1. „Cranfort, Bahama Sealines. Was wünschen sie?“ „Bin ich mit Mr. Cranfort von dem Schifftransportunternehmen verbunden?“ „Ja, Sir, sie sprechen mit dem Geschäftsführer.“ „Das ist gut. Ich bin Mr. Stanley Buefield.“ „Der Modedesigner?“ „Ja, genau der. Ich wollte sie fragen, ob sie nicht ein paar Kleidungsstücke von mir nach Miami bringen könnten?“ „Ich?“ Ich war verdattert: Stanley Buefield war einer der ganz großen Modedesigner, der hier in Great Harbour lebte. Er war zwar noch jung aber hatte trotzdem jede Menge drauf. „Ja sie.“ „Dürfte ich sie fragen, Mr. Buefield, warum sie sich an so ein kleines Transportunternehmen wenden?“ „Mhh, ja Mr. Cranfort, sie dürfen. Eigentlich hatte ich ja vor, mich an eines dieser großen Unternehmen zu wenden, doch die sind so teuer.“ Ich bezweifelte dies. Vielleicht wären die anderen Unternehmen, wie z.B. INTERNATIONAL SEA oder SEAWAY für den normalen Mann teuer gewesen, doch durch meine Schwester Sabrina wusste ich, dass die paar Scheine, die man bei diesen Unternehmen blechen musste, für jemanden wie Buefield ein Klacks waren. „Und dann hat mir eine Kollegin den Tipp gegeben, dass die BAHAMA SEALINES preiswerter sind.“ „Nun ja…, ich müsste erst mal wissen, wann ich denn ihre Ware liefern müsste.“ „Wenn es geht noch heute.“ Ich sah auf meine Uhr: 4:37 pm. Meine DOLPHIN schaffte 45 kn (Seemeilen in der Stunde, ca. 83 km/h). Wenn ich mich beeilen würde, wäre ich vor 10:00 zurück. „Nun, was ist Mr. Cranfort? Schaffen sie es noch heute?“ „Ja natürlich, Mr. Buefield. Ich hätte dann noch zwei Fragen: Soll ich das Zeug abholen, wenn ja wo?“ „Ich lasse ihnen das Zeug bringen. War’s das?“ „Noch nicht. Ich habe noch eine Frage: Wer ist die Kollegin, von der sie gesprochen haben?“ „Oh, das war Ms. Cranfort. Sagen sie mal, sind sie irgendwie verwandt?“ „Ja. Sie ist meine Schwester.“
Um 16:42 bog ein Range Rover Sport auf mein Firmengelände ein. Ich besaß ein kleines, betoniertes Grundstück am Wasser, umstanden von großen Palmen, die ihren Schatten auf mein ‚Büro’ warfen. Dieses Büro war nur ein kleiner Schuppen, in dem ich Akten, einen Schreibtisch und einen Stuhl untergebracht hatte. Eine kleine Straße führte zur Anlegestelle, wo die DOLPHIN im Wasser tümpelte. Sie war ein Katamaran, 25 Meter lang, 5 Meter breit und hatte zwei 270 PS Motoren. In der DOLPHIN gab es einen Laderaum, einen kleinen Passagierraum, eine Schlafkajüte, eine Kombüse, ein Steuerhaus unter und eins über Bord.
Ich wies den Fahrer des Range Rovers an, hinunter zur DOLPHIN zu fahren.
Kaum 5 Minuten später hatten der Autofahrer und ich alles verstaut. Der Mann nahm mich bis zu dem Tor meines Firmengeländes mit und ich schloss ab.
Schließlich stand ich wieder einmal auf der Steuerbrücke, warf den Motor an und steuerte das Schiff langsam von der Anlegestelle weg.
Die Nadel des Tachometers schwankte zwischen 40 und 41 Knoten, während ich die Küste von Great Harbour Cay in 150 m Entfernung neben mir sah.
Als nach 7 Minuten Great Harbour Cay hinter mir lag, änderte ich meinen Kurs in westliche Richtung. Die beiden Motoren dröhnten auf, als ich den Geschwindigkeitsregler voll aufschob. Dann schaltete ich das Bordradio auf die Frequenz 106.7. Aus dem Radio tönte nun der Sound des BAHAMA FM RADIO’S.
Die Zeit verging während ich mit einer Tasse Kaffee in der Hand auf die Küste der USA wartete.
Im Hafen vom Miami war wie immer viel Betrieb. Private Yachten und Segler, große Passagierschiffe und Charterboote liefen stetig aus und ein.
Die Zollabfertigung kostete mich wenig Zeit, da der Betreiber der SEAWAY, ein Freund von mir, einige seiner Leute hier sitzen hatte, auf Grund derer ich immer schneller als die anderen Boote durch die Kontrolle gebeten wurde. Ich lenkte die DOLPHIN zum Pier 17, an dem ich auf L. Manlay warten sollte. Schon eine Minute nachdem ich die DOLPHIN vertäut hatte, kam ein kleiner Sportwagen angeschossen.
E. Manley war kein Mann, wie ich vermutet hatte. Ms. Manlay war eine Frau um die 20 Jahre, hatte die perfekte Modelfigur, braune Haare und rehbraune Augen. „Hi. Sind sie Mr. Cranfort?“ Es dauerte ein wenig, bis ich meine Sprache wiederfand und leise sagen konnte „Ja.“ „Entschuldigung, könnten sie lauter reden?“ Langsam tauchte ich aus ihren rehbraunen Augen auf. „Ja, ja.“ „Wie bitte?“ „Nun, sie fragten mich, ob ich Mr. Cranfort bin und ob ich lauter reden kann. Beides beantwortete ich ihnen mit ‚ja’.“ „Könnten wir nun zu ernsteren Themen kommen? Mr. Buefield sagte, sie bringen die Modellkleider.“ „Ja, natürlich. Sie sind noch im Boot.“ Schnell holte ich die Kleider von der DOLPHIN. „Danke sehr Mr. Cranfort.“ „Nicht der Rede wert, so etwas mache ich fast jeden Tag. Haben sie eigentlich heute abend schon etwas vor?“ „Nein, warum?“ „Ich würde sie gerne zum Essen einladen.“ „Gerne, aber haben sie denn das Geld dazu?“ „Das steckt noch in ihrer Brieftasche.“ „Oh, ja, sie bekommen ja noch 75 Dollar.“
Ein wenig später saßen wir im NASSAU CLUB, einem der besten Restaurants in der Gegend, beim Essen. „Wie heißen sie eigentlich mit Vornamen? Mein Chef hat die Angewohnheit, nur die Initiale des Vornamens der Geschäftspartner zu nennen.“ „Mein Name ist Daniel und sie hat man mir als E. Manley vorgestellt.“ Sie lachte: „Ich habe es doch gewusst. Ich heiße Diane. Bitte sagen sie nicht immer ‚Sie’ zu mir. Das hasse ich.“ „Wie du meinst.“ „Du arbeitest also auch für Buefield?“ „Nein, eigentlich fahre ich andere Ladung übers Meer, meistens Passagiere, na ja aber heute bin ich durch einen großen Zufall an Mr. Buefield geraten. Und du hast hier für Buefield die Verbindung zur Mode-Szene?“ „Ja, stimmt. Weißt du, die Kleider, die du gebracht hast sind für die nächste Modenschau.“ „Davon habe ich schon gehört. Die Modenschau soll ziemlich groß werden.“ Ich hatte leider wirklich davon gehört und das mehr als genug, denn seit einiger Zeit redete meine Schwester kaum noch von etwas anderem. Sie wohnte zwar nicht in Great Harbour, doch wir hielten Telefonkontakt. „Du interessierst dich also für Mode?“ „Nun, durch meine Schwester kann ich gar nicht anders.“ „Hättest du vielleicht Lust dabei zu sein?“ „Du meinst bei der Modenschau?“ „Ich könnte dir noch einen Platz besorgen. Allerdings nur falls du Lust hast.“ „Natürlich hätte ich Lust. Nur bräuchte ich irgendwo einen Platz, wo ich unterkommen kann, denn von hier nach Great Harbour Island ist es auch nicht gerade ein Katzensprung.“ „Ich könnte dich unterbringen. Mein Haus steht ganz in der Nähe.“ „Das wäre sehr nett von dir.“
Die aufgehende Morgensonne färbte die Tapete orange-rot, als ich aus meinen Träumen erwachte. Auf meiner Uhr war es 7:16. ich drehte mich auf die Seite und versuchte weiter zu schlafen. Nach 15 vergeblichen Minuten lies ich es dabei bewenden, dass ich wenigstens die Augen zu gemacht hatte und ging mich duschen.
Als das kalte Wasser aus der Brause schoss und meine Lebensgeister weckte, entschloss ich mich auch heute mein morgendliches Training fortzuführen und erst mal 10 Kilometer zu joggen.
Als ich nach einer Stunde wieder am Haus von Diane Manley ankam, duftete es aus der Küche nach Rührei und frischen Brötchen.
Als ich klingelte öffnete Diane: „Daniel, ich dachte du schläfst noch.“ „Ich konnte nicht wieder einschlafen.“ „Gut, dann brauche ich dich jetzt nicht zu wecken. Ich habe mir die Freiheit genommen dir auch Frühstück zu machen.“ „Sehr nett, danke. Ich würde davor aber lieber noch einmal unter die Dusche gehen.“
Die große Halle war ausgestattet mit 100 Sitzreihen, einem Catwalk und riesigen Strahlern. Es herrschte noch reges Treiben, als Diane und ich ankamen. Sie musste ein wenig eher da sein, denn sie hatte noch die Kleider. „Ah, Ms. Manley, da sind sie ja endlich. Haben sie die Kleider?“ Der Mann, der auf uns zugeeilt kam, war anscheinend der Organisator des ganzen hier. Er trug einen weißen Seidenanzug, eine weiße Krawatte und weiße Schuhe. Es hätte mich nicht überrascht, wenn auch sein Gesicht und seine Haare weiß gewesen wären. Seine Haare bildeten einen flammenden Kontrast zu seinem Anzug, denn sie waren feuerrot. Sein Gesicht war rot, verschwitzt und sah nicht gerade freundlich aus, doch sobald er Diane bemerkte, rang er sich ein Lächeln ab. „Geben sie die Kleider am besten her“, sagte er und brüllte: „Stan! Bring die Kleider hinter!“ Stan war anscheinend ein Aushilfsjunge, der versuchte sich hier ein paar Dollar zu verdienen. Er war genauso gehetzt wie das Zebra ohne Streifen vor uns. „Und wen haben sie noch dabei?“, wandte er sich dann an Diane, als ob ich nicht sprechen könnte. „Das ist Mr. Cranfort. Er hat die Kleider gebracht.“ „Und was will er hier? Wir haben schon genug Leute rumstehen.“ „Mr. Cranfort will sich die Modenschau ansehen. Würden sie beide mich jetzt entschuldigen, ich muss hinter die Bühne.“ Als Diane gegangen war, wandte sich Mr. Zebra ohne Streifen skeptisch an mich: „So, so, sie wollen sich also die Modenschau ansehen? Sicher? Ich denke sie haben es auf etwas ganz anderes abgesehen“, sagte er und nickte mit dem Kopf in die Richtung, in die Diane gegangen war. In diesem Moment rief jemand: „Mr. Frotz, wir haben schon wieder Probleme mit der Elektrik!“ „Könnt ihr denn auch gar nichts richtig machen? Ich hätte euch nicht anstellen brauchen, wenn ich es am Ende doch selber machen muss!“ Ich vergaß seine Bemerkung nicht und vielleicht steckte ein Körnchen Wahrheit darin. Plötzlich hörte ich eine vertraute Stimme: „Daniel, du hier?“ „Sabrina! Ich wusste gar nicht, dass du hier auch deine Kleider und alles andere präsentierst.“ „Na hör mal. So was ist für meine Karriere lebenswichtig. Wie läuft dein Unternehmen?“ „Dank dir recht gut.“ „Das kann ich mir nicht vorstellen. Buefield wollte etwas billiges haben. Von dem was er dir gegeben hat kannst du dir doch bestimmt nur den Tank auffüllen lassen.“ „Stimmt nicht ganz. Ich habe zwei Tanks füllen können und konnte auch noch in den NASSAU CLUB.“ „Hast du’s endlich geschafft bei den Frauen zu landen. Wer ist es denn?“ Ich sagte ihr nichts, doch in diesem Moment kam Diane zurück. Sabrina warf mir einen anerkennend-fragenden Blick zu. „Guten Tag, Ms. Cranfort.“ „Hallo, Ms. Manley. Ist ihr Chef schon da?“ „Nein, ich habe ihn noch nicht gesehen. Fragen sie doch Frotz ob Mr. Buefield schon da ist.“ „Eher würde ich mit den Schuhen in Hunde… treten, als Mr. Zebra ohne Streifen was zu fragen.“ Da musste ich grinsen. „Was ist so witzig, Daniel?“, fragte meine Schwester. „Hast du dir den Kosenamen selber ausgedacht?“ „Klar.“ „Nun, ist es noch witziger, denn als ich ihn gesehen habe, kam er mir auch vor wie ein Zebra ohne Streifen.“ „Du bleibst immer derselbe. Wie geht es eigentlich deiner DOLPHIN?“ „Top Zustand, nur ein wenig ausgepumpt.“
Künstlicher Nebel waberte auf, Musik setzte ein und die Scheinwerfer ergossen ihr vielfarbiges Licht über den Laufsteg, während ein Model nach dem anderen den Nebel durchbrach und auf dem Catwalk auf und ab ging. Es waren alles Frauen zwischen 20 und 30 Jahren, die anscheinend jeden Tag nur 5 Äpfel aßen um nicht zuzunehmen. Dabei schlackerten ihnen die Kleider nur so am Körper.
