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1. Was Vanderbilt für zwölfmal lachen zahlte

Während Vanderbilts Jacht im Bosporus lag, lud er den großen Mimen Coquelin den Älteren, der gerade zur selben Zeit in Konstantinopel weilte, zu einer Privatvorstellung zu sich ein. Coquelin trug drei seiner Monologe vor. Einige Tage später erhielt er von dem Millionär folgende Anschrift:

„Sie haben es verstanden, unsere Augen weinen und unsere Herzen lachen zu machen.

Da nun alle Philosophen darin übereinstimmen, dass das Lachen dem Weinen vorzuziehen ist, so beläuft sich Ihr Guthaben bei mir wie folgt:

Weinen 6 x = 600 Dollar

Lachen 12 x = 2400 Dollar

zusammen: 3600 Dollar

Wollen Sie den beifolgenden Scheck gütigst dafür akzeptieren.“

 

Es ist etwas Herrliches um das Lachen!

Wenn jeder wüsste, wie das Lachen die Kraft hat, unser Leben zu verlängern und unsere Gesundheit zu erhalten, so würden die Schatten schlechter Laune, die jetzt so häufig unsere Stirn bewölken, wohl schneller verschwinden – und die Ärzte würden weniger Patienten haben.

Denn es gibt nichts Gesünderes als das Lachen. Es erschüttert den Körper, regt den Blutumlauf an und bringt Magen und Leber zu kräftigerer Tätigkeit. Ein herzhaftes Lachen beschleunigt das Atmen, gibt dem ganzen Körper Wärme und Licht und den Augen Glanz. Es weitet die Brust, erhöht die Ausdünstung der Haut und treibt die schlechte Luft aus den Lungen und Zellen heraus.

Kurzum, das herrliche Gleichmaß, dass wir Gesundheit nennen, wird durch seine Mitwirkung hergestellt. Denn nur durch harmonisches Ineinandergreifen aller Funktionen des Körpers bleiben wir eben gesund. Eine sorgenvoll durchwachte Nacht, Kummer, Not oder Angst schaden der so leicht empfindlichen Gesundheit; doch ein einziges, herzliches Lachen ist imstande, alles wieder gut zu machen.

Ja, Heiterkeit ist ein Lebenselixier!

Nicht nur für das physische, sondern auch für das seelische und moralische Leben ist sie von unschätzbarem Werte.

Man kann sich gesund lachen.

„Frohsinn ist Gottes Arznei“, sagte Dr. Oliver Wendell Holmes, „jeder sollte darin baden. Kümmernisse und Sorgen, Not und Verdrießlichkeiten – der ganze Rost des Lebens – müsste mit dem Öl des Frohsinns abgerieben werden.“

Dr. Burdick war im Westen New Yorks als der „Lachende Doktor“ ganz bekannt. Er kam zu seinen Patienten stets mit einem strahlend heiteren Gesicht, und seine gute Laune wirkte ansteckend auf sie.

So wenig Tropfen er auch verschrieb, so gute Kuren machte er trotzdem.

Die Kraft solch guter Laune ist eben für Kranke und Schwächliche von großer Bedeutung. Ein heiterer Gemütszustand kann unter Umständen die schwerste Krankheit überwinden helfen.

Seelische Einflüsse greifen das Nervenkostüm an, aber ein fröhliches Gemüt befreit nicht nur von Schmerzen, sondern erhöht auch die Lebenskraft des Körpers. Von Kummer, Sorge und Furcht wird das menschliche Leben untergraben.

Ein bedrückter melancholischer Mensch, der den Glauben an sich selbst und an sein Können verloren hat, versinkt leicht in nutzloses Grübeln, weil ihm die Heiterkeit der Seele fehlt, die sich durch eigene Kraft über das Ungemach des Lebens hinwegzusetzen vermag.

Deshalb stemme man sich also mit aller Macht gegen jeden Einfluss niederdrückender Art. Sogar das gefürchtete Herannahen des Alters lässt sich dadurch aufhalten. Denn auch in reiferen Jahren kann man sich die Kraft und Schönheit der Jugend bewahren, durch einen heiteren Geist und durch ein frohes Gemüt.

Neulich las ich von einem Manne in einer benachbarten Stadt, dessen Leben aufgegeben war. Es wurde nach den Verwandten geschickt, und sie saßen wachend und wartend an seinem Bett.

