Cover

1. Überfall

Ich liebe Filme. Vor allem die mit happy End. Das Leben läuft leider nicht so. In letzter Zeit läuft gar nichts mehr so. Seit einem Jahr gibt es dieses Virus. Eine Seuche, die das Gehirn der Leute befällt. Erst sind es Kopfschmerzen, dann halluziniert der Patient und plötzlich geht er auf Leute los. Egal wer da neben ihm steht. Er erkennt weder seine Freunde, noch seine Familie. Wenn er dich erwischt, beißt er sich fest, frisst dein Fleisch. Die meisten sterben innerhalb weniger Minuten nach dem ersten Anfall. Andere, durch einen Biss oder Kratzer infizierte, überleben diesen Virus. Sie werden zu gewissenlosen, blutrünstigen Bestien. Sie jagen uns "normale" Menschen. Sie fressen aber auch Tiere, bei lebendigem Leib. Wir Menschen scheinen jedoch eine Art besondere Delikatesse zu sein. Nur ein Kopfschuss oder ein Schuss ins Herz tötet sie.

Wir übrigen Menschen verbarrikadieren uns in gut absperrbaren Fabrikhallen, Hochsicherheitsgefängnisen, alten Burgen und schwer erreichbaren Grundstücken. Die Telefonleitung funktioniert nicht mehr richtig. Aber das Radio. Über Funk haben wir Kontakt mit anderen Menschen. Meine Schwester und ich wohnen in einer ehemaligen Bank. Nur der vordere Teil war begehbar. Der hintere und auch das Treppenhaus nach oben war immer gut gesichert. Eine Bankangestellte hat uns rein gelassen, als in der Bank ein Mann einen Anfall hatte. Außer uns ist auch eine Großfamilie hier. Mit ihrem ältesten Sohn war ich in der Schule.Heute haben wir einen Auftrag: einen funktionierenden Kleinbus finden, um zu fliehen. Auf dem Land hat ein Bauer seinen Hof abgeriegelt. Er sagt, bei ihm sind weniger Zombies. Er hat Lebensmittel, wir Waffen. Über Funk haben wir uns was ausgemacht. Am Tag sind die Bestien nicht so aktiv. Direktes Sonnenlicht mögen sie nicht und halten sich im Schatten auf. Wenn sie doch Tageslicht abbekommen scheint es ihnen weh zu tun oder sie zu lähmen. Jedenfalls sind sie in der Sonne viel langsamer als sonst. "Di?", blinzelnd schlage ich die Augen auf. Andi, der Junge mit dem ich in der Schule war, kauert neben mir.

"Es ist Mittag."

Wir hatten Nachtwache im Treppenhaus. Mittag steht die Sonne am höchsten. Sein Vater hat sich auf der Flucht vor einer Zombie Meute den Arm gebrochen. Zusammen mit meiner Schwester, Iris hat er die Tagwache. Kelly, die Mutter von Andi muss bei den beiden Kindern bleiben und Elli, die Bankangestellte hat Fieber. Nur Andis Bruder René kommt mit uns. Zum Glück hatte die Bank eine gut ausgestattete Security. Mit den Platzpatronen haben wir schießen geübt. Nur Andis Vater konnte erst eine Pistole bedienen.Vorsichtig kämpfen wir uns vorwärts. Ein Filmplakat fällt mir auf. Der Film hatte hier Premiere als zum ersten mal der Virus bei uns ausbrach. Einer von den Gästen hatte es mit gebracht. Der Typ auf dem Plakat würde mir gefallen. Andis Vater hofft ja, dass ich und Andi oder René und Iris einmal ein Paar werden. Um den Fortbestand der Menschen zu sichern, sagt er. Ich mag Andi, er ist nett. Aber mehr auch nicht. René und Iris haben da mehr Chancen.

"Warum nehmen wir kein Reisebus?", fragt René.

René. "Kannst du ihn denn fahren?!", gibt Andi genervt zurück.

Ich drehe mich zu den Jungs um.

"Da steht ein alter Schulbus neben einer Gerage."

"Wenigstens könnten wir dann noch die aus dem Wohnheim mitnehmen. Die sind zu elft.", sagt René und ich nicke.

"Vielleicht kann ich ihn fahren. Mein Vater war Busfahrer.", sage ich.

Blöderweise taucht genau in dem Moment ein Rudel Zombies auf. Und eine Wolke muss natürlich genau jetzt die Sonne verdunkeln. Fauchend, stöhnend und knurrend setzen sich die Viecher in Bewegung.

"Zum Bus! Ihr müsst nur die Tür verteidigen.", kommandiere ich und renne los.

Die Jungs werden unterwegs weg gefangen. Ich schieße dem Zombie in Kopf, der René packt und erwische auch den über Andi. Aber Andi bewegt sich nicht mehr. Dafür kommen die Biester jetzt aus allen Richtungen. René und ich erreichen die Tür. Ich schließe den Wagen kurz, da wird René wieder gepackt.

"Fahr!", schreit er mich an und ich trete aufs Gaspedal. Doch René wird raus gezogen. Erschrocken bremse ich ab. Und plötzlich steht ein Zombie im Bus. Er ist komisch. Kein Fauchen und Stöhnen. Er mustert mich nur und sieht ziemlich fasziniert aus. Vorsichtig taste ich nach meiner Pistole. Zum ersten Mal kann ich einen Zombie richtig ansehen. Die Haut ist ungesund blaß und durchscheinend. Blaue Adern zeichnen sich an seinem Hals ab. Eine Narbe an seiner Unterlippe und eine an der Augenbrauen. Seine Augen sehen aus, als hätte man einen grauen Schleier darüber gelegt. Als gesunder Mensch sah der Typ bestimmt umwerfend aus. Er ist selbst jetzt irgendwie attraktiv. Wäre er kein blutrünstiges Monster.

