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Wunder geschehen...

Verzeiht ... aber ich kann nicht mehr!
Weinend und alleine sitze ich hier in meiner kleinen Wohnung.
Meine Arme sind ich um meine Beine geschlungen, auf den Knien mein Kopf gebettet.
Ich will das alles nicht mehr! Mein Herz zieht sich bei diesem Gedanken schmerzhaft zusammen.
Ich will nicht mehr allein sein!.
Ich schluchze laut auf und eine weitere Träne verlässt meine Augen.
Meine Hände krallen sich in den Stoff meiner Hose.

Wieso sind sie so zu mir? Wieso nur? Was habe ich ihnen denn getan? Ich habe mich immer für das Dorf eingesetzt.
Ich habe es immer beschützt.
Ich wollte Hokage werden, um das Dorf zu beschützen und um endlich akzeptiert und respektiert zu werden.
Doch das interessiert sie alle gar nicht! Für sie bin und bleibe ich immer ein Monster. Abschaum. Dreck. Meine Existenz ist doch nicht gewollt! Im Gegenteil! Meine Existenz ist doch überflüssig hier und in dieser Welt!
Was habe ich denn hier verloren? Warum verdammt nochmal wurde ich geboren?
Wurde ich geboren, um verletzt zu werden?
Wurde ich geboren, um nur mit Missachtung gestraft zu werden?
Sechszehn Jahre ertrag ich das jetzt schon. Sechszehn verdammte Jahre!
Leicht hebe ich meinen Blick und schaue betrübt auf den Holzboden, der sich vor mir erstreckt.
Dass die Dorfbewohner so sind, daran habe ich mich ja gewöhnt.
Ich hätte aber niemals gedacht, das meine Freunde mir so in den Rücken fallen würden. Aber das haben sie ja heute Nachmittag bewiesen.
Allein schon der Gedanke an heute Mittag lässt mich laut aufschluchzen.

Flashback
Ich rannte auf den schnellsten Weg zum Trainingsplatz. Dort warteten schon alle.
"Hallo, Sakura-chan!",begrüßte ich sie mit meinem typischen Grinsen, doch sie antwortete nur genervt: "Klappe, Naruto. Du nervst!"
Das war für mich wie ein Schlag in den Magen, doch ich behielt mein Grinsen aufrecht. Ich wollte nicht, dass meine Freunde sahen, wie verletzend das für mich war. Allein schon ihre Blicke waren für mich wie ein Schlag ins Gesicht.
Ich begrüßte auch die anderen, doch diese ignorierten mich, wandten mir den Rücken zu.
Ich konnte nicht verstehen, warum sie auf einmal so waren. Klar, ich hatte auf der letzten Mission versagt, aber das war doch nicht der Grund...oder?
Als letztes begrüßte ich den Uchiha mit einem: "Hallo, Sasuke!", doch dieser sah nur mit kalten Blick auf mich herab und wandte sich mit einem "Tse.." ab.
Autsch. Es tut jedes mal stärker weh, von Sasuke ignoriert zu werden!
Ich wandte mich von den anderen ab und ging zu einem Baum.
Dort setzte ich mich auf einen der Äste und schaute zu den anderen, die sich angeregt unterhielten oder schon gemeinsam trainierten.
Mein Blick wurde trüb.
Wieso können sie nicht so zu mir sein?
Erschöpft schloss ich die Augen. Nur kurz dösen...,dachte ich und merkte so nicht, dass ich vor geistiger Erschöpfung vollends einschlief.