Da kam ein alter Bekannter, der lächelnd meinte, es erschiene ihm gar nicht so schlimm, der Kranke würde schon bald wieder gesund werden. Sogar ein Späßchen erlaubte sich der Freund zu machen, sodass der Kranke zu guter Letzt lachen musste.

Und diese Anstrengung tat ihm wohl. Er erholte sich und wurde wieder gesund!

Sagt nicht schon Shakespeare, dass ein fröhliches Herz lange lebt?

Der Frohsinn ist eine billige Medizin, und mit der Erziehung zum Frohsinn sollte man schon bei kleinen Kindern beginnen. Aus Kindern, die nicht fröhlich lachen können, wird niemals etwas Rechtes. Denn Bäume ohne Blüten tragen keine Frucht.

Auch das persönliche gute Aussehen hängt von dem Sinn für Humor ab, und alles Beste und Freundlichste in unserem Leben kommt durch ein ordentliches, kräftiges Lachen herauf an die Oberfläche.

Hufeland, der Leibarzt des Königs von Preußen, riet diesem an, wieder die gute alte Sitte der Hofnarren einzuführen, über deren Späße und Schwänke die ganze Tischgesellschaft bei Hofe früher dröhnend zu lachen pflegte.

Stellte doch bereits auch Lykurg den Gott des Lachens in den Speisehallen von Sparta auf.

„Der verlorenste Tag in unserem Laben ist der, an welchem wir nicht gelacht haben“, sagt der kluge Chamfort.

Und wenn auch die Königin Mode das laute Lachen verbietet, so habe ich doch wenig Vertrauen zu ihren Ansichten. Denn diese selbe tyrannische Herrin macht die Menschen krank durch Korsetts, liebt das Schminken und besucht allnächtlich Tanzgesellschaften – ja, in China verunstaltet sie sogar die Füße der Frauen.

Freilich gilt es in allen zivilisierten Ländern als Haupterfordernis einer guten Erziehung, sich nicht zur Unzeit und übermäßig laut dem Frohsinn hinzugeben. Ein gebildeter Mensch wird diese Ansicht wohlerzogener Leute nie verletzen.

„Ich liebe einen Menschen, der herrlich lachen kann“, sagte Walter Scott. Und er selbst war einer der glücklichsten Menschen unter der Sonne, hatte stets ein gütiges Wort und ein freundliches Lächeln für jeden bereit und wurde deshalb von aller Welt geliebt.

 

Was lachst du nicht, mein Freund, wenn Not sich naht,

Statt trüb umherzusitzen früh und spat?

Es gibt nicht Spiel allein

und lauter Sonnenschein.

Kommt Not zu dir herein, was lachst du nicht?

 

Was lachst du nicht? Es heilt, wenn man es kann,

Der Schmerz die Not. Nicht glatt ist jede Bahn.

Du findest auf dem Weg

Manch rauen, steilen Weg.

Und musst doch darüber weg. Was lachst du nicht?

 

Was lachst du nicht und machst uns mit dir lachen,

Dass wir vergessen alle trüben Sachen?

Der Lacher stets gewinnt.

Sei wieder frohgesinnt,

Versuche es, geschwind! Was lachst du nicht?

2. Die amerikanische Krankheit

Fürst Wolkonsky erklärte während seines Aufenthaltes in Amerika, „Geschäft“ sei hier das Alpha und Omega: „Es gibt kein Vergnügen, keine Freude, keine Behaglichkeit; nur vom Standpunkt des Profits aus betrachtet man alles. In keinem anderen Lande heißt es so wie hier: ‚Der Mann ist so und so viel Dollars wert.’ Anderswo lebt man, um das Leben zu genießen, hier existiert man nur fürs ‚Geschäft’.“

Ein anderer vornehmer Reisender urteilt ähnlich: „In den Vereinigten Staaten gibt es jeden erdenklichen Komfort, aber keine wirkliche Lebensfreude.“

Der Ehrgeiz, so viel wie möglich zu verdienen, und der Kummer über das, was man etwa eingebüßt hat, absorbiert das ganze Leben. „Keinem anderen Volke stehen Sorge und Bedenken so deutlich im Gesicht geschrieben wie den Amerikanern“, sagt Emerson: „Das Alter fängt schon in der Kinderstube an.“

Wie schnell kosten wir aber auch das Leben aus!

Mit welcher unruhigen Hast

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Bildmaterialien: Jürgen Müller
Lektorat: Abenteuerverlag Pockau Jürgen Müller
Übersetzung: Emma Bake
Tag der Veröffentlichung: 07.02.2014
ISBN: 978-3-7309-8159-7

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