Aus meinem ersten Schreck erwacht, richte ich die Waffe auf ihn und drücke ab. Ein leeres Klicken. Er blinzelt, legt den Kopf schief und tritt auf mich zu. Meine Finger bekommen das Messer in meinem Stiefel zu fassen und es trifft seinen Arm. Stirnrunzelnd zieht er es raus und lässt es fallen. Er blutet nicht mal.Geschockt drücke ich mich in den Sitz. Draußen höre ich René schießen und schreien, höre die Zombies brüllen. Doch der vor mir ist ganz still. Beugt sich über mich und sieht mir in die Augen. "Komm.", raunt er. Seine Stimme klingt rau, als sei sie eingerostet.

 

 

2. Entführung

 Seine Hand ist kalt. Sie legt sich um meinen Unterarm und zieht mich mit erstaunlicher Kraft auf die Beine. Angsterfüllt wehre ich mich dagegen, doch der Typ lässt sich gar nicht davon beeindrucken. Andere Zombies erscheinen in der Tür. Heben schnuppernd die Nasen, aber er schirmt mich gegen sie ab. Sein Blick sucht meinen, dann legt er einen Finger an die Lippen."Pssst!", er wischt das Blut von seinem Mund ab und schmiert es mir an die Schläfen. Nun beugt er sich etwas vor und schnuppert an mir. Nur mit Mühe widerstehe ich dem Drang, es weg zu wischen."Komm... Lang...s...sam.", flüstert er. Ich hab noch nie einen von ihnen sprechen hören. Hab sie mir aber auch nie so genau ansehen können, wie jetzt. Er bewegt sich langsam, seine Schultern hängen etwas, er humpelt leicht, stützt sich hauptsächlich auf links und hebt kaum die Füße. Er zieht mich mit sich. Immer mehr Bestien steuern auf den Bus zu. Vor Angst bin ich wie gelähmt, doch er zieht mich mit sich.Die Viecher starren mich an, doch wahrscheinlich wirke ich durch den Schock nicht menschlich genug, um angegriffen zu werden. Oder es liegt an meinem seltsamen Begleiter. Der ist so um die 1,90 groß und damit offenbar größer als die meisten anderen.

Auf dem Kinoparkplatz bleibt er vor einem großen Tourbus stehen. Er legt seine Hand auf das Kontrollpanel und die Tür geht auf. Mit einer Geste bedeutet er mir, rein zu gehen. Vorsichtig klettere ich in den Bus. Die Gardinen sind alle vorgezogen. Hinten ist sogar ein Doppelstockbett eingebaut und ein Tisch. Viel gibt es hier nicht. Ein paar CDs, ein CD Radio, ein altes Kofferradio, Filmposter und Decken. Auf dem Tisch stehen zwei Schneekugeln. Ich höre, dass er hinter mir einsteigt und die Tür zu geht. Alarmiert drehe ich mich um.Doch er hebt nur die Hände, wohl um mir zu zeigen, dass er mir nichts tut. Wer kann das schon sagen? Trotzdem weiche ich vor ihm zurück. Seine Freunde haben René und Andi auf dem Gewissen. Wie soll ich das ihren Eltern beibringen?

!Als er merkt, dass ich Angst habe, geht er vor und lässt sich auf den Fahrersitz sinken. Ich verkriech mich in die letzte Sitzreihe.

3. Mumien

 Irgendwann muss ich vor Erschöpfung eingeschlafen. Von eigenartigen Geräuschen wache ich auf. Es klingt, als würde da draußen eine Krähe kreischen. Ich blinzle, mein Nacken tut weh und dann erkenne ich Umrisse. Erschrocken fahre ich in die Höhe. Die Erinnerungen stürzen auf mich ein. Doch ich bin allein. Verwirrt suche ich nach meiner Pistole. Munition hab ich noch in meiner Hosentasche. Schnell lade ich meine Pistole und schleiche vorsichtig zur Tür. Der Zombie, der mich hergebracht hat, ist nicht zu sehen. Vorsichtig sehe ich durch das Fenster. Bis auf den Bus ist der Parkplatz leer. Mein Magen knurrt vor Hunger. Am Fahrersitz suche ich nach dem Schalter, um die Tür zu öffnen. Schließlich geht die Tür mit einem leisen Zischen auf. Die Waffe auf Anschlag steige ich aus. Vorsichtig gehe ich voran. Ich erinnere mich daran, am Kino eine Feuerleiter gesehen zu haben. Wenn ich es erstmal auf das Dach schaffe, hab ich schon fast gewonnen. Vom Dach aus kann ich meine Position besser verteidigen und bin schlechter zu wittern. 

Und plötzlich kriecht so ein seltsames Wesen unter einem Auto hervor. Mein Instinkt sagt mir, dass das keine freundliche Kreatur ist, die sich halb kriechend auf mich zu bewegt. Es sieht ein bisschen aus wie eine Mumie. Die Beine sind dürr und scheinen bewegungsunfähig. Seltsam zischend kommt es auf mich zu. Geschockt suchen meine Augen nach einer Fluchtmöglichkeit. Dabei entdecke ich noch zwei weitere dieser Gestalten. Panisch bereite ich mich auf den Rückzug vor, als ich im Licht einer flackernden Straßenlaterne einige glasige Augenpaare entdecke. Langsam bewege ich mich zur Seite. Die Mumien fauchen wütend. Wenigstens schaffe ich es hinter einen umgestürzten Autoanhänger. Vorsichtig halte ich nach meinen Verfolgern Ausschau. Die bewegen sich langsam in meine Richtung. Plötzlich legt sich eine Hand auf meine Schulter. Erschrocken wirble ich herum.

Es ist der Zombie, der mich in seinem Bus versteckt hatte. Beruhigend hebt er die Hände.

