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Gute Freunde

 

Die Blätter fallen.

Goldene, braune und vertrocknete Blätter, die sich nicht mehr an den Bäumen halten können, da sie nicht mehr versorgt werden.

Sie fallen einfach.

Werden einfach abgestoßen.

Ich stehe mit meinem heißen Kaffee in der Tasse an meinem Wohnzimmerfenster und schaue hinaus in den Wald, der sich an unser Grundstück anschmiegt.

Unser Grundstück.

Pah, dass ich nicht lache.

In diesem Moment fühle ich mich wie eins dieser Blätter. Abgestoßen und nicht mehr versorgt. Uninteressant. Überflüssig.

Die Blätter haben jedoch noch einen Nutzen. Sie bieten diversen Käferarten Unterschlupf und verrotten dann irgendwann, um als Nährstofflieferant zu dienen.

Zur Zeit frage ich mich, was mein Nutzen noch ist.

Eigentlich dachte ich, mein Leben läuft genauso wie ich es mir erdacht und gewünscht habe.

Ich komme super mit meinen Eltern klar, habe einen tollen kleinen Bruder und war in der Schule beliebt. Ich hatte viele Freunde, war Klassensprecherin, dann Schülervertretung. Habe mein Abitur mit einem Einserschnitt gemacht, war danach studieren und bin dann erfolgreich in ein Pharmaunternehmen eingestiegen.

Als ich dann auch noch Michael kennengelernt habe, war es für mich sofort Liebe auf den ersten Blick. Groß, braune Augen und fast schwarzes Haar, mit leichten Locken darin.

Die Beziehung mit ihm lief recht stürmisch an.

Bereits beim zweiten Date haben wir miteinander geschlafen. Und entgegen meiner Natur ging es von mir aus. Ich konnte und wollte einfach nicht mehr warten. Also habe ich ihn im Auto auf die Rückbank gezerrt, mich auf ihn gesetzt und seinen Mund mit meinem verschlossen. Seine Überraschung hielt nicht lange an. Spätestens als meine Zunge anfing mit seiner zu spielen, verlor er ebenfalls jegliche Hemmungen. Seine Hände gingen wie von alleine auf Wanderschaft auf meinem Körper, so gut es natürlich die Enge des Autos zugelassen hat. Wir haben nicht lange diesen Kampf kämpfen müssen, denn nach wenigen Sekunden habe ich bereits seinen prallen Schwanz in der Hose gespürt, der sich gegen die Enge aufgebäumt hat. Sein pochen hat mich fast wahnsinnig gemacht und wie von alleine habe ich angefangen, mich an ihm zu reiben. Sein Stöhnen hat meine letzten Hemmungen fallen lassen und ich nestelte so lange an seinem Reißverschluss rum, bis ich den Gefangenen endlich in die Freiheit entlassen konnte. doch nicht für lange. Denn gierig hatte ich meinen Rock hochgezogen, meinen Slip zur Seite geschoben und ihn voll und ganz in mir aufgenommen. Seine Hände haben sich in meine Pobacken gegraben und ich habe ihn, so heftig es auf der Rückbank eines Polos nur geht, geritten, bis wir beide den erlösenden Höhepunkt erreicht haben.

Ich spüre noch genauso wie damals dieses Verlangen nach ihm. Allein bei dem Gedanken an unser erstes Mal breitet sich ein Brennen in meinem Unterleib aus.

Wie von allein wandert meine freie Hand in meine Hose und ich erschrecke, als ich mein feuchtes Zentrum finde.

Nein, soweit lasse ich es nicht kommen.

Ich werde ihm nicht die Genugtuung bieten, dass ich wegen ihm masturbiere.

Entschlossen trinke ich meinen Kaffee aus und gehe danach unter die Dusche.

Ich lasse das kalte Wasser über meinen Körper laufen. Tropfen für Tropfen. Jeder einzelne Tropfen fühlt sich wie ein Nadelstich an. Doch genau das ist es, was ich gerade brauche.

Erst einmal für einen klaren Kopf sorgen und dann raus an die frische Luft.

Ich brauche mich nicht allzu warm einpacken, da die Herbstsonne noch genug Kraft aufbringt, mich zu wärmen. Wie gut, dass keine einzige Wolke am Himmel ist.

Ich liebe diese Spaziergänge durch den Wald. Dabei kann man so herrlich abschalten und seine Gedanken fließen lassen.