"NARUTO!" Ich wachte mit einem Schlag auf und flog vor Schreck vom Baum.
Komisch. So weich..., dachte ich verwundert und hörte kurz darauf ein wütendes "Naruto!" und ein Knurren und Schnauben. Ich schaute unter mich und weitete meine Augen. Ich war doch tatsächlich auf Ino und Sakura gelandet! Schneller als die anderen gucken konnten, war ich von den beiden Kunoichis runter gegangen.
"Gomen Ino-chan! Gomen Sakura-chan!",entschuldigte ich mich und hob beschwichtigend die Hände, in der Hoffnung, die aufgebrachten Kunoichis so beruhigen zu können.
"NARUTO!",kam es im Einklang von den Mädchen und kamen bedrohlich auf mich zu. Au,Backe! Das wir schmerzhaft!
Die anderen versammelten sich um uns. Teils belustigt, weil ich mal wieder Mist gebaut hatte und Teils genervt, weil ich mal wieder etwas blödes angstellt habe. Das sah ich an ihren Blicken.
Ich derweil lief immer weiter nach hinten und stolperte schließlich über einen Stein. Ich landete auf Akamaru, der jaulend unter mir zusammenbrach. "AKAMARU!",schrie Kiba und rannte auf mich zu, schuppste mich von seinem Hund runter, um zu gucken ob ihm etwas fehlte. "Gomennasai, Kiba!",rief ich erschrocken aus. "Naruto!",knurrte dieser nur, doch bevor er auf mich losgehen konnte, kam Kakashi dazwischen. Puh! Zum Glück! Ich dachte schon, dass Kakashi mir helfen würde, doch ich hatte mich getäuscht. "Gibt es ein Problem?",fragte mein Sensei und alle zeigten auf mich und schauten mich grimmig an.
"JA! ER IST DAS PROBLEM!",schrie Sakura.
"ER STEHT IMMER IM WEG!",schrie Ino und die anderen stimmten mit ein.
"ER VERSAGT AUF JEDER MISSION! ER IST ES NICHT WÜRDIG NINJA GENANNT ZU WERDEN!",schrie jetzt auch Kiba. Schmerzvoll verzog ich das Gesicht. Die Worte meiner Freunde taten weh. Kakashi bedachte mich mit kalten Blick.
"So, so. Am besten du gehst nach Hause, Naruto!",sprach er in kühlem Ton.
"Hai, Sensei!",sprach ich und ging mit meinem typischen Grinsen nach Hause.
"So jetzt da die Nervensäge weg ist, lasst uns trainieren!",hörte ich Lee sagen.
So denken also alle über mich. Selbst meine Freunde hassen mich.
Am liebsten hätte ich losgeheult, doch ich hielt mich unter Kontrolle und ging niedergeschlagen nach Hause.
Flashback Ende

Ja, sie alle waren gegen mich. Dabei war es nur ein Unfall.
Aber sie haben recht. Ich stehe immer nur im Weg und bin auch kein besonders guter Ninja.
Mit trübem Blick schaue ich an die gegenüberliegende Wand.
Vielleicht ist es doch besser von dieser Welt zu verschwinden. Die Dorfbewohner haben mir doch immer hintergerufen, dass ich in der Hölle verrecken soll.
Vielleicht sollte ich ihnen einfach diesen Gefallen tun. Das wäre für alle doch nur das Beste...und wer würde mich denn schon vermissen? Keiner, so viel steht fest.
Schwerfällig stehe ich auf und gehe zum Schreibtisch.
Ich hole Stift und Papier aus einer der Schubladen und schreibe einfach das, was mir gerade im Kopf herum spukt.

An Tsunade, Iruka, Kakashi und meine "Freunde"

Wenn ihr diesen Brief ließt, bin ich schon lange fort.
Habe dieses Dorf verlassen und diese Welt.
Sucht nicht nach mir, falls ihr das überhaupt vorhabt.
Ich habe diesen Schritt gewagt, weil es so besser ist.
Ihr hab mir heute gezeigt, dass ich diesen Schritt machen muss.
Es tut mir nicht leid. Im Gegenteil. Ich bin froh darüber diesen Schritt zu tun.
Ihr habt ja selbst gesagt, dass ich von dieser Welt verschwinden soll - also habe ich mich dazu entschieden, euch diesen Wunsch zu erfüllen.
Meine letzte gute Tat - freut ihr euch? Ich schon.
Denn dadurch werde ich endlich erlöst.

