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Nach der Krönungszeremonie von Catriona waren die Tage ereignislos verlaufen. Das einzige Ereignis, an welches ich mich erinnere, trug sich am 3.11.1453 zu. An diesem Tag ließ Catriona uns und unsere Eltern zu sich rufen. Friedrich stand neben ihr. Beide lächelten fröhlich: „Wir möchten euch allen heute etwas ankündigen, was uns näher zusammenbringen wird: Friedrich und ich wollen heiraten. Aufgeregtes Gemurmel folgte. „Die Hochzeit haben wir auf den 1. Januar des Jahres 1454 gelegt. Nun dürft ihr wieder gehen.“ Ich war froh, das Friedrich und Catriona zusammengefunden hatten. Inzwischen war dies siebeneinhalb Wochen her. In dieser Zeit habe ich mich königlich gelangweilt. Doch heute gab mir Julia wieder etwas zu denken: was sollten wir Catriona und Friedrich zur Hochzeit schenken? Sie hatten ja so gut wie alles in dem Schloss. Ich ging in der Bildergalerie auf und ab, immer nur damit beschäftig was wir den beiden schenken sollten. Mein Blick schweifte über die Wände und schließlich kam mir die erleuchtende Idee: Ein Bild, mit der ganzen Familie. Ich war zwar nicht künstlerisch begabt, aber mit Julia würde ich es bestimmt schaffen. Als ich Julia gefunden hatte trug ich ihr meine Idee vor. Sie befand sie als gut und wollte sofort anfangen. Sobald wir einem Diener begegneten fragte ich, wo wir eine Leinwand und Farbe mit Pinsel herbekommen könnten. Er führte uns in einen der vielen Keller des Schlosses. Hier roch es nach Farben. An den Wänden stapelten sich Reihenweise Kisten mit den unterschiedlichsten Farben gefüllt. Damit niemand sah, was wir taten, beschlossen wir das Bild in diesem Keller zu malen. Der Diener entzündete mit seiner Lampe die Fackeln an der Wand und ließ uns allein. Wir spannten ein Stück Leinwand an einer Staffelei auf und begannen die Pinsel zu schwingen. Wir merkten gar nicht wie die Zeit verging. Plötzlich schallte hinter uns eine Stimme: „Der Herr und die Dame möchten zum Essen kommen. Ihre Hoheit, Königin Catriona fragt sich wo der Herr und die Dame stecken. Bitte folgen sie mir.“
Als wir am Esstisch saßen, fragte uns Catriona: „Wo wart ihr beiden? Wir haben das Schloss durchkämmt, euch aber nicht gefunden. Gerade wollte ich ein Kopfgeld auf euch aussetzen.“ „Wir haben etwas vorbereitet“, sagte Julia schnell, damit ich mich nicht verplapperte. Catriona drang zwar nicht weiter auf uns ein, aber ich sah ihr an, dass sie zu gern gefragt hätte, was wir denn vorbereiteten.
Die nächsten Tage arbeiteten wir unermüdlich an dem Bild. Zwei Tag vor der Feier war es so gut wie fertig. An diesem Abend machten Julia und ich einen Spaziergang, um den Hafen zu erkunden. Die Sonne versank hinter dem Horizont und tauchte das Meer und den Hafen in ein volles orange. Wir spazierten gerade an der Werft vorbei. Interessiert beobachtete ich wie dort vier Schiffe gebaut wurden. Ich trat ein wenig näher und sah mir die Pläne der Schiffbauer an. Dadurch, dass ich während meiner freien Zeit im Schloss Schiffsbauarten studiert hatte, sah ich, dass es sich um 4 Kriegsgaleonen bester Bauart handelte. Der Rumpf jeder Galeone war fertig gezimmert, nur noch die Maste fehlten. Jede Galeone hatte 50 Kanonen Back- und Steuerbord auf jedem Kanonendeck, 6 am Bug und 4 am Heck. Es gab 15 Ruderlöcher auf jeder Seite.
Nach einiger Zeit wurde es Julia langweilig und sie zog mich weiter.
Dann kam der 1. Januar 1454, der Tag von Catrionas und Friedrichs Hochzeit. Das Schloss war mit Blumen geschmückt und überall bereiteten etliche Diener noch etwas vor. Catriona zog sich in ihre Gemächer zurück um sich hübsch zu machen.
Einige Stunden später war Hochzeitsfest in vollem Gange: Musikanten spielten, der Hofnarr erzählte Witze und Ritter kämpften gegeneinander. Das jung getraute Paar schaute all dem vergnügt zu. Dann wurden die Hochzeitsgeschenke übergeben. Das Paar bekam Schmuck, Bücher und kostbare Gewänder. Als letzte waren wir an der Reihe. Mit einem Tuch hatten wir das Bild verhangen. Wir lehnten es an eine Säule und zogen mit einem Ruck das Tuch ab. „Es ist zwar nicht sehr wertvoll, dennoch haben wir uns sehr viel Mühe gegeben: „Ein Bild unser beider Familien.“ „Das ist das schönste was wir uns wünschen konnten“, bedankten sich Catriona und Friedrich. Die Festspiele hielten noch einige Tage an.
Vor dem Schloss wartete eine Kutsche. Catriona hatte eine Überraschung für mich. Doch wir fuhren nicht aufs Land, sondern hielten geradewegs auf den Hafen zu.
Die Pferde hielten am Kai und wir stiegen aus. Anscheinend hatte jemand die ‚Robbers Revanche’ ausbessern lassen: Die Segel waren aus bestem Segeltuch, der Anstrich neu, der Rammsporn glänzte und, soweit ich es sah, gab es 20 neue Kanonen. „Alan, das ist die Überraschung.“ „Wow.“ „Das war aber immer noch nicht alles.“ Friedrich nickte einem Diener zu, der hinter der Schiffswerft verschwand. Plötzlich segelten die vier Kriegsgaleonen in den Hafen. „Das ist der zweite Teil: Deine eigene Flotte: Die ‚Imperator’, die ‚Queen’, die ‚Gallon’ und die ‚Bischhof’. Zusammen mit deiner ‚Robbers Revanche’. Allerdings knüpfe ich zwei Bedingungen an diese Flotte: Erstens wirst du England, bei jedem auszuführenden Auftrag helfen, außer du bist schon irgendwo anders tätig, und du solltest dich nach jedem Auftrag wieder hier blicken lassen. Einverstanden?“ „Ich denke das geht in Ordnung.“ „Dann los, zurück ins Schloss.“
Gerade als wir uns im Schloss zu Mittag setzten kam plötzlich ein Diener herein: „Die ‚Bristol’, eines unserer Schatzschiffe wird angegriffen. Sie brauchen Verstärkung.“ „Alan, bitte mach dich bereit, dein erster Auftrag ist soeben eingetroffen.“ Mit einer Kutsche wurden wir zum Hafen gebracht. Die Mannschaften waren schon auf meinen 5 Schiffen. Catriona geleitete mich auf die ‚Robbers Revanche’. „Und wer ist hier der Kapitän?“, fragte ich. „Dumme Frage Alan, du natürlich.“ Ich konnte kaum noch klar denken: Ich war der Kapitän über fünf Schiffe mit insgesamt 890 Kanonen. Als ich mich wieder gefangen hatte, verabschiedete ich mich von Catriona. Sobald sie wieder an Land war schrie ich; „Anker lichten Segel setzen und Kurs Themse abwärts!“ Die Kapitäne der 4 Galeonen ließen meine Anweisungen ausführen und einige Augenblicke später setzten sich die Schiffe in Bewegung. Vorne weg ich, mit der ‚Robbers Revanche’, dann die ‚Bischhof’ (unter Kapitän Norris) und die ‚Gallon’ (unter Kapitän Sas), die ‚Imperator’ (unter Kapitän Prince) und die ‚Queen’ (unter Kapitän Shep).
Nach dem verlassen der Themsemündung segelten wir in nördliche Richtung, denn dort, hatte der Bote berichtet, wurde das Schiff angegriffen. Schon nach einigen Minuten hörten wir Kanonen donnern. Als wir noch 400 Meter entfernt waren, bemerkten uns die Piraten. „Bugkanonen gefechtsklar machen!“, rief ich. „Und Feuer!“ Die Kanonen am Bug der fünf Schiffe feuerten und hüllten uns in Pulverdampf. Als wir durch die Rauchwand stießen, sah ich das der Piratensegler schwer beschädigt war: Vier Kanonenkugeln waren in den Rumpf eingedrungen, Haupt- und Besanmast waren umgekippt und ein Segel hing zerfetz am Vordermast. Trotzdem konnte das Schiff beidrehen. Doch bevor es stillstand rief ich abermals: „Feuer!“ Wieder donnerten die Kanonenkugeln gegen die Piraten. Eine nach der anderen Kugel rissen mehrere Stücke aus Schiff. Das, was am Ende noch bestand waren zerschmetterte Planken und Vorratsfässer.
Als die Piraten gesehen hatten, dass ihre Lage aussichtslos war, hatte sich ein Großteil der Mannschaft in Rettungsboote geflüchtet. Doch mit diesen machte das Schatzschiff kurzen Prozess. „Segel einholen und an die Ruder!“ Der Befehl wurde ausgeführt und langsam fuhren wir zu dem Schatzschiff ‚Bristol‘. Der Kapitän bedankte sich für die Unterstützung. „Könnten sie die ‚Bristol‘ bis zu unserem Zielhafen in London begleiten?“ „Natürlich, das hatte ich auch vor. Königin Catriona wird sich freuen, dass die Schätze ankommen. Aber vorerst will ich uns noch die zu rettenden Vorräte des Piratenschiffes sichern.“ Wir ließen die Jollen der ‚Robbers Revanche‘ zu Wasser und bargen das Treibgut. Dann setzte ich meine Flotte in Bewegung.
Während der kurzen Fahrt zum Hafen begegneten wir einem weiteren Piratenschiff, welches jedoch beim Anblick meiner Flotte floh.
„Deinen ersten Auftrag hast du gut erledigt, danke Alan. Du kannst dich eine Weile ausruhen, aber übermorgen müsstest du nach Ägypten fahren. Dort wirst du ein Schiff vorfinden, welches du nach London zurückbegleiten sollst. Unterwegs versuche so viele Piraten wie möglich zu versenken.“ „Gerne, Catriona.“
Während des einen Tages unternahm ich soviel wie möglich mit Julia. Doch dann ging es schon los. Die Sachen waren gepackt, die Schiffe bereit zum Auslaufen. Ich verabschiedete mich von Julia, Catriona und Friedrich.
