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Fragst du gar nichts danach? (eine Reiseskizze aus dem bergischen Land)

 

Nach langer Regenzeit goldflutendes Sonnenlicht im bergischen Land. Wie schimmerte es auf den blauen Höhenzügen in der Ferne, auf den grünen Wiesenmatten im Tal. Die Waldwege waren noch feucht. Von den tiefherabhängenden Zweigen der Bäume tropfte es wie schwere Tränen herab. Doch die Vögelein, die sich in den Ästen wiegten, schmetterten schon wieder jubelnde Töne in die Luft. Der Murmelbach sang leise die Begleitung dazu. Da jauchzte es in der Menschenbrust. Es lockte hinaus ins Freie. Ein kleiner Kreis gleichgesinnter Seelen hatte sich zusammengefunden. Ihr Fuß pilgerte zum "Friedenstal", ihrer Herzen Sehnsucht wurzelte droben in der Heimat des Friedens, woher das Licht kommt.

Zionspilger singen auch gern. Sie können den Vögeln allein das Lob ihres Schöpfers nicht überlassen. Und sie sind zu noch Höherem berufen. Sie dürfen dem großen Herrn der Welten nicht nur die eigne Huldigung zu Füßen legen, sie sollen auch Zeugen ihres Königs Jesu sein und von der Gnade rühmen und singen, die sie selbst vom ewigen Verderben errettet hat – damit es auch andere hören und dem Lockruf folgen können.

Von diesem Verlangen war auch die kleine Wandergruppe beseelt. Schon manches frohe Lied voll himmlischer Heimatklänge war während des mehrstündigen Marsches von ihren Lippen ertönt. Jetzt lud ein schattiges Plätzchen mit zwei gegenüberliegenden Bänken zu erquickender Ruhe ein. Breitastige Buchen und hochstämmige Eichen wölbten schützend ihr grünes Blätterdach darüber. Goldige Sonnenstrahlen huschten verstohlen hindurch, als wollten sie heimlich zusehen, was sich darunter begeben mochte.

Da nahte von der Höhe herab der geordnete Zug einer Mädchenschule. An ihrer Spitze schritt etwas steif und würdevoll eine katholische Schwester, deren Antlitz fast unter der mächtigen weißen Haube mit dem breiten Stirnband verschwand.

Rasch kreuzten sich verständnissinnige Blicke von Bank zu Bank – ein leise zugerufener Gedankenaustausch herüber wie hinüber. Dann scholl es zweistimmig durch den frischduftenden Wald:

"Fragst du gar nichts danach, dass der Herr für dich starb?

Denkt du gar nicht daran, gar nicht daran?

Wie er sterbend am Kreuze das Heil dir erwarb,

Fragst du gar nichts, gar nichts danach?

Kannst den Heiland du sehen in Marter und Schmerz,

Seine blutende Stirn, Sein gebrochenes Herz,

Seine Hände durchbohrt, Seine Seele voll Qual –

Fragst du gar nichts, gar nichts, gar nichts danach?"

Ob das Lied Eindruck gemacht? Freundlich nickend ging die Schwester vorüber, vielleicht gehörte auch sie zu den Schafen aus dem andern Stalle, die doch des guten Hirten Ruf vernahmen und ihm, soweit ihr Erkenntnis reicht, folgen.

Auch unter der frischen Mädchenschar flog manches Köpfchen lauschend herum. Das Lied schien ihnen zu gefallen. Kinderherzen sind leicht empfänglich – und leicht vergesslich. Aber wer weiß, ob nicht ein göttlich Samenkörnlein tiefer hinabgefallen war. Und wenn das Licht kommt – das Licht der Wahrheit von oben und der himmlische Gnadenton dazu – dann fängt es vielleicht an zu wachsen, ganz still und von den Sängern ungesehen – bis am Tage der Ewigkeit eine reife Garbe als Schmerzenslohn für die durchbohrten Hände am Kreuzesstamm zu des erhöhten Königs Füßen liegt.

Dann wird das Echo des im bergischen Lande verklungenen Liedes durch alle Himmel widerklingen.

