Das Ärgerbuch ist ein schlimmes Buch. Es ist auch kein Wunder. Es richtet sich nicht an den freundlichen, sondern an den unfreundlichen Leser. Und wenn dieser am unfreundlichsten gestimmt ist, dann sagt er: »Und überhaupt ...«
Es gibt kleine Widrigkeiten im Leben, auch viele große, die sich gelegentlich zusammenballen und unserer mächtig werden wollen als gewaltige Ärgerriesen. Sie zwingen uns in ein Ärgergefängnis, worin wir oft sehr fest verschlossen sind. Es hat keine Ausgangstür, die ohne Weiteres für uns offen stünde, aber dafür viele Fenster, aus denen wir unsere Umwelt betrachten können. Die Fensterscheiben sind aber so teuflisch eingerichtet, dass alles, was wir sehen, getrübt, verzerrt und schauerlich aussieht.
Das will unser Kerkermeister so. Denn dann wenden wir uns entmutigt ab und sagen: »Und überhaupt ...«
Wir sehen in ein Jammertal, eine Ärgerkluft, ein sonnenloses Dasein, das wie ein Hades aussieht und uns zugrinst: Und überhaupt alles, alles ist ärgerlich und lohnt nicht den Kraftaufwand des Lebens.
Dieser Ärger ist der Generalärger aller Verärgerten. Er ist wie der Generalnenner der Bruchrechnung, der alle große Posten verbindet und dem kleinsten und dem größten ein Ärgerschildchen angehängt hat, dass wir seufzend und stampfend und entmutigt rufen: »Und überhaupt ...«
Diesen unfreundlichen Lesern soll unser Büchlein Freundliches sagen und will sich dem Generalärger und seinen Untergegeben mutig entgegenstellen. Es wird wenig Menschen geben, die seiner nicht bedürfen ...
Ein Böser vor den Sieben
Jemand, der's wissen musste, hat einmal gesagt, es helfe einem Menschen unter Umständen nicht sehr viel, wenn er einen bösen Geist los ist. Der langweile sich dann und sehe seine alte Behausung so gefegt und leer dastehen. Da lüde er sieben noch bösere mit dazu ein, und sie nähmen alle zusammen dort Wohnung. Auf diese Weise wären's also acht.
So ist's auch immer. Ohne Bild gesprochen gibt's stets einen doppelten Ärger, einen in uns und einen von außen her. Die Kränkungen von außen können aber siebenfältig sein nach unserer Rechnung, die übrigens keinen Anspruch auf vollendete Genauigkeit erhebt. Es lohnt sich nicht, böse Geister zu zählen. Sie können unter Umständen auch als Legionen auftreten.
Aber der Innenärger ist eigentlich der Pförtner, der die von außen einlässt, und wenn er auch einmal ausgetrieben ist, die bösen Sieben gern zur Verstärkung mitbringt. Es gibt Menschen, die sich fortwährend oder wenigstens häufig über sich selbst ärgern.
Das sind sehr unglückliche Menschen, die wirklich etwas Besseres tun könnten. Vielfach sind's müßige Menschen, die nichts Rechtes zu tun haben. Es sind die Ritter des »Wenn« und »Hätte«, Menschen, die immer an sich selbst herumnörgeln und immer denken, sie hätten doch dies und das anders machen können, oder: Wenn doch bei der und jener Gelegenheit es so oder so gewesen wäre.
Wer über sich selbst klagt, dem kann ja niemand helfen.
Aber dieselben Menschen haben noch eine Eigentümlichkeit an sich. Ich sage, es sind nicht nur unglückliche, sondern auch hochmütige Menschen. Wehe dem, der sie angreift und ihnen mit aller Schonung sagt, sie hätten vielleicht doch ... und wenn sie doch ... Dann werden diese Ritter von der traurigen Gestalt außerordentlich unbehaglich und ausfällig. Ihr ganzer Innenärger spritzt dann nach außen, und man wird mit Stauen inne, dass sie nur über sich klagten, um Widerspruch zu finden.
Wenn man nicht widerspricht, hat man sie tödlich beleidigt. Sie zeigen sich in Demut und Zerknirschtheit, um ihren Ehrgeiz und Hochmut zu verbergen.