Lebt wohl ihr alle.
Die, denen ich immer vertraut habe, die mich aber im Stich ließen.
Lebe wohl Iruka, der du wie ein Vater warst für mich.
Lebe wohl, Sensei Kakashi, der du warst mein Lehrmeister und ein Freund.
Lebe wohl Sasuke, der den ich liebe. Nicht wie einen Freund oder wie einen Bruder.
Ich liebe dich aus vollem Herzen. Das tue ich schon so lange.

Lebe wohl Konohagakure - du warst nie eine Heimat für mich.

Naruto Uzumaki.

Ich lege diesen Brief zusammen mit meinen Konoha-Stirnband und meinem Wohnungsschlüssel auf mein Bett und verlasse die Wohnung.
Ich laufe durch die leeren Straßen des Dorfes. Inzwischen ist es schon Mitternacht.
Am Tor komme ich unbemerkt an den Wächtern vorbei.
Als ich das Tor durchquere, blicke ich nochmal zurück.
Stumm laufen Tränen meine Wange hinunter und versickern im Boden.
Ich schließe die Augen, atme einmal tief ein.
Dann renne ich los. Ich renne in den Wald und lasse mein Dorf hinter mir. Es ist besser so!,ermutige ich mich.
Als ich den umliegenden Wald von Konoha hinter mir gelassen habe, dämmert es schon. Ich suche diese eine Klippe, die ich auf der letzten Mission gesehen habe. Dort würde ich mich hinunterstürzen. Das ist mein Plan.
Es dauert noch einige Stunden, drei um genau zu sein, bis ich besagte Klippe finde. Ich setze mich an den Rand und lasse meine Beine über den Abgrund baumeln. Hier werde ich mein Leben beenden...
Ich schaue mir noch eine Weile diese Umgebung an, denn diese soll das Letzte sein, was ich zu sehen bekomme.
Bedauernd schaue ich in den Abgrund.
Eigentlich wollte ich ja, dass Sasuke das letzte wird, was ich sehe, bevor ich von dieser Welt gehe ... doch daraus wird wohl nichts mehr.
Ich sehe den Wald, der hinter mir liegt und vor mir den tiefen Abgrund.
Die felsige Wand ist sehr uneben und einige Felsvorsprünge ragen aus der Felswand.
Das wird das Letzte sein, was ich sehe - eine Felswand.
Nicht zu vergleichen mit den schwarzen Augen Sasuke's.


Währenddessen in Konoha:

