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Titelei

 

 

MusenDämmerung

(WortHeiten/SilbenKlänge/SatzKantaten)

 

von

Joachim Baron

 

 

 

Personen

Ein(e) Philosoph/in, Uniformierter A / Uniformierte A

Ein(e) Priester/in, Uniformierter B / Uniformierte B

Ein(e) Naturwissenschaftler/in, Uniformierter C / Uniformierte C

Ein(e)Künstler/in, Uniformierter D / Uniformierte D

Florian Freundchen, Schriftsteller

 

Gegenwart

Ungestalteter Raum:

Vorgenannte Personen treten gleichzeitig heraus, wobei Herr Freundchen unsichtbar bleibt

 

 

Der Philosoph: O, wir Worte- Wörter- WahrheitsFänger, wir Klein- und GroßGeistTeddyBären, wir ÜberSchallGewitter an den VorderSchinkenSchilden der Medusa, wir unberechenbaren EndZeitBioBomben in dem NetzWerkHinterteil Moldawiens! WIR SIND IM NEONROTLICHTTUNNEL angekommen, gestrandet am WirkungsUfer angeschwollener HeißLuftWinterMärchen, gehäutet am GutMenschenOzean der trunkenen wie ahnungslosen LangZahnGummiBärchen!

Die Philosophin: …Und über den ÖkoDächern, bei den EinwegEingeweiden Oklahomas, am SilberHorizont der virtuellen VOGELPESTKASSANDRA, entschwindet Hölderlin im FieberNebel Helgolands, …vor namenlosen HinterLandGewalten, den so allenthalben unbezwinglichen, die seinen WeltGeistTugenden im RehaNetzWerk DisneyLands ein frühes VollWertEnde setzen!...

Der Künstler (ein wenig theatralisch): Ach, ihr atonalen wie unzeitgemäßen und wilden ZwölfTonJesusJudenJecken, ihr VaterunserProletarier am FeinStaubFriedhof Tansanias, dem weithin ungeschützten, was sucht ihr euer ungeliebtes NiemandsFeuerLand im UnterweltenWeinSchlauch dionysischer NovemberBierIndianer, …warum nicht sucht ihr in den TiefLandBäuchen LackSchuhTopias?...

Die Künstlerin (gleichmäßig): Hamuda InSuspeno! Alle KillerMücken liegen vor Caligula! Und alle JunoJünger tragen hierin OnlineUnterwäsche!

Die Priesterin: …Ich hingegen weiß von einem KruppStahlSängerKrieg zu künden, in welchem sich die Albert EinsteinNoten seiner MozartKonkubinen aufgefressen haben sollen, und zwar zur WinterLiedKarriere seiner sommerlichen UnterWeltPremiere, der so unausgesprochen dadaistischen!

Der Priester: …Und dieses im SüdWestWindWiegenLiedchen Enrico Carusos!

Die Priesterin (zustimmend): …Als wie im PuddingFadenKreuz von KlappStuhlGolgatha!

Der Wissenschaftler: I wo, Bernado Mandolino, Lukas von Afghanistan! Zwei virtuelle LapTopAffen der NormalVerkommenheit!

Die Wissenschaftlerin: Ich glaube nicht! Jedenfalls nicht am MikroWendePunkt der EndZeitBioTonnen!

Die Priesterin: Ich glaube schon! Schließlich gibt es UnterWeltenÜberKreaturen!

Der Wissenschaftler: Diese kleben aber nicht am KlarLackBusen dadaistischer GewaltRomantiker!

Die Wissenschaftlerin: So hört denn: im LegoLandVersuch der AfterSchwerelosigkeit, am RühreiHintern Albert Einsteins…

Der Künstler (dazwischen): …Am KnallArschUniversum Arnold Schönbergs!

Die Künstlerin (laut): Ruhe! Beim LachGasHinkelStein RabatzGermaniens: wir SenfGasHühner lieben CocaColaJupiter! Wir SenfGasHühner wollen TreibHausHaribo!

Der Priester (beruhigend): Ihr FruchtFleischUngeheuer an den FleischWolfKüsten Mazedoniens, ihr SteinZeitTauben vor den PanikWerken Transsilvaniens, ihr FeuerSalamander an den AlabasterHängen Friedrich Hölderlins, ihr NeuLandKälber auf den KleinGeldBahnen Hugo Wolfs, ihr LohengrinVerächter unter zwiegenähten MessalinaWürmern: haltet ein! Nur keinen JungSchnee mehr für TransAllHelios…

Die Priesterin (ihm beipflichtend): …Nur keinen SilbenSchnee auf Goethes WilhelmMeisterKnäckeBrot herniedergehen lassen!

