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Der Anfang vom Schrecken

Eine geheime Legende ragt sich um die Schöpfer dieser Erde. Es gibt viele unterschiedliche Meinungen von der Vergangenheit. Es gibt Geschichten von Göttern und wissenschaftlichen Befunden. Doch niemand weiß gänzlich ganz genau wie wir und andere entstanden, doch von der Wahrheit will ich nun berichten...

 

Dragos, ein mächtiger Mann, kam eins von einem entfernten Planeten auf unsere Erde, als diese nur aus Wasser und Sand bestand. Er machte aus sich ein Gott und war ab nun der Herr unserer Welt, unfähig zu sterben.

Er erschuf die Dinosaurier, als Zeichen seiner Stärke. Nichts konnte ihn stoppen.

Doch er war einsam und deswegen entschied er sich eine Gefährtin zu erschaffen. Sie sollte Perfekt sein, in seinen Augen die Frau eines Gottes würdig, und natürlich seinem Willen unterliegen.

Also erschuf er sich eine Schönheit namens Lorona, deren Intelligenz genauso beglückt war wie ihr perfekter Körper.

Nach vielen Jahren der Schreckens Herrschaft der zwei wurde Lorona schwanger und sie gebar Drillinge.

Die zwei Söhne Raphael und Drion nahm Dragos zu sich in die Tiefe der Welt, doch die Tochter Vivamora, dessen Schönheit der Mutter im nichts nachstand, lebte bei ihrer Mutter im Himmelspalast.

 

Alle drei Kinder wuchsen mit Disziplin und Strenge auf und jeder der drei entwickelte eine Vorliebe.

Raphael war ganz vom Blut, das durch den Adern der Weltbewohner floss, besessen und verfiel öfters in einem Blutrausch. Sein Körper fing an sich zu verändern und er erschuf sich sein eigenes Gefolge. Angefangen bei Kain, dem Adams Sohn, dem er mit einem Mal belegte und zwang auf Ewig Blut zutrinken.

Drion war vollkommen fasziniert von den Seelen der Menschen. Er sog sie in sich auf, bis vom Menschen nichts mehr übrig blieb, als der leblose Körper. Doch die Seelen blieben ihm nicht ewig, irgendwann entglitten sie ihm und sie traten ihren Weg in den Himmel oder in die Hölle an.

Vivamora die einzige Tochter wurde machtbesessen und war einer Sirene nicht ganz unähnlich. Sie war die, die die Stärke ihres Vaters erbte.

Lange herrschte die Familie im Einklang und die Welt blühte und gedieh. Doch die Kinder wuchsen aus ihren Unterwürfigen Rollen heraus und strebten nun selbst nach der Macht der Eltern.

 

Im heimlichen schmiedeten sie drei Schwerter, alle von Magie erfüllt auf das es die Eltern bannen soll.

 

Ein von Macht getriebener und mit Hass erfüllter Kampf entfachte in der Familie, der Einfluss auf das Schicksal unserer Welt haben sollte.

 

Mit einem Knall verbannten die Drei Geschwister ihrer Eltern in ein tiefes, grauen erfülltes Paralleluniversum und übernahmen selbst die Herrschaft über die Welt.

 

Jeder von ihnen bekamen einen Schlüssel, der das Tor zum Paralleluniversum der Eltern öffnen konnte.

Doch mit der Zeit gingen diese verloren, sodass die Eltern der drei auf ewig gebannt blieben müssen.

 

Mit dem Vater gingen auch seine Geschöpfe und auf der Erde war nichts mehr als der Tod geblieben und ein langer Winter sollte folgen, um auch den Rest der Geschöpfe von Dragos zu vernichten.

 

Währenddessen entflammte wieder ein Kampf, diesmal zwischen den Geschwistern, es ging um die absolute macht über die Welt.

 

Vivamora, die hinterlistigste von allen, gewann und schloss mit ihren Brüdern einen Pakt.

 

Raphael, der Schlauste, sollte auf der Erde wohnen, wo er seinem Blutdurst nach gehen dürfte wie er wollte. Er sollte bei seines gleichen wohnen und die aktive Macht auf der Erde ausführen.

 

Drion, der mächtigste, durfte weiter in den Wolken wohnen und sollte ab sofort sich um die Toten kümmern, die ihren Weg zu seiner Schwestern finden sollten.

 

So erschuf Vivamora die Welt noch einmal, erschuf Tag und Nacht, Wasser und Feuer, die Liebe und den Hass.

Dann erschuf sie den Menschen nach ihrem Bilde. Als sie damit fertig war, war sie zufrieden und zog sich mit ihren Untergebenen, die sie mit Flügel beschenkte, in das Paradies zurück, um von da ihr Werk zu betrachten und zu genießen.

 

Doch ihr Bruder Drion, der selber die Macht seiner Schwester begehrte und von Rache zerfressen war, gab niemals auf. Er wollte das Werk seines Vater vollenden, doch ihm blieb der Zutritt zum Paradies verwehrt und so auch zu Vivamora‘s Schlüssel.

Im heimlichen erschuf er sich eine Armee aus düsteren Kriegern, die alles Licht auf der Welt vernichten sollten, sodass seine Schwester alle Macht verlieren würde.

 

Doch ein Mädchen mit dem Herzen aus Gold sollte in die schon so düstere Welt geboren werden und auf ewig die Dunkelheit bannen.

Mit ihrer wahren Liebe würde sie die Welt reinigen und alle Volker –egal ob böse oder gut- vereinigen und selbst die Macht der Welt über nehmen.

 

Sie würde die Welt von der Herrschaft der mächtigen drei befreien und diese zu deren Eltern schicken auf das die Erde endlich erblühen können würde.

Doch sie muss erst alles verlieren um zu bekommen, was das Schicksal ihr vorgesehen hatte.

Sie würde durch Hölle und Himmel gehen müssen um alle Schlüssel zu finden, die sie brauchte um alles zu vernichten, was sich ihr in den Weg stellt.

Sie muss zu fliegen lernen, ihre Flügel zu benutzen um die Zukunft aller Erden Bewohner retten zu können, denn ohne sie würde die Welt in Hass untergehen und zurück bleiben würden nur drei Geschwister auf einem leeren toten, qualmenden roten Planeten.

An ihrer Seite würde ein Rebell aufkeimen, der für sie sterben würde und dessen Tod das Mädchen antreiben würde und schlussendlich überleben lassen würde.

Ein Feind soll zur Verbündeten werden, und den Geliebten retten.

 

Diese Prophezeiung in Stein gemeißelt, überschattete die Herrschaft der drei und so machten sie sich auf die suche nach dem einen Mädchen das ihre Zukunft zu vernichten drohte.

Sie überwachten jede Geburt doch nie fanden sie ein Mädchen mit dem Herzen aus Gold oder etwas was dem entsprach.

 

Also ließen sie alle jungen Mädchen überwachen um ein besonderes zu finden.

 

Vivamora schickte ihre Engel aus um das Mädchen zu ihr zu bringen, sie war ganz besessen von dem Gedanken, dass sie womöglich noch mächtiger werden könnte, wenn sie das Mädchen zu einem von ihrem Machte.

Raphael schickte seine Vampire aus, um das Mädchen ausfindig zu machen.

Er wollte das Mädchen zu einem Vampir machen, damit er bis in alle Ewigkeit ihr mächtiges Blut trinken könne.

 

Drion ließ seine Todesengel nach dem Mädchen suchen. Ihm gefiel die Tatsache, dass es ein Mädchen geben würde, der seine Schwester stürzen könnte, in seinem Gefolge war und er damit die allein Herrschaft bekommen würde, sodass die Welt endlich schwarz werden würde.

Doch sie suchten viele Jahrhunderte lang nach dem so gesagten goldenen Herzen, doch nie erhob sich ein einfacher Mensch gegen die Gottheiten.

Ihre Suche überdauerte die Antike, das Mittelalter bis hin zu den Weltkriegen, doch nie fanden sie sie.

Doch das sollte sich ändern, als ein kleines Mädchen in den grauen Alltag von Dresden hineingeboren wurde.

 

Jeder der drei Geschwister streckte die Hand nach dem Kinde aus, doch noch bevor die Handlanger das Kind erreichen konnten, war die Familie verschwunden und die mächtigen drei verloren das junge Kind aus den Augen.

Sie suchten mit voller Panik um ihr Leben nach dem mächtigen Kind, doch das Kind wuchs unentdeckt zu einer jungen Frau heran, ohne zu erahnen was ihr bevorstand.

 

Erst an ihrem Achtzehnten Geburtstag war es Drion vergönnt sie wieder zu finden und ihr Schicksal zu beeinflussen...

Veränderung

Mary Dessel wuchs ganz bescheiden bei ihren beiden Eltern in einer kleinen Wohnung über den Dächern New Yorks auf.

Oft stand sie auf dem Balkon und starrte zum Himmel hinauf.

Was fasziniert dich denn so?“, fragte ihre Mutter auf Deutsch.

Ihre Eltern waren von Deutschland nach Amerika umgezogen, als sie noch ganz klein war. Deshalb wuchs sie auch zwei zweisprachig auf und besuchte regelmäßig ihre Verwandten in Deutschland.

Ich weiß nicht, aber ich denke da oben ist etwas, das unser Leben beeinflusst. Jemand der über uns alle herrscht!“, versuchte Mary zu erklären.

Oft kam dann auch ihr Vater dazu und lachte. „Du meinst also Gott?!“, fügte er in Englisch hinzu.

Er war Amerikaner, deswegen waren sie und ihre Mutter ja zu ihm gezogen.

Nein, mehr als das!“, sagte sie zart, blickte vom Horizont weg in den Augen ihres Vaters. Sie waren genauso eisblau wie ihre. Ihre Mutter dagegen hatte Haselnussbraune Augen.

Ach, glaubst du immer noch daran, dass du letzten Sommer eine Fee gesehen hast?“, fragte er grinsend.

Das habe ich, sie war echt. Sie hat immerhin mit mir geredet!“, versuchte Mary sich zu verteidigen.

Ach und wie hat sie dich genannt, wie war das noch mal?“, fragte ihre Mutter lächelnd nach.

Das Mädchen mit dem goldenen Herzen!“, murmelte Mary undeutlich und ihr viel ihr Rabenschwarzes Haar ins Gesicht.

Wie so oft fingen ihre Eltern dann an zu lachen und Mary stieg drauf ein und die drei verschwanden in der Wohnung.

Ein paar Jahre später, Mary Dessel war mittlerweile eine erwachsene junge Frau geworden, da war sie auf den Weg von einer Party nach Hause.

Wie immer starrte sie den Himmel an und fragte sich ob es wirklich etwas gibt, was über alle herrscht. Doch lange dachte sie an diesem Abend nicht mehr darüber nach.

Denn plötzlich taucht ein kleines schwebendes Mädchen vor ihrer Nase auf. Nicht größer als ein Ahornblatt.

Marys Augen weiteten sich und sie versuchte die Fee zu packen, doch diese entglitt ihren Fingern.

Verschwinde von hier, du bist nicht mehr sicher. Du wurdest entdeckt!“, teilte ihr die grelle Stimme der Fee mit.

Mary war verwirrt, wer hatte sie entdeckt?

Was?“, fragte Mary verdutzt.

Die Dunkelheit verfolgt dich, ich kann dich nicht mehr beschützen, du musst fliehen!“, schrie das kleine Feenmädchen nun.

Vor wem denn?“, fragte Mary, doch auch sie spürte nun die Gefahr. Sie hatte diese Gabe, ihre Sinne waren feiner als die der anderen, die sie kannte.

Rette dein goldenes Herz, flieh und verstecke dich vor ihm!“, sagte das Feenmädchen und löste sich dann in Rauch auf, nach dem es gegen Himmel geflogen war und einen Raben vom Himmel scheuchte.

 

Doch dieser Rabe verwandelte sich in einen Menschen mit schwarzen Flügeln, gleich dem eines Raben. Sein dunkel braunes Haar fiel ihm in die Augen, die Gift grün leuchteten. Sein Körper bewegte sich langsam auf Mary zu und seine langen Gräten schlanken Finger versuchen nach ihr zu greifen.

Schnell wich Mary diesen aus und ging einige Schritte zurück und prallte gegen eine Hausmauer.

Sofort löste sich der Mann in ein dichtes schwarzes Licht auf, dass sie durch drang und sie sich erst vor Angst zitternd ein paar Sekunden später auf dem Boden wieder fand.

Sofort stand sie wieder auf und starrte gespannt zum Himmel empor.

Aus der sternenklaren Nacht entwickelten sich am Himmel tief schwarze – bis dunkle graue Wolken, die ihr eine Gänsehaut einjagte.

Doch plötzlich teilten sich die Wolken am Himmel auf und ein riesiges Loch entstand durch das der Schein des hellen Mondes auf Mary fiel.

Doch der Schein verdunkelte sich, als plötzlich mehrere gigantische dunkle Vögel aus dieser Lücke heraus auf Mary zu flogen.

Ein letztes Mal sah Mary noch hin, bevor sie sich umdrehte und schnell die Straße entlang lief. Ihr Absatz trommelte im schnellen Rhythmus auf den Asphalt.

Ein Blick über die Schulter verriet ihr, dass die menschenartigen Vögel immer noch hinter ihr her waren und das sie nur noch wenige Meter von ihr entfernt waren.

Ihr Herz hämmerte wie wild gegen ihren Brustkorb, als sie verzweifelt schneller zu rennen versuchte.

Ihr Atem kam stoß weise und er brannte ihr in der Kehle.

 

Eine kalte dürre Hand griff sich um ihren rechten Oberarm, doch sie konnte sich dem entreißen, bückte sich und rannte in die Gegenrichtung davon.

Doch noch eh sie ein paar Schritte in die Dunkelheit setzen konnte, stand bereits ein weiter Mensch mit Rabenflügel vor ihr und grinste sie frech an.

Mary blieb abrupt stehen. Der Mensch vor ihr war eine schöne Frau mit seidigem blondem Haar, das funkelte wie Diamanten. Sie fuhr gerade ihre Flügel ein und ihre blau-grünen Augen fixierten sie.

 

Na, bereit zu sterben?“, sagte sie und ihre Augen fingen an zu leuchten. Ein blau grüner Schein fiel auf Marys Gesicht.

Die blonde Frau glitt auf Mary zu und kicherte entzückt.

Mary wich ihr aus, war trotzdem wie in Trance von der Frau vor ihr gebannt.

Die Frau hob ihre Hand und nahm eine der schwarzen Strähnen von Mary in ihre Hand. Das schwarze Haar lies die Haut der Frau noch blasser erscheinen. Fast schneeweiß.

Ich kann gar nicht so recht glauben, dass du etwas Besonderes bist. Mächtiger als alle andere unseres gleichen. Dabei siehst du so normal, so gewöhnlich aus“ sagte sie und begutachtete Mary genau.

Mary drehte sich der Kopf und sie wusste nicht mehr was sie tat, doch mit einem Mal war sie sich ihrer wieder bewusst.

Sie schreckte vor der Berührung der anderen Frau zurück, doch diese Frau war schneller als das Licht.

Sie zog Mary mit sich.Alles sträuben und entgegen ziehen half nichts, Mary scheuerte sich nur die Haut wund.

Die blonde Frau zog Mary in eine Gasse und spannte gerade wieder ihre Flügel an, als Mary es irgendwie gelang sich zu befreien und verzweifelt wieder aus der Gasse rannte.

Doch sie kam nicht weit, sie stolperte über einen leicht erhöhten Backstein und fiel der Länge nach hin, schlug sich dabei sogar Lippe und Nase auf und an ihrer Haut riss sie sich diese auf.

Seufzend trat die blonde Frau wieder zu Mary heran, auch ein zweiter, ein Mann, mit den Rabenflügel kam zu Mary herüber. Mit dem Fuß drehte der Mann Mary auf ihren Rücken. Er hatte ebenso schwarzes Haar wie sie, doch seins war verfranzt, leicht zerzaust und es hing ihm verspielt im Gesicht. Er sah sie aus tief schwarzen Augen genau an.

Ach, du dummes Gör. Das bringt dir ja so was von gar nichts!“, sagte die Frau. „Es schmerzt nur!“ Sie trat zur Untermalung ihrer Worte auf Marys Hand, die zugleich schmerzerfüllt aufschrie.

Lass das, es wird Zeit. Er wartet, Leatitia!“, sagte der Mann und sah sie ernst an.

Ich weiß, Sven!“, sagte die Frau namens Leatitia herablassend und sah ihn abwertend an. „Ich weiß genau, was er will!“ Sven zog wartend die Augenbrauen hoch.

Trage du sie!“, sagte Leatitia genervt und ging auf Sven zu. Dieser hob Mary gerade hoch, die sich wie ein erstickender Fisch am Land wand. Leatitia legte ihm eine Hand auf die Brust. „Wage es jar nicht noch einmal so mit mir zu sprechen, du Wurm!“, zischte Leatitia und richte dann ihren Blick wieder auf Mary. „Und du wirst nun schlafen!“, sagte sie mit falschem Lächeln und augenblicklich wurde Mary ganzer Körper tonnenschwer und wenige Sekunden später erschlaffte er vollkommen.

Das letzte was Mary mitbekam, bevor sie in Dunkelheit abgleitete, war das sie auf den Armen von Sven von der Erde abhob.

 

Als sie wieder erwachte, lag sie von schwarzer Seide bekleidet in einem durch und durch weißen Raum.

Ihr Kopf fühlte sich schwer an und ihre Augen reagierten empfindlich auf das grelle Licht. Stöhnend setzte sich Mary wieder auf. Langsam führte sie ihre Hände an ihre Stirn.

Vorsichtig befühlte sie ihre Nase und ihre Lippe. Das Blut musste ihr jemand weggewischt haben, aber ihre Nase pochte noch immer stark und als sie sie berührte, trieb es ihr Tränen des Schmerzes in die Augen. Danach besah sich ihre Ellbogen und Knie. Dort war die Haut verkrustet und es brannte leicht, als Mary sachte darüber strich.

Leise Schritte in ihrer Nähe ließen Mary aufhorchen und sich umblicken.

Ein paar Meter hinter ihr, stand ein Mann, vollkommen in schwarz gekleidet und beobachtete Mary genau.

Mary verschränkte ihre Arme vor der Brust, dieses ständige beobachten jagte ihr einen Schauer über den Rücken.

 

Auch endlich wach, meine Schöne?“, fragte der Mann in schwarz.

W-wo bin ich hier?“, fragte Mary schüchtern und sah aus ihren Augen empor zu dem Mann.

Im Nirgendwo. Ein Raum zwischen Leben und Tod, zwischen Hölle und Himmel, zwischen Realität und Traum!“, erklärte der Mann und kam auf Mary zu.

Seine Augen schimmerten rubinrot und als er sie fixierte, schienen seine Augen im Inneren sogar zu brennen.

Er grinste ein unwiderstehliches schiefes Lächeln und Mary besah sich ihn genauer. Er war sehr schlank, schon fast schmächtig, doch irgendwas von seiner Art sagte ihr das er unglaublich stark war.

Wie bin ich hergekommen?“, fragte Mary, nun verunsichert.

Meine... nun wie soll ich sagen... Dienerin Leatitia lies dich her schaffen, so wie ich es ihr befohlen hatte!“, erklärte er und stand nun direkt vor ihr. Plötzlich schossen die Erinnerungen an die blonde Frau und dem Mann mit dem zottigen schwarzen Haar ihr wieder in den Kopf. Ein Phantomschmerz jagte durch ihre Hand, die ihr letzte Nacht von Leatitia gequetscht wurde, und sie rieb sich diese.

Na, das hätte sie nicht tun sollen, aber was rennst du auch fort!“, sagte er lächelnd und wollte ihr die Hand reichen, damit sie aufstehen konnte.

Doch Mary wich vor seiner Berührung zurück und sah ihn Ängstlich an.

Hab keine Angst, meine Schöne. Ich will dir nichts Böses“, sagte er zuckersüß und ging vor ihr in die Hocke.

Sein schwarzes Haar hing in Zacken an seinem Kopf hinab, vereinzelte weiße Strähnen hingen dazwischen und seine roten Augen und seine blasse Lippen waren das einzige an Farbe in seinem Gesicht.

 

Was willst du von mir?“, sagte Mary noch ängstlicher und ihre Stimme drohte wegzubrechen.

Das wirst du noch früh genug erfahren!“, sagte er und legte ihr eine Hand in den Nacken. Mary fing an zu zittern.

Wer bist du?“, fragte Mary nun.

Drion, aber das tut nichts zur Sache. Heute geht es nur um dich“, sagte Drion und kam den Gesicht von Mary ein wenig näher und sein Atem streichelte ihr Gesicht. „Es ist nun aber Zeit für dich, dich von deinem Leben zu verabschieden!“, lächelte Drion und rückte weiter an Mary heran.

Aber ich will nicht sterben!“, schluchzte sie und Tränen stiegen ihr in die Augen.

Aber du wirst es und zwar noch heute Nacht!“, sagte Drion und sah sie aus todernsten Augen an. Mary schreckte vor Angst zurück und stand blitzschnell auf.

Die schwarze Seide war ein einfaches mittellanges Kleid, das ihr bis zu den Knien reichte, bemerkte Mary nun und sah es ein wenig verwirrt an.

Schnell flüchtete Mary in eine Ecke des Raumes und atmete schwer. Mit bestimmten Schritten kam Drion wieder auf Mary zu. Mary versuchte wieder zu entkommen, doch Drion stellte sich ihr in den Weg und drückte sie gegen die hell weiße Wand.

Bereit zu sterben, meine Süße?“, fragte Drion lachend und war ihr nun wieder ganz nah.

Marys Herz pochte wie wild, als würde es durch ihre Brust springen und fliehen wollen und eine Träne lief über ihre Wange. Ängstlich sah Mary von Drion weg, sie wollte nicht wissen, was er mit ihr anstellen wollte.

Doch Drion hob eine Hand, griff unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht wieder an, sodass Mary ihn wieder an sehen musste. „Willst du gar nicht wissen warum du sterben sollst?“, fragte er sich flüsternd.

Nein!“, wisperte Mary, schüttelte ihren Kopf, wobei ihre Haare wie wild um ihren Kopf herumflogen, und weitere Tränen rannen über ihr Gesicht.

Nicht, wie schade!“, sagte Drion zuckersüß und legte seine Stirn auf ihre. „Es wird leider ein wenig schmerzen!“, sagte er ehe er die Augen verschloss und seine Lippen auf ihre legte.

Dann kam etwas Unerwartetes. Beißender Rauch drang in Marys Mund ein und stieg in ihre Lunge hinein. Dann plötzlich als Drion seine Lippen bereits von ihren gelöst hatte, da verdickte sich der Rauch in ihrer Lunge und Mary bekam keine Luft mehr.