"Ha-Habt ihr Naruto-kun schon ... gesehen?",fragt Hinata und tippte ihre Fingerspitzen aneinander.
"Naruto? Nee,noch nicht. Aber wen interessierts?! Der kommt doch eh zu spät und außerdem ist es gut, wenn er mal heute gar nicht kommt!",macht Kiba seinem Ärger Luft.
"I-Ich finde ... w-wir ... waren zu gemein ... zu ... i-ihm!",entgegnet Hinata und schaut gen Boden. Verächtlich schaut Kiba zu Hinata.
"Ach was! Das macht dem doch nichts!"
"Ich finde schon, das Hinata recht hat! Ist euch denn nicht sein Blick aufgefallen, als wir ihm alle Vorwürfe gemacht haben?",meldet sich jetzt auch Sasuke zu Wort.
Die anderen schweigen, wissen keine Antwort darauf.
"Anscheinend nicht...",murmelt Sasuke und vergräbt seine Hände in den Hosnetaschen.
"So da jetzt alle da- ... Wartet! ... Wo ist denn Naruto?",fragt Kakashi, der soeben mit einer zweistündigen Verspätung angekommen ist. Die jungen Ninjas schauten sich gegeseitig an, doch keiner wusste eine Antwort.
"Los, wir gehen zu ihm und holen ihn!", forderte der Jonin, "Anscheinend hat er ja heute völlig verpennt!" Kakashi fordert die Ninjas auf, ihm zu folgen.
Auf dem Weg zu Narutos Wohnung treffen sie Iruka.
Fragend schaut der Akademie-Lehrer Kakashi an, dieser meint auf seinen Blick hin: "Wir gehen zu Narutos Wohnung. Er ist immer noch nicht zum Training erschienen. Hast du ihn vielleicht gesehen?" Verwundert schaut Iruka Kakashi an. "Nein, noch nicht. Hm...ist ungewöhnlich von ihm nicht zum Training zu erscheinen. Am besten ich gehe mit."
So macht sich eine Traube aus Chunins und einem Jonin auf den Weg zu Naruto.
An seiner Tür klopft Iruka, doch niemand macht die Tür auf. Etwas verwundert wiederholt Iruka das Klopfen nochmals, doch die Tür wurde immernoch nicht geöffnet.
"So tief kann der doch nicht schlafen!", murmelt Iruka und klopft ein drittes Mal. Durch das dritte Mal Klopfen ging dir Tür einen Spaltbreit auf.
Verwundert schauen sich die zwei Shinobis an, gehen dann aber rein.
In der Wohnung ist es ungewohnt ordentlich, was nicht zu Naruto passte. Iruka hatte ein mulmiges Gefühl.
"Naruto? Naruto bist du da? Ich bin's Iruka!,ruft Besagter durch die Wohnung - Keine Antwort.
Die anderen warten vor der Tür, da Narutos Wohnung doch viel zu klein für sie alle ist. "Naruto? Wo bist du?",ruft jetzt auch Kakashi, doch immer noch keine Antwort.
Iruka kommt währenddessen im Schlafzimmer an. Vor Schreck weiten sich seine Augen als er die Dinge auf dem Bett sieht: Das Stirnband, Schlüssel und ein Brief.
Er geht zum Bett, nimmt den Brief und macht ihn auf.
An Tsunade, Iruka, Kakashi und meine "Freunde" , las er.
Beängstigt durch den Anfang des Briefes, las Iruka den Brief, der eindeutig Naruto's Handschrift trug.
Die Augen werden mit jeder Zeile immer größer und die Panik wächst.
Nein! Naruto!
Schnell nimmt er das Stirnband und die Schlüssel und hastet zu den anderen. Diese schauen ihn nur komisch an. "ER IST WEG!",schreit Iruka und und erntet fragende und verwirrte Blicke.
"Wie weg?",fragt Kakashi nach. Mit Panik in den Augen schaut Iruka Kakashi an.
"Wie ich es meine!", schreit der Chunin und hält den Brief hoch, "Hier! Er hat einen Abschiedsbrief geschrieben! Außerdem hat er das Konoha-Stirnband dagelassen!" Das Stirnband des Ninjas hebt er ebenfalls nach oben.
"A-Aber wieso sollte er so etwas tun?",flüstert nun Sakura.
Iruka las den Brief vor.

...

"Lebt wohl ihr alle."
"Die, denen ich immer vertraut habe, die mich aber im Stich ließen."
"Lebe wohl Iruka, der du wie ein Vater warst für mich."
"Lebe wohl, Sensei Kakashi, der du warst mein Lehrmeister und ein Freund."
"Lebe wohl Sasuke, der den ich liebe. Nicht wie einen Freund oder wie einen Bruder."
"Ich liebe dich aus vollem Herzen. Das tue ich schon so lange."

"Lebe wohl Konohagakure - du warst nie eine Heimat für mich."

"Naruto Uzumaki."

Iruka endet und allen steht der Schock und die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. Die Mädchen schluchzen auf und die Jungs schauen einfach nur fassungslos und geschockt drein.
Er...er liebt mich?!,denkt Sasuke geschockt, doch gleichzeitig klopft sein Herz etwas schneller.
Ino ist eine der erste, die den Schock soweit überwunden hat, dass sie wieder in der Lage war zu sprechen.
"Schnell wir müssen ihn finden!",fordert sie sofort auf.
Die anderen erwachen ebenfalls wieder aus ihrer Schockstarre und lassen Naruto's Wohnung hinter sich.
Vor dem Tor teilen sie sich auf in zweier Teams auf.
Die Teams gingen in verschiedene Richtungen.
Naruto, mach keine Dummheiten!,denkt sich das Team Sasuke-Hinata gleichzeitig und preschten durch die Wälder, um Naruto noch rechtzeitig zu finden.