Es war noch früh am Morgen, am Horizont färbte die Sonne das Meer orange. Da schallte mein Befehl übers Wasser: „Anker lichten, Segel setzten und Kurs auf Ägypten.“
Die Takelage knatterte im Wind und die Segel blähten sich. Sobald wir im offenen Meer waren, hatte der Wind zugenommen. In einem Monat könnten wir Ägypten erreichen. Gegen Abend kamen wir zur Straße von Dover. Zu Abend aßen wir von unseren Vorräten. Jedes Schiff hatte seinen eigenen Laderaum, sodass wir nicht oft anhalten müssten.
In Ägypten war übrigens Alexandria ihr Ziel. In der Hafenstadt lag die Englische „Securit‘ vor Anker und wartete auf uns.
Am nächsten Abend nahm der Wind ein wenig zu.
Gegen Mittag des 3. Tages war die Küste Englands nur noch daumennagelgroß Fleck am nördlichen Horizont. Links von uns erstreckte sich die französische Küste und rechts der Atlantische Ozean. Wir kamen gut voran.
Am 10. Tag der Reise erreichten wir Portugal und nach 6 weiteren Tagen die Straße von Gibraltar. Doch im Mittelmeer setzte der Wind dann plötzlich aus. Das hielten wir für einen guten Zeitpunkt unsere Schiffe als Handelsschiffe zu tarnen. Wir wollten schließlich nicht, dass man 5 Kriegsschiffe übers Meer fahren sah. Denn das hätte Verdacht erwecken können. Wir beluden sie schwer (einiges nahmen wir aus englischen Städten und den Rest…), versteckten die Kanonen hinter solchen Stofffetzen, welche wir schon bei der Weltumsegelung gemacht hatten und stellten Truhen an Deck. Unter dieser Tarnung hofften wir auch von Piraten angegriffen zu werden, denn wir sollten ja so viele wie möglich versenken. So geschah es: Wir paddelten mit den Schiffen, um ein wenig Geschwindigkeit zu haben, da schossen 10 kleine, schmale Schiffe, ebenfalls von Ruderern getrieben, auf uns zu. Sie umzingelten uns. Soweit ich sehen konnte, hatte jedes Schiff nur ein Deck, auf dem insgesamt je 10 Kanonen standen. Also zielten 25 Kanonen auf uns, 5 auf jedes Schiff.
Jemand schrie etwas in einer fremden Sprache. „Was wollt ihr?“, fragte ich in Englisch zurück. Der Jemand schrie diesmal wieder, diesmal jedoch auch in Englisch: „Gebt Schätze oder wir versenken euch.“ „Das werden wir sehen“, murmelte ich. „Geschützluken öffnen und volle Breitseite: Feuer!“, lautete mein Befehl. Das dünne Holz der Schiffe splitterte unter den Kanonenkugeln. Zwei Schiffe flohen, das eine, welches noch da war, wurde sofort von der ‚Bischhof‘ unter Beschuss genommen und sank auch. Doch bald würden die beiden geflohenen Piratenschiffe von 5 Kriegsschiffen erzählen, die sich als Handelsschiffe getarnt hatten. Bald wäre unsere Tarnung aufgeflogen und deshalb wollten wir so schnell wie möglich nach Alexandria kommen.
Die Anzeichen auf einen Sturm eilten ihm wenige Stunden voraus. Zu unserem Unglück wehte er uns genau entgegen. Wir flohen in eine Bucht und warfen die Anker aus. In der Bucht wären wir geschützt. So beobachteten wir , wie sich auf dem Meer haushohe Wellen auftürmten, die ein Fischerboot zertrümmert hätten.
Drei Tage verweilten wir, ohne dass der Sturm schwächer wurde. Dann schickten wir ein Beiboot an Land, damit wir ein wenig Fleisch bekommen würden. Langsam machte ich mir Sorgen, ob die Vorräte für den Sturm reichen würden. Das Beiboot kam mit 2 Rehen, 2 Hasen, ein paar exotischen Vögeln, Beeren und Früchten wieder.
Einige Matrosen hatten geangelt und sogar 23 Fische, von mir unbekannten Arten geangelt.
„Aje, Kapitän der Sturm lässt nach!“, sagte der erste Offizier.
Am Abend war der Sturm ganz abgelaufen und wir konnten wieder losfahren. Eine warme Briese schob uns in Richtung Ägypten. Ich stand am Heck und schaute mir den Sonnenuntergang an. Auf einmal wünschte ich mir, Julia würde neben mir stehen.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, hatte sich das Schiff schon viel weiter vom Atlantik wegbewegt. Doch rechts war immer noch das Atlasgebirge und links Spanien.
Nichts war aufregend, bis Kanonen donnerten. Hinter uns war eine riesige Flotte, angeführt von den zwei Schiffen, die uns beim letzten Kampf entkommen waren. „Sollen wir beidrehen, Kapitän?“, fragte der erste Offizier. „Nein, zuerst sollen nur die Heckkanonen feuern. Erst wenn ich das Kommando gebe, drehen wir bei. Doch machen sie schon alle Kanonen feuerbereit. Ich ging zu den Heckkanonen. Einige Männer hatten sich hier und am Heck der anderen Schiffe versammelt. „Kanonen gefechtsklar und Feuer!“
Das Pulver donnerte und die Kugeln verursachten ein unangenehmes knacken im Holz der anderen Schiffe.
Schnell setzten wir noch mehr Segel. Als der Pulverdampf sich verzogen hatte, sahen wir, dass zwei Schiffe schwer beschädigt zurückgeblieben waren. „Zielt zuerst auf die Masten, dann drehen wir bei“, war meine nächste Anweisung. Nach der vierten Salve lagen die Masten der anderen Schiffe auf dem Deck oder schwammen im Meer. „Beidrehen und Backbordkanonen Feuer!“
Jedes meiner Schiffe vollführte eine 90°-Drehung, wobei sie ein wenig schwankten. Durch den Rückstoß der Kanonen wurden wir noch mehr durchgeschaukelt. Die Gegner hatten jetzt ebenfalls beigedreht, doch nun schlugen unsere Kanonen voll in ihre Seite und hinterließen Löcher mit einem Durchmesser von 1,5 Fuß. Zum Glück feuerten die Piraten nur auf die ‚Robbers Revanche‘, denn die leichten Kugeln prallten von ihr ab, wie Wassertropfen von Fett.
Wieder feuerten meine Schiffe ihre 5 Breitseiten ab. Die Hälfte der Piratenschiffe zerbrach unter den einbrechenden Kanonenkugeln. Die anderen erlitten schlimme Schäden. „Zertrümmert die Beiboote.“
Der Befehl wurde ausgeführt. Die Kanonenkugeln zerbrachen die kleinen Rettungsboote. Nun konnten die Piraten nicht mehr fliehen. Doch nun versuchten sie nah heranzukommen, um einen Nahkampf herauszufordern. „Lasst sie nicht heran. Feuer!“ Über 800 Kanonen schossen auf die paar übrig gebliebenen Schiffen. Keines entkam dem Kanonenhagel. „Setzt alle Segel und volle Fahrt voraus!“
Am 21. Tag fuhren wir an Tunis vorbei. Vor uns lag Sizilien mit dem 11000 Fuß hohen Ätna. Sehr oft sahen wir Handelsschiffe. Ein paar mal wurde eines von Piraten verfolgt. Doch als wir in Schussweite kamen, zogen sie wieder ab. Wahrscheinlich hatte es sich rumgesprochen, dass man 5 Kriegsschiffen nicht zu nahe kommen sollte.
Schon am 30. Tag sah man die Lichter von Alexandria. Allerdings brauchten wir noch einige Stunden bis nach Alexandria und kamen gerade als der 12. Schlag des mittäglichen Läutens der Turmuhr verklang, fuhren wir in den Hafen ein. Man sah die ‚Securit‘ sofort, denn sie war das Schiff mit dem größten Tiefgang.
Der Kapitän war Mr. McCaer. Er war misstrauisch, was bei so wertvoller Fracht verständlich war. „Habt ihr das Schreiben von Königin Catriona dabei, welches ihre englische Herkunft beweist?“
„Meine Schwester hat es mir kurz vor unserer Abfahrt in London gegeben. Sie weiß eure Vorsicht zu schätzen. Sobald sie bereit sind brechen wir auf.“ „Kapitän Alan“, meldete sich der erste Offizier, „wir müssten unsere Schiffe noch entladen.“ „Oh ja, natürlich. Geben sie Befehl, dies sofort auszuführen!“
Wir brauchten zwei geschlagene Stunden um meine Schiffe zu entladen.
Gerade als wir losfuhren kam am Horizont eine Piratenflagge in Sicht und es wurden immer mehr Flaggen. Am späten Nachmittag lagen nur noch 2 Meilen zwischen uns und den Piraten. Die Flotte zählte 7 Briggs und 3 Jollen.
„Macht die Bugkanonen bereit. Wenn sie in Schussweite sind wird gefeuert!“
Die Kanonen donnerten und kappten den Jollen die Maste. Wieder donnern und Pulverdampf. Diesmal sank eine Brigg.
Doch nun stellten die 9 Schiffe sich wie eine Mauer auf. „Beidrehen! Die ‚Securit‘ bleibt hinter uns“, lautete mein Befehl.
Da schossen zum ersten mal die Piratenkanonen.
„Alle Kanonen Feuer!“
Mit einem Krach! zerbrach die nächste Brigg.
Plötzlich setzten die Schiffe wieder Segel. Anscheinend war es ihnen zu viel geworden. Doch da sahen wir das libysche Schatzschiff. Es lag noch tiefer im Wasser als die ‚Securit‘ und konnte vor den Piraten nicht fliehen. Trotzdem setzte der Kapitän noch mehr Segel. Doch es half nichts.
„Die ‚Securit‘ bleibt mit der ‚Gallon‘ hier. Der Rest beschützt das Schatzschiff.“
Die Piraten waren zwar schneller als wir, doch sie waren immer noch in Schussweite. „Bugkanonen Feuer!“
Mit dem nächsten Knack! brach das nächste Schiff.
„Feuer!“
Jetzt entschied der Kapitän der Piraten offenbar, dass wir wichtiger waren als das Schatzschiff, denn die Piratenflotte drehte und wir drehten bei. Schnell war der Kampf beendet.
Das libysche Schiff hatte kaum Schaden davongetragen. Immer wieder bedankte sich der Kapitän bei uns. „Danke, dass ihr die wertvolle Fracht meines Schiffes gerettet habt. Danke, danke, danke. Mein Herr wird sich freuen die Ladung zu bekommen. Bitte, begleitet mich doch zu ihm. Vielleicht werdet ihr sogar belohnt.“
Am nächsten Tag standen wir in einem riesigen Herrenhaus. Alles war mit Marmor verkleidet, Verzierungen aus Gold und Silber schmückten die Wände und Kronleuchter mit Diamanten baumelten von der Decke.
