Es war einmal eine arme Frau, die nichts weiter hatte als ein winziges Häuschen, eine alte Kuh und einen achtjährigen Sohn, namens Jack. Ihr Mann war schon vor vielen Jahren gestorben, sodass sie sich beide alleine durchbringen musste. Jeden Tag aufs Neue hatte sie ihre liebe Not, wieder etwas zu Essen auf den Tisch bringen zu können. Und abends, wenn sie in ihrem Bett lag, weinte sie und wünschte sich, endlich wieder einen lieben und tüchtigen Mann an ihrer Seite.
Eines Tages, als alle Vorräte restlos aufgebraucht waren, beschloss sie, ihren Sohn auf den Markt zu schicken, um ihre alte Kuh für ein paar Taler zu verkaufen. Sie nutzte ihnen sowieso nichts mehr, denn sie konnte schon lange keine Milch mehr geben und war so nur eine weitere Last. Als Jack sich alsbald auf den Weg machte, ermahnte ihn seine Mutter, sich nicht übers Ohr hauen zu lassen, denn sonst müssten sie beide verhungern.
Auf dem Weg zum Markt traf Jack einen alten Mann. Dieser bewunderte ihn für seine schöne Kuh, denn er hatte nichts weiter als drei Zauberbohnen, die er sein Eigen nannte. Da Jack ein gutes Herz hatte und ihm der Alte leidtat, ließ er sich auf einen Handel mit ihm ein. Der Alte bekam die Kuh und Jack die Zauberbohnen, die, wenn er sie in gute Erde legte, dafür sorgen würden, dass er nie mehr Hunger leiden müsste. Jack dachte bei sich, dass er bei diesem Handel wohl mehr für sich und seine Mutter herausschlagen könnte, als wenn er die Kuh auf dem Markt für ein paar Taler verkaufen würde. Denn das Geld wäre schnell wieder ausgegeben und sie müssten wieder Hunger leiden. Mit den drei Bohnen jedoch hätten sie ihren Lebtag genug zu essen und könnten mit ihnen vielleicht sogar noch ein wenig Geld dazu verdienen. So ging er glücklich über den guten Handel zu seiner Mutter nach Hause.
Jacks Mutter war außer sich vor Wut. Wie konnte der Junge nur so töricht sein und ihr letztes Gut für drei mickrige Bohnen eintauschen. Sie ärgerte sich so sehr, dass sie die drei Bohnen in hohem Bogen aus dem Fester ihres kleinen Häuschens warf. Und wieder einmal mussten sich Mutter und Sohn mit leeren Mägen schlafen legen.
Als nun die Nacht hereingebrochen war und der Mond als volle Scheibe am Himmel stand, brach mit einem Mal der Boden vor dem ärmlichen Haus auf. Genau an der Stelle, an der tags zuvor die drei Bohnen gelandet waren, als sie die Mutter aus dem Fenster geworfen hatte. Durch das Licht des Mondes wuchsen sie rasant zu einer stattlichen Höhe.
Am nächsten Morgen, als Jack und seine Mutter aus dem Haus traten, erblickten sie die drei Bohnenranken. An jeder von ihnen hing eine einzige riesige Schote. Jetzt würden sie wenigstens für die nächsten Tage wieder etwas zu essen haben. Doch was war das? Als die ersten Sonnenstrahlen auf die erste Schote fielen, fing diese plötzlich an zu wackeln und zu knacken und mit einem lauten Knall öffnete sie sich plötzlich. Jack und seine Mutter trauten ihren Augen kaum, denn aus der Schote fiel ein stattlicher Mann. Er war gut gekleidet und blickte sie, wenn auch etwas überrascht, sehr freundlich an. Ohne Zeit zu verlieren, ging er, als er die anderen beiden Ranken erblickte, zur nächsten Schote rüber. Gerade als er darunter stand, öffnete auch diese sich und ein riesiger kupferner Kessel fiel aus ihr heraus. Trotzdem der Kessel sehr schwer erschien und übervoll mit Gold und Edelsteinen war, fing der Mann diesen auf, als wenn es sich nur um ein kleines Kätzchen handeln würde. Nachdem er den Kessel abgestellt hatte, ging er zur letzten Schote hinüber und das genau im richtigen Moment, denn auch diese öffnete sich augenblicklich, als der Mann sich unter sie stellte.
Auch aus der letzten Schote fiel ein kupferner Kessel. Dieser war aber nicht mit Gold und Edelsteinen gefüllt, sondern mit den leckersten Speisen, die sie jemals gesehen hatten. Nun mit beiden Kesseln bepackt, ging der Mann zu Jack und seiner Mutter, die immer noch nicht wussten, was sie von alldem halten sollten und sagte zu ihnen: „Ich danke euch sehr! Ihr habt die Zauberbohnen ausgesät und mich damit befreit. Ein böser Zauberer hatte mich in diese Bohne verbannt und so war ich viele Jahre darin gefangen. Nach all den Jahren kann ich aber leider nirgendwo mehr hin – ein zu Hause habe ich nicht – lasst mich doch bitte bei euch bleiben und als Dank für dieses Wunder für euch sorgen. Die beiden Kessel werden uns ebenfalls sehr nützlich sein. Auch diese gehörten dem bösen Zauberer – er hat sie wohl ebenfalls in diesen Bohnen versteckt. Der eine Kessel wird immer mit Gold und Edelsteinen gefüllt sein. Immer, wenn man etwas entnimmt, füllt er sich von selbst wieder auf. Und mit dem anderen Kessel werden wir nie Hunger leiden müssen, denn auch er füllt sich wieder von Neuem, sobald man ihm Speisen entnimmt.“
Da waren Jack und seine Mutter glücklich. Sie nahmen den Mann gerne bei sich auf. Er sorgte gut für sie drei. Und schon nach kurzer Zeit hatten er und Jacks Mutter sich ineinander verliebt und heirateten. Durch die beiden Kessel, die sie gut versteckt hielten, hatten sie fortan immer genügen zu Essen und auch Geld und so lebten sie fortan alle Zeit glücklich und zufrieden.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute …
- Ende -
Texte: Jessica P. (alias Ayaluna)
Bildmaterialien: Jessica P. (alias Ayaluna)
Tag der Veröffentlichung: 12.10.2012
Alle Rechte vorbehalten