Leider blitzt immer wieder das Gesicht von Michael vor meinem geistigen Auge auf.

Wie er mir hinterher rennt, mir schwört, dass es nichts zu bedeuten hatte, er nur mich lieben würde.

Wie konnte er mir das nur antun? Ich dachte, wir wären glücklich miteinander.

So ein Klischee. Da kommt die Frau früher nach Hause, kauft sich sogar noch Dessous, um ihren Mann zu überraschen. Und dann das. Ich dachte immer, so etwas gibt es nur in schlechten Filmen.

Bereits als ich heim kam, hatte ich das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Irgendwie schwang eine seltsame Stimmung durch das Haus. Ich bin wirklich kein esoterischer Mensch und habe das immer als Humbug abgetan, wenn jemand von sowas erzählt hatte. Doch in diesem Moment habe ich es tatsächlich selbst gespürt.

Mit einem flauen Gefühl im Bauch bin ich langsam die Treppe nach oben gestiegen, so leise es mir nur irgend möglich war.

Da habe ich es auch bereits gehört. Stöhnen, aus dem Schlafzimmer. Manch einer würde jetzt behaupten, dass dies doch nichts Ungewöhnliches ist. Da hat der Mann halt Spaß mit sich alleine. Und grundsätzlich würde ich da auch jedem Recht geben. In diesem Moment wäre mir das auch die liebste Lösung gewesen. Nur leider war das nicht mein Mann, den ich da habe stöhnen hören. Sondern eine Frau.

Jede andere Frau hätte jetzt vielleicht das Weite gesucht oder wäre kreischend in das Schlafzimmer gestürmt.

Doch eine masochistische Ader in mir wollte, dass ich mir das ganze Spiel anschaue, um zu begreifen, dass ich nicht träume.

Also habe ich mich an die Tür geschlichen, ganz leise und langsam. Habe vorsichtig die Klinke nach unten gedrückt und die Türe einen Spalt aufgemacht, immer weiter, bis ich meinen Kopf durch diesen Spalt drücken konnte.

Der Anblick hatte eine paralysierende Wirkung auf mich. So hatte ich Michael noch nie gesehen, und er hatte auch nie Andeutungen gemacht, dass ihm sowas womöglich gefallen könnte.

Auf dem Bett war eine Art Kreuz befestigt, in dessen MItte eine junge Frau lag. Ihre Handgelenke und Fußgelenke waren jeweils in einer Ecke des Kreuzes festgeschnallt, sodass sie breitbeinig und unbeweglich vor Michael lag. Sie hatte einen schwarzen Body an, der mit Spitzendetails an Brust und Beinen versehen war. Auf Höhe der Brüste gab es nichts, was diese verborgen hätte, sodass ihre wunderschön geformten kleinen straffen Brüste frei lagen. Ihre Augen waren verbunden, was mein Vorteil war, da sie mich nicht sehen konnte und Michael mit dem Rücken zu mir vor dem Bett gekniet hat.

Er hatte eine Art schwarze Lederhose an, bei der es im Schritt einen Reißverschluss gab, der komplett geöffnet war. Sein Gesicht war zwischen den Beinen der Frau vergraben und anhand dieser Position konnte ich deutlich erkennen, dass er was im Po stecken hatte.

Als ich meinen Blick weiter durch den Raum gleiten ließ, sind mir diverse Spielzeuge aufgefallen. Dildos, Vibratoren, Peitschen, Analplugs, Handschellen und was man sich sonst noch so alles vorstellen kann. Keine Ahnung, woher er das alles hatte oder ob das Mädchen die Sachen mitgebracht hat.

Der Anblick war ziemlich verstörend für mich, da er mit mir sonst immer nur den klassischen, unaufgeregten Sex haben wollte, der in zehn Minuten erledigt war.

Aber zu sehen, dass er scheinbar viel Spaß an Spielzeug hat und sich sogar einen Plug in den Arsch steckt, ließ mir die Galle hochkommen.

Das hat mich mehr entsetzt, als sehen zu müssen, dass er die Muschi von dem Miststück am lecken war.

Erst zaghaft, dann lauter werdend habe ich ein Räuspern vernehmen lassen, was Michael erschrocken umdrehen ließ.

“Oh scheiße”, war das Einzige, was er sagen konnte. Das Mädchen, das sich immer noch nicht bewegen konnte und auch nichts gesehen hat, war ganz erschrocken und wollte wissen, was los ist.
Aber ich hatte nicht die Kraft, mich weiter damit auseinanderzusetzen. Also bin ich gegangen. Und habe Michael seitdem nicht mehr gesehen.