Ganz zwecklos war es übrigens schon hienieden nicht gesungen. Wenn auch diejenigen, denen es gegolten hatte, still und ohne darauf zu antworten, vorübergezogen waren, so kam von einer anderen, ganz unerwarteten Seite her ein freundlich ermunternder Zuruf.

Während des Gesanges waren zwei Touristen auf dem Fußpfad zwischen den beiden Bänken hindurchgeschritten. Es waren schon ältere Herren mit graumeliertem Haar und Barte. Ein wenig weiter unter blieben sie lauschend stehen und warteten, den Hut in der Hand, still, bis das Lied zu Ende war. Dann wandte sich der eine um und rief den überraschten Sängern zu:

"Wir fragen aber auch danach!"

Der andere nickte zustimmend.

Damit war rasch die Brücke zwischen den sich bisher völlig Unbekannten geschlagen. Es ist wundersam, wie die Sprache Kanaans die Glieder der großen Gottesfamilie einander so schnell erkennen und verstehen lässt. Bald war die ganze Wandergesellschaft in eins verschmolzen, und gemeinsam pilgerte man weiter durch die herrliche Gottesnatur. Die Gespräche drehten sich um das eine, was nottut. Jeder wusste etwas von der wunderbaren Gnade des Herrn zu rühmen. So erreichte man den Ausgang des Waldes.

Ein entzückender Blick in das weite Tal und auf die es umziehenden Berge öffnete sich. Hier und da in Grün gebettete freundliche Villenviertel. Drunten wälzte die Wupper ihre schwarz gefärbten Fluten dahin. In der Ferne grüßten die hohen Fabrikessen einer gewerblichen Stadt und mahnten wieder an des Tagwerkes Pflicht und Lasten.

Heute aber kündete der Wochenschluss den längst ersehnten Feierabend an. Sieben volle Schläge erschallten. Dann erhoben alle Glocken der Stadt ihre ehernen Stimmen und läuteten den Sonntag ein. In wundervoller Harmonie wogten die Töne zusammen und trugen ihre Schallwellen weit über Berg und Tal. Im Westen sank glutrot die Sonne hinab. Der mächtige Feuerball zauberte eine märchenhafte Beleuchtung über den ganzen Horizont. Anbetende Bewunderung durchzog das Herz der Wanderer – und aus dem tiefsten Seelengrunde rang sich's los:

"Wie groß bist du!"

In dankbarer Stimmung kehrte man in die Stadt zurück, wo die Elektrischen sausten, die einen auf ebener Straße, die andern hoch durch die Luft schwebend, die Wanderer wieder in ihre verschiedenen Wohnungen zurücktragend. Beim Abschiednehmen hatte man sich in geschwisterlicher Herzlichkeit die Hände geschüttelt und einander fröhlich zugerufen:

"Auf Wiedersehen."

Am übernächsten Tag – in aller Morgenfrühe – hatte sich fast die ganze kleine Wandergesellschaft auf dem Bahnhof wieder zusammengefunden. Sie gaben zwei aus ihrer Mitte, die wieder aus dem schönen Wuppertale scheiden mussten, das Abschiedsgeleite. Im letzten lebhaften Gedankenaustausch standen sie wartend auf dem Bahnsteig.

Bald brauste der D-Zug heran. Wie gut, dass er nicht lange Weile hat. Er hilft so die wehmütigen Regungen unterdrücken, die so gern nach schönen, verklungenen Tagen im Herzen emporsteigen. Hier unten heißt es immer scheiden – droben ist ewiges seliges Beisammensein!

Noch ein letztes Grüßen und Tücherschwenken – dann ist alles verschwunden. Doch die Erinnerung zieht mit – und wenn zwei beisammen sind, dann gibt es oft noch herrliche Nachklänge.

So war es auch bei den beiden abfahrenden Reisegefährten, die noch einige Stunden weit die gleiche Strecke hatten. Das bedeutsame Lied: "Fragst du gar nichts danach?" hatte ihnen zu der angenehmen gemeinsamen Fahrt verholfen. Wie sich denken lässt, knüpfte sich die Unterhaltung an die durch den Gesang herbeigeführte Begegnung im bergischen Lande.

