Cover

Dieses Buch soll erinnern und wachrütteln!
Kindern volle Hilfe zu geben und nicht weg zu sehen!

Den warum kommt ein junges Mädchen in eine
Hilfseinrichtung?
Wenn nicht um Hilfe zu bekommen?


Wir vermissen dich noch immer!

Deine Freunde!
Babs, Marina, Katrin, Anne, Diana, Björn, Sven, Claus,
Alex, Alex G., Julien, alle Klassenkameraden und jeder
der dich sonst kannte und mochte!


1.



Ich lernte Marion in der 8 Klasse kennen. Sie war ein
liebes, nettes aber auch schüchternes Mädchen.
Da wir gemeinsame Freunde hatten, wuchsen auch wie bald zusammen.

Man schätzte sich, erzählte sich vieles.
Ging zusammen shoppen und verbrachte viel Zeit
miteinandner.


Unsere Vormittage verbrachten wir wie die meisten
Kinder unseres alters - in der Schule. Die Pausen
vergingen mit heimlichen Rauchen oder mal ebend
vom Schulhof zu verschwinden, aber nur um ebend was zu trinken zu kaufen. Wer mag schon immer Milch,
Kakau oder Saft...
Damals was Pepsi Crystal total in.


Nach der Schule ging es meist erst mal nach Hause,
Mittag essen, Hausaufgaben machen (ohhjeee....) und
anschließend gegen 15 Uhr auch wieder raus.

Wir hatten gleich in der Nähe einen großen Spielplatz,
wo wir uns regelmäßig trafen, wir verbrachten dort
schöne Stunden, Versteck spielen mit 12 Leuten macht echt viel Spaß.
Da wir auch 2 Tischtennisplatten dort
stehen hatten spielten wir auch ab und an Tischtennis,
oft saßen wir aber auch nur auf den Platten. Hehehe

Man lernte sich also kennen und erkannte auch die
Macken der anderen. Da ich aber keine preisgeben will, das war unsere Zeit, verschweige ich die meisten hier.


Marion wirkte oft verschlossen und ruhig,
nachdenklich, verletzbar...

Doch als heranwachsender Jugendlicher dachte man sich dabei nicht viel oder bemerkte es erst nicht.


2.



Irgendwann erzählte Marion das sie eine ältere
Schwester habe, natürlich waren wie neugierig und sie
erzählte...


Ihre Schwester war schon vor Jahren ausgezogen, mit
16 um genau zu sein, sie kam mit ihren Eltern nicht
zurecht, immer gab es Ärger zu Hause, wegen
Kleinigkeiten.

Freunde die den Eltern nicht gefielen vorallem Jungs,
Aufgaben die nicht gemacht wurden im Haushalt,
Zimmer nicht richtig aufgeräumt und solche
Nebensächlichkeite.

Es kam soweit das ihre Schwester zu Oma und Opa zog und kaum noch Kontakt zu den Eltern hatte, auser zu ihrer Schwester, die beiden sahen sich regelmäßig, da Marion zu ihr fuhr, auch um zu Reiten, was sie sichtlich gerne tat.

Ich war ab und an mit bei ihrer Oma, eine sehr liebe
Frau.


Auch Marion erzählte das sie sich zu Hause unwohl
fühlte, es gab so viele Einschränkungen, Regeln die zu
befolgen waren. Bei nicht einhalten wurde neue
Kleidung weggebracht, Hausarest verteilt, Taschengeld entzogen.

Nicht das dies das einzigste war, Marion
wurde schlecht gemacht. Sie wurde kategorisch
eingeschüchtert, sie glaubte irgendwann wirklich das
sie ein böses Kind ist, das sie immer nur Fehler macht
und zu nichts nütze ist.


Ein Kind das schon mit 12 / 13 Jahren stets solche
Sätze hört glaubt daran, das wusste vor allem ihre
Mutter. Ich denke auch heute noch das sie
auschlaggeben war für das was kam...


3.



Mit der Zeit wussten wir also was mit Marion ist, wie
sie sich fühlt.

Wir mochten sie alle, wir stärkten sie, wir
sprachen ihr Mut zu und waren stets da wenn sie uns
brauchte.

Der Zweifel ob es wirklich so ist bei ihr war noch da,
dies sollte sich jedoch bald ändern...


Es muss ein Samstag gewesen sein, als wir
nichts ahnend am Spielplatz saßen, uns unterhielten und das schöne Wetter genoßen.

Mein kleiner Bruder stand bei uns und wir unterhielten
uns, als plötzlich ihre Mutter auf den Spielplatz kam,
laut schreiend und deutlich wütend. Sie beschimpfte
ihre Tochter als Schlampe und zog sie nach Hause.

Man fragt sich nach dem Grund, der Grund war das
mein Bruder bei uns war, ich versteh das heute noch
nicht. Keiner hat etwas verbotenes getan und hätte
Marion gewusst das ihre Mutter an diesem Tag kürzer
Arbeiten muss hätte sie wie oft gesagt wir müssen uns
weiter hinten setzen damit man ihre Mutter von
weitem sehen kann...