Bei Naruto

Ich denke, ich habe mich soweit von der Welt verabschiedet..., denke ich und krempel meinen linken Ärmel nach oben.
Darunter kommt ein Verband zum Vorschein, der noch recht frisch ist.
Diesen wickle ich von meinem Arm und zum Vorschein kommen unzählige Narben.
Manche waren schon älter, andere jedoch noch recht frisch.
Verbittert sehe ich auf meinen Arm.
Das ist alles ihre Schuld!
Mit diesem Gedanken setze ich das Kunai an mein Handgelenk.
Narben verblassen nie. Sowohl äußerlich als auch innerlich
Ich verharre über der Pulsschlagader und atme rasselnd ein und aus.
Ich spüre das Adrenalin durch meine Venen schießen und spüre die Angst aufkommen.
Angst, vor dem, was ich hier gleicht tun werde.
Ich merke wie mich der Mut verlässt, doch das darf ich nicht zulassen.
Ich darf jetzt nicht schwach werden.
Deswegen hole ich ein letzes Mal tief Luft, schließe dann die Augen und tue es.
Ich ziehe das Kunai durch meinen gesamten Unterarm.
Von der Pulsschlagader bis runter zur Elle.
Ein stechender Schmerz schießt meinen Arm nach oben, doch er macht mir nichts aus.
Der Schmerz ist mein guter Freund.
Der einzige Freund, den ich habe.
Ich öffne meine Augen und sehe wieder auf meinen Arm.
Das Blut rennt schnell aus der Wunde, will nicht aufhören, tropft von meinem Arm und versiegt im Boden.
Lächelnd betrachte ich mein Werk. Ich habs geschafft.
Ich stehe auf und warte darauf, dass mich die Dunkelheit einholt und mich sprichwörtlich in die Tiefe stürzt.
Ich verliere immer mehr Blut und ich merke, dass ich immer schwächer werde.
Immer mehr schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen und nehmen mir die Sicht.
Ich schwanke etwas, doch kann mich noch auf den Beinen halten.
Mit leicht geschlossenen Augen schaue ich dem Blut zu, wie es meinen Arm hinunter rennt.
Völlig in Trance versunken, bemerke nicht meine Freunde, die hinter mir zu stehen kommen und mich geschockt ansehen.
"Naruto!" Ganz langsam drehe ich mich um und lasse dabei mein Kunai fallen.
Klirrend kommt es auf dem Boden auf und bleibt schließlich in der Erde stecken.
Ich schaue mit einem Grinsen in die vor Schock geweiten Augen.
"Naruto, wieso tust du das?!",schreit mir eine aufgebrachte Sakura entgegen.
Wut macht sich in mir breit. Wut und Enttäuschung.
Auf einmal machen sie sich Sorgen um mich?
Jetzt, wo ich kurz davor bin, mein verhasstes Leben zu beenden,
machen sie sich allen ernstes Sorgen um mich?!
Vorher war ich ihnen doch auch egal!
Also, wieso lassen sie mich nicht in Ruhe sterben?!
"Wieso? Das fragst du noch?! Du fragst mich allenernstens, warum ich das mache?!",schreie ich sie an. Erschrocken weicht sie einige Schritte zurück.
"Naruto...",flüstert sie, doch ich lasse sie nicht weiter reden.
"Ich kann dir sagen, wieso ich das tue, Sakura!" Voller Wut schaue ich in ihr Gesicht.
"Ich halte es einfach nicht mehr aus! Was bleibt mir denn noch anderes übrig?! Die Dorfbewohner wollen mich doch am liebsten tot sehen! Selbst meine sogenannten Freunde verachten mich! Was bleibt mir denn da noch für 'ne Wahl, he?!" Voller Verachtung sehe ich in die Gesichter der Menschen, die sich meine Freunde schimpfen.
"Was würdest du tun, wenn du von allen verachtet werden würdest?! Wenn du nur kalte und hasserfüllte Blicke zu spüren bekämst?! Wenn selbst deine Freunde, denen du immer vertraut hast, dich im Stich lassen würden?! Was würdest dann du tun? Sag's mir,Sakura!" Ich warte auf ihre Antwort, die sie mir nicht gibt.
"Wie ich es dachte. Du hast keinerlei Ahnung! Du weißt nichts! Du hast nicht die geringste Ahnung davon, wie es ist, von allen gehasst und verachtet zu werden!
Aber jetzt reichts mir! Sechzehn verdammte Jahre ertrage ich das schon! Ich will-" Bevor ich den Satz zu Ende schreien kann, kippe ich nach hinten. Ich habe zu viel Blut verloren. Die Bewusstlosigkeit hat über mich gesiegt und schickt mich nun in den sicheren Tod.
Ich höre und sehe nichts mehr.
Da ist nur diese beruhigende Schwärze um mich herum.
Ich höre nicht wie Sasuke meinen Namen schreit und sehe nicht, wie er auf mich zu rennt, um mich fest zuhalten.
Ich schließe die Augen und gebe mich dieser schönen Schwärze hin.
Sasuke, ich liebe dich, ist mein letzter Gedanke, bevor ich mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden aufkomme und dort reglos liegen bleibe.