"Es ist doch wundersam", sagte das eine Gotteskind, "wie der Herr überall die Seinen hat und sie in Stadt und Land in Seinem Namen zusammenführt, oft durch die kleinsten Anlässe, wie hier durch ein einfaches Lied. Nun aber interessiert mich noch eine Frage:

"Wie kam es denn, dass Sie doch danach fragten?"

"O! Das ist eine seltsame Geschichte voll heißer innerer Kämpfe und freundlicher äußerer Gottesführungen, durch die die Gnade mich endlich nach langen Irrwegen gesucht und gefunden hat", entgegnete der andere.

"Würden Sie mir dieselbe wohl erzählen?"

"Ja, gern! Weil ich damit ein Zeugnis zur Ehre meines großen Herrn ablegen kann."

"Nun! Der gleiche Zweck, ihn dadurch zu verherrlichen, veranlasste auch mich, danach zu forschen."

"Wenn es sich darum handelt, so tue ich es mit doppelter Freude" – und er begann zu erzählen:

"Das bergische Land ist meine liebe Heimat, in der ich jetzt zum Besuch weilen durfte. Ich wollte so gern meine gute, alte Mutter noch einmal wieder sehen, die schon recht bejahrt ist und vielleicht bald an den Pforten der Ewigkeit steht." Eine stille Träne glänzte bei diesem Gedanken in seinem Auge. Dann fuhr er fort:

"Obwohl ich in meiner Jugend hier im Wuppertal an der Quelle des geistlichen Lebens saß, ließ ich es doch an mir vorüberfließen, denn niemand gab mir den Glaubensbecher in die Hand, um daraus zu schöpfen. Im Gegenteil – mein Vater hatte mich gelehrt, die "fienen" Leute, wie man hierzulande die entschiedenen Christen nennt, als wunderliche Heilige anzusehen, die in einem selbst gemachten Himmel leben, den es gar nicht gibt. Er blickte mit wehleidigem Lächeln auf sie herab – und so lernte ich auch die Jünger Jesu gering schätzen und wandte mein Herz von allem Göttlichen ab.

Als ich dann mein 14. Lebensjahr erreicht hatte, stand ich ganz allein am Konfirmationsaltar. Weder Vater noch Mutter waren mit mir zur Kirche gegangen. Die feierliche Handlung ließ mich auch ziemlich kalt. Pflichtschuldigst sang ich die Lieder und sagte gedankenlos mein Ja zu dem Glaubensbekenntnis! Damit war die Sache für mich abgetan.

Etwa ein Jahr später nahm mich meine Tante, bei der ich zu Besuch war, mit auf ein Missionsfest. Willig ging ich mit, denn es war ja immerhin etwas Interessantes, besonders da es im Freien war. Ich hörte ganz gern von den fremden Ländern erzählen, und das Wichtigste waren mir dabei die Schlangenhäute, Kriegsgeräte und hölzernen Götzen, die der Missionar uns zeigte. Für das Wort vom Kreuz hatte ich wenig Verständnis. Es ging wie ein leerer Schall an meinem Ohre vorüber. Im Großen und Ganzen hatte es mir aber doch gut auf dem Feste gefallen – und als ich nach Hause zurückkehrte, erzählte ich meinen Eltern begeistert davon. Besonders hatten mich die Kämpfe und Schwierigkeiten angezogen, die der tapfere Missionar durchlebt, um die Heiden zu bekehren.

Die Mutter hörte staunend zu, mein Vater aber schüttelte missbilligend den Kopf und sagte ablehnend:

"Das ist mir gar nicht recht, dass die Tante dich nach solchem Fest mitgeschleppt hat. Mach mir nur keine dummen Streiche, mein Junge, und werde mir nicht etwa auch solch ein Mucker, wie sie hier zu Dutzenden im Wuppertal herumlaufen. Unsere Fienen hier haben ja alle die verdrehte Idee, dass nicht bloß die Heiden, sondern auch jeder Christ sich noch einmal bekehren müsse. Mit solchen Ansichten komme mir nicht etwa nach Hause, verstehst du mich?"