Nach Luft ringend sackte sie zu Boden und versuchte verzweifelt sich von dem immer weiter ausbreitendem Rauch zu befreien. Doch sie schaffte es nicht.

Ihr Herz schlug schneller und schneller.

Der Atem blieb ihr Weg und ihr Körper verkrampfte sich.

Um Luft ringend sah Mary verzweifelt aus ihren eisblauen Augen zu Drion auf.

Ihr ganzer Körper erbebte, als die Ohnmacht wieder nach ihr greift.

Als alles Schwarz vor ihren Augen wurde, fiel sie wieder auf ihren Rücken zurück und ihr Körper erschlaffte wieder. Ihr Mund öffnete sich erschöpft und ein bisschen des Rauches verließ wieder ihren Körper.

Langsam flog es in die Höhe und direkt wieder in Drion hinein, der sich wieder über Mary gebeugt hatte und frech grinste. Er richtete sich wieder vollkommen auf und ging ein Stück.

 

Als Mary wieder erwachte, lag sie in einem weichen pur weißen Bett. Umgebend war sie von einem weißen Tüllstoff.

Müde rieb sie sich die Augen und setzte sich vorsichtig auf. Sie lehnte sich an das Kopfende an und sah sich langsam um. Vor ihr auf der Kante des Bettes sah sie ein Mann sitzen. Bei neuer Betrachtung erkannte Mary, dass es Drion war.

Was-was ist passiert?“, flüsterte Mary heiser und griff sich an ihren Hals.

Du bist gestorben, und deine Stimme wird wieder die Selbe sein sobald auch der letzte Lebensqualm aus deinem Körper entwichen ist!“, erklärte er ihr und dreht sich zu ihr um.

Mary sah sein Oberkörper, er trug jedeglich eine verwaschen Jeans und ein weißes offenes Hemd. Seine Haut, war nur eine Schattierung dunkler als sein Hemd.

Ich bin doch nicht tot!“, lachte Mary krächzend, wobei ihr graugrüner Rauch aus dem Mund schoss und sie sich schnell erschreckend die Hand vor dem Mund schlug.

Natürlich bist du das, könnte ich denn sonst das mit dir tun?“, fragte Drion, war innerhalb eines Augen Aufschlag über ihr. Er zog einen silbernen Dolch hervor und stach Mary damit in die Brust.

Vor Überraschung schrie Mary auf und besah sich ihre Brust. Es schoss in Strömen Blut heraus doch nur einen Augenblick später sonderte Marys Haut den Dolch ab und die Wunde verschloss sich.

Oh mein Gott, was sollte das?“, fragte Mary, noch immer erschreckt.

Es tat nicht weh, oder? Es hat dich nicht umgebracht, oder?“, fragte Drion selbstsicher und zog eine Augenbraue hoch.

Mary rieb sich über die Brust und runzelte nachdenklich ihre Stirn. Langsam wich Drion wieder von ihr runter und Mary zog schnell die Decke bis zu ihrem Hals hoch.

Was machst du hier?“, fragte Mary, nun wieder etwas vorsichtiger.

Ich, hier? Das sollte ich lieber dich fragen. Mary, du liegst in meinem Bett!“, lachte Drion und stand vom Bett auf. Schnell und mit einer ungewöhnlichen Eleganz knöpfte er sich das feine weise Hemd zu.

Was ist denn mit mir passiert, das ich Tod bin und dennoch noch lebe?“, fragte Mary, und nun kam die wissbegierige Seite an Mary durch.

Du bist zur einer Seelenräuberin geworden!“, erklärte er ihr schnell und hob ein paar Schuhe von Boden auf.

Zu einer was?“, fragte Mary verwirrt und kroch nun ein Stück über das Bett zu Drion hin.

Na ja... du bist so was wie ein dunkler Engel, ein Todesengel wenn du es so willst! Unseres Gleichen bringt den Tod!“, sagte Drion sachlich und sah Mary aus seinen dunkelroten Augen an.

Wie das denn?“, fragte Mary und ihre Augen weiteten sich.

Ein Kuss von uns, und wir saugen die Seele der Menschen auf, sodass nur eine leere Hülle zurück bleibt, die Leiche also. Ganz einfach“, sagte Drion und lächelte ganz leicht.

Ein Todeskuss?“, fragte Mary zweifelnd.

Ja, wenn du es so nennen willst!“, erwiderte er und zog sich in Windeseile seine Schuhe an. Mary starrte ihn an. Für sie machte die ganze Geschichte keinen Sinn, doch es war eine Tatsache, dass sie eigentlich Tod ist und doch noch atmete.

Iss das!“, sagte Drion und reichte Mary eine warme Schüssel.

Interessiert roch Mary dran und besah es genau, sie blickte direkt in eine pampige Brühe aus gelben und grünen Klümpchen und einer hellbraunen Soße.

Was ist das?“, fragte Mary verwirrt und etwas angeekelt.

Mhmm, mal überlegen. Soweit ich weiß, ist da nur etwas Gemüse, gemischt mit Milchprodukten und rohem Fleisch drin!“, sagte er desinteressiert. Mary rümpfte angewidert ihre Nase.

Ich weiß es riecht nicht sehr einladend, doch es enthält alles was dein neuer Körper benötigt!“, sagte er und setzte sich mit einem Satz wieder aufs Bett.

Mein neuer Körper?“, fragte Mary verunsichert und besah sich noch mal. Ihr fielen keine Veränderungen auf, sie war nur ein bisschen blasser geworden und da war ja noch die Sache, dass ihre Wunden nun unnatürlich schnell verheilten.

Du bist Untot, das heißt du kannst nicht mehr sterben. Du bist stärker, zäher und mächtiger geworden. Deine Sinne sind geschärft und bist meinem Willen unterlegen!“, erklärte er und rückte ein bisschen näher wieder zu ihr heran.

Langsam fing Mary an zu essen. Sie hatte entschlossen, dass das alles nur ein Traum sein könne.Schnell fing Mary an das Essen herunter zu schlingen, da sie sich fühlte, als ob sie kurz vorm verhungern war.

Drion grinste sanft. Er beobachtete seine neue Schöpfung genau. „Wirst du es nicht vermissen?“, fragte er gekünstelt neugierig, er kannte die Antwort schon längst.

Was vermissen?“, fragte Mary, sah auf und stellte die so gut wie leer war. Ihre Augen sahen ihn intelligent an.

Deine Familie, deine Freunde?“, kam es zart über seine Lippen.

Wieso? Wenn ich aufwache sind sie alle wider da!“, sagte Mary selbst sicher und war dabei die lauwarme Schale weiterhin zu leeren.

Ach wie oft den noch, Mary? Das hier ist kein Traum, alles ist echt. Ich steh hier tatsächlich vor dir und du bist nun untot. Deine ganze Entführung war echt. Mary, du wirst sie nie wieder sehen“, sagte Drion und taxierte sie.

Mary hielt inne und in ihrem Inneren brodelte es. Sie besah sich ihre Hände und die kleine, fast leere Schale darin und noch ehe sie den Entschluss faste, da schleuderte sie Drion auch schon die Schale ins Gesicht.

Sie zerbrach an seiner Stirn und die Essensreste verteilten sich auf seinem Gesicht.

Ich hasse es, wenn sie das tun!“, knurrte Drion und legte seinen Kopf schief, um Mary weiterhin an zu starren. So als ob nichts gewesen wäre.

Mary riss ihre Augen auf und flüchtete aus dem Bett. Drion blieb ruhig stehen und folgte ihr nur langsam. Mary riss voller Panik die schwere Holztür von Drions Gemächern auf und rannte dann so schnell wie sie konnte den langen Flur entlang, wobei ihr das schwarze Seidenkleid um die Beine wehte.

Der lange schmale Flur endete in einer riesigen Empfangshalle, direkt neben einer  gigantischen Steintreppe. Gekrönt wurde die Empfangshalle von einem goldenem Kronleuchter, der wahrscheinlich größer war als das gesamte Haus ihrer Eltern.

Kurz lies sie der Anblick, der sich ihr da bot inne halten, doch dann fand sie den gewaltigen Haupteingang und rannte auf ihn zu. Leichter als sie gedacht hatte, lies sich diese Tür öffnen und nach einem letzten Schulterblick, der ihr verriet das Drion schon sehr nahe war, rannte sie weiter los, die Stufen hinunter.

Doch weit kam sie nicht, sie fiel in einen Abgrund hinein sie fiel durch Wolken immer weiter auf die Erde zu. Erst jetzt wurde bewusst, dass der Palast in dem sie eben war nicht mehr als nur zwei Stufen hatte und in den Wolken lag.

 

Drion kam mürrisch die Empfangshalle entlang, streckte seine Arme aus und ein starker Wind blies plötzlich durch die Halle.

Stopp. Komm zurück!“, schrie er mächtig und noch ehe Mary sich versah, zog der Wind sie wieder nach oben. Wieder zurück zu Drion.

Oben im Palast lies der Wind sie in der Tür fallen und Drion kam sauer auf sie zu, zog an ihrem Rechten Arm und hielt sie fest fest.

Lass mich verdammt noch mal los!“, schrie Mary wie Wild und wand sich unter Drions Armen. „Lass mich gehen!“, schrie Mary und schluchzte beinahe dabei.

Nach einem schweren Ringen der Zwei, schaffte sie es endlich sich zu befreien und fiel vor seinen Füßen auf den Boden.

Und jetzt? Wo willst du hin? Wo nimmt man dich, eine wertlose Leiche?“, grollte Drion und all seine Muskeln spannten sich an. „Mary... du bist Tod, komm drüber hinweg. Ändern kann man es nicht mehr!“, knurrte Drion leise und fing an sich wieder etwas zu entspannen.

Aber du hast mich umgebracht, du Mörder!“, schrie sie wie wild und rappelte sich vorsichtig wieder auf.

Sagt die Leiche zu mir!“, sagte Drion und grinste leicht. Mary wollte schon wieder zu einer Schimpftirade ansetzten, als Schritte auf der Treppe sie inne hielten ließen.

Herr, gibt es Probleme?“, fragte der Todesengel Sven und bei jedem Schritt flogen ihm seine schwarzen zerzausten Haare in sein Gesicht.

Nein, aber bring sie auf ihr Zimmer!“, sagte Drion herrisch und blickte auf Mary hinab, die sich stark unwohl fühlte. Sven kam auf sie zu und nahm sich ihrer an.

Ich treffe jetzt Vivamora, achte darauf, dass Mary nicht verschwindet!“, sagte Drion und bei dem Mary unbekannten Frauennamen >Vivamora< schoss eine Welle aus Macht und Kraft, die Mary mit zu reißen drohte, durch den Raum.

Sven spannte sich kurz an und nickte seinem Herren zu. Drion lies sich von einem Bediensteten einen dunkel blauen Umhang gehen und lies sich dann am ende der Treppenstufen in den Abgrund fahlen, ehe er mit zwei gespenstisch großen schwarzen Flügel am Rücken wieder in die Höhe schoss.

Zögerlich zog Sven an Mary, die drauf hin ihn verängstigt ansah und sich versteifte.

Sei nicht besorgt, ich werde dir nichts tun!“, sagte er leise mit einer dunklen und zu gleich verruchten Stimme, die Mary einen Schauer über ihren Rücken jagte. Sie nickte verstohlen und gab seinem ziehen nach. Sven lies ein schiefes Lächeln sehen und führte Mary die Treppe hoch.

Es tut mir furchtbar Leid, was in der Nacht passiert ist! Ich wollte ich hätt's verhindert“, sagte Sven, als sie über einen langen Flur gingen.

Ist schon okay“, entgegnete Mary ihm auch wenn ihr dabei das Herz so schmerzte. „Tat es bei dir weh?“, fragte Mary und sah Sven mit großen Augen an. „Ich kann mich nicht mehr erinnern. Aber ich denke es war anders als wie bei dir“, sagte Sven und machte eine dunkle Holztür auf. Zusammen gingen sie in ein einfaches eingerichtetes Zimmer hinein, dessen Hauptpunkt ein großes Bett in der Mitte war.

Wie meinst du das, es war anders?“, fragte Mary Sven, als sie sich auf das Bett gesetzt hatte und Sven wieder verschwinden wollte. „Nun, in dem Zwischenraum, in dem Drion dich aufgesucht hat, da gelangt man eigentlich nur hin, wenn man auf den Weg in den Himmel ist. Aber du wurdest dort hingebracht, das gab es noch nie. Drion wollte dich unbedingt haben, aber hatte auch Angst das seine Schwester dich in die Finger bekommt. So was gab es noch nie“, erzählte Sven und setzte sich neben Mary hin.

Seine Schwester?“, harkte Mary noch einmal nach. „Ja, erinnerst du dich an den Namen den Drion nannte?“, fragte er und sah Mary ernst an. Mary nickte und wollte ihn nennen, als Sven seine Hand auf ihren Mund legte und sie nieder drückte, sodass sie auf einander lagen. „Sprich ihn nicht aus!“, sagte Sven,nun mit düsterer Stimme, als ob er sich unmenschlichen Qualen ausgeliefert fühlen würde. „Dieser Name unterliegt einem Tabu. Er ist verboten. Dieser Name ist der Name vom Gott, Drions Schwester um genau zu sein“, erklärte Sven und lies so langsam wieder von Mary ab. Diese setzte sich wieder normal hin und sah ihn verwirrt an. „Was passiert wenn wir ihren Namen erwähnen?“, fragte sie ihn. „Nun sie merkt es, aber das ist nicht das schlimmste an der Sache, es ist so als ob dein Körper dich von innen zerfressen würde und das deine Haut zu schrumpfen beginnt und gleichzeitig jagt dir ein loderndes Feuer durch die Adern. Alles im allen eine Qual“, erklärte Sven ihr. „Hast du diesen Schmerz schon mal erlebt?“, fragte Mary ihn, sie ahnte es schon. „Ja“, sagte Sven leise zur Bestätigung. „Ich bin nicht scharf auf ein zweites Mal.“

Danach herrschte ein bedrücktes Schweigen, wobei Sven einmal seufzte und für Mary eine Decke hinaus kramte. Dankend nahm Mary sie an. „Du bist so gut zu mir“, bemerkte sie. Er lächelte. „Du kannst immer zu mir kommen!“, sagte er und wollte schon wieder das Zimmer verlassen, doch Marys Neugier war noch nicht gestillt.

Wie bist du denn eigentlich gestorben?“, fragte sie, doch ertrug es nicht dabei ihn an zu sehen. Er atmete einmal tief durch ehe er antwortete. „Ich war jung und dumm. Ich kam von einer Party. Natürlich total dicht und wurde von einem Lastwagen überfahren“, erzählte er. Mary sah zu ihm auf und Mitleid brannte in ihren Augen. „Das tut mir leid, du tust mir so leid!“, brachte sie heraus. „Ich muss dir nicht leid tun, ich mach mir eher Sorgen um dich, denn Drion wollte dich unbedingt haben und das bedeutet nichts gutes. Dieser Mann hat kein Herz und keine Seele. Er ist grausam und liebt es uns zu quälen. Mary, du tust mir leid!“, sagte er mit einer traurigen Ernsthaftigkeit in seiner Stimme, das Mary abermals ein Schauer über ihren Rücken fuhr. Leise verließ er das Zimmer und schloss hinter sich die Tür. Als seine Worte Marys Verstand erreichten, flossen bei ihr die Tränen und sie grub sich in die Decke, die Sven ihr gegeben hat ein. Die Tränen der Angst flossen nur so dahin.

Sie war die Gefangene eines blutrünstigen Wahnsinnigen.

Erste Blicke

Als Mary sich schließlich ausgeweint hatte und ihr neuer Körper auch nicht mehr in der Lage war neue Tränen zu bilden, verfiel sie einem tiefen Schlaf. In diesem Schlaf tauchte sie in eine schwarze Finsternis ab, sie sah den blonden Todesengel, wie diese auf ihre Hand trat, sie sah die kleine Elfe die sie gewarnt hat, die auch noch versucht hat sie zu retten, doch vergebens. Sie sah ihre Verwandlung, wie Drion ein Monster aus ihr machte und sie sah Sven, wie er versucht hatte sie zu trösten und versprochen hat für sie immer da zu sein. Das half ihr aus der Finsternis heraus und sie trieb auf einer hellen Wolke dahin, Sven im Hinterkopf.

Doch als sie erwachte, waren die Augen, die sie da sah nicht von Sven. Nein, es waren die blutroten Augen von Drion. Mary schrie vor Angst auf und versuchte so viel Platz wie möglich zwischen sich und ihm zu bringen, doch leider war irgendwann das Bett zu Ende und sie fiel auf den harten Holzboden.

Vor Schmerz seufzend rieb sie sich den Rücken und noch bevor sie auch nur den Versuch hätte machen können aufstehen zu wollen, stand Drion schon über ihr und reichte ihr seine Hand. Geflissentlich ignorierte sie sein Angebot und setzte sich auf das Bett zurück. „Schön geschlafen?“, fragte Drion mit einer Engelsstimme, der Mary sofort verfallen wäre, wenn sie nicht schon gewusst hätte, das er ein brutales Monster war.

Was willst du?“, fragte sie ihn. „Ich wollte zu dir und erklären was deine Aufgaben seien werden!“, sagte er im ruhigen Ton und legte sich auf ihr Bett. Mary beäugte ihn kritisch. „Meine Aufgaben?“, fragte sie ihn verwirrt und rückte ein Stück zur Seite. „Natürlich Aufgaben, jeder Todesengel hat welche. Manche dienen mir hier im Palast, andere auf der Erde und wieder „Und ich?“, fragte Mary hoffnungsvoll. Sie wollte so schnell wie möglich von ihm weg. „Nun ja, dies war eine wirklich schwere frage. Ich kann dich nicht hierbehalten, weil ich nicht riskieren will, das meine Geschwister dich bei mir sehen, doch für den Spionenposten bist du auch nicht geeignet. Dafür bist du viel zu wertvoll. Ergo bleibt nur noch das einsammeln der Seelen über“, sagte er und setzte sich wieder aufrecht hin.

Mary stand auf und verschrenkte ihre Arme vor der Brust. „ich soll was?“ „Nun, es ist ganz einfach. Du gehst zu den Menschen hin und küsste sie. Dann sind sie Tod und ihr Lebensqualm macht sich auf den Weg in den Himmel.“, erklärte er. „Nein!“, rief Mary aus und sah vorsichtig Drion an. „Nein, das werde ich nicht tun. Ich bringe niemanden um!“ „Ach Mary du bringst doch niemanden um, sie sterben doch eh, du erlöst sie nur von dieser grausamen Welt, auf das sie im Paradies weiter leben können“, entgegnete Drion ihr und stand ebenfalls auf.

Außerdem hast du eh keine Wahl, du unterliegst meinem Willen. Mary, es hat kein Sinn, du kannst nichts dagegen ausrichten“, fuhr Drion fort. „Ich glaub dir kein Wort“, rief Mary erneut aus und bekam es mit der Angst zu tun. „Ach du willst mir schon wieder nicht glauben? Wollen wir mal sehen wie stark dein Geist ist“, sagte Drion lächelnd mit einem düsteren Unterton in der Stimme und kam ein Stück auf Mary zu, die bis zur Wand hin auswich.

Knie vor mir nieder!“, sagte er sicher und starrte Mary gekonnt an. Als er dies jedoch sagte, spürte Mary in sich einen schmerzhaften Zwang, sich vor Drion auf den Boden zu schmeißen. Schweiß trat auf ihrer Stirn als sie dagegen ankämpfen zu versuchte. Doch schon eine Sekunde später war der Drang in ihren Beinen zu stark und sie gab auf. Wie ein schwaches Kind lag sie nun vor Drions Füßen, innerhalb von zwei Sekunden.

Wie ich es ja schon sagte, du bist meinem Willen unterlegen, also komm erst gar nicht auf dumme Gedanken“, ermahnte er Mary und packte sie am Arm. Schnell zog er Mary mit sich durch den Flur auf die große Empfangshalle zu. „Lass mich los“, sagte Mary keuchend und versuchte sich aus Drions Griff zu befreien. „Was hast du vor?“ Erfolglos wand sie sich ihm entgegen. Drion jedoch blieb aber stumm und ging mit ihr kalten Schrittes auf den Haupteingang zu, hinter den, so Mary wusste, der Abgrund lauerte.

Mit starrem Blick lies Drion die Tür auf schweben und die unendliche weite der Welt offenbarte sich vor Marys Augen. „Nein!“, schrie Mary verzweifelt und aus purer Angst heraus.

Jetzt wird fliegen gelernt!“, sagte Drion vernichtend leise mit einem genüsslichem Grinsen im Gesicht. „Nein, bitte nicht!“, flehte Mary, nun mit Tränen im Gesicht. Doch Drion schritt mit kaltem Herzen weiter voran, auf den Abgrund zu. Am Türrahmen versuchte Mary sich noch fest zu klammern, doch sie fiel mit Drion den Abgrund hinab.

Schwere los schienen sie zu sein. Der Wind riss an ihren Körpern und ihr Haar wehte nur durch die Luft. Mary verschloss für einen Moment ihre Augen und genoss das Gefühl der Freiheit. Sie hatte sich schon oft gefragt, wie sich wohl ein Vogel im Flug fühlen wurde. Nun jetzt wusste sie es und es war wunderschön, sie wäre am liebsten nur noch gefallen, der Rest der Ewigkeit wollte sie nur noch fallen.

Doch als Drion jetzt wieder nach ihr griff, kamen ihre Gedanken in die Gegenwart zurück. Sie sah ihn vor sich gefährlich grinsen. Sie versuchte ihre Arme zurück zu ziehen, doch sein Griff war zu stark.

Er nahm sie fest in die Arme und hielt sie gut fest, als er seine Flügel ausfuhr und anspannte. Prompt schossen die zwei wieder in die Höhe. Mary entspannte sich ein wenig in Drions Umarmung und lies sich auf den Flug mit ihm ein. Drion senkte den Flug ab, sodass sie unter ihnen die Menschheit sehen konnten. Mary streckte ihre Arme aus und ihr Rücken fing an zu kribbeln. Drion lies von ihr ab und schon sprießen aus Marys Rücken zwei mächtige schwarze Rabenflügel heraus.

Es fühlte sich seltsam an diese zu benutzen. Es war wie ein Drang, der schon immer in ihr geschlummert hatte und nun geweckt wurde. Mit nur wenigen Flügelstößen schoss sie gegen Himmel. Drion folgte ihr wie ein Adler.

