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WARUM?
Die schwierigste Antwort meines Lebens!


„M A M A?“, so langgezogen redet Andreas mich nur an, wenn etwas Wichtiges in seinem Kopf herum geistert.
„Mama, du sagst allen, die zu uns kommen, dass sie eine eigene Persönlichkeit sind und niemand kann ihnen sagen, wie sie zu leben haben. Und sie werden auch von dir nicht gesagt bekommen, was sie tun sollen!“
„Ja!“, antwortete ich: „Habe dir doch erklärt, dass diese Menschen Probleme haben. Wenn man aber jemanden hilft, etwas auf zu lösen, dann möchte derjenige gerne die Antwort, ohne selbst etwas dafür zu tun. Das wäre aber keine Lösung, sondern nur ein Verschieben.“
„Ich weiß schon, dass ist so wie mit dem Aufräumen.“, unterbricht er meine, zu befürchtende endlos lange, Erklärung. Es drängte ihm etwas Wichtiges.
„Mama, bin ich eine eigene Persönlichkeit?!“


„Ja natürlich!“, antwortete ich ihm. „Jeder
Mensch hat seine eigene Persönlichkeit.“
„Mama!“, wieder unterbricht er mich, die doch so gerne alles, bis ins Kleinste hin, erklärende. „Mama, wenn ich eine eigene Persönlichkeit bin, warum muss ICH dann immer alles tun, was DU sagst?“

Schweigen!

Was kann man auf so eine Frage antworten?
Was soll man auf so eine Frage antworten?
Entweder glaubt er in Hinkunft, ich erzähl den ganzen Tag Lügen oder er glaubt vielleicht sogar, dass er mir nicht so wichtig sei, wie fremde Menschen.
Diese Frage beinhaltet die schwierigste Antwort meines Lebens.
Schweigen beendet.

"Mama!", er starrt mich, auf die Antwort wartend, an.
„Weißt du“, fing ich zögerlich an, „dass ist so, jeder Mensch hat seine eigene Persönlichkeit, du und auch kleinere Kinder, alle eben, groß und klein. Aber weil ihr noch so klein seid,

braucht ihr jemanden, der euch zeigt, wie was, man wann macht. Als Mama habe ich die Aufgabe dafür zu sorgen, dass das Großwerden für dich so ist, damit du gut für dein Leben entscheiden kannst.“
Und weg war er! Anscheinend hat ihm die Antwort genügt, glaubte ich.


Nach einigen Tagen!

„M a m a!“, der langgezogene Dringlichkeitsruf von Andreas kommt schon, bevor ich um die Kurve zum Parkplatz einbog.
„Mama, ich weiß jetzt, warum das so ist!“, strahlt er mir, ohne Begrüßung, entgegen.
„Schatzl, was weist du jetzt?“, fragte ich.
„Es ist so wie beim Wolfgang.“

Was ist so, wie bei meinem großen Bruder. Er ist ein ständiger abwesender Typ, auch wenn er da ist, ist er es nicht wirklich. Nichts an meinem Sohn ist wie bei ihm. Außer vielleicht, das viele Nachdenken, aber das kann der Kleine nicht


wissen, da dieser niemanden daran teilhaben lässt.
Das war schon in unserer Kindheit so, nebulös tauchte er immer dann auf, um uns aus irgendeinem Dilemma zu erretten. Bewahrte uns nicht nur vor Schaden, sehr oft auch vor Strafe. Was hatte er damit zu tun.

Mein Sohn ist kein Schweiger, obwohl sein Vater so heißt, so erhielt ich die Antwort sogleich.
„Mama, es ist wie beim Wolfgang in der Firma, er sagt es nur und die anderen müssen es tun, weil er der Boss ist. Mama, du bist unser Boss, nicht war!“
Was wäre ich, hätte ich da nein gesagt. „Das hast du aber toll erklärt. Ich hätte es nicht besser gekonnt. Der Wolfgang muss schauen, dass die Leute in der Firma Arbeit haben, damit sie Geld verdienen und damit sie wissen was sie tun können, muss er es ihnen sagen.

Für viele Jahre war für ihn das Thema geklärt
ich, die Mama war der Boss.
Leider hat sich dies nicht auf seinen Bruder übertragen.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.11.2010

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Widmung:
ANDREAS SCHON ALS KLEINER LAS ER IM LEXIKON

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