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„Und gewonnen hat Alphina Prickner mit Shining Star“, rief der Sprecher. „Alphina, Telefon.“ Alphina erwachte. Alles war nur ein Tagtraum gewesen, Doch wer hatte ‚Telefon’ gerufen? Es war ihre Mutter. „Es ist Mrs. Baker.“ „Oh nein!“, rief Alphina. „Ich habe ja ganz vergessen, dass heute Training ist.“ Sie schnappte sich ihr Fahrrad und trat kräftig in die Pedale. Kurz darauf kam der Stall des Horsechampion-Gestüts in Sicht. Die Inhaberin, Mrs. Baker, erwartete sie. Mrs. Baker wollte nicht noch mehr Zeit verschwenden, so überging sie die Gardinenpredigt und fing an mit Alphina zu trainieren.
Erschöpft fiel Alphina am Abend ins Bett. Morgen war die Qualifikation für den ‚California Jump Cup’.
Alphina wachte auf. Es war erst 6:17. Die Aufregung vor dem heutigen Tag war zu groß. Sie ging einmal alle Sprünge durch, die sie geübt hatten. Doch noch immer flatterten die Schmetterlinge in ihrem Bauch. Sie schüttelte das Kissen auf und versuchte wieder einzuschlafen. Nach 30 Minuten gab sie es auf. Schließlich setzte sie sich an ihren Schreibtisch. Alphina langweilte sich, doch hatte auch keine Lust irgendetwas zu tun. Sie saß einfach nur da. Um 7 Uhr ging sie in die Küche und deckte den Tisch. Ihre Eltern ließen sie warten. Der Zeiger überflog 7:15. 7:30 war noch niemand da. Erst 8:23 kamen ihre Eltern. Der Kaffee war bereits gekocht und musste nur noch einmal erwärmt werden. 10:00 sollten alle Reiter an der Bahn sein. Also hatten sie noch Zeit. Doch Alphina wollte unbedingt eher dort sein. „Alphina, hast du vergessen, dass du Corona und Martin eingeladen hast mitzufahren? Ohne sie können wir nicht weg“, erinnerte ihre Mutter sie. Alphina rannte nach draußen unter die heiße Sommersonne.
Corona kam schwitzend mit ihrem Fahrrad an. Sie wohnte zwar nur einige Straßen weiter, doch in Kalifornien waren 30°C eine normale Sommertemperatur.
Bald kam auch Martin und endlich konnte es losgehen. Der Veranstaltungsort war nicht weit von der Stadt entfernt. Der Pferdewagen des Gestüts ‚Horsechampion’ parkte schon auf dem Parkplatz und Shining Star stand mit der Startnummer 4 in der Box 28. Dort putzte Mrs. Baker ihn gerade. „Ah, da bist du ja, Alphina. Kannst du kurz übernehmen? Ich sage der Jury Bescheid, dass du da bist.“ Mrs. Baker ging zur Rennleitung, während Alphina Shining Star das Fell striegelte und die Mähne kämmte. Um 11:00 führten alle ihre Pferde auf die Bahn und stellten sie nach Zahlen auf. Also waren Shining Star und Alphina an 4. Stelle.
„Herzlich Willkommen zum ‚California Jump Cup’, auch ‚CJC’ genannt. Ich bin Ben Sox, ihr Moderator.“ „Sox? Den Namen kennen wir doch“, meinte Martin. „Du meinst die Freundin von Elisa. Wo ist Elisa eigentlich?“ „Ich weiß nicht. Sie wollte selbst herkommen, ah, dort ist sie.“ Elisa rannte die Reihen der Zuschauertribüne entlang, zu einem freien Platz und winkte lebhaft. „Die ersten fünf Reiter sind Max Nage, Petra Os, Veronica McPai, Alphina Prickner und Julie Maker. Max Nage bitte an die Startlinie.“ Max Nage schaffte es mit 4 Fehlern. Die Nachfolgende Petra Os war schlecht. Sie riss bei jedem Sprung mindestens eine Stange und zweimal scheute ihr Pferd Salt. Veronica McPai hatte ein teures Rassepferd, wahrscheinlich gutes Training, aber kein Talent. Trotzdem schaffte sie es mit 6 Fehlern. Jetzt war Alphina an der Reihe. Der erste Sprung war ein einfacher. Doch plötzlich kam ihr der Sprung schwierig vor. Sie dachte, sie würde mindestens eine Stange reißen, doch schon war sie gesprungen. Plötzlich kam ihr Selbstvertrauen zurück. Sie schaffte den nächsten Sprung fehlerfrei, und auch den folgenden. Ehe Alphina recht wusste, was ihr geschah, hatte sie den Parcours schon hinter sich und noch dazu in Bestzeit. Das Ergebnis von Julie Maker bekam sie gar nicht mit. Alphina war noch immer wie betäubt. Sie hatte den Parcours ohne einen einzigen Fehler geschafft! Es kamen noch 9 weitere 5er Gruppen. Nur 15 von 50 Reitern würden beim California Jump Cup dabei sein. „Kommen wir zu den Startpositionen“, sagte Ben Sox: „1. Alphina Prickner, 2. Monica Sanders, 3. Paul Caters, 4 Stefe Jenkins…“
Alphina hörte nicht mehr hin. Ihr waren die Namen ihrer Gegner egal, Hauptsache sie war weiter. Erst nachdem Ben Sox die Namen der Reiter verlesen hatte, hörte sie wieder zu: „Wir bitten alle Reiter, die sich qualifiziert haben, sich morgen um 13 Uhr hier einzufinden. Das war’s. Viel Spaß noch.“ Alphina und ihre Freunde gingen zurück zu Shining Stars Box. Da bemerkte sie zwei Männer die abseits des Trubels standen. Sie ging wie zufällig an ihnen vorbei und versteckte sich hinter der nächsten Ecke. So bekam sie das Gespräch mit: „Wir starten von 14. Stelle. Wir haben gegen diese Superleute keine Chance. Aber wir müssen gewinnen. Denn sonst verliere ich 3 Millionen 784982 Dollar und 92 Cent. Also schalte die Pferde der Superreiter aus. Nur vorübergehend. Nicht töten. Hier ist eine Liste der Pferde.“ „Und wie soll ich das machen, Boss?“ „Lass dir was einfallen. Ach und wir sind uns nie begegnet, 500 Dollar, den Rest, wenn ich die Wetten im Sack hab.“ Geld raschelte und Schritte entfernten sich rasch. Alphina kam aus ihrem Versteck hervor und war sprachlos. Das war eine böse Wette.