„Nun, nach dem Bericht meines Kapitäns habt ihr gute Arbeit geleistet. Dafür werdet ihr entlohnt. Wie wäre es mit 5000 Goldmünzen.“ „An Geld liegt mir nicht viel. Könnten sie nicht in Schiffen zahlen? So weit ich weiß, gibt es für diese Menge Geld eine sehr gut ausgerüstete, große Kriegsgaleone.“ „Du hast wohl recht. Ich werde ein solches Schiff aus meiner Kriegsflotte holen. Sie liegt gerade im Hafen. Die ‚Libya’ wird dein Schiff.“
Die Flotte des Libyers bestand aus 20 Schiffen. Die ‚Libya’ war eines der Größten. Sie war 250 Meter lang, aber nur 10 Meter breit. Dadurch hatte sie aber einen sehr schmalen Rumpf, der das Wasser förmlich ‚zerschnitt’. Sie war 45 Meter hoch und hatte 4 Masten. Außerdem hatte sie 2 Kanonendecks zu je 50 Kanonen. An den doppelten Außenbordwänden gab es zudem scharfe Stahlspitzen, die jedem Schiff die Bordwände zerreißen konnten. Auf jeder Seite waren außerdem 25 Ruderbänke. „Kapitän Alan, es wäre angebracht wieder loszufahren, sonst brauchen wir zu lange nach England.“, meldete sich der 2. Offizier. „Sie haben recht. Wir müssen uns leider verabschieden. Die Königin braucht uns bei Hofe.“
Ich fuhr nicht auf der ‚Robbers Revanche’ sondern auf der ‚Libya’. Sie glitt geschmeidig durch das Wasser. Mit so einem Schiff war ich nie zuvor gefahren. Es waren nicht alle Segel gehisst, dennoch fuhr sie schneller als die anderen Schiffe.
Vor 35 Tagen hatten wir den ägyptischen Hafen verlassen. Am Abend des 34. Tages waren wir in die Themse eingebogen. Jetzt sahen wir den Hafen von London.
„Schickt die ‚Libya’ voraus und lasst sie der Königin ankündigen, dass wir kommen.“
Als wir am Morgen im Hafen einliefen standen Catriona und Julia mit unseren Eltern im Hafen. Ich war glücklich sie wiederzusehen. „Wie ich sehe hast du ein neues Schiff. Sehr schön ist es. Aber nun komm erst mal nach Hause und erzähle uns von deinen zwei Monaten auf See.“
Ich erzählte alles genau wie es gewesen war. „Nach diesen Abenteuern hast du dir eine Pause verdient. Mach was du willst. Wenn dein nächster Auftrag kommt, benachrichtige ich dich. Nun geh.“ Julia zog mich eilig weg. „Lass uns ausreiten. Du warst so lange weg. Ich kann dir erzählen was hier los war.“
Wir holten zwei Pferde aus dem Stall und ritten im Trab aus London hinaus. „Kurz nach deiner Abreise gingen auch wir auf Reise. Wir fuhren aufs Land und schauten uns die Bauernhöfe an. Dann fuhren wir zu Catrionas Lehenverwaltern und sahen uns auch dort die Verhältnisse an. Am besten waren die Bauernhöfe in Wales. Catriona und Friedrich wollen jetzt versuchen die Bauern in Nordirland, Schottland und England genau so arbeiten zu lassen. Und vor 2 Wochen kam die Nachricht, dass der Prinz oder die Prinzessin von England bald geboren wird. Aber gegen deine Abenteuer waren unsere ein Klacks.“ „Wie wäre es mit einer Fahrt auf einer der Jollen der ‚Robbers Revanche’?“ „Hört sich prima an.“
Ich ruderte die Jolle aus dem Hafen. Auf der Themse setzte ich Segel. Das Dreieckssegel blähte sich und langsam fuhren wir in dem kleinen Schiff die Themse entlang. Weg von dem lärmenden London. Immer entgegen dem tiefblauen Abendhimmel mit dem roten Sonnenball.
Es war schön, nach 2 Monaten wieder an Julias Seite zu sein. Als die Sonne vollends verschwunden war, zündeten wir 5 Fackeln an.
Plötzlich donnerten Kanonen und 10 Kugeln flogen knapp über unsere Köpfe hinweg. Ich erkannte steuerbords (rechts) von uns die Umrisse einer mittelgroßen Galeone. „Alan, wir müssen die Fackeln löschen! Sonst sehen sie genau wo wir sind!“ „Nicht so eilig. Gib mir mal bitte eine Fackel.“ Julia reichte mir einen mit in Öl getränkten Tüchern umwickelten Stock. Ich holte aus und warf die Fackel auf die Galeone. Sofort fing das Holz Feuer. „Die nächste Fackel bitte.“ Schon brannte ein Segel und mit den folgenden Fackeln ein weiterer Teil des Decks. Die Galeone wollte wieder feuern, doch da keine Fackeln mehr brannten, konnten uns die Kanoniere nicht sehen, geschweige denn treffen. Doch die Galeone selbst wurde noch ein klein wenig ausgeleuchtet. Deshalb lud ich eine der kleinen Kanonen, die es an Bord gab und feuerte die 5 Pfund schwere Kugel dorthin, wo ich die Pulverkammer vermutete.
Ein ohrenbetäubender Knall, fliegende Holzsplitter und der Gestank von explodiertem Pulver waren die Folgen. Wir hatten uns schnell hinter der Reling geduckt, um nicht von umherfliegenden Einzelteilen des Schiffes getroffen zu werden. Plötzlich landete etwas vor uns. Wir beide schreckten zurück. Dann sahen wir genauer hin. Es war eine Flagge. Eine Flagge die ich bisher nur in einem Buch gesehen hatte.
Wir schwiegen bis wir den Hafen erreichten. Dort herrschte reges Treiben, obwohl es spät nachts war. Catriona stand am Kai und rief uns entgegen: „Habt ihr auch diese Explosion gesehen? Oh man, ich dachte es hätte etwas mit euch zu tun!“ „Damit hast du leider Recht, Catriona. Wir wurden angegriffen. Von den Russen.“ „Den Russen? Aber…“ „Es war ein Schiff. Ich habe einmal geschossen. In die Pulverkammer. Das hier flog uns direkt ins Boot.“ Ich zeigte ihr die Flagge. „Warum…“ „Keine Ahnung. Ich glaube allerdings, dass es nicht nur ein Schiff hierher verschlagen hat.“ „Dazu würden einige Berichte von Bauern passen. Sie meldeten, dass 15 Schiffe vor der Küste kreuzen. Eines sei weggesegelt. Nun Alan, ich glaube du weißt, was zu tun ist.“
„Taue lösen, Kurs Ost.“ Alle Schiffe waren startklar. Und schon ging es los. Themsabwärts.
Wir waren kaum eine Stunde gefahren, da kamen uns vier Schiffe entgegen. Sie trugen alle die Flagge der Russen. „Baut eine Mauer und lasst niemanden durch. Kanonen bereit machen.“ Meine 6 Schiffe drehten um 90 Grad. „Feuer!“ Wir wurden in dichten Kanonenrauch getaucht. Als er sich endlich verzogen hatte, schwammen die Einzelteile der Schiffe auf der Themse. „Vier versenkt, bleiben noch 10.“
Fünf Schiffe kamen uns einige Meilen später direkt in die Arme gesegelt. „Genau auf die Schiffe zu“, lautete mein Befehl. Alle meine Schiffe hatten Rammsporne, mit denen sie sich nun in die 5 Russenschiffe bohrten. Ich gab Befehl nach hinten wegzurudern.
Langsam, ganz langsam verschwand das letzte Krähennest und die letzte Mastspitze. Wir warteten nicht lange, sondern setzten unseren Kurs fort. Wieder dauerte es nur einige Minuten, bis sich 4 der übrigen Schiffe blicken ließen. Diesmal war mein Befehl „Die ‚Libya’ fährt voraus und schlitzt den Schiffen den Rumpf auf.“ Sofort ruderten die Matrosen noch schneller und die ‚Libya’ schob sich vor. Wir verlangsamten die Geschwindigkeit ein wenig. Zuerst sah es so aus als würden die Galeonen der ‚Libya’ ausweichen, doch dann nahmen zwei der Galeonen die ‚Libya’ in die Zange. Die Matrosen zogen die Ruder ein.
Die beiden Schiffe zersplitterten unter den Stahlspitzen und sanken.
Nun vollführte die ‚Libya’ eine 180°-Wende und nun zogen die Matrosen alle Segel auf. Die ‚Libya’ beschleunigte und folgte den russischen Schiffen. Nach einigen Metern war die ‚Libya’ mit den Schiffen gleich auf.
Ich hatte mich mit den restlichen Schiffen ein wenig zurückgezogen, damit die feindlichen Schiffe uns nicht zu früh einholten.
Doch plötzlich öffneten die Galeonen die Geschützluken. Gerade da stieß die Libya zu. Die Stahlspitzen bohrten sich in die Planken und ließen das Holz splittern. Sofort drang das Wasser ein.
Ich hatte währenddessen den Befehl erteilt beizudrehen.
Doch da war es zu spät. 50 Kanonen feuerten auf die ‚Libya’. Nur die doppelte Wand bewahrte die ‚Libya’ vor dem schlimmsten. Die Russen luden die Kanonen gerade neu, da gab ich den Befehl zu feuern.
Mit einem Krachen zerbarst das Schiff. Ich sammelte meine Schiffe ein. „Die ‚Libya’ fährt jetzt am besten zurück. Die anderen Schiffe fahren weiter die Themse abwärts.“
Nun blieb uns nur noch das letzte russische Schiff. Doch als wir dieses entdeckten, handelte es sich nicht um eine einfachen Galeone. Es war eine Kriegsgaleere, die von 4 großen Galeonen flankiert wurde. Schon schwenkten meine Schiffe bei. Plötzlich jedoch wurden auf den Schiffen weiße Flaggen gehisst. Lasst sie herankommen“, war mein Befehl. „Wer seid ihr?“, rief ich, als die Schiffe nah genug bei uns waren. „Russische Gefangene. Die Russen holten uns aus unserem Heimatland. Wir sind viele. Die Russen meuterten und warfen ihre Feinde über Bord. Uns behielten sie als Gefangene. Dann wichen sie vom Kurs ab und fuhren nach hier. Als alle anderen Schiffe weg waren, ergriffen wir die Chance und überfielen die wenigen Matrosen. Wir übernahmen das Schiff. Bitte greift uns nicht an. Wir wollen euch nichts tun. Nehmt uns auf. Aber wer seid ihr?“ „Ich bin Kapitän Alan Bischhof, Bruder der Königin Bischhof und Herr dieser Flotte.“ „Da ihr es mit eurer Mannschaft geschafft habt die restlichen Schiffe der Russen zu zerstören, unterstellen wir uns eurem Befehl.“ „Wir fahren zurück in den Hafen und lassen die eventuellen Beschädigungen reparieren.“
Am nächsten Morgen erreichten wir den Hafen wieder. Die ‚Libya’ wurde schon repariert.