Das Törichtste, was wir tun können, ist, dass wir uns über uns selbst ärgern, denn es gibt kaum etwas Zweckloseres. Schon deshalb, weil es weder ein »Wenn« noch »Hätte« gibt. Es gibt in der Vergangenheit nur Tatsachen und Wirklichkeiten, aber keine Andersmöglichkeiten. An solchen herumzudenken, ist die unfruchtbarste Qual.
Namentlich ist eine solche Reue deshalb schädlich, weil sie die Gegenwart trübend beeinflusst und die rechten Überlegungen für das Heute und Morgen hindert.
Es ist schon denkbar, dass jemand alle Ursache hat, sich zu kränken über allerlei Geschehnisse und Versäumnisse, aber durch Selbstärger wird auch kein Härchen an ihnen anders. Nur eines wird: Der Träger dieses Ärgers verfinstert, und seine Umgebung muss die düsteren Schatten tragen, obgleich sie nichts so nötig braucht wie Licht, Leben und Sonne.
Es gibt nur eine einzige vernünftige Reue. Diese ist ausschließlich vorwärts gerichtet und heißt: besser machen.
Wehe dem Menschen, der in seiner Vergangenheit herumwühlt! Sie wird ihn belasten und wie ein Bleigewicht seine Zukunft hinunterziehen.
Viele kommen sich noch dazu furchtbar fromm vor, wenn sie über ihre Vergangenheit jammern.
Und doch gibt's in Wahrheit nichts Ungöttlicheres. Vor Gott heißt's:
»Deine Missetat tilge ich wie eine Wolke, deine Sünde wie den Nebel.«
Vor Gott hat noch niemals eine Sünde die Macht gehabt, einen Menschen auszuschließen. Alle Bibelhelden waren nichts weniger als Heilige. Man hört nicht, dass einer um seiner Vergangenheit willen in seiner Heilsstellung gekürzt worden sei. Nur die, die heulten und jammerten, blieben in ihrer unfruchtbaren Reue liegen und konnten sich nicht mehr erheben.
Das ist aber auch gar kein Wunder. Gottes Augen und Absichten gehen auf das Gute, aber das Böse muss verschwinden. Also hast du weder die Pflicht noch das Recht, es immer wieder hervorzuzerren. Lernst du göttlich sehen, so lernst du es übersehen, an dir ebenso wie an andern.
Nur die Religionen tragen nach und wühlen gern in böser Vergangenheit, können auch nicht verzeihen. Das ist das sicherste Anzeichen dafür, dass sie ungöttlich sind. Sie sind auch die ewigen Gestrigen, Gott selbst ist das ewige Heute. Dein Platz ist im Heute, nicht im Gestern.
Aber eines kannst du tun. Alle Fehler und Missgriffe haben ihre schmerzlichen Folgen, die die Gegenwart ärgerlich machen und vergiften können. Diesen Folgen stelle deinen Mann und nimm sie auf dich, soweit sie ins Heute Zutritt haben.
Die meisten Menschen haben nur Angst vor den Folgen, nicht vor den Fehlern selbst, suchen die Folgen abzuschütteln und machen dadurch nur neue Fehler.
Das ist falsch. Die Folgen nimm auf dich in ihrer ganzen Härte und lass sie austoben, soweit sie es vermögen. Du selbst aber blicke freudig vorwärts. Es gibt kein böses Erleben, das nicht noch mit viel Glück gepaart wäre. Freue dich an dem Glück, lass das Vergangene vergangen sein und schaue mutig vorwärts. So wirst du am besten dem Heute gerecht.
Wenn du dann noch Zeit hast und sehr lieb sein willst, auch ein besonderes Glück erwerben willst, dann stelle dich auch unter die üblen Folgen deiner nächsten Umgebung. Du machst es deinen Nächsten leichter, wenn du ihre Dummheiten trägst, statt drüber zu schelten oder dich zu ärgern.
Wer sich so stellt, der wird für sein Haus ein Lebensquell und breitet unbewusst Erquickung aus, die rückflutend auch ihm selbst in schweren Tagen zugute kommt. Das ist das eigentliche Naturgeheimnis des Glücks.
Ist dir aber diese Erkenntnis noch zu groß oder zu schwer, so lass diese Wahrheit einstweilen liegen. Es schadet nichts, wenn du erst später daran kommst.