Diane konnte mir zu jedem Kleid sagen, welcher Designer es entworfen hatte und wusste von jedem auch noch ein fast vollkommene Biografie. Nach der zehnten schwirrten mir im Kopf Jahreszahlen und Daten herum.
Dianes Erläuterungen wurden jäh unterbrochen, als plötzlich auf dem Laufsteg ein Tumult ausbrach. Ein Model war zusammengefallen und lag reglos am Boden. Sofort brachen die wildesten Vermutungen aus: sie ist ermordet worden, sie hatte einen Kreislaufzusammenbruch und andere Theorien, welche immer absurder wurden. „Ruhe!“, schrie Frotz und versuchte die Leute zu beruhigen, doch keiner hörte auf ihn.
Diane eilte nach unten, zu den anderen Fachleuten der Modewelt und ich folgte ihr. Die Designer und deren Angestellten unterhielten sich leise. Plötzlich kam Mr. Buefield hereingestürmt: „Was ist hier los?“ Einige Angestellte der Modenschau eilten zu ihm und erklärten, was gerade passiert war. Schlagartig änderte sich die Gesichtsfarbe des Designers von rot zu weiß. „Lasst mich durch! Lasst mich durch!“ Mit dem Einsatz seiner Ellenbogen kämpfte sich Mr. Buefield durch die Menge, die sich inzwischen um den Laufsteg versammelt hatte. „Buefield, wo waren sie denn?“ „Ich bin eben erst gekommen. Dieses Flugunternehmen hat sein Maschinchen nicht schnell genug hochgekriegt. Was ist mit Barbara?“ „Ihr Model ist mitten auf dem Laufsteg zusammengebrochen.“ „So ein Mist. Wissen sie was sie hat?“ „Nein. Sie atmet noch. Vielleicht ist sie nur in Ohnmacht gefallen.“
Wenig später kam der Krankenwagen und nahm das Model sofort mit. Die Modenschau wurde abgebrochen.
„Das ist überhaupt nicht gut für meinen Ruf“, sagte Mr. Buefield „Mitten drin eine Modenschau abbrechen. Und dann auch noch mein Model. Ms. Manley, wären sie so nett mir einen Heimtransport zu besorgen?“ „Natürlich, Mr. Buefield.“ „Wenn ich anbieten dürfte, Mr. Buefield, könnte ich sie mitnehmen. Es wird zwar etwas länger dauern, aber wir können sofort los.“ „Das ist sehr nett von ihnen, Mr. Cranfort.“ Als Buefield sich auf den Weg zu seinem Wagen machte, fragte mich Diane: „Könntest du mich mitnehmen. Ich meine auf die Bahamas.“ „Natürlich. Ich würde dir jedoch raten irgendeine Beschäftigung mitzunehmen, denn wir werden einige Zeit brauchen.“
Langsam glitt die DOLPHIN aus dem Hafen hinaus aufs Meer. Die Nadel pendelte sich auf 44 Knoten ein und mit langen weißen Streifen hinter sich zischte der Katamaran in Richtung Bahamas. Der Schiffverkehr wurde immer spärlicher, je weiter wir uns vom Hafen entfernten. Nach 7 Kilometern war nur noch ein Schiff vor uns. Es war ein kleines Rennboot, schmal, schnell und neuster Bauart.
Ich jagte die Motoren der DOLPHIN noch ein wenig auf, sodass die zwei 270ger satt dröhnten und mein Boot weiter anschoben.
Langsam kam die DOLPHIN dem Boot, Bauart Cigarette, näher. Am Heck des Schnellbootes prangten angeberisch die Lettern CATCHER. Als uns nur noch 100 m türkises Meerwasser trennten, beschleunigte das Rennboot plötzlich und fuhr eine enge 180°-Kurve, steuerte also direkt auf uns zu.
2. Der erste Schuss traf eine Positionsleuchte. Klirrend brach das Glas unter der Metallkugel. Zuerst hatte ich keine Ahnung was los war, doch nach und nach dämmerte mir etwas nicht sehr beruhigendes.
Die CATCHER vollführte blitzschnell die nächste Wende und jagte wieder davon. Ich wusste, sobald das Sportboot wieder genug Abstand gewonnen hätte, würde derjenige, der geschossen hatte, seine Waffe erneut benutzen.
Plötzlich kam Diane herein. „Was ist los? Ich dachte ich hätte einen Schuss gehört.“ „Da liegst du vollkommen richtig.“ „Wie, du meinst…?“ Ich brauchte diese Frage nicht zu beantworten, denn in diesem Moment schoss die CATCHER wieder herum und der nächste Schuss zerkratzte mir den Lack des Steuerhauses. „Was sollen wir jetzt tun?“ Die Frage riss mich aus meinen Gedanken, die jetzt nur um einen Punkt geschwirrt waren: Wann würde der Verrückte, Ballernde uns treffen.
Ich griff nach dem Funkgerät. Das einzige was Sinn ergab war, die Küstenwache zu rufen.
Der Beamte der Küstenwache verstand den Ernst der Lage erst, als mir der nächste Schuss wieder den Lack zerkratzte.
Ich nahm die Geschwindigkeit auf 20 Knoten herunter, sodass uns die Boote der Küstenwache auch einholen konnten. Doch als der Skipper des Sportbootes sah, wie die DOLPHIN immer langsamer wurde, dachte er anscheinend, wir wollten uns ihm ergeben.
Plötzlich knackte die Leitung des Funkgerätes und eine weiche Stimme klang durch den Lautsprecher. Hätte ich nicht gewusst, das derjenige, der da sprach, seine Waffe gerade in der Hand hielt und sie gegen uns richten würde, hätte es von der Stimme her ein liebenswürdiger Mensch sein können. „Sie sind ganz schön hart, Mr. Cranfort. Die meisten, bei denen ich schießen musste, ergaben sich beim ersten Schuss ihrem Schicksal. Nun, jetzt haben sie es auch eingesehen. Bitte bleiben sie jetzt ganz still da stehen, sonst müsste ich ja mit meiner Tradition brechen und den Kapitän vor den Passagieren von Bord gehen lassen. Bitte halten sie doch ihr Bötchen jetzt ganz an.“
Ich dachte keinen Moment daran meine treue DOLPHIN einfach so in die Hände dieses Killers zu geben. Doch zum Schein drosselte ich die Motoren der DOLPHIN noch mehr. Die CATCHER kam zum Stillstand. Als die Entfernung zwischen dem Killer und uns nur noch 100 m betrug, fuhr ich den Geschwindigkeitsregler Sekunde für Sekunde weiter auf. „Haben sie vor, uns in die Hände dieses Mannes zu geben?“ „Nein. Zumindest werde ich versuchen ihn so lange wie möglich hinzuhalten.“
Mit diesen Worten schob ich den Regler voll auf und die Motoren gaben alles. Sofort riss ich das Steuerrad herum und zog die DOLPHIN in Richtung Miami zurück.
„Mr. Cranfort, was machen sie, warum geht es zurück nach Miami?“ Es war Mr. Buefield. „Das wir zurückfahren liegt daran, dass uns ein Auftragskiller angreift.“ „Auftragskiller? Was?“ „Wenn sie mal kurz rausschauen, werden sie eine kleine Cigarette sehen.“ Mr. Buefield noch nicht sehr überzeugt, schaute nach draußen. „Mr. Cranfort sie haben Halluzinationen. Hier ist nichts.“ Seine Feststellung bestätigte sich einen Moment später. Er hatte zur falschen Seite gesehen. Kaum eine Sekunde, nachdem er den Kopf wieder ins Ruderhaus genommen hatte, zerschlug uns auf der anderen Seite eine Kugel die Scheibe.
Plötzlich sah ich in ein paar Kilometer Entfernung 3 Schnellboote auf uns zuschießen. „Die Küstenwache kommt.“
Irgendwie musste ich den Cigarette-Kapitän von den Booten ablenken.
Von einem Moment auf den anderen zog ich den Geschwindigkeitsregler voll zurück, sodass die Motoren rückwärts liefen. So schnell wie noch nie kam die DOLPHIN von ihrer Höchstgeschwindigkeit herunter. Die CATCHER schoss mit vollem Tempo an uns vorbei. Sofort wendete ich die DOLPHIN um 180° und die 540 PS beschleunigten den Katamaran wieder.
Die CATCHER brauchte bedeutend länger um sich wieder uns zuzuwenden. Der Dank für mein Manöver war eine Salve aus 5 Schüssen.
Ich setzte wieder zu einem Manöver an. Diesmal nahm ich die Geschwindigkeit allmählich herunter und wartete bis die CATCHER nahe am Heck der DOLPHIN war. Dann schlug ich den Geschwindigkeitsregler zurück und vollführte wieder eine 180°-Kurve. Doch diesmal reagierte der Skipper der CATCHER anders: Ohne Geschwindigkeit von seinem Boot zu nehmen versuchte er das Sportboot zu wenden. Solche Manöver, das wurde uns schon in der Bootsschule beigebracht, sollte man nie versuchen, denn dies war eine von mehreren narrensicheren Methoden das eigene Boot in den Bootshimmel zu befördern. Nicht anders als von mir erwartet, legte sich das Boot in die Kurve, zuerst nur sehr wenig geneigt. Mitten in der Kurve erreichte das Boot dann den Winkel von 90° zum Meeresspiegel. Es dauerte kaum eine Sekunde: Das Rennboot kippte plötzlich einfach um. Kurz glitt es noch kopfüber übers Wasser und kam zum stehen.
Mr. Buefield stand noch immer schreckensbleich am hinteren Ende des Steuerhauses. „Ich glaube der hatte es auf sie abgesehen, Mr. Buefield.“ Diane ging zu ihrem Chef und führte ihn zu einer Sitzbank an der Seite des Steuerhauses. „Dann haben sie mir gerade das Leben gerettet, Mr. Cranfort.“ „Denken sie, ich lasse es zu, dass der Kerl zuerst sie und dann uns tötet? Okay, ich gebe ehrlich zu, dass ich dies mehr aus Eigennutz tat, denn ein paar Jahre älter wollte ich werden.“ „Ihr Eigennutz hat uns also das Leben gerettet? Ist ja auch egal. Zumindest leben wir noch.“ „Und was wollen wir jetzt machen?“, fragte ich. „Auf die Küstenwache warten, alles erzählen, was es zu sagen gibt und dann nach Great Harbour fahren.“ „Mr. Buefield, ich bin zwar kein Experte, aber ich glaube es wäre nicht gerade ratsam, dass sie in ihre Villa zurückkehren.“ „Und warum nicht, Mr. Cranfort?“ „Nun, ich glaube kaum, dass dieser Herr hier von sich aus gehandelt hat.“ „Was meinen sie damit?“ „Ich glaube, dass es, wenn sie in ihre Villa zurückkehren, noch mehr Attentate auf sie geben wird.“ „Was wollen sie dagegen unternehmen? So wie sie aussehen, haben sie sich bereits einen Plan zurechtgelegt.“ „Nun ja…“
3.Die Küstenwache nahm unseren Bericht sofort auf und barg anschließend das Boot. Doch in dem Boot war keiner. „Wahrscheinlich ist er erstickt und die Strömung hat ihn fortgetragen“, sagte einer der Beamten. Diane wurde bleich. „Keine Angst Ms. Manley, sie und alle anderen hier trifft keine Schuld. Die Spuren besagen eindeutig, dass sie hier angegriffen wurden. Schließlich konnte auch keiner ahnen, dass dieser Mensch versucht sein Boot mit voller Geschwindigkeit auf der Stelle zu wenden. Ihnen“, der Beamte wandte sich an mich „wird die Versicherung den Schaden bezahlen.“ „Ich glaube nicht. Auf so etwas habe ich die DOLPHIN nicht versichern lassen.“ „Dann holen sie das schnellstmöglich nach. Für die Schäden hier müssen sie dann wahrscheinlich selbst aufkommen.“ „Das übernehme ich“, sprang Mr. Buefield ein „Dieser Mann hat mir mein Leben gerettet. Diese Reparaturen bin ich ihm mindestens schuldig.“ „Okay, dann wäre alles geklärt. Gute Fahrt noch.“ „Danke und Auf Wiedersehen.“ „Ich persönlich hoffe, dass wir uns unter glücklicheren Umständen wieder treffen, Mr. Cranfort. Auf Wiedersehen.“
Als die Boote der Küstenwache losgemacht waren, fuhr ich die Geschwindigkeit der DOLPHIN wieder herauf und nahm direkten Kurs auf Great Harbour Island.