"Nicht... Schnell... Bewegen...", er schmiert Blut an meinem Pullover ab und auf meine Wange. Dann kommt er mir näher,schnuppert: "Erstmal... R...riechen... Nicht... Zu l...lebendig." Sein Blick wandert zu meinen Verfolgern:"K...komm... Langs...am."

Er zieht mich auf die Beine. Statt zum Bus zurück zu gehen, führt er mich durch die Stadt. Irgendwann dämmert es. Wir nähern uns dem Stadtrand.

"Ich kann nicht mehr.", sage ich leise.

Er lässt mich los und schaut mich an:"M...müde?"

Zögernd nicke ich:"Und Hunger."

Sein Blick wandert über die Straße. Gegenüber steht ein altes Bistro. Dorthin zieht er mich. Es ist verbarrikadiert. Er schleicht herum und schließlich bricht er eine Hintertür auf. Er geht zuerst rein und zieht prüfend die Luft ein.

"S...sicher.", brummt er und lässt mich vorbei.

4. Verschnaufpause

 Während er einen Schrank vor die Tür schiebt, suche ich nach Essen und werde fündig. Da die Dämmerung einsetzt, schalte ich das Licht an. In der Küche finde ich Geschirr und öffne eine Konservendose. Ihren Inhalt schütte ich in einen tiefen Teller und stelle ihn in die Mikrowelle. Funktioniert einwandfrei. Hungrig schlinge ich die Gemüsesuppe hinunter. Satt betrachte ich den halbleeren Teller und sehe mich nach meinem Retter um."Willst du auch was?"Misstrauisch beäugt er die Suppe. Er riecht daran und zieht die Nase graus. "Koste doch mal.", aufmunternd halte ich ihm einen Löffel voll hin.Er sieht mir in die Augen, dann kostet er tatsächlich und zieht eine Grimasse, schluckt aber.

Darüber muss ich grinsen:"Also schmeckt es dir nicht?"

Demonstrativ schüttelt er den Kopf. Er steht so dicht vor mir, dass ich nur einen Schritt vorgehen bräuchte, um ihn zu berühren. Ich mustere ihn. Er sieht eigentlich nicht schlecht aus. Vor der Seuche muss er ziemlich attraktiv gewesen sein. Seine Augen sind vom Grundton blau. Sein Haar ist schwarz. Volle gleichmäßige Lippen, geben den hohen Wangenknochen und dem schmalen Gesicht etwas Anziehungskraft. Mal abgesehen von der ungesunden Hautfarbe und dem Dreck ist er schon ziemlich sexy. Faszinierend finde ich die Augenbrauen. Sie sind ganz gerade ab der Nasenwurzel und plötzlich schlagen sie an der Schläfe einen schwungvollen Haken. "Danke, dass du mich gerettet hast."Seine Lippen zucken kurz, dann hebt er die Schultern. "Du hast mich jetzt schon zweimal gerettet oder?", hake ich leise nach.Er nickt knapp:"N...nicht.... Essen."Prüfend schaue ich zu ihm auf. Er hat offensichtlich nicht vor, mich zu fressen. Warum ich ihm vertraue, kann ich nicht erklären. Vielleicht sollte ich mir Gedanken machen, dass ich ihn attraktiv finde. Immerhin ist er trotz allem ein Zombie. Verlegen senke ich den Blick.Im Wohnzimmer finde ich einige DVDs und ein Flyer von der letzten Filmpremiere in unserer Stadt. "Ein neuer Film mit Nicholas Hoult.", wird angepriesen und auf jeder DVD steht der Name drauf. Von X-Men liegen mehrere Teile da. Kampf der Titanen, Jack and The Giants und der letzte Film heißt Warm Bodies. Ein Zombie Film, wie ironisch. Das Gesicht des Hauptdarstellers kommt mir vage bekannt vor.

Erstaunlicherweise funktioniert der DVD Player noch, sogar der Fernseher."Guckst du Filme?", frage ich und sehe mich nach meinem Begleiter um.

Er zuckt die Schultern:"W..Wie... Heißen?"

Ich lese die Filmtitel vor, bekomme aber nur ein unwilliges Knurren zur Antwort. Seine Hand legt sich um meinen Oberarm und er dreht mich zu sich um:"D...deine N...na...Name!"

Seine Eindringlichkeit schockt mich etwas, meine Stimme zittert:"Anna."

Er nickt nur, seine Augen versinken in meinen. Mein Herz setzt einen kurzen Moment aus. Irgendwas an ihm beruhigt mich und macht mich gleichzeitig nervös. Unsicher trete ich einen Schritt zurück.

"Also wollen wir Film gucken?", frage ich leise.

Er zuckt mit den Achseln. Also schnappe ich mir den ersten X-Men Teil und schiebe die DVD in den Player. Dann kuschle ich mich auf den Sessel. Mein Begleiter lässt sich auf die Couch sinken, doch statt auf den Film zu achten, starrt er mich an. Nicht wie die anderen Zombies, als wäre ich was zu essen, eher fasziniert. Ganz leicht die Lippen geöffnet und den Kopf schief gelegt, beinahe ehrfürchtig. Das verunsichert mich. Nach einer halben Stunde stehe ich auf.

"Ich suche mal das Bad."

Sofort steht er auch auf.

"Ich kann das allein."

"S...sehen, ob s...sicher.", sagt er bestimmt und geht voran.

Etwas hilflos folge ich ihm. Wir finden ein kleines Bad mit Toilette und Dusche.

"Geht die Dusche noch?", frage ich neugierig und dränge ihn vorwärts, um an den Wasserhahn zu kommen. Dabei fällt mir auf, dass er gar nicht verwest riecht. Meine Finger erreichen den Wasserhahn und es funktioniert auch noch. Zumindest das kalte Wasser. Aber über dem Waschbecken entdecke ich einen Gasbeuler.

"Hast du ein Feuerzeug gesehen?"