Vor Schreck bleiben seine Freunde wie angewurzelt stehen. Sie können nicht fassen, was sie soeben gesehen haben. Sasuke schaut die Klippe hinunter und sieht Naruto in der Schwärze verschwinden, ehe ein hohles Geräusch widerhallt. "Naruto...",wispert er und eine Träne läuft über seine linke Wange, perlt ab und fällt wie Naruto in den Abgrund.

Zwei Monate später

Das monotone Piepen des Geräts ist das einzige Geräusch, welches die Stille im Raum unterbricht.
Im Bett, welches in dem kleinen Krankenzimmer steht, liegt eine Person, die an unzähligen Geräten angeschlossen ist.
Die Person liegt ganz ruhig im Bett und würde sich die Brust nicht regelmäßig auf und ab bewegen, könnte man denken, dass die Person nicht mehr am Leben ist.

... Piep ... Piep ... Piep ... Piep ...

Doch das gleichmäßige Piepen der Geräte zeigt das Gegenteil.
Durch das Fenster scheint die späte Mittagssonne und bescheint das dünne, blasse Gesicht des Jungen, welcher unter dem großen Laken des Bettes beinahe zu verschwinden scheint.
Mit einem leisen Klack öffnet sich die Tür des Zimmers und eine Person tretet ein. Er tritt zum Bett und tauscht den kleinen Blumenstrauß auf dem Nachttisch aus.
Seufzend setzt er sich auf den gleichen Stuhl wie jeden Tag. Seit zwei Monaten.
Der Schwarzhaarige betrachtet das Gesicht seines Freundes, welches von einer Beatmungsmaske bedeckt wird.
Er verzieht schmerzvoll das Gesicht und nimmt eine Hand des blonden Jungen, wie als wolle er ihm sagen, dass er da sei.
Er verschränkt seine Finger mit denen von seinem Freund und schaut wehmütig zu der schlafenden Person.
"Naruto, bitte wach auf!,flüstert er und küsst dessen Handrücken.


Was ist das? Wo bin ich? Hier ist alles so weiß. Ist er das? Ist das der Tod?
Habe ich es geschafft?
Ich fühl mich so leicht und schwerelos ... wie eine Feder ...
Aber ... irgendetwas zerrt an mir ... Nein! Ich will nicht gehen! Hier ist es so schön...
Ich will hier bleiben. Hier! Ohne die bösen Blicke und Wörter der anderen.
Moment mal! Was ist das? ... Eine Stimme. Sie kommt mir so bekannt vor.
Wer ist das?
Was ist hier los? Wer spricht da? Wo bin ich?
Plötzlich wird das Licht heller. Wieso wird es heller?! Was zerrt da an mir?! Nein!
Das Licht ... es wird immer kleiner und kleiner ... Nein! Es darf nicht verschwinden!
Was passiert hier?