Als die 270ger die DOLPHIN langsam an den Landesteg schoben, sahen wir die schwarze Limousine von Mr. Buefield vor dem Tor meines Firmengeländes. Er hatte seine Leute schon verständigt und dabei unseren Plan gleich mit ganz bestimmten Angestellten durchgesprochen. Der Beifahrer des Wagens würde sich nachher mit zu Mr. Buefield setzten. Durch das verspiegelte Glas, konnte man von außen dann nicht sehen, wie die beiden Männer, die ungefähr gleich groß, von gleicher Statur und gleich Aussehend waren, die Sachen tauschten, sodass der Beifahrer dann Mr. Buefield sein würde und dieser der Beifahrer.
Ich machte die DOLPHIN fest und ging mit Diane und ihrem Chef von Bord.
Mit meinem Ford Mustang von ’98 fuhr ich Mr. Buefield und Ms. Manley zum Tor. Ich schloss es auf und Mr. Buefield stieg in seinen Bandley um.
Kaum hatten sich die Wagentüren geschlossen, glitt der Wagen auch schon los. Mein roter Mustang folgte ihm durch die Straßen Great Harbours hinaus zu den kleinen Ortschaften, wo sich die Leute, deren Brieftaschen keine Normalgröße hatten, ihre großen Häuser und Villen hatten hinbauen lassen, fernab vom Lärm der Städte.
Mr. Buefields Haus war das größte der Insel. Er besaß ein mehrere Quadratkilometer großes Grundstück, auf dem er sowohl einen Golf-, einen Tennis- und einen Fußballplatz, als auch ein Schwimmbad und einen kleinen Zoo hatte. Das gesamte Gelände wurde von einem 2 Meter hohen Stahlgitterzaun umgeben. Jeder zweite Pfosten des Zaunes war mit einer Überwachungskamera gespickt und das Gelände wurde von einigen Sicherheitsbeamten überwacht.
Die Zufahrt zum Haus war staubig und der ziemlich einzige Makel auf diesem idyllischen Gelände, mit den vereinzelten Bäumen und dem sehr gut gebauten Haus.
Mein Plan ging auf: Der ‚Angestellte’ öffnete ‚Mr. Buefield’ die Autotür und sie gingen mit uns ins Haus. Wir besprachen einiges, was mit unserem Vorgehen zu tun hatte (wie z.B. das ‚Mr. Buefield’ untertauchen würde und sich auf den Anguilla Keys verstecken würde (natürlich besprachen wir nicht den ganzen Plan, denn es hätte ja sein können, dass irgendetwas an denjenigen gelangen würde, der Mr. Buefield angegriffen hatte)). Dann beklagte sich der ‚Angestellte’ über Übelkeit und Magenbeschwerden.
Da Mr. Buefield es seinen Angestellten untersagt hatte, ihre Autos auf seinem Grundstück zu parken und diese nun auf einem Parkplatz davor standen, bot ich dem angeblich Kranken an, ihn nach Hause zu bringen, da er „unmöglich selber fahren konnte“.
Ms. Manley nahm das Auto des Angestellten mit. Wir brachten den echten Mr. Buefield also erst einmal zum Haus seines Angestellten.
Ms. Manley stellte den Buick des Angestellten auf dem Hausparkplatz ab, während ich den Angestellten ins Haus brachte.
Als Ms. Manley bei mir eingestiegen war, lies ich den Motor des Mustangs wieder an. Ich setze zurück und fuhr von dem Parkplatz.
Über viele Umwege fuhr ich uns zu mir nach Hause. Ich hatte die Route, die ich einschlug genau geplant, sodass wir öfters über ein und dieselbe Straße fuhren. Wenn uns jemand verfolgt hätte, wäre uns das sofort aufgefallen. Doch kein Auto, Fahrrad, Motorrad oder sonst etwas verfolgte uns.
Ich parkte meinen Mustang wieder vor meinem Haus und öffnete die Haustür. Als ich eintrat hörte ich von der Hintertür her ein klopfen. Während Ms. Manley ihren Mantel an die Garderobe hängte, ging ich die Hintertür öffnen. An der Hintertür wartete Mr. Buefield. Er hatte sich aus der Hintertür des Mietshauses von seinem Angestellten geschlichen und war unauffällig bis hier her gelangt, wie wir es geplant hatten. Ich hatte ihn zwar noch nicht erwartet, aber so konnten wir wenigstens sicher sein, dass ihm nichts zustieß. „Ist ihnen jemand gefolgt, Mr. Buefield?“ „Nein. Ich habe zumindest niemanden bemerkt.“ „Gut, dann kommen sie am besten rein. Wir müssen noch einiges besprechen.“
Als Mr. Buefield und Diane Platz genommen hatten, sprach ich einen der wichtigsten Punkte an: „Also, Mr. Buefield, zuerst einmal brauchen sie einen Decknamen und eine neue Identität.“ „Wie wäre es mit Dean?“, schlug Ms. Manley vor. „Mh, der Name gefällt mir. Jetzt bleibt noch meine neue Identität zu klären.“ „Wie wäre es, wenn sie mein Bruder sein würden?“ „Nein, ich denke das würde man zu schnell überprüfen können.“ „Wie wäre es mit Cousin?“ „Ja, das halte ich für eine gute Idee. Ich bin jetzt also Dean Cranfort.“ „Ja. Aber sie, ich meine du, darfst dann auch nicht mehr aussehen wie Mr. Buefield.“ „Gutes Argument. Wie wäre es, wenn ich heute zum Friseur gehe und mir die Haare ratzekahl schneiden lasse?“ „Wir wollen es nicht übertreiben. Es reicht wenn du dir deine Haare auf die Länge von einem Zentimeter schneiden lässt. Dann muss noch der Bart weg.“ „Aber den habe ich mir aufwendig stutzen lassen.“ „Eben. So oft gibt es solche Bärte nicht. Deshalb muss der weg. Und du müsstest, wir müssten dir noch einen Pass auf den Namen Cranfort besorgen.“ „Gut. Also, dann gehe ich jetzt zum Friseur und besorge mir danach den Pass.“ „Willst du das alles alleine machen?“ „Klar. Ihr könnt irgend etwas anderes machen.“ „Ich würde die DOLPHIN ausbessern lassen und auch umspritzen und den Namen ändern, damit man sie nicht auf den ersten Blick erkennt.“ „Dann gehe ich und buche für meinen ‚Chef’ alles.“ „Gut, dann wäre alles geklärt. Wir treffen uns nachher wieder hier.“ „Warte noch kurz, Dean. Ich habe noch einen Hausschlüssel für dich, falls du eher als wir zurückbist.“ „Und was soll ich machen, wenn ich eher als ihr fertig bin?“, fragte Diane. „Komm am besten mit dem Bus zur BAHAMAS SHIPYARD. Ich kann dir dann den Schlüssel geben. Und ich fahre dich jetzt zum Friseur, Dean, und dich zum Reisebüro.“ „Danke, sehr nett.“
Wieder ging es los. Zuerst brachte ich meinen Cousin zur Second Bay Street. Er stieg aus und drehte sich noch einmal um. „Dean, ich habe gesagt, ich bezahle dir die Reparaturen. Hier, fang auf. Das was nach deiner Aktion übrig bleibt, behältst du einfach. Okay?“ Ich war perplex und sagte einfach „Ja“. „Gut, dann viel Spaß.“ Er ging in den Friseursalon und ich gab Gas. Erst ein paar Sekunden später, wurde mir bewusst, dass das was ich da in der Hand hielt, ein Haufen Geld war. „Daniel, kannst du mir mal das Zeug da hintergeben? Ich will mal durchzählen.“ „Klar“, sagte ich und gab ihr das Geldpäckchen.
Das Reisebüro lag ein wenig außerhalb der Stadt. Als wir endlich an dem Firmengebäude, welches auch andere Büros außer dem Reisebüro enthielt, ankamen sagte Ms. Manley: „1000 Dollar in Bar ist ganz schön viel und ich denke, dir wird nach der Reparatur der DOLPHIN noch einiges bleiben.“ „Das hört sich gut an. Dann wünsch ich dir viel Glück, dass du das richtige findest.“ „Keine Sorge. Ich musste das schon öfters machen.“ „Ich dachte du warst in Miami für die Modeverbindung zuständig?“ „Na ja, ich musste ab und zu auch mal so etwas erledigen.“ Gemessenen Schrittes ging sie in das Bürogebäude. Ich trat wieder aufs Gaspedal und der Mustang preschte nach vorne, in Richtung des BAHAMA SEALINES Geländes.
Ich schloss das Tor ab, nahm das Geld und machte die DOLPHIN los.
Als die 540 PS langsam in Fahrt kamen, fühlte ich mich wie immer wenn die DOLPHIN vom Steg wegtrieb: frei und uneingeschränkt. Es war schon mein Traum gewesen zur See zu fahren, als ich noch gar nicht in die Schule ging. Damals träumte ich noch davon für all meine Zeit die Meere zu erkunden und Forschungsexpeditionen zu begleiten. Doch dann musste ich irgendwann einsehen, dass ich nicht nur faul auf einem Liegestuhl sitzen kann und der Sprit mir nicht geschenkt werden würde. Als mein Vater vor ein paar Jahren starb, hinterließ er mir sein gesamtes Geld. Meine Mutter war schon eher gestorben. Sie hatte ich kaum gekannt.
Ich legte das Geld meines Vaters auf ein Konto und trat dann den Wehrdienst an. Dort lernte ich Charles kennen. Er und ich hatten den selben Traum: Beide wollten wir hinaus aufs Meer. Im Gegensatz zu mir hatte Charles Wenston das Geld dazu, sich gleich mehrere Schiffe zu kaufen und mit ihnen das Unternehmen SEAWAY zu gründen.
Nach unserer Army-Zeit blieben wir weiter in Verbindung. Manchmal, wenn er voll ausgebucht war, vermittelte er sogar ein paar Aufträge an mich, sodass ich ihm jetzt einen kleinen Haufen Geld schuldete. Doch immer wenn ich versuchte es ihm zu geben sagte er: „Die Aufträge hätte ich eh nicht geschafft. Ich habe nur Kunden weitergeholfen.“
Die BAHAMAS SHIPYARD hatte ein riesiges Gelände. So konnte man hier eine große Nachfrage an Reparaturen bewältigen und eigentlich war dann immer noch Platz für noch ein Schiff.
Die DOLPHIN wurde aufs Trockendock gebracht und die Scheiben wurden binnen zwei Stunden ausgewechselt. Dann ging es richtig zur Sache. Die DOLPHIN sollte vollkommen umlackiert und der Schriftzug am Bug musste geändert werden.
Die DOLPHIN war weiß, schneeweiß mit einem Streifen in aquamarin auf jedem Schwimmer.
Das umlackieren eines Schiffes wie der DOLPHIN war nicht nur teuer, sondern auch zeitaufwendig. Die Leute von der Werft würden zwar, wenn überhaupt, nur ein paar Stunden brauchen um die DOLPHIN zu lackieren, doch dann musste der Lack noch einen Tag trocknen.
Ich sah zu wie das Weis der DOLPHIN langsam zu aquamarin wurde. Nach und nach änderte sich die DOLPHIN von außen. Nach eineinhalb Stunden hatten die Arbeiter die DOLPHIN so gut wie fertig lackiert. Nur der Streifen fehlte noch.
Mit dem Bus fuhr ich zurück zu mir nach Hause. Ms. Manley war gekommen, als die Arbeiter den orangen Streifen fertig aufgetragen hatten.
4.Mein Cousin war noch nicht zurück. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass er so lange beim Friseur saß. Aber was konnten wir schon tun? Trotz dass Great Harbour gegenüber Städten wie Nassau sehr klein war, war die Stadt doch so groß, dass wir Tage gebraucht hätten, um meinen Cousin zu finden. Wir warteten also.