Sie flog Loopings und Pirouetten, alles mit einem Lächeln im Gesicht. Zum ersten mal in ihrem Leben fühlte sie sich vollständig, fast so als wäre sie nur fürs Fliegen geboren. Sie flog nach rechts, nach links, nach oben und nach unten, doch genug hatte sie noch lange nicht. Sie war unersättlich und wollte immer mehr. Höher, tiefer und schneller.

Komm zurück, ertönte plötzlich eine Geisterstimme in ihrem Kopf und noch ehe sie diese vollkommen vernommen hatte, war sie auch schon wieder bei Drion, der hämisch grinste.

Er nahm Mary bei der Hand und zusammen flogen sie Richtung Erde. Mary verstummte, denn sie war noch betäubt von ihren neuen Fähigkeiten. Jedoch als sie wieder mit ihren Füßen auf festen Boden stand, brach es nur so heraus.

Oh mein Gott, das war unglaublich. Also ich meine das fliegen. Wie ein Vogel, weist du? So was hätte ich nie für möglich gehalten. Nun gut ich hab auch schon Feen gesehen, aber das ich mal Flügel habe“, erzählte Mary voller erstaunen, doch brach ab, als sie das erboste Gesicht ihres Peinigers sah. „Feen?“, fragte er mit todbringender Stimme und Mary nickte. „Wann?“, fragte er und kam auf sie zu. „Ich war klein, nicht älter als 10. Es war bei einem Besuch bei meiner Tante Sarah in Deutschland, aber ich hab mir das alles doch nur eingebildet. Eine kindliche Fantasie eben“, erzählte Mary schnell und wagte es nicht auszuweichen.

Einen Moment brannte noch der Zorn in Drions Augen, bevor sie völlig verschwand, so als ob er sich gar nicht erst aufgeregt hatte. „Nun gut“, sagte er mir entspannter Stimme. „ Ich werde dir nun erklären, wie du in den nächsten Jahren vorgehen musst, wenn du mir die Seelen besorgst“ Er stellte sich hinter Mary und legte seine Hände auf ihren Bauch.

Das aufspüren von Seelen ist ein Instinkt. Du musst es nur wollen. Ich werde dir helfen, aber schließe erst mal deine Augen“, sagte Drion und Mary tat wie ihr geheißen. Nachdem sie ihre Augen verschlossen hatte, entbrannte ein ziehender Druck auf ihrem Bauch und heller Blitz brannte für einen kurzen Moment vor ihren Augen. Mary wollte schon wieder ihren Augen öffnen, doch es gelang ihr nicht und in ihrem Kopf machten sich die Gedanken eines fremden breit.

Nun, lass deinen Körper los, so als ob du schweben würdest, befahl Drion aus Marys Kopf heraus. Sie seufzte einmal kurz und versuchte sich von ihrem Körper zu befreien, doch anstelle auf Widerstand zu stoßen, waren da nur starke Arme die sie leiteten. Und dann spürte sie es. Es war wie ein Magnetfeld das durch ihre Lungen pulsierte und mit der Luft die sie atmete stärker wurde. Ihr Körper wurde süchtig danach. Mit zögerlichen Schritten ging sie auf die Energiequelle zu, wurde immer schneller, je näher sie ihm kam. Braves Mädchen, kam es wieder aus ihrem inneren, als sie vor einem heruntergekommenen Haus stand. Zögerlich ging sie weiter drauf zu. Sei unbesorgt sie können dich nicht sehen, sagte Drion und Marys Schritt beschleunigte sich wieder. Ihr Begehren zog sie zu einer alten Dame hin, die halbtot in ihrem Bett lag. Mach ihrem Elend ein Ende, befahl Drion und Mary beugte sich zu der alten Frau hinab. „Verzeih mir bitte“, flüsterte Mary ehe sie die Dame küsste und ein pulsieren durch ihren Hals rauschte, der Mary aufschrecken lies und ihr das Gleichgewicht raubte. Der letzte Atem der Dame verebbte und die magnetische Anziehungskraft erstarb. Sie hatte der Dame das leben genommen, stellte Mary mit einem bitteren Gedanken fest. Doch im selben Moment, tauchte wieder der Lichtblitz vor Marys Augen auf und eine tausendstel Sekunde später stand Drion wieder neben ihr.

War doch schön, oder?“, fragte er sie und lächelte sie überglücklich an. „Schön?“, wiederholte Mary entsetzt. „Nur wegen mir ist sie tot. Das ist garantiert nicht schön!“

Beruhige dich, sonst denken noch alle hier Spuks, aber das was du getan hast, war was natürliches. Mary du wirst dich daran gewöhnen müssen, du hast gar keine andere Wahl!“, entgegnete er ihr. Sie verstummte, denn sie wusste er hatte recht, doch der Gedanke das sie das bis in alle Ewigkeit tun müsse, war ihr nicht angenehm. Nein, sie gruselte sich davor.

Mary sah zu Boden, sie konnte es einfach nicht mit ihrem Gewissen vereinen. Drion legte eine Hand auf ihre Schulter und so gleich erfüllte eine überwältigende Wärme Mary. „Lass mich!“, sagte Mary störrisch und befreite sich von seiner Hand.

Ach Mary, weißt du, du bist genau wie die Kaiserin Elisabeth von Österreich. Eine starke Schönheit mit dem Mut zu tun was sie will!“, seufzte Drion und kam wieder auf Mary zu. Sie sah ihn mit Katzenaugen an. „Ich so wie sie? Niemals. Sissi war eine egoistische Frau, sie liebte nur ihre Freiheit sonst nichts“ „Nun ja sie war egoistisch, dennoch sie kämpfte und leidete. Es beschämt nur, das aus ihr Leben so viel Ramsch gemacht wurde. Ich mochte sie und genoss immer ihre Gesellschaft!“, entgegnete Drion Mary. „Wie? Hast du sie etwas auch zu einem Monster gemacht?“

Zu einer Seelenräuberin? Nein, ich lies sie weiter ziehen, sie war gebrochen, nichts für mich!“, erzählte und verließ Mary voraus das Altenheim.

Mary ging ihm still nach.

 

Viele Jahre vergingen und wie Drion es versprochen hatte, gewöhnte Mary sich an ihre Aufgabe. Sie schämte sich zwar dafür, doch eine Wahl hatte sie nun mal nicht.

Sie blieb wie sie war, während sie zu sehen musste, wie all ihre Freunde und Familie älter wurden. Sie wurde eingesperrt, als ihr Vater zu Grabe getragen wurde.

Hass fing an in ihr Wurzel zuschlagen und zu einer mächtigen Macht heranzuwachsen. Ohne das sie es ahnte.

An einem verregnetem Abend in New York machte sich Mary auf um ihre Letzte Seele für diesen Abend in den Himmel zu schicken. Sie machte sich Sichtbar, denn sie genoss es in Augenschein genommen zu werden. Es war verrückt, früher wurde sie nie beobachtet, doch jetzt umgab sie eine düstere Aura. Alle Menschen, drehten sich zu ihr um, beäugten sie genau. War es ein unbewusster Instinkt der Angst der Menschen oder doch nur Gier nach unbekannten, Mary wusste es nicht, doch es gefiel ihr.

Seitdem sie wusste, wie sie sich gegenüber Menschen sichtbar machen konnte, tat sie dies ständig. Doch stand sie vor einem ihrer Zahllosen Todesopfer versteckte sie sich wieder hinter der Macht der Unsichtbarkeit.

Mary atmete still in sich ein, sie stand bereits etwas außerhalb von New York, in einem heruntergekommenen Viertel der Stadt, da spürte sie, wie die Seele sie noch weiter weg von New York in ein Villenviertel, ein Vorort nur für die Oberschicht, führte. Als sie dem Ruf der Seele folgte, kam sie an viele der prachtvollen Häusern vorbei, doch keins beeindruckte Mary. Das hatte schon seit Jahren keiner mehr vermocht.

Nun ging sie auf eine mit Efeu bewachsene Villa zu, die wohl schon im 19 Jahrhundert erbaut wurde. Diese Villa beeindruckte Mary zwar nicht, dennoch hielt sie kurz inne. Das Haus sah sehr einladend aus, dennoch war sie wohl die letzte die willkommen war, dachte sie sich.

Gelenkig sprang sie über das schmale Tor und schritt ruhig den Weg zum Haus entlang. Durch das große Panorama Fenster an der Vorderfront des alten Hauses, sah sie ihr Opfer schon.

Sie wurde unsichtbar und ging weiter auf die bereits verlorene Seele zu. Doch als ein Mann, nicht älter als Ende Zwanzig, auf ihr Opfer zu kam, hielt Mary inne. Sie stand bereits kurz vor dem Fenster, an dem es praktischerweise auch eine Tür gab, und beobachte das Pärchen genau. Die Frau lag schlafend auf einem mit schwarzer Seide bespanntem Bett und sah schon sehr blass aus. Ihr langes schokoladenbraunes Haar lag wild um ihr Gesicht herum und war ein glänzender Kontrast zu den mittellangen blonden Haaren ihres Mannes.

Er gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange und deckte sie noch einmal richtig zu. Eine Träne stahl sich aus Marys Augen hervor, er würde nicht mit dem Tod seiner Frau ein Schlussstrich ziehen. Nein, Mary würde ihm das Herz brechen. Sie schluckte einmal hart bevor sie weiter auf die zwei zuging.

Die Menschen spürten nur eiskalten Wind, der sie wie ein Schal umschlang, doch die Wahrheit war, das Mary den Raum betreten hat und der Tod sich im Zimmer breitmachte. Der Mann schloss behutsam wieder die Tür und verließ das Zimmer gequält.

Vorsichtig näherte Mary sich der jungen Frau. Sie war verschwitzt und atmete nur noch Stoßhaft. Sie leidete und nun war es an Mary sie zu retten und ihren Mann zu zerstören. Sie zog ein letztes Mal den Atem ein, beugte sich zu der Frau hinab und küsste sie. Sofort wurde Mary vom Lebensqualm der Frau umhüllt und die Träne die schon so lange in Marys Gesicht verharrte fiel auf das tote Gesicht der jungen Frau.

Mary beeilte sich zu verschwinden, doch sie war nicht schnell genug. Sie hatte es zwar schon geschafft aus dem Schlafzimmer hinaus in den Garten zu rennen, doch sie hörte ihn. Den qualvollen Schrei der Erkenntnis. Marys Herz ging in Flammen auf, als sie sich umdrehte und ihn sah.

Seine blonden Haare hingen ihm quer durchs Gesicht, dennoch verdeckten sie nicht seine Eiswasserblasen Augen, die sich in Mary hinein bohrten.

Mary kehrte, wider gutem Verstandes, um und starrte durch das Panoramafenster in das Schlafzimmer hinein. Der Mann nahm sofort ein Telefon zur Hand und bestellte den Notarzt. Als er das Telefon wegschmiss versuchte er es sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen bei seiner Frau und sofort spürte Mary ein Ziehen in sich. Die Seele wollte zurück. Ich kann dich nicht zurück geben, tut mir leid, ermahnte Mary sich selber und blieb standhaft.

Der blonde Mann ließ erst von ihr ab, als der Notarzt auftauchte und endgültig ihren Tod feststellte. Der Mann sank in sich zusammen und war nur noch eine leere Hülle voller Kummer, als seine Frau weggebracht wurde.

In Mary kribbelte es, der Drang nach ihm zu sehen und ihn zu berühren war zu groß. Wie ein Feuer loderte dieses Verlangen in ihr. Sie wartete bis auch der letzte Sanitäter gefahren war, erst dann machte sie sich wieder Sichtbar und marschierte auf die große Eingangstür zu. Sie war nur angelehnt und so konnte Mary ohne Probleme nun als Mensch ins Haus eintreten. Leise schlich sie den Flur entlang, genau auf das Schlafzimmer zu indem Eric vor sich hin lungerte.

Sie klopfte sachte an den Türrahmen, um auf sich aufmerksam zu machen. Er hob nur ganz langsam seinen Kopf und erschrak als er Mary sah.

Entschuldigung, aber die Tür stand auf“, versuchte Mary sich zu erklären. „Kann ich was für Sie tun?“, fragte sie ihn zaghaft weiter, da er nur schwieg. Keine Regung seinerseits. „Ich geh wohl besser!“, flüsterte Mary und wollte schon gehen, als er seine Hand nach ihr ausstreckte und sie an ihrem Handgelenk festhielt. Wärme machte sich in Mary breit und ein Hauch von Schicksal wehte durch ihr Haar. Sie sah hinab zu ihn, direkt in seine mit Tränen überfluteten Augen.

Bitte geh nicht, du bist Trost!“, wisperte er und ließ sie wieder los. Mary wusste was er fühlte und es brach ihr das tote Herz. Er spürte nur seine tote Frau, deren Seele noch an Mary klebte, nicht sie. Mary lies den Kopf hängen. Es war falsch zu kommen und noch schlimmer ihn berührt zu haben, Drion würde sie dafür bestrafen, wenn nicht sogar wieder foltern. Dieser Gedanke lies sie erzittern.

Ist dir kalt?“, riss er sie aus Gedanken und gab ihr schnell eine Decke. Nun fing er abrupt an sich um sie zu kümmern und nicht andersrum, wie Mary es sich eigentlich gedacht hatte. „W-was ist hier passiert? Hier war was los, deswegen bin ich gekommen“, stellte Mary sich dumm. Er hielt in seiner Bewegung inne und starrte zurück auf das leere Bett. „Nun ja“, er ließ seine Schultern hängen. „Meine Frau Tiara ist diese Nacht verstorben“ „Das tut mir so leid“, sagte Mary aufrichtig und legte eine Hand auf einem von seinen Armen. Sie genoss die Berührung, es war wie ein Stück von ihrem alten Leben. Er war am leben, etwas was sie nicht mehr war.

Es muss dir nicht leidtun, Tiara hatte schon länger gelebt als die Ärzte es für möglich hielten. Sie war todkrank. Ich pflegte sie zu Hause und nun ja heute ist von mir gegangen, aber es war abzusehen!“, erklärte er ihr.

Es tut mir dennoch sehr leid“, entgegnete Mary ihm und bemerkte wie er sie musterte. Sie hätte ihm am liebsten ihr wahres Gesicht gezeigt, das todbringende anstelle sich immer hinter dieser kalten Schönheit verstecken zu müssen.

Doch als ihr dieser Gedanke kam, fing etwas in ihrem Kopf an zu knurren. Sie bekam es mit der Panik zu tun, es war Drion und er war wütend. Er würde den Menschen vor ihr eiskalt ermorden, wenn er wüsste was sie in Wirklichkeit war. Nein, er dürfte es niemals erfahren. Sie hat ihm schon seine Liebe genommen, so soll er wenigstens sein Leben behalten.

Mary atmete ein mal tief durch. „Es ist wohl besser wenn ich gehe!“ „Nein, bitte nicht. Ich kann jetzt nicht allein sein!“, sagte er und sah sie flehend an. Mary wusste nicht was sie machen soll.

Wie verzweifelt dieser Mensch schon sein musste, dass er eine wildfremde Frau bat bei ihm zu bleiben, jemanden der den Tod in sein Haus gebracht hatte. Mary wusste das sie einen ungeheuren großen Fehler begangen hatte, der Mann ihr gegenüber würde mit seinem Leben dafür bezahlen sie zu kennen, sie spürte es. Es war zu sagen sein Schicksal, es lag in der Luft und schlich um sie herum. Es war wie ein gefährliches Knistern in der Atmosphäre, das Marys Blut rauschen ließ. Der Tod kroch dem armen Manne beinahe die Schultern hoch.

Obwohl der das Gefühl des Todes hier so stark war wie sonst nirgendwo, beschlich Mary das Gefühl von Geborgenheit, ein Gefühl das sie schon seit unendlich vielen Jahren nicht mehr gespürt hatte.

Ich bin Eric!“, durchbrach der blonde Mann das Schweigen und Mary sah ihn wieder direkt in seine wunderschönen blauen Augen, die sie wie in die eisige Meerestiefe lockten wollten.

Ich gehe!“, wisperte Mary und verließ eilig das Haus, ohne auf die bittenden Rufe von Eric zu achten, der sie anflehte zu bleiben.

Sie wäre am liebsten geblieben, dennoch wusste sie es besser, es wäre sein Ende zu wissen, was heute Nacht war.

Falsch

Mit jedem schritt mit den sie sich weiter von dem großen Anwesen entfernte, desto schneller wurde sie. Ihr Blut rauschte immer noch abnormal schnell, doch in Marys Gesicht zeichnete sich ein glückliches Lächeln ab.

Doch viel zu schnell wurde sie in die erbarmungslose Realität zurück geschleudert. Obwohl es in dieser Nacht schon sehr kalt und finster gewesen war, spürte Mary wie sich alles Lebendige sich zurück zog, die Luft sich verdichtete und es so kalt wurde als ob sogar die Zeit selbst einfrieren würde.

Sie hielt inne und schaute sich um. Knappe fünf Meter vor ihr wurde die Finsternis qualmig und ehe sie sich versah stand dort bereits schon ihr Erschaffer. Seine kurzen blonden Haare reflektierten das Licht des Vollmondes als ob sie aus Gold wären und in seinen weißen Hemd und weißen Hose schien er praktisch zu leuchten.

Doch Mary kannte diese Täuschung schon. Ihr Macher der auf dem ersten Blick aussah wie der liebenswerteste Engel überhaupt, war grausamer als es Bilder hätten beschreiben können.

Sie spannte ihre Schultern an und kam dann auf ihren Herren zu. Sein wütender Blick, den man nur so selten an ihm sah, bohrte sich in sie hinein. Marys Hals schien ihr auszutrocknen, ihre Haut kribbelte. Er war sehr Sauer, das spürte sie.

Ungefähr einen Meter blieb sie vor ihm stehen und druckte krampfhaft ihre Lippen zusammen. Drion jedoch schmunzelte kurz und kam dann nah an Mary heran. Seine kräftige rechte Pranke legte er ihr in den Nacken und Mary sah wie schwarzer Nebel sie umhüllen zu begann.

Kalter Schweiß ran ihr am Rücken herab, als der Nebel sich immer enger um sie und Drion zog. Sie hatte schon von diesem Weg zu Reisen gehört, doch gesehen hatte sie es nicht und so eng bei Drion eingesperrt zu sein, jagte ihr einen Schauer durch den Körper.

Dann sah sie Drion direkt in die Augen und wurde von diesen gefangen. Das rote glühen lies sie nicht mehr los. Wind rauschte an ihren Körpern vorbei, doch sie war immer noch in Trance.

Innerhalb weniger Sekunden schoss sie mit Drion durch die Lüfte und zusammen landeten sie im so unschuldig erscheinenden Garten des Himmelpalastes den alle Todesengel bewohnten, die Drion nahe standen.

Drion lies Mary wieder los und der Bann der sich um ihren Körper gelegt hatte, löste sich nun wieder. Erleichtert sah Mary sich um, ein verwirrtes Vögelchen landete auf ihrer Schulter und zwitscherte ihr aufmunternd zu.

Drion zog seine Augen zusammen. "Es ist schon seltsam, für die ganze Welt bist du so begehrenswert, sogar dieser kleine dumme Vogel riskiert seinen Tod nur um bei dir zu sein", wisperte Drion und fixierte den Vogel genau. "So wie dieser dumme dumme Mensch"

Mary wich zurück.

"Bitte tue ihm nichts. Er hat dir doch nichts getan!", flehte Mary und eine rosarote Träne stahl sich aus ihren Augen. Drion kam ihr wieder näher und fasste ihr unters Kinn.

Fasziniert beobachtete er die Träne, die immer weiter hinab floss. "Eine Träne, vergossen aus Angst, aus Kummer, aus Liebe?", sinnierte er und fing die Träne auf.

Der Vogel auf Marys Schultern wurde unruhig und fing an nach Drion schnappen zu wollen. Immer wieder stieß der himmelblau Vogel seinen spitzen Schnabel in Drions Haut, doch nichts passierte. Seine Haut gab nicht nach, egal wie stark der Vogel zustach.

Drion zog die Augenbrauen zusammen. "Du bist aber eine sehr nervige Ausgeburt meiner Schwester", sagte er und griff nun nach dem Vogel. "Aber ich hab das Gefühl du bist mehr als man auf den ersten Blick sieht!" Der Vogel wand sich in der Faust des Todesengelsfürsten und versuchte vergeblich zu entkommen.

Drion öffnete seinen Mund und wieder quoll ein grüner Rauch dort heraus und ummantelte den Vogel, bis er wie ein Stein zu Boden fiel.

Doch noch ehe der Vogel ganz still am Boden lag, verstand Mary Drions Worte, denn vor ihren Augen fing der Vogel an zu glühen und verwandelte sich in eine große hübsche bleiche Frau.

Drion verschränkte die Arme vor der Brust und Mary blieb der Atem im Halse stecken.

"Als ob ich es nicht gewusst hätte, immer wieder versucht sie es!", sagte Drion und sah zu wie die Frau vor seinen Füßen wieder zu sich kam.

Die blonde Frau schien stärker zu sein als es schien, denn noch ehe Drion das letzte Wort ganz ausgesprochen hatte, sprang die zierliche Schönheit Drion schon an und schaffte es tatsächlich ihn umzuwerfen. Diese Frau musste eine Stärke besitzen von der Mary nur träumen konnte.

Während die Frau immer wieder versuchte auf Drion ein zu hauen, lachte dieser immer wieder laut los und schmiss sie ohne viel Mühe wieder von sich. "Wie verzweifelt ist deine Herrin denn schon, das sie dich als Vogel zu mir schickt? Hat sie ihre Niederlage immer noch nicht verkraftet?", sagte er und sah die Frau zweifelnd an.

"Sie wird nicht verlieren, das weißt du. Immerhin sagt die Prophezeiung das du als erstes dem Schicksal entgegentreten musst. Du bist verloren, schon jetzt!", sagte die Frau knurrend und zupfte ihr weißes Kleid zu recht.

"Ach, Relena glaubt ihr das wirklich? Schließe dich doch lieber meiner Sippe an, bevor deine Herrin unter geht", sagte Drion und sah die Frau ganz genau an. "Nein", Relena schüttelte ihren Kopf und Mary erhaschte einen Blick auf ihre Augen und erschrak. Ihre Augen waren vollkommen weiß, da war keine Iris oder Pupille, gar nichts. Doch nichts desto trotz musste sie genauso gut sehen wie sie und Drion.

"Glaub mir, es bringt dir gar nichts sie zu versklaven, du wirst als erster sterben!", sagte Relena und zwei weiße Flügel schossen aus ihrem Rücken empor, ehe sie zum Himmel hinauf schoss.

Engel, schoss es Mary sofort durch den Kopf.

"Immer diese arroganten Engel", sagte Drion kopfschüttelnd und wandte sich dann wieder Mary zu. Beinahe lachend registrierte er ihr schockiertes Gesicht.