Klar, er versucht zwar jeden Tag mich anzurufen und bombardiert mich mit Nachrichten, ob per Mail oder WhatsApp, doch was soll ich mit ihm reden? Ich kann mir schon ungefähr vorstellen, was er mir sagen wollen würde, doch ertrage ich dieses Gesäusel nicht.

Er hat leider alles zerstört, was zumindest mir lieb und teuer war. Ich hatte wirklich den Wunsch, mit ihm alt zu werden. Und es ist nicht so, als hätte ich nicht am Anfang mal vorgeschlagen, dass wir Spielzeug nutzen können, es zumindest mal ausprobieren. Doch er hat sich immer strikt dagegen gewehrt. Welch eine Ironie.

Das Ganze ist jetzt drei Wochen her.

An dem Tag, als ich die zwei erwischt habe, war ich im Anschluss stundenlang im Wald spazieren. Als ich abends wieder nach Hause kam, habe ich erleichtert festgestellt, dass Michael seine nötigsten Sachen gepackt hatte und verschwunden war.

Ich hätte nicht die Kraft aufbringen können, mit ihm zu reden. Doch irgendwann werde ich mit ihm reden müssen. Ich muss wissen, wer die Schlampe war und wie lange das schon ging.

“Hallo Bettina. Schön dich hier zu treffen. Wollen wir ein Stück gemeinsam gehen?” Frank, mein Nachbar steht vor mir. Erschrocken fahre ich zusammen.

“Frank, herrje. Ich habe dich gar nicht bemerkt.”

Er kommt lachend auf mich zu, gibt mir ein Küsschen auf die Wange und hält mir seinen Arm hin, sodass ich mich einhaken kann.

“Ein herrlicher Tag heute, findest du nicht auch?”

“Ja, Frank, da hast du recht."

Frank und ich kamen schon immer gut miteinander aus, seitdem er vor vier Jahren nebenan eingezogen ist. Das war für Michael immer ein Problem, da er ständig einen Konkurrenten in ihm sah. Doch hätte er nach zwölf Jahren Ehe eigentlich wissen müssen, dass ich nur ihn wollte.

Dass ich mir Sorgen machen musste, war mir nicht bewusst. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass mein kleiner verklemmter Mann zu sowas fähig gewesen wäre.

“Du bist mit deinen Gedanken wieder bei deinem Arschloch von Noch-Ehemann, stimmt´s?” Frank sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an.

Schuldbewusst zucke ich mit den Schultern.

“Was soll ich denn machen? Wenn ich es wenigstens verstehen könnte, aber so?”

“Dann rede mit ihm. Lass es dir erklären. Sonst gehst du noch daran zu Grunde.”

“Ach Frank, du hast leicht reden. Du hast deinen Partner auch nicht dabei erwischt, wie er einen fremden Schwanz im Mund hatte. In dieser Situation ist es nicht so einfach, sich mit jemanden an einen Tisch zu setzen, um sich anzuhören, was alles schief läuft in der Beziehung.”

“Stimmt, das weiß ich nicht. Aber wenn es dich so belastet, solltest du ganz dringend für dich schauen, dass du deine benötigten Antworten bekommst, um so mit der Sache abzuschließen.”

Schweigend gehen wir weiter, bis wir bei mir zu Hause vor der Tür stehen.

“Schätzchen, ich weiß was. Ich habe eine Idee, wie es dir ganz bald besser gehen wird.”

Frank strahlt mich an, mit einem Grinsen, welches mir ein wenig Angst einjagt.

“Und was genau meinst du?”

“Sex.”

Verwirrt schaue ich ihn an.

“Was?”

“Sex. Du brauchst nur jemanden, der es dir mal so richtig besorgt. Dann ist dein Kopf endlich mal frei und du kannst dich auf ein Gespräch mit Michael einlassen.”

“Nein, nein, nein. Das kann nicht die Lösung sein. Vor allem, wer sollte das sein? Ich kenne keinen ledigen Mann, den ich mal eben so für Sex anrufen könnte.”

“Mach dir da mal keine Gedanken. Ich kenne da jemanden. Wer weiß, vielleicht hat er auch heute Abend bereits Zeit für dich.”