Es begann zu regnen und dunkle Wolken verhängten den Himmel, als es plötzlich klopfte. Vor der Tür stand mein Cousin. Der Friseur hatte ganze Arbeit geleistet. Seine Haare waren gestutzt und der Bart war vollkommen abrasiert. Man konnte ihn kaum noch als Mr. Buefield erkennen. „Was hast du denn so lange gemacht, Dean?“ „Tut mir leid, ich musste so lange warten. Na ja, habe ich etwas verpasst?“ „Nein, bis jetzt noch nicht. Aber gleich müssten wir zu Mr. Buefield und mit ihm den Plan besprechen.“
Die Limousine brachte uns zu Mr. Buefields Anwesen. Vor dem Haus parkte schon ein kleiner MG. Mit diesem Wagen, sagte uns Ms. Manley, würde Mr. Buefield morgen zum Hafen fahren und mit einem Schiff nach Key West auslaufen. Wir besprachen genau, was morgen angeblich geschehen würde. Am Abend hatten wir alles geklärt, sodass hoffentlich alles gut gehen würde.
Wieder holte uns eine Limousine ab. Mr. Buefield saß schon in dem MG.
Ein paar Minuten später, startete die angebliche Untertauchaktion von Mr. Buefield. Er würde auch Umwege machen, wie wir gestern.
Wir würden dem MG nicht direkt folgen. Diane und ich würden in zwei weiteren Wagen fahren. Wir würden uns an bestimmten Punkten mit der Bewachung abwechseln. Mein Cousin würde in dem Wagen mitfahren, den mir Mr. Buefield zur Verfügung stellte.
Am Hafen würden wir Mr. Buefield auf Schritt und Tritt verfolgen. Erst kurz vor dem ablegen des Schiffes, würden wir wieder zu den Wagen zurückkehren und die DOLPHIN abholen. Wir hatten es so eingerichtet, dass an der Werft schon 3 Leute warten würden, die die Wagen, welche wir benutzten, in Empfang nehmen würden.
Um zehn Uhr fuhr der MG von dem Anwesen Mr. Buefields. Ich folgte dem MG bis nach Great Harbour und als ich dort den orange-gelben Ford sah, den Ms. Manley fuhr , bog ich ab und gab Gas.
Ich traf genau mit Ms. Manley und Mr. Buefield ein. Diane lenkte ihren Ford in eine andere Richtung und blieb hinter dem MG.
„Daniel, was hälst du eigentlich von der Idee, dass wir uns gegen die Leute, die mich, ich meine Mr. Buefield angreifen, zur Wehr setzten könnten?“ „Na ja, wenn wir uns gegen die zur Wehr setzten wollten, bräuchten wir eine Waffe. Um die zu bekommen brauchen wir einen Waffenschein. Und dann müssen wir auch noch an Waffen rankommen.“ Mr. Buefield gab mir 3 Scheine von der Größe eines Ausweises und drei Dinger, die aussahen wie Pässe „Was sind das?“ „Das, mein lieber, sind falsche Ausweise und Pässe.“ „Was?“ „Die Leute werden dich genauso verfolgen wie Mr. Buefield. Also tauchst du überall unter anderem Namen auf. Für mich und Ms. Manley habe ich so etwas auch. Du kriegst dazu noch die hier. Steck am besten alle Dinger, die unter gleichem Namen laufen zusammen.“ Er reichte mir noch drei Karten. „Und was ist das jetzt wieder?“ „Weißt du noch vorhin?“ „Du meinst die Idee mit den Waffen?“ Als Antwort reichte er mir eine kleine Schachtel. „Ich hab mich schon drum gekümmert, gestern nach dem Friseur.“ „Da hast du also gesteckt.“ „Auf jeden Fall ist das da deine Walther P99.“ „Du hast eine Walther besorgt?“ „Bist du nicht der Meinung, dass wir uns verteidigen sollten?“ „Doch, schon, aber warum muss ich das Ding nehmen?“ „Nun, Ms. Manley wird das wohl kaum tun und ich will auch nicht.“ Ich stöhnte auf. Es war mir eigentlich nicht recht eine Waffe zu besitzen, aber wenn man uns wieder angriff, wäre das bestimmt von Vorteil.
Ms. Manley wartete schon am Hafen. Ich stellte den Wagen neben den MG ab und wir gingen zu Diane. Mr. Buefield steckte ihr heimlich die Pässe und Ausweise zu.
Ich spürte das kalte Metall der Waffe deutlich unter meiner Hose, fühlte mich dadurch sicherer, aber nicht beruhigt. Es war nun bereits 10:50 und Mr. Buefield brachte sein Gepäck an Bord.
Als der Kapitän 2 Minuten vor 11 Uhr schließlich durch die Lautsprecher der NAPOLEON I rief: „Bereit machen zum Anker lichten“, begaben wir uns von Bord.
Mit dem Ford, dem MG und dem Range Rover fuhren wir zur BAHAMAS SHIPYARD. Dort gingen wir in das Bürogebäude und meldeten uns am Tresen: „Guten Tag.“ „Guten Tag, was kann ich für sie tun?“ „Ich wollte mein Boot hier abholen, gestern neu lackiert.“ „Also gestern neu lackiert, da hätten wir die SEASTORM, die REKJAVIK, die ALBATROS und die DOLPHIN, ach nein, die WAVEBREAKER.“ „Mir gehört das Schiff, welches sie zuletzt nannten.“ „Die WAVEBREAKER? Dann bräuchte ich ihren Ausweis.“ Ich legte meinen echten Ausweis auf den Tresen und die Empfangsdame nahm ihn sich. „Zahlen sie bar?“ Ich legte der Dame einen 200-Dollarschein hin. „Da bekommen sie 45 Dollar zurück und jetzt bräuchte ich noch ihre Fahrzeugpapiere.“ Ich gab ihr auch die Papiere der ehemaligen DOLPHIN. „Danke, hier ist alles zurück. Ihr Boot steht schon bereit.“ „Guten Tag noch.“
Ich sah die DOLPHIN sofort. In ihrem aquamarin hob sie sich deutlich vom Großteil der anderen Schiffe ab.
Als wir an der WAVEBREAKER ankamen, stand schon ein Werftarbeiter daneben und machte sie von einer Kette frei, welche anscheinend dem Zweck diente, Schiffsbesitzer an der Ausfahrt mit ihrem Boot zu hindern bevor sie gezahlt hatten. Diane und Dean sprangen schon an Bord während ich noch schnell die WAVEBREAKER losmachte.
Dann ließ ich den Motor an und schob den Geschwindigkeitsregler langsam hoch und mein Schiff wurde immer schneller auf die Floridastraße getrieben. Wieder schlug die Tachonadel auf 45 kn ein und mit Höchstgeschwindigkeit schoss die WAVEBREAKER auf die NAPOLEON I zu, die mittlerweile schon einige Kilometer von Great Harbour Island entfernt war. Die NAPOLEON I fuhr ein langsames Tempo, sodass wir nach einer halben Stunde aufgeholt hatten. Über ein Sprechfunkgerät riefen wir Mr. Buefield an und er erschien kurz darauf neben uns, nur um ein paar Meter höher auf dem Schiffsdeck.
Schließlich legte ich den Regler wieder auf 100% und mit kurzem aufjaulen gaben die 270ger alles. Ich grüßte den Kapitän der NAPOLEON I im vorbeifahren mit einem Schiffshornsignal, welches neben der Antwort der NAPOLEON kläglich wirkte und drehte dann nach Norden ab. Die NAPOLEON I würde nun direkt auf Key West zuhalten, während wir uns noch ein wenig Zeit in Miami gönnen würden. Erst in 9 Stunden würde man die NAPOLEON I im Hafen von Key West sehen.
Ich hatte Kurs auf Miami genommen. Nun lag Great Harbour Island links von uns. Einige Schiffe fuhren vor der Küste auf und ab. Ich sah sogar zwei der neuesten Boote schneller Bauart. Diese drehten plötzlich ab und fuhren von der Küste weg. Diese Boote konnten, wenn man sie wirklich auf volle Höchstleistung brachte, eine Geschwindigkeit von etwa 40 kn erreichen.
Die beiden Boote hielten genau auf uns zu. Ich glaubte, dass die Kapitäne einfach nur beweisen wollten, wie schnell ihre Boote waren, doch das bestätigte sich nicht. Als die Boote dann plötzlich hinter uns waren, flog etwas an uns vorbei. Ich sah es nicht, ich hörte nur das Zischen, welches eine fliegende Kugel von sich gibt. Ich reagierte sofort und riss den Gashebel voll auf. Nach 5 Minuten mit diesem Tempo hätten wir die beiden Speedboote abgehängt. „Daniel, was ist hier los?“, fragte mein Cousin. „Wir werden schon wieder angegriffen. Die zwei Speedboote da draußen.“ „Und warum benutzt du nicht … ich meine, warum setzt du dich nicht zur Wehr.“ „Keine Sorge, wird schon erledigt.“ Mit diesen Worten wirbelte ich das Steuerrad einmal herum und die WAVEBREAKER vollführte eine Wende. Die beiden Boote drosselten ihre Geschwindigkeit und schossen wieder. „Jetzt sind schon wieder Kratzer auf dem Lack. Dabei ist der noch fast frisch“, sagte ich mit Galgenhumor und gab wieder Leistung auf die Schrauben der WAVEBREAKER. Die zwei Bootsführer ahnten anscheinend, was ich vorhatte, denn sofort wendeten sie ihre kleinen Schiffe und rasten davon. Doch nicht schnell genug. Das eine Schiff holten wir nach 3 Minuten ein. Als es nur noch 15 Meter vor den Schwimmern der WAVEBREAKER war, holte ich die Walther aus meiner Hose. Diane war geschockt: „Was…?“ „Wir haben jetzt keine Zeit für Erklärungen. Nachher erzählen wir dir alles. Dean, schieß dem da vor uns auf die Schrauben.“ „Woher soll ich wissen wo die sind?“ „Bei den Rennbooten wie denen sind die immer außen. Eine Back- und eine Steuerbord.“ „Aye, Skipper.“
5. Dean öffnete die Tür vom Steuerhaus und trat hinaus. Dann zielte er, es krachte und das Boot wurde langsamer. Ich nahm auch Geschwindigkeit weg und wieder knallte es. Nun verlor das Boot fast vollkommen die Fahrt und ich drehte ab… und das andere Rennboot, welches komischer Weise den Namen CATCHER II trug, wäre fast in die WAVEBREAKER gekracht. Ich gab sofort Gas, um weg zu kommen, doch die CATCHER II wäre trotzdem in uns gekracht, hätte der Kapitän nicht das Steuerrad voll umgelegt, sodass die Catcher nur noch auf einer Seite des Rumpfes das Wasser berührte. Sofort waren wir wieder hinter einem Boot her. Doch der Skipper hatte anscheinend keine Lust sich mit uns anzulegen, denn er nahm mit seinem Boot Kurs auf Nassau. Ich ließ ihn gewähren und legte den Kurs der WAVEBREAKER wieder auf Miami.
Nach anderthalb Stunden fuhren wir endlich in den Hafen von Miami ein. Ich legte am Pier 14 an und dann gingen Diane, Dean und ich zur FLORIDA BANK, um uns für das Unternehmen, welches noch zu erledigen war, mit genügend Kleingeld zu versorgen. Dann ließ ich noch den Tank der WAVEBREAKER auffüllen, um auch ja bis nach KEY WEST zu kommen.
Schließlich war alles bereit.
Sobald der Katamaran den Hafen verlassen hatte, drehte ich wieder fast voll auf und legte den Kurs die Küste entlang. Am Strand von Miami und den Nebenorten herrschte Betrieb, die, die es sich leisten konnten, hatten sich ein Boot gemietet oder eine Jacht gekauft, auf der sie sich nun bräunten. Einige Jetskis konnte man auch sehen und sogar ein, zwei Kitesurfer.
„Daniel“, sprach mich plötzlich Dean an „ich habe das Gefühl, dass uns dieser Jetski da folgt.“ „Wie kommst du darauf?“, wollte ich fragen, doch schon nach dem ‚Wie’ wurde ich unterbrochen. Das Funkgerät knackte und wer da sprach, wir hätten es nicht für möglich gehalten, doch es war die selbe weiche Stimme, der gleiche Akzent. Diese Stimme versetzte uns einen Schock, wie es keine andere gekonnt hätte, wäre sie noch so grausam: „Mr. Cranfort, endlich sehen wir uns wieder. Es tut mir leid, dass sie so lange warten mussten, aber ich musste noch etwas erledigen.“ Als ich mich wieder gefasst hatte, antwortete ich: „Um ehrlich zu sein, wenn es nach mir gegangen wäre, hätten sie uns nicht beehren brauchen.“ „Ich finde das schon und mein Chef hat sogar noch zwei Geschenke für sie.“ Mit diesen Worten drehte der Jetski-Fahrer seinen Motor voll auf, preschte hervor und warf etwas. Dann drehte er ab. „Dean, guck nach was das ist.“ „Also, soweit ich sehen kann, ist es etwas kleines kompaktes. Vielleicht eine Zeitbombe. So etwas würde seinem Boss bestimmt gefallen.“ „Scheiße. Übernimm du das Ruder und halt die WAVEBREAKER an.“ „Aye, Kapitän.“ Mit diesen Worten übernahm er das Steuer und schob den Gashebel zurück.
