"Mia, sei doch mal lieb!"
Mit deinem zuckersüßen "Bettel-Blick" schaust du schief auf mich herab. Ich zieh bloß eine Grimasse. Nicht, dass du irgendwann mal mein Herzklopfen bemerkst, dass ich bekomm, wenn du mich zu lange anschaust. Bloß gut, dass ich zu blass bin, um rot zu werden. Bei dem Blick schmelz ich auch so schon beinahe. Und dieser verdammt niedliche Schmollmund, den du ziehst...
"Kann ich nicht."
Noch eine Grimasse, dann drehe ich mich weg.
"Dann bin ich auch nicht nett!"
Noch bevor ich mich versehe, umschlingst du mich von hinten, schmeißt dich auf die Couch und ziehst mich auf deinen Schoß. Panik macht sich breit. Nicht wirklich wegen dir... Platzangst habe ich schon immer... und doch... Ich will runter von deinem Schoß, will meine Freiheit zurück und habe Angst, du könntest bemerken wie du mich verwirrst. Jetzt brauche ich doch aber keine Verwirrung!
Dein Atem streift meinen Nacken. Automatisch bekomme ich Gänsehaut. Hör auf damit, denke ich, aber ich sitz still. Verkrampft, wie ein in die Ecke gedrängtes Tier. Warte auf die erstbeste Fluchtmöglichkeit.
Da gibst du etwas nach. Mit einem Satz springe ich auf und verkrümel mich auf den Sessel. Soviel Nähe macht mich nervös... vorallem bei dir... Ich will das alles nicht fühlen. Nicht dieses Brennen auf den Lippen und das Krabbeln in den Fingern. Verlieben will ich mich nicht. Küssen will ich dich nicht. Gefühlschaos brauch ich grad wirklich nicht. Und du bringst mich schon genug durcheinander.
"Wovor hast du Angst? Hmm, Mäuschen?"
Wie ich es hasse so genannt zu werden! Deine Nase berühert fast meine. Ganz vorsichtig drück ich mich tiefer in den Sessel, aber er gibt nicht weiter nach. Dein Gesicht folgt mir. Oh und diese Augen! Grün wie eine Wiese! Immer näher kommst du. Mein Herz setzt aus. was tun?! Verlegen drehe ich meinen Kopf beseite, was freilich nicht viel hilft. Deine Arme stützen sich links und rechts von mir auf die Armlehnen. Normalerweise richtest du dich genau an dieser Stelle auf und grinst. Was ist heute anders? Warum hörst du nicht auf?
"Mia..."
Deine Lippen streifen mein Ohr. Ich zucke zusammen. Meine Hände verkrampfen sich zur Faust und werden schwitzig. Die Haare auf meinen Unterarmen richten sich auf, mein Herz stolpert. HÖR AUF! Sämtliche Alarmglocken in meinen Kopf schrillen auf einmal. Ängstlich kneife ich die Augen zu und drück mein Gesicht noch mehr zur Seite. Mein Atem geht viel tiefer und gleichzeitig ungleichmäßig.
"Du brauchst keine Angst haben, ich bin's doch nur..."
Vielleicht gerade deswegen?! Männer! Ich schaff es, trotz Panik, die Augen zu verdrehen.
"Schau mich doch mal an!"
Du sprichst ganz leise. Trotzdem zucke ich zusammen, bevor ich ganz sachte den Kopf schüttel. Da drehst du meinen Kopf einfach dir zu. Plötzlich liegt dein Mund auf meinen. Entsezt starre ich dich an. Das tust du nicht wirklich!!!
Plötzlich habe ich das Gefühl überall Strom zu spüren. Deine Lippen fordern mich auf, mit zu machen, aber ich bin noch wie gelähmt. Dann wirst du sanfter. Du neckst mich. Saugst an meiner Unterlippe, schubst mich mit der Zungenspitze. Irgendwas löst sich in mir. Wie von allein schließen sich meine Augen. Mein Mund öffnet sich und sofort nimmst du ihn ganz selbstverständlich in Besitz. Nebenbei öffnest du meine geballten Fäuste und legst meine flache Hand an deine Brust.
So war das eigentlich nicht geplant. Ich kenn dich ja erst ein paar Wochen. Mit meinem Ex hats nicht wirklich geklappt und das ist auch erst ein Monat her, meine Eltern streiten sich wieder ums Sorgerecht für meine kleine Schwester und mein bester Kumpel hat sich voll mit mir verstritten. Blöder Weise liegen meine Abi-Prüfungen in einer Woche an.
Bis grad eben war ich völlig zufrieden mit meinem Singledasein. Vorallem, weil ich dachte, du hättest Interesse an meiner Freundin und bist einfach nur ein guter Kumpel. Klar du bist attraktiv und hast genau den Humor, den ich mag. Manchmal bist du richtig dominant, aber auf eine angenehme Art und Weise, die einem seinen Spielraum lässt. Das gefällt mir. Und dein Blick ist Zucker! Deine Augen überhaupt! Du bist auch total interessant und kannst einem gut zuhören. Erst war ich fast eifersichtig auf Dana, dass du mit ihr Eis eesen warst. Aber eigentlich sollte mir das recht sein. Ich brauchte jetzt erstmal überhaupt keinen Freund.
Und jetzt küsst du mich? Was soll das überhaupt? Ich dachte, du willst Dana...?
