Prolog .
Diese Geschichte ist mir nur mit diesem Titel in Erinnerung geblieben, doch soll gesagt sein, dass es eine Geschichte über eine blaue Vase gibt, deren Autor ich nicht kenne, jedoch meine Geschichte daraus entstand. Ich weiß nicht, warum ich in der Schule war, auch nicht in welcher Klasse. Ich war allen Kindern bekannt, da ich oft erst Schwimm-, Eislauf-, Schitage möglich machte, da ich mir die Zeit nahm, Begleitung zu spielen und es gab immer einen Ausflugstag zu uns. Aber eines weiß, nie werde ich diese Stunde vergessen und auch nicht die Lehre, die ich daraus zog.
Gerade betrat die Volksschule, als eine Lehrerin dringend weg musste und mich bat, ihre Klasse ruhig zu halten. Sie gab mir ein Buch zum Vorlesen, in dem sich eben diese Geschichte befand. Die Lehrerin übergab mir ihre Kinder, die aber leise zu kriegen, kaum mit ihnen allein, war ein Kunststück. Ich machte öfters Körperkorrigierende Gymnastik mit ihnen und damit sie mit Freuden mitmachten, ließ ich mir so manche Zuckerl für danach einfallen.
„Gehen wir in den Turnsaal!“, bettelten sie und ich, „dafür hätten wir den Lehrer fragen müssen. Geht also nicht! Aber ich werde euch eine Geschichte vorlesen!“ Natürlich wollten sie davon nicht hören. „Ihr habt vorhin gehört mich oder die Frau Fragner“, unser Schulwart führt ein strenges Regiment, „wenn ihr nicht leise seid, wird sie sicher gleich auftauchen!“
Ein magischer Zauber fiel über die Klasse, so still war es.
Die blaue Vase
Es schien ein besonders gestresster Tag in der Familie zu sein, als das Kind von der Schule nach Hause und statt sich gleich auf die Hausaufgaben zu stürzen, spielte im Wohnzimmer mit einem Ball und traf die blaue Vase, die ein eigenes Podest hatte. Klirrend zerschellte sie auf dem Boden.
Schon da schreckten die ersten Kinder auf.
Die Mutter stürzt herbei, mit Kübel, Schaufel und Besen und erstarrt vollkommen in ihrer Bewegung.
Die Kinder auch
„Papas Lieblingsvase, die er von seiner Großmutter geerbt hat!“
Ich glaube, dass ich eine Gruselgeschichte vorlese, denn der Kinder Atem stand still, auch als es weiterging
„Dass wirst du dem Papa selber sagen!“
Der Papa ist heimgekommen, setzt sich ins Wohnzimmer, nimmt eine Zeitung und liest. Die Mutter schickt sogleich das Kind zur Beichte, dieses ging zum Vater und sagte:
„Papa, ich hab die blaue Vase kaputt gemach.“, und dieser antwortete: „Ist gut mein Kind! Geh jetzt spielen!
Man hörte das erleichterte Aufatmen der Kinder.
In der Küche fragte die Mutter, was denn der Vater gesagt hat. „Es ist gut und ich soll spielen“, erwidert gehorsam das Kind. „Geh in dein Zimmer!“
Pures Entsetzen unter meinen Kindern
Die Mutter stürmt ins Wohnzimmer, lässt all das Aufgestaute heraus, was heraus musste und ihr Mann wusste gar nicht, was ihm da geschah.
Das Läuten der Türglocke brachte Erleichterung.
Es war der Nachbar, der einmal in der Woche zum Schach vorbei kommt, der Vater öffnet die Tür, gefolgt von seiner Frau und noch im Schwung, klagt sie diesem ihr Leid, auch dieser noch in der Tür, wusste nicht, wie ihm geschah.
Zuerst war er der Zuhörer, dann der Bestätiger, und plötzlich wurde er zum Angreifer gegen den Ehemann und seine Frau begann ihren Göttergatten vehement zu verteidigen und schmeißt dem Verdutzten die Tür vor der Nase zu.
Er hatte nicht ein einziges Wort gesagt.
Trotz dieser Situation waren alle Kinder erleichtert, das verblüffte mich etwas
Jetzt sitzen sie mit dem Nachbarn beim gemeinsamen Abendbrot und danach holt der Vater das Schachspiel und stellt im Vorbeigehen fest: „Wo ist eigentlich Großmutters Vase?“
Es musste für viele Alltag sein, dererlei zu erleben. Irgendwie ging es ihnen so, wie mir, als ich den ersten und einzigen Horrorfilm meines Lebens angeschaut hatte
Ich glaube, dass die Geschichte weitergegangen wäre, aber hier habe ich zu lesen aufgehört:
„Kinder, wenn ihr Fragen habt, dürft ihr sie gerne stellen .Ich antworte immer, selbst um zu sagen, dass ich es nicht weiß, aber nachforschen werde. Fragt bitte einzeln und ich werde versuchen zu antworten. Ihre Fragen entsetzten mich, stimmten mich sehr traurig
Meine Antwort
Wisst ihr, eigentlich ist es nur ein großes Missverständnis, niemand will Streit!
