Cover

Es kann einfach nicht so weitergehen, ich erkläre und erkläre und was kommt heraus, ein fast nichts. Was noch schlimmer ist, sie reden mit meinen Worten weiter und haben es für sich selbst nicht verstanden. Warum, erkennen sie nicht, dass man zuerst an sich und dann an anderen arbeitet. Aber jetzt ist das Fass am überlaufen! Dieser eine Anruf, er sagt einfach, es reicht endgültig und ich bin der, der es verändern muss.
Der Anruf, welcher mich so in Rage brachte, ging an meine Schwester von einer gemeinsamen Bekannten. Sie hat sich mit einer Mutter über das Problem ihres Kindes unterhalten und will nun, dass meine Schwester mich dazu befragt, ihr dann meine Erklärung vermittelt, damit sie es der Mutter erklären kann und diese es dann an ihrem Kinde verwendet. Ich glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
Sofort rief ich bei dieser Bekannten an und fragte sie, ob sie noch richtig tickt! Ob es ihr klar sei, dass es mein Beruf ist und ich ihn gelernt habe und ständig neu, weiterlerne.
Ich könnte mir erlauben, auch übers Telefon zu arbeiten, aber bei Kindern tut man so etwas einfach nicht. Aber wie soll ich arbeiten, wenn reden dazu gehört und gleichzeitig verhindern, dass mein Gesagtes nicht zu anderem Zwecke genutzt wird.
Ich bin es, der die Lösung finden muss, denn es ist meine Verantwortung.
Es passiert bei ihr und anderen schon mehrfach, aber wer zu mir kommt, wird doch nicht automatisch ich!
Vor Jahren hatte ich mich mit dem Problem auseinandergesetzt, dass diejenigen die zu mir kamen, vom großen Ganzen nur das Wenige nahmen, was gerade Mal, mehr oder weniger bequem, zu erreichen war und kein Ätzerl mehr.
Ich habe es nicht verstanden und furchtbar gelitten.
Aber als ich erkante, dass ich leide, war die Lösung nahe.

Das Problem, mit dem man zu mir kommt, ist nicht meines, wohl aber die Antwort die ich gebe. Sie ist meine Lösung, nicht aber die der anderen, da es meine Gedanken sind, kann es nicht ihr Weg zur Lösung sein. Es war bequem, für beide Seiten, aber falsch. Ich habe nicht nur aufgeholfen, nein, ich bin auch für sie gegangen.

Dann habe ich angefangen, den Weg zu erklären und jetzt? Kommt es richtig Dicke zurück! Wenn es früher hieß, sie hat gesagt, spart man dieses und sagt gleich, wie man glaubt, dass ich es vielleicht so sagen würde.
Warum, ist das Wort kaum ausgesprochen, anders als es war?
Der Wahrnehmungsfilter, alles was man hört, hört man nicht ohne ihn und auch die Wiedergabe erfolgt nicht ohne ihn, weder bei mir noch bei den anderen. Alles gesprochene und gehörte läuft durch ihn, geprägt durch die eigenen Erfahrungen, kann derselbe Satz nie wieder dieselbe Bedeutung haben.
Jetzt hab ich mich selbst als Problem erkannt. Eine Lösung wäre jetzt angesagt!
Das mir erklärte Problem durchwandert meine Koppelungen an Erfahrungen und was mir einfällt, ist vollgepackt von mir und meine Wiedergabe, oh Schreck, ich will es gar nicht wissen.
Ich muss ein Meister des Zuhörens werden!
Ein leeres Blatt Papier, so muss mein Kopf sein und nur der Name von dir steht drauf, in der Mitte, rund herum angeordnet, deine Gedanken, deine Fragen, deine Antworten.
Es ist egal, ob es mir passend vorkommt, ich schreib es einfach, denn es ist deins.
Und was dein ist, bleibt dein, wird nie meins sein, wie meins nie dein sein kann!

Du fragst mich, was denn ein Wahrnehmungsfilter sei und ich erzähle eine Geschichte:
Schon immer gehst du denselben Weg zur und von der Arbeit, bei Tageslicht, am Abend und auch in der Nacht und immer hast du dich wohlgefühlt, so ruhig verkehrsarm und total abgelegen. Eines Tages begegnet dir ein Kollege, gerade als du von diesem Weg in deine Straße einbiegst und der sagt: „Und hier gehst du lang?“
Nicht mehr, nur dieser kleine Satz, aber jetzt begleitet dich dieser, jedes Mal, auf deinem Weg. Du beginnst deinen Weg zu hinterfragen, jeden Schatten, jedes Geräusch, er wird dir unangenehm. Du überlegst dir schon einen anderen Weg, da begegnet dir wieder der Kollege, auf deinem Weg. Er erzählt begeistert, wie sehr es ihn freut, diesen wunderbaren Weg von dir erfahren zu haben. Aber du, kannst du all die schrecklichen Gedanken wieder vergessen, die dich in letzter Zeit begleiteten.
Wird er wieder zu dem Weg, auf dem du dich so wohlfühltest?

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 03.01.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
"Es wird alles immer gleich ein wenig anders, wenn man es ausspricht." Herman Hesse

Nächste Seite
Seite 1 /