Er schüttelt den Kopf.

"Ich muss mal auf Toilette... Kannst du vielleicht sehen, ob du Streichhölzer oder ein Feuerzeug findest?"

Er nickt und verschwindet. Erleichtert schließe ich die Tür. Dahinter ist ein Regal. Ein paar Handtücher, Lappen, Seife, Duschbad, sogar ein Föhn, Kämme und make up findet sich hier. Es klopft bald an der Badtür. Ich mache auf und der Zombie hält triumphierend eine Packung Streichhölzer hoch.

Freudig nehme ich sie."Kannst du den Knopf hier gedrückt halten?", frage ich und er nickt. Ich zünde ein Streichholz an und entzünde die Gasflamme im Beuler. "Moment noch." Leise zähle ich bis 20. "Loslassen."

 

5. Name

 

Wir durchsuchen in der oberen Etage die Zimmer. Ich finde Klamotten, die mir einigermaßen passen und die sauber sind. Auch für meinen Begleiter finde ich frische Klamotten. Eine sauberes Shirt, eine Kaputzenjacke und eine Jogginghose. Allerdings wirkt er nicht besonders begeistert.

"Was? Solange wir hier bleiben kannst du dich auch mal sauber anziehen."

Seine Lippen verziehen sich zu einem schiefen grinsen:"W...wenn ich anziehe, du n...nicht m...mehr weg...laufen?"

"Nur, wenn du dich auch wäscht.", wenn ich dafür nur nicht weglaufen darf, ist es das wert. "Aber ich kann nicht lange hier bleiben. Meine Schwester und meine Freunde sitzen fest und warten auf mich. Sie verhungern, wenn ich sie da nicht raushole."

In seinen Augen blitzt Erkenntnis auf:"D...de..der B...Bus!"

Kluges Kerlchen, muss ich ja mal sagen."

Genau.", sage ich leise, denn er runzelt schon wieder konzentriert die Stirn. "Ich geh duschen."

Als ich aus dem Bad komme, steht er im Flur und fummelt an seinen Sachen rum. Erst jetzt fällt mir auf, dass er eigentlich einen Anzug trägt. Seltsam. Er ist höchstens 25 Jahre alt gewesen, als ihn das Virus erwischt hat. Einen Anzug? Nachwuchsanwalt oder Banker?

"Brauchst du Hilfe?", er nickt, also helfe ich ihm die Knöpfe zu öffnen. Das Jaket gleitet zu Boden.

"Das Hemd auch?"

"B...Bitte.", also knöpfe ich auch das löchrige Hemd auf. Offenbar hat er schon die eine oder andere Kugel abbekommen. Es erstaunt mich, dass die Einschusslöcher nicht entzündet aussehen. Aber ich knöpfe wortlos das Hemd auf. Wow, er hat ein Sixpack. Dabei ist er ziemlich schlank.

"K...Knopf...b...Bitte.", sagt er leise und sieht etwas deprimiert aus. Ich öffne also den Knopf der Hose. Dann gehe ich ins Wohnzimmer, ehe er sich die Hose auszieht.

Als er aus der Dusche kommt, staune ich nicht schlecht. Er sieht zwar immer noch etwas blass aus, aber sauberer und menschlicher. Sexy, denke ich. Das Shirt liegt ziemlich eng an.

Lächelnd begrüße ich ihn:"Sauber siehst du gar nicht so übel aus, Herr Zombie."

Er zieht die Nase kraus:"M...mein Name ist n...nicht Z...Zombie."

"Du erinnerst dich an deinen Namen?", das überrascht mich. Irgendwie war ich der Meinung, der Virus der Seuche löscht die Erinnerungen an das Leben davor. Anders kann ich mir nicht erklären, warum die erkrankten Patienten zu marodierenden Bestien mutiert sind.

Etwas verlegen zuckt er die Schultern:"N...nicht ganz."

Auf meinen fragenden Blick, erklärt er:"N...nur Anfang... Ni...Nich..." Er stottert etwas rum.

"Nick?", fange ich an zu raten und ein Kopfschütteln:"Nicko? Nicole? Nicklas?" Mein Blick fällt auf den Flyer der auf dem Wohnzimmertisch liegt. Ich halte inne:"Warte mal...", ich hebe den Flyer auf und sehe mir den Star auf dem Foto genau an. Ungläubig halte ich das Prospekt neben ihn. "Das bist ja du!"

Stirnrunzelnd hält er meine Hand fest und nimmt das Blatt.

"Du heißt Nicholas.", flüstere ich etwas überrascht. Schauspieler. Das erklärt den Anzug. Er wurde auf der Premiere infiziert.

"Nicholas.", wiederholt er flüsternd. Dann schaut er mich an und seine Lippen verziehen sich zu einem ganz schmalen Lächeln:"Und d..du Anna."

Verlegen drehe ich mich um und hebe eine DVD auf:"Schon ironisch... Du hast in einem Zombie Film mitgespielt... Jetzt bist du auch...so..."

Eigentlich ist es sogar traurig. Wäre er ein Mensch wären meine Gefühle ok. Dann würde es niemand komisch finden, dass er mich durcheinander bringt. Aber er ist ein Zombie. Typen wie er haben meine Mutter getötet.