„Alan, wenn das so weiter geht hast du bald mehr Schiffe und Matrosen als die königliche Flotte. Aber nun komm erst mal in den Palast und iss etwas. Zum Glück sind die Russen weg“, begrüßte mich Catriona. „Guten Morgen erst mal. Wegen des Essens: Bitte gib der Mannschaft auch etwas.“ „Alan, da ist noch was: Gerade kam wieder ein Späher: ein oder mehr Schiffe der Russen patrouillieren gerade vor der Küste.“ „Weißt du wie lange die ‚Libya’ noch repariert wird?“ „Ich schätze zwei, drei Stunden.“ „So lange warte ich noch.“
Zwei und eine halbe Stunde brauchten die Arbeiter. Dann war die ‚Libya’ abfahrtbereit.
„Fahrt volle Kraft. Die ‚Libya mit mir voraus.“ Die Segel der ‚Libya’ blähten sich im Wind. Sie durchschnitt das Wasser wie ein heißes Messer die Butter. Am frühen Abend erreichten wir die Nordsee. Zuerst fuhren wir ein Stück nach Norden. Nichts. Dann einige Meilen nach Süden. Treffer. In einer Bucht sah man ungefähr 2 Dutzend abgedunkelter Lichter. Ich schickte einen Späher an Land, der eine Viertel Stunde später zurückkehrte und berichtete: „Es sind die Russen. 15 Schiffe, wahrscheinlich an die 200 Mann.“ „Wir warten auf den Rest der Flotte, dann greifen wir an.“
Gerade als sich die 15 Schiffe bereit machten um abzufahren erreichte uns der Rest der Flotte.
Jedes der Schiffe bekam seinen Teil ab und sank schnell.
„Kurs auf den Londoner Hafen!“
Am Abend waren wir wieder im Hafen. Dort gab es eine Überraschung. Meine große Schwester war zurück. Sie hatte eine Reise gemacht. Aragon, Betty und Chi hatten sich mitgekommen. Catriona schimpfte gerade mit den beiden Hunden: „Ihr Bösen! Einfach abhauen! Wenn ihr das noch einmal macht geht ihr in den Zwinger!“ „Ach, lass sie doch. Sie wollen halt Abenteuer erleben“, warf ich ein. „Und schön das du wieder da bist, Catlen.“ Ich umarmte meine Schwester. „Ach so, wo ist eigentlich Chi?“ „Er muss hier irgendwo sein. Chi kann schon sehr gut Englisch. Ich hatte genug Zeit es ihm beizubringen. Vielleicht bewundert er gerade die Schiffe. Er bewundert diese ‚schwimmenden Holzkästen’.“
Chi war bei der Werft. Dort bewunderte er den Bau einer Handelskogge.
„Hallo Chi.“ „Alan, es sein so schön dich zu sehen!“ „Ich habe gehört du magst Schiffe.“ „Oh ja“, beteuerte er und nickte heftig. „Ganz doll die gloßen.“ „Willst du vielleicht auf einem schnellen, großen Schiff mitfahren?“ „Oh ja!“ Ich ließ die ‚Libya’ sofort Segel setzen. „Okay Chi. Ich bleibe hier. Du brauchst nur zu sagen wo es langgehen soll.“ Ich wand mich Catriona zu: „Während der letzten Fahrt ist mir etwas durch den Kopf gegangen: Wenn es einen Nahkampf gibt, kann ich nicht lange mit fechten. Könnte ich nicht in einer Kaserne schießen, fechten und Ausdauerlauf lernen?“ „Wenn du willst. Ich bringe dich hin.“ „Bitte, Catriona, lass mich das machen“, warf Friedrich ein.
Das Haus der Kaserne war klein, der anschließende Platz jedoch mindestens 5-mal so groß.
„Schüler, heute beginn ein neues Schuljahr. Ihr seid zwar noch jung, doch eine schnelle Soldatenausbildung wird euch vielleicht auch mal helfen. Einem echten Soldaten seid ihr am Ende bestimmt immer noch unterlegen, aber ihr könnt euch zumindest ein wenig verteidigen. Beginnen wir mit dem Langstreckenlauf. 7 Mal um den Platz. Los!“
Eine Runde um den Platz maß 1000 Schritte. Ich lief schnell, aber rannte nicht. Im Gegensatz zu meinen 10 Mitschülern, die rannten als wäre der Teufel hinter ihnen her. Doch nach der zweiten Runde holte ich die anderen Jungen ein, welche völlig außer Puste waren. Als sie wieder zu Atem gekommen waren, taten sie es mir nach. Nun rannten wir alle die sieben Runden ausdauernd durch.
„Gut gemacht, Junge“, lobte mich General Semin. „Zunächst werdet ihr einen Holzstock bekommen und damit kämpfen. 15 Minuten wird duelliert, außer jemand schafft es seinem Gegner den Stock abzunehmen. Ansonsten zählen Punkte: Wenn man die Schienbeine und Arme erwischt einen Punkt, Bauch zwei Punkte, Hände und Füße drei Punkte. Wer unter die Gürtellinie und über die Schienbeine oder auf den Kopf schlägt fliegt von der Schule. Und noch ein Tipp: Es geht nicht nur darum anzugreifen, sondern auch darum sich zu schützen.“ Nun wurden wir eingeteilt. Ich musste gegen den General kämpfen. Ich rechnete damit, dass der Kampf schon nach einer Minute beendet wäre, doch ich behielt den Stock immer in der Hand. Am Ende hatte ich den General zweimal am Arm getroffen. Doch ich trug mehr blaue Flecke davon: Der General traf mich 5-mal am Arm, 6-mal am Bauch, 4-mal am Schienbein und 2-mal an der Hand.
„Nun zum Armbrustschießen. Seht ihr die Puppen dort? Sie sind in Punktebereiche eingeteilt. Hier sind die Armbrüste. Jeder muss versuchen mit 5 Schüssen die höchst mögliche Punktzahl zu bekommen. Und los!“ Die Armbrust wog zirka ein Kilo. Ich legte einen Pfeil ein, visierte an und traf in den Bauch. Mit dem zweiten Pfeil traf ich die Brust der Puppe, mit dem dritten den Oberarm, mit dem vierten die Stirn und mit dem fünften sogar den Mund (das war eher ein Glückstreffer). „Nun kommen wir zum Pistolenschießen. Wieder mit den Puppen, wieder 5 Schuss.“
Um es kurz zu machen: Jeder meiner Schüsse traf den Kopf. Das folgende Kanonenschießen war anders. Wir mussten auf einen markierten Bereich auf dem Boden schießen.
Ich traf zwar, aber miserabel. „Mit ein wenig Training könnt ihr wirklich gut werden. Und jetzt noch mal 7 Runden laufen.
Die nächsten Tage blieb das Trainingsprogramm gleich. Nur kämpften wir bald mit stumpfen Eisenschwertern, die Puppen beim Armbrust- und Pistolenschießen wurden weiter entfernt aufgestellt. Die Kanonenkugeln mussten wir präziser schießen und es wurden mehr Runden.
10 Tage nach dem Beginn der Ausbildung konnten wir mit der Armbrust und der Pistole so präzise schießen, dass wir eine Fläche von der Größe einer Handfläche auf hundert Meter Entfernung treffen konnten. Mit der Kanone konnten wir einen Tisch von 2 mal 2 Meter auf 150 Meter Entfernung treffen. 20000 Schritt laufen machte uns keine Probleme und wir wurden immer schneller. Ich war der beste Schüler, sagte General Semin.
„Nun werden wir noch das schießen vom Pferd üben. Und mit den Kanonen üben wir an Bord eines Schiffes. Zuerst schießt ihr nun vom trabenden, dann vom galoppierenden Pferd.“ Gesagt, getan – die Pferde wurden gesattelt und wir schossen im reiten.
„Gute Arbeit, Jungs, keiner hat daneben geschossen. Jetzt bleibt nur noch das Problem mit dem Schiff. Normalerweise bekommen wir ein Schiff von der Marine. Leider sind jetzt aber alle im Einsatz.“ „Ich könnte ihnen ein Schiff leihen. Die ‚Robbers Revanche’ hat genug Kanonen für uns alle.“ „Prima, Junge. Wir reiten jetzt sofort zum Hafen.“
Mit den Pferden waren wir schnell im Hafen. Dort führte ich meine Kameraden und den General auf das Flaggschiff meiner Flotte. Ich erteilte Befehle zum Ablegen. Nun nannte General Semin mir den Übungsort.
Dort standen schon einige Ziele. Wir schossen während das Schiff von den Wellen ein wenig geschaukelt wurde. Das besondere an der ‚Robbers Revanche’ war, dass sie nicht, wie andere Schiffe, ins schaukeln geriet, wenn eine Kanone abgefeuert wurde.
Als wir wieder im Hafen einliefen, wurden wir sofort losgeschickt, damit wir Botendienste verrichteten. Das diente dazu unsere Ausdauer zu üben.
Nach weiteren 10 Tagen üben, verkündete der General: „Ihr wart sehr gut. Doch zu jeder Ausbildung gehört auch schriftlicher Kram. Die besten 7 von euch werden von der Königin zur Schreiberschule geschickt und 5 werden in die Gutachterschule aufgenommen.“
Catriona kam und ernannte Andreas, Michel, Georg, Samuel, Arthur, Daniel und mich zu den 7 Schreiberlehrlingen. Die anderen würden weiter militärisch ausgebildet und dann später in die Schreiberschule kommen.
Der Lehrplan wurde verkündet: 5 Tage Grammatik, 3 Tage Rechtschreibung, 4 Tage lesen und 4 Tage rechnen.
Die ersten 5 Tage lernten wir die Verwendung von Zeitformen, Verben und vieles andere. 3 weitere Tage lernten wir nun die richtige Schreibweise von Wörtern. 4 Tage lasen wir in Büchern, Manuskripten und Ankündigungen und dann noch einmal die gleiche Zeit rechneten wir Ernteerträge, Wege, Bevölkerungswachstum… aus.
Am letzten Tag, dem Prüfungstag mussten wir Schriftstücke abschreiben, neu berechnen, gegebenenfalls ausbessern und wieder in die Bibliothek einsortieren. Schließlich wurden die 5 besten ausgewählt: Andres, Georg, Arthur, Daniel und ich.
In der Gutachterschule würden wir 5 Tage mögliche Schäden an Gebäuden lernen und 7 Tage würden wir Gebäude begutachten.
