Überrascht schnellt ihr Blick in sein Gesicht. Er sieht extrem gut aus und ist fast so groß, wie Joko, aber viel schlanker. Seine dunkelbraunen Locken sind kurz gehalten. Seine Haut ist ganz leicht von der Sonne gebräunt und hat einen goldenen Schimmer. Sein kurzer Kinnbart ist ordentlich gestutzt und zwei dunkelgrüne Augen leuchten auf sie herab. Naja gut, der Kinnbart könnte weg… Schmale Lippen breiten sich zu einem sehr freundlichen Lächeln aus und weiße Zähne blitzen hervor. Der Kragen seines dunkelroten Hemdes ist nicht ganz geschlossen und seine weiße Krawatte hängt beinahe leger um seinen Hals. Er hat eine muskulöse Brust. Seine langen Beine stecken in dunklen Wildleder-Reithosen und schwarzen, auf Hochglanz polierten Stiefeln. Er ist zum Pferdekauf hier… Eindeutig. Und dann fällt ihr ein dass sie ihn angestarrt hat. Sie hat den Sohn eines Regierungsbeamten direkt ins Gesicht gestarrt! Oh, hoffentlich gibt es dafür keine Strafe!!!
Da legt sich eine Hand auf ihre Schulter. „Warfem, mein Freund. Schön dich zu sehen!“ Onkel Fehremias!
Der Vater des jungen Mannes beginnt leicht, aber ehrlich zu grinsen: „Fehremias! Ich freue mich!“
„Hat dieser Händler soeben meine Nichte als niederstammend bewertet?!“, fragt der Onkel leicht zornig.
„Nein, Haglé, er hat nur klargestellt, dass ich eine Waise bin.“, beschwört sie ihren Onkel leise.
„Wie viel zahlt er dir also für das Bild?“
„Herr, ich habe sie doch nicht als Verwandtschaft von Euch erkannt! Ich werde ihr den verlangten Preis zahlen! Sie hätte sich doch nur ausweisen brauchen!“, klag der Händler.
Ashanti zieht die Nase graus. Speichellecker!
„Nein, ich glaube meinem Sohn kann ich das Bild auch von der jungen Frau selbst kaufen, wenn sie doch deine Nichte ist.“, der Mann namens Warfem zwinkert ihr zu und sie nickt dankbar.
„ 130 Gelden wolltest du haben?“
„Ja, Herr.“, sie blickt schüchtern zu Boden. Welche unerwartete Wende!
Der Mann nimmt seine Geldbörse aus der Innentasche seines Anzuges und gibt ihr ein neonblaues, handtellergroßes, sechseckiges und fingerdickes Glasstück, das von innen heraus zu leichten scheint und in das ein neonblauer Geldschein eingeschweißt ist in dem mit Spiegellettern „Haule“ draufsteht. Mit Wasserzeichen ist eine nackte Frau abgebildet, die Federflügel hat und über die Schulter schaut. Staunend betrachtet Ashanti das Geldstück. Der Mann grinst und reicht ihr noch 3 smaragdgrüne Dreiecke aus dem gleichen Material, darin ist ein dreieckiger schein eingeschweißt auf dem golden steht „Saage“ und einen Kolibri zeigt.
Ashantis Wangen röten sich flüchtig: „Danke, Herr!“
Und sein Sohn nimmt lächelnd das Bild vom Händlertisch: „Zu danken haben wir- beim Händler hätten wir 30 Gelden mehr bezahlt!“
Warfem wendet sich an Ashantis Onkel: „Wie viele Tiere hast du mit, Fehremias? „
„Zehn, ich musste mich sehr anstrengen, alle deine Wünsche zu erfüllen und nicht zuviele mit zu bringen! Der Transport mit der Eisenbahn ist für die Tiere sehr ungewohnt, deswegen bin ich in der Nacht gefahren. Sie stehen draußen, in der runden, hohen Koppel…“
„Du hast Pferde mit?!“, unterbricht ihn Ashanti schnell.
„Ja und dieses Mal darfst du eins auswählen, nachdem der junge Herr gewählt hat.“
„Und.. Wie erkläre ich das Großmutter?“
„Wir wollen unsere Zucht hier in der Gegend erweitern und hier auch ein Gestüt gründen. Ich werde deine Hilfe brauchen, kaum einer kann so gut mit ihnen umgehen. Mit deiner Großmutter rede ich heut Abend.“
Träum ich?- dachte Ashanti, während sie den Männern zur Koppel folgte.
Texte: alles meins ;)
Bildmaterialien: Die Collage besteht aus Fotos, die ich selbst gemacht und bearbeitet habe.
Tag der Veröffentlichung: 06.06.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Träume sind wie Seifenblasen...