Da sie jedoch von ihrem Vater wusste das sie erst um
18 Uhr zu Hause sein musste, da ihre Mutter erst später von der Arbeit zurück sei dachte sie sich nichts
dabei.

Marion bekam eine Woche Hausarest, wir sahen uns
nur in der Schule sie wirkte deutlich geknickt und gab
sich die Schuld. Sie wollte uns nicht glauben das sie
unschuldig sei, dies dauerte seine Zeit.

Anschließend waren wir alle vorsichtiger, die Jungs
guckten regelmäßig nach Frau Drachen, es wurden über 10 m Gespräche geführt, alles damit Marion nicht
wieder ärger bekam.

Marion erzählte das sie schon mal von zu Hause
abgehauen war, es gab in der Nähe eine Zufluchtstätte
für Kinder in Not von der Stadt, der Schlupfwinkel, wie
sie erzählte, die dortigen Betreuer unterhielten sich mit
ihren Eltern und Marion wurde wieder nach Hause
geschickt.

Sie war noch 2 oder 3 mal dort, ändern tat sich auch mit Hilfe des Jugendamtes nichts, im Gegenteil, es wurde sicherlich schlimmer, auch wenn wir davon weniger erfuhren...

Marion verschloss sich sichtlich.


4.



Eines Tages saßen wir bei mir zu Hause, das Fenster
war weit auf und wir unterhielten uns, da plötzlich
stand Marion auf sagte Tschüß und wollte aus dem
Fenster raus, wir bekamen sie gerade noch zu fassen
und zogen sie zurück, ich hatte damals im dritten Stock
gewohnt...

In den kommenden Wochen beobachteten wir sie alle
genau, sie wirkte teils wieder heiter, erzählte das sie
uns nur erschrecken wollte, so wirklich glaubte das
glaube ich keiner...


Einige Wochen später passierte etwas ähnliches...

Sie wollte vor ein Auto springen, auch diesmal konnte
man sie davon abhalten, Alex hielt sie gerade noch fest, ich beschloß das es so nicht weiter gehen konnte und informierte meine Mum. Sie beschloß das Marion erst mal bei uns bleibt und sie am morgigen Tag zum
Jugendamt geht.


Meine Mum ging also zum Jugenamt, erklärte die
Sachlage und forderte Hilfe an.

Diese bestand aus Gesprächen mit Marion alleine, und der Eltern.
Wirkliche Alternativen wurden nicht besprochen.
Trotz ihres verschwindens durfte Marion
erst mal bei uns bleiben, das erlaubten plötzlich auch
die Eltern...

Marion erblühte in den 14 Tagen sichtlich, fasste neuen Mut, wurde selbstbewusster und als sie wieder nach Hause ging wirkte sie wie neu.
Sie durfte mehr raus gehen, bekam mehr Freiheiten als je zuvor, auch die Jungs durften in ihrer Umgebung sein.

Die nächsten Monate und Wochen vergingen
ereignisslos, es wurden trotzdem Zeichen vereinbart im Falle das etwas sei, Marion sollte einen weisen Zettel ins Fenster kleben, wenn wir diesen sähen würden wir reagieren, egal wie.

Da einer unserer Freunde einen Polizist zum Papa hatte, wählten wir diesen Weg, wenn wir ihn gehen müssten...

Das wir ihn nehmen mussten wussten wir zu der Zeit
noch nicht.


5.



Es kam Weihnachten und verlief ruhig und harmonisch.
Silvester nahte und ich wollte gerne mit Marion feiern,
also fragten wir ihre Eltern ob sie bei mir feiern und
schlafen darf. Zu unserem Erstaunen durfte sie.

Es war ein schöner Abend wir zogen ausen rum und kamen gegen 22 Uhr zurück, gerade rechtzeitig wie wir kurz darauf erfahren sollten, denn es klingelte gegen 22.45 Uhr und ihre Mutter kam nachsehen ob Marion auch wirklich bei uns ist. Nachdem sie sich überzeugt hatte ging sie recht schnell wieder.

Wir hatten trotzdem noch einen lustigen Abend, rutschten gut ins neue Jahr und gingen auch um
kurz nach 0 Uhr bei ihren Eltern vorbei um
Glückwünsche fürs Neue Jahr zu überbringen.

Es war weiterhin sehr ruhig bei Marion, bis irgendwann
plötzlich der weise Zettel im Fenster hing.


6.



Wir versuchten erstmal Marion abzuholen was zu
unserem erstaunen klappte, ihre Mutter war kurz davor
zu einer Freundin gegangen.

Wir gingen mit Marion also nun zum Vater eines Freundes, diese unterhielt sich lange mit ihr und versprach Hilfe.

Wir sollten wenn was wäre direkt ihm Bescheid geben.

Hätten wir das nicht gemacht wer weis ob Marion heute vielleicht noch unter uns wäre...