Inzwischen kletterte ich hinab bis auf die Ebene der Schwimmer und setzte dann über das Geländer hinweg, welches den begehbaren Bereich eingrenzte, damit kein Fahrgast auf die Schwimmer ging, ausglitt, sich verletzte, oder ins Meer fiel. Doch selbst wenn das Boot stand, war es schon schwer genug auf dem Meer, mit ein wenig Wellengang, der das Schiff hin und her schaukelte, sich auf dem Schwimmer zu halten.
Der Kunststoff war nass, von Meerwasser gesprenkelt und furchtbar glatt. So legte ich mich auf den Bauch. Mein T-Shirt wurde zwar nass, aber so hatte ich bessere Chancen oben zu bleiben. Langsam zog ich mich vorwärts, näher an das kleine quaderförmige Ding heran. Ich konnte erkennen, dass auf einer Seite des Quaders ein Display war. Darauf standen die Zahlen 0:00:43. Mist. 43 Sekunden hatte ich noch Zeit, doch diese vertickte und vertickte.
Es waren noch zwei Meter bis zu dem Quader 0:00:22.
Noch anderthalb: 0:00:12.
Ein Meter: 0:00:05
Würde ich so weitermachen, würde die Bombe mich in Fetzen reißen. Mir war es egal ob ich ausglitt. Kurz entschlossen sprang ich auf, doch ich hatte mich verschätzt. Als ich aufkam, glitten meine Füße weg. Ich breitete noch die Arme aus, doch dann war es zu spät. Durch den Schwung des Sprunges rutschte ich den Schwimmer entlang…und genau auf die Bombe zu: 0:00:02.
In einem Bogen flog die Bombe von dem Schwimmer, übers Wasser und explodierte im Flug. Ich riss reflexartig die Hände vor mein Gesicht, um es vor Splittern der Bombe zu schützen.
Nach 5 Sekunden senkte ich meine Arme wieder, und stellte überrascht fest, dass ich nicht im Wasser lag. Und das lag ganz einfach daran, dass an den Schimmern, ob aus Mode oder Schutz weiß ich nicht, raue Flächen angebracht waren. Die Bombe war nicht gerutscht weil sie eben auf diesem Material gelandet war und nun hatten mir diese Designer vielleicht sogar mein Leben gerettet.
Ich wandte mich um. Hinter dem Geländer stand schon Dean, Diane kam gerade angerannt.
Während eines guten Essens erklärte ich ihr, warum ich auf den Schwimmer gemusst hatte. Sie hatte nichts mitbekommen, weil sie gekocht hatte.
Plötzlich schwoll das Geräusch eines Flugzeugmotors an. Wir ließen das Essen stehen und rannten nach oben. Es war ganz klar, das dieses Geräusch zu nah am Wasser war, als das es ein Passagierflieger oder eine andere offizielle Linie wäre. Nicht einmal die Leute, die Flugsport betrieben, würden so nah über dem Wasser fliegen.
Ich blieb gleich im Steuerhaus, denn ich hatte schon so eine Ahnung. Da knackte der Lautsprecher des Funkgerätes wieder. Die Stimme, die jetzt daraus drang, war ganz anders als die unseres Bekannten. Sie klang wie Diamanten auf Glas, kratzend und schneidig: „Willkommen in der Hölle.“ In dem Moment rief mir Dean zu: „Das ist ein älteres Flugzeug, Typ Seahawk, und es setzt gerade zur Landung an.“ „Dann lasst es uns beginnen! Jetzt durchfahren wir die Hölle!“
Die Seahawk setzte auf und kam parallel zu uns näher. Zwei schwarze Gestalten kletterten auf einen Schwimmer.
Die Seahawk, immer noch in Schwung, schoss an uns vorbei, denn ich hatte die Geschwindigkeit der WAVEBREAKER vermindert. Die Seahawk wurde immer langsamer und kam dann ganz zum stehen. Anscheinend erwartete man, dass wir freiwillig an das Flugboot heranfuhren. Doch ich wollte ein Zusammentreffen mit den Schwarzen unbedingt vermeiden, also gab ich wieder Stoff und drehte in Richtung offenes Meer ab.
Es ist klar, dass Wasserflugzeuge in der Luft den klaren Vorteil gegenüber den Booten haben, aber im Wasser ist es anders. Wasserflugzeug können in beiden Elementen schnell sein, aber würden im Wasser nie das schaffen, was man mit einem ordentlichen Boot erreichen kann: Zuerst konnte man die Flugboote nur schlecht wenden, sie konnten nicht so gut beschleunigen und abbremsen und mit einem Flugboot war es fast unmöglich so nah an ein Boot heranzukommen, dass man umsteigen konnte. Die Flügel eines Flugbootes haben ungefähr die Spannweite eines kleinen Flugzeuges und deshalb ist es fast unmöglich erst einmal nah an ein Boot heranzukommen. Nun waren bei diesem Flugboot die originalen Schwimmer anscheinend abmontiert worden, denn diese waren größer als die Normalen. Dazu hatten sie auch mehr Abstand als normal vom Rumpf. Mit diesem Flugboot hatte man vielleicht noch bessere Chancen auf ein Boot umzusteigen, als mit einem anderen. Trotzdem hatten wir die klaren Vorteile. Dazu kam auch noch, dass Wasserflugzeuge auf offener See eigentlich nur Notlanden durften, aber bei Leuten wie denen, die uns verfolgen, fiel das wohl kaum ins Gewicht.
Der Pilot der Seahawk merkte schnell was ich vorhatte. Er wendete sein Flugzeug und legte wieder Kraft der Motoren auf die Propeller. Langsam nahm die Seahawk Geschwindigkeit auf und wurde stetig schneller. Mit ihren Motoren holte sie schnell auf.
Die schwarzen Gestalten machten sich Sprungbereit. Und dann sprangen sie. Eine Sekunde davor hatte ich den Geschwindigkeitsregler zurückgelegt und die Motoren der WAVEBREAKER rückwärts laufen lassen. Der eine schwarze Mensch segelte über den ersten Schwimmer der WAVEBREAKER hinweg und landete zwischen ihm und dem anderen. Der zweite hatte mehr Glück, zumindest was das nass werden anging. Er kam an der Außenwand des unteren Steuerhauses an. Rasch waren Diane und Dean bei ihm, fesselten ihn mit einem Tau und schleppten ihn in den Passagierraum. Ich dagegen hielt die WAVEBREAKER an und nahm mir die P99. Ich legte an und zielte. Der Wehrdienst hatte sich gelohnt. Mit einem Schuss traf ich das Ziel: Einen Propeller der Seahawk. Nun war der Pilot aufgeschmissen, denn mit nur einem funktionierenden Propeller, konnte der unmöglich starten, das wäre Selbstmord. Dann lies ich den Anker herunter und ging den anderen hinterher.
6. Die beiden banden den Mann gerade an einem Stuhl fest. Dieser gab ein Stöhnen von sich und öffnete die Augen unter der Maske. „Wenn ich fragen darf, wer sie sind, würde ich dies gerne tun“, begann ich. „Sie dürfen nicht fragen!“, schnauzte der, nein die Gefesselte. „Jetzt nehmen sie erst mal diese bescheuerte Maske ab, man kann sie ja gar nicht erkennen.“ „Das ist doch der Sinn.“ Diane handelte und zog der Gestalt die Maske ab. Es war tatsächlich eine Frau. Doch das machte keinen Unterschied. „So, da wir uns nun alle sehen können, hätte ich noch ein paar Fragen.“ „Behalten sie die doch“, kam es frech zurück, „Ich dachte der Mensch wäre glücklich mit viel Eigentum.“ „Frage eins: Wer sind sie und wer ist ihr Boss? Frage zwei: Wissen sie, was noch geplant ist? Frage drei: Warum machen sie da mit? Und Frage vier: würden sie die Seite wechseln?“ „Und warum sollte ich das alles beantworten?“ „Nun, das ist ganz einfach“, schaltete sich Dean ein, „Das hier ist ein Boot. Mit einem Boot kann man aufs Meer fahren. Und auf dem Meer können wir sie…entsorgen. So einfach ist das.“ „Okay, okay, ich red ja schon. Also ich bin Susanne Lucien, wer der große Boss ist weiß ich nicht, aber ich kenne ein paar andere.“ „Gut, das ist noch nicht so von Belangen.“ „Ihre zweite Frage war, was da noch alles geplant wurde: Nun, ganz einfach, der Boss hat festgelegt, egal ob dieses Unternehmen scheitert oder gelingt, das das Schiff, auf dem Mr. Buefield untergetaucht ist, gekidnappt wird.“ Über diese Nachricht war ich so froh, dass ich fast einen Luftsprung gemacht hätte. Unser Untertauchunternehmen für den echten Mr. Buefield hatte geklappt. Doch dann wurde mir die weitere Trageweite dieser Worte bekannt: Das Schiff sollte gekidnappt werden! Sofort stürmte ich nach draußen und löste den Anker. Noch während dieser hochgezogen wurde, jagte ich die 540 PS hoch und… erstarrte, denn dort kam die Seahawk auf uns zu. Anscheinend hatte der Pilot einen Weg gefunden, das Flugboot doch noch fortzubewegen. Ich riss das Steuerruder herum und drehte ab. Nun hatten wir die Seahawk im Rücken. „Dean, komm her, ich brauche dich! Schau nach hinten und sag mir, wenn das Flugzeug zu nahe kommt.“
Ich ließ die Geschwindigkeit der WAVEBREAKER absichtlich tief, damit uns die Seahawk auch einholen konnte. Wenige Minuten später hatte das Flugboot einen Abstand von nur noch 20 Metern erreicht. Ich zog die Geschwindigkeit nun höher und vollführte die kleinste Wende die mir möglich war. Sobald die Bugs der WAVEBREAKER wieder in Richtung Süden zeigten, legte ich los. Mit voller Geschwindigkeit preschte die WAVEBREAKER nach vorne und hinterließ nichts als aufgeschäumte Heckseen. Die Seahawk hatte den Anschluss verloren.
Ich setzte das Steuerrad fest und holte eine Seekarte aus einem Schrank. Dann gingen wir nach unten, wo es im Steuerhaus auch einen Tisch gab. Sobald ich unten war, löste Dean die Feststellung des oberen Steuerrades. Dann kam er herunter. „Also, wenn wir davon ausgehen, dass die NAPOLEON I 25 kn die Stunde macht, können wir davon ausgehen, dass sie ungefähr hier ist.“ Ich deutete auf eine Stelle auf der Karte, wo weit und breit nur Meer war. „Wie lange brauchen wir bis dahin?“ „Wenn ich voll aufdrehe, weniger als eine halbe Stunde.“ „Okay, dann leg los.“
Fünf Minuten später sah ich am Horizont schon ein großes Schiff. Ich korrigierte den Kurs um einige Grad und wir kamen dem Schiff stetig näher. 23 Minuten danach trennten uns nur noch 20 Meter vom Oberdeck des Schiffes. Unüberwindbare 20 Meter. Wir hatten keine Möglichkeit nach oben zu kommen., dazu hätte es Hilfe vom Deck des Schiffes bedurft. Doch wie sollte man jemandem, der 20 Meter über einem steht begreiflich machen, dass man nach oben will? Man hätte ein Telefon oder ein…Funksprechgerät gebraucht und genau das hatten wir. Wenn wir Mr. Buefield erreichen konnten, könnte er oben an Deck dafür Sorgen, dass wir dorthin kamen. Ich schnappte mir das Funksprechgerät und wechselte den Posten. „Mr. Buefield, sind sie da?“ „Ja, was ist los, Mr. Cranfort?“ „Kommen sie aufs Oberdeck und dann ziehen sie uns hoch. Wir müssen an Bord!“ „Okay, ich werfe ihnen einen Rettungsring zu. Vielleicht hilft mir jemand sie hochzuziehen.“
Fünf Minuten später fiel ein Rettungsring an einer Leine auf das Deck der WAVEBREAKER. Ich hängte mich wie ein Ertrinkender in den Ring und man zog an. Der Boden schwand unter meinen Füßen und mit einem komischen Gefühl im Magen schwebte ich durch die Luft.
