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Die Rache des weißen Mannes

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Friedrich Gerstäcker

Die Rache des weißen Mannes

Coverbild: © Daniel Eskridge / Shutterstock.com

 

Die Rache des weißen Mannes 

An des Ufern des Maria, etwa eine Tagereise von dort, wo sich dieser in den „trüben Strom“, den Missouri, ergießt, glühten unter den das steile Ufer des kleinen Flusses überschattenden Stämmen die Lagerfeuer einer Bande junge Blackfeet-Jäger, die sich von ihrem Stamm abgesondert hatten, um jene heiligen Mysterien zu feiern, durch welche sie Männer und Krieger werden sollten. Kaum hundert Schritt von ihnen entfernt stand ein eigentümlich erbauter Wigwam, spitz und hoch, wie eine steile Pyramide von der Erde emporsteigend, und nur hier und da schimmerte durch die fest und dicht ineinander geflochtenen Zweige ein Lichtstrahl der im Innern lodernden Flamme.

Schweigend starrten die jungen Männer, achtundzwanzig an der Zahl, vor sich nieder, jeder mit seinen ernsten Gedanken beschäftigt, als plötzlich die lauten, regelmäßigen Töne einer Trommel aus der wohlverwahrten Hütte schallten, alle, den mahnenden Lauten folgend, aufstanden und einzeln, ohne den Blick vom Boden zu erheben, dem Rufe gehorsamten. Der Erste, welcher die geflochtene Wand erreichte, hob ein Büffelfell, das den schmalen, niedern Eingang verhing, empor und hielt es fest, bis der Letzte gebückten Hauptes darunter hinweggegangen war, trat dann selbst hinein und verschloss die Öffnung wieder durch das Herunterlassen des Felles.

Der innere Raum des über dreißig Fuß hohen Kegels war mit allerlei Gerätschaften, Waffen, Decken, Kochgeschirren und Skalpen, besonders aber mit dem Fell eines weißen Büffels, als dem Großen Geist geweihten Geschenken, behangen, und oben, dicht unter dem Zusammenstoßen der das Ganze haltenden Stangen, schwebte das blutige Haupt eines gewaltigen Büffelbullen, von dem blauen Rauch umkräuselt, der sich über dasselbe einen Ausweg ins Freie suchte.

Geräuschlos nahmen die jungen Leute ihre Plätze um die knisternde Flamme ein, und der Erste, der die Trommel geschlagen, enthüllte aus weißen, zartgegerbten Fellen die heilige Friedenspfeife mit breitem, langem und durch vielfarbige, bedeutsame Hieroglyphen verziertem Rohr, das mit bunten, flatternden Federn von der Spitze bis zu dem Kopf aus rotem Stein geschmückt war, füllte sie mit Tabak und Kräutern, legte eine glühende Kohle darauf und hob sie mit feierlicher Gebärde empor. Dann den Dampf einziehend und durch die Nasenlöcher wieder ausblasend, erfasste er mit beiden Händen das lange Rohr, bog sich nach vorn über, bis der rote Kopf die Erde berührte, und stieß aufs Neue die wieder eingezogenen Dampfwolken von sich.

Der an seiner Rechten Sitzende empfing jetzt das Friedenszeichen und folgte ganz dem Beispiel seines Vorgängers, bis die Pfeife, auf diese Art von Hand zu Hand gehend, im Kreise herum war und der geheiligte Rauch durch die dem Großen Geiste dargebrachten Geschenke bis zu dem Haupte des Büffels empor wirbelte.

Nach einer mehrere Minuten langen Pause stand endlich einer der jungen Männer auf, streckte seinen rechten Arm aus und sagte:

„Manitu! – Wir sind gerüstet, unsere Herzen brennen vor Kampfbegier, dem Feinde zu begegnen! Unsere Waffen sind geschärft, die Pfeile gespitzt, unsere Augen sind klar, sie folgend dem Adler

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Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Cover: Daniel Eskridge / Shutterstock.com
Tag der Veröffentlichung: 31.05.2013
ISBN: 978-3-7309-3051-9

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