Meiner jüngsten Schwester musste ich persönlich in den Kopf schießen, weil die 7-Jährige sich sonst auf Iris gestürzt hätte. Erst hatte sie nur gejammert, sie hätte Kopfschmerzen, dann bekam sie Fieber. Wir hatten im Radio von diesen Symptomen gehört, pflegten sie trotzdem. Wir glaubten, das sei der Schock, nachdem Mama im Krankenhaus angegriffen worden war und eines der Biester sie gefressen hatte. Der Sicherheitsdienst hatte sofort die Station abgeriegelt. Aber Mutters Tod war von den Überwachungskameras aufgenommen worden. Doch dann hatte unsere kleine Schwester angefangen, zu halluzinieren. Von da an gingen wir nur noch zu zweit in ihr Zimmer. Hofften, dass wir sie heilen könnten. Dann eines Tages hockte sie auf dem Bett und starrte aus dem Fenster. Wie eine Katze beobachtete sie ein Vogel. Ganz anders, als sonst. Ich ging mit der Pistole zuerst rein. Iris kam mit dem Essen hinter mir. Sofort ruckte der Kopf von Betty herum. Iris redete auf sie ein und näherte sich vorsichtig. Sie stellte das Tablet auf den Nachttisch und sah hilflos zwischen mir und Betty hin und her."Komm zurück, Iris.", hatte ich gesagt, im selben Moment begann Betty zu schnuppern. Ein kratziges Knurren kam aus ihrer Kehle. Iris starrte unsere Schwester geschockt an."Komm von ihr weg!", zischte ich leise und endlich gehorchte Iris. Da setzte Betty zum Sprung an. Schon aus Reflex hatte ich abgedrückt. Das Loch in Bettys Stirn blutete nicht einmal. Heimlich wische ich eine Träne fort. Iris und ich reden nie über Betty. Wir könnten es uns nicht verzeihen.

"Wa...Warum w...weinst du?", Nicholas sieht etwas bestürzt aus. Zögerlich legt er seine Hand auf meinen Arm. Die Berührung erschrickt mich, sie ist viel zu angenehm. Es sollte mich anekeln, von ihm angefasst zu werden.

"Es ist nichts.", sage ich leise und weiche seinem Blick aus.

Um ihm zu entkommen steige ich die Treppen hoch und sehe mich weiter  in den Zimmern um. Im Schlafzimmer der Eltern war ich vorhin ja. Hochzeitsbilder hängen an der Wand. Bilder von einem hochgewachsenen Familienvater, einer gewöhnlichen Mutter, ihrem großen Sohn und der jugendlichen Tochter. Das Bett ist groß, sieht unglaublich weich aus. Die Uhren sind stehen geblieben. Die Blumen in der Vase haben schon zu lange kein Wasser mehr gesehen. In einem Schubfach finde ich eine kleine Pistole und zwei Schachteln voll Munition. Zu dem Zimmer gehört ein kleines Bad. Ich gehe in das nächste Zimmer. Es ist unaufgeräumt und blau gestrichen. An der Wand hängen Poster von Fußballern. Fotos von dem Jungen und verschiedenen Mädchen. Es riecht ziemlich muffig. Das nächste Zimmer hat eindeutig der Tochter gehört. Eine pinke Borte zieht sich rings um den ganzen Raum. Die Schränke sind weiß, haben goldene Griffe und einen pinken Blumenaufdruck. Aber was mich wirklich fast erschlägt sind die Poster. Den auf den Postern ist ausnahmslos Nicholas zu sehen. Sogar eingerahmte Fanfotos und Autogramme hängen an der Wand. Sprachlos stehe ich in der Tür. Das nenne ich mal einen Fan.

So war ich nie. Klar hab ich Filme gern gesehen, aber für die Schauspieler hab ich mich nicht besonders interessiert. Das Mädchen, dem dieses Zimmer gehört hat, hätte nicht so lange gebraucht, um Nicholas zu erkennen. Kopfschüttelnd gehe ich zum Kleiderschrank. Die Klamotten sind geschmackvoll, aber zum großen Teil ziemlich unpraktisch. Vor allem die Unterwäsche. Amüsiert betrachte ich ein Set, das sogar noch auf dem Bügel hängt. Ein violetter BH mit schwarzer Spitze und das dazu gehörige Höschen. Hübsch aber nicht sehr widerstandsfähig. Ich höre Schritte und drehe mich um. Nicholas kommt eben zur Tür rein und erstarrt, als sein Blick auf mich fällt. Ich halte noch die Unterwäsche in der Hand. Meine Wangen werden sofort rot und ich sehe, dass er krampfhaft schluckt. Seine Augen bekommen einen seltsamen Ausdruck und dann kommt er auf mich zu.Erschrocken weiche ich zurück. Der Ausdruck erinnert mich an den Hunger der Zombies.

"N...Nicholas?", fiepse ich verängstigt, doch er zeigt keine Regung. Er drängt mich zurück, bis ich mit der Kniekehle ans Bett stoße und meine Beine nachgeben. Ängstlich krieche ich von ihm weg.

"Nicholas?", diesmal klingt meine Stimme etwas sicherer.

Seine Nase zuckt:"Angst?", er beugt sich über mich. "V...versprochen, dass ich... N...nicht weh tu.", flüstert er rau und stützt sich neben mir ab.

"Du hättest auch Angst!", flüstere ich etwas atemlos.

Er schüttelt bedächtig den Kopf:"Hab dich g...gerettet."

"Aber warum?", frage ich heiser. Der Typ macht mich fertig. Selbst als Zombie lässt er meine Knie weich werden.

Erst zuckt er die Schultern, dann schaut er mir in die Augen:"Du b...bist wu...Wunder...schön."

6. Schönheit

 

Das raubt mir den Atem. Verwirrt sehe ich zu ihm auf. Kaum fähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

"Du b...bist wunder....schön.", wiederholt Nicholas und sein Blick gleitet über mein Gesicht. Meine Wangen sind glühend heiß."

Geh bitte von mir runter.", flüstere ich.

Für das Glücksgefühl sollte ich mich schämen, aber mein Herz flattert aufgeregt. Er findet mich schön! Mich! Nicht Iris, die mit ihren blonden Haaren und der Modelfigur normalerweise die Blicke auf sich zieht. Auch nicht das Mädchen, dem das Zimmer gehört hat, das aussah wie eine zierliche, rothaarige Elfe. Mich! Dabei bin ich ziemlich klein und eher muskulös, als dünn. Drei Narben verlaufen parallel über meine Wange. Auf meinem Bauch finden sich ähnliche Narben. Die Zombies sind leider nicht die ersten Monster, die mir begegnet sind. Trotzdem findet er mich schön.