Denn nach der nächsten Auseinandersetzung und dem
Gespräch war ihre Mutter erst recht komisch, es wurde
so ruhig das es kaum zu glauben war, warscheinlicher
ist aber das Marion nichts mehr erzählt hat, aus Angst
das alles noch schlimmer wird.


Einen Freitag vormittag trafen wir uns während der
Schulpause im Hof, unterhielten uns, Marion wirkte
entspannt und glücklich, aber schauspielern konnte sie
denke ich sehr gut, wir machten etwas für die Tage aus, und trennten uns...


Das war das letzte mal das ich sie sah, keine 10
Stunden später war sie tot.


7.



Freitags fuhren wir immer auf den Campingplatz, wir
hatten dort einen fest stehenden Wohnwagen und
verbrachten dort immer schöne erholsame Tage.

Wir Kinder durften lange auf und drausen bleiben und
hatten unseren Spaß, und was heist hier Kinder ich war damals 1997 ja schließlich schon 15 Jahre alt.

Ich fuhr mit meiner Ziehmama hin, der damals besten
Freundin meine Mum, die auch dort einen Wohnwagen
hatte, da sie bis 16 Uhr arbeiten musste fuhren wir erst
nach 18 Uhr in Nürnberg los, auf dem Weg zur
Autobahn fuhren wir an Marions Wohnung vorbei, aus
Gewohnheit schaute ich zu ihrem Fenster und endeckte keine Besonderheiten.

Kurz bevor man auf die Autobahn fahren kann ist noch
eine Sparkasse an der wir hielten, Lu stieg aus um Geld zu ziehen und ich blieb im Auto sitzen.

Auf der gegenüberliegenden Seite fuhren mit Blaulicht
und Sirene, Polizei, Rettungswagen, Notarzt und
Feuerwehr vorbei, ich bekam ein ungutes Gefühl im
Bauch, verdrängte dies aber.


Wir fuhren also los zu unserem Campingplatz.


Der Samstag morgen begang herrlich, es war warm und wir frühstückten im freien.

Zur Mittagszeit erwartete ich Anne und ihren Freund
Sergio, die seit kurzem auch einen Wohnwagen hier
hatten, ich saß mit meine Mum und den beiden kleinen
sowie einigen andern Freunden am See auf einem Steg und genoß das Wetter.

Als Anne kam sag ich an ihrem Blick das irgendetwas
nicht stimmte.

Ich sollte recht behalten.


Sie erzählte mit tränenerstickter Stimme das Marion tot sei, man habe sie gestern abend gegen 18.15 leblos im Hinterhof ihres Hauses aufgefunden.

Ich weis nicht mehr genau was dann passierte nur das
ich weinte und weg rannte, in den Wald.

Ich war wohl einige Zeit dort und versteckte mich, konnte das ganze nicht verstehen.

Irgendwann kam ich zurück, wir saßen abends noch
lange am See und redeten, über was weis ich heute
nicht mehr so genau.

Nur eines weis ich ich war zu tief erschüttert, hatte eine
liebe Freundin verloren und das nur weil das Jugendamt die Augen verschloß.

Im nachhinein wurde bekannt das es Abends bei Marion einen Streit mit der Mutter gab, über was weis ich nicht, nach dem ihre Mutter weg gegangen ist hat Marion ihrem Vater gesagt sie würde den Müll wegbringen, diesen hat sie mit in den dritten Stock genommen dort abgestellt und das Fenster geöffnet...


8.



Die Beerdigung war kurz darauf, viele Schüler und wir
Freunde nahmen daran teil. Ihre Eltern sah ich damals
zum letzten mal, ich möchte sie auch nicht mehr sehen,
denn ich gebe ihnen auch heute noch die Schuld daran, ihnen und dem Staat.


Wir alle haben einen lieben Menschen auf so grausame Art verloren das es kaum beschreiblich ist wie wir fühlten, wir als 15 und 14 Jährigen, wir saßen alle zusammen am Spielplatz, waren still und warteten das Marion kommt, aber sie kam nicht.


Seit dem ist sie für mich ein Stern am Himmelszelt, der
schönste und hellste der jeden Abend auf geht, dort
wohnt sie Heute, und es geht ihr gut, ich weis das, denn ich habe sie im Traum gesehen.


Danksagung


Alle die bis hier her gelesen haben sei gedankt.

Die gelesenen Zeilen sind wahr, es fehlt das ein oder
andere, was mir vergeben werden sollte, ich habe bisher noch nie darüber geschrieben, aber das wichtigste steckt in den Seiten, Ort und Namen sind nicht frei erfunden und existieren auch heute noch.


In mir lebt die Erinnerung an ein nettes, junges
Mädchen weiter, das besseres verdient hätte als was ihr wiederfuhr.

Marion ich denk immer noch an Dich!

Du bist nicht vergessen!

Du lebst in Erinnerungen weiter!

Deine Babs

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 30.01.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Marion H.

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