Kopfschüttelnd stehe ich mit weit aufgerissenen Augen vor ihm. Statt meinen Protest hinzunehmen, nimmt er mich in den Arm und sagt verschwörerisch :”Du wirst ihn mögen. Versprochen.”

Damit dreht er sich um und geht zu sich nach Hause.

Den restlichen Nachmittag laufe ich nervös im Haus rum, räume hier und dort, nur um nicht an den Vorschlag von Frank denken zu müssen.

Was er wohl damit gemeint hat? Und vor allem, wen er wohl gemeint hat? Er kann ja nicht einen wildfremden Mann zu mir schicken, damit er mit mir Sex hat. Das ist ja lächerlich.

Trotzdem steige ich noch einmal unter die Dusche, da er einfach nicht mehr ans Telefon gehen wollte und ich lieber im Falle vorbereitet bin. Mit großer Sorgfalt schaue ich, dass ich auch wirklich jedes unnötige Haar wegrasiert habe. Ich mache an meinen Füßen die Hornhaut weg, feile und lackiere mir meine Nägel und stehe im Anschluss völlig überfordert vor meinem Schrank. Was zieht man nur an, wenn man nicht weiß, ob gleich ein umwerfender Mann in der Tür steht oder nicht? Ich versuche es erneut bei Frank auf dem Handy, doch er nimmt nach wie vor nicht ab. Fluchend schmeiße ich mein Handy auf das Bett und ziehe mir einen Sportanzug an. Es ist mir jetzt egal, ob da jemand kommt oder nicht. Und wenn derjenige nur wegen Sex vorbei kommt kann ihm mein Outfit auch egal sein. Immerhin behalten wir die Klamotten im Falle sowieso nicht lange an.

Ich gehe ins Wohnzimmer, mache mir eine Flasche Rotwein auf und schenke mir ein Glas voll. Alkohol kann ja nicht schaden, um locker zu werden.

Ich merke, wie meine Aufregung steigt. Doch nicht nur das. Ich merke, wie meine Geilheit steigt. Die Phantasie geht mit mir durch, was heute Abend alles passieren könnte. Wer derjenige sein könnte. Allein mit dieser kleinen Spielerei hat Frank es geschafft, dass ich auf andere Gedanken komme.

Mein Verlangen, berührt zu werden, wird immer größer. Ich werde feucht, fast triefend nass. Meine Nippel stellen sich auf. Und alles nur wegen dieser Ungewissheit, der Neugierde.

Meine Hand wandert über meinen Körper. Ich muss mich schwer zusammenreißen, dass ich nicht gleich in die Vollen gehe. Wäre ja schade, wenn ich dem fremden Mann die Arbeit abnehme. Andererseits könnte eine kleine Vorarbeit von mir den Spaß später erhöhen.

Als mir allerdings bewusst wird, welche Unterwäsche ich angezogen habe, springe ich auf und verschütte fast den guten Wein. Schnell renne ich nach oben ins Schlafzimmer und tausche Panty und Sport-BH gegen einen kleinen Spitzentanga und den passenden BH. Ich überlege noch, ob ich wieder den Anzug anziehen soll oder doch lieber etwas Verspielteres, als es an der Tür klingelt.

Oh Gott, jetzt wird es ernst. Ich schnappe mir einen Seidenbademantel, den ich über schmeiße und renne wieder nach unten. An der Haustüre atme ich noch einmal tief ein und aus und öffne sie dann. Und bleibe überrascht stehen.
Vor mir steht Frank.

“Oh wow, Bettina. Du siehst fantastisch aus.”

“Frank, was machst du denn hier?”

Ich blicke an ihm vorbei, ob vielleicht noch jemand im Dunkeln steht, ohne dass ich ihn sehen würde.

"Schätzchen, du musst dich nicht umblicken. Ich bin der Einzige, der heute Abend zu dir kommt.”

Er geht an mir vorbei und direkt nach oben Richtung Schlafzimmer. Ich renne ihm hinterher, verwirrt darüber, was das hier werden soll.

“Frank, warte mal. Könntest du mich mal bitte aufklären? Was machst du hier? Ich dachte, du wolltest mir jemanden vorbei schicken?”

Er dreht sich um und sieht mich ernst an.

“Stimmt, das wollte ich. Und das habe ich auch getan. Deswegen bin ich ja jetzt hier.”

Er kommt langsam auf mich zu und sieht mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten kann.

Wie perplex bleibe ich stehen, zu überrumpelt davon, dass mein schwuler Nachbar vor mir steht.