Die Meinung meines Vaters war mir damals noch Autorität. Seine Befürchtung, dass die Tante mich religiös beeinflusst haben könnte, erwies sich jedoch als grundlos. Ich teilte vollkommen Vaters Anschauung, dass solch überschwänglicher Kram nicht mehr in unsere aufgeklärte Zeit passe. Der moderne Mensch müsse sehen, wie er vorwärts strebe und durch eigene Kraft und Klugheit seinen Platz im Leben behaupten.

Es folgten nun noch weitere Lern- und Studienjahre auf technischem Gebiet. Später führte mich dann der Beruf bald dahin und dorthin in die weite Welt und brachte mich mit verschiedenen Menschen zusammen. Einige waren sogenannte Namenchristen, die noch an der äußeren frommen Form festhielten; die Meisten zeigten sich überhaupt ganz gleichgültig in religiöser Beziehung, nur Einzelne hatten den Mut, sich ganz von Gott loszusagen. Mit diesen Letzteren wollte ich es halten.

Voll brennenden Eifers stürzte ich mich in die Idee, das Dasein eines Weltenschöpfers zu leugnen. Ich verschlang mit wahrhafter Begierde alle atheistischen Schriften, deren ich nur habhaft werden konnte. In meinen Mußestunden beschäftigte ich mich am liebsten mit diesem Studium. Da saß ich oft in meiner einsamen Klause und las und las, bis es mir ganz wüst im Kopfe wurde und ich mich selber wie in einem undurchdringlichen Chaos befand. Das schien mir damals der beste Beweis, dass es keinen Gott gebe. Wo sollte er auch in diesem Durcheinander meiner grübelnden Ideen Platz finden? So strich ich Ihn immer mehr aus meinem Gedächtnis und tat mir nicht wenig darauf zugute, dass ich mich über alles, was Religion hieß, mit kühnem Verstande hinwegsetzen konnte. Ja, ich nannte mich voll Stolz einen ausgesprochenen Atheisten.

So lebte ich eine ganze Zeit lang fern von Gott. Was mich neben den gottverneinenden Schriften dazu gebracht, war das unmoralische Leben vieler meiner Arbeitskollegen, die sich Christen nannten, ja sich zeitwillig sogar auf Gott beriefen, und doch durch ihren Wandel bewiesen, dass sie keinen Halt in Ihm hatten. Das stieß mich ungemein ab – und ich wollte ihnen dagegen zeigen, dass ich in eigener Kraft und Selbstbeherrschung, ohne ihren gedachten Gott, sittenrein zu leben vermochte. Dass es gerade des Herrn wunderbar bewahrende Gnade war, die schon damals schützend die Hand über mich hielt, erkannte ich natürlich nicht.

Trotzdem ich aber so stolz und sicher in meinem selbstgezimmerten Tugendpalast wohnte – war ich doch nicht recht glücklich dabei. Zwar wähnte ich es als freier, vom Glauben unabhängiger Mann zu sein. Mitunter bereitete mir aber gerade dies nicht glauben können eine innere Pein, die ich jedoch nicht Wort haben wollte. Um sie auszulöschen, suchte ich nach immer neuen negativen Beweisen. Doch oft war es mir, wenn ich mich in ein neues, maßgebendes atheistisches Werk vertiefte, und eben voll innerer Genugtuung einen schlagenden Beweis gegen das Dasein eines Gottes entdeckt zu haben meinte, dass auf der nächsten Seite die ganze angelernte Weisheit wie ein Kartenhaus zusammenstürzte, weil meine daraus gewonnene Überzeugung nicht stichhaltig genug war.

Hatte ich denn kein eigenes Urteil über die Nichtexistenz Gottes? Doch! Ich war ja längst fertig mit ihm. Warum aber dies immer wieder darüber nachdenken müssen, dieser ewige Kreislauf quälender Gedanken? Es war zum rasend werden!