Die Schäden ließen sich leicht merken. Da gab es zum Beispiel Schimmel an Holzbalken, Risse im Mauerwerk, Würmer, morsches Holz, undichte Dächer…
Die Gebäudebegutachtungen waren dann schon schwieriger. Viele Lager, die wir untersuchten waren von Ungeziefer befallen und schimmelten. Manche Wachtürme wiesen Risse auf, Treppen lösten sich von der Wand oder bestanden aus morschem Holz. Es gab so viel Arbeit, dass wir sie gar nicht schaffen würden.
Am 13. Tag in der Gutachterschule, dem 1.5.1453 gab es dann die Prüfung. Wir wurden an verschiedene Orte verteilt und mussten einen Bericht über den Zustand der Lager verfassen. Bei mir waren die Kornspeicher in gutem Zustand. Die Fleischspeicher unter der Erde schimmelten und bei den Gemüse- und Obstlagern gab es Risse im Gebälk und dem Mauerwerk.
„Nun werde ich die drei besten dieser Gruppe auszeichnen. Diese drei werden es mit dieser Auszeichnung nicht schwer haben eine gut bezahlte Arbeit am Hofe zu finden. Die drei sind Alan, Andreas und Daniel.“ Catriona hatte die Gruppe ins Schloss eingeladen. Hier veranstaltete sie die Ehrung. Sie überreichte uns drei Zeugnisse.
„Nun geht eure Wege und findet das Glück.“
Als alles beendet war, zog ich Andreas und Daniel zur Seite: „Ihr seid richtig gut. Deshalb biete ich euch einen Platz in meiner Mannschaft an. Was sagt ihr?“ „Ich bin dabei. Wenn du ordentlich zahlst“, sagte Andreas. „Ich auch.“ „Also abgemacht. Wir treffen uns morgen im Hafen.“
„Du warst richtig gut, Alan“, lobte mich Friedrich. „Danke.“ „Da du nun bald auch noch schwierigere Aufgaben zu erwarten hast, dachten wir das du dieses Kanu hier gebrauchen könntest.“ Es war ein schmales , schnittiges Boot mit flachem Rumpf und zwei Sitzplätzen. Zwei Ruder lagen darin. „Damit kannst du schnell zu erfüllende kleinere Aufträge erledigen. Dein nächsten Auftrag erfolgt in zwei Wochen. Vielleicht brauchst du dieses Boot ja auch.“
Den nächsten Tag fuhren wir mit meinem Schiff in Richtung Russland. Catriona blieb den Tag unter Deck.
Nach einem weiteren Tag erblickten wir die Küste Hollands und drehten nach Norden ab.
3 weitere Tage auf See kamen wir zur Nordspitze Dänemarks und am 13. Tag der Reise konnten wir die Küste Russlands sehen. „Lauft in einen estnischen Hafen ein und breitet das Kanu vor. Ein Freiwilliger kommt mit auf Erkundung!“
Das Kanu war schnell vorbereitet. Ein Mast und ein Segel gab es auch. Der Mast war am unteren Ende dick wie ein Unterarm und an der Spitze im Durchmesser wie ein Finger. Der Mast wurde in eine dafür vorgesehene Halterung gesteckt. Andreas (er hatte sich als Freiwilliger gemeldet) setzte das Segel und ich steuerte lautlos aus dem Hafen. Nach einer halben Stunde erreichten wir ein zumindest wenig besiedeltes Gebiet. „Wir verstecken das Boot und gehen an Land.“
Als das Boot sicher hinter ein paar Felsen versteckt war schlichen wir ins Landesinnere. Wir erreichten eine Straße und liefen darauf weiter. Plötzlich hörten wir Hufgetrappel und Schüsse. Da stand eine Kutsche. Vermummte Gestalten hatten Waffen gezogen und bedrohten die Kutscheninsassen. „Wir verstecken uns in den Bäumen. Schieß den Räubern die Waffen aus der Hand oder erschreck ihre Pferde. Auf mein Zeichen“, flüsterte ich. Wir kletterten auf die Bäume und sofort gab ich das Zeichen. Zwei Räubern flogen die Waffen aus der Hand. Die 10 Räuber schauten sich verblüfft um. Noch einmal mein Zeichen. Die Pferde schreckten auf, warfen ihre Herren ab und stoben auseinander. Die Räuber blieben reglos liegen. Wir sprangen von den Bäumen und liefen auf die Kutsche zu. Doch da sprangen die Leute aus der Kutsche hinaus und zogen die Waffen. Sie hatten Angst. Wahrscheinlich hatten sie unsere englische Kleidung noch nicht bemerkt. Doch dann erblickte einer der Männer unsere typisch englischen Hemden und Hosen. Er machte seine Begleiter darauf aufmerksam. Einer schoss vor uns auf den Boden. „Ich denke wir sollten verschwinden“, schlug Andreas vor. „Nein, wir wollen erkunden, also schießen wir auch ihnen die Waffen aus der Hand“, widersprach ich.
Wir wichen langsam zurück, sprangen dann jedoch in den Wald neben dem Weg. Schon steckten 4 Revolverkugeln im Holz der Bäume. Doch nachdem wir angriffen, flüchteten die Männer panisch in den Postwagen. Keiner der Männer wagte es den Wagen in Bewegung zu setzten. Als wir wieder hinter den Bäumen hervorkamen und die Waffen wegsteckten, wagte es einer der Männer aus dem Wagen zu springen, einen Revolver aufzuheben und ihn nach uns zu schleudern. Er verfehlte uns und ich hob die Pistole auf. „Wir sammeln jetzt die Revolver ein. Dann nehmen wir die Pferde und reiten weiter. Die Russen können bis zum nächsten Ort ruhig laufen. Es sind kaum zwei Meilen.“
Die beiden Pferde waren durch die Kutschfahrten stark und schnell. Es waren ein Araber und ein Selle France. Wir schnitten die Riemen, die die Pferde an die Kutsche fesselten durch und saßen auf. Wir ritten zuerst auf der Straße, dann, als das Dorf in Sicht kam, ritten wir durch den Wald.
„Jetzt schauen wir nach, wie der Zar sein Reich schützt.“
Als wir den Ort hinter uns gelassen hatten, ritten wir weiter die Straße entlang. Bald kamen Wachtürme in Sicht. Alles deutete darauf hin, dass wir uns einer größeren Stadt näherten.
Schon von weitem sah man, dass die Stadt groß war. „Wir schlagen uns in den Wald und beobachten wie die Soldaten patrouillieren, kommen und gehen“, bestimmte ich.
Wir gingen ein Stück in den Wald, banden dann die Pferde fest und versteckten uns unter dem Baum.
Plötzlich ritten Posaunenträger vorbei, gefolgt von einer eskortierten Kutsche. Ein Mann schrie die Passanten an: „Macht Platz! Der Zar kehrt zurück!“
„Das ist also eine so wichtige Stadt, dass der Zar hier einen Sitz hat.“
Da kam plötzlich ein Mann vorbei. Sein Pferd und er wirkten gehetzt. Die Kutsche stoppte und dem Boten wurde die Kutschentür geöffnet.
Nach einiger Zeit kam er wieder aus der Kutsche und jemand rief: „Kehrt um! Zum Hafen. Es wurden 11 englische Schiffe gesichtet.“
„Wir müssen zurück. Die anderen sind nicht gewarnt und ich will, wenn es zu einem Kampf kommt, dabei sein.“ „Aber wenn wir an diesem Zug vorbeikommen, erkennt man uns an unserer Kleidung.“ „Dann kaufen wir uns halt ein paar Kleidungsstücke. Oder wir geben den Leuten dafür einige der Waffen, die wir erbeutet haben. Auf einem Bauernhof hier in der Nähe habe ich Wäsche hängen sehen.“
3 Revolver ließen wir zurück und dafür nahmen wir uns zwei einfache Hemden und Hosen. So gekleidet ritten wir dem Zar hinterher. Bald sahen wir die Staubwolke, die von dem Zug aufgewirbelt wurde. Als wir schließlich an dem Zug vorbeiritten sahen wir niemanden an und ritten so schnell es ging weiter. Wir erreichten das Boot und Andreas fuhr zurück zu meiner Flotte. Schon bald kamen meine 11 Schiffe und ich führte die Pferde an Bord.
„Anker lichten, Segel setzten, Kurs: Nord! Kanonen immer gefechtsklar halten!“, schallte mein Befehl übers Wasser.
Fischer holten ihre Netze ein, als sich aus dem Süden 11 englische Kriegsschiffe und aus dem Norden 7 Kriegsschiffe näherten. „Keiner schießt! Wir werden sehen, ob wir verhandeln können“, rief Friedrich.
„Ergebt euch!“, rief da der Zar. „Niemals! Wir sind in der Überzahl! Entweder verhandelt ihr friedlich oder eure Schiffe sind Kleinholz.“ „Ich bin der Zar! Ihr habt zu gehorchen!“ „Mach das Großmaul mal nass“, raunte Friedrich mir zu. Ich nahm mir eine Bugkanone und feuerte vor den Bug des Schiffes.
Durch mein Fernrohr sah der Zar so aus, als hätte er gebadet. „Die nächsten Schüsse treffen und versenken“, rief Friedrich „Wir werden verhandeln“, willigte der Zar ein.
„Beiboot klarmachen zum Übersetzten.“
Der Zar empfing uns in einer prachtvollen, großen Kabine (wenn das Schiff versenkt würde, wären bestimmt mehrere tausend Goldmünzen verloren gegangen). Der Zar war fett, parfümiert und hatte sich das Gesicht mit einer Paste eingestrichen, die seine Falten und andere Makel verbarg. Dazu ging von ihm ein starker Geruch von Parfüm aus. Friedrich kam gleich zur Sache: „Warum haben sie England angegriffen?“ „So einen Befehl gab ich nie. In letzter Zeit hatte ich zu sehr mit den Kolonien zu tun. Allerdings fehlen seit geraumer Zeit einige Schiffe von mir.“ Der Zar sprach fließend englisch. Anscheinend war er sehr gebildet. „Die Leute, die uns russische Schiffe übergaben, sagten damals, die Mannschaft hätte gemeutert und ihre Feinde über Bord geworfen. Uns haben also Aufständige angegriffen. Daher sehe ich nun keinen Grund mehr feindlich gegenüber euch zu sein.“ „So sieht es aus. Nun, da wir keine Feinde mehr sind, würde ich vorschlagen, dass wir unseren Vertrag mit einer Handelsbeziehung bekräftigen.“ „Eine sehr gute Idee. Wir könnten mit euch Schmuck handeln.“ „Wir würden Pelze bieten.“ „In Ordnung. Allerdings, wenn ihr auf die Idee kommt unsere Schiffe zu überfallen, sehe ich mich gezwungen diese Flotte mit der unserer Armee zu verstärken und sie hierher zurück schicken um euch anzugreifen…“ „Wir handeln fair“, war die Antwort. „Aber jetzt zu etwas anderem: Mich interessiert wer denn meine besten Schiffe besiegt hat. Ihm würde ich gerne gratulieren, auch wenn es mir um meine Schiffe leid tut.“ „Nun, es ist der junge Mann hier neben mir. Ihm gehört diese Flotte und die Königin schickte ihn damals aus um ihre Schiffe zu versenken. Er ist ebenfalls der Bruder der Königin.“ „Es ist mir eine Freude sie kennen zu lernen. Eh, eine Frage, habe ich diese Sachen vorhin nicht schon einmal gesehen?“ „Ja. Das kann sein. Vorhin ritt ich an ihnen vorbei. Zusammen mit einem Freund.“ „Ach ja, die beiden lumpigen Reiter. Das waren sie. Aber was wollten sie an Land?“ „Um ehrlich zu sein, wollten wir sie ausspionieren. Wir dachten ja, sie hätten uns angreifen lassen.“ „Ah. Nun aber zurück zum Thema: Sie haben meine besten Schiffe besiegt. Sie werden es noch weit bringen. Deshalb werde ich ihnen ein Schiff schenken. Dies auch, damit unsere friedliche Beziehung noch verstärkt wird. Folgt uns mit eurer Flotte.“
Wir folgten den Schiffen des Zaren ein Stück die Küste entlang. Da sahen wir etwas atemberaubendes. Vor uns lag ein großer Hafen. Mindestens zwei Dutzend Kriegsschiffe lagen dort. Die Hafeneinfahrt wurde von 6 Kanonentürmen geschützt. Dahinter war eine Burg. Der Hafen war vollkommen sicher. Die Mannschaften könnten sich in die Burg zurückziehen und von dort aus verteidigen.