Ich kam oben an und nun wurde der Ring wieder hinab gelassen. Nun wurde Diane hochgezogen. „Und was machen wir jetzt?“, fragte sie „Ich frage mal unten nach. Dean, bist du dran?“ „Ja, Daniel, ich bin da. Was ist?“ „Wir wissen nicht weiter. Könntest du mal unseren Gast fragen?“ „Okay.“ Man hörte wie Dean in den Passagierraum trat und dann plötzlich stehen blieb. „Scheiße. Die ist weg. Sie hat es geschafft sich zu befreien und ist abgehauen.“ Er rannte an Deck. „Ich kann sie nirgends sehen. Ins Meer ist sie nicht. Aber hier…“
7. „…hier ist ein offenes Bullauge. Sie muss sich dadurch gezwängt haben. Soll ich ihr folgen?“ „Nein, ich glaube das hat keinen Sinn.“ „Nein, den hat es wirklich nicht.“ Wir wirbelten herum. Da stand sie. Immer noch in schwarz. „Wie…“ „Berufsgeheimnis. Aber ich glaube sie wollten etwas anderes fragen.“ „Ich wollte eigentlich fragen wo sich derjenige versteckt, der das Schiff entführen soll. Aber jetzt werden sie mir das bestimmt nicht sagen.“ „Besenkammer.“ „Was?“ „Besenkammer! Er ist in der Besenkammer“, sagte Diane „Aber wo ist die?“, fragte ich „Hat jemand nach der Besenkammer gefragt? Ich wüsste wo die ist.“ Es war ein Matrose. „Könnten sie uns zeigen, wo diese Besenkammer ist?“ „Ja, Mr.“ Der Mann ging voraus, führte uns fast durch das ganze Schiff und in ein Unterdeck. „Bitte sehr. Das hier ist die Besenkammer viel Spaß mit dem Inhalt, wünsche ich.“
Mit einem Ruck riss ich die Tür auf.
Der Mann bekam einen riesigen Schock. Gerade hatte er die Tür öffnen wollen um seinen Zeitplan zu verfolgen. „Was ähh… Guten Tag, Mister, was kann ich für sie tun?“ Hätte uns die Frau in schwarz nicht gesagt, dass dies hier einer der Komplizen war, hätten wir ihn bestimmt nicht erkannt, denn er trug einen Anzug, genau wie die anderen Matrosen an Bord. Ohne das ich seine Frage beantwortet hatte, versuchte er an mir vorbei zu kommen. „Nicht so schnell, Mister.“ Ich streckte ein Bein vor und er flog hin. Etwas fiel von seinem Gesicht. Eine Maske. Und noch etwas lag auf dem Boden. Eine Automatik. Der Mann drehte sich um und griff nach der Waffe, doch unsere ehemalige Gefangene war schneller. Als die Hand des Mannes auf dem Boden aufkam, hatte sie die Waffe bereits entsichert. Sein hässliches Gesicht verzog sich noch mehr. Die Narbe, die sich vom Kinn über den Mund, die Nase und ein Auge reichte, hob sich weiß vom restlichen Gesicht ab. Eines seiner Ohren war zerfetzt, das andere vollkommen vom Kopf getrennt. Durch seine spärlichen Haare sah man die Kopfhaut, auf der ebenfalls eine Narbe prangte.
Hätte ich nicht gewusst, dass das alles hier echt war, hätte ich geglaubt, dies wäre einer dieser Horrorfilme. Unsere ‚Freundin’ schockte dieser Anblick weniger. „Einen schönen Tag, Mr. Klosavizcek.“ „Den Wünsche ich ihnen nicht, Ms. Lucien.“ „Lassen sie ihre blöden Sprüche. Jetzt haben wir hier das Sagen.“
„Da wäre ich mir nicht so sicher.“ Er riss seine Beine herum, sodass sie gegen die von Ms. Lucien knallten und sie umstürzte. Blitzschnell hatte er die Automatik in der Hand. Das Lächeln auf dem Gesicht war noch schlimmer als die Grimasse. Doch sein Lächeln verflog, sobald er den kalten Lauf der Maschinenpistole an seiner Schläfe spürte. „Legen sie ihre Waffe auf den Boden, oder ich drücke ab. Ich bin zwar kein Fachmann, aber am Abzug ziehen, kann ich auch.“ Ich sprach ruhig, doch meine Hand zitterte an der Waffe. „Haben sie schon mal jemanden getötet? Wahrscheinlich nicht.“ „Was soll das?“ „Ich will ihnen nur sagen, dass sie einfach nicht in der Lage wären mich zu töten.“ „Ach glauben sie.“ „Nein, ich weiß es.“ „Legen sie ihre Waffe auf den Boden.“ Sein hässliches Gesicht trug wieder dieses diabolische Grinsen zur Schau, als er den Abzugshahn seiner Automatik durchzog. Die Kugel flog genau auf Miss Lucien zu, doch diese zog ihren Kopf blitzschnell ein und die Kugel sirrte in das Metall der NAPOLEON I. In diesem Moment, wurde mir klar, dass ich ihn wirklich nicht einfach so töten konnte. Ich holte mit der Maschinenpistole aus und schlug Mr. Klosavizcek auf den Kopf. Sein Grinsen blieb weiter auf seinem Gesicht, während er zusammensackte. „Endlich“, sagte Ms. Lucien, ging auf den Mann zu und nahm ihm die Waffe aus der Hand. Dann tastete sie ihn systematisch ab. Am Ende hatte sie noch zwei weitere Pistolen und zwei Messer in der Hand. „Hier, fangen sie auf.“ Sie warf mir eine Pistole und ein Messer zu.
„Lasst uns ihn fesseln. Wenn der aufwacht, ist er schneller wag, als wir sehen können.“ Schon hatten wir ein Tau zur Hand und fesselten den Mann.
Die Gänge waren menschenleer. Das war auch gut so, sonst hätten wir einiges erklären müssen. „Wie sollen wir ihn nach draußen bringen?“, fragte Diane. „Ich bin durch das Bullauge gekommen“, meldete sich Ms. Lucien. „Das scheint mir das beste zu sein. An Deck würden wir zu viel Aufregung entfachen und für einen Untergetauchten wäre das nicht sehr gut. Also, bitte zeigen sie uns doch mal das Bullauge.“
Langsam schoben wir den Mann durch das runde Fenster. Schließlich war er hindurch und wir kletterten ebenfalls hindurch. Dean wartete bereits auf uns. Ich trat neben ihn und übernahm das Steuer. „Hilf am besten den anderen unseren neuen Gast unterzubringen.“ Zu dritt hievten die anderen Mr. Klosawizcek auf einen Passagierstuhl und banden ihn fest. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Diane. „Wir führen unseren Plan weiter. Aber zuerst bringen wir ihn zum Reden.“ „Na dann fiel Glück. Der Kerl ist raffinierter als er aussieht und das einzige was ihn von Dummheiten abhält ist eine Waffen am Kopf.“ „Und haben sie eine Ahnung, wie man ihn zum Reden bringen kann?“ „Na ja, in unserer Organisation kursierten immer Gerüchte über die besten ‚Agenten’ und was ihnen Angst macht. Man sagte, er hat Angst davor, ins Wasser gesteckt zu werden. Also, das heißt, er kann mit Schiffen und so was fahren, aber sogar eine Schwimmhalle setzt ihm schon mächtig zu. Na und wir haben ein Meer zur Verfügung, also probieren wir es doch einfach aus, ob die Gerüchte stimmen.“ „Okay, so machen wir es. Ich lenke die WAVEBREAKER noch ein wenig raus. Holt inzwischen mal Tabasco aus der Küche.“
Ein wenig später lag die WAVEBREAKER weit auf dem offenen Meer. Dean hatte den Tabasco gefunden. Nun standen wir außen auf der WAVEBREAKER und nur noch ein Alugeländer trennte uns von dem azurblauen Meer. Ich öffnete das Tabascofläschchen und ein scharfer Geruch drang in meine Nase. Langsam führte ich die Flasche zu dem Ding von Klosawiscek, was mal eine Nase gewesen sein sollte. Er zuckte und schlug die Augen auf. Zuerst erinnerte er sich nicht, was geschehen war, doch als er das grinsende Gesicht von Ms. Lucien vor sich sah, erhellte sich sein Gesichtsaudruck sofort. „Mhhh, eine tolle Aussicht. Soll ich mir den Sonnenuntergang ansehen? Dann haben wir aber noch ein wenig Zeit.“ Das Grinsen auf dem Gesicht von Ms. Lucien verbreiterte sich noch mehr. „Ihren schönen Sonnenuntergang können sie sich gerne ansehen. Aber zuerst müssen sie sich mal waschen“, sagte sie mit der Mine einer strengen Mutter. Schweißperlen traten auf das Gesicht von Klosawizcek, als er krampfhaft versuchte sich freizumachen. „Machen sie sich nicht die Mühe, sie sind fest angebunden. Da kommen sie ohne Hilfe nicht raus. Und außerdem, wenn sie schwitzen, müssen sie noch länger Baden.“ Langsam hoben Dean und ich den Stuhl an und brachten ihn näher an das Geländer. „Was wollen sie von mir?“ „Antworten.“ „Worauf denn?“ „Zum Beispiel auf die Frage, warum sie Mr. Buefield verfolgen.“ „Hahaha. Gute Frage. Es ist ganz einfach: sein Gelände ist ein großräumiges Waffen- und Drogenumschlagszentrum. Einige seiner Angestellten nehmen am Kai, wenn Lieferungen ankommen, die an Bord verstauten Waffen und Drogen mit. Wenn Waren an so einen Mann geliefert werden, denkt die Polizei nicht daran alles zu durchsuchen. Jahrelang haben wir mehrere Milliarden Dollar verdient.“ „Und warum verfolgen sie ihn nun“, unterbrach Dean. „Wir wollen das Gelände endlich übernehmen. Wir hätten ein Double für ihn eingesetzt, nachdem er tot gewesen wäre. Dann hätten wir das ganze Areal um unsere Waren umzuschlagen, aber es ist nicht gelungen.“
8.Ganz plötzlich begann das unheilvolle Brummen, und es kann immer näher. „Daniel, das sind Hubschrauber, 3 Stück.“ „Passt auf unseren Freund auf. Ich kümmere mich um die.“
Ich rannte zum Steuer und brachte die Motoren auf Höchstleistung. Die WAVEBREAKER schoss nach vorne. Doch die Hubschrauber waren schneller. Bald waren sie nur noch 200 Meter hinter uns. Und dann begann etwas zu rattern. Mir war sofort klar, dass das Knattern von den Hubschraubern herrührte, die uns gerade beschossen. Ich blickte aus dem Steuerhaus nach hinten. Das Wasser spritzte dort, wo die Kugeln hinschossen, nach oben und verschlang das Metall hungrig. Es wartete nur so darauf auch uns zu verspeisen.
Plötzlich setzte ein Rattern hinter mir ein. Es war näher als das der Hubschrauber. Ms. Lucien feuerte. Das war mir klar. Und dann kam die Explosion. Sie hatte einen Treibstofftank getroffen und ein Hubschrauber war explodiert. Die Explosion legte die anderen Hubschrauber schräg in die Luft und die Piloten hatten Mühe ihre Fluggeräte wieder gerade zu rücken. Die Stoßwelle der Explosion traf die WAVEBREAKER am Heck und drückte sie noch weiter nach vorne. Und da hörte ich ein Geräusch, ein Platschen und so etwas wie einen Schrei. Ein wenig später erfuhr ich, dass es Mr. Klosawiscek von Bord gerissen hatte.
Ich sah wie einer der Hubschrauber über der Stelle zurückblieb, während der andere uns weiter verfolgte. Mit beiden Händen zog ich die Walther P99 und zielte auf das Cockpit. Mit einem leisen splittern zersprang das Glas. Er konnte die Verfolgung nicht fortsetzten, denn der Fahrtwind in dieser Höhe, hätte ihn sein Leben gekostet.
Der Luftzug der Rotoren wirbelte das Wasser an der Stelle, wo Mr. Klosawiscek ins Wasser gefallen war, auf, doch von dem Mann war nichts mehr zu sehn. Er war ertrunken und wir entfernten uns schnell von der Unfallstelle, mit Kurs auf den Hafen von Key West.