Blinzelnd öffne ich meine Augen. Sofort kommt mir gleißendes Licht entgegen. Geblendet kneif ich sie wieder zusammen.
Ich höre leise ein monotones Piepen.
Krankenhaus!,schießt es durch meinen Kopf. Ich öffne wieder meine Augen und sehe dieses Mal eine weiße Decke und weiße Wände.
Niedergeschlagen seufze ich lautlos.
Ich habe es also nicht geschafft. Ich kann wirklich gar nichts! Ich kann nicht mal Suizid begehen!
Ich merke wie jemand meine Hand hält. Ich drehe meinen Kopf und kann einen schwarzen Haarschopf ausmachen.
Ist das nicht ... Sasuke?
"Naruto, bitte, wach doch endlich auf! Wir alle vermissen dich! Ich vermisse dich!".
Er vermisst mich? Ist ja mal was ganz neues!
"Sa ... Sasuke?",flüstere ich. Sasuke hebt den Kopf.
"Naruto?",fragt er. "Nein, der Weihnachtsmann!",sage ich sarkastisch. Was tut er hier?
"NARUTO!",ruft Sasuke aus und wirft sich um meinen Hals. Woah! Was ist denn jetzt los?! "Sasuke ... Luft!",huste ich. Sofort löst sich Sasuke von mir.
Er räuspert sich und kratzt sich verlegen am Kopf.
"Tut mir leid, Naruto. Aber ich war einfach nur glücklich, dass du endlich aufgewacht bist." Verwirrt schaue ich ihn an.
"Endlich? Wie lang war ich denn weg?", frage ich leise.
"Zwei Monate." Was?
Erst jetzt nehme ich die Umgebung mehr wahr.
Ich fühle die Bandagen und Gipsverbände am ganzen Körper und die Beatmungsmaske auf meinem Gesicht.
"Was war denn noch passiert?", will ich wissen und schaue zu Sasuke.
"Na ja ... nachdem du ... von der Klippe gestürzt bist, waren wir alle sehr geschockt. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass du versuchst dich umzubringen. Wir sind dann die Klippe hinunter geklettert und fanden dich dort leblos vor. Wir brachten dich dann sofort ins Krankenhaus..." Sasuke bricht ab.
Sie haben mich hier her gebracht?
"Tsunade hat dann alles versucht, um dich wieder unter die Lebenden zu bringen", fährt Sasuke fort, "Sie hat es dann auch geschafft, deinen Zustand soweit zu stabilisieren ... doch du warst ins Koma gefallen ... das war für uns ein noch größerer Schock und wir haben uns deswegen große Vorwürfe gemacht..."
"Vorwürfe ...?",frage ich. Sasuke nickt.
"Wenn wir dich nicht wie den letzten Dreck behandelt hätten, dann hättest du keinen Suizidversuch unternommen...es ist allein unsere Schuld, dass du dich beinahe umgebracht hättest..." Schmerzvoll verzieht er das Gesicht.
"Aber ... ich lebe ja... ihr müsst euch keine Vorwürfe mehr machen", versuche ich ihn zu beruhigen.
"Ja ... darüber bin ich auch sehr froh ... ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, wenn dir dein Suizidversuch geglückt wäre...aber es war unsere Schuld. Wir haben dich erst dazu getrieben, Suizid zubegehen." Sasuke nimmt meine Hand und streicht mit seinem Daumen über meinen Handrücken.
W-Was macht er da?!
Verlegen schaue ich auf unsere Hände und ich merke, dass ich etwas rot werde.
"S-Sasuke...?",nuschel ich, "Wieso machst du das...?"
Er verwirrt mich. Sein ganzes Verhalten...das ist einfach nicht mehr Sasuke.
"Wieso mache ich was, Naruto?",fragt er, ohne sein Tun zu unterbrechen.