Man betrachtete meine Schiffe mit Vorsicht, denn die ‚Robbers Revanche’ überragte das größte Schiff im Hafen um 20m und insgesamt hatte meine Flotte ungefähr genau so viele Kanonen wie im Hafen vorhanden waren.
Die ‚Moskwa’ war ein 150 m langes, 20 Meter breites Schiff. 50 Meter war sie hoch und hatte 2 Kanonendecks, zu je 40 Kanonen. Dazu kamen noch 30 Kanonen auf dem Oberdeck.
Der Zar überreichte mir das Schiff in einer kleinen Zeremonie.
Bald fuhren wir wieder in Richtung England. Das neue Schiff war trotz seiner plumpen Form sehr schnell.
Meine Flotte brauchte drei Wochen, um zurück nach England zu segeln, da der Wind uns nicht gewogen war. Schließlich liefen wir in den englischen Hafen ein.
„Nun Alan, du bekommst erst einmal eine Pause. Aber während der Zeit außer Amt solltest du dich mit einer neuen Ausbildung beschäftigen. Speziell geht es mir dabei um die Architektur. Danach könntest du einen neuen Hafen entwerfen. So einen, wie wir in Russland gesehen haben, nur noch größer und besser geschützt. Bist du einverstanden?“ „Ja, schaden kann es ja nicht.“ „Dann bringe ich dich jetzt zur Architektenschule.“
Die Architektenschule lag direkt am Marktplatz. Friedrich führte mich durch das große Eingangstor und in einen Raum, auf dessen Tür ‚Direktor’ stand. Friedrich klopfte und wir traten ein. Sofort schilderte er die Lage: „Mein Freund soll einen neuen Hafen entwerfen. Jedoch braucht er erst eine Ausbildung als Architekt. Könnten sie ihm ‚Privatunterricht’ geben?“ „Ich habe viel zu tun, aber ein Mal am Tag ein paar Stunden wird schon gehen. Ist der junge Mann hinter ihnen der Betroffene? Gut, dann folgen sie mir. Ich habe jetzt noch Zeit sie einzuführen.“
Also folgte ich dem Herrn Direktor. Er ging mit mir in ein Klassenzimmer.
„Sie werden also bald ein neues Gebäude konstruieren. Das wird nicht einfach, sie zu lehren, denn wir haben nicht sehr viel Zeit. Zuerst sollten sie wissen…“
Der Direktor führte mich in die Grundprinzipien der Architektur ein. Er redete und redete und ich hörte gespannt zu.
Im Dunkeln ging ich zurück. Der Direktor hatte erst gemerkt, wie spät es war, als in das Klassenzimmer schon die Dämmerung eindrang. Der Direktor hatte mich nicht nur eingeführt, sondern begonnen mir ein Fachgebiet näher zu bringen.
Ich biss in einen grünen Apfel und verzog das Gesicht. Er war zwar schon etwas älter, aber der saure Geschmack war immer noch in der Frucht gefangen.
Die Feder setzte auf das Pergament auf und begann den Hafen Strich für Strich zu zeichnen. Es war kurz vor Weihnachten.
Eineinhalb Jahre waren seitdem vergangen. Der Hafen stand. Das Hafenbecken war rechteckig, 1200 mal 500 m. An der Seite zur Themse war ein Tor, welches 100 m maß. Auf den restlichen 1100 Metern der Themsemauer standen im Abstand von 50 Metern 23 große Kanonentürme. Auf der anderen Seite des Hafenbeckens lief eine Mauer zu einer Burg, die als Schutz diente, aber auch als Handelsgebäude. Dort sollten von nun an einige Soldaten stationiert sein. Bald sollte der Hafen offiziell eingeweiht werden. Der Hafen in London sollte von da an nur noch für festliche Anlässe dienen.
Doch die beste Idee war Julia gekommen: Sie hatte vorgeschlagen, dass man neben den besten Hafen Englands auch noch die modernste Werft Englands (vielleicht auch der Welt) bauen könnte. Nun stand sie ebenfalls da. Direkt angeschlossen an den Hafen: 600 Meter an der Themse entlang und 400 Meter ins Land hinein. Die Werft bestand aus dem Schiffsbauplatz, einem großen Gebäude für Arbeiter und Schiffskonstrukteure, einem Becken für Schiffsreparaturen (noch einmal 600 Meter an der Themse entlang an die Werft angebaut) (das Wasser in dem Becken konnte mittels der größten Wasserschöpfräder, die durch Pferde betrieben wurden, ausgepumpt werden) und einer Rampe um die fertiggestellten Schiffe in die Themse zu lassen. Die Rampe bestand aus einer sehr langen Holzrampe, an deren langen Seiten zwei Bretter (ungefähr 1 Meter hoch) angebracht waren. In diesen Seitenbrettern waren Lager angebracht. In diesen Lagern steckten Achsen, die durch runde Baumstämme führten. Über diese „Baumstammrollen“ konnten die Schiffe ins Wasser gleiten.
Morgen wollte Catriona den Hafen besichtigen. Der Prinz würde mit seinen Großeltern zu Hause bleiben (er war nun ein paar Monate alt).
„… der Hafen wird von nun an der Bischhofhafen sein und die Werft wird die besten Schiffe bauen, die es geben wird.“ „Ein hoch auf den Bischhofhafen!“, rief Friedrich. „Hipp hipp hurra…“, rief die Menge. „Und damit die Werft beweisen kann, habe ich den Auftrag gegeben ein 450 m langes Schiff zu konstruieren.“
Das hatte ich wirklich, da Friedrich mir aufgetragen hatte die Fähigkeit der Arbeiter mit etwas ungewöhnlichem zu testen.
Einige Stunden später saßen wir wieder mit Catriona im Saal in der Burg. „Alan, es ist an der Zeit deinen Posten wieder anzutreten. So gut wie, wir wollen mit dem Schiff verreisen. Allerdings nicht mit irgendeinem. Wir möchten mit deiner Flotte fahren.“ „Wann soll es losgehen?“ „So bald wie möglich.“ „Von mir aus kann es gleich Morgen losgehen. Wenn du bereit wärst die nötigen Arbeiter bereitzustellen um die Nahrung und alles andere an Bord zu bringen.“ „Gerne, also Morgen.
„Leinen los!“ Es war kurz nach Mittag. Mit dem Tempo, welches von der Themse vorgegeben wurde, schwammen meine Schiffe flussabwärts. Der Wind war unserer Richtung widrig, sodass wir nur die Fließgeschwindigkeit und unsere Ruder nutzen konnten. Am späten Abend erreichten wir dann noch die Nordsee. Ich schlug vor, wegen des Windes vor Anker zu gehen und auszuharren. So saßen wir zusammen und plauderten über unser Ziel, welches ich noch nicht einmal wusste. „Ich würde gerne in die Karibik fahren, allerdings nur wenn der Wind umschlägt.“ „Gut, also in die Karibik. Aber noch eine Frage: Warum willst du dahin?“ „Wegen des guten Wetters. Na ja und wegen der Piraten.“
Am nächsten Tag trieb uns ein leichter Wind von Norden durch den Ärmelkanal. Durch den Einsatz einiger Ruder kamen wir schnell voran. Trotzdem wurde uns während dieser Zeit langweilig. Wir wünschten uns einfach mehr Aufregung. Am Nachmittag passierten wir endlich die Straße von Dover und kamen in den Kanal und drehten am Abend nach Süd-Westen ab, zuerst durch den Kanal und dann schnurstracks zur Karibik.
Doch nach zwei Tagen waren wir noch nicht einmal bei der Hälfte des Kanals. Zum Glück hatten wir einige Bücher eingepackt und nun hatten wir viel Zeit.
Am vierten Tag der Reise wurde der Wind aus Norden stärker. Ich fuhr, um mir die Zeit zu vertreiben, zwischen meinen Schiffen hin und her, um sie mir alle genau anzusehen.
Zwei Tage verbrachte ich damit. Dann kamen wir auf den Atlantik. Ungefähr 7000 km lagen noch vor uns, bei dieser Geschwindigkeit eine Zeitspanne von 35 Tagen.
Die Tage flossen zäh dahin, wie Schlamm. Das Wetter veränderte sich nicht und auch keine Wolke zeigte sich am azurblauen Himmel.
Doch 10 Tage nach dem Verlassen des Kanals zogen plötzlich pechschwarze Wolken auf. Ein Unwetter. Ich hatte mir zwar mehr Wind gewünscht, doch das war zu viel. Wir hatten keine Chance uns in eine Bucht zu flüchten. Auch der Anker half nicht. Dafür war das Wasser zu tief.
Zuerst merkte man nichts davon, doch die Geschwindigkeit nahm von Minute zu Minute zu. Und dann zogen die Wolken über uns. Schwarz, groß, schnell und bedrohlich.
„Segel reffen!“ Mein Befehl wurde ausgeführt. Alle Segel wurden eingeholt und die Geschwindigkeit nahm ab. Doch der Sturm trieb uns weiter, schneller als vor zwei Tagen mit Segel.
Haushohe Wellen. Überall türmten sie sich auf. Wir machten alles dicht, sodass kein Wasser in den Schiffsleib eindringen konnte.