Aber eins tue wenigstens nicht: Ärgere dich nicht über dich selbst und nörgle nicht an dir und deiner Vergangenheit herum. Es ist doch nur ein Ausdruck geheimen Hochmuts, ein hässliches Wischen und Aufräumen bei sich selbst. Die Leute werden dich nur auslachen, und aus dem Wesen Gottes bist du mit diesem verärgerten, weinerlichen Wesen ganz herausgetreten.
Begegnet dir aber bei anderen ein »Wenn«, so lache ihnen grad ins Gesicht, und wenn sie ein »Hätte« bringen, so sage ihnen: »Das gibt's nicht«, und lache sie solange an, bis sie mitlachen.
Sei versichert, die Menschen zum Lachen zu bringen, ist oft ein Gottesdienst, und mitlachen ist meist viel wichtiger als mitleiden.
Der Hausärger
Wenn der Hausärger vollständig ist, so ist er dreistrahlig. Im ersten Strahl sitzt der Ehegatte, im zweiten seine Eltern und Angehörigen, im dritten die gemeinsamen Kinder.
Jedes Haus enthält also naturgemäß mehrere Ärgerquellen. Fällt die zweite oder dritte weg, so verstärkt sich dafür die erste, denn Kinder und allenfalls auch Angehörige sind immerhin eine heilsame Ablenkung der Ehegatten voneinander, die sonst noch schwerer aneinander zu tragen haben.
Es ist gar kein Wunder, dass eine Ehe die schwersten Wendungen durchzumachen hat. Haben die jungen Leute aus Liebe geheiratet, was angeblich viele tun, so haben sie einander angesehen mit den entzückten Blicken verklärter Freude, die die Geschlechter naturgemäß aneinander finden.
Aber wenn man dann beisammen ist ohne Unterbrechung und Möglichkeit des Ausweichens und Sichverbergens, da muss ja der Mensch in seiner ganzen Wirklichkeit offenbar werden, und Enttäuschungen sind auch bei den denkbar Höchststehenden unausbleiblich.
Je größer die Liebe ist, desto schmerzlicher ist die Enttäuschung, umso mehr wenn man merkt, dass der Duft am andern unwiederbringlich verloren ist. Manche empfinden sogar, dass sie vor den Augen des Ehegatten viel trauriger dastehen, als sie sich jemals selbst einzugestehen gewagt hätten.
Alles das wirkt ohne Zweifel verstimmend. Bei manchen Naturen wird es in Dauerärger übergehen, der täglich seine Nahrung bekommt; andere, lebhaftere Gemüter werden zu häufigen Ausbrüchen ihres Unmuts und ihrer Lebhaftigkeit veranlasst werden, in allen wird nach der kurzen Zeit der Rosen die Frage erwachen, ob sie sich nicht geirrt und damit ein oder vielleicht zwei Menschenleben verwüstet hätten. Von dem Elend unglücklicher Ehen hat jeder so viel gesehen und mehr noch gelesen, dass er am Verzweifeln ist, wenn sich schließlich herauszustellen scheint, auch die eigene Ehe gehört unter die unglücklichen.
Die Menschen sind darin ganz eigenartig. Zuerst denken und wünschen sie immer: »Nur ich nicht. Mögen Ehen so unglücklich sein, wie sie wollen und können, wenn nur bei uns das Glück wohnt!« Ist dann das Glück doch nicht bei ihnen, so sind sie gleich geneigt zu verzweifeln und überhaupt alles wegzuwerfen.
Ich weiß einen, der wirklich ein Ausnahmemensch war. Der sagte aber:
»Was der ganzen Menschheit zugeteilt ist, will ich in meinem innern Selbst genießen, mit meinem Geist das Höchste und Tiefste greifen, ihr Wohl und Weh auf meinen Busen häufen und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern.«
Wer ein Hauskreuz zu spüren beginnt, macht es in der Regel durch seine innere Haltung und seinen idealen Unverstand erst zur richtigen Not.
Eine Ehe ist an sich etwas so Großes, dass jede Enttäuschung getrost mit in Kauf genommen werden kann. Mann und Frau ergänzen sich so wunderbar, dass eine Welt voll Feindseligkeit nicht stark genug ist, sie umzuwerfen, wenn sie unter sich eins sind.