"Mary, jetzt erzähl mir bitte nicht, du als Todesengel glaubtest nicht an Engel?", fragte er sie lachend.

Mary biss sich auf die unter Lippe und sah zu Boden. "Was wollte sie, ich hab sie nicht wirklich verstanden", sagte Mary und sah ihren Herrn vorsichtig an.

"Nichts, was deinen hübschen Kopf beschäftigen muss!", sagte er, drehte sich um und gab Mary das Zeichen, das sie ihm zu folgen hatte.

Ohne ein weiteres Wort gingen sie ins Schloss.

Im Schloss angekommen, ging Drion mit Mary direkt auf den Speisesaal zu. Es war ein prächtiger Saal, von der Decke hing ein Kronleuchter hinab der größer war als die Wohnung ihrer Eltern zu Lebzeiten. Obwohl der Kronleuchter so groß war, schien er jedoch klein im Vergleich des restlichen Raumes zu sein. Ein langer hölzerner Tisch stand in der Mitte des Raumes und um ihn herum unzählige Stühle. Drion ging mit Mary an das hintere Ende des Tisches, an dem Ende an welcher sein großer Thron stand.

Wie ein großer König nahm er drauf an und Mary fühlte sich wie eine unbedeutende Ente als sie neben ihn auf einen der einfachen Stühle platz nahm. Marys Angst vor dem kommenden schien sie fast zu zerreißen. Immer wieder schaute sie kurz hoch, zu ihrem Herren empor, doch er sah sehr gelassen aus. Fast träumerisch wirkte er so wie er in seinem Thron da saß und den Blick schweifen lies. Doch Mary wusste das er sauer war. Er schien immer Ruhig zu seien, auch wenn es in seinem inneren brodelte.

Als Drion jedoch seine Hand sinken lies und unnötigerweise tief einatmete, zuckte Mary innerlich zusammen und sah ihn genau an. Über sein Gesicht zuckte kurz unkontrollierbare Wut, ehe es wieder verschwand und Mary sich fragen musste, ob sie es wirklich gesehen hatte oder ob es nur ihre Angst vor Drion war.

"Um ehrlich zu sein", begann Drion und starrte dabei auf die gegenüberliegende Wand. "Ich bin sehr enttäuscht von dir, Mary. Du kennst meine Gesetzte und brichst sie. Ich habe dich immer gut behandelt, also warum tust du mir so etwas an?" Nun sah er sie direkt an und Mary hatte das Gefühl als würde jemand ihr die Kehle zu schnüren.

"Ich wollte es nicht", sagte Mary und wendete den Blick ab.

"Was soll das heißen?", brüllte er und stand dabei auf. "Du hast es nicht gewollt?" Mit jedem Wort wurde er lauter und lauter. Mary sah wie Drions Muskel zuckten, er atmete schwer, obwohl er dies gar nicht musste. Langsam schritt er auf sie zu und riss sie von ihrem Stuhl an sich heran. "Warum?", fragte er, nun gefährlich leise und starr.

Mit der Wucht eines Tornados knallte Marys Stuhl gegen die nächste Wand und zerberste dort. "Warum?", wiederholte Drion wieder, noch leiserer als vorhin. "Ich weiß nicht, er zog mich irgendwie an. Er tat mir Leid", antwortete Mary und versuchte verzweifelt etwas Platz zwischen sich und Drion zu bringen, doch sein Griff war wie aus Stein. Mit Verzweiflung merkte Mary wie sich die Wut aus Drion heraus stahl und den Raum einnahm. Der Kronleuchter fing an zuschaufeln und alles Besteck auf dem langen Holztisch fing an zu vibrieren.

Plötzlich jedoch rumpelte es an der schweren hölzernen Tür, die zum Eingangsbereich hinausführte und alles im Speisesaal lag wieder still. Drion zog die Augenbraue zusammen und dann knallte die Tür auf und ein toter Todesengel fiel der Länge nach in den Speisesaal hinein. Mary drückte erschrocken ihre Hand auf ihren Mund. Mit einer angespannten Miene stellte Drion sich nun zwischen der Tür und Mary.

Der Mann der nun den Raum betrat schien den ganzen Raum einzunehmen. Seine Aura war so stark das je näher er Drion und Mary kam, Mary das Gefühl hatte, das unter ihrer Haut Blitze Tango tanzen. Mary konnte den Mann nicht einordnen, eins war sie sich aber sicher, ein Todesengel war er nicht. Nein, er war viel mehr. Vor sich spürte Mary wie Drion sich immer mehr und mehr anspannte, das konnte nichts gutes bedeuten. "Lieber Bruder, warum so ängstlich?", fragte der fremde Mann und Mary bekam die Gelegenheit ihn sich genauer an zu sehen. Er hatte lange glatte blonde Haare und trug ebenfalls dunkle Farben. Eine Weste und Jeans wie Mary erkannte. Er hatte ein gestochen scharfes Gesicht, das trotz seiner Härte wunderschön weich wirkte. Er hatte eine blasse Haut und rotglühende Augen.

Drion ging ein paar Schritte auf ihn zu. "Warum hast du meinen Leibdiener umgebracht?", fragte Drion seinen Bruder. "Nun, da hattest du aber einen sehr sturen Diener, er wollte mich unter keinen Umständen zu dir lassen", erklärte Drions Bruder und nahm Drion in den Arm. Das irgendjemand Drion freiwillig in die Arme nahm, schien für Mary mehr als grotesk zu sein. "Nun ja, ich habe ihm ja auch aufgetragen, das ich auf gar keinen Fall gestört werden darf", erwiderte Drion nach der Umarmung und sah seinen Bruder anklagend an. "Nun, das ist nicht mein Problem und schon gar nicht das er mir nicht glauben wollte, das ich nicht bereit wäre ihn zu töten", entgegnete Drions Bruder darauf hin. "Du hast ihm also gedroht?", fragte Drion, doch sein Bruder schüttelte nur seinen Kopf. "Nein, ich habe ihn nur erzählt was passieren würde, wenn er seine Meinung nicht ändern würde", antwortete er und Drion runzelte nur belustigt seine Stirn. "Aber lieber Bruder wo sind denn deine Manieren geblieben, die uns Vater so verzweifelt versucht hat ein zu prügeln. Wer ist die reizende Schönheit hinter deinem Rücken?", fragte er und wandte sich nun an Mary.

Drion seufzte genervt aus und sein Bruder reichte Mary die Hand. Sie entgegnete ihm mit ihrer Hand, doch anstelle sie zu schütteln, wie Mary es angenommen hatte, nahm er ihre Hand in die seine und senkte seine Lippen zu ihrem Handrücken hinab. "Wenn ich mich vorstellen darf, My Lady, mein Name ist Raphael Degnotcius Farrell, König aller Vampire", sagte er nachdem er ihre Hand, einige Millimeter über ihrer Haut, einen Kuss zu hauchte und sich nun verbeugte. Es schien fast so als ob er aus einer anderen Zeit stammen würde.

"Du alter Charmebolzen. Musst du immer so angeben?", fragte Drion mit dunkler Stimme und verschrenkte die Arme vor der Brust. "Nun, dieses arme Mädchen soll doch wenigstens erfahren das unser Vater versucht hat uns ALLEN Manieren bei zubringen, auch wenn es anscheinend an dir vorbei gegangen ist und bei so einer wunderschönen Dame sind Manieren doch erstrebenswert", sagte Raphael und blickte Mary tief in die Augen, worauf sie lächelte.

"Warum bist du hier?", fragte Drion und ignorierte die Anschuldigungen die Raphael aussprach. "Nun ja", sagte Raphael und zuckte seine Weste zurecht. "Unsere Schwester. Du kennst sie, aber in letzter Zeit wird sie ein wenig paranoid. Sie denkt sogar über eine zweite Sintflut nach".

Mary zog verwirrt die Augenbrauen zusammen, Drion bemerkte es und es schien als ob er grade keine Entscheidung fällen könnte. "Habe ich euch beiden etwa bei einem Schäferstündchen unterbrochen?", fragte Raphael und zog eine Augenbraue hoch. "Nein", sagte Drion genervt und sah seinen Bruder ärgerlich an. "Gut, hätte ich mir auch nicht vorstellen können!", meinte Raphael und lächelte zufrieden, doch Mary bemerkt wie Drion wieder wütender wurde. Sein Bruder blieb aber gelassen. "Ach Brüderchen, beruhige dich. Du bist auch nicht mehr der jüngste, denk an deinen Bluthochdruck. Egal, was die Ärmste angestellt hat, dies lässt sich auch noch später regeln. Nun ist es erst mal wichtig das wir unsere Schwester beruhigen", sagte Raphael und Mary bemerkte wie der Raum um sie herum wieder ruhiger wurde.

"Leider hast du recht!", sagte Drion und stützte sich am Tisch ab und wandte sich nun wieder Mary zu. "Was dich angeht, du kennst meine Gesetze und ich bestehe darauf das du diesen Menschen nie wieder sehen wirst", sagte Drion und Mary nickte sofort eifrig.

Mary wollte noch nicht mal darüber nachdenken was für Strafen Drion auffahren würde, falls sie noch einmal seine Regeln brach, noch einmal Eric sah.

Drion und Raphael drehten sich um und verließen den Raum. Mary blieb alleine zurück. Erst jetzt wurde ihr bewusst, was sie gerade versprechen müsste. Sie würde Eric nie wieder sehen, wahrscheinlich erst wieder als alter Mann, den sie dann nicht erkennen würde. Es brach ihr das Herz, denn ob sie es sich nun eingestehen wollte oder nicht, sie möchte den jungen Witwer und das sogar sehr.

Planlos lies sie sich auf einen der Stühle fallen und lies ihren Tränen freien lauf.

Verboten

Mary hatte sich so sehr einen traumlosen Schlaf gewünscht in dieser Nacht, doch ihr Wunsch blieb ihr verweigert.

Sie befand sich in einem finsteren Raum, nur sie und Eric waren dort und hielten sich dort in den Armen. Sie genoss seine Wärme, seine Berührungen, seinen Geruch. Doch nach einer Weile wurde alles Kalt und Eric entfernte sich von ihr, sie konnte ihn gerade mal so erkennen, da grölte eine unheilvolle Stimme durch den Raum. Es war Drion, sie wusste es ehe sie ihn sah. Mary blieb der Atem im Hals stecken, je näher Drion ihr kam desto weiter entfernte Eric sich von ihr und auf ein mal war er ganz fort. „Vergiss ihn“, sagte Drion und strich Mary über ihre Wange. „Er und seine Welt sterben, halte dich nicht daran fest“ Es blitzte und auch Drion war verschwunden, nur sie blieb zurück, sie und ein Mann der fünf Meter von ihr entfernt am Boden lag. Vorsichtig ging Mary auf ihn zu und drehte ihn auf den Rücken. Eine blutrote Träne floss ihr über die Wange, als sie erkannte wer es war. Eric.

 

Mit Tränen überströmten Gesicht wachte Mary wieder auf. Sie lag in ihrem weichen Bett in Drions Himmelspalast. Immer noch zitternd zog sie ihre Knie zum Kinn heran und starrte leer an die gegenüberliegende Wand.

Sie konnte sich erst wieder zusammen reißen, als sie Schritte auf dem Flur vor ihrem Zimmer vernahm. Vor ihrer Tür hielten sie inne, Mary stand vorsichtig von ihrem Bett auf und schlich auf die Tür zu. Es klopfte und ein junger Todesengel, in einem schwarzen Mantel gekleidet, trat ein. Sein schwarzes lockiges Haar hing ihm wie immer im Gesicht. Marys Laune hellte sich auf. Sven. Ein Freund.

Wo kommst du denn her?“, fragte Mary ihn sofort und schloss ihren ein-zigsten Kumpanen unter den Toten in die Arme. „Vom Kap der guten Hoffnung“, sagte er ruhig und beugte sich etwas herunter, damit sie ihn ein wenig besser umarmen konnte. „Afrika?“, fragte sie ihn, als sie sich wieder von ihm gelöst hatte. „Was machst du denn in Afrika?“ Er zuckte nur mit den Schultern. „Ein Auftrag in Drions Namen“, erklärte er knapp und setzte sich mit Mary auf ihr Bett.

Mary zog die Augenbrauen zusammen, doch Sven winkte ab und wechselte das Thema. „Sag mir lieber, was dich bekümmert. Du siehst gar nicht gut aus“, sagte Sven und nahm Marys Hände in seine. Mary biss sich auf die Unterlippe und vermied Svens Blick. Sie blieb stumm.

Was ist los? Du weißt doch, das du mir alles erzählen kannst“, sagte er und strich eine ihrer Strähnen hinter ihr Ohr.

Mary lächelte kurz. „Ja, ich weiß das, doch es ist gar nicht so leicht darüber zusprechen“, sagte Mary leise und sah Sven direkt in seine Augen. Er blieb still und wartete geduldig weiter.

Mary zog wieder ihre Knie an ihr Kinn heran. “Ich glaube ich habe mich verliebt”, erzählte sie ihm steif. “Und was ist daran so kompliziert?”, fragte er lachend und nahm sie in seine Arme. “Er ist ein Mensch”, erwiderte Mary knapp und wieder stahlen sich Tränen aus ihren Augen und Sven drückte sie tröstend an sich.

Du musst ihn vergessen, er gehört nicht in unsere Welt”, flüsterte Sven und drückte seine Lippen auf Marys Kopf. “Ich weiß”, seufzte Mary leise und vergrub ihren Kopf an seiner Brust. “Aber es ist so schwer” “Ich weiß, doch es führt kein Weg daran vorbei. Du kannst ihm nichts bieten, nur den Tod”, erwiderte Sven und lies Mary vorsichtig los. Sie sah ihn aus großen und verquollenen Augen an.

Ich muss wieder los. Drion wollte mich noch sehen, aber dich wollte ich vorher noch sehen”, erklärte er sich und wandte sich Richtung Tür.

Kommst du nachher noch mal vorbei?”, fragte Mary Sven und stand nun auch selbst vom Bett auf. “Ich weiß nicht, wahrscheinlich nicht!”, antwortete er knapp ehe er verschwand.

 

Entgeistert lies sich Mary wieder auf ihr Bett fallen und wischte sich die Tränen mit ihren Ärmeln ab. Ein letztes Mal schloss sie ihre Augen und atmete einmal kräftig durch, wohl wissend das dies vollkommen Sinnlos ist. Ihr Herz tat ihr weh und mit jeder Sekunde wurde ihr das bewusster, doch Drion hatte sein Verbot ausgesprochen und nun musste sie sich daran halten, ob sie wollte oder nicht. Das war egal. Ihr Herr war ein Mann, der von Hass und Eifersucht ganz zerfressen ist und war daher so grausam das es alles Schrecken dieser Welt übertraf. Mary war einst dabei, als Drion einen Todesengel bestrafte. In dieser einen Nacht war alles menschlich erscheinende aus Drion gewichen und es blieb nur noch ein Monster der Dunkelheit zurück, nicht mal der Tod persönlich würde so grausam sein. Dabei war Mary sich sicher.

 

Eines Tages würde sie diesen Weg gehen, sich dem wahren Tod stellen, doch noch nicht jetzt. Sie hatte schon oft in ihrer untoten Existenz daran gedacht aus dem Leben zuschneiden, doch nun erkannt sie, das dies nun nicht mehr ginge. Sie musste Eric vor der grausamen Dunkelheit, die in ihr ruhte, beschützen.

 

*

 

Am späten Nachmittag war Mary bereits wieder auf der Erde unterwegs.

Sie hatte mal wieder eine der vielen verlorenen Seelen eingesammelt und ging nun gedankenverloren durch einen kleinen Wald.

Auf einer Lichtung, die auf einer kleinen Erhebung lag, hielt sie inne. Vor ihr stand nur ein einzelner Baum in der Mitte der Lichtung.

Etwas angespannt nahm sie wahr, das unter dieser alten Kiefer jemand auf sie gewartet hatte.

Mary kam näher heran und sah wie die Person ihr gegenüber aufstand. Sie erkannte sie sofort. Es war der Todesengel Leatitia, Drions ergebenster Diener.

Ihr langes blondes Haar fiel ihr wie ein Meer aus tausend Wellen über ihren Rücken und wie immer trug sie ein blasses Korsett zu einer dunklen Hose. Mary hatte sie noch nie in normalen Kleidungsstücken gesehen, doch sie verstand Leatitia auch, immerhin kam Leatitia aus einer anderen Zeit. Aus einer Zeit in der es üblich war ein Korsett zu tragen. Bis zu ihrer Verwandlung war sie eine italienische Prinzessin, sie genoss hohes Ansehen und war sogar bereits Verlobt. Mary konnte sich gar nicht richtig vorstellen, was es für eine Schmach gewesen sein muss für Leatitia als eine untote Dienerin zu erwachen.

Was willst du hier?”, fragte Mary Leatitia und kam jetzt nah an sie heran. “Was soll ich schon wollen”, erwiderte Leatitia neckisch und fesselte Mary mit ihren eisblauen Augen.

Mary zog fragend eine Augenbraue hoch und Leatitia lächelte amüsiert. “Nun denn, Drion beauftragte mich dir nochmals eine Nachricht zu übermitteln”, sagte sie und warf ihre Haare anmutig zurück.

Nun ja er sagte mir, ich solle dir klar machen, das sein Zorn dich treffen würde, wenn du nochmals seine Gesetzte brechen würdest”, fuhr sie fort und schritt mit erhobenem Haupt an Mary vorbei.

Mary sah zu Boden, sie konnte nicht verstehen, warum Drion ihr so misstraute. “Keine Sorge, ich werde es nicht tun. Dafür fürchte ich ihn zu sehr!”, erklärte Mary Leatitia und sah sie wieder direkt an. “Fürchten, was heißt schon fürchten?”, wollte Leatitia wissen und blieb direkt vor Mary stehen. “Ich finde nicht, das wir uns vor Drion zu fürchten haben. Er ist mehr wie ein strenger Vater, der nur unser bestes will”

Mary sah Leatitia verunsichert an. “Du betrachtest ihn als Vater? Nach allem was er uns angetan hat? Klar fürchte ich ihn, er ist zornig und wahnsinnig”, erwiderte Mary und sah Leatitia stur an. “Ich meine, er hat unser Leben gestohlen, uns unser Glück beraubt!”

Leatitia schmunzelte. “Nein, er hat nicht unser Glück genommen, er hat uns viel mehr von der Qual des Lebens befreit, uns zu einem mächtigem Wesen gemacht. Warum sollten wir unserem schmerzlichem Leben nach trauern?”, erwiderte Leatitia und Mary sah etwas in ihren Augen auf funkeln. In ihrem Leben musste etwas passiert sein, von dem Mary noch nicht mal etwas ahnte.

Fürchten bedeutet nur vor etwas in dem Staub zu kriechen, das tun wir nicht”, fuhr Leatitia fort und wendete den Blick ab.

Mary zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Sie hatte Leatitia noch nie so verletzlich gesehen.

Weißt du, du hast es eigentlich so gut!, sagte Leatitia traurig und setzte sich unter die Kiefer. Mary trat von einem Bein auf das andere, kam dann aber schließlich auf Leatitia zu und setzte sich zu ihr.

Es ist nicht so, das ich dir nichts gönnen würde, aber verflucht nochmal, Mary, ich hasse dich dafür, das du in Drion eine solch große Begierde erweckst. Ich würde mein ewiges Leben hergeben, wenn er mich auch nur einmal so ansehen würde, so wie er es bei dir tut!“, sagte Leatitia und bei ihren letzten Worten stahl sich eine Träne aus ihren Augen. „Es ist echt frustrierend nicht das zubekommen, was man so sehr begehrt, egal ob lebend oder tot“

Marys Augen weiteten sich. „Ich dachte dein Menschenleben war glücklich. Ich dachte, du hättest damals alles gehabt!?!“, brach es aus Mary heraus.

Leatitia lächelte einmal schrill, ehe sie sich wieder unter Kontrolle hatte und ihr Gesicht zu Mary hin drehte. „Es war mehr Schein als Sein. Ja, ich hatte eine Familie, einen Ehemann und ich wohnte in einem großen Schloss. Aber es war alles andere als ein glückliches Leben. Für meine Familie war ich mehr eine Last als ein Geschenk, weil ich ein Mädchen und kein Junge geworden war. Bis ich jedenfalls König Sergej heiratete, doch dieser behandelte mich wie ein schönes Souvenirstück, nicht wie eine Frau. Das große Schloss war mehr ein Käfig als ein Heim. Als Drion mir dann schließlich ein unsterbliches Leben, fern von meiner Heimat und Familie anbot, zögerte ich nicht und ging mit ihm. Ich hab ihm viel zu verdanken. Er ist mein Schutzengel. Mary, du solltest nicht zu streng mit ihm sein. Er hat auch eine wunderbare charmante und barmherzige Seite, du willst sie einfach nur nicht sehen“

Leatitias Worte hinterließen bei Mary einen faden Nachgeschmack. „Aber er ist auch kalt und hart. Er würde keine Sekunde zögern und den Menschen, den ich liebe, abzuschlachten“, Marys Stimme brach bei den letzten Worten weg, doch Leatitia hatte verstanden.

Doch nur aus Angst“, sagte sie. „Was meinst du würden die Menschen tun, wenn sie erfuhren, das Engel, Vampire, Todesengel, Feen und andere sich mit ihnen einen Planeten teilen. Sie schaffen es ja noch nicht mal innerhalb ihrer eigenen Rasse friedlich zubleiben. Würden sie von uns erfahren, gäbe es einen ewigen Krieg zwischen den Völkern und unseren schönen Heimatplaneten würde man zerstören, denn leider werden die Menschen immer zerstörerischer mit ihren Bomben und ihrer Habgier nach immer mehr Macht, die Menschen trauen sich ja schon gegenseitig nicht weiter als das sie spucken können“

Mary konnte ihr nicht widersprechen. Leatitia hatte Recht. Würde sie Eric erzählen, das sie eine Untote ist, würde er sie mit Sicherheit für ein Monster halten und womöglich noch einen Exorzisten konsultieren.

Was ist das denn für ein Mensch in den du dich ja anscheinend so unwiderruflich verschossen hast?“, fragte Leatitia und ihre eisblauen Augen blickten Mary forschend an.

Ich weiß nicht genau“, gab Mary ehrlich zu. Leatitia sprang empört auf.

Wie du weißt nicht genau?“, fragte sie anklagend.

Nun ja, ich habe ihn ja nur einmal getroffen. Seine Frau war Krank und ich hatte die Aufgabe ihre Seele einzusammeln. Als sie dann schließlich gestorben war, habe ich versucht ihn zu trösten und ein wenig mit ihm geredet. Oh, Leatitia, er ist so wundervoll“, Marys Augen fingen an zu funkeln, als sie an das Treffen mit dem jungen Mann dachte.

