zurückgekommen, wenn Blacky, Flicka und Lotus mich nicht beschützt hätten. Und Firefox wäre auch nicht hier.", sagte sie dann noch.
"Ist das wahr?", fragte Prinz mich nun. "Ja, es ist wahr.", antwortete ich ihm.

Zum ersten Mal, seit wir da waren, lächelte er. "Danke, Sohn.", sagte er. Ich sah ihm direkt in die Augen. Sie strahlten vor Freude. "Du hast dich nun bewiesen und darfst für immer hier bleiben.", sagte er. "Bitte, schicke meinen kleinen Bruder nicht auf so eine gefährliche Reise. Er hätte keine Chance gegen die Wölfe. Sie kennen ihn jetzt und wissen, dass er zu mir gehört.", sagte ich nun.
"Na gut, aber du bringst ihm bei, was ein anständiger Hengst können und wissen muss. Du hast die Verantwortung für ihn."
"Geht klar!", sagte ich nun stolz.

Firefox wuchs zu einem stattlichen Jährling heran und ich tobte wie jeden Tag mit ihm über die Wiese.
Er hatte in einem Jahr schnell und viel gelernt. Er war immer bei mir. Zu Stella ging er nur, wenn er Hunger hatte und Nachts schlief er bei ihr. Sonst war er nur bei mir. Flicka musste Nachts Wache halten, weil ich völlig ausgepauert war. Das Fell von Firefox glänzte in der selben Pracht, wie mein Fell. Nur dass sein Fell rot war, im Gegensatz zu meinem.

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Tag der Veröffentlichung: 06.02.2011

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