Als er bei mir angekommen ist, bleibt er ganz dicht vor mir stehen. Mein Atem geht schneller, ich möchte etwas sagen, doch bekomme ich kein Wort heraus.

Er sieht mir tief in die Augen. Seine Hand greift das Bändel meines Bademantels und zieht es langsam auf. Ich spüre die kalte Luft auf meiner Haut, spüre den Bademantel an meinen Nippeln.

In seinen Augen flammt Begierde auf, und das obwohl er noch nicht an mir herab gesehen hat.

Er streift mir den Mantel von den Schultern. Er fällt leise raschelnd zu Boden. Ich lasse es zu. Immer noch unfähig mich zu bewegen.

Jetzt erlaubt er sich seinen Blick über meinen Körper gleiten zu lassen. Ein tiefes Raunen entringt sich seiner Kehle. Ihm scheint zu gefallen, was er sieht. Ein Geräusch, das ich von Michael nie zu hören bekommen habe.

“Du bist so schön.”

Ich starre ihn nach wie vor an. Einerseits verängstigt, andererseits zutiefst erregt und neugierig auf das, was passieren könnte.

Wenn ich nur wüsste, was in diesem Moment das Richtige wäre? Doch mein Gehirn ist wie ausgeschaltet. Ich kann nicht mehr denken, ich fühle lediglich, wie mein Körper nach Nähe schreit. Und diese Nähe scheint Frank mir geben zu wollen.

“Bleib hier stehen.”

Ich nicke nur. Sehe ihm dabei zu, wie er in seiner Tasche kramt und dann mit etwas Schwarzem zurückkommt.

Er stellt sich hinter mich und verbindet mir die Augen.

Ein Schauer überläuft mich.

Dann lässt er seine Hände über meinen Körper gleiten. Ich kann ein Stöhnen nicht unterdrücken.

Er kommt mir so nahe, dass ich seinen aufgestellten Schwanz an meinem Po spüren kann.

Wie kann das sein? Er ist doch schwul und glücklich vergeben?

“Was ist mit Peter? Ich dachte, ihr seid in einer glücklichen Beziehung?”

“Das sind wir auch. Aber wir können auch mit anderen schlafen. Und er hat mir sein Okay gegeben, dass ich dich auf andere Gedanken bringen darf. Und jetzt entspann dich.”

Ich versuche es und lasse mich von ihm zum Bett führen, wo er mich sachte ablegt. Doch die ganze Zeit habe ich Peter vor Augen und dass Frank ihn gerade mit mir betrügen möchte. Gleichzeitig kommen wieder die Bilder von Michael und dem Miststück hoch und ich fühle mich nicht besser.

“Stopp.”

Frank hört sofort damit auf, mich zu streicheln.

“Was ist denn?”

Ich richte mich auf, reiße mir die Augenbinde ab und schaue ihn an.

Ich lege meine Hände auf seine Wangen, gebe ihm einen rein freundschaftlichen Kuss und stehe dann auf.

“Warte, Bettina. Was machst du denn?”

“Komm, zieh dich an und dann treffen wir uns unten auf dem Sofa.”

Schnell ziehe ich mir den wenig erotischen, doch sehr bequemen Sportanzug wieder an und gehe nach unten, wo ich ein zweites Weinglas bereit stelle und mit Wein im Glas auf Frank warte.

Wenige Minuten später kommt er runter und setzt sich, ohne etwas zu sagen, neben mich. Auch kann er mir nicht in die Augen sehen.

“Zum Wohle, mein Freund.”

Wir prosten uns zu, und da er offensichtlich nicht versteht, was passiert ist, kläre ich ihn auf.

“Frank, das war eine ganz tolle Idee von dir. Wirklich. Und es hat geklappt. Du hast mich definitiv auf andere Gedanken gebracht und dafür bin ich dir sehr dankbar. Du hast mir deutlich gemacht, dass ich auf jeden Fall Sex brauche und auch will und ich werde mich darum bemühen, jemanden dafür zu finden. Aber dieser jemand bist halt leider nicht du. Du bist doch mein Freund, genauso wie Peter. Und wenn ich jetzt mit dir schlafe, ganz egal welche Regelung ihr für euch getroffen habt, bin ich im Grunde nicht besser als Michael.”

Er sieht mich an, will protestieren, doch ich lasse ihn nicht zu Wort kommen.

