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Masken
Tausend Masken

Und jede hat eine andere Farbe,
ein anderes Muster,
wie bei einem Maskenball,
doch jede passt nur zu mir.

Meine Augen
können weinen,
während mein Gesicht lacht.

Aber wenn ich will,
lügen selbst meine Augen.
Ein bisschen.
Ich muss mir nur einreden,
mir geht's gut.
Dann lachen auch meine Augen.

Und keiner sieht's.
Keiner versteht's.

Warum ich Masken trage?
Aus Angst,
dass jemand sieht,
wie klein ich in Wahrheit bin.
Aus Angst,
dass jemand bemerkt,
wie zerbrechlich ich eigentlich bin.
Aus Angst,
dass jemand erkennt,
wie verletzlich ich wirklich bin.

Vielleicht auch aus Angst vor mir?

Vielleicht will ich nicht zugeben,
dass ich gar nicht so taff bin,
wie ich gern tu?
Vielleicht gesteh ich mir nicht ein,
dass ich viel mehr Angst habe,
als ich mir anmerken lasse?

Große Klappe.
Freche Sprüche.
Ständig Grinsen.

Das meiste ist gar nicht wahr.

Masken.
Tausend Masken.

Schon aus der Kindheit mitgebracht,
weil die anderen mich nicht mochten.
Weil sie mir wehgetan haben
mit ihrem Spott,
mit ihrem Lachen
und ihren Schlägen.

Und weil ich alleine war.
Die anderen lachten
und ich sah ihnen zu.

Warum war ich überhaupt allein?
Ich war anders.

Wie anders?
Anders eben.

Impulsiver.
Enthuastischer.
Ehrlicher.
Lauter.
Aktiver.
Verquasselter.

Aber wieso?

Ich weiß es nicht.

Und dann?

Die Masken.
Tausend Masken.

Ich hab so getan,
als wärs mir egal.
Mich in meine Bücher
und Bilder verkrochen.
Mir Geschichten ausgedacht.
Ihnen nicht mehr zu gehört.
Aber den Großen.
Habe versucht zu verstehen,
was die Erwachsenen sagten
und hab gelernt,
mit ihren Begriffen aus zu teilen.
Schlug mich einer,
schlug ich zurück.
Ich spielte Fußball mit meinen Cousins
und trat nach jedem,
der mir wehtat.
Lernte Angst und Schmerzen ignorieren.

Dann konnten sie mich schlagen.
Ich hab nicht mehr geweint.
Manchmal lachte ich ihnen dann sogar ins Gesicht.
Eine Maske.
Eine von tausend.

Mut ist auch eine Maske.
Stehen bleiben,
obwohl man lieber wegrennen würde.
Aber ganz ehrlich.
Sie hätten mich ja eh eingeholt.
ich war einfach kleiner als die anderen.
Nicht so schnell weg.
Aber ausdauernder.
Mut.
Eine Maske.
Eine von Vielen.

Viele halten mich für stark.
Weil ich meine Meinung sage.
Weil ich aufgehört habe,
zu rauchen.
Weil ich aufgehört habe,
meine Seelenwunden in die Arme zu schneiden.
Weil ich mich nicht besaufe
und versuche mich den Problemen zu stellen.
Weil ich arbeiten gehe,
obwohl meine kleine Schwester seid 3 Monaten im Koma liegt.
Weil ich meinen Umzug durchziehe.
Weil ich eine Weiterbildung mache.

Aber das ist keine Stärke.
Es ist Verzweiflung.
Ich will nicht aufgeben,
weil ich mich dann nur darüber ärgern würde.
Ich kann nicht aufgeben,
weil ich sonst keine Ablenkung mehr habe.
Ich darf nicht aufgeben,
weil ich es meiner schwetser versprochen habe.
Aber alle glauben ich bin stark.
Stärke.
Eine Maske.
Eine von tausend.

Und jetzt liest du das.
Denkst,
warum erzählt sie es mir?

Ganz einfach.
Es ist längst nicht alles.
Aber einmal ehrlich sein,
wiegt tausend Sünden,
tausend Lügen,
tausend Masken auf.

Weißt du,
wie schwer solche Masken werden?
Mit jedem Jahr,
ein Kilo schwerer.
Ich bin 97 eingeschult worden.
Ein Jahr später musste ich
wegen Umzug die Schule wechseln.
die neue Klasse war der Horror.
Mit 8 jahren hab ich zum ersten Mal versucht,
mich umzubringen.
Als "Strafe" musste ich zu einem Kinderpsychologen.
Und ich habe ihn gehasst.
Das war die Zeit,
in der meine Masken entstanden.
Und meine Masken schoben sich zwischen mich
und meine Lehrer
meine Mitschüler
meine Eltern
meine Freunde
meine Verwandten...

14 Jahre.
Manchmal bricht eine Maske zusammen,
baut sich eine neue auf
oder verändert sich.
Und doch...
Nur die wenigsten blicken hinter die Fassade.

Die Meisten brauchen viel Übung,
um teilweise hinter meine Masken zu sehen
ummir meine wahren Gefühle
und Gedanken zu entlocken.

Einer hat es auf Anhieb geschafft.
Aber ER hat es gleich am ersten Tag geschafft.
Nur von ein paar Stunden,
die wir zufällig miteinander verbracht haben.

Mitlerweile sieht er mich nur einmal an
und weiß sofort,
was ich hab.
Dabei kenn wir uns noch nicht mal 3 Monate.
Sind fast 2 Monate zusammen.
Aber irgendwie sind wir seelenverwandt.
Ein unbeschreibliches Gefühl.

Zum ersten Mal alle Hüllen fallen lassen,
die er beiseite fegt,
wie ein Hurrican.
Mit einer Leichtigkeit,
als hätte er nie was anderes getan.

Meine Masken sind ein Gefängnis geworden.
So sehr Teil meiner selbst,
dass ich sie fast vergessen hatte.
Jetzt sehe ich sie wieder richtig.
Und merke erst nun,
wie schwer sie geworden sind.

Meine Masken und ich.
Und der Kampf mit/ gegen/ um sie....
Und eine neu entdeckte Ehrlichkeit.

Vielleicht brauche ich irgendwann kein Buch.
Kein Schreibwettbewerb.
Keine Liebling mehr.
Um einfach mal ich zu sein?

Impressum

Texte: Rechte an Wort, Bild und Sinn liegen bei Avena Fatua
Tag der Veröffentlichung: 06.09.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für den biografischen Wettbewerb, September 2011 zum Thema "Meine Masken und ich" Und GEWONNEN!!! DANKE!!! Dafür kauf ich meiner Schwester etwas :)

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