Noch verzweifelter wurde meine Lage, als mir in meinem nächsten Wirkungskreise ein Kollege begegnete, der eine andere hartnäckige Anschauung vertrat.

"Mensch! Sie sind Atheist? – Sie müssen Freimaurer werden. Irgendetwas Greifbares muss man doch haben. Das haltlose im Nichts herumtappen gewährt auf die Dauer auch keine Befriedigung."

Ja, mit dem letzten Ausspruch hatte er recht, ich hatte die gähnende Leere in meinem Innern schon längst als etwas Trostloses empfunden. Schließlich konnte ich es ja auch einmal mit dem geheimnisvoll mystischen Zauber versuchen, den der neue Freund um seine Lebensideale spann. Die Devise der Freimaurergenossenschaft: "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!" imponierte mir. Das war ja schließlich auch mein ganzes Streben.

So las ich mich mit einem Anflug augenblicklicher Begeisterung auch durch diesen neuen Wust von allerhand Orientierungsschriften, die der Kollege mir brachte. Doch ich wusste damit innerlich ebenso wenig anzufangen wie mit dem Atheismus.

Sollte ich von meinem stolzen Nirwana nun plötzlich zu dem mir ebenso hilflos erscheinenden Freimaurer-Gott umsatteln und die ganze mystische Skala vom Lehrling bis zum Ordensmeister durchlaufen, ehe mir eine höhere Offenbarung wurde?

Was war nun besser – gar kein Gott oder so ein von Menschenhand geschnitzter, der an tausend Satzungen gebunden war?

Und wie stimmten die geheimnisvollen Abzeichen und Formeln mit den Konsequenzen, die das praktische Leben zog? Ich hatte schon manchen Freimaurer gesehen, der weder edel, hilfreich noch gut gegen seine engere Umgebung, besonders seine Untergebenen war.

Nun! Probieren konnte man es ja schließlich einmal.

Glücklicherweise kam es jedoch gar nicht bis zur Einführung in die Freimaurerloge. Mein Beruf rief mich wieder an einen anderen Ort. Ich hatte einen Eisenbahnbau im Mecklenburgischen zu leiten. Dort öffnete sich mir statt der Freimaurerloge ein stilles Friedensasyl – in einem Pfarrhause auf dem Lande.

Für solch einen jungen, durch seinen Beruf heimatlos hin und her geworfenen jungen Mann sind gemütliche Stunden in trauten Familienräumen wie erquickende Oasen in der Wüste des Existenzkampfes. Es war ein Kreis lieber Menschen, in deren gastfreiem Hause ich manche Mußestunde glücklich verbringen durfte. Wir musizierten, sangen dazu und unterhielten uns aufs Beste.

Dann aber kam etwas Schreckliches für mich.

Eines Tages erschien der Herr Pfarrer mit einem dicken Buch unter dem Arm im Wohnzimmer und fragte mich freundlich, ob ich mit an der Familienandacht teilnehmen wollte.

Als Gast konnte ich höflicherweise nicht gut nein sagen. Aber im Stillen wünschte ich, ich wäre schon vor dem Abendsegen aufgebrochen. Nun musste ich mich in das Unvermeidliche schicken.

Doch es wurde mir als Atheist ganz schwül dabei zumute, einen Gott mit anzubeten, an den ich gar nicht glaubte. Das wagte ich natürlich nicht zu sagen – besonders, da auf jedem Antlitz der kleinen Hausgemeinde die feste Überzeugung geschrieben stand, dass Gottes Wort, das sie jetzt lasen, auch wirklich Wahrheit sei.

Der Pfarrherr war ein positiv stehender, rechtgläubiger Mann, der auch nicht ein Pünktchen von dem, was er sagte, hätte umstoßen lassen. Er war vollkommen überzeugt von der christlichen Lehre, zu der ich natürlich im Stillen verneinend den Kopf schüttelte.

Eins aber musste ich innerlich doch zugeben. Es waltete hier irgendeine unsichtbare Macht, mit der ich bis

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 24.04.2013
ISBN: 978-3-7309-2444-0

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