Leatitia sah Mary skeptisch an. „Du kennst ihn also kaum, woher weißt du, das du ihn den wirklich liebst? Vielleicht ist das ja nur eine harmlose Schwärmerei, die in ein paar Wochen eh wieder verblast. Willst du dafür wirklich alles riskieren?“, fragte Leatitia und fing an auf und ab zu gehen.

Nein, ich weiß, das ich ihn liebe. Ich weiß nicht warum, nur das es so ist. Eric ist so wunderbar!“, entgegnete Mary ihr. „Eric?“, harkte Leatitia nach. „Sein Name“, antwortete Mary entzückt.

Ist er es denn wirklich Wert? Mary, das muss dir bewusst sein.“, erwiderte Leatitia ohne stehen zubleiben.

Wie meinst du das?“ Mary zog die Augenbrauen zusammen und beobachtete Leatitia nun genau. Doch Leatitia ging nur weiter auf und ab.

Wo wohnt er?“, sagte Leatitia, blieb stehen und ihr blick bohrte sich in Marys hinein.

Mary sprang zischend und fluchend auf. „Raus aus meinen Kopf, Lea!“, brüllte sie. „Warum willst du das so dringend wissen?“

Wenn er einer von uns ist, ist er kein Problem mehr für Drion und du könntest mit ihm zusammen sein. Wohl wahr, Drion wäre eifersüchtig, aber das würde er nicht zugeben. Es ist offensichtlich die beste Lösung“, offenbarte Leatitia Mary ihren Plan.

Nein“, Mary schüttelte energisch ihren Kopf. „Das lass ich nicht zu. Er soll unser Leid nicht teilen müssen. Wir sind abartig, wir sind wider der Natur. Uns solltest es gar nicht geben!“

Eine Sekunde wirkte Leatitia verblüfft und völlig ahnungslos. Dann jedoch brach sie in schallendes Gelächter aus.

Denkst du das wirklich? Was glaubst du wer die Natur auf diesen Planeten erschaffen hat. Drions Schwester und sie ist ebenso wenig heilig wie Drion oder wir beide. Warum glaubst du, wir wären etwas unnatürliches. Vielmehr finde ich die Menschen sind unnatürlich schwach, so als ob sie es gerne hätten, das man sie unterwerfen, versklaven und ermorden würde“, meinte Leatitia, nachdem sie ihr Gelächter wieder unter Kontrolle hatte.

Nein, sag so was nicht. Die Menschen sind die reinsten Wesen, die ich kenne. Alles ist so wichtig, sie sind so unschuldig. Sie müssen sich mit den Problemen der Unterwelt nicht herumplagen und müssen NICHT morden um zu überleben. Alles ist in ihren Augen so wichtig. So was darf man nicht zerstören, indem man sie in einen von uns verwandelt. Ich könnte Eric niemals die Gabe der Sterblichkeit nehmen“, erklärte Mary Leatitia und schritt auf sie zu. „Und wehe du legst auch nur einen Finger an Eric an, er bleibt so wie er ist. Ich werde ihn nicht mehr sehen. So ist dann Drion auch zufrieden, vergiss einfach, was ich dir erzählt hab, Lea“

Leatitia schüttelte belustigt ihren Kopf. „Mary, dazu bist du doch gar nicht in der Lage. Ich habe in deinen Kopf gesehen. Du liebst ihn so sehr. Du kannst dich nicht von ihm fernhalten. Aber ich mache dir einen Vorschlag. Ich lasse dir eine Woche Zeit, um ihn selber zu verwandeln, sonst werde ich es selbst tun und wenn er dabei umkommt, ist es mir auch recht“ Härte versteinerte Leatitias Gesicht. Mary wusste, das sie ernst machen würde, wenn es darauf ankommen würde.

Das darfst du nicht tun, es ist Falsch!“, schluchzte Mary und sackte zu Boden.

Doch Mary, es wird uns viel Leid ersparen, wenn du es selbst machen würdest und könntest du ewiges Glück finden. Überlege dir mein Angebot genau. Mary, eine Woche und dann mache ich mich auf, um ihn mir anzusehen. Ich hoffe bis dahin, das er sich von seinem schlagendem Herzen verabschiedet hat“, sagte Leatitia unbarmherzig und schwarze Flügel schossen aus ihrem Rücken heraus.

Das wird er mir nie verzeihen, er wird mich hassen, mich verabscheuen. Das wird mich zerstören“, schluchzte Mary. Leatitia kam Mary wieder nahe. Sie legte Mary eine Hand tröstend an die Wange.

Nicht wenn ihr für einander bestimmt seid. Frag doch die Schicksalsschwestern, wenn du dir nicht sicher bist“, sagte sie und schoss dann nach oben davon. Schon wenige Sekunden später konnte Mary sie am Himmel nicht mehr ausmachen.

Heimat

Mary wusste nicht was sie nun machen sollte. Wie konnte Leatitia so was nur von ihr verlangen? Wie sollte sie nur über Erics Zukunft entscheiden können.

Gab es deine keine Möglichkeit ihn zu beschützen?

Doch Mary musste sich der gnadenlosen Wahrheit stellen, niemand würde ihr helfen. Niemand wäre dazu in der Lage, geschweige denn würde sich freiwillig so einem Risiko aussetzten.

Niemand? Nein, da gab es noch Drions Bruder König Raphael, aber ob er Mary helfen würde, bezweifelte sie stark. Wie sollte sie ihn denn auch kontaktieren, wo wohnte denn ein Vampirkönig? Das erschien Mary alles so ausweglos. Wie konnte sie denn auch gegen einen Gott kämpfen.

 

Mary raffte sich auf. Sie musste dringend mit Eric sprechen, sie musste ihm beichten was sie war und warum er nun in solcher Gefahr schwebte. Doch nur wie? Wie erklärte man jemanden, das man selbst ein Monster war?

Mary fuhr ihre Flügel aus und schoss hinter Leatitia Richtung Himmelspalast davon.

Drion hatte eine große Auswahl an Büchern, einige sogar selbst verfasst. Möglicherweise fand sie so ja einen Hinweis auf den Aufenthaltsort des Vampirkönigs.

In der Eingangshalle traf sie auf Sven, der unbehaglich von einem auf das andere Bein sein Gewicht verlagerte.

Was ist los?“, fragte Mary ihn besorgt. Er wich ihren Blick aus. „Leatitia hat mir erzählt was ihr vor habt. Ich hab dabei ein unwohles Gefühl. Es ist besser wenn ihr euch nicht mit den Göttern anlegen würdet“, flüsterte er schließlich und packte Mary hart am Arm.

Mit schnellen Schritten verließ er mit ihr die Eingangshalle. In einem engen Korridor blieb er endlich stehen und sah Mary streng an. „Das ist wahnsinnig“, brach es aus ihm heraus.

Mary atmete kurz durch und strich dann eine von Svens dunklen Strähnen hinter sein Ohr. „Es war nicht meine Wahl. Leatitia will es so“, erklärte sie ihm. Er zog die Augenbrauen zusammen. „Warum? Warum will sie diesen Menschen unsterblich machen, was hat sie davon?“, fragte er und Mary spürte wie Sven verzweifelt eine Antwort zu suchen versuchte.

Ich weiß es nicht, sie hat mir eine Woche Zeit gelassen. Ich will es aber nicht“, entgegnete sie Sven. Er zog wieder die Augenbrauen zusammen. „Wie willst du es verhindern? Sie ist rund 100 Jahre älter als du, also viel mächtiger. Wenn sie es sich wirklich in den Kopf gesetzt hat, kannst du von Glück sprechen, das sie dir eine Woche Zeit gegeben hat“ „Nun ja, Drion hat doch diesen Bruder Raphael, er scheint mir anders zu sein, nicht so bösartig wie Drion“, erklärte sie Sven, der daraufhin schockiert wirkte.

Du meinst doch nicht etwa den Vampir König Raphael? Wie kommst du darauf, das er nicht so ist wie Drion selbst?“, sagte Sven und sein ganzer Körper spannte sich an.

Ich weiß nicht, er war so nett zu mir als ich ihn traf“, entgegnete sie Sven, welcher sie skeptisch ansah.

Er war Charmant, mehr nicht. Er liebt es seinen Bruder zu ärgern. Geschwister eben, du kannst aber nicht darauf hoffen, das er Drion hintergeht. Der Vampirkönig verlangt immer einen sehr hohen Preis für einen Gefallen. Mary, ich bin mir sicher, das du den nicht zahlen willst“, sagte Sven und sah auf einmal fürchterlich erschöpft aus. „Warum weißt du so viel über ihn?“, fragte Mary verwundert und beäugte Sven genau.

Ich soll für Drion Raphael beschatten, er vertraut ihm nicht. Einige Vampire sind mir da behilflich“, sagte er und schloss für einen Moment seine Augen.

Dann weißt du, wie ich zu ihm kommen kann“, brach es aus Mary heraus und ihr sprangen wilde Monster im Magen vor Freude umher. „Ja, aber ich finde, du solltest ihm nicht trauen“, sagte er, wieder müde. Es schien so als ob er seine letzte Kraft zusammen ziehen müsste um sich ihr in den Weg zustellen. Aber Mary sah seine Entschlossenheit bröckeln.

Bitte, er soll doch nur Eric verstecken und beschützen, sodass Drion oder Leatitia nicht an ihn herankommen“, bettelte Mary nun.

Sven schloss wieder die Augen, nickte jedoch. „Nun gut, ich werde dich zu ihm führen. Du solltest diesen Menschen ausfindig machen. Wir sollten es so schnell wie möglich hinter uns bringen“, sagte er und stützte sich nun an der Wand ab. Mary bezweifelte stark das Sven heute auch nur noch zu einem weiteren Schritt wäre.

Diese Vampire, die dir behilflich sind, verlangen auch etwas von dir, nicht wahr?“, sagte Mary und beäugte Sven mit scharfem Blick. Er öffnete wieder seine Augen und lächelte sie müde an. „Ja“, seine Worte waren mehr ein Hauchen, als das er richtig sprach.

Du gibst ihnen dein Blut“, sagte Mary und wieder schloss Sven seine Augen.

Ja“, sagte er grimmig. „Und heute war Zahltag“ „Du kannst heute unmöglich noch mal zu den Vampiren gehen, du bist so erschöpft. Du kannst ja kaum noch stehen!“, sagte Mary und kam Sven näher. „Es wird schon gehen“, sagte er und sah sie wieder an. „Ich brauch nur ein wenig Schlaf. Gib mir Bescheid, wenn du mit deinem Menschen alles geklärt hast, dann können wir zusammen aufbrechen“

Er versuchte sich von der Wand zu lösen, doch drohte umzukippen. Mary griff ihm unter die Arme.

Sag, wo ist dein Zimmer?“, fragte sie ihn. Er versuchte sich von ihr zu befreien. „Es geht schon“, sagte er, doch Mary schüttelte energisch ihren Kopf. „Es geht nicht, du kannst ja kaum stehen, lass mich dir helfen. Also wo ist dein Zimmer?“

Ich seufzte und dirigierte Mary dann in die richtige Richtung.

Als sie schließlich in Svens Gemächern ankamen, lies er sich sofort auf sein Bett fallen und sah aus müden Augen zu Mary empor.

Wie ist es zu lieben?“, fragte er sie, hielt noch immer eine Hand von ihr fest. Sie lächelte und krabbelte zu ihm ins Bett. „Weißt du es denn nicht?“, fragte sie ihn, leise lachend. Er legte sein Kopf in die Kissen, schloss die Augen und schüttelte leicht seinen Kopf. „Nein“ „Es ist, als ob nur noch diese eine Person wichtig ist. In seiner Gegenwart gibt es kein Gut oder Böse, bei ihm vergesse ich die unsterblichen Machtintrigen. Für ihn würde ich durchs Feuer laufen, nur um ihn lächeln zu sehen“

Auf Svens Gesicht zeichnete sich ein Lächeln ab. „Das Gefühl kenne ich, ich habs immer wenn ich dich armes Ding ansehe“, flüsterte er. Mary kicherte. „Ja, aber wir sind mehr wie Bruder und Schwester. Beide willenlose Diener Drions, beide mit einer Leidensgeschichte. Meine Gefühle für Eric sind bei weitem stärker, es übertrifft, das was du für mich empfindest bei weitem“, erklärte sie ihm und er musste wieder lächeln. „Ja, du bist meine kleine Schwester, die ständig in Schwierigkeiten steckt und der ich mal wieder aus der Patsche helfen muss. Aber ich wünschte ich könnte mich auch einmal so richtig verlieben, ich will das was du mit diesem Mensch hast“ Sein Lachen wurde lauter. „Aber bitte nicht so kompliziert“

Daraufhin musste Mary in Svens Lachen einsteigen. „Du kennst mich doch, ich will es immer ein wenig schwierig. Das macht viel mehr Spaß“

Svens Lachen verstummte und auch sein Griff um Marys Hand löste sich. „Ich träume immer von einem Mädchen. Sie ist dir gar nicht so unähnlich, dennoch gleicht sie dir auch wieder nicht. Sie ist witzig und ein totales Chaos. Ich frag mich jede Nacht, wer und was sie ist, das sie mich jede Nacht besucht und mich so sehr quält. Jeden Morgen verlässt sie mich wieder und lächelt mich dabei frech an. Ich frage mich, was mir meine Träume damit sagen wollen“

Mary seufzte. „Glaubst du, du hast die Gabe des zweiten Gesichts, das du in die Zukunft sehen kannst?“, fragte sie ihn. Er atmete laut aus. „Möglich, aber wenn es die Zukunftsversionen des zweiten Gesichts sind, dann würde ich auch wissen, wer sie ist und wo sie lebt“ Svens Stimme wurde immer leiser bis sie schließlich ganz verschwand und er eingeschlafen war.

Mary stahl sich vorsichtig wieder aus seinem Bett und verließ das Zimmer. Bisher hatte sie kaum etwas von Sven gewusst, doch nun hatte er sie so tief in seine Seele blicken lassen, das ihr das Herz weh tat, als sie sich immer weiter von ihm entfernte. Sie war sich sicher, er hatte dieses Mädchen aus seinen Träumen so sehr verdient und würde sie sie jemals treffen, würde sie sie mit sich nehmen und sie sofort zu Sven bringen, nur um ihn einmal das wieder geben zu können, das er schon für sie geopfert hat.

Mit schnellen Schritten verließ Mary den Palast und lies sich in den Abgrund hinein fallen, ehe sie ihre Flügel anspannte und Richtung Amerika flog.

 

Es war nicht schwer, das Anwesen wieder zu finden, in dem Eric lebte. Sie sah ihn schon vom weitem, wie er hektisch im Haus auf und ab lief und immer wieder aus dem Fenster blickte, fast so als ob er etwas suchen würde.

Mary biss sich auf die Unterlippe. Ihr schlechtes Gewissen schnürte ihr die Lunge ab und mit Steinen im Magen ging sie weiter auf das mit Efeu überwucherte, einst wohl weiße Haus zu.

Sie war noch ein paar wenige Schritte von dem Zaun entfernt, der das ganze Anwesen abgrenzte, da blickte Eric wieder aus der großen Glasscheibe heraus und erblickte Mary. Auf seinem Gesicht breitete sich große Freude aus, welches Mary einen weiteren Stich in ihr Herz bereitete. Sofort kam er ihr entgegen.

Mary, ich hätte nicht gedacht, das ich dich jemals wieder sehen würde. Komm doch rein“, sagte er überschwänglich als er sie am Gartenzaun traf. Gemeinsam gingen sie nach innen.

Das Krankenlager seiner verstorbenen Frau war noch immer unberührt. Es schien fast so als ob sie sich gleich wieder darin legen würde.

Mary versuchte zu lächeln und nahm auch den Kaffee an, den Eric ihr reichte. „Ich wollte mich bei dir bedanken“, durchbrach Eric das Schweigen. Mary saß ihm gegenüber auf einem Stuhl und umklammerte fast panisch ihre Tasse. Ihr gegenüber schien Eric nicht viel entspannter zu sein. Immer wieder rieb er sich die Hände und fing an seine Fingerknochen zu knacken. Jedes mal wenn es knackte, schien es für Mary so als ob Blitze neben ihren Ohren einschlagen würden. Sie atmete einmal kräftig durch und versuchte sich zu beruhigen. Sie blickte wieder in die eisblauen Augen von Eric und sammelte all ihren Mut.

Ich glaube nicht, das du dich bei mir bedanken willst“, sagte sie und wartete auf seine Reaktion. Er stutzte und sah sie skeptisch an. „Warum denn nicht?“, fragte er verwirrt.

Weil ich niemand bin, dem man danken sollte“, jeder der Worte schien ihr in der Kelle zu brennen. Er starrte sie weiter gebannt an. „Es tut mir so leid“, aus Marys Augen brachen Tränen hervor. „Aber ich habe dich einer großen Gefahr ausgesetzt“

Mary versuchte verzweifelt die Tränen weg zublinzeln, doch es gelang ihr nicht wirklich. Eric kam auf sie zu und wollte sie tröstend in den Arm nehmen. „Das denke ich nicht“, sagte er beruhigend.

Stopp“, zischte sie und Eric hielt in seiner Bewegung, den einen Arm fast um sie geschlungen, inne und sah sie erschrocken an. „Bitte, fasse mich nicht an. Es ist besser für uns beide!“

Sie stand auf und ging einige Schritte von ihm weg. „Es ist wichtig, das du mich nun verstehst. Gleich wird jemand vorbei kommen, der ist genauso wie ich. Wir werden dich von hier fort bringen, an einen sicheren Ort, damit du nicht so werden musst wie ich.“, fing Mary an, strich sich mit der Hand den Pony nach hinten und fing an schnell zu atmen. „Aber was bist du denn, das du so gefährlich bist?“, fragte er, ein wenig belustigt. „Ich bin das, was die Seele deiner Frau von ihrem Körper befreit hat. Das ist meine Aufgabe, Seelen aus ihren menschlichen Hüllen zu befreien und in andere Welten zu bringen“ Sie beobachtete Eric genau.

Nun schien er jedoch verärgert. „Ich dachte, du wärst ein nettes Mädchen, das helfen wollte und keine Psychopathin. Über so was macht man keine Scherze“, sagte er und sein Mund verzog sich zu einer sehr schmalen Linie. Marys Tränen flossen weiter ohne zuversigen.

Es ist kein Scherz“, in ihrer Stimme klang Verzweiflung mit. „Ich bin selbst schon seit mehreren Jahren Tod“ Eine Energiewelle durchflutete sie, als sie ihre Flügel ausfuhr und sie anspannte.

Sämtliche Gesichtszüge spannten sich in Erics Gesicht an, als er die zwei großen Flügel sah und stolperte und fiel hin als er versuchte mehr Platz zwischen sich und Mary zu bringen.

Du bist ein Engel“, brach es aus ihm heraus, immer noch die schwarzen Flügel fixierend. Mary schüttelte ihren Kopf. „Nein, ich bin etwas viel dunkleres. Ich werde Seelenräuber oder Todesengel genannt“, erklärte sie ihm. „Was willst du von mir?“, fragte er und es brach Mary das Herz die Angst in seiner Stimme zuhören.

Ich muss dich in Sicherheit bringen“, sagte sie und fuhr wieder die Flügel an. Sie bot Eric ihre Hand an, doch er wies sie ab, sah nur weiter voller angst an. „Warum?“, fragte er, aufmerksam beobachtete er sie und immer wenn sie sich bewegte, zuckte er zusammen.

Jeglicher Kontakt zu Menschen ist eine Sünde in meiner Welt und mein Herr würde nur zu gern ein Grund finden mich zu quälen, in dem er dich umbringt. Leider gibt es dann noch ein Todesengel der dich zu einen von uns machen will, nur um jegliche Gefahr zu bannen die von meinen Gefühlen ausgeht“, erklärte sie ihm und setzte sich dabei auf das große Sofa im Wohnzimmer von Erics Anwesen. Er sah sie aus großen Augen an. Sein Herz pochte so laut, als ob es aus seinem Brustkorb herausspringen wollen würde und weglaufen will. Eric stand nun auf und strich sich durch das blonde Haar.

Gefühle?“, fragte er und sah Mary forschend an. „Ja, ich mag dich. Sehr. Und ich kann nichts dagegen tun, echt frustrierend. Ich bin unsterblich. Alles ist bei mir verstärkt, jede Emotion. Und wenn ich dich sehe zerbricht es mir das Herz“, erklärte sie ihm. Erics Gesichtszüge wurden wieder weicher und er sah sie mit Mitleid an. „Wie wurdest du so?“, fragte er weiter.

Wieder schossen Mary Tränen in die Augen. „Mein Herr Drion ließ mich eines Nachts entführen und brachte mich um, in dem er meinen ganzen Lebensqualm aufnahm und so eine Art Gift in mir hinein flößte, sodass ich nun ein Todesengel bin. Seither gehöre ich ihm“

Das tut mir Leid!“, brach es aus Eric heraus. Doch Mary schüttelte ihren Kopf. „Dir sollte gar nichts Leidtun, immerhin steckst du nur wegen mir mitten in den Machenschaften von den Unsterblichen fest. Es ist meine Schuld. Nachdem ich die Seele deiner Frau hatte, hätte ich gehen sollen“

Das bist du aber nicht, du bist geblieben und jetzt ist dein Herr sauer und will mich töten?“, harkte er nach und sah Mary aus klugen Augen heraus an. Sie nickte und war überrascht wie gut er das alles aufnahm. „Und gleich kommt noch jemand von deiner Art?“, fragte er weiter. Wieder nickte Mary.

Dann schwiegen beide. Mary konnte es nicht ertragen ihn in die Augen zusehen. Innerlich sendete sie eine Botschaft nach Sven und hoffte er würde nicht all zu lange brauchen.

Es gibt noch mehr als nur Todesengel, hab ich recht?“, fragte Eric nach einiger Zeit. Mary verblüffte diese Frage. „Ja, es gibt noch andere Wesen auf diesem Planeten. Mein Herr hat zum Beispiel noch zwei Geschwister. Seine Schwester hat Engel erschaffen und sein Bruder nennt sich König aller Vampire“ Mary hatte sich für die totale Wahrheit gegenüber Eric entschieden, immerhin hatte er dies nach all dem verdient.

Eric runzelte seine Stirn und wollte noch etwas sagen, doch plötzlich klingelte es an seiner Tür.