Ganz langsam steht er auf. Wirkt seltsam verunsichert. "W...wollte dir k...keine Angst m...machen."

Vorsichtig setze ich mich auf und sehe ihn an. "Du hast so seltsam geguckt. Ich hab mich nur erschrocken."

Er nickt und verlässt das Zimmer.

"Nicholas?", zögerlich stehe ich auf, als er stehen bleibt und sich halb umdreht. Schüchtern gehe ich zu ihm, werde rot, lege dann unsicher die Arme um ihn:"Danke, dass du mich gerettet hast."

Offenbar hat er nicht damit gerechnet. Er steht ganz still, rührt sich nicht, dann legt er zögernd die Arme um mich und legt sein Kinn auf meinen Kopf. Einen Moment lang lehne ich an ihm, dann ziehe ich mich zurück. Eigentlich bin ich Körperkontakt nicht gewöhnt und jetzt umarme ich einen Zombie? Mein Gehirn hat eindeutig eine Fehlfunktion.

"Darf ich dich einfach Nick nennen?"

Er zieht eine Augenbraue hoch.

"Ist kürzer.", nuschle ich.

Nicholas lächelt schwach und zuckt die Schultern.

"Mich rufen alle Di.", Nun runzelt er die Stirn."Ich heiße Anna Dina. Ein Mädchen in meiner Klasse hieß Anna Maria und in der anderen Klasse hieß eine nur Anna. Um uns aus einander zuhalten haben sie mich Di genannt.", ich erwähne nicht, dass ich zwischendurch Di-Häßliche genannt wurde.

Meinem Vater hätte ich gern den Kopf weg geblasen. Diese Narben haben mir viel Spott beschert. Hat doch keinen interessiert, woher ich die Narben hatte.

Eine Hand hebt mein Kinn an:"Anna f...finde ich v...viel sch...schö...ner.", sein Stottern ist süß. Allgemein, er ist so ganz anders. Niemand behandelt mich sonst wie eine Frau. Eher wie ein Kumpel. Liegt vielleicht auch daran, dass ich ziemlich gut in Selbstverteidigung bin und schneller als die anderen gelernt habe, wie man Waffen benutzt. Noch nie ist mir ein Kerl so nahe gekommen, wie Nicholas, ohne wenigstens mit Nasenbluten Heim zu gehen.

"Ich werde mich etwas schlafen legen.", murmle ich.

Er grinst kurz:"Z...ziehst du d...das an?" Er deutet auf das Unterwäsche Set.

"Hast du dein Essen lieber hübsch verpackt oder was,", frage ich etwas überrumpelt.

"Ich esse dich n...nicht.", sagt er ganz ruhig, ein Muskel in seiner Wange zuckt. Er schließt die Tür hinter sich."

Nick?", "Ja?", "Bleibst du oben?"

Er öffnet die Tür wieder und sieht mich prüfend an.

"Bitte?", frage ich kleinlaut. "Ich... Leere Häuser machen mir Angst."

"Ich auch."

"Nein... Du... Also eigentlich nicht.", ich werde rot. Er zuckt nur die Schultern, nimmt eine Zeitschrift vom Tisch und setzt sich in den Stuhl. Sobald er in die Zeitung vertieft wirkt, lege ich mich ins Bett. Schon wenige Augenblicke später schlafe ich ein.

 

7. Cocktailfrüchte

 

Das raubt mir den Atem. Verwirrt sehe ich zu ihm auf. Kaum fähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

"Du b...bist wunder....schön.", wiederholt Nicholas und sein Blick gleitet über mein Gesicht. Meine Wangen sind glühend heiß.

"Geh bitte von mir runter.", flüstere ich. Für das Glücksgefühl sollte ich mich schämen, aber mein Herz flattert aufgeregt. Er findet mich schön! Mich!

Nicht Iris, die mit ihren blonden Haaren und der Modelfigur normalerweise die Blicke auf sich zieht. Auch nicht das Mädchen, dem das Zimmer gehört hat, das aussah wie eine zierliche, rothaarige Elfe. Mich! Dabei bin ich ziemlich klein und eher muskulös, als dünn. Drei Narben verlaufen parallel über meine Wange. Auf meinem Bauch finden sich ähnliche Narben. Die Zombies sind leider nicht die ersten Monster, die mir begegnet sind.

Trotzdem findet er mich schön.Ganz langsam steht er auf. Wirkt seltsam verunsichert.

"W...wollte dir k...keine Angst m...machen."

Vorsichtig setze ich mich auf und sehe ihn an. "Du hast so seltsam geguckt. Ich hab mich nur erschrocken."

Er nickt und verlässt das Zimmer.

"Nicholas?", zögerlich stehe ich auf, als er stehen bleibt und sich halb umdreht. Schüchtern gehe ich zu ihm, werde rot, lege dann unsicher die Arme um ihn:"Danke, dass du mich gerettet hast."

Offenbar hat er nicht damit gerechnet. Er steht ganz still, rührt sich nicht, dann legt er zögernd die Arme um mich und legt sein Kinn auf meinen Kopf. Einen Moment lang lehne ich an ihm, dann ziehe ich mich zurück. Eigentlich bin ich Körperkontakt nicht gewöhnt und jetzt umarme ich einen Zombie? Mein Gehirn hat eindeutig eine Fehlfunktion.

"Darf ich dich einfach Nick nennen?" Er zieht eine Augenbraue hoch."Ist kürzer.", nuschle ich.

Nicholas lächelt schwach und zuckt die Schultern.