Der Wissenschaftler: Bei den OnlineTischGebeten Maria Magdalenas: hinter den SchwerKraftMauern der EntweihungsKlöster am MausKlickRubikon der Hildegard von Bingen hockten weiland die SoldatenLämmer Sigmund Freuds! Und noch etwas: habe ich nicht unlängst bewiesen, daß in den SommerKanälen der EintagsWiederGeburten die unsterblichen SandSauger sitzen? Und habe ich nicht gleichsam bewiesen, daß die NostalgieKraftWerke Brasiliens eine immer bedrohlichere KonfettiKampagne wider die KnallErbsenBeichtStühle ungeheiligter KohlrabiSchlachtHöfe ins Leben gerufen haben?...

Der Priester: Warum? Kocht nicht in den HimbeerWolkern jesuitischer ZitronenBäuche unentwegt die SonntagsGlut der GratisKäfer aus dem LegoLande MilchReisParaguays? Und ruht nicht im TornadoWesen Oswald Spenglers gleichsam auch die NeoTollWut pandämonischer Kanarienvögel?

Der Philosoph (böse): Schluß jetzt! Es reicht!

Der Künstler: Worum geht es?...

Der Philosoph: Worum es geht?... Um die DaseinsSeuche Gottfried Kellers, um die GlühWeinSaga aus den EinwegMärchen phönizischer KartoffelKäfer, um ErlebnisKriege auf den FettsteißStühlen Arnold Schönbergs, um AtomPilzLyrik omnipotenter TanzBärElefanten, …um die KleinGeistWirkung tropischer KosakenSäbel, um die HonigSammlung preußischer SopranHornissen, …um die HutProgramme aus den UnterWeltLatrinen TransAllJupiters, …um die FrühWarnGänse römischer SalatBestecke, und schließlich: …um die KleinTierWerbung vegetarischer ErlösungsTiger! Ist doch klar - oder NICHT? (zögerliches Nicken der anderen) He, was zögert ihr?...

Die anderen (im Chor): Wir alle zwitschern bloß die SauerKrautGesänge endzeitloser ZeitGeistWiegenLieder, wir, die AlpenRundGesänge Walters von der Vogelweide, des so trunken unersättlichen; wir alle stechen bloß die StrumpfBandPartituren atomarer FußPilzRhythmen in die WeinBrandBrüste Messalinas, der so tapfer ungefährlichen… Und also fliegen wir! Hinan zur MundArtDämmerung hegelianischer SopranSynthesen, …hinan zur ÄtherKugelWeste Wallensteins!

Der Philosoph (indem er sich die Ohren zuhält): IHR albernen BajazzoTränenSäcke, kötertrunkenen: (laut) ihr MEHRWERTHÜHNER IN DEN VOLLZEITTEXTEN HODENFREIER KAPUZINERHÖFE!

Die Künstlerin(erzürnt): HODENFREIER KAPUZINERHÖFE?... (zu den anderen) Habt ihr gehört? …Er hat soeben die KnisterLyrik uneingelegter SpreeWaldKanonen beleidigt!

Die Priesterin: Und dieses in den WortWerkStätten griechischer KulturGewitter, …bei den UrwaldSpringerStiefeln Hildegard von Bingens!

Der Wissenschaftler: …NICHT so bei den FreiLandFröschen in den WörterTeichen SpringBockTansanias, …NICHT so angesichts der ÜberKreaturenSchwemme musealer StubenFliegen, …NICHT so bei den HörnerKuschelTieren österlicher KapuzinerKekse!

Der Priester (aufgebracht): WOHL aber in den WeltAllMiniaturen apokalyptischer RudolfSteiner- oder gar VivaldiWestern!

Der Künstler (mit Eifer): Dieses sei dahingestellt; schließlich tanzen wir noch immer in den FreiBierKammern päpstlicher MarienKäfer, und dieses vor den StarkStromAugen Martin Luthers, allein in umgekehrter StechSchrittReihenFolge!