Auf einmal befreie ich mich aus dem Kuss und schnappe nach Luft. So wütend, wie ich kann sehe ich dich an. Ich kann doch einer guten Freundin nicht den Kerl ausspannen!
Deine Mundwinkel zucken kurz, aber du reißt dich zusammen und bleibst ernst. Ich fühl mich schrecklich. Alles in mir schreit nach noch einem Kuss, aber mein Gewissen bleibt hart. Endlich richtest du dich auf. Erleichtert atme ich tief ein. Dein Blick wird forchend.
"So schlimm?"
Was jetzt? Sag ich ja, lüg ich dich an und verletz dich. Sag ich nein, geb ich ja zu, dass ich dich schon viel zu gern habe. Unsicher beiße ich auf meine Unterlippe und zucke mit der Schulter. Deine linke Augenbraue klettert erstaunlich weit in die Höhe.
"Also nein?"
Du verstehst mich viel zu gut - für einen Kerl! Vorallem nach der kurzen Zeit, die wir uns kennen. Du weißt doch ganz genau, was mit mir los ist. Warum fragst du dann so blöd?! Glaubst, du wirklich, ich gestehe hier und jetzt die Schmetterlinge in meinem Bauch???
Prompt landen deine Lippen wieder auf meinen. Halbherzig versuche ich dich von mir weg zu drücken, aber ich weiß von unseren Rangeleien und Kissenschlachten schon, dass ich eigentlich gar keine Chance habe, außer den Überraschungsmoment.
Gleichzeitig ziehst du mich auf die Beine, die mittlerweile taub vom Schneidersitz im Sessel sind. Mein Gleichgewicht scheint sich verflüchtig zu haben, aber die Gelegenheit nutzt du, um mich näher an dich zu ziehen. Arschloch, denk ich und versuche mein Herzrasen zu ignorieren.
Zwei Wochen später
Verwirrt schlage ich die Augen auf. Ich liege in einem fremden Bett. Unter einer fremden Decke. Neben mir liegst du. Du atmest gleichmäßig und schläfst tief und fest. Die ersten Sonnenstrahlen fallen durchs Fenster. Viel an haben wir beide nicht. Na toll! Wie peinlich ist das denn?! Wir sind nicht mal zusammen. Die Erinnerung an die Nacht brennt noch überall auf meiner Haut... Mein Bauch ist wiedermal voller Schmetterlinge wegen dir. SCHEISSE!
Ich hatte das doch beenden wollen. Hatte doch gesagt, ich will jetzt keine Beziehung. Aber tja, du verwirrst mich ja total. Und dann verführst du mich auch noch! Ja gut... ich gebs zu... gestern abend wollte ich auch... wegen deinen blöden Küssen, die so schrecklich toll sind, dass ich nicht aufhören kann! Die mich so süchtig machen, wie Schokolade!
Lautlos seuftzend krabbel ich aus dem Bett und suche aus dem Chaos deines Zimmerbodens meine Sachen. Nix wie weg hier... Mit dem Kamm aus meine Handtasche bewaffnet schleiche ich ins Bad und versuche, die langen Locken wieder halbwegs zu richten. Ganz auf einen Fitz konzentriert arbeite ich verbissen mit dem Kamm an meiner Mähne, als sich zwei warme Hände auf meine Hüfte legen. Erschrocken halte ich inne und suche im Spiegel nach deinen Augen. Du lächelst. Siehst glücklich und zufrieden aus und hast zumindestens immernoch kein Shirt an. Gut, den Oberkörper muss man auch echt nicht verstecken... Argh diese Gedanken immer!
Deine Augen blitzen belustigt, als sie mein hilfloses Gesicht mustern.
"Morgen, Schatz."
Ich bekomm einen zarten Kuss in Nacken. S-C-H-A-T-Z ?! Wie jetze??? Nein, oh nein, oh nein. Vergiss es! Nur weil ich dich geküsst hab und mit dir geschlafen... NEIN! Mein Entsezen sehe sogar ich im Spiegel. Du lachst leise. Oh wie ich dieses Lachen lie... STOP! Aufhören, Mia!
"Ach komm schon, jetzt gib endlich zu, dass du mich magst!"
Ich hasse dich!!! Dein Lächeln wird breiter, als ich dich böse anfunkel. Da drehst du mich um und schaust mir in die Augen. Dafür muss ich meinen Kopf beinahe in den Nacken legen.
"Du hast nur Angst, dass ich mit dir spiele. Ich meins ernst. Komm schon, gib uns eine Chance..."
Meine Knie werden weich. Ich durchwühle meinen Kopf nach einem Grund dagegen, aber die sind grad alle im Müll gelandet. Mir fällt einfach nichts mehr ein... Hilflos öffne ich den Mund, um zu wiefdersprechen, doch dann klappe ich ihn wieder zu. Warum hatte ich doch gleich noch nein gesagt?
"Das deute ich jetzt als ja, Süße."
Schon ist mein Mund wieder unter deinem begraben.
So war das nicht geplant...
Texte: Das Bild habe ich von einer Freundin bekommen, deswegen habe ich keine Lizenz oder so dafür :(Aber die Geschichte ist von mir - und meinem Freund - und irgendwie eben doch eine andere :)
Tag der Veröffentlichung: 21.07.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Etwas ist anders diesmal. Du verstehst mich, ohne dass ich mich erklären muss. Du nimmst mich, wie ich bin und verteidigst mich vor deinen Freunden. Ist das die Liebe, die ich immer gesucht habe?