Mit gedrosseltem Motor liefen wir in den Hafen ein. Weiße Luxusjachten wurden überragt von Segelschiffen und Kreuzfahrtschiffen. Darüber erhob sich der blaue Himmel. Die Möwen saßen überall: auf Masten, Laternenpfählen und über mir. Wir suchten uns einen Liegeplatz und gingen von Bord. Es war noch einige Stunden hin, bis die Fähre eintraf und währenddessen könnten wir ja alles besprechen. „Also was machen wir? Wir wissen, dass das Gelände von Mr. Buefield ein Umschlagplatz für Waffen und Drogen ist. Aber was wollen wir gegen die Verfolgung und so unternehmen?“, begann Diane. „Wie wär’s wenn wir uns eine Ladung Drogen und Waffen schnappen und zur Polizei gehen?“, schlug Dean vor. „Das bringt nichts“, warf Ms. Lucien ein, „die Leute sind viel zu mächtig, denen können wir nichts.“ „Und wenn wir sie nun mit ihren Waren erpressen?“ „Du meinst, wir sollen sie mit den Drogen und Waffen dazu bringen Mr. Buefields Verfolgung abzubrechen?“, folgerte ich. „Ja, so dachte ich.“ „Das ist auch sinnlos.“ „Wenn sie so viel wissen, machen sie doch einen Vorschlag.“ „Das hatte ich auch vor. Also: Man muss diese Kerle dort erwischen, wo sie einen nie vermuten würden.“ „Und das wäre?“, fragte Dean skeptisch. „Na ja, zum Beispiel könnte man das Hauptgebäude, den so genannten Hauptsitz in die Luft jagen.“ „Das würde doch aber zu viele Schlagzeilen machen.“ „Ja, und die Leute müssen garantiert eine Erklärung abgeben, warum dies passiert ist. Und dann können die schlecht sagen: Na das war Mr. Buefield, dem wir das Grundstück abnehmen wollten, weil wir dort Waffen umschlagen.“ „Das ist keine schlechte Idee, nur sagen sie mir eines“, sagte Dean, „wie wollen sie eine Bombe in die Höhle des Löwen kriegen?“ „Sie vergessen, das man mich für so etwas ausgebildet hat.“ „Ja, aber das waren ebendiese Leute, bei denen sie einbrechen wollen.“ „Wenn sie endlich bereit wären auch die Möglichkeiten des Planes zu sehen und nicht nur die Gefahren, wären wir schon weiter.“ „Wenn…“ „Jetzt hört beide auf mit streiten“, sagte ich, „Zuerst einmal sollten wir wissen wohin wir müssen. Ms. Lucien…“ „Also, wenn wir es so machen wollen, wie ich sagte, werden wir nach New York müssen.“ „Nach New York?“, fragte ich, „das liegt rund 2000 km nördlich von hier. Dafür brauchen wir mit dem Boot 25 Stunden! Das ist so lang und außerdem kann man uns dann schneller einholen.“ Plötzlich stahl sich ein Lächeln auf Deans Gesicht: „Du vergisst, das wir uns ganz bequem ein anderes Transportmittel kaufen können.“ „Du würdest das bezahlen?“ „Na klar. Damit die Verfolgung endlich aufhört, würde ich das tun.“ „Und was ist mit dem Sprengstoff? Irgendwie müssen wir das Gebäude doch in die Luft jagen.“ „Den können wir uns in New York besorgen. Außerdem: Was ist wenn man uns kontrolliert und das Zeug findet? Wir würden schön blöd dastehen.“
Key West hatte so etwas, was man bei Autos als „Autohaus“ bezeichnet hätte. Dort gab es die neusten Flugzeuge für Hobbyflieger, Miniflugzeuge für Kleinunternehmer und Flugzeuge für alles mögliche. Dean und ich gingen dorthin, während die beiden Frauen auf das Schiff mit Mr. Buefield warten wollten.
In der Halle standen einige kleine Jets, ein Paar kleine Frachtflugzeuge, 4 Propellermaschinen und drei unterschiedliche Wasserflugzeuge. „Was wollen wir überhaupt für ein Flugzeug kaufen?“, fragte er mich. „Ich würde sagen ein Wasserflugzeug. Damit sind wir nicht an eine Start- und Landebahn gebunden.“ „Und welches wollen wir nehmen?“ Eines der Wasserflugzeuge war schon älter, schon gerostet. Das andere war neu und hatte einen Propellerantrieb. Der dritte Kandidat war wahrscheinlich der Neuste. Der Lack glänzte und es hatte Düsen- und Propellertriebwerk. Sofort stand meine Wahl fest: Das letzte der drei.
Während meiner Armeezeit hatte ich auch einen Flugschein erwerben müssen. Das würde sich jetzt als Vorteil erweisen, denn ich konnte das Wasserflugzeug fliegen.
Ein Verkäufer eilte auf uns zu: „Haben die Herren schon gefunden, wonach es ihnen beliebt?“, fragte er. Dean sah mich an. „Ja, haben wir. Ich denke dieses Wasserflugzeug da vorne, wäre das richtige.“ „Wenn die Herren wünschen, könnte ich ihnen das Flugzeug zeigen.“ „Nein danke, das ist nicht nötig.“ „Gut, dann könnten wir ja den Kauf abschließen.“ Wir gingen zu einer Theke und der Verkäufer legte die Papiere des Fliegers auf den Tisch. Dean las sich alles durch und unterschrieb. „Gut, das wäre geregelt. Wann würden sie den Flieger denn wohin haben?“ „Können sie noch heute liefern?“ „Natürlich. Wohin sollen wir ihn bringen?“ „Vor den Hafen.“ „Wie sie wünschen, Mr.“ Als wir uns entfernten machte sich der Mann sofort an die Vorbereitungen.
Mr. Buefield kam wie verabredet am Hafen an und nahm sich ein Zimmer in einem billigen Hotel. Wir gingen zu ihm und unterrichteten ihn über die neuesten Erkenntnisse. Schließlich gingen wir zusammen zur WAVEBREAKER und machten uns auf den Weg vor den Hafen. Es waren erst 3 Stunden seit unserem Einkauf vergangen, trotzdem stand das Flugboot schon da.
Mit Dean ging ich an Bord, die anderen passten auf das Boot auf. Die Geschwindigkeit ließ sich genau so regeln wie bei der WAVEBREAKER: mit einem Geschwindigkeitsregler. Das schwierigste war eigentlich die ganzen Instrumente zuzuordnen.
Mit einem leisen Brummen sprangen der Motor und die Triebwerke an. Ich beschleunigte die Propeller und sofort wurde das Flugzeug nach vorne gezogen. Immer schneller wurde der von uns getaufte EAGLE. Der Bug teilte das Wasser, welches in weißen Strömen zur Seite wegspritzte bis… der Bug sich vom Wasser löste und in die Luft stieg. Langsam drückte ich das Steuer nach rechts und trat das rechte Pedal: Das Flugzeug neigte sich langsam in eine weite Rechtskurve. Ich zog noch weiter am Steuer und sofort wurde die Kurve enger, bis wir gewendet hatten. Mit dem Regler brachte ich die Geschwindigkeit hoch. Dann wendete ich das Flugzeug abermals und brachte es nun in einen Senkrechtflug nach oben. Die EAGLE schoss den Wolken entgegen und schließlich drückte ich das Steuer wieder nach vorne: Sofort neigte sich die Schnauze hinunter zum Wasser. Im Sturzflug ging es dem Meer entgegen. 20 Meter über dem Wasser zog ich das Steuer zurück. Sofort reagierte die EAGLE und schoss in die waagerechte. Schließlich drückte ich das Steuer ein wenig nach unten und setzte die Geschwindigkeit herab und setzte auf dem Wasser auf. In einer weiten Kurve wendete ich die EAGLE auf dem Wasser und fuhr die Geschwindigkeit so niedrig, dass wir genau neben der WAVEBREAKER zum stehen kamen. „Ich denke, sie ist in Ordnung“, sagte ich.
9.Mr. Buefield besorgte uns einen Liegeplatz für die WAVEBREAKER, auf dem sie ruhig mehrere Monate stehen konnte. Wir würden nun auf dem schnellsten Weg nach New York fliegen. Wenn ich Vollgas geben würde, könnten wir die Strecke in etwas mehr als 4 Stunden schaffen.
Mr. Buefield stand an der Kaimauer und blickte zu uns herüber. Ich ließ die Propeller der EAGLE an und beschleunigte, bis schließlich die Schnauze sich den Wolken entgegen hob.
Unter uns zog die Küste Nordamerikas hin. Häfen mit teuren Yachten, Sandstrände, Kreuzfahrtschiffe und Hotels mit Swimmingpools. Doch nie dauerte eine Landschaft lange an, denn uns hielt es nirgendwo.
Da tauchten sie auf, die Hochhäuser aus Glas und Stahl. New York lag vor uns. Als wir den Hafen sahen, nahm ich die Geschwindigkeit herab und senkte die EAGLE zum Meer hinab. In einem weiten Bogen brachte ich die EAGLE auf den Meeresspiegel und ließ sie auslaufen. Im Hafen suchte ich einen Liegeplatz, was ein wenig schwieriger war als mit der DOLPHIN, da die EAGLE ihre Tragflächen hatte. Schließlich fanden wir einen und ich legte an.
„Okay, jetzt sind wir hier und was machen wir jetzt?“, fragte Diane. „Wir müssen zum Hauptquartier der Organisation“, antwortete Ms. Lucien. „Und wo ist das, bitteschön?“ „So ungefähr auf der anderen Seite New Yorks.“ „Was? Und das sagen sie uns jetzt? Wir brauchen irgendein Transportmittel um heute überhaupt noch anzukommen und selbst mit Auto kommen wir auch erst abends an! Sehen sie sich doch den Verkehr an.“
Schließlich entschieden wir uns doch zu laufen.
Drei Stunden später standen wir vor einem riesigen Gebäude aus Beton und Stahl. Die Fenster waren kleine verglaste Löcher in der Fassade. Ein hässlicher Klotz zwischen all den modernen Gebäuden. „Also ich weiß nicht, wenn wir hier etwas in die Luft jagen, gefährden wir Menschenleben. Wenn der Turm einstürzt und genau auf die Straße...“ „Da hast du recht, Diane. Aber irgendeinen Denkzettel müssen sie ja bekommen.“ „Ja, aber dann nicht auf Kosten Anderer.“ „Und wenn wir uns einschleichen und irgendetwas wichtiges klauen?“ „Tolle Idee“, sagte Ms. Lucien sarkastisch „Nur dass, das alles so streng bewacht ist wie bei ihnen...eh, Mr. Buefield.“ „Aber da hätte man auch durchgekonnt.“ „Und wie?“ „Nun, da gibt es die Möglichkeit...“
10.Der Lastwagen fuhr langsamer und blieb vor dem Tor stehen. Der Fahrer stieg aus und ging zur Gegensprechanlage. Dean gab uns ein Zeichen. Er, Ms. Lucien und ich sprinteten los. Schnell lockerten wir die Plane und sprangen auf den Hänger. Diane schloss die Plane schnell wieder und verschwand. Im nächsten Moment setzte sich der Lastwagen wieder in Bewegung und wir gingen hinter der Fracht in Deckung. Eine halbe Minute fuhren wir, dann wurde der Lastwagen angehalten und der Fahrer stieg aus. Und wir hatten es geschafft, zumindest bis hierher.
Man hörte Schritte, die auf den Lastwagen zukamen. Die Plane wurde geöffnet und drei Leute in blauen Anzügen stiegen auf, schnappten sich je zwei Kisten und verschwanden wieder. Dean winkte uns zu und wir sprangen vorsichtig aus dem Lastwagen. Wir waren in einer riesigen Halle, die von vereinzelten Neonleuchten schwach erhellt wurde. In der ganzen Halle verteilt standen Kistenberge und LKW, doch außer uns, den drei Auspackern und dem Lastwagenfahrer schien niemand hier zu sein. Dean deutete stumm auf eine Tür und wir entfernten uns lautlos. Dean drückte die Klinke herunter. Ohne ein Geräusch schwang die Tür auf und wir huschten hinein. Dean entzündete seine Kopflampe und leuchtete durch den Raum. Der Raum war nicht sehr groß, doch an allen Wänden hingen blaue Anzüge, wie solche, welche die drei Auspacker trugen. „Okay, verkleiden wir uns erst mal, dann sehen wir weiter.“ Schnell zogen wir uns die Anzüge an und berieten. „Wie wäre es, wenn wir die drei Kerle außer Gefecht setzten und hier einsperren und uns dann als sie ausgeben“, schlug ich vor. „Und wie wollen wir sie hier einsperren?“ „Mit dem hier“, sagte ich und zog einen Schlüssel aus einer Hosentasche. „Perfekt! Dann los. Knöpfen wir uns die drei vor.“
Schweigend kamen die drei zurück. Ms. Lucien nickte mir zu und ich ließ meine Waffe auf den Boden fallen. Das Geräusch klang in der Stille lauter, als normalerweise und sofort drehten sich die drei um. Zwei nickten dem dritten zu und der setzte sich in unsere Richtung in Bewegung. Als er um den Kistenstapel herumging, trat ihm Ms. Lucien in die Magengrube. Ohne einen Laut klappte er zusammen und sie schlug ihn bewusstlos. Wieder nickte sie mir zu und ich stöhnte auf, wie ein Verletzter. Die zwei anderen Auspacker sahen sich noch einmal an und stürmten dann zu uns. Wieder gab es Schläge und nach ein paar Sekunde lagen auch die beiden auf dem Boden. Wir zogen sie in die Kammer, schlossen die Tür ab und zogen aus Vorsicht noch eine Kiste davor. Dann herrschte Schweigen. „Was jetzt?“, fragte ich. „Sehen wir mal nach was in den Kisten ist“, schlug Dean vor und ging sogleich zu einer nahestehenden Kiste. Mit seinem Taschenmesser zog er die Nägel heraus und hob den Deckel an. In der Kiste waren kleine Tüten, gefüllt mit weißem Pulver. „Das ist bestimmt kein Traubenzucker“, sagte er mit Galgenhumor und legte es wieder zurück. „Drogen.“ „Was?“ „Drogen“, sagte Ms. Lucien „das ist irgendeine Droge.” „Und wissen sie was für eine?“ „Nein, aber es ist sicher, es ist eine Droge.“ „Und jetzt? Wir wissen dass es eine Droge ist, aber was fangen wir damit an?“ „Ich könnte sie untersuchen lassen. Dann wissen wir was für eine Droge das ist.“ „Diese Erkenntnis würde uns nicht sehr weit bringen. Aber wie wäre das: Wir beladen den LKW und hauen mit den Drogen ab? Im allgemeinen sind Drogen sehr wertvoll und wir könnten sie als Erpressungsmittel verwenden.“ „Gut, dann lasst uns das Zeug aufladen.“ Wir packten alle drei an und hoben eine Kiste nach der anderen zurück in den LKW. Doch plötzlich hämmerte es gegen die Tür der Kammer. Die Auspacker waren aufgewacht. „Mist. Wir müssen hier weg. Noch mal können wir die sicher nicht überwältigen!“ Sofort sprang Ms. Lucien zum Vorderteil des LKW und ließ den Motor an. Wir sprangen auf die Beifahrerseite und Ms. Lucien gab sofort Gas. Der Lastwagen raste in den Auffahrtstunnel. Doch plötzlich wurde mir bewusst: „Das Tor! Wie kommen wir durch das Tor?“ Ms. Lucien drehte den Kopf zu mir und schaute mich mitleidig an, gab jedoch keine Antwort, sondern beschleunigte noch mehr. Dann tauchte im Licht der Lampen das Tor auf. Und Ms. Lucien hielt weiter darauf zu. Jetzt verstand ich was sie vorhatte!
