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Bertha Mercator

Auferstehen

Coverbild: © Ihnatovich Maryia / Shutterstock.com

 

Auferstehen

Der Schnee war geschmolzen, er war wirklich weg! Sogar hier oben im bergischen Land, wo das flinke Wupperwasser die vielen Schmiedehämmer treibt, war kein Fleckchen Schnee mehr zu sehen, und hier lag er doch länger als anderswo.

Ja, es musste Frühling werden! Die beiden großen Linden am Kirchhofstor wussten es ganz genau und nickten einander mit den schwanken Zweigen, an denen ja schon viele, viele Knospen und Knötchen saßen, freudig zu.

Aber zwischen ihren Stämmen ging eben ein gar trauriger Zug durch das Kirchhoftor: Vier Männer trugen einen schlichten Sarg, ein kleiner Junge von fünf Jahren ging hinterdrein; ganz dicht zum Sarge hielt er sich, sodass er von Zeit zu Zeit über die rauen Bretter streichen konnte.

Doch das tat er nur verstohlen; denn zweimal schon auf dem langen Weg zum Friedhof hatte sein Großohm, der alte Schleifer Daniel, ihm ärgerlich zugebrummt:

„Finger weg, Junge, das gehört sich nicht!“

Ach, und im Sarge lag doch des kleinen Knaben Mütterlein! Seine Mutter, die ihn so lieb gehabt hatte – so, wie eben nur eine Mutter liebhaben kann!

Nun war sie gestorben, war ganz, ganz still geworden und hatte kein Wort mehr geantwortet auf all die vielen Fragen, die ihr kleiner Hermann tat, hatte ihn nicht ein einziges Mal mehr angesehen, so sehr er immer bat:

„Ach, Mutter, Mutter, so schlaf’ doch nicht mehr!“

„Das ist der Todesschlaf“, hatte der Großohm feierlich gesagt und das weinende Kind vom Bett hinweggeführt in seine Kammer.

Der Ohm sprach immer wenig; aber in den traurigen drei Tagen, die nach der Mutter Sterben folgten, saß er mit gefalteten Händen so gar still vor seinem Schleifstein oder neben der Toten, dass der kleine Hermann auch zuletzt nicht mehr wagte, den Mund aufzutun.

Und nun trugen sie seine Mutter fort – wieder und wieder fuhr die kleine Hand nach dem Sarge, doch die Träger gingen schneller – einmal noch tippten die Kinderfinger leise an, dann kam das Grab.

Und als Hermann das sah, da fing er laut an zu weinen – er konnte nichts mehr sehen vor Tränen, und von dem Gebet, das der Pastor jetzt sprach, vernahm er nichts – nichts als das eine Wort: „Auferstehen!“

Nun war der Sarg unten – o, wie tief unten!

Die Männer alle und die Frauen warfen Erde darüber hin – Hermann sollte es auch tun.

„Drei Hände voll“, sagte ihm Ohm Daniel ins Ohr.

Nein! Nein! Das konnte er nicht – das wollte er nicht! Er

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Cover: Ihnatovich Maryia / Shutterstock.com
Tag der Veröffentlichung: 01.04.2013
ISBN: 978-3-7309-1825-8

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Wupper, Kotten, Tod, Beerdigung, Waise, Waisenjunge, Auferstehung, Bertha, Mercator, Schriftstellerin, Pfarrfrau, Jesus, Christ, Christus, Glaube, Evangelium, Kinderbuch, Ostern, Karfreitag, Osterfest

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