"Mich rufen alle Di."Nun runzelt er die Stirn."Ich heiße Anna Dina. Ein Mädchen in meiner Klasse hieß Anna Maria und in der anderen Klasse hieß eine nur Anna. Um uns aus einander zuhalten haben sie mich Di genannt.", ich erwähne nicht, dass ich zwischendurch Di-Häßliche genannt wurde. Meinem Vater hätte ich gern den Kopf weg geblasen. Diese Narben haben mir viel Spott beschert. Hat doch keinen interessiert, woher ich die Narben hatte.

Eine Hand hebt mein Kinn an:"Anna f...finde ich v...viel sch...schö...ner.", sein Stottern ist süß. Allgemein, er ist so ganz anders. Niemand behandelt mich sonst wie eine Frau. Eher wie ein Kumpel. Liegt vielleicht auch daran, dass ich ziemlich gut in Selbstverteidigung bin und schneller als die anderen gelernt habe, wie man Waffen benutzt. Noch nie ist mir ein Kerl so nahe gekommen, wie Nicholas, ohne wenigstens mit Nasenbluten Heim zu gehen.

"Ich werde mich etwas schlafen legen.", murmle ich.

Er grinst kurz:"Z...ziehst du d...das an?" Er deutet auf das Unterwäsche Set.

"Hast du dein Essen lieber hübsch verpackt oder was,", frage ich etwas überrumpelt.

"Ich esse dich n...nicht.", sagt er ganz ruhig, ein Muskel in seiner Wange zuckt. Er schließt die Tür hinter sich.

"Nick?", "Ja?", "Bleibst du oben?"

Er öffnet die Tür wieder und sieht mich prüfend an.

"Bitte?", frage ich kleinlaut. "Ich... Leere Häuser machen mir Angst."

"Ich auch."

"Nein... Du... Also eigentlich nicht.", ich werde rot. Er zuckt nur die Schultern, nimmt eine Zeitschrift vom Tisch und setzt sich in den Stuhl. Sobald er in die Zeitung vertieft wirkt, lege ich mich ins Bett. Schon wenige Augenblicke später schlafe ich ein.

 

8. Fragen

 "Flitterwochen mit einem Zombie?!", den Kerl kenne ich nicht, aber er ist einschüchternd.

Er ist etwa genauso groß wie Nick. Nur hat er mindestens doppelt so breite Schultern. Sein dunkelbraunes Haar bräuchte mal ein Schnitt. Grüne Augen fixieren mich. Bleiben kurz an meiner vernarbten Wange hängen und bohren sich dann in meine Augen.

Nick schiebt mich schützend hinter sich. "Ich hab s...sie e...entführt."

"Dann solltest du die Kleine jetzt los lassen.", so einen tiefen Bass habe ich noch nie gehört.

Ich trete hinter Nick vor:"Das stimmt ja gar nicht so ganz. Er hat mich gerettet und hat mir geholfen, her zu kommen."

Der Typ mustert mich finster:"Kleine Mädchen haben nichts alleine auf den Straßen zu suchen."

Empört schnaube ich:"Aber kleine Jungs?!"

Er hebt seine Hand, eine Pistole zielt auf Nick der hinter mir steht, zumindest lassen wir uns nicht von Zombies entführen."

"Warte! Lass ihn. Bitte. Er hat mir nichts getan. Ihm verdanke ich mein Leben."

Nick legt mir die Hand auf die Schulter:"Ich gehe. Er s...soll dir helfen, Sch...Schwester retten."

Entsetzt drehe ich mich um:"Du lässt mich mit DEM allein?!"

Nick lächelt:"Er lebt.""Aber...""Du bist K...Kriegerin. Vergessen?"

Klar, er hat recht. Ich habe gelernt, mich zu wehren. Aber er hat mich trotzdem retten müssen, er hat mich in Sicherheit gebracht und irgendwie hat er Dinge in mir geweckt, von denen ich nicht gewusst habe, dass ich so etwas empfinden kann. Protestierend schüttle ich den Kopf und werfe dem Fremden einen wütenden Blick zu.

"Wer gibt dir das Recht, ihn zu bedrohen?! Er hat mich vor mindestens 50 Zombies gerettet! Er hat mich hier vor ihnen versteckt und auf mich aufgepasst! Dich kenne ich gar nicht!"

Der Typ entsichert die Waffe:"Er ist einer von ihnen. Du ziehst IHN einem Lebenden vor?!"

Wütend hebe ich mein Messer auf und werfe es. Im letzten Augenblick weicht er aus, die Klinge ritzt seinen Arm. "Vertrauen muss man sich verdienen!"

Wieder schiebt mich Nick hinter sich:"Be...beruhige dich, Anna. Er k...kann d...deine Freunde retten."

"Du kannst mir auch helfen.", behaupte ich stur.

"Kennt ihr euch etwa von früher?", fragt der Typ höhnisch.Nick drückt mir sachte einen Kuss auf das Haar, dann dreht er sich um und bewegt sich langsam Richtung Tür. Sein Humpeln ist besser geworden, er geht aufrechter. Stirnrunzelnd beobachte ich seinen Abgang.

Kurz vor dem Fremden bleibt er stehen:"Pass auf sie auf. Sonst bringe ich dich um."Jedes Wort spricht er langsam und konzentriert. Ohne Stottern. Meint er das ernst?!

"Nick?", frage ich zögernd.Er dreht sich zu mir um."Pass bitte auf dich auf. Lass dich nicht töten, ja?"

Er grinst:"Schon tot."

Meine Augen brennen:"Du weißt was ich meine."

Er nickt und geht. Schmerz sticht in meiner Brust. Als unten die Tür zufällt, ist das wie ein Schlag ins Gesicht. Traurig drehe ich mich um, damit der Fremde meine Tränen nicht sieht.

"Er ist ein Zombie!", brummt es von der Tür her.

