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ERSTER TEIL - AZUREX


GEJAGT


Gehetzt wie ein Tier lief ich durch die sternenklare Nacht, wie trügerisch sie doch war. Die eiskalte Luft füllte meine Lunge und es schmerzte wenn ich sie wieder ausstieß, doch dafür war nun keine Zeit. Wie ein Schatten schoss ich durch die Dunkelheit der Gassen, doch konnte ich die Straßen nicht ganz vermeiden. Die meisten Menschen drehen sich nicht einmal um und wenn doch, bin ich schon wieder im Schatten von einem der riesiegen Wolkenkratzer, die wie Pilze aus dem Boden schießen verschwunden. Sie sind wie Unkraut das sich immer weiter ausbreitet, bis es alle anderen Pflanzen verdrängt hat. Doch das war hier nicht nötig, hat es doch nie andere Pflanzen gegeben. Ein stechender Schmerz durchzuckte meine Wade und zwang mich stehen zu bleiben. "Verdammt" zischte ich durch die Zähne, während ich mit dem Finger tief in die Wunde stach, bis ich auf etwas kaltes stieß. Mit einem kräftigen Ruck und einem weiteren "Verdammt" hielt ich den kleinen silbernen Übeltäter in der Hand. Eine Silberkugel, wie lächerlich. Jetzt fing es auch noch an zu regnen und ich streckte mein Gesicht in den Himmel um mir das Kühle Wasser ins Gesicht rieseln zu lassen. Der Regen schmeckte ganz und gar nicht salzig eher süß ... und genau das war der Fehler. Ich lehnte mich zurück an die Wand. Hier würden sie mich erst mal nicht finden. Dann starrte ich in die spiegelnde Oberfläche des Wolkenkratzers vor mir. Da war eine Gestalt die im Regen stand. Der lange schwarze Ledermantel endete genau über dem Boden und die große tiefe Kaputze war so weit ins Gesicht gezogen, dass man nur noch zwei blitzende Augen erkennen konnte, leuchtend gelbe Augen. Ich winkte einmal kurz um mich zu vergewissern, dass mein Spigelbild noch das tat was es tun sollte, bevor ich sie hörte. Sie waren zwar noch weit weg aber trotzdem konnte ich ihre Schritte hören, wenn sie in Pfützen traten oder falsch abbogen nur darauf trainiert mich zu finden und darin waren sie gut! Eigentlich wollte ich heute kein Aufsehen erregen aber was blieb mir anderes übrig? In meiner Hosentasche wühlend ging ich langsam auf den Wolkenkratzer zu und mein Spiegelbild tat es mir gleich. Als ich den kleinen feuchten Zettel fühlte war ich bereit. Anlauf würde ich nicht brauchen es war ein kleiner Wolkenkratzer, also ging ich tief in die Knie und ließ mich von dem brennen in meinem Körper überwältigen. Unglaublich viel Kraft durchströmte meinen Körper der zum zerreißen gespannt war, zum Sprung bereit. Der Wind ließ meinen Mantel flattern und der Regen peitschte in mein Gesicht doch nichts konnte mir den Spaß an diesem Moment nehmen wenn ich so schwerelos in der Luft flog. Die Fenster des Gebäudes rasten an mir vorbei. Genauso wie die verdutzen Gesichter der Menschen die mich an ihrem Fenster vorbeifliegen sahen. Aber bevor sie blinzeln konnten um sich zu vergewissern, dass ihnen ihre Augen keinen Streich gespielt hatten war ich auch schon über dem Dach. Leicht wie eine Feder und den Händen in den Taschen landete ich auf dem mit Kies belegten Flachdach, wie praktisch da hatte jemand mitgedacht als er diese Wolkenkratzer entworfen hatte. Es war nämlich viel einfacher von Dach zu Dach zu springen als immer durch die engen Gassen zu rennen. Ich ließ mich von dem jugendlichen Pärchen das sich noch gerade küsste, bevor sie mich mit riesen Augen anstarten gar nicht ablenken und steuerte schon das nächste Dach an und dann konnte ich es sehen, das riesiege weiße Schloss das mit seinen mächtigen Türmen über einer Schlucht zu schweben schien. Unser Schloss! Jetzt blieb ich stehen und zwar einen Moment zu lang, denn als ich mich umdrehte konnte ich sie sehen. Die Herzlosen. Es waren schwarze künstlich erzeugte Kreaturen mit gerade so viel Gehirn, dass sie ihre jeweiligen Aufgaben erledigen konnten, weder Mensch noch Tier. Das hier waren Tracker, eine Scharfschützeneinheit nur dazu da um mich und meinesgleichen zu verfolgen und zu töten. Sie sind die einzigen die mit Pistolen umgehen können und gerade das macht sie gefählich, aber auch schwach im Nahkampf. Ich machte einen Schritt auf den Rand des Daches zu, ich schätzte ihn auf 450m. Da spürte ich schon die erste Kugel genau auf meinen Kopf zufliegen und ließ mich im gleichen Moment nach vorne fallen. Abwärts ging es deutlich schneller als aufwärts, die Leute pressten ihre Gesichter an die Scheiben. Vermutlich wollten sie nur sehen wie ich auf dem Asphalt der jetzt immer näher kam zerplatzen würde. Doch den Gefallen würde ich ihnen nicht tun. Mit den Füßen voraus und den Armen verschränkt schoss ich in den Boden, der Asphalt unter meinen Füßen berstete und immer weiter drang ich in die Erde ein. Als der Rauch sich verzogen hatte kamen die Menschen näher. Sie gingen bis zum Rand des Kraters den ich in die Straße gerissen hatte, der Vergleichbar war mit der Größe eines Busses. Ich klopfte mir den Staub vom Mantel, hustete einmal kurz und sprang aus dem Loch. Es dauerte einen Moment bis die Leute realiesierten, dass ich diesen Sturz überlebt hatte und rannten schreiend davon, typisch. Aber mein Plan hatte funktioniert, denn kaum war ich aus dem Loch raus, schlugen drei weitere Gestalten auf dem Boden auf doch die hatten nicht so viel Glück. Die Tracker waren mir hinterhergesprungen. "Soviel zum Thema Gehirn."


