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Eine Kurzgeschichte aus dem Leben der Panthera

Beinahe drei Monate waren vergangen, seit sie ihre junge Nachbarin das letzte Mal gesehen hatte. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, denn wenn es sich vermeiden ließ, ging sie ihr physisch gesehen, wie jedem anderen auch, lieber aus dem Weg.

 

Es war frustrierend, nicht zu wissen, was mit ihr war. Und was noch viel schlimmer war: Vor zwei Tagen waren Leute in ihrer Wohnung gewesen – zusammen mit Mr Schneyder, dem Vermieter. Anscheinend sollen sie bald schon dort einziehen.

 

An Schlaf war schon seit Wochen nicht mehr zu denken und sie tigerte unruhig in ihrer Wohnung auf und ab. Hatte sie es am Ende doch ein wenig zu arg mit ihr betrieben? Hatte sie sich womöglich durch irgendetwas verraten? Eloira Snips kam einfach nicht aus dem Grübeln heraus. Wo mochte das Mädchen nur stecken?

 

Klar, hatte sie gesehen, wie sie damals mit einigen Koffern beladen das Haus verlassen hatte. Aber da war sie noch der Meinung gewesen, dass sie nur in Urlaub fahren würde und nicht, dass sie, wie spurlos vom Erdboden verschluckt, verschwinden würde. Eloira machte sich wirklich große Sorgen und das, obwohl es überhaupt nicht ihrem Naturell entsprach. Doch die kleine Lany Briscott hatte sich in ihr altes, schrumpliges Herz geschlichen. Ohne dass es Lany selbst bewusst gewesen wäre, hatte sie sich in diesem Herzen ein gemütliches Nest gebaut, ohne von den Flammen aus Gier und Zorn verschlungen zu werden.

 

Und ganz besonders der Zorn loderte derzeit besonders stark in der alten Mrs Snips. Wenn dem Mädchen irgendwer etwas getan haben sollte, dann …

 

Eloira hörte plötzlich Sirenen vor ihrem Haus aufheulen und im nächsten Moment wurde mit schwerer Faust gegen ihre Wohnungstür geschlagen. Vollkommen genervt ob dieser Störung stapfte sie zur Tür und öffnete. Nichts hätte sie in dieser Sekunde darauf vorbereiten können, von einer ganzen Horde von Feuerwehrleuten quasi überrannt zu werden, die ihre Wohnung mit einem riesigen Wasserschlauch und einer Trage stürmten. Auf dem Flur stand – wie angewurzelt – ein Nachbar, der eine Etage über ihr wohnte. Mr Elias war kreidebleich und der Schreck stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Mrs Snips! Gott sei Dank, Sie sind wohlauf!“, entfuhr es ihm.

 

„Ja, danke!“, erwiderte sie zähneknirschend. „Aber was soll das Ganze hier?“

 

Einer der Feuerwehrmänner trat nun zu ihr und erklärte „Mr Elias hatte vor seinem Fenster Rauch aufsteigen sehen und als er aus selbigem schaute, hatte er bemerkt, dass dieser Rauch aus der Wohnung unter ihm kam.“ An den alten Herrn gewandt sagte er „Doch wir können hier keine Gefahrenquelle ausfindig machen. Es riecht zwar irgendwie brenzlig, aber wie Sie selber sehen können, Mr Elias, erfreut sich Mrs Snips bester Gesundheit. Daher werden wir uns nun auch wieder zurückziehen und bitte entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten, Mrs Snips.“ Damit verließ er als letzter nach seinen Kollegen die Wohnung. Mr Elias zuckte entschuldigend mit den Schultern und wandte sich ohne ein weiteres Wort wieder zum Gehen.

 

Eloira schleuderte ihre Tür, begleitet mit einem wütenden Schnauben ins Schloss und schoss anschließend sofort quer durch die gesamte Wohnung, um zu überprüfen, ob diese vermaledeiten Feuerwehrleute nicht doch etwas hatten mitgehen lassen. Das würde für jeden von ihnen fatale Folgen haben. Niemand stahl etwas von Eloira Snips – NIEMAND!

 

 

- Fortsetzung folgt -

Impressum

Texte: Ayaluna
Bildmaterialien: Ayaluna
Cover: Ayaluna
Lektorat: Ayaluna
Übersetzung: /
Satz: Ayaluna
Tag der Veröffentlichung: 12.01.2021

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