"Wieso streichelst du meine Hand ...?" Verwundert schaut mich der Schwarzhaarige an und schaut dann ebenfalls auf unsere Hände.
"Oh...", sagt er, "Tut mir leid ... ich bin das nur gewöhnt ... ich habe immer deine Hand gestreichelt, wenn ich dich besucht habe...",erklärt er und lässt schließlich von meiner Hand ab. "Ach so..."
"Mach ich dich denn nervös oder so?"
"Nein ... das nicht,aber ... dein Verhalten verwirrt mich gerade ... habe ich in den zwei Monaten was verpasst, was dein Verhalten erklären würde?"
Sasuke denkt nach. "Hm ... na ja ... ich habe in den zwei Monaten viel nachgedacht...",begann er, "Und habe letztendlich etwas wichtiges erkannt..."
Sasuke kommt mir nah. Zu nah.
"U-Und was?", nuschel ich. "Ich habe erkannt das..." Er nimmt mir die Beatmungsmaske ab. "...ich dich ebenfalls liebe, Naruto."
Er legt seine Lippen auf meine und küsste mich.
Erschrocken weite ich meine Augen. E-Er küsst mich!
Völlig geschockt von dieser Tatsache, verharre ich in meiner Position.
Als ich nach einigen Sekunden einen leichten Druck auf meinen Lippen spüre, realisiere ich erst, dass das wirklich passiert.
Sasuke küsst mich.
Ich fühle, wie Sasuke anfängt seine Lippen zu bewegen.
Langsam schließe ich meine Augen und gebe mich dem Kuss hin.
Könnte ich meine Arme bewegen, würde ich sie jetzt um seinen Nacken legen und ihn somit näher zu mir ziehen. Doch ich muss mich wohl oder übel mit der jetzigen Situation zufrieden geben.
Nach viel zu kurzer Zeit löst er den Kuss und ich ziehe den Sauerstoff gierig in meine Lungen. Wow!
Perplex schaue ich ihn an.
"Du hast mich geküsst...", gebe ich von mir.
Ich höre ihn leise lachen. "Ja, das habe ich."
"Du ... du hast gesagt,dass du mich liebst..."
Er nickt. "Ja, das habe ich ebenfalls gesagt. Aber ich wiederhole es gerne nochmal für dich."
"Nein ... ich ... ich glaube dir." Er richtet sich leicht auf.
"Hat dich der Kuss etwa so aus der Bahn geworfen?"
"Scheint so...",murmel ich errötend.
"Baka!",lacht er und drückt mir einen zweiten Kuss auf.
"Ich liebe dich, Naruto."
"Ich ... ich liebe dich auch, Sasuke."
Lächelnd schaut mich Sasuke an.
"Ich weiß.",sagt er dann und küsst mich erneunt.
Was? Ich löse den Kuss. "W-Woher weißt du das denn?!", frage ich leicht panisch.
"Beruhig dich. Das hast du doch in deinem Brief geschrieben." Mit einem traurigen Lächeln schaut er mich an.
"... Stimmt ja ...",murmelte ich bedrückt.
Wieso habe ich jetzt ein schlechtes Gewissen?
Sasuke scheint meine Gedanken erraten zu haben und drückt meine Hand.
Sofort schaue ich in sein Gesicht.
"Naruto, du brauchst dir kein schlechtes Gewissen einreden", begann er, "... andere hätten in deiner Situation genauso gehandelt."
"A-Aber..." Ich will etwas erwidern, mein Denken rechtfertigen, doch Sasuke lässt mich nicht zu Wort kommen.
"Denk nicht weiter darüber nach! Bitte! Sei einfach froh darüber, dass du es nicht geschafft hast Suizid zu begehen."
Ich schaue in seine Augen und sehe die stumme Bitte in ihnen.
"Okay.",sage ich schließlich und lächle ihn an. Er erwidert es.
"Danke.",sagt er und legt einen Arm um mich.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.01.2013

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