Ist das der andere Todesengel?“, fragte er Mary, welche nickte. „Ich hätte nicht gedacht, das ihr klingeln müsst“ Er lachte beinahe, was auch Mary ein Lächeln auf ihr Gesicht zauberte. „Müssen wir auch nicht, wir können unsere Körper auflösen und so durch feste Gegenstände gleiten, aber es ist höflicher zu klingeln. Vor allem dann wenn man grad niemanden umbringen will“, erklärte sie ihm auf dem Weg zur Tür.

Sven stand wie neu vor ihnen. „Ist ja ein richtiger Schnuckel in den du dich da verguckt hast, Mary“, bemerkte Sven trocken beim Eintreten, woraufhin Eric seine Arme vor der Brust verschrenkte. „Biste etwa eifersüchtig?“, entgegnete Eric ihm bissig. „Nun, ich muss wenigstens nicht beschützt werden, wie ein kleiner hilfloser Welpe“, Svens Worte waren emotionslos. Anmutig schritt er im Wohnzimmer umher.

Ich brauche keinen Schutz“, brach es aus Eric heraus und Mary sah ihn entgeistert an. „Du hast gar keine Vorstellung wie Mächtig Drion ist, er könnte dich nur mit Hilfe seiner Gedanken in der Luft zerfetzen“, redete Mary auf Eric ein.

Ich will keine Hilfe von euch, ihr seid Mörder. Ihr seid nichts besser als euer Herr. Ich finde unter meines Gleichen mehr Schutz!“ Erics Worte wirkten hart und für Mary waren sie einfach nur schmerzhaft.

Ach meinst du? Als ob schwache Menschen mit einem Gott klar kämmen? Wer soll den bitte schön so stark sein?“, fragte Sven skeptisch und sein Blick verfinsterte sich.

Eine meiner ehemaligen Bekannten hatte schon mal was mit Übernatürlichen zu tun. Ich hab ihr damals nicht geglaubt, aber nun denke ich das es Vampire waren“, sagte Eric trotzig und Mary blieb der Atem im Hals stecken. „Wie meinst du das?“, fragte sie schockiert.

Er sah sie geringschätzend an. „Immer wieder nachts, hatte sie plötzlich Bisswunden. Immer woanders. Eines Nachts gab es einen lauten Krach und danach wurde sie in Ruhe gelassen. Ihr Monster seid anscheinend nicht mal halb so gefährlich wenn sie schon mit euch klar kam“, sagte er trotzig und Sven verdrehte die Augen. „Was hat sie denn gemacht, damit es aufhört?“, fragte Sven, ein wenig neugierig.

Eric zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, sie wollte nie darüber reden“

Eric, du musst aber mit uns kommen. Es gibt jemanden, der könnte für deine Sicherheit garantieren.“, mischte sich nun Mary wieder ein. Er sah sie entgeistert an.

Ich entscheide was das Richtige für mich ist, ich gehe zu meinen Freunden und nichts mehr als das“, entgegnete er ihr. Sven seufzte.

Das ist Wahnsinn. Warum willst du nicht auf uns hören?“, fragte Sven genervt. Er sah mitleidig zu Mary hinüber. „Viellicht sollten wir uns diese Menschen mal ansehen, möglicherweise sind sie ja stärker als wir vermuten“, entgegnete sie Sven, der dann noch mal genervt aufseufzte aber nichts dagegen sagte.

 

Die Sonne ging bereits schon wieder unter, als Mary, Sven und Eric endlich ankamen. Eric parkte seinen Wagen vor einem mit rotem Licht beleuchtetem Laden. „Nette Bekannte, die dein Mensch da hat“, sagte Sven mit einem skeptischen Blick auf das Schild >Frankie's Lusttempel<. Mary zuckte nur mit den Achseln. Eric reagierte auf die Äußerung nicht und stieg ohne ein weiteres Wort aus dem Wagen. Mary und Sven folgten ihm.

Viellicht haltet ihr euch ja für was besseres, mit euren übernatürlichen Fähigkeiten, aber hier komme ich her, das ist meine Heimat. Hier leben noch immer all meine Freunde“, sagte Eric trocken. „Ich halte mich nicht für etwas besseres. Nein ich bin etwas widerliches. Ich beneide dich, Eric. Aber ich finde noch immer es wäre besser, wenn du auf mich hören würdest“, sagte Mary, versuchte dabei die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.

Er sah sie mitleidig an. „Ich weiß du hast es dir nicht ausgesucht und wenn ich ehrlich bin mag ich dich auch. Nur dein Kumpel geht mir ganz schön auf die Nerven“, sagte er und musste schmunzeln. Marys Herz machte einen Hüpfer. „Aber ich bin daran Schuld das deine Frau gestorben ist“, entgegnete sie ihm, aber Eric schüttelte den Kopf. „Hättest du es nicht gemacht, dann garantiert ein anderer Todesengel. Ich bin nur froh das er es nicht wahr“, sagte Eric, blickte Richtung Sven und nahm dann Marys Hand in seine. „Ich müsste Lügen, wenn ich sagen würde, ich würde es bereuen dich kennengelernt zu haben, denn seit dem ich dich das erste mal traf, musste ich durchgehend an dich denken“, sagte er und Mary hörte Sven empört seufzen.

Warum lässt du dir dann nicht von mir helfen?“, fragte Mary und sah ihn tief in die Augen. „Ich will nicht von euch abhängig sein, tut mir Leid, aber ich fürchte mich auch vor euch. Ich kann mir selbst helfen“, antwortete er ihr und Mary fragte nicht weiter nach.

Zusammen gingen sie nun in das Etablissement hinein und ein Mann mit roten Haaren kam auf sie zu.

Mensch Eric, altes Haus. Das ich dich nochmal sehe, hätte ich im Leben nicht vermutet. Mhmm, das hier ist aber nicht deine Frau“, sagte er und blickte Mary neugierig an. „Tina ist Tod“, Eric schluckte bei diesen Worten und Marys Magen fühlte sich auf einmal wieder unglaublich schwer an. „Oh ähm, das tut mir Leid. Seit wann denn?“, fragte der Mann und auch er schien sich nicht wohl zu fühlen. „Seit einer Woche, aber das ist nicht von Belang. Frankie, Ich muss ganz dringend mit Elisa sprechen. Wo ist sie?“, sagte Eric und Frankie stutzte ein wenig über die Herzlosigkeit in Erics Worten.

Ähm ja, sie ist oben in der Wohnung. Geh einfach hoch. Ich komme später nach“, sagte Frankie und Eric ging mit Mary und Sven ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei.

Oben in der Wohnung angekommen, trafen sie auf eine junge Frau, die Eric sofort in die Arme schloss.

Joar ischdede, Eric. Kommst du endlich vorbei, um deine Wettschulden zu begleichen?“, fragte sie neckisch. Sie zauberte Eric ein Lächeln auf sein Gesicht. „Nein, tut mir Leid El, es geht leider um wichtigeres“, sagte Eric ernst.

Sie sah ihn enttäuscht an, aber dann wanderte ihr Blick zu Mary und Sven. Ihr Blick verfinsterte sich.

Wer ist das?“, fragte sie ihn, doch Eric konnte nicht antworten. Sven war noch vorne gestürmt und hielt Elisa fest. Er blickte sie unverwandt an. „Du bist es!“, flüsterte Sven und in seinem Gesicht spiegelte sich der Schock wieder. Auch Marys Gesichtszüge erstarrten.

Fügung

Mary starrte die junge Frau schockiert an. Ihr rundes Gesicht spiegelte Angst wieder, doch Sven lies nicht locker. Von ihm ging eine bedrohliche Energie aus, niemand sollte ihm jetzt zu nahe kommen.

Mary ging vorsichtig auf Sven zu. „Sven, hör auf. Du tust ihr weh“, sagte Mary zögerlich und Svens Augen weiteten sich. Schlagartig lies er Elisa los, welche sofort rückwärts stolperte und hinfiel. Er streckte ihr die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen, doch Elisa zuckte nur weiter zurück und sah Eric hilfesuchend an.

Was ist denn hier los?“ Frankie kam auf Elisa zu, ehe Eric reagieren konnte. Er half ihr auf und sah sie besorgt an.

Schon gut“, wisperte sie, ihr Blick immer noch starr auf Sven gerichtet. „Wer sind diese Leute?“ Ihr Blick blieb immer noch an Sven haften. Frankie sah angesäuert zu Eric herüber. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte Frankie Eric.

Eric trat unbehaglich von einem auf das andere Bein. „Es geht um Els merkwürdigen Glauben“, sagte Eric vorsichtig und sah Frankie entschuldigend an. Der rothaarige Mann schüttelte seinen Kopf. „Oh, Eric, bitte nicht du auch noch. Der Therapeut für Elisawar schon teuer genug“, murrte Frankie. Elisa schnaubte verärgert. „Ich hab mir das nicht eingebildet“, sagte sie mürrisch und blickte wütend zu ihm auf. „Engelchen, es gibt keine Vampire“, sagte er sanftmütig und wollte sie auf die Stirn küssen, als etwas in der Luft plötzlich vibrierte und Frankie inne hielten lies.

Sven war wieder einige Schritte auf Elisa zu gegangen. Sein Körper angespannt und mit finsterem Blick sah er Frankie an. Als er nun seine Flügel ausfuhr, schien seine Aura Mary mit sich reißen zu wollen.

Jeder der Sterblichen war erstarrt und blickten nur Sven an, alle bis auf Eric, der nur schnaubte. „Angeber“, murmelte er. Mit bedachten Schritten ging Sven auf Elisa zu. „Du bist es“, sagte er wieder und strich sachte mit einer Hand über ihre Wange. „Dich hab ich all die Jahre in meinen Träumen gesehen“

Mich?“, fragte Elisa verdutzt. Sie schlug ihre Finger in Frankies Arme, der aber immer noch reglos neben ihr verharrte. „Was willst du von mir?“

Eric war der Meinung, er bräuchte keinen Schutz von uns, da du schon mit einem Vampir klargekommen bist“, sagte Sven und blickte Elisa tief in die Augen, Mary wusste nur zu gut, was er vor hatte. Er versuchte in ihren Geist abzutauchen, um zu erfahren, was damals geschehen war.

Elisa schüttelte ihren Kopf. „Wieso musst du beschützt werden, Eric?“, sagte sie und wich Svens Blicken aus. Eric zog die Augenbrauen zusammen. „Ich hatte das Pech, das ein Todesengel sich an mich gehängt hat und jetzt ist der Herr aller Todesengel hinter mir her, nur so zum Spaß“, erklärte er ihr ein wenig spaßig. Doch Elisa schien das alles viel ernster zunehmen als Eric. „Die zwei sind Todesengel, nehm ich an, und sie haben dir angeboten dich zu beschützen?“, fragte sie und sah zu Mary, die nickte. „Warum willst du dann mit mir reden?“ Ihre Augen bohrten sich in Erics. Mary fiel auf, auch wenn Elisa auf dem ersten Blick vielleicht sehr unscheinbar aussah, ihre Aura aber der einer Göttin glich. Ihre braunen Augen blickten scharf und schienen viel zu alt für ihren jungen Körper zu sein.

Du hast es schon mal mit Untoten zu tun gehabt und es überlebt, du kannst mir sagen wie“, erklärte Eric ihr und Elisa schüttelte sauer ihren Kopf. „Nein, kann ich nicht. Ich konnte mich nicht mal ein bisschen gegen diese wiederwertige Zecke währen“, sagte Elisa verkrampft und Tränen brannten ihr in den Augen. Mary sah wie Sven sich anspannte.

Eric sah sie ganz verdattert an. „Wie meinst du das?“, fragte er sie. Elisa holte tief Luft. „In der Nacht, in der ich das letzte mal gebissen wurde, tauchte noch ein Vampir in meinem Zimmer auf. >>Noch nicht alt genug<<, hatte er nur gesagt und brachte den anderen Vampir um“, erklärte sie ihm.

Sven schien schockiert und sein Blick wurde weich. „Aber warum hast du das nie erzählt?“, fragte Eric sofort. Elisa sah ihn empört an. „Ihr wolltet mich schon wegen meiner vorherigen Geschichten am liebsten in die Klappse schicken, ihr hättet mir kein Wort geglaubt“ In ihrer Stimme klang Verärgerung mit.

Eric erwiderte darauf nichts mehr. Er sah Elisa nur mitleidsvoll an. „Es war bestimmt nicht leicht bei der Geschichte zu bleiben. Mein Respekt“, sagte Eric nach einiger Zeit und Elisa lächelte. „Du solltest dir von ihnen helfen lassen, den ich kann dir nicht helfen, außer vielleicht die Gegner in die Flucht zu schreien“, sagte sie und lachte. Er stimmte in ihr Lachen ein.

Ihr habt beide doch einen Schaden, wir sollten zur Polizei gehen und du, Elisa, leidest unter großen Wahnvorstellungen“, sagte Frankie aufgebracht, doch weder Eric noch Elisa konnten darauf etwas erwidern.

Es war so weit, Sven explodierte. Mit einem Knurren in der Kehle packte er sich Frankie und drückte ihn gegen die nächste Wand. „Du hast vor wenigen Sekunden gesehen, was ich bin und glaubst trotzdem nicht ihre Leidensgeschichte“, bellte Sven und legte eine Hand an Frankies Hals und übte ein wenig Druck aus.

Bitte hör auf, du tust ihm weh“, quietschte Elisa schockiert und sah mit bangenden Blick zu wie Frankie immer blasser und blasser im Gesicht wurde.

Warum? Warum denn? Ich seh in seinen Gedanken, das er dich nicht richtig behandelt. Du bleibst bei ihm, weil du denkst du bekommst keinen anderen. Er sieht in dir nur ein Werkzeug, mehr nicht“, knurrte Sven und Elisa sah Frankie entgeistert an. Ihr Atem kam stoßweise.

Mit einem lauten Knall lies Sven Frankie auf den Boden fallen und sah ihn voller Abscheu an. „Ich habe dich nur verschont, weil sie mich darum gebeten hat, vergiss das nie!“, sagte Sven emotionslos und sah dann wieder Elisa an, auf deren Gesicht nun doch noch Tränen liefen. Sven eilte sofort zu ihr hin.

Ich wollte dich nicht verletzten, verzeih mir!“, sagte er sanft und ergriff ihre Hände. Sie lies sich widerstandslos von ihm in den Arm nehmen. „Du hast mich nicht verletzt“, sagte sie schluchzend und rieb sich ihre Augen trocken an seiner Brust. „Es ist nur nicht schön die Wahrheit bestätigt zubekommen“

Sven lächelte leicht und drückte einen Kuss auf ihr Haar. „Passiert nicht noch mal, versprochen“, flüsterte er.

 

Chrm“, Mary räusperte sich. „Sven, wir hatten es doch eigentlich eilig“ Sven drehte sich überrascht zu ihr um. Er sah sie für einen Augenblick verdutzt an, doch sammelte sich wieder schnell. „Ja“, sagte er trocken. „Wir werden zu dem Vampirkönig gehen, er ist der einzige der in der Lage ist, sich gegen Drion behaupten zu können“

Die Tür ging wieder auf und ein Mädchen mit langen blonden Haaren kam herein. „Els, hast du meine Hose ge-“, weiter kam sie nicht. Sie riss die Augen weit auf, als sie Franke auf dem Boden liegen sah und die zwei fremden erblickte. „Was ist denn hier los?“, fragte sie stattdessen.

Ähm – äh- also“, stammelte Elisa und sah die blonde Frau mit einem nervösen Lächeln an. „Athy, lauf“, hustete Frankie währenddessen, Sven seufzte genervt.

Wer ist das?“, fragte Mary und beäugte das neuerschienene Mädchen genau. „Das ist Athana, ebenfalls eine Freundin von mir“, erklärte Eric knapp.

Geht, bevor noch mehr herein kommen“, sagte Elisa und sah wieder hinab zu Frankie, Ekel funkelt in ihren Augen auf.

Nein, du kommst mit mir. Hier ist es nicht mehr sicher für dich“, sagte Sven hart und seine Aura pulsierte wieder. „Warum das denn?“, fragte Elisa aufgebracht und blickte das erste Mal wieder in Svens Augen. „Zwei Vampire lauerten hier dir schon auf und ich denke mein Herr Drion wird mittlerweile wissen, dass wir hier sind“, erklärte Sven und sein Blick begegnete den von Mary.

Aber was ist mit den anderen hier?“; fragte Elisa aufgebracht. „Wer soll sie beschützen?“ „Die sind nicht in Gefahr, wir müssen jetzt unbedingt los.“, sagte Sven, griff nach Elisas Hand, doch sie schüttelte ihn ab. „Warum sind die nicht in Gefahr? Und ich schon?“, Elisas Stimme hatte mittlerweile einen panischen Klang bekommen. „Du wurdest schon mal von Unsterblichen aufgespürt und riechst bereits nach mir. Mein Herr wird sofort erkennen, dass du weißt wer Eric ist und das du ein gutes Druckmittel wärst. Das können wir nicht riskieren“, Svens Stimme war streng, lies keine Diskusionen mehr zu. Elisa sah ihn teils sauer, teils besorgt an. „Athy, dann musst du auch mit kommen“, auch Elisa lies keine Diskusionen mehr zu. „Na gut, aber kommt jetzt“, sagte Sven barsch, nahm Elisa am Oberarm und Mary ging mit Eric vor raus.

 

Eine knappe Stunde später raste Sven in Erics Wagen über einen verlassenen Feldweg. Elisa saß schweigend neben ihm, Mary mit Eric und Athana auf dem Rücksitz. „Kann mir jemand vielleicht endlich mal erklären, was eigentlich passiert ist, das wir auf einmal auf der Flucht sind“, beschwerte sich Athana ein weiteres Mal. Keiner antwortete ihr, sodass sie sich genervt wieder in den Sitz fallen ließ.

Kurze Zeit später wurde Sven langsamer und hielt mit dem Auto auf einer verlassenen Farm an. „Hier treffen wir ein paar Vampire, die uns zum Schloss des Königs führen werden“, erklärte Sven und beantwortete somit die unausgesprochenen Fragen der anderen.

Als sie ausgestiegen waren, dauerte es nicht mehr lange, da veränderte sich die Atmosphäre und Mary spürte wie sich bei ihr die Nackenhaare aufstellten. „Sie sind da“, sagte Mary leise und Elisa sah sich panisch um.

Schon wenige Sekunden später kamen fünf Vampire aus dem angrenzenden Maisfeld auf sie zu. Sven schmunzelte. „Hallo, Natalya“, begrüßte Sven die vorderste Vampirin. Sie hatte bodenlanges fast weißes Haar und eine perl blasse Haut. Sie lächelte ihn verführerisch an. „Der König wartet bereits auf euch“, sagte sie süffisant. Svens Blick verfinsterte sich. „Woher weiß er von unserem Vorhaben?“ Natalya sah ihn herausfordernd an. „Mach dir nicht ins Höschen, Sven. Er ist schon geneigt euch zu helfen. Er hatte eine Vision von eurem Besuch“, erklärte sie ihm und beäugte die Gruppe vor sich.

Plötzlich waren alle Blind. Elisa keuchte auf, während Mary und Athana ruhig blieben. Eric spannte sich an und Sven ergriff Elisas Hand, flüstert beruhigend auf sie ein. „Keine Sorge, Natalya, will nur sicher gehen, dass wir uns den Weg zum Schloss nicht merken können. Sie tragen uns gleich. In wenigen Minuten hast du dein Augenlicht wieder“, erklärte er Elisa flüsternd.

Im nächsten Moment wurden sie alle hoch genommen. Starke Arme schlangen sich um die Mitglieder der Gruppe und ehe sie noch etwas dagegen sagen konnten, rauschten die Vampire bereits mit ihrem Gepäck los.

Mary kam es so vor, als würde sie durch einen Wirbelsturm laufen, so wie die Luft an ihr vorbei schoss. Doch es war genauso schnell vorbei wie es begonnen hatte. Sie wurden auf festem Boden wieder abgesetzt und kurze Zeit später konnten sie alle wieder sehen.

Die Menschen war noch ein wenig wackelig zu Mute, doch Sven und Mary beäugten Natalya schon wieder genau. Die störte das aber alles gar nicht. Sie lächelte die ganze Gruppe wieder an.

Wie schon gesagt, der König wartet schon auf euch“, wiederholte sie sich und stoß nebenbei eine große hölzerne Doppeltür auf. Sie ging voran in einen großen Saal herein. Ohne ein weiteres Wort folgten sie ihr. Der Vampirkönig saß wie eine Statue auf seinem Thron, so still, als ob er aus Stein wäre.

Doch als die Gruppe vor den Stufen, die zum Thron hinauf führten, stehen blieb, erhob sich der König und lächelte zufrieden zu Natalya hinüber.

Du“, brach es empört aus Elisa hervor und sie ging vor Schreck ein paar Schritte rückwärts. Mary starrte verblüfft zu Elisa hinüber. Sven schien zu erstarren.

Schön dich wieder zusehen, ich konnte es kaum erwarten“, sagte er und rauschte auf sie zu. Nur wenige Millimeter von ihr entfernt blieb er stehen. Laut sog er dir Luft durch seine Nase ein. „Du riechst betörend“, säuselte er ihr zu.

Wir sind hier, um euch um etwas zu bitten“, sagte Sven laut und der Vampirkönig richtete seine Aufmerksamkeit nun auf Sven.

Ich weiß, was ihr von mir wollt“, sagte er und ging zu seinem Thron zurück. Er blickte Eric interessiert an. „Ich soll den Mann bei mir verstecken, mich mit meinen Bruder anlegen und einen Krieg riskieren. Sagt, was soll ich davon haben?“, sagte er und zog eine Augenbraue hoch.

Was willst du denn von uns haben?“, fragte Mary vorsichtig und mied den Blick des Königs. „Ich will sie“, sagte er und blickte wieder zu Elisa hinüber, die sich an Sven klammerte. „Sie soll meine Frau werden, auf ewig soll sie mein sein!“ Elisa blickte erschrocken wieder auf. „Warum mich? Warum hast du damals diesen anderen Vampir umgebracht?“, fragte sie ihn und ihr Blick bohrte sich in seinen. „Weil du Mein bist, kein anderer Vampir hat das Recht von deinem Blut zu trinken“, sagte er etwas lauter, schloss kurz die Augen und lächelte dann wieder.