Doch das Schlimmste kam erst. Wir hatten die Inselgruppe schon lange gesehen. Normalerweise hätten wir uns einfach hindurchgeschlängelt. Aber nun waren wir zu schnell. Es würde schwer werden durch die Klippen zu kommen. Die Mannschaft wurde immer nervöser, je näher wir den Inseln kamen. Am schlimmsten betraf dies die Kapitäne. Sie mussten schließlich die Schiffe heil durch die Hindernisse bekommen. Als ich mir die Entfernung und unsere Geschwindigkeit ansah, dachte ich, dass es noch ungefähr eine Stunde dauern würde bis wir dort ankommen würden.
Und tatsächlich: nach ungefähr einer Stunde kamen wir an den ersten Ausläufern der Inselgruppe an. Doch schnell kamen die Inseln näher und schnell wuchs die Anspannung unter der Mannschaft. Doch diese war nicht von Nöten. Die Kapitäne reagierten schnell und wichen den Inseln einer nach der anderen aus. Als wir die Inseln nach wiederum einer Stunde hinter uns ließen, war die Anspannung vollkommen von uns und der Mannschaft abgefallen.
Um den hohen Wellen vielleicht zu entkommen ließ ich einige Segel setzten. Die Geschwindigkeit nahm rapide zu und der Sturm trieb uns voran.
Am nächsten Tag in der Nacht hatten wir, dem Stand der Sterne nach zu urteilen, 1000 km zurückgelegt.
Ich bemerkte bald, dass der Wind uns genau in die Richtung trieb, in die wir wollten. Daher wurden noch mehr Segel gesetzt.
Drei Morgen später erreichten wir die Küste Nordamerikas. Mit dem Sturm konnten wir noch ein Stück die Küste hinabsegeln.
Zwei Tage danach: blauer Himmel, Sonnenschein und ein laues Lüftchen. Eine tolle Abwechslung nach den Tagen unter den schwarzen Wolken, haushohen Wellen und halsbrecherischen Geschwindigkeiten.
Überall um uns herum fuhren Handelsschiffe und nur zwei mal begegneten wir einem Schiff mit Kanonen. Das Paradies für Piraten und damit auch für Piratenfänger.
Catriona hatte sich einen Plan ausgedacht, wie wir die Piraten fangen konnten (sie hatte ja auch genug Zeit gehabt während unserer Reise): Wir selbst sollten uns als Piraten ausgeben. Möglicherweise würden sich uns nach einigen Wochen Piraten anschließen. Jetzt blieb nur noch zu klären welche Schiffe wir versenken sollten.
„Französische und spanische Schiffe. Nur Feinde“, waren Catrionas Anweisungen. „Na dann los.“
Es dauerte nicht lange, bis wir ein spanisches Schiff entdeckten. Die Schiffe unter dieser Flagge waren nicht selten vertreten.
Wir „umstellten“ das Schiff sofort. „Übernehmen. Aber nicht auf den Meeresgrund bringen. Bring die Mannschaft des Schiffes dann an Land. Dann kannst du das Schiff haben“, flüsterte Friedrich mir zu.
Kurz sagte ich meiner Mannschaft was sie zu tun hatte. Unsere Enterhaken sausten über die Reling und saßen fest im spanischen Holz.
Mit einem Ruck zog meine Mannschaft die ‚Robbers Revanche’ und die ‚Lissa’ näher zusammen. Wir standen auf Augenhöhe mit dem kleinsten Mast des anderen Schiffes. Kurzerhand schwang ich mich auf diesen Mast. Es wurde auf mich geschossen, doch ich wurde zum Glück nicht getroffen. „Kappt denen mal den Großmast“, rief ich meinen Kanonieren zu. Ein „Bumm“, Rauch und schon schwamm der Mast im Wasser.
Die spanische Mannschaft hatte die angebliche Warnung „verstanden“ (ich wollte schließlich niemanden töten oder das Schiff versenken) und schoss nicht mehr. Man warf mir ein Seil vom Deck der ‚Robbers Revanche’ zu und ich band es an die Querstange des Mastes. Dann nahm ich ein Stück Stoff und schwang mich damit am Seil hinab. Nicht sehr weich setzte ich auf und fiel hin, rappelte mich jedoch sofort auf.
Schon setzte mir einer meiner Matrosen nach. Die spanische Mannschaft war erstarrt und wir konnten sie an die Masten fesseln. Mit meinen Schiffen schleppten wir die ‚Lissa’ zum Strand. Als wir die Mannschaft vollkommen vom Schiff geholt hatten (die Mannschaft ging so schnell von Bord, dass wir nicht nachhelfen mussten) (wir ließen ihnen auch ein paar Nahrungsvorräte und Pistolen(zum Jagen von Tieren) da), fuhren wir mit der ‚Lissa’ zu der nächsten englischen Kolonie. Dort luden wir die Schätze ab und ließen das Schiff zur Ausbesserung dort.
Die nächsten Wochen verschafften wir uns einen Ruf als Piraten.
Ich fuhr nie mit der ganzen Flotte aus und ließ die Namen ständig übermalen.
Die Kolonie wurde unser Versteck des Diebesgutes und der Schiffe. Einige der Schiffe, die wir erbeuteten konnten wir sogar umbauen, denn manchmal fanden wir in den Laderäumen Kanonen.
Und dann am 31.8. ging Catrionas Strategie auf. 11 schnelle Schiffe standen vor der Bucht. An den Mastspitzen schwangen sich 11 Black Jacks im Wind. Die Kapitäne standen am Bug. Wir fuhren gerade zum nächsten Beutezug hinaus.
Die Kapitäne wollten mich sprechen. Aber das war so eine Angelegenheit. Die Kapitäne sprachen nämlich kein bisschen Englisch. Ich setzte über und suchte die Mannschaften durch, nach jemanden der Englisch sprach. Ich stand gerade auf dem 10. Schiff und rief „Spricht hier irgendjemand Englisch?“ Kein Matrose sagte irgendetwas. Doch plötzlich meldete sich eine Stimme: „Nee, die sind alle viel zu doof dazu.“ Es war der Schiffsjunge, der gerade das Deck putzte.
Mit diesem Dolmetscher konnten wir uns endlich mit den Piraten verständigen (der Junge war englischer Abstammung, seine Familie war ausgewandert, war dann aber von Piraten überfallen worden).
Einige weitere Wochen griffen wir spanische und französische Schiffe an.
Doch Frankreich musste bald bemerken, dass die Schätze und andere Lieferungen aus der Karibik nicht an ihren Zielort ankamen.
6 Wochen nachdem wir in der Karibik angekommen waren, kam dann die Flotte. 25 französische Schiffe.
Am 21.9. fuhr ich mit meiner gesamten Flotte aus, da die Bedrohung durch die französischen Schiffe ernst zu nehmen war. Meine Flotte zählte 24 Schiffe.
Kaum hatte man uns im Karibischen Meer entdeckt, flüchteten die Handelsschiffe Hals über Kopf (oder Mast über Segel).
Es war Mittag. Die Handelsschiffe waren geflüchtet und die französische Flotte hatte sich nicht blicken lassen. Während wir warteten hatte sich kein Handelsschiff blicken lassen. Anscheinend warnten sich die Kapitäne untereinander. Nur kurz nach dem Essen lies sich ein kleines, spanisches Schiff blicken. Die Matrosen machten sich schon eifrig an den Segeln zu schaffen um die Verfolgung des kleinen Frachters aufzunehmen, doch ich gab den Befehl von ihm abzulassen. Unter murren gesellten sich die Matrosen wieder zu kleinen Grüppchen auf dem Deck und spielten Karten, schliefen, schrubbten das Deck, langweilten sich oder machten irgendetwas mit ihren Waffen. Als sich jedoch ein Schuss löste, untersagte ich dies.
Es wurde früher Abend und noch immer kein Zeichen einer anderen Flotte.
Als es schließlich dunkel wurde, ließ ich Späher im Ausguck zurück und teilte ihre Ablösung ein. Der Mond erhellte die Nacht, sodass wir keine Angst haben brauchten, dass uns die Schiffe überraschten, außer die Späher schliefen ein.
Ich hatte kaum 1 Stunde geschlafen, so kam es mir vor, da wurde ich schon wieder geweckt. Es war noch dunkel und zuerst wusste ich nicht was es gewesen war. Doch da schrie der Späher vom Ausguck wieder: „Die Flotte, sie kommt! Die französische Flotte kommt direkt auf uns zu!“ Sofort war ich hellwach. Ich rannte an Bord, wo schon eine kleine Gruppe Matrosen stand. „Alle Mann an Bord! Die französische Flotte kommt!“, rief ich und sofort erwachte auch in den Unterdecks Leben. Schnell sammelte sich die ganze Mannschaft an Bord und Laternen wurden entzündet, damit wir besser sehen konnten.
Auf den anderen Schiffen wurden die Matrosen ebenfalls geschäftig, denn keiner wollte sich das entgehen lassen. Nicht einmal der junge Prinz blieb unter Deck. Doch die Flotte war nicht ganz das, was wir erwartet hatten. Es waren Boote die schnell, aber nur so groß wie die ‚Gallon’ und ihre Schwesterschiffe waren. In der Bewaffnung und dem Schutz waren sie meinen Schiffen aber unterlegen.
„Jagt dem ersten Schiffe eine 50-Pfünder in den Bauch!“, war meine Anweisung.
Die Planken der ‚Ocean’ brachen und sie fand sich dort wieder, wo ihr Name herstammte. Der Rest der Flotte lies sich davon nicht beeindrucken und fuhr einfach um das sinkende Schiff herum. „Piraten, jetzt beweist was ihr könnt! Kapert so viele Schiffe wie nur möglich!“ Die elf Schiffe der ansässigen Piratenschiffe setzten ihre Segel und fuhren den heranpreschenden Schiffen entgegen. Der Kampf der beiden aufeinander treffenden Flotten dauerte ungefähr 30 Minuten. Wir halfen hie und da nach und kappten einige Masten, wenn es für die Piraten zu schlecht stand. Während des Kampfes ließ ich meine Schiffe immer näher an den Ort des Geschehens rudern.
Die Piraten retteten uns insgesamt 10 der übrig gebliebenen Schiffe. Doch sieben Schiffe entkamen den Kugeln und Klingen der Piraten und fuhren schnell davon.
Wir legten uns schlafen. Keine Wache ließ ich an Bord zurück und dies war ein Fehler.
Am nächsten Morgen kamen sie. Wir hatten Glück, denn als sich die Schiffe näherten, musste gerade ein Matrose ‚auf Toilette’.