STERNE


Dann waren sie auch schon da. Aus der Ferne konnte ich schon die Sirenen hören, doch sie würden noch lange brauchen bis sie mich erreichen. Die Leute hatten einen Kreis um mich gebildet und ich konnte sie flüstern hören. ?Das ist bestimmt ein Terrorist!? ?Wird der uns wehtun?? ?Das ist alles nur so ein Marketingtrick eines dieser neuen Kaufhäuser, die schrecken auch vor nichts zurück.? Und auf einmal machte jemand ein Foto! Das Blitzlicht war so hell, dass ich die Augen zusammenkneifen musste und dann folgten weitere Blitze so dass ich mir die Hand vor das Gesicht halten musste. Ich baute mich vor dem Möchtegern Paparazzi auf. Der alte Mann ließ vor schreck die sehr moderne Kamera fallen und sie zerschellte am Boden. Die linse splitterte und der Film fiel raus. Ich beugte mich zum Boden und nahm den noch warmen Film. ?Das nehme ich.? Der Alte nickte kurz als ob er eine Wahl gehabt hätte und bahnte sich einen Weg durch den Ring aus Menschen der nun immer größer wurde, es war zeit zu verschwinden den die Polizei kam jetzt gefährlich nahe. Mit einem Satz sprang ich über die Leute. Manche versuchte mir hinterher zu laufen, andere liefen weg und wieder andere blieben einfach stehen. Ich nahm ein paar Seitengassen um auch die letzten Verfolger abzuhängen. Hinter mir ging schon die Sonne auf das heißt ich bin zu spät. Mal wieder. Das riesige weiße Schloss das sich nun vor mir in den Himmel streckte würde den Menschen die Augen aus dem Kopf fallen lassen, wenn sie es sehen könnten. Nur ich und meines gleichen konnten es sehen, diese großen Türme mit unserem Symbol auf jedem von ihnen und der riesigen Eingangstür aus der jetzt schon deutlich wütende Stimmen drangen. Ich stieß die Türen weit auf und hatte das Gesicht eines mir nur zu bekannten Freundes vor mir. ?Was fällt die eigentlich ein, meinst du die Zeit richtet sich nach dir?? ?Lass ihn Mystex, er hat die Sterne gesehen.? Das war Astrox dem es wohl genau so wie mir auf die Nerven ging das Mystex sich mal wieder so aufregte weil ich zu Spät war. Ich nickte ihm kurz zu und ging weiter in das Schloss rein ohne etwas zu erwidern. Ich hörte nur noch wie Mystex sich hinter mir in Grund und Bogen ärgerte dass ich nichts gesagt habe. Ich eilte durch die weißen endlosen Flure, die Wände waren aus makellosem Marmor, kein Strich trübte das strahlende weiß und jeder Gang sah gleich aus. Dann war vor mir die Tür die ich gesucht hatte. Ich schwang sie auf und gleißendes Licht strömte aus dem riesigen Zimmer. Es war direkt in dem großen Turm und die Decke war so Hoch, dass man ihr ende nur erahnen konnte. In dem Raum standen 13 Säulen und auf jeder von ihnen stand ein prächtiger weißer Thron. Es begann mit einer kleinen Säule, die dann im kreis immer höher wurden. Auf dem höchsten saß ein Mann mit dem gleichen schwarzen Mantel wie ich und auch er hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Ihn hatte ich gesucht. ?Du bist spät Azurex?? sagte der Mann und seine Worte halten von den Wänden wieder in meinen Kopf. ?Ist das neu für dich?? fragte ich ihn und ein zucken durchfuhr ihn, weil ich mich nicht an seiner Autorität störte. ?Nein ich sollte mich daran gewöhnt haben. Hast du ihn?? ?Ne ich hab?s auf dem Weg verloren? klar hab ich?s!? Ich wühlte wieder in meinen Taschen und ertastete das nun nicht mehr ganz so nasse Stück Papier, zog es raus und entfaltete es zu seiner vollen Größe. ?Das ist er?? fragte der Mann, er saß nun aufrecht in seinem Thron und studierte das Blatt was ich aus gestreckt in den Händen hielt, so groß wie eine Tischplatte. ?Ja, das ist er der Gebäudeplan der BlackHandGmbH!? Ich wusste wenn er könnte würde er jetzt einen Freudensprung machen und sein Herz würde hüpfen aber es ging nicht. Keiner von uns hätte es gekonnt. ?Gut dann mach dich bereit wir haben großes vor es beginnt morgen und frag Astrox nach den Sternen?? Sein Blick schweifte weg und das war für mich das Zeichen das ich jetzt gehen sollte. Nach ein paar weiteren Gängen war ich wieder in der großen Halle in der ich Mystex vorhin so unbefriedigt stehen gelassen hatte. Mystex war nirgends zu sehen aber Astrox saß auf einem kleinen Stuhl die Füße auf den ebenso kleinen Tisch gelegt. ?Ich soll dir also was über die Sterne morgen sagen?? fragte er und zog eine Augenbraue hoch. ?Ja morgen geht es los doch ich glaube selbst ungünstige Sterne würden ihn jetzt nicht aufhalten?? ?Vermutlich nicht.? Astrox war schon an dem großen Tor das immer noch offen stand und ging raus. ?Kommst du mit?? Warum nicht hatte ja sowieso nichts zu tun. Die Sonne war jetzt schon hinten am Horizont zu sehen doch direkt über unseren Köpfen konnte man noch Sterne erkennen. ?Siehst du die fünf Sterne dort?? er wies auf eine Gruppe von Sternen die aussahen wie fremdartige Buchstaben. Ich nickte. ?Sie ärgern sich über deinen Auftritt vorhin, aber sie fürchten keine Gefahr für morgen. Sie denken wir könnten es nicht in so kurzer Zeit schaffen?? ?Und da könnten sie Rechthaben!? das war Mystex er war dazugekommen und schrieb beim gehen etwas in ein Buch das er dann laut zuknallte und in seinen Händen verschwinden ließ. ?Hast du dich an was erinnert?? fragte ich. ?Nicht viel nur das morgen etwas nicht nach Plan laufen wird.? ?Wann lief schon mal was nach Plan?? fragte Astrox. Peinliche Stille. Er hatte recht.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 07.03.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme diese Buch meinen Freunden aus "The Kingdom" die mir die Möglichkeit geben meine Fantasy auszuleben und denen ich mich sehr verbunden fühle. Sie sind der Grundpfeiler von "Outsiders" und ich danke euch das ihr mir eure Namen gegeben habt.

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