Du kannst sie nicht haben“, meldete sich nun Eric wieder zu Wort. „Wenn du meinst“, sagte der König leicht hin. „Dann müsst ihr alle aber wieder gehen und euch selbst um Drion kümmern“

Ist schon gut, Eric“, sagte Elisa und lies den Kopf hängen. „Wirklich. Ich nehm das Angebot des Vampirkönigs an, solange er sich auch gut um dich kümmert“

Der Vampirkönig lächelte. Er ging wieder zu Elisa hin. „Ich freu mich dich meine Braut nennen zu dürfen“, sagte er und gab ihr einen Handkuss. Elisa zuckte zurück, als sie seine Reißzähne erblickte. „Du wirst sehen“, sagte er. „Ich werde mich fabelhaft um ihn kümmern. Du sollst doch bis in alle Ewigkeit die Meine sein“

Mary tratt unwohl von einem Fuß auf den anderen. Warum hatte der Vampirkönig ein so großes Interesse an einer durchschnittlichen Sterblichen.

"Was hast du mit ihr vor?" Svens Wort waren mehr ein Knurren, auch wenn er es zu unterdrücken versuchte. Wieder lächelte der Vampirkönig süfisant.

Ohne zu antworten, griff er Elisa mit festem Griff mit sich und führte sie zu seinem Thron. Mit Druck setzte er sie hinauf und stellte sich danach hinter sie. "Mein lieber Freund, zügle deine Stimme. Ich habe dich bisher nur nicht für deine Frechheit, meine Vampire auszuspionieren, umgebracht, weil du ihr später mal sehr viel bedeutest. Aber du hast nicht den geringsten Anspruch auf die zukünftige Königin. Merk dir das" Die letzten Worte des Königs glichen einen Knurren und Elisa zuckte zusammen, als er zur Bestätigung seiner Worte seine Hände über ihre Schultern hinab in ihr Delkoté gleiten lies. Svens Miene verfinsterte sich. Ebenso die von Eric.

Mary hörte wie der Pulsschlag der jungen Frau immer schneller wurde, es hörte sich fast so an, als ob ihr Herz aus ihrer Brust flüchten wollte. Panische Angst spiegelten ihre Augen wieder. Ihre schokobraunen Augen schienen nun so entlos tief zu sein, sodass sich Mary zusammenreissen musste, um sich von ihnen loszureissen.

Der Vampirkönig wandte sich nun seiner Braut wieder zu. "Natalya, wird dich jetzt in deine Gemächer begleiten. Mein Bruder wird gleich auftauchen und er soll dich nicht sehen", sagte er und wie ein geölter Blitz eilte Natalya an seine Seite. Sie knickste einmal kurz vor dem König, ehe sie Elsa in eine unnachgibige Umarmung nahm und sie davon zerrte.

Nun kam der König wieder herab zu den anderen. Mary versteifte sich, als die Wellen der Kraft des Vampirkönigs umpfingen. Genüsslich schleckte der König sich über die Lippen. "Es wird mir eine Freude sein, meine Hälfte des Pakts zu leisten", sate er und gurrte schon vor Entzückung. Mary beobachtete argwöhnisch wie seine Fangzähne aus seinem Kiefer herausschossen.

"Was hast du vor?", fragte sie zögernd. Er lächelte sie süffisan an. "Den Menschen unter meinen Schutz stellen und als kleinen Bonus dich auch noch, dein menschlicher Geliebter ist nämlich nicht mal halb so viel Wert wie meine zukünftige Braut", erklärte er ihr und Mary wurde unwohl, als sie sah wie die roten Augen des Vampirkönigs anfingen von innen her zu lodern. "Und ich schon?", fragte sie skeptisch. Der Vampirkönig sah sie belustigt an. "Nein, aber du kommst nahe ran und ich freue mich schon Drions Gesicht, wenn er erfährt, das du ihm nicht mehr länger gehörst"

Marys Blick begegnete dem vom Sven. Er sah angespannt aus und auch in seinen Augen brannte Erkenntnis. So hatte Mary sich den Handel mit dem Vampirkönig nicht vorgestellt und so wie es aussah überstieg dies hier sogar Svens schlimmste Vermutungen.

Eine zweite Macht durchflutete den Raum und der König grinste wie ein kleines Kind. "Er ist da, dann wollen wir mal anfangen", sagte er und das lodern in seinen Augen glich einem Inferno.

Schnell grub er seine Fänge in Eric, trank einige ordentliche Schlucke ehe er sich von ihm abwendete und Marys Kopf nach hinten riss. Marys Kehle war ihm nun schutzlos ausgeliefert, als er sich zu ihr herunterbeugte.

Die Tür zum Thronsaal wurde aufgeschleudert, als der König gerade von Mary trank. Wut und Hass schwabbte über Marys Haut, als der Schmerz an ihrem Hals verebt war und sie sich am Boden wieder fand. Sie musste sich nicht zum Eingang um zu sehen,um zu wissen, das Drion gerade eingetreten war. Alles an Möbel und Gemälde an den Wänden schien zu vibrieren und nur auf den Befehl des Todesfürsten zu warten.

Raphael richtete sich jedoch ganz entspannt auf und sah seinen Bruder herausfordernt an.

Sven kam so schnell wie er es konnte auf Athana zu und stellte sich schützend vor ihr. Ohne Zweifel eine gute Idee.

Warum hast du das getan?“, knurrte Drion seinen Bruder an. „Sie war Mein, du hast schon vor ewigkeiten verloren“ Der Vampirkönig lächelte. „Brüderchen, du und ich wissen beide, ein Sieg bleibt im Laufe der Ewigkeit nicht immer ein Sieg. Du kennst unsere Gesetzte, mir gehören nun der Sterliche und seine Geliebte“ Demonstrativ schleckte sich Raphael die letzten Blutstropfen von den Lippen.

Drions Macht entlud sich weiter in dem Thronsaal, es riss die Gemälde von den Wänden und die Vorhänge rauschten durch die Luft.

Warum?“, knurrte Drion wieder. Raphael schmunzelte und griff nach seinem Thron, der gerade auf ihm zu geschleudert wurde. Mit einem Schwung setzte er sich schief hinauf und sah seinen Bruder belustigt an.

Bruderherz, ich habe dir schon so oft geraten, deine Untergegebenen besser zubefreien. Es wundert mich nicht, das sie freiwillig zu mir kamen und sich freiwillig in den Sklavenstand eines Vampirs begaben“

Plötzlich war alles still, nichts rührte sich mehr, alles lag still zu Drions Füßen. Man hörte nur noch Athana und Eric atmen.

Warum hast du ihnen geholfen, was bekamst du für deinen Handel?“, fragte Drion skeptisch und beäugte seinen Bruder genau. „Zwei Sklaven, ist das nicht offensichtlich? Warum sollte ich ablehnen, wenn sich jemand mir so ausliefert?“, seine Stimme klang spöttisch, doch Mary sah das Raphael auf der Hut war.

Jetzt war es Drion, der lächelte. Amüsierd sah er seinen Bruder an. „Also gibt es deinen Hirngespinnst von einer Frau tatsächlich? Und dieser Sterblicher hat was mit ihr zu tun?“ Mary hatte Drion in ihrem ganzen Leben noch nie so erheitert gesehen. Sie zog die Augenbrauen zusammen, war Sven etwa nicht der einzige der von Elisa geträumt hatte.

Der Vampirkönig sprang von seinem Thron auf und sah seinen Bruder herablassend an. „Na und? Was interessierts dich? Ich habe nie behauptet das ich mir heute nur zwei Sklaven beschafft hab“, die Stimme des Königs jagte wie Eis über Marys Haut.

Vivamora freut sich bestimmt deine kleine Hure kennen zulernen“, stieß Drion noch hervor, ehe er rücklings durch den Thronsaal geschleudert wurde. Mary machte große Augen und auch Eric konnte seinen Blick nicht abwenden.

Untersteh dich sie so zu nennen“, knurrte der Vampirkönig und plötzlich standen alle Wände in Brand. Eine so große Macht, wie sie nun um Mary herum sich ausbreitete, hatte sie vorher nie gespürt. „Nimm es endlich hin, das du verloren hast und ich rate dir eins – und werde es nur einmal tun- halte dich fern von meiner Braut“

Drion stand auf, sah einmal noch Mary an, ehe er sich davon machte und durch die große Eingangstür, die in ihren Angeln hing, verschwand.

Abschied

 

Stille lege sich über dem Thronsaal, nachdem Drion verschwunden war. Möbel, Vorhänge und Gemälde lagen wild durch den Raum verteilt und der Vampirkönig stand immer noch mit wutentbrannten Gesichtsausdruck in der Mitte des Szenarios.

Erst als Mary spürte wie sich die Wut des Königs aus der Atmosphäre verebbte, wagte sie sich wieder zu bewegen. Sven löste wieder seinen Griff um Athana und flüsterte ihr einige Worte zu.

Ich werde nie im Leben einer deiner Sklaven sein“, das kam von Eric. Er lag noch immer am Boden, es tropfte noch ein paar Tropfen Blut aus der Wunde an seinem Hals. Die von Mary war schon wieder vollkommen verheilt, nur angetrocknetes Blut, lies vermuten, wo der Vampirkönig zugebissen hatte.

Der König sah Eric erst verwirrt an, ehe er auf ihn zu ging und ihm die Hand entgegenstreckte.

Ich erwarte weder von dir noch von Mary das ihr meine Sklaven seid, ich wollte nur erreichen, das Drion seine Macht über Mary verliert. Ich erhebe keinen Anspruch auf euch“, sagte der König, als Eric zögerte. Schließlich ergriff Eric seine Hand und lies sich aufhelfen. „Was ist mt Elisa?“, fragte Eric weiter und der König schloss für einen Augenblick seine Augen.

Sie muss hier bleiben“, sagte er in ruhigem Ton. „Warum?“, Eric und Sven protestierten gleichzeitig, doch mit einer kleinen Bewegung vom König verstummten sie. Immer wieder öffneten sie den Mund, doch kein Ton kam hervor. „Sie ist Mein, sie hat mir zugestimmt. Sie ist aus freien Stücken, die Meine geworden. Ich habe sie nicht mehrere Hunderte von Jahren gesucht, sie 20 Jahre beschützt um sie jetzt wieder gehen zulassen. Sie ist die mir vorbestimmte Frau. Sie bleibt bei mir“, der Vampirkönig lies keinen weiteren Protest mehr zu.

Was ihr macht ist mir egal“, fuhr der König nach einer weile, diesmal Richtung Mary blickend fort. „Ihr dürft gerne hier unterschlupf finden oder auch gehen. Das ist euch nun selbst überlassen“

Mary fragte sich was für eine Wahl sie denn eigentlich hatte. Zu Drion konnte und wollte sie auch nicht zurückkehren. In der Welt der Menschen hatte sie ebenso wenig ein zu Hause und Eric würde seine alte Freundin auch nicht verlassen. Sie musste hier bleiben. Der König hatte zwar gesagt, er erhebe keinen Anspruch auf den Sklavenstand von ihr und Eric, doch Mary wusste, das sie es so oder so sei. Sie hatte keine Wahl, sie musste bei dem Vampirkönig bleiben, sich seinen Gesetzten neigen und sich seinen Wünsch widmen, damit sie und Eric überleben konnten. Sven hatte Recht gehabt, der Vampirkönig war genauso wie Drion, kein Charm der Welt konnte das verbergen.

Svens Miene verfinsterte sich, als Mary ihn ansah und ihr klar war, das ihre Entscheidung ihr im Gesicht stand.

Ich würde gerne bleiben“, das kam von Athana. Überrascht wandte der Vampirkönig sich ihr zu. „Elisa ist meine Freundin. Hier kennt sie niemand, sie braucht mich und außer ihr habe ich niemanden mehr“, erklärte sie sich und der König nickte und lächelte ihr zu. „Du willst also als einfacher Mensch in einem Schloss voller Vampire leben?“, harkte er noch mal nach. Athana nickte. Damit würde Eric aufjedenfall bleiben, wurde Mary klar. „Ich bleibe auch bei Euch“, sagte sie schließlich und hätte Sven gekonnt, wäre er wieder in Protest ausgebrochen.

Sie sah an ihn vorbei Eric an. „Könntet Ihr den Schweigefluch von ihnen nehmen?“, bat sie den König, welcher nickte. Sven und Eric blieben trozdem stumm.

Eric sah Athana mit weitgeöffneten Augen an. „Ich bleibe auch“, sagte er schließlich und auf dem Gesicht des Vampirkönigs breitete sich ein siegessicheres Grinsen aus.

 

Der Mond stand nun wieder am Himmelszelt, als für Sven die Zeit gekommen war, um zu gehen.

Ich wünschte, du müsstest nicht gehen“, sagte Mary leise zu ihm. Sie standen im Garten des Palastes. Ein Paar Meter entfernt wurden sie von zwei Vampiren beobachtet. „Vielleicht kann er dich auch zu seinem Eigentum mahen, dann müsstest du nicht zu Drion zurück“

Doch Sven schüttelte nur den Kopf. „Er würde ablehnen und ich will es auch nicht“, sagte er ebenso leise wie Mary zuvor.

Aber was wird dich erwarten, wenn du wieder zu Drion gehst?“ Ihre Stimme war mehr ein Hauchen. Sven zuckte mit den Achseln. „Mir ist schon schlimmeres wieder fahren, ich werds überleben“, sagte er und sah sie ernst an. „Hab ein Auge auf Elisa“ Mary nicke. Dann breitete Sven seine Flügel aus und flog davon.

Drei Personen näherten sich Mary, eine davon ohne zweifel ein Mensch, die anderen zwei waren die Vampire, von dennen sie eben noch beobachetet wurden. Mary sah sich nach den kommenden Perosnen um. Vorran schritt Elisa auf Mary zu.

Sie sah im Gegensatz zum Vormittag komplett verändert aus. Sie trug nicht mehr eine Jeans mit einem weiten Pulover, sondern steckte nun in einem dunkelgrünen mit perlem verziertem Korsettkleid und auch ihre Haare lagen nicht mehr wie Wild um sie herum, sondern waren fein säuberlich hochgesteckt. Ihre braunen Augen sahen Mary forschend an. „Ist er schon weg?“, fragte sie Mary und blickte richtung Himmel, zog ihre Augenbrauen zusammen und versuchte etwas in der Dunkelheit sehen zukönnen. „Ja“, sagte Mary knapp.

Kurz huschte etwas wie Entäuschung über Elisas Gesicht, ehe wieder der forschende Ausdruck sich in ihrem Gesicht breit machte.

Er kannte mich auch, sowie der Vampirkönig“, sagte Elisa und Mary mied ihrem Blick. Sven sollte es ihr sagen, dachte Mary sich, dennoch hatte sie ein Recht darauf zu erfahren, weshalb zwei unsterbliche sich so nach ihr verzehrten.

Nun“ Mary führte Elisa zu einer Bank unter einem Rosenbogen. Die zwei Vampire folgten ihnen, blieben aber glücklicher Weise einige Meter von ihnen entfernt stehen. „Also ich weiß nur, wie Sven von dir erfahren hat. Er hat mir vor kurzem erzählt, das er des öffteren von dir geträumt hat, jede Nacht, und das ihr euch so unterhalten hattet, Spaß hattet und so weiter“

Elisa wandte den Blick von Mary ab und lies ihn über den kleinen Teich vor ihnen schweifen. „Also“, fing sie an. „Nur weil sie von jemanden geträumt haben, der ich zu seien scheint, muss ich nun einen Vampir heiraten, später selber ein Vampir werden und bis in alle Ewigkeit mit jemanden fremden zusammenleben?“ Ihre Stimme troff vor Bitterkeit. Denoch Mary verstand es. Langsam nahm sie eine Hand von Elisa. „Danke, dass du das für Eric gemacht hast. Das war wirklich sehr mutig“,sagte Mary und sah Elisas Profil forschend an. Sie wandte sich wieder Mary zu. „Das war nicht wirklich mutig. Ich hatte nichts mehr was ich vermissen konnte und Eric zu retten schien mir ehrbar zu sein. Immerhin war er immer ein guter Freund und hatte ein offenes Ohr für alle meiner Probleme. Es hat sich gut angefühlt auch mal helfen zukönnen“, erwiderte Elisa und lächelte Mary zarghaft an. Die Vampire zu ihrer Rechten seufzten. „Ich glaube du solltest wieder rein gehen, deine Leibwächter langweilen sich schon“ Mary warf einen Blick wieder hinüber zu den Vampiren. Elisa schnaubte „Das geschehe ihnen recht. Sie lassen mich keine Sekunde allein. Sollen sie sich ruhig langweilen“

Mary musste lachen, die zukünftige Königin aller Vampire klang so trotzig wie ein Kind. Da würden garantiert rosige Zeiten auf sie zu kommen.

Dennoch Elisa stand auf und blickte zu ihren Leibwächtern herrüber. “Ich habe erfahren, es wird einen Ball gegeben, zu meinen Ehren” Mary merkte wie Elisas Puls anstieg. “Und auch der Bruder und die Schwester des Vampirkönigs, meines Ver – Verlobten, werden auch anwesend sein”

Besorgnis glitt über Elisas Gesicht. Mary ergriff wieder ihre Hand. “Der König wird nicht zulassen, das Drion Hand an dich legt. Er teilt nie”, versuchte Mary Elisa zuberuhigen. Irgendwie gelang es ihr. Elisa musste lächeln.

Da haben wir dann wenigstens eine Sache gemeinsam”, sagte sie und schritt wieder ihrer Leibgarde entgegen.

Mary konnte Elisa für ihren Mut nur bewundern. Hättte man sie damals vor die Wahl gestellt, wäre sie sich nicht sicher gewesen, ob sie den selben Schritt wie Elisa gewagt hätte. Sie begleitete sie bis zu ihren Gemächern.

Kennst du den König schon lange?”, fragte Elisa sie schließlich und biss sich nervös auf ihrer Unterlippe herum. Ihre Brust hebte und senkte sich in dem engen Korsett und ihr warmer Atem strich Marys Wange. Der süßliche Geruch von Angst strömte ihr in die Nase.

Mary setzte ein zarghaftes Lächeln auf. “Ich wünschte, ich könnte ja sagen. Aber es war heute erst das zweite Mal das ich ihm begegnet war – aber beides Mal hat er mich vor Drion in Schutz genommen” Kurz flakkerte in Elisas Augen sowas wie Bewunderung auf, ehe es wieder verschwand und nur noch Sorge zusehen war. “Ich hab Angst”, gab sie ehrlich zu. “Ich habe Angst davor, den einen Käfig nur gegen einen vergoldeten eingetauscht zu haben. Ich sollte zwar nicht, aber ich war froh, als dein Freund Sven Frankie so in die Mangel genommen hat. Es gab mir das Gefühl von Freiheit” Sie musste wieder lächeln. “Aber jetzt bin ich schon wieder an jemanden gefesselt. Das erscheint mir einfach nicht fair”

Wie sie so aus ihren großen braunen Augen Mary ansah, wurde diese an sich selbst erinnert. Sie schloss Elisa sofort in eine Umarmung. “Es tut mir so leid, das ich euch alle in diese ganze Untote Welt hinein gezogen hab”, murmelte Mary an Elisas Ohr und zur Marys Überaschung hörte sie ein Schnauben. “Er hat mich von dem anderen Vampir befreit, da kanntest du Eric noch gar nicht. Es ist nicht deine Schuld, nur der König selbst ist Schuld an seinen Taten”

Mary löste sich wieder von Elisa und sah sie verwundert an. “Aber ohne mich, hättest du keinen Grund gehabt dich an ihn zu binden” Elisas Gesichtszüge verzogen sich zu einem Grinsen. “In dem Fall schuldest du mir was” “Alles”

Elisas Grinses wurde frech. Sie waren gerade an der Tür zu ihren Gemächern angekommen. “Lass mich diese Nacht nicht allein. Ich weiß, du willst mit Eric reden und so, aber bitte lass mich nicht allein. Bitte lass mich nicht beteln”, sagte sie, das grinsen verschwand und Tränen liefen ihre Wange herab.

Mary war sprachlos. Der Kummer schüttelte Elisa und so wie es aussah, würden ihre Leibwächter jeden Moment zu ihnen kommen und das würde Elisa noch mehr aus der Fassung bringen. Mary zog Elisa wieder in eine Umarmung und öffnete die Tür, sodass sie hindurch gehen konnten.

Doch kaum waren sie durch die Tür getreten, wurde Mary zur Seite geschleudert und die Tür verschloss sich wieder.

Es war Athana gewesen. Völlig entgeistert blickte Mary vom Boden zu ihr empor. Wie war nur ein einfacher Mensch in der Lage gewesen, sie herumzuschupsen. Eric hielt währenddessen Elisa in den Armen, sie stieß ihn jedoch von sich. Völlig überrascht sah sie ihn an. “Was machst du hier?”, fragte sie ihn und half dan Mary wieder auf, die immer noch verblüfft von Athanas Stärke war.

Was macht SIE hier?”, entgegnete er ihr. “Ich habe sie gebeten hereinzukommen, nicht so dich... oder dich”, sagte sie und sah schließlich mit wütendem Blick Athana an.

El, es tut mir Leid, fals ich zu Impulsiv gehandelt hab, aber ich dachte sie tut dir weh. Du hast geweint” Athana kam vorsichtig auf Elisa zu.

Wir wollten dich nun mal nicht alleine lassen. Tut mir Leid, falls wir gedacht haben, ein blutdürstiger Arsch will dir zwischen die Beine”, Erics Worte waren hart, doch Elisa zuckte nicht zusammen.

Oh, plötzlich kümmerts dich, was sich zwischen meinen Beinen abspielt. Wo warst du all die letzten Jahre? Du hast dich von uns abgewandt, wir waren der Dreck deiner Vergangenheit – noch nicht mal ein Wort des Abschieds waren wir dir wert” Elisa kochte vor Wut. “Els”, begann Athana, doch wurde jäh unterbrochen. “Lass sie nur. Sie hält sich schon wieder für das arme klene Opfer” Erics Worte troffen diesmal vor Kälte. Athana seufzte und gesellte sich zu Mary, der immer noch die Sprachlosigkeit gepackt hatte. “So benehmen die sich immer, wenn die zwei aufeinander treffen – wie kleine Kinder”, murmelte sie Mary zu und verdrehte theatralisch die Augen.

Was wießt du schon? Du warst nie da! Du hast doch auch nur das gesehen, was du sehen wolltest” Elisas Stimme brach und Mary machte sich Sorgen, ob nicht die Leibwächter von Elisa eingreifen würden oder gar der König selbst, wenn das noch so weiter ging. “Nein, ich hab gesehen, wie eine meiner besten Freunde ihr Leben weggeschmissen hat, aus Angst zu scheiterm, zog sie sich in die eigene Hölle zurück” Obwohl Eric ruhig gesprochen hat, schienen diese Worte zuschreien. Elisa erstarrte und sah ihn einen Augenblick mit entsetzen an, dann brach sie in sich zusammen und schluchzte unaufhöhrlich. “Ich weiß”, vernahm Mary noch, ehe ein Welle aus Macht über sie hinweg flutete und die Tür aufgestoßen wurde. In der Tür stand der Vampirkönig mit feuerroten Augen und blickte auf Elisa hinab. Mit nur einem Wimpernschlag war er bei ihr und nahm sie in den Arm. Sie versuchte ihn abzuschütteln, riss an seinen Armen und stemmte sich gegen ihn auf, doch alles vergeblich. Er blieb wie eine Statur um sie geschlungen.