Ein Schrei weckte mich. Panisch schrie der Matrose: „Die Franzosen, sie sind zurück!“ War ich vor einer Sekunde noch verschlafen, so war ich jetzt hellwach. Sofort nahm ich meinen Posten ein: „Alle Mann an Bord! Wir werden angegriffen! Alle Mann an Bord und an die Kanonen!“ Der Ruf weckte nach und nach meine ganze Flotte auf. Doch nun sah ich mir die französische Flotte an. Es waren nicht nur die geflohenen Schiffe sondern noch andere. 5 waren so groß, wie die Schiffe, die den Piraten vor Stunden entkommen waren. Gefährlicher für uns waren dann doch die anderen 3. 2 ein Stück größer als die ‚Bischhof’ und ihre Schwesterschiffe. Doch das Letzte war noch größer.
Ein französisches Schiff, von der Größe der ‚Robbers Revanche’, steuerte direkt auf uns zu. „Macht die Kanonen bereit! Aber so wenig wie möglich versenken! Versucht sie zu kapern!“
Sobald die ‚Depirate’ auf Schusslänge herangekommen war, drehte sie bei. In diesem Moment gab ich den Feuerbefehl. Krachend schlugen die Kugeln in die französischen Planken ein. Doch bei diesem Schiff machte selbst diese Zahl von Kanonen wenig aus. Zwar waren einige Masten gebrochen und etliche Löcher in den Rumpf der ‚Depirate’ gerissen, aber dies nahm man kaum wahr.
Nun schickte sich die Gegenseite an zu feuern.
Die Kugeln explodierten in der Luft, als sie sich in der Luft trafen. Als die Kanonen der anderen Seite feuerten, hatte ich schon zum nächsten Mal „Feuer“ gerufen.
Die Kugeln des Gegners schlugen krachend durch die Metallwand der ‚Robbers Revanche’. Doch die dreifache Holzwand der ‚Robbers Revanche’ hielt sie vom sinken ab.
Schon schoss aus den Kanonendecks meines Schiffes wieder Qualm und die Kugeln brachen in den Bauch des Piratenfängers.
Der Wind trug den nächsten Schussbefehl des französischen Kapitäns zu uns hinüber, aber anscheinend wurde es den Männern mulmig zu Mute, denn man hörte kaum 26 Kugeln gegen die ‚Robbers Revanche’. Als ich die nächste Salve feuern ließ, begann das Schiff sich langsam dem Meeresgrund entgegen zu senken.
Plötzlich sahen wir Wasserfontänen. Matrosen waren über die Reling gesprungen. Dann wurden Rettungsboote zu Wasser gelassen immer mehr Franzosen sprangen ins Wasser
Währenddessen hatten die anderen Schiffe meiner Flotte die 14 anderen französischen Schiffe bezwungen. 8 davon waren verlassen worden, die anderen sanken nun auf den Meeresgrund.
„Bringt die Schiffe zur Kolonie!“, rief ich ihnen zu.
Die Piraten wies ich an, die ‚Depirate’ zu durchsuchen. Boote wurden klargemacht und die Piraten setzten über und ich kam mit, um mir alles anzusehen.
Auf dem Oberdeck war alles klar, auf dem ersten Unterdeck auch.
Im zweiten Verdeck entdeckten wir 5 eingeschüchterte Franzosen, die wir gefangen nahmen (Dies tat ich um Anschein zu waren). Normalerweise hätte ich sie an Land oder nach Frankreich gebracht.
Zwei Unterdecks gab es noch. Auf dem 3. Unterdeck entdeckten wir eine Menge Lebensmittelvorräte und Waffen.
Auf dem vierten Deck entdeckten wir dann den Kapitän, der das Schiff, mit einigen Matrosen nicht verlassen hatte. Alle 15 waren mit 5 Revolvern, einem Gewehr, 2 Macheten, 7 Messern und 1 Pistole bewaffnet. „Hinter die Fässer!“ Ich war sofort Herr der Sache und wir flüchteten uns hinter 13 Fässer, die im Raum standen.
Kugeln bohrten sich in die Wand, vor der wir vor einigen Sekunden noch gestanden hatten.
Schon zogen die Piraten ihre Waffen. 10 Schüsse gaben sie daraus ab und 6 Franzosen fielen.
Ich zielte, drückte den Abzugshahn und lähmte somit den Kapitän. Den Rest erledigten die Piraten.
Strahlend ging am nächsten Tag die Sonne auf. Und strahlen tat auch ich. Wir waren die Piraten nämlich los.
Während der letzten Wochen hatten unsere Landsleute eine Insel aus Holz gezimmert, welche sie gut tarnten und ans Land anpassten. Die Piraten hatten nichts davon gemerkt, dafür hatten wir gesorgt.
Letzte Nacht hatten wir ihnen so viel Rum und Schnaps zu trinken gegeben, dass sie, sturzbetrunken, nichts von dem schwanken der Insel merkten, die eigentlich nicht existieren durften. In der Nacht hatten wir dann die Stricke, die die Insel am Land hielten, gekappt und jetzt trieb die Insel auf dem Meer (natürlich mit Lebensmittelvorräten).
„Nun Catriona, willst du noch bleiben?“ „Nein, ich habe genug. Sobald du bereit bist, können wir ablegen.“ „Nun, ich muss noch die Schiffe ausbessern lassen und einige Leute aussuchen, um den neuen Schiffen eine Mannschaft zu beschaffen.“
Das dauerte doch etwas länger als vermutet. Das Ausbessern ging schneller. Aber das Aussuchen der Leute war dann zeitaufwändig.
In der Kolonie gab es nicht sehr viele Leute. Doch 32 Freiwillige gab es dann doch. Aber da die Schiffe noch nicht voll besetzt waren, fuhren wir zur nächsten Kolonie.
Als wir die Schiffe kläglich besetzt hatten, begannen wir mit der Rückfahrt. „Alle Mann an Bord, Anker lichten, Segel setzten und Kurs auf Großbritannien!“
Es gab nur ein Problem: den widrigen Wind. Meine 44 Schiffe standen still.
Während der Flaute kam das Gespräch auf meine Pläne nach der Reise.
„Ich könnte ja, mit deiner Erlaubnis, mit der Flotte aufbrechen und auf die Insel fahren auf der wir uns kennen gelernt haben. Dort könnte ich einen kleinen Handelspunkt aufbauen.“
„Das ist keine schlechte Idee. Du könntest Leute mitnehmen, die du dort ansiedeln könntest. Kannst du deine Insel so ungefähr aufzeichnen? Wenn ja, dann kannst du alles aufzeichnen, wie du es gerne machen würdest.“ „Ich werde es versuchen. Und da die Insel zu einer Gruppe gehört hat, könnte ich auch noch die anderen Inseln für den Handelspunkt verwenden.“ „Noch besser. Wir müssen jetzt so schnell wie möglich nach Hause. Lass deine Leute bitte rudern.“
Einen Monat später kamen wir endlich an. Der Wind hatte vor 18 Tagen eingesetzt und uns weiter in Richtung Großbritannien getrieben.
Ich ließ die Schiffe direkt zum Bischhofhafen fahren. Sieben Plätze waren belegt. Ich würde nicht alle Schiffe im Hafen unterbringen. Einige würden am Ufer liegen.
Doch daran dachte ich zuerst nicht, als ich das Schiff im Hafen sah. Es war ein Schiff von gigantischen Ausmaßen. Erst nach einigen Sekunden wurde mir klar, dass es das Schiff war, welches ich vor der Reise in Auftrag gegeben hatte.
„Na Alan, wann hast du Lust dein Schiff zu taufen?“ „So bald wie möglich.“ „Na dann reiten wir jetzt sofort zum Schloss und bereiten alles vor.“
Der Platz hinter dem Hafen war zwar groß, aber meine Mannschaften nahmen trotzdem den meisten Platz des Steinplatzes ein.
Ich ließ die Mannschaft im Hafen zurück. Catriona, Friedrich, Julia und ich ritten mit 4 geliehenen Pferden zurück nach London. Schnell hatte Catriona alles in die Wege geleitet.
Schon einige Stunden später standen wir, sogar mit neuen Mannschaften für meine Schiffe, wieder im Hafen. „Und hast du schon einen Namen für dein Schiff? „Ja. Ich denke, ich nenne es ‚New Great Brittan’. ‚NGB’“ „Ein guter Name. Nun, lass uns beginnen.“
Die Schiffstaufe wurde eine feierliche Zeremonie, an der alle Menschen teilnahmen, die soeben im Hafen waren.
Nach der Taufe, begann ich eine Liste zusammenzustellen, mit den Baumaterialien, Werkzeugen und anderen nötigen Sachen:
Gegenstandsliste:
Holz (20 Tonnen)
Stein (20 Tonnen)
Lehm (10 Tonnen)
Holzwerkzeug (ungefähr 50kg)
Hacken (auch 50kg)
Pflüge (100kg)
Ziegelformen (50kg)
Nägel (50kg)
Hämmer und anderes (ca. 80kg)
Fisch (1 Tonnen)
Fleisch (2 Tonnen)
Mehl (1/2 Tonnen)
Wasser (500 Liter)
Obst (1 Tonne)
Roggen-, Weizen-, Hirse- und andere Getreidesamen (zusammen 1 Tonne)
Alkoholische Getränke (250 Liter)
Zusammen ca. 56,63 Tonnen

15 Geflügeltiere+10 Junge
15 Hasen+10 Junge
10 Pferde
2 Fohlen
10 Kühe
5 Kälber
15 Schweine
10 Ferkel
14 Hühner
1 Hahn
10 Schafe
10 Ziegen
10 Lämmer
137 Tiere

Dazu je eine Familie aus jeder Zunft und 20 fachkundige Bauarbeiter.

Eine Woche brauchten ich und einige Bedienstete um alles zusammen zu kriegen und wieder eine Woche um alles an Bord zu bringen.
Doch dann ging es endlich los. Durch ihre große Zahl mussten meine Schiffe relativ wenig in ihren Frachträumen mitführen.
Wir fuhren unter lauten jubeln an der Stadt London vorbei und meine 45 Schiffe füllten die Themse weit aus.
Mein neues Flaggschiff erregte allgemeines Aufsehen, denn die ‚NGB’ hatte 10 Masten. Kein Schiff hatte so etwa je gehabt.
Die Fahrt war lang. Und das nicht nur, weil wir am Ende die Insel suchen mussten. Das Wetter war uns immer gewogen. Keine dunklen Wolken zogen über den Himmel und immer schien die Sonne. Als wir endlich ungefähr dort waren, wo die Inselgruppe war, begannen wir die Gegend zu durchkämmen.
Nach 47 Tagen Fahrt hatten wir sie dann endlich gefunden. Fast alles sah genau so aus, wie ich es verlassen hatte.

Auf das, was wir nun tun werden, müsst ihr leider noch ein wenig warten. Doch macht euch gefasst auf neue, spannende Abenteuer.

Impressum

Texte: Copyright 2011
Tag der Veröffentlichung: 26.06.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch meiner Familie, die mich während der letzten, schweren Jahre sehr unterstützt hat.

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