Der Papa, kommt von der Arbeit heim, sein Kopf ist voll, vielleicht hatte er auch Ärger, auf jedem Fall kommt er nach Hause und möchte ankommen, etwas Ruhe. Die Mama aber ( Berufstätigkeit für Mütter war zu der Zeit, bei uns, noch sehr unüblich)ist den ganzen Tag allein und braucht jemanden zum Reden.
Diese Situation passiert oft und wenn da nur noch was Klitzekleines dazu kommt, ist es wie eine Explosion. Sowie, wenn ihr unbedingt etwas haben wollt und ihr es auf keinen Fall bekommt, dann seid ihr auch bitterböse auf irgendjemandem, sagt was Böses, was ihr nicht so meint und später tut es euch leid, aber ihr habt dann vielleicht schon gestritten. Solch eine Situation kann nur durch etwas ganz anderes beendet werden. In dieser Geschichte hat es der Nachbar abgekriegt, doch meist seid ihr Kinder, die es erwischt.
„Warum ist das so?“
Es geht dabei nicht um euch und eigentlich fehlt nur ein Unterbrecher, da war es der Nachbar, manchmal läutet das Telefon und alles ist vergessen.
„Was können wir tun?“
Was könnt ihr tun? Sodass Erwachsene auf die Idee kommen, dass sie nur eine Kleinigkeit verändern müssen und es ist gut, die Lehrerin war mittlerweile auch zurück, aber unser Gespräch ging weiter.
„Ich glaube, wir könnten ein Elterninterview veranstalten?“, fiel sie ein, immer an kreativen Ideen interessiert und so stellten wir das Gespräch zusammen
Papa: Wie ist es wenn du arbeiten gehst
Steckst du bei der Fahrt lange
im Verkehr fest
Verstehst du dich gut mit den Leuten,
mitdenen du arbeitest
Hast du Freude an deiner Arbeit,
hast du auch Ärger dabei
Was hast du lieber,
wenn du nach Hause kommst
dein Essen
zehn Minuten Ruhe
Mama: Du musst alles alleine tun
du machst das Haus sauber,
veränderst oft auch etwas
du gehst einkaufen,
oft bringst du was zur Freude mit
du machst viel im Garten, und
findest immer etwas neues
du lernst mit uns und freust dich
über unsere Geschichten
Was möchtest du am liebsten tun
wen der Papa heimkommt
Die Veränderung
Ob bei den anderen etwas verändert wurde, weiß ich nicht, aber für mich hat sich etwas geändert
Diese Geschichte hat mich tief berührt. Als Alleinerziehende Mutter bin ich vielleicht sogar beides, der nicht für seine Arbeit geschätzte, in Ruh gelassen sein wollende Erwachsene, die Kinder stehen zwischen mir. Meine Arbeit macht mir furchtbar viel Spaß, dass nach Hause fahren auch und doch konnten wir, meine Jungs und ich total aneinandergeraten und das konnte sich hinziehen, bis zum Schlafengehen, nicht aber darüber hinaus.
Noch am selben Tag führten wir die nach Hause kommen Pause ein. Natürlich sind nicht alle Tage gleich, es zählt ja das vorangegangene Erlebte, aber dieses Überfallgefühl, bei der Tür hinein, nahm immer mehr ab. Wir lernten auf die Warnzeichen zu achten, um uns gegebenen Falls aus dem Weg zu gehen.
Aber unsere Gesprächszeiten waren eigentlich abends, vor Schlafengehen, da meine Söhne zu beschäftig sind, mit außer Hausaktivitäten.
Neun Kinder einer Sippe und all die anderen, die oft gleich nach der Schule mitkamen. Wir lebten und leben noch immer, in einem Paradies für Kinder. Platz ohne Ende, Wald, Wasser und viele, viele Tiere und immer jemand Erwachsenes der Zeit hat
Später einmal hörte ich, dass unsere Kinder immer alles hatten, klang seltsam, da meine Schwester mit ihren Fünfen und ich, als Alleinerziehende, mit Zweien, finanziell sparsam sein mussten.
Doch während ich jetzt geschrieben habe, fällt mir auf, dass ich so im Laufe meiner Bettlägerigkeit, meine Söhnen diesen Freiraum weggenommen habe.
Kommen die jetzt bei der Tür rein, überfalle ich sie mit allem, was ich gerade brauche oder gedacht habe, usw.
Vielleicht musste ich deshalb so oft in letzter Zeit an diese Geschichte denken.
Bin ich froh, dass sie trotzdem noch gerne bei mir sind.
Texte: Dank dem/r Autor/in, der/die einst die Geschichte über eine blaue Vase schrieb, die dieses Erlebnis inspirierte
Tag der Veröffentlichung: 04.12.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
einer Schulklasse,
der Geschichte der blauen Vase
dem wunderbaren Geschenk,dass ich erhielt