Beruhig dich”, sagte er zärtlich und nahm sie hoch. “Du musst nie wieder an das Vergangene denken. Für dich zählt nur die Zukunft” Er hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn. Ihre Tränen versiegten und sie sah ihn aus großen Augen an. Trocken schluchzte sie noch, als Eric sich wieder zu Wort meldete. Mary hätte ihn am liebsten Bewusstlos geschlagen. Athana seufzte genervt.

Pfoten von ihr, du widerwertige tote Mücke”, sagte Eric und starrte den Vampirkönig herausfordernd an. Dieser setzte Elisa behutsam auf ihrem Bett ab und drückte Eric dann gegen die nächste Wand. Mary schrie schockiert auf. “Ich habs gewusst”, murmelte Athana resigniert.

Hätte ich nicht, für den Pakt, geschworen, dir kein Haar zu krümmen, hätte ich dich für deine lose Zunge schon längst in Stücke zerrissen und dich mit ner schicken roten Schleife an meinen Bruder übergeben”, knurrte der Vampirkönig und lies Eric zu Boden fallen. “Raus mit dir und ich will dich nie wieder in diesen Räumen auffinden”

Der König trat einige Schritte von Eric weg, sodass dieser aufstehen und gehen konnte. An der Tür hielt er noch kurz inne und sah Elisa entschuldigend an, ehe er entschwand.

Auch der König schickte sich an wieder zu gehen. Er machte einen höflichen Knicks vor Athana und Mary, hauchte Elisa einen Kuss auf den Handrücken und wandte sich dann der Tür zu.

Doch Elisa hielt ihn zurück. Plötzlich stand sie und hielt ihn an seinem Handgelenk unnachgibig fest. Mary war sich sicher, wenn er gewollt hätte, hätt sich der Vampirkönig ihrem Griff entreissen können. Doch er gab ihr nach. Er wandte sich wieder Elisa zu. “Bitte tu ihm nichts”, sagte sie mit brüchiger Stimme. “Er meint es nur gut” Der König lächelt. “Wäre dies nicht so, hätte er sich schon längst in den Armen von Drion wieder finden können”, sagte er und ging dann gänzlich.

Elisa zog nur die Augenbrauen hoch, strich ihr Kleid glatt und setzte sich wieder auf ihr Bett.

Oh, Nein”, kam es von Athana, als sie Elisas Ausdruck sah. Mary schloss vorsichtig die Tür.

Bitte sag mir nicht das du ihn magst. Denn falls du es vergessen hast, er hält dich gefangen” Elisa sah sie unschuldig an. “Natürlich nicht, aber seine Macht ist doch recht scharf”, gab sie zu und wurde rot. Ein brüllendes Lachen war vom Flur her zu hören.

 

Einige Zeit später saßen alle drei auf dem Bett der zukünftigen Königin, samt Nachthemden und Morgenrock.

Wie süß ist das denn? Da bin ich ja froh helfen zu können”, seufzte Elisa und lies sich nach hinten in die Kissen fallen. Mary hatte ihr und Athana gerade ihre Geschichte erzählt, wie sie zu Drion kam und wie sie Eric fand. Mary schüttelte ihren Kopf und sah Elisa ernst an. “Eric hasst mich. Er wird ewig hier fest sitzten. Das ist meine Schuld und das weiß er auch”, sagte sie bertrübt. Abrupt setzte Elisa sich wieder auf und sah Mary belustigt an. “Eric hasst mich alle fünf Minuten. Er ist nicht sonderlich nachtragend”, sagte sie trocken und stand dann auf.

Es heißt immer, ich armes kleines Blondchen”, sagte sie mit gespielter dunkler Stimme und tanzte durchs Zimmer. “Ich fiedel ein bissl auf meiner ach so wertvollen schwarze Violine herum und alle lieben mich” Sie äffte ihn nach. “Sie war wirklich wertvoll und du hättest wirklich nicht damit jonglieren sollen”, warf Athana dazu und Elisa streckte ihr die Zunge heraus.

Und mein so wunderschön perfektes blondes Haar. Ich bin heilig. Alle verehren mich -blah blah blah”, fuhr Elisa fort, als hätte Athana nichts gesagt. Mary musste lächeln.

Aha, jetzt checkst du es!”, sagte sie und rannte auf das Fussteil ihres Bettes zu und hielt sich daran fest. “Ich bin mir sicher er mag dich noch, sonst hätte er dich nie zu uns gebracht. Auch wenn er oder Elisa es nicht zugeben mag. Er würde alles tun um seine Familie und Freunde zu beschützen”, sagte Athana und lächelte Mary aufmunternd an. “Ja, oder er würde alles tun, damit keiner seine Familie und Freunde mit dem ach so berühmten und verehrten Geiger Eric Chris Jordano in Verbindung bringt, Arschgeiger”, murte Elisa, kletterte über das Fussteil und lies sich dann zwischen Mary und Athana fallen.

Mary sah Athana verdutzt an. “Es war ein Unfall”, erklärte diese. Elisa verdrehte die Augen “Eines Tages bot Eric an Elisa die Haare zuschneiden, weil sie kein Geld für den Friseur hatte. Nun ja, wie schon gesagt es war ein Unfall, mehr Haare als beabsichtigt fielen der Schere zum Opfer. Seit je her will Elisa ihm das gleiche antun und wartet nur auf eine Gelegenheit, wo er sie bittet ihm die Haare zu schneiden. Seit dem streiten die sich sehr oft” Elisa schloss die Augen. “Irgendwann hat sich das warten gelohnt”, murmelte sie, schon fast im halbschlaf.

Mary dachte scharf nach. “Aber heute, wäre das nicht die perfekte Gelegenheit gewesen, immerhin hast du sein Leben geretet”, meinte Mary. Elisas Augen gingen schlagartig auf.

Nein!”, wisperte sie entsetzt und saß aufrecht.

Verstrichen”, lachte Athana und Elisa lies sich niedergeschlagen in die Kissen zurück fallen. “Schadammt!”, murrte sie.

 

Es war bereits mitten in der Nacht, als Mary erwachte. Sie lag auf dem Sofa, das am Fußende von Elisas Bett stand. Elisa bot ihr zwar an, sich auch wie Athana in das Bett zulegen, doch sie lehnte ab. Auf dem Sofa hatte sie viel besser die Tür im Blick.

Als sie nun erwachte, wurde die Tür ganz sacht aufgestoßen und ein blonder Haarschopf trat herein. Doch es war nicht der von Eric, sondern der vom Vampirkönig.

Sofort stand Mary auf und eilte zu ihm. Sie knickte einmal höflich, ehe sie eindringlich sagte: “Bitte, Herr, stört sie nicht. Sie hatte es furchtbar schwer einzuschlafen”

Doch anstelle sie für diese Worte zu rugen, lächelte der Vampirkönig Mary an. “Du musst mich nicht Herr nennen, Mary, und keine Sorge, ich werde sie nicht aufwecken” Er ging behutsam zum Bett herrüber.

Warum sie?”, platzte es aus Mary heraus, ehe sie an sich halten konnte. Der König ging in die Knie und beobachtete seine Zukünftige. Vorsichtig strich er ihr über den Arm, mit dem sie ihre Decke fest umklammerte.

Es gibt eine Prophezeiung”, flüsterte er. “In der es heißt, das ich allzu bald streben werde. Aber sie sagt auch, das meine Frau mein Volk beschützen wird und den großen Krieg der Völker überstehen wird”

Aber woher wisst Ihr, das sie die eine ist, die den Sieg erstreitet?”, bohrte Mary weiter. Der König blickte sie an. “Vampire entwickeln mit dem Alter Fähigkeiten und irgendwann in der Zukunft wird sie wohl mal so sehr eine Sehnsucht nach mir verspühren, das sie in der Zeit zurück geschleudert wird. Sie hat mich aus der Zukunft besucht und von sich erzählt und wie ich sie finde und wie ich sie an mich binden werde”, erklärte er und Mary kroch der Schreck in alle Glieder. Das was der König ihr gerade erzählt hatte, hieß das Elisa irgendwann durch die Zeit reisen konnte. “Heißt das, dass sie Euch eines Tages liebt”, fragte Mary verwirrt. Der König grinste. “Das will ich doch hoffen”

Er stand wieder auf und beäugte Athana kritisch, die unschuldig neben Elisa schlief. “Seitdem sie mich besucht hat, sehnt sich alles in mir sie wieder zu haben. Jetzt bin ich so kurz davor, das ich sie nicht wieder aufgebe. Ich hoffe das verstehst du”, sagte er und Mary verstand den drohenden Unterton. Sie nickte. Der König lächelte sie wieder an. “Ich hoffe, das weiß auch ihre Freundin”, murmelte er und Mary sah wieder Athana an.

Sie ist kein Mensch”, sagte sie trocken und begleitete den König, der gerade wieder ging. “Nein”, sagte er. “Ist sie nicht. Sie kommt noch nicht mal von diesem Planeten” Mary starrte ihn fassungslos an, als er gerade die Tür zu Elisas Räumen hinter ihnen wieder schloß. “Was ist sie dann?”, fragte Mary neugierig. “Ein Alien”, sagte er und sah Mary eindringlich an. “Tu mir ein Gefallen. Elisa mag dich und scheint auch dir zu vertrauen. Behalte Athana im Auge und finde heraus, ob sie weiß was sie ist und was für Absichten sie verfolgt. Ich mein, ist sie freiwillig hier geblieben, weil sie Elisa liebt oder weil sie einen Plan verfolgt” Mary konnte nicht verneinen, das ihr auch solche Gedanken gekommen waren. Sie nickte.

Gut, dann geh jetzt zurück. Elisa soll sich nicht Ängstigen bei den Vorstellungen was ich Monster wohl mit dir gemacht hab. Ich schließe hinter dir ab”, sagte er und öffnete wieder die Tür und hielt sie für Mary auf. Wieder nickte Mary und trat dann ein. Hinter sich hörte sie wie die Tür ins Schloss fiel und der Schlüssel umgedreht wurde.

Vorsichtig ging sie wieder auf das Sofa zu und legte sich hin. Schlafen konnte sie allerdings nicht mehr. Zu groß war ihre Neugier auf die Geheimnisse von Athana.

 

Als Elisa am nächsten Morgen erwachte, lag Mary noch immer auf dem Sofa und tat noch so als würde sie schlafen, so als ob sie nie fort gewesen wäre.

Es ist zwar immer noch nicht schön, das wir hier festgehalten werden, aber ich hab geschlafen wie auf Wolken. Ich möchte am liebsten gar nicht mehr aufstehen”, sagte Elisa und streckte sich ausgibig.

Wann wolltest du jeh ein Bett aus freien Stücken verlassen?”, wollte Athana mit einem schmunzeln im Gesicht wissen. Mary zwang sich auch zu einem Lächeln. “Kennt ihr euch denn schon lange?”, fragte Mary die zwei. “Ach, kann mich gar nicht mehr so recht daran erinnern, wann und wie wir uns eigentlich kennengelernt haben, aber wir kennen uns seit unserer Kindheit. Vielleicht haben wir uns ja im Kindergarten kennengelernt oder in der Krippe. Vielleicht kannten sich ja auch unsere Mütter”, sagte Elisa, warf sich einen Morgenrock über und ging zur Tür.

Doch als sie die Klinke runterdrücke und die Tür sich nicht bewegte, verströmte ihr Körper wieder den Geruch der Angst. “Warum sind wir eingeschlossen?”, fragte sie panisch. Athana zuckte mit den Achseln. “Sicher nur um uns zu schützen”, versuchte Mary Elisa zu beruhigen. Elisa zog die Stirn kraus. “Oder um Eric draußen zu halten”, fügte Athana zu. “Mag sein, Athy, ich finds nicht gut”, sagte Elisa mürrisch und setzte sich beleidigt auf das Sofa. “Ich mags nicht eingesperrt zu werden”

Das konnte Mary durch aus verstehen. Sie fühlte sich auch unwohl, bei dem Gedanken eingesperrt zu sein.

Warum seid ihr euch so unsicher?”, fragte sie weiter. Jetzt blickte Elisa noch verwirrter drein. “Wobei?”, fragte sie und sah Mary verwirrt an. “Euer Kennenlernen”, half Mary ihr auf die Sprünge. “Ach komm, Mary. Ich wette du weißt auch nicht mehr wenn du wie im Kindergarten kennengelernt hast”, entgegnete ihr Athana lächelnd. Da musste Mary ihr zustimmen, auch wenn es ihr immer noch einwenig seltsam vorkam.

Warum willst du das denn unbedingt wissen?”, fragte Athana, nun auf der Hut.

Die Antwort blieb Mary ersparrt, den in diesem Moment wurde der Schlüssel herumgedreht und die Tür geöffnet. Natalya trat ein.

Der König lädt zum Frühstück”, sagte sie lieblich, als weitere Vampirinnen mit Textilien und Schmuck den Raum betraten. “Seit wann essen Vampiren denn?”, fragte Elisa skeptisch und stand wieder vom Sofa auf.

Natalya knickste einmal vor ihr. “Oh tun wir auch nicht, der König hat nur einiges für euch angerichtet. Für euer Wohl”, erklärte sie und wies die anderen Vampire die drei Damen einzukleiden.

 

Schon wenige Minuten später saßen sie an einer reich gedeckten Tafel. Elisa machte große Augen und so wie ihr Blick wanderte, konnte sie sich nicht entscheiden wo sie zu erst hinein beissen sollte.

Als der König schließlich den Speisesaal betrat, wurde Elisa ungewöhnlich schüchtern. “Guten Morgen”, grüßte er Elisa, die plötzlich viel zu klein für das pompöse orangefarbene Kleid zu seien schien. Sie ließ den Kopf hängen, was aber auch, so dachte Mary, an der schweren robinkette liegen könnte, die um ihren Hals hing.

Ich hoffe, es schmeckt”, fuhr er fort. “Naja, vielleicht ein bisschen zu viel Salz”, antwortete Athana für Elisa, als der König sich setzte. Er lächelte Athana an. “Morgen wird besser darauf geachtet”, verprach er.

Elisa griff sich das, was ihr am nähsten war und verschlang es wortkarg, auch wenn der König immer wieder versuchte sie in ein Gespräch zu verwickeln.

Als alle drei fertig waren, stand der König schließlich wieder auf und stellte sich hinter Elisa, die nun unnatürlich blass geworden ist. Vorsichtig öffnete er den Verschluss ihrer Halskette. “Was machst du da?”, fragte Athana anklagend. Elisa schien vor Schreck zu einer Statur erstarrt zu sein. “Speisen, so wie ihr bis vor einigen Sekunden”, sagte er und drückte vorsichtig Elisas Kopf nach hinten. Jetzt sah sie ihn direkt in die Augen, als er sich zu ihr hinab beugte. Elisas Herzschlag dröhnte in Marys Ohren.

Warum sie? Such dir jemand anderen”, fuhr Athana fort und sah wie Elisa ihre Hände am Tischrand verkrampfte.

Nun ja, sie ist die mir die Versprochene und ich der ihre. Es käme einen Betrug gleich, würd ich mich von jemandem anderen ernähren”, sagte er und Elisa schloss die Augen. Sie atmete ein paar Mal durch und hielt sich dann an dem Arm von ihm fest, der sie um die Brust geschlungen hatte. “Schon gut, machs”, flüsterte sie und er biss zu.

Ein Stöhnen entglitt ihren Lippen, als seine Fänge sich in ihren Hals bohrten und er zu saugen began. Mary überkam bei dem Anblick eine Gänsehaut.

Immer langsamer wurde Elisas Herzschlag, schon lange dröhnte er nicht mehr in Marys Ohren, bis Elisa schließlich die Hände fallen lies. Der König nahm sie hoch, saugte aber beständig weiter.

Als er von ihr abließ, sah Elisa benebelt drein und lies sich vom König auf ihren Stuhl zurück gleiten. Er küsste noch einmal ihren Hals, dort wo er zugebissen hatte, und die Wunde verschloss sich. Dann ging er ohne ein weiteres Wort und Elisa schloss die Augen und döste ein paar Minuten vor sich her, ehe sie sich wieder aufraffen konnte, noch was zu essen.

 

Am Abend stand dann schließlich der Ball zu Ehren Elisas an. Mary und Athana standen bereits im sich langsam füllendem Ballsaal. “Du solltest zu Eric gehen und dich mit ihm ausreden”, sagte Athana nach einer Weile.

Eric stand am anderen Ende des Saals und schien plötzlich eine Eisstatur total interessant zu finden, auch wenn er bis vor wenigen Sekunden Mary unentweckt angestarrt hatte. Das wusste Mary.

Später, wir sollten erstmal diesen Abend über stehen. Immerhin kommen heut Abend alle Götter dieser Welt”, entgegnete Mary Athana. “Ja, das hast du wohl recht”, murmelte Athana. “Ich hoffe nur Elisa geht es wieder besser”

Ja, das hoffte Mary auch. Der König hatte eine Menge Blut am Morgen von Elisa abgezapft.

Ein halbe Stunde später kam Drion an. Er mied Mary wie ein bockiges Kind. Kaum darauf wurden nun der König und Elisa angekündigt.

Meine Damen und Herren, erheben sie sich für seine Majestät König Raphael Degnoticus Farrell und seine Verlobte Prinzessin Elisabetha Francesca Dessran”, sagte ein ziemlich ernst drein blickender Vampir und kurz darauf betraten die zwei den Saal.

Elisa sah man es gar nicht mehr an, das sie heute morgen noch eine Menge Blut gespendet hatte. Athana musste lachen, was ihr einige zornige blicke der Vampire bescherrte.

Für Elisa ist jetzt ein Mädchentraum wahr geworden, sie sieht aus wie Sissi”, sagte sie erklärend zu Mary und verbeugte sich, so wie die anderen, als der König mit Elisa an ihnen vorbei schreitete.

Aber auch Drion sah belustigt aus. Er ging direkt hinter dem königlichem Paar her. Als diese sich nun gesetzt hatten, sah er zweifelnd seinen Bruder an. “Schwester wird erfreut sein”,sagte er knapp und lies sich auf seinen Stuhl zur Seite des Vampirkönigs gleiten. Sven blieb einige Schritte zurück, blickte Elisa aber mit unbändiger Gier an.

Kaum einen Moment später lud sich die Atmosphäre mit purer Macht auf. Ein Licht erschien mitten im Raum, wurde gleißend hell bis es sich zu einer Frau in einem griechischem Kleid mit bodenlangen dunkelblonden Haaren verformte.

Vivamora, welch Freunde, dich zu sehen”, der Vampirkönig war aufgestanden und schloss seine Schwester in eine Umarmung. “Darf ich dir meine Verlobte vorstellen? Elisabetha”, sagte er und winkte Elisa zu sich hinüber. Sofort kam sie auf die Göttin zu. “Freut mich sehr”, sagte Elisa leise und schüchtern und machte einen unterwürfigen Knicks. Vivamora lachte. “Ach, kleines Mädchen. Es ist mir eine Ehre dich bald meine Schwester nennen zu dürfen, so entbinde ich dich von dem Tabu meinen Namen nicht aussprechen zudrüfen”, sagte Vivamora und schloss Elisa in eine Umarmung. Elisa lächelte zarghaft. Drions Laune sank noch tiefer.

Als Vivamora sich schließlich von Elisa löste, lächelte sie ihren Bruder Drion schalkisch an. “Warum bist du so betrüb, freu dich für deinen Bruder, Didii”, sagte sie mit einer zuckersüßen Stimme. Drion schob das Kinn vor. “Nun gut, dann gratuliere ich ihn sich eine Klette angebunden zuhaben”, sagte Drion und sah Raphael spöttisch an. Doch Raphael ergriff die Hand, die Drion ihm reichte.

nun, denn”, seufzte Vivamora und sah ihre Brüder abschätzend an. “Dann lasst uns feiern, ich war schon seit Ewigkeiten nirgendswo mehr eingeladen” Drion lachte laut. “Ach, was. Gibt es keine großen Opfer feste mehr, wo man dir eine Jungfrau verehrte”, sagte er und legte einen Arm um Vivamoras Schultern und Raphael wies den Gästen an, den Tanz zueröffnen. Durch den vielen Gedränge und Geschupse, sah Mary nicht was Vivamora tat. Tatsache war nur, im nächsten Moment hielt sich Drion die blutene Nase.

Raphael führte Elisa in die Mitte der Tanzfläche und mit einer leichter Violinenmelodie fingen sie an sich quer durch den Raum zu bewegen. Immer mehr gesellten sich zu ihnen. Zuerst forderte Drion seine Schwester auf und darauf folgten mehrere ziemlich alte, und wahrscheinlich auch sehr angesehene, Vampire. Schließlich forderte Sven Mary auf und zusammen betraten sie die Tanzfläche.

Ich mache mir Sorgen”, waren die ersten Worte von Mary an Sven. Sven verstand sofort und sah sie fragend an. “Es ist nicht der König, er behandelt Elisa wie eine Prinzessin. Aber Athana ist kein Mensch. Der König meint sie sei ein Alien”, berichtete Mary ihm und ließ bewusst die Blut-Abzapf-Geschichte außen vor. Sven zog die Stirn kraus.

Was sagt der König dazu? Er wird doch nicht wollen, das ein Alien in Elisas Nähe umherschleicht, wer weiß denn was sie vorhat. Es könnte alles mögliche passieren”, Svens Stimme verhärtete sich und ehe Mary sich versah, ließ er sie allein und tanzte mit Elisa weiter. Der König wurde währenddessen von seiner Schwester in Beschlag genommen.

Mary unterdrückte einen Aufschrei, als Drion ihr neuer Tanzpartner war.

Das habt ihr ja alles wunderbar eingefädelt”, seine Stimme war nur ein Knurren. “Denkst wohl, du wärst jetzt vor mir sicher” Seine Augen glühten gefährlich rot auf.

Ich weiß nur, das ich dir nicht mehr gehöre”, sagte sie süfisant und drehte sich mit ihm. Kurz erhaschte sie einen Blick auf Elisa und Sven. Elisa schien kurz davor in Tränen auszubrechen. 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 07.03.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle, die nicht aufhören zu träumen. Für alle, die sich ihre eigenen Welten erschaffen. Für alle, für die ein Buch mehr ist als nur eine Geschichte. Alle, die von dem unmöglichem träumen, lade ich ein in meine Welt! Willkommen...

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