“Ich kann nicht Trübsal blasen, weil ich so schäbig betrogen wurde und dasselbe mit Peter machen. Bitte versteh das. Du hast auf jeden Fall mehr bewirkt, als du dir gerade vorstellen kannst. Als ich mir hätte vorstellen können.”

“Schätzchen, wenn ich wenigstens etwas geschafft habe, bin ich zufrieden. Auch wenn ich gerne mehr gemacht hätte.”

Damit sieht er mich mit einem vielsagenden Blick an.

“Aber es ist deine Entscheidung. Du verpasst zwar heute Nacht den Sex deines Lebens, aber gut. Dann habe ich später halt mit Peter verdammt guten Sex.”

Das bringt mich zum Lachen.

“Ach mein lieber Freund, ich bin mir ziemlich sicher, dass das eine grandiose Nacht geworden wäre. Wenn du ein Fremder gewesen wärst. Aber du musst verstehen, dass ich das nicht kann.”

"Natürlich verstehe ich das. Und jetzt komm her.”

Er hält seinen Arm hoch und ich kuschle mich hinein. Stumm genießen wir beide den Wein. Was hab ich doch für einen guten Freund in ihm gewonnen.

So bleiben wir noch ein paar Stunden sitzen, schweigen uns immer mal wieder an und reden sonst sehr viel über alles Mögliche.

Als es anfängt zu dämmern sind drei Flaschen Wein leer, unsere Sinne angenehm benebelt und die nötige Bettschwere macht sich bemerkbar.

Ich bringe ihn zur Tür, wo wir uns auf beide Wangen küssen.

“Das bleibt aber unter uns, oder?”, lalle ich.

“Klar. Aber eins muss ich noch sagen.”

Er kommt ganz nahe und kurz bekommen ich Panik, dass er jetzt doch noch mehr möchte.

“Du bist so schön. Versteck dich nicht länger. Gehe raus in die Welt und suche dir einen neuen Michael. Und wenn du ihn gefunden hast und mit ihm in die Vollen gehen willst, dann ziehst du ganz genau dasselbe an, was du heute Abend an hattest. Das raubt einfach jedem Mann den Atem. Wenn dein Arsch von Ex wüsste, was du im Schrank hängen hast, hätte er dich niemals mit so einer blöden Kuh betrogen. Gute Nacht.”

Er geht von dannen.

Ich blicke ihm so lange hinterher, bis er bei sich zur Haustür rein ist und begebe mich dann direkt ins Schlafzimmer.

Da meine Geilheit immer noch nicht verschwunden ist und ich mich bei Frank echt zusammenreißen musste, schnappe ich kurzentschlossen mein Handy und schicke Michael eine Nachricht, dass ich gerade die Nacht meines Lebens hatte und er für mich gestorben ist.

Daraufhin lege ich meinen Sportanzug ab, stelle mich vor den Spiegel und betrachte mich.

Frank hat mir den nötigen Selbstbewusstseinsschub gegeben, den ich brauchte und ich muss ihm Recht geben. Die Dessous sehen wahnsinnig gut an mir aus und auch mein Körper ist nicht von schlechten Eltern.

Genüsslich lasse ich meine Hände über meine Brüste gleiten, die zwar nicht mehr ganz fest sind, aber auch noch nicht hängen. Meine Nippel stellen sich auf.

Weiter geht's Richtung Bauch, flach und fest. Eine Gänsehaut breitet sich aus.

Und dann weiter zu meinem Po. Knackig, recht ansehnlich.

Der tägliche Spaziergang zahlt sich aus.

In diesem Moment lasse ich es zu.

Meine Hand wandert Richtung Mitte, die meine Finger freudig empfängt und ihnen einen feuchten Empfang beschert.

Ich bleibe vor dem Spiegel stehen, beobachte mich selbst dabei, wie meine Hand sich in meiner Hose bewegt, die andere meine Brüste knetet.

Es dauert nicht lange, da schießen Blitze durch meinen Körper. Mir wird heiß und ein Zittern breitet sich in mir aus.

Ein Feuerwerk der Gefühle entlädt sich in mir. Frust, Zufriedenheit, Angst, Selbstbewusstsein. Ohne, dass ich es aufhalten kann laufen mir Tränen über mein Gesicht, auf dem sich gleichzeitig ein wohliges Lächeln ausbreitet.

Meine Knie werden weich, sodass ich mich entspannt auf das Bett gleiten lasse und eingepackt in meine Decke schnell in einen tiefen, traumlosen Schlaf falle.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 30.09.2023

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