Der Künstler: Bravo! Bedenken wir: die VerDiesseitigung kalifornischer RosinenRocker hat in letzter Konsequenz zur IdeenKälte platonischer BrahmanenSchatten geführt!

Die Wissenschaftlerin (mit erhobener Hand): …Haltet ein: die NEUE SCHWÄRMERSACHLICHKEIT steht auf dem Spiel! (plötzliches Aus der Szene. Die Protagonisten legen ihre Requisite ab; darunter werden Uniformen sichtbar. Aus dem Hintergrunde wird immer deutlicher ein Mann erkennbar, welcher regungslos auf einem Stuhl verharrt)

Uniformierter A (gegen den Mann): Das Schauspiel ist vorüber, kommen wir also zur Sache, Herr Freundchen!

Schriftsteller: Sie haben mich entgegen meinen Willen an diesen Ort verbracht!

Uniformierter B (schnell): …Um Ihnen Auszüge, will sagen TEXTPASSAGEN, aus IHREM Theaterstück zu Gehör zu bringen!

Uniformierter C: …Beziehungsweise die dazugehörigen Szenen vorzuführen!

Schriftsteller: Dieses habe ich sehr wohl bemerkt; warum hätten Sie sich auch sonst den Rollen meines Stückes gemäß verkleidet?

Uniformierter D: Sie scheinen ein äußerst scharfsinniger Mensch zu sein, Herr Freundchen!

Schriftsteller: …Allein ich frage mich, was soll der alberne Mummenschanz, ich meine HIER, fernab von jeglichem Kulturbetrieb?...

Uniformierter B: WIR haben Sie, lieber Herr Freundchen, nach hierher verbracht, um SIE, als den Verfassers solcher Texte, bei der szenischen Darstellung derselben fundiert beobachten zu können, um anhand von Ihren Reaktionen Rückschlüsse auf die wahren Absichten zu ziehen, welche sich dahinter verbergen! Soviel zu unserer Kostümierung, Herr Freundchen!

Uniformierte A: Sie dürfen also davon ausgehen, daß wir mit den Praktiken der psychologischen Beweisführung besonders vertraut sind, Herr Freundchen!

Uniformierter A: O ja, wir setzen sehr auf dieses Moment!

Schriftsteller: Was Sie anscheinend nicht daran hindert, meine persönlichen als auch künstlerischen Rechte und Freiheiten in jeglicher Hinsicht zu verletzen!

Uniformierter B (amüsiert): Ha, ha, ha! Wir haben Sie nach hierher verbracht…

Schriftsteller (dazwischen): Sie haben mich entführt, wollten Sie sagen!

Uniformierter C: …Allein um Ihnen die Gelegenheit zu geben, uns zu verdeutlichen, wohinter sich in Ihrem verschlungenen Text die konspirative Nachricht an unsere Feinde verbirgt, …ich meine jene uns verborgene Mitteilung an dieselben, welche (sehr betont) SIE über das Medium Ihrer Texte unauffällig zu verbreiten beabsichtigen!...

Schriftsteller: Was in Gottes Namen wollen Sie von mir?...

Uniformierter D: …WIR sind Ihnen auf die Schliche gekommen, Herr Freundchen!

Schriftsteller: Was heißt das, …wie darf ich das verstehen?

Uniformierter A: Wie schon gesagt, wir haben den begründeten Verdacht, daß Sie Ihre Texte dazu benützen, verschlüsselte Nachrichten an unsere gefährlichsten Feinde auszusenden; wie Sie wissen, sitzen diese inmitten unter uns, EMPFANGSBEREIT für IHRE BOTSCHAFTEN!

Schriftsteller: Sie reden von meinem Theaterpublikum?

Uniformierter B: Ich rede von den FEINDEN, welche sich nach dorthin eingeschlichen haben, um über die Ihren Texte ihre Befehle zu empfangen!

Uniformierte A: Jawohl, getarnt als IHR Theaterpublikum!

Schriftsteller (mit Empörung): Dieses ist absurd! Hören Sie, wir sind hier nicht in einem Kafkaroman!

Uniformierte B (davon unbeeindruckt zu den anderen): Gar nicht dumm, …ich meine, irgendwie auch originell: man nehme einen geheimen Befehl, tue ihn als wie SIE dieses mit der Wortwahl

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 23.06.2017
ISBN: 978-3-7438-1952-8

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meiner Familie gewidmet

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