Aber eins können sie erst werden, wenn sie aufeinander hingeschliffen werden. Folglich müssen alle ihre Unebenheiten zuallererst aneinander offenbar werden, und sie müssen lernen, sich aufeinander einzustellen.
Würden die Unebenheiten nicht fühlbar, so wär's überhaupt keine richtige Ehe und könnte nie leisten, was die Ehe leicht leisten kann, die festeste Burg im Leben zu sein, wo man in den schwierigsten Lagen Hilfe und Kraft findet.
Richtige Menschen müssen Fehler haben, und richtige Ehen müssen schwere Leiden durchleben. Es ist also ganz unnütz und sehr kurzsichtig, sich zu ärgern oder zu verzweifeln, wenn Enttäuschungen eintreten.
Jede Ehe ist befähigt, ungeheuer Großes zu leisten, aber keine wird es tun, wenn die Menschen den Mut verlieren, sobald die Nöte anfangen. Die durchhalten können, denen kann man versprechen, dass sie mit allen Nöten fertig werden, aber die erste Probe, die sie bestehen müssen, ist die, dass sie miteinander fertig werden.
Je verschiedenartiger die Geister sind, desto härter werden sie aufeinander platzen, desto gestählter werden sie aber auch der verschiedenartigsten Not begegnen können.
Ein Unglück wird erst, wenn einer oder beide Ehegatten aneinander verzweifeln und den Kampf aufgeben.
Das ist bei manchen nicht auszuhalten, man soll auch nie künstlich zusammenleimen wollen, was einmal in sich nicht hält. Vielleicht gelingt's ihnen auch in einer anderen Verbindung besser, wenn auch dort die entsprechenden Nöte eintreten werden.
Aber ein schweres Unglück ist's und bleibt's. Eine gelöste Ehe ist wie ein Selbstmord. Man zerstört damit ein Planetendasein, das man doch am Ende durchgebracht hätte, und das gerade dann einen großen Sieg bedeutet hätte.
Man muss das allen Eheleuten sagen, aber kein Mensch hat das Recht, sich einzumischen, wenn sie ihre Eheangelegenheiten anders lösen, als man ihnen im Allgemeinen raten kann.
Auch Staat und Gesellschaft haben nicht das Recht, Ehescheidungen unnötig zu erschweren. Solche Erschwerungen sind nur Auswüchse eines überlebten Pharisäertums, mit dem eine kommende Zeit aufräumen wird.
Wen aber der Ärger ankommt, der soll sich daran nicht vergiften, sondern wissen, dass es jetzt gilt, alle Kraft anzuwenden, um festzuhalten, damit er den großen Lebenssieg zu erringen fähig wird.
Verärgerte Menschen können nicht siegen, weil sie vergiftet sind. Zum Siegen gehört die volle Kraft, die jemand aufzubringen imstande ist. Wer sich ärgert, gibt den Sieg verloren, ehe der Kampf richtig ausgefochten ist. Besser ist, im vollen Kampfe besiegt zu werden, als vor der Zeit nachzugeben.
Jedenfalls braucht jeder Mensch seine Kräfte nötiger, als dass er sie in unnützem Ärger vergeudet. Ärger kehrt die Waffen nach innen statt nach außen.
Ein niedliches Sümmchen Ärger kann auch die edle Verwandtschaft bezeichnen, also Eltern und sonstige Angehörige. Für Frauen namentlich ist das Hereinragen von Verwandten des Mannes meist unerträglich. Kein Wunder. Den Ton im Hause gibt die Frau an. Nebentöne empfindet sie als Störung ihres Eigenklangs.
Aber auch dem Manne ist die Familie, in die er durch seine Heirat mit eingetreten ist, oft recht schwer.
In solchen Fällen ist's das Einfachste, wenn man tunlichst auf Entfernung hält. Man tröste sich damit, dass die Liebe Raum braucht, also am besten gedeiht, wenn man sich nicht gar zu nahe kommt.