"Und doch hat er mich besser behandelt, als die meisten Menschen." "

Nur weil er dich nicht gefressen hat?!"

Kopfschüttelnd räume ich die Tassen und die Dose auf das Tablet, um es nach unten zu tragen. Es ist ja nicht wahr, dass mich Nicholas "nur" nicht gefressen hat. Er hat sich um mich gesorgt, mir geholfen, mir zu essen besorgt und er hat mir gesagt, er fände mich schön. Er hat mich geküsst und das hat sich sehr lebendig angefühlt. War ich zu naiv? Kann ein Zombie Zuneigung empfinden? Liebe?

"Du bist seltsam. Andere Mädchen würden sich nicht mal von einem Zombie retten lassen.", er klingt ehrlich überrascht und ich stelle fest, dass seine Stimme zwar sehr tief klingt, aber keinesfalls wütend oder vorwurfsvoll.

Über seine Worte denke ich nach:"Ich stand unter Schock. Meine beiden Freunde waren weg gefangen worden und plötzlich stand er in der Tür und hat mich angesehen, als wäre ich das 8. Weltwunder. Wahrscheinlich hat mich am Meisten geschockt, ihn reden zu hören. Das hat aus ihm irgendwie eine Person gemacht."

Meine Ohren verraten mir, dass er mir die Treppe hinunter folgt."Ich bin übrigens Jean Pierre."

"Mich nennen alle Di."

"Er hat dich Anna genannt."

So genau hat er uns also zugehört? Hätte ich nicht gedacht. Schulterzuckend gehe ich in die Küche."Was für Freunde willst du retten?"

Seufzend stelle ich das Tablet ab und drehe mich um:"Du stellst mir entschieden zu viele Fragen."

Beinahe stößt meine Nasenspitze gegen seine muskulöse Brust. Erschreckend, wie nahe er vor mir steht. Ein paar Narben ziehen sich über die golden gebräunten Oberarme. Sein Shirt hat ein paar Risse. Die Schultern sind mächtig. Kräftemäßig habe ich ihm fast nichts entgegen zu setzen, sollte er über mich herfallen. Aber ich spiele schon lange nicht mehr fair, wenn es um Verteidigung geht.

Er grinst:"Dann wechseln wir uns doch ab. Eine Frage du, eine ich."

"Gut. Woher kommst du?"

"Eigentlich komm ich Dresden, ich wollte hier meine Großeltern besuchen."

Bestürzt sehe ich zu ihm auf:"Sind sie in Sicherheit?"

Sein Blick verfinstert sich kurz:"Sie waren unter den ersten, die am Virus gestorben sind."

"Meine Mutter auch..."

"Und was ist mit deinen Freunden?"

"Sie sitzen in einem Bankgebäude fest, der Proviant wird knapp und über Funk haben wir einen Bauern vor der Stadt erreicht, der Unterstützung braucht, aber Nahrung hat... Eigentlich wollten zwei Jungs und ich einen Fluchtwagen besorgen, aber mitten am Tag haben uns Zombies angegriffen. Die Jungs sind geschnappt worden und ich auch fast... Nick hat mich da raus geholt und versteckt."

Jean Pierre runzelt die Stirn:"Du nennst ihn Nick?"

Ich muss echt die Poster entsorgen. Wenn der Kerl die sieht kommt er nur auf dumme Ideen und unterstellt mir vielleicht, nur auf den Zombie zu stehen, weil er ein Star war:"Er konnte sich nur noch an den Teil seines Namens erinnern. Ich glaube, er hatte einen längeren... Außerdem mag er Tee und Cocktailfrüchte... Nick ist kein normaler Zombie. Irgendwie ist er lebendiger... Und... Keine Ahnung... Am Anfang hat er nicht ein ganzes Wort heraus bekommen. Vorhin hat er kaum noch gestottert. Nach 2 Tagen..."

"Ihr wart ganze zwei Tage unterwegs?", er weicht etwas zurück.

Ich werde rot:"Fast drei. Morgen früh wollten wir einen Bus suchen.... Um meine Freunde zu retten."

"Er hat dich sicher nicht gebissen und infiziert?"

Genervt verdrehe ich die Augen:"Glaub mir, wenn du mir nicht glaubst, ruf ich Nick zurück und flehe ihn an, dich zu beißen!"

Der große Kerl grinst bloß:"Wenn du dich beeilst, erwischt du ihn noch. Klingt als wäre dein Freund ein guter Verbündeter für uns."

Ohne lange nachzudenken, schnappe ich mir die Pistole von der Anrichte und renne raus. Auf der Straße sehe ich Nick. Umzingelt von 3 Zombies. Leise schleiche ich näher. Die anderen sehen viel schlimmer aus als Nick.

Impressum

Texte: Der Text ist komplett meine Spinnerei
Bildmaterialien: Ich hab versucht, einen Bekannten (der nicht namentlich erwähnt werden will) etwa so zu fotografieren, dass er ein bisschen Ähnlichkeit hatte, mit meinem Zombie udn dann hab ich so lange dran gebastelt, bis ich zufrieden war. Also nicht kopieren ;)
Tag der Veröffentlichung: 31.03.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ganz ehrlich, an dem Buch arbeite ich, seit ich Warm Bodies gesehen hab. Eigentlich ist Nicolas Hoult ganz und gar nicht mein Typ, aber in dem Film ist er der Hammer xD Allerdings hab ich schon Jahrelang mit der Idee gespielt, so eine "die Schöne und das Biest" Story mit Zombies zu schreiben, die in naher Zukunft oder Gegenwart spielt, allerdings in einer anderen gegenwart als der unseren, nämlich in einer Welt, die gefährlich für die Menschen ist. Allerdings fehlte mir immer ein Faden zur Geschichte... Was ich draus gemacht hab ist also das Produkt vieler schlafloser Nächte, eines verdammt guten Films und meiner Hirngespinste. Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem.

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