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Vorwort







Mein Kind, siehst du das große Haus?
Von dort will ich erzählen.
Der Weg,
der zu dem Schlößchen geht,
ich würd ihn niemals wählen...





Vor langer Zeit,
so sagt man sich,
lebte dort ein Weibe,
arbeite als junge Magd,
im Haus war ihre Bleibe.


Es heißt,
der Sohn der Herren war
mit königlichen Bande.
Das Mädchen war zwar jung und schön
doch nicht von hohen Stande.

Der Bursche wollt als Braut sie nicht,
sein Ruf machte ihm Sorgen.
Doch verliebt war er,
konnte sie nicht morden.

Seine Freunden merkten bald
die Liebe von jenen Beiden
und zögerten nicht lang damit,
der Frau die Kehle durchzuschneiden.


Und während jener Greueltat
an dem jungen Weibe,
formte ihr Liebster einen Fluch
und sprach ihn kalt und leise...










Werd euch jagen...



Beate lächelt, obwohl ihr der Schweiß übers Gesicht läuft und vom Kinn tropft. Das Wetter ist wunderschön. Ein wunderbarer Sommertag...
Sie blickt sich in dem kleinen Obstgarten hinter dem großen Herrenhaus um. Die Johannesbeersträucher sind alle abgeerntet. Das Mädchen war wirklich fleißig. Den ersten Korb hat sie schon in die Küche gebracht. Den zweiten Korb hebt sie nun an, um ihn auch dorthin zu bringen.
Fröhlich sieht sie sich noch einmal um. Seid einer Woche arbeitet sie nun hier. Es hätte sie wirklich schlimmer treffen können. Die Herrschaften sind betagt und sehr gütig. Morgen früh kehrt ihr Sohn von einer Reise zurück. Einige seine Freunde sollen auchzu Besuch kommen. Wie sie wohl sind?
Das Küchenmädchen zerbricht sich den ganzen Tag schon den Kopf, ob im Gefolge wohl auch hübsche Burschen seien. Beate lacht darüber. Sie ist jung und arm, was will sie denn mit einem Mann? Lächelnd schüttelt sie den blonden Schopf und geht in die Küche...
Am nächsten Morgen wird sie dem Empfang zu geteilt. Sie bekommt ein neues Kleid. Es ist schlicht und blau, wie der Sommerhimmel. Wie hübsch strahlen doch ihre dunkelblauen Augen in diesem Kleid!
Der Besuch wird herzlich empfangen. Der junge Mann, für dessen Eltern Beate arbeitet, ist attraktiv. Sein scheues Lächeln und der Blick seiner dunklen Augen treffen sie unerwartet. Seine Begleiter sind auch keinesfalls hässlich. Er jedoch ist viel ruhiger. Seine dunklen Augen ziehen das Mädchen völlig sein Bann.
Als sie am Abend müde auf ihr Lager fällt, schlägt Beates Herz schneller, als je zuvor. Der junge Mann, Jasper, hatte sie am Abend sogar angesprochen und nach ihrem Namen gefragt! Noch im Nachhinein errötet die junge Magd. Mit einem Lächeln auf den Lippen schläft sie ein.
Am Sonntag hat sie frei. Nach dem Kirchbesuch läuft sie in den Wald. Auf ihrer Lieblingslichtung setzt sie sich und singt Lieder, während sie Blumenkränze flicht. Als im Wald Äste knacken schrickt sie auf. Wer war das?
Ein junger Mann stolpert auf die Lichtung, sein Pferd am Zügel führend. Beate erkennt ihn sofort: Jasper! "Beate!", er wirkt nicht einmal überrascht. Sie steht auf und er schreitet auf sie zu, mit einem bezauberndem Lächelkn im Gesicht. "Ich... Ich habe dich gesucht! Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf. Du hälst mein Herz... Ich.. ich..." Er kniet vor der jungen Frau hin. Erschrocken fährt sie zurück und flüsstert kreidebleich: "Herr!" "Ich.. ich weiß es darf nicht sein, aber hör doch! Ich liebe dich!" Ihr rollen tränen über die Wangen. Er ist ein junger Adelsmann und sie nur eine Magd!
Den ganzen Tag verbringen die Verliebten auf der Lichtugn. Er berichtet seiner Liebsten von fremden Ländern. Sie erzählt ihm vom Wald. Sie lachen, sie weinen und am Abend küsst er sie. Jasper setzt das Mädchen auf sein Pferd. Zusammen kehren sie heim.
Es dämmert bereits, als sie das Herrenhaus erreichen. Die juungen Leute versorgen noch das Pferd, als einige von Jaspers Freunden im Stalltore stehen. Jaspers Cousin wird sehr wütend, als er die Vertrautheit zwiscxhen der Magd und dem, Burschen sieht. "Die wird kein Kind mit königlichem Blute tragen!", brüllt er. Das Mädchen reißt erschrocken die Augen auf. Doch da packen sie schon einige junge Männer. Die anderen schnappen Jasper, der sich mit Händen und Füßen wehrt. Bis er zu Boden geschlagen wird.
Von dort aus muss er mit ansehen, wie einer der Männer einen Dolch zieht und Beate die Kehle durchschneidet. Selbst schon halbtot spricht er einen Fluch...


Nachwort






"Ich werd euch finden,
werd euch jagen.
Werd euch hetzen,
werd euch plagen.
Jedes Übel hier auf Erden
Schrecklich tausendfach Verderben
Soill von heut an
euch und jeden
Eurer Sippe
ewig quälen."







Die Männer flohen voller Furcht,
vom Schrecken angetrieben.

Der Bursche starb,
die Frau im Arm,
der Fluch,
der ist geblieben.

Der Cousin und seine Freunde kamen
all zu bald ums Leben.


Drum warn ich dich,
mein Kind,
nie an jenen Ort zu gehen...




Impressum

Texte: Alle Rechte bei Avena Fatua
Tag der Veröffentlichung: 08.07.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Jedem, der dem Grauen ins Gesicht sehen musste... Du bist nicht allein

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