Keinesfalls sollte der häusliche Frieden um Fernerstehende willen in irgendeiner Weise bedroht sein. Es gibt nichts Wichtigeres als Frieden im Hause. Aus Selbsterhaltungstrieb müssen alle etwa störenden Kräfte zurückstehen. Ist erst die Entfernung richtig festgelegt, so stellt sich schließlich leicht ein erträgliches Verhältnis ein.
Das Allerheiligste und Wichtigste in jedem Hause ist die Beziehung von Mann und Weib. Das möge sich jeder gesagt sein lassen, dass in dieses Allerheiligste kein Dritter, wer es auch sei, irgendwelche Zutrittsrechte hat. Die Eheleute müssen unter allen Umständen versuchen, selbst untereinander fertig zu werden. Nur so gibt's auch nach dem unvermeidlichen Kampfe einen reinlichen erquickenden Sieg.
Jedenfalls werden Ärgerquellen verstopft, wenn irgendwelche dritte Menschen keinen Einfluss haben auf die Beziehungen zwischen Mann und Weib. Wo man aber dem Ärger vorbeugen kann, hat man für die Gesundheit die trefflichsten Maßregeln ergriffen.
Natürlich spielt hier wie oft auch das Geld eine große Rolle. Es gibt nicht wenige Eltern, die lieber ihre erwachsenen Kinder darben lassen und gerade in schwierigen Unternehmungen im Stiche lassen, als dass sie mit ihren Mitteln helfend eintreten. Das gibt natürlich Anlass zu schweren Erschütterungen im Seelenleben der Betroffenen. Die Ursache ist entweder der schmutzige Geiz des Alters oder die drollige Vorstellung, die Liebe der Kinder würde besser erhalten, wenn sie in Geldabhängigkeit erhalten würden.
Das mag nun sein, wie es wolle, wer das Unglück hat, durch Geburt oder Heirat in solche Verhältnisse gelangt zu sein, der tut am besten, sein Hauswesen möglichst auf eigene Füße zu stellen und sich von elterlicher Liebe tunlichst unabhängig zu machen. Schließlich gibt's keine größere Befriedigung, als mit eigner Kraft seinen Lebenskampf vollführt zu haben. Wer aber mit eigner Kraft etwas leisten will, muss jeden Ärgergedanken ausschalten, denn Ärger lähmt und vergiftet. Der Kleinlichkeit der Alten keinen Dank schuldig zu sein, ist auch eine Lebensfreude, die stark genug ist, den Ärger zu unterdrücken.
Wir sind aber gelegentlich auch selbst Eltern. Missverständnisse, wie wir sie zu dem Geschlecht über uns empfinden, werden uns ebenso von unsern Kindern her begegnen. Die Kränkungen über Kinder pflegen die Menschen mehr anzugreifen als alle sonstigen Missverhältnisse in der Verwandtschaft. Mit Recht. Aus Kinderärger ist schon mancher vorzeitig ins Grab gesunken. Darin muss man sich von Vornherein vorsehen.
Als goldene Regel darf gelten: Die kleinen Kinder bis zum sechsten Jahre lehre unweigerlich gehorchen. Vom sechsten Jahre ab erziehe sie zur Freiheit und Selbstständigkeit. Sind sie schließlich voll erwachsen, so werden sie als ebenbürtige Geister neben dir stehen und dich vermutlich hoch achten und sehr lieben.
Eine solche Behandlung ist das beste Vorbeugungsmittel gegen menschenmordenden Ärger. Aber selbstverständlich treten trotzdem Fälle ein, in denen auch dieses Verhalten versagt.
Oft kommen in einer Familie so verschieden geartete Geister zusammen, dass ein Verstehen überhaupt ausgeschlossen ist. Warum solche Eltern und Kinder auf diesem drolligen Sternchen zusammentreffen, ist natürlich tiefes, unergründliches Geheimnis. Tatsache ist, dass es geschieht.
Das Erste, was man bei solchen Zuständen vornehmen muss, ist eine strenge Selbstprüfung, ob man auch das richtige Verständnis für das Wesen des Kindes an sich hat. Viele Eltern kranken an dem törichten und quälenden Ehrgeiz, ihre Kinder müssten das noch
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Bildmaterialien: Jürgen Müller
Lektorat: Abenteuerverlag Pockau Jürgen Müller
Tag der Veröffentlichung: 16.03.2014
ISBN: 978-3-7309-9251-7
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