11.Das Tor kam immer näher und mit einem lauten Krachen fuhren wir mitten durch und hinterließen zersplitterte Plastikteile. Ms. Lucien schlug das Lenkrad scharf um und das Heck des LKW schwenkte gefährlich aus, doch schon trat sie wieder das Gas durch und zog das Heck mit. Schon zehn Meter später trat Ms. Lucien die Bremse durch und der Lastwagen kam fast augenblicklich zum stehen, während Dean und ich uns fast die Köpfe am Armaturenbrett stießen, öffnete Diane die Tür und sprang in den LKW. Als wir uns kurz darauf von dem grässlichen Fahrerlebnis erholt hatten, fragte ich: „Was machen wir jetzt? In ein paar Minuten sind die uns auf den Fersen.“ „Ja, aber New York ist groß. Ich schlage vor, wir trennen uns. Daniel, du fliegst das Flugzeug und wir flüchten mit dem LKW. Und dann treffen wir uns in der Delawarebai, am besten...“
„Und die Drogen?“, fragte Dean nach einer Weile. „Wir könnten ein paar Kisten umladen. Falls euch im LKW was passiert, habe ich noch ein paar Kisten, mit denen ich unser Unternehmen weiterführen kann.“ „Gut. Dann muss aber alles sehr schnell gehen.“ „Daniel?“, fragte plötzlich Diane „Kann ich mit dir fliegen?“ „Mmh, Ja klar.“
„Los, schnell wir haben nicht mehr viel Zeit.“ Schnell luden wir ein paar weitere Kisten ein und schon brausten Ms. Lucien und Dean davon. Diane und ich stiegen in die EAGLE. Ich hatte soeben den Landungssteg verlassen, da kam ein kleiner Wagen herangefahren. Heraus sprangen die Auspacker. Doch sie konnten nichts mehr tun und hätten sie geschossen, hätten sie zu viel Aufmerksamkeit erregt. Sie konnten nur noch beobachten, wie die Maschine abhob.
Ich flog über in eine Luftstraße über New York, die genau über die Höhle des Löwen führte. Unten hatte sich eine Menschenmenge angesammelt und begaffte nun das zerfahrende Tor. Anscheinend hielten ein paar Auspacker sie davon ab in das Gebäude zu gelangen. Schließlich musste ich abdrehen und flog in eine andere Höhe, um in Richtung Süden fliegen zu können.
Am Nachmittag erreichten wir die Bucht. Ich ließ die EAGLE herunter und brachte sie kurz vor dem Land zum stehen. Den Rest warteten wir an Land. Diane holte ihr Handy heraus und schaltete auf Radioempfang. Die Musik, welche die Nachrichten des NAR ankündigte kam aus dem Lautsprecher und der Moderator kündete ebendies an.
„Einen Guten Tag, meine Damen und Herren. Hier ist euer MJ mit den neusten Nachrichten auf NAR. Heute wurde im Bahamas Hotel in Key West die Leiche de berühmten Modedesigners Stanley Buefield gefunden. So hieß es noch vor ein paar Stunden.“ Uns stockte der Atem. Unsere Gegner hatten zugeschlagen. Sie hatten Mr. Buefield, oder zumindest seinen Doppelgänger ermordet! „Doch nun kommt es noch härter! Dieser Mann, den die Polizei gefunden hatte, war nicht unser Modeass! Anscheinend war es ein Doppelgänger. Aber das schlimmste kommt noch: Der arme Kerl ist nicht einfach so verendet! Bei der Obduktion fand man heraus, dass er an einer Überdosis an Drogen starb. Anscheinend wurde sie ihm direkt in die Blutbahn gespritzt. Allerdings fand man auf der Spritze neben ihm nicht seine Fingerabdrücke. Die Polizei fahndet nun nach einem ungefähr 30 Jahre alten sportlichen Mann mit Glatze. Und natürlich nach dem echten Stanley Buefield. Die Hintergründe seines jetzigen Inkognito-Lebens sind noch unklar, aber hängen vermutlich auch mit dem Todes-Anschlag auf sein Double zusammen. Und jetzt schalten wir zu Washington wo der Präsident gerade...“
Nun wussten unsere Gegner also, dass sie anderswo nach Mr. Buefield suchen mussten. Noch schlimmer war allerdings dass uns nun auch die Polizei auf den Fersen war. Und in den letzten Tagen hatten wir unsere Hemden nicht unbedingt reingewaschen.
Plötzlich klingelte mein Handy. Es war Dean. „Habt ihr das gerade gehört?“, fragte er. „Ja, und ob! Was machen wir jetzt? Ich meine, man wird ja bald darauf kommen, dass wir damit zu tun haben.“ „Wir kommen am besten erst mal zusammen. Dann können wir weiter überlegen.“ Plötzlich meldete sich Ms. Lucien: „Leute, hier läuft gerade irgendetwas schief. Wir werden verfolgt. Da ist ein kleiner Aston Martin hinter uns.“ „Bist du sicher, dass ihr verfolgt werdet?“ „Weißt du wie viel man mit einem LKW fahren kann? Ich schaff grad mal die 90 Meilen! Der Sportwagen schafft viel mehr!“ „Scheiße, weißt du wer es ist?“ „Denkst du ich kenn alle? Aber ich denke er gehört zu den Feinden.“ „Und jetzt“, fragte Diane.
Schnell rauschte die EAGLE durch den Himmel. Über dem Highway flogen wir Dean und Ms. Lucien entgegen. Kaum eine Viertelstunde später sahen wir den kleinen Truck und den Aston Martin. „Und wie wollen wir ihnen helfen?“, fragte Diane. „Wenn ich die Ladeluke öffne, könntest du doch eines der Päckchen runterschmeißen.“ „Spinnst du? Der Sog zieht uns doch alles raus!“ „Dann die Tür. Ich mach die Tür auf.“ „Okay. Los.“ Ich öffnete per Riegel die Flugzeugtür. Diane ließ eines der Päckchen fallen, als wir über dem Auto waren. Doch als das Paket auf dem Boden aufkam war das Auto schon längst an anderer Stelle. Ich wendete doch auch der zweite Versuch verfehlte sein Ziel. „Daniel, ich krieg das nicht hin.“ „Dann nimm die hier. Auf die Motorhaube.“ Ich zog meine Waffe. Zögernd nahm Diane die Waffe. „Willst du leben oder diesen Drogenhändlern in die Hände fallen?“ Sie nahm die Waffe. „Entsichern und dann zielen.“ „Danke, aber das hätte ich auch gewusst.“ Mit weit von sich gestreckten Armen zielte Diane auf die Motorhaube des Aston Martin. Ich ging mit dem Flugzeug auf 100 Meter Höhe. Sie schoss zwei Mal. Und plötzlich blieb das Auto stehen. Zwei Männer sprangen heraus. Die Männer zogen zwei Waffen. „Scheiße, Diane, halt dich fest!“ Bevor sie fragen konnte warum, riss ich schon das Steuer herum und flog auf die Küste zu. Zum Glück war das Gelände bewaldet. Sonst hätten die Männer uns vom Himmel geholt.
„Gut, Daniel, wir sind jetzt 2 Kilometer weiter. Hier ist die Straße relativ gerade. Am besten du landest hier und dann verladen wir alles. Ich habe keine Lust mehr auf der Straße zu bleiben. Am Ende fangen die uns wirklich.“ „Okay, wir kommen.“
12.Die Räder prallten auf den Asphalt und wir bremsten rasant ab. Als wir zum halten kamen, hatten Ms. Lucien und Dean den Lastwagen bereits entladen. Schnell verstauten wir die restlichen Drogen im Flugzeug. „Okay, ihr fliegt jetzt weiter. Wir haben nur wenig Zeitverzögerung. Man wird zuerst den LKW zu Land verfolgen. Ich lenke sie ab.“ „Aber was ist jetzt mit uns?“ „Am besten ist, ihr fliegt nach Europa und dann weiter nach Afrika oder Asien. Klar?“ „So ziemlich. Aber was machst du? Wie kommst du hinterher?“ „Ich habe Mittel und Wege unterzutauchen. Und schließlich haben die Kerle mich ausgebildet. Ich kenne ihre Art und ihre Wege. Die erwischen mich nicht! Und dann kann ich deine WAVEBREAKER nach Europa fahren.“ „Okay, solange dir nichts passiert und mein Boot ganz bleibt.“ „Klar. Und wo wollen wir uns treffen?“ „Vielleicht in Frankreich in...“
Mit einem Knattern sprang der Motor der EAGLE an. Mit einem kurzen Winken verabschiedete sich Ms. Lucien. Wir hoben ab und flogen gen Osten.
Einen Tag lang sahen wir keine Menschen. Wir flogen von den USA nach Puerto Rico. Hier tankten wir das Flugzeug noch einmal auf. Nach zwei Stunden erhielten wir Starterlaubnis und machten uns auf den Weg nach Praia, Kap Verde. Nach einem halbtägigen Flug ohne Zwischenfälle landeten die Räder der EAGLE auf der verstaubten Landebahn in Praia.
Ich unterhielt mich mit dem Flughafenwärter und erfuhr das dieser Flughafen die einzige Möglichkeit für Flugzeuge zu landen war, zumindest in den nächsten 800 km Umkreis. Und er sagte mir auch, dass wir seit Tagen die ersten waren, die hier landeten. Zwar wäre auch das Landen auf dem Wasser möglich aber das hätte man hier auch bemerkt. Also konnten wir nicht damit rechnen angegriffen zu werden.
Doch trotzdem wollte ich gleich weiter nach Europa. Der Flugzeugwärter tankte auf und verabschiedete sich. Diane und Dean die sich ein wenig die Beine vertreten hatten kamen zurück. Ich startete den Motor und fuhr die Geschwindigkeit hoch. Am Ende der Rollbahn wendete ich die EAGLE und begann die Maschine zu beschleunigen. Dann zog ich sie hoch. Wir waren kaum 5 Minuten geflogen, da schoss plötzlich ein Sportflugzeug vorbei. Mir schwante böses. Und ich hatte Recht. Ein Schuss kratzte über einen der Schwimmer. „Diane, Dean, keine Panik, aber ich glaube wir werden aus der Luft geholt!“ Der nächste Schuss kam. Er schlug in den Rumpf ein. Diane schrie. Auch Dean, doch er brüllte: „Mach die Tür auf!“ „Was willst du tun?“ „Einen Vogel vom Himmel holen.“ Mit einem bitteren lächeln über den Galgenhumor betätigte ich den Schalter um die Tür zu öffnen.
Texte: Copyright 2011
Tag der Veröffentlichung: 26.06.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Hiermit danke ich meinen Großeltern, die mir immer helfen, besonders als Korrekturleser.