Pferde! Zehn prachtvolle, große, Pferde. Jagdpferde könnte man sie nennen. Schweres Warmblut vielleicht. Aber es sind Cuvars! Die furchtlosen und starken Reittiere des Pumavolkes. Kräftige, lange Beine mit harten Hufen. Fell mit metallischem Glanz. Lange, seidige Mähnen, die stolz gebogene Hälse zieren. Große, dunkle Augen und samtige, dunkle Nüstern. Ashantis Herz flattert vor Glück. Tränen stiegen in ihre Augen.
Endlich wieder Pferde, die keine Angst vor ihr haben! Nach 5 Jahren, die sie nun so einsam unter den Menschen verbracht hatte, endlich Tiere, die eine Puma-Gestaltenwandlerin nicht als Gefahr empfinden! Wie sehr hat sie diese prachtvollen Geschöpfe vermisst!
Sofort fällt ihr ein stattlicher Hengst auf, der mitten den anderen Pferden steht. Sein Fell ist von so dunklen rotbraun, dass er fast schwarz wirkt. Er hat eine breite Brust und besteht aus purer Kraft. Seine Augen glühen voll Stolz. Seine Mähne bedeckt den breiten Hals wie ein Schleier und den Schweif hat er elegant gehoben, als wäre er ein Vollblut. Von dem Pferd hat sie doch geträumt! Ihr Herz fliegt dem Tier zu. Plötzlich schaut das Tier ihr direkt in die Augen.
„Wie heißt der dunkelrote Hengst, Fehremias?“, hört sie den Sohn des Beamten fragen.
Nein- schreit ihr Herz, doch Ashanti weiß, dass sie als Waise dem Sohn eines hohen Herrn den Vortritt lassen muss.
„Nachtherz, mein junger Freund. Aber er ist manchmal etwas eigensinnig und wild. Als Jährling war er ausgebrochen und wir brauchten fast ein Jahr, ihn wieder zu fangen! Ich bin stolz, dass er sich überhaupt reiten lässt!“, antwortet ihr Onkel.
Ashantis Herz jubelt: Einen Wildfang würde doch der brave Bursche nicht haben wollen!
„Ich bin mir sicher, dass Javed ihn zu reiten vermag.“, erklingt da die stolze Stimme des Beamten und zerbricht Ashantis Herz beinahe. So wird Sattel und Zaumzeug gebracht, der Hengst gesattelt und tatsächlich trägt er nach einer kurzen Meinungsverschiedenheit den jungen Herrn. Und auch wenn es Ashanti nicht zugeben will: Der Junge reitet hervorragend und mit ruhiger Hand. Ein seliges Lächeln liegt auf dem schönen Gesicht.
Als Javed den Hengst zu ihr lenkt, ist Ashanti den Tränen nahe. Sie wendet sich ab und geht zurück zum Parkplatz, wo Großmutters alter Jeep steht. Was ist sie doch für ein dummes Mädchen! Vernarrt sich genau in das Pferd, das ihr nie gehören würde! Unmöglich kann sie mit ansehen, wie Nachtherz einen anderen Menschen als Besitzer akzeptiert, wo sie doch so eben ihr Herz an diesen Hengst verloren hat! Kein anderes Pferd wird sie glücklich machen. Sie verflucht ihr Puma-Blut, das sie einfach so auf andere Wesen zu prägen vermag und weint sich die Augen aus.
„Es tut mir leid, Ashanti. Ich habe es auch gespürt.“, ihr Onkel setzt sich schwerfällig hin. „Weißt du… der Junge ist dir gar nicht so unähnlich. Seine Mutter war die beste Freundin meiner Frau, war also auch eine vom Pumavolk. Sie verliebte sich in einen jungen Schneeleopard: Javeds Vater… Und der Junge ist völlig hin und weg von Pferden.“
„Er hat aber Geld und kann jedes Pferd haben!“
„Nachtherz ist ein sehr starkes Tier und der Junge hat einen starken Willen. Und Pferde prägen sich erst nach Tagen auf ihren Besitzer, wenn sie ihn denn lieben.“
Sie seufzt. Wäre ja auch zu schön gewesen… Jetzt wird sie ihr Leben lang von diesem Pferd träumen…
Texte: Alles meins ;)
Bildmaterialien: Die Collage besteht aus Fotos, die ich selbst gemacht und bearbeitet habe.
Tag der Veröffentlichung: 07.06.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Gib nie auf, an Wunder zu glauben.