Als der blaue Landrover der Prickners auf ihrem Grundstück hielt, hatte Alphina das Gespräch noch dreimal erzählt. Im Baumhaus besprachen sie ihr Vorgehen. „Wir fahren heute noch mit den Fahrrädern zum Stall. Am besten ist, wir nehmen uns Decken mit und erzählen, dass wir Zelten gehen. Wahrscheinlich wird der Helfer in der Nacht zuschlagen.“ Mit voll bepackten Fahrrädern fuhren sie den Radweg bis zum Reiterhof (Elisa hatten sie auch abgeholt). An einem nahe liegenden Fahrradständer schlossen sie die Räder an und gingen zur Stalltür. „Mist, verschlossen“, sagte Elisa enttäuscht. „Dann machen wir halt auf.“ Martin zog seine Dietriche aus der Tasche und machte sich am Schloss zu schaffen. „Wenn die nun eine Alarmanlage haben?“, fragte Corona ängstlich. „Alarmanlagen würden die Pferde zu Tode erschrecken. Vor einem Beobachter solltest du eher Angst haben.“
Einige Sekunden später öffnete sich die Stalltür lautlos und vier Gestalten, in der Dunkelheit kaum mehr als Schemen, glitten in das Gebäude. Dann schloss sich das Tor wieder. Alphina ließ ihre Taschenlampe aufleuchten und richtete sie auf den Boden. Sie kletterten auf den Heuboden und machten sich ein wenig Platz. Sie richteten sich ihr Nachtlager ein und machten sich dann mit allen Eingängen und Verstecken vertraut. Im Schein einer Taschenlampe erzählten sie sich Gruselgeschichten und Corona zuckte bei jedem Pferdeschnauben, rascheln einer Maus und flattern irgendeines Nachträubers zusammen. Plötzlich knarrte das Tor. Elisa schaltete die Taschenlampe aus und es wurde finster, bis auf das Licht, welches durch das Tor drang. Ein schwarzer Umriss huschte durch das Tor und schob es wieder zu. Er schaltete eine Taschenlampe ein und ging die Boxen entlang. „Wir müssen ihn davon abbringen den Pferden Schaden zuzufügen“, flüsterte Alphina. „Und wie?“, fragte Corona. „Das Gespenst vom Heuboden. Los, wir schleichen ihm auf dem Heuboden nach und machen einige Geräusche. Mal sehen wie schreckhaft er ist.“ Sie krabbelten den Heuboden entlang und ließen ab und zu ein wenig Stroh auf den Kopf des Mannes fallen. Immer, wenn er dann mit der Lampe nach oben leuchtete, versteckten sie sich hinter dem nächsten Strohballen. Schon nach dem zweiten Mal wurde er nervös. Als Martin plötzlich einen markerschütternden Schrei ausstieß, floh er. Die Taschenlampe fiel ihm aus der Hand und erlosch. Dann schepperte es und jemand fluchte. Der Mann rappelte sich auf und floh durch das Tor. ‚The Instructors’ kletterten hinab. Der Strahl ihrer Taschenlampe fiel auf einen Eimer. Daneben lag eine Brieftasche. Martin packte sie in einen Plastikbeutel. „Ich denke, jetzt wäre die Polizei hier gut am Platz. Elisa wählte die 112 und der Streifenwagen stoppte bald auf dem Parkplatz. In der Brieftasche befand sich ein Ausweis. Das war Indiz genug Herrn Kobel noch in dieser Nacht aufzusuchen.
Er bestritt die Tat nicht einmal. Nur den Namen von seinem Auftraggeber wollte er nicht verraten. Doch das konnte ja noch werden. Zumindest würde der große Herr das Geld nicht bekommen
Am nächsten Tag war die Spannung groß. Alle Pferde merkten dies. Alphina startete als erste. Das Beste wäre Shining Star und sie würden den Parcours wie gestern reiten.
„Drei, zwei, eins, los!“ Shining Star trabte an. Der erste Sprung kam näher. Bevor Alphina wusste, dass Shining Star gesprungen war, kamen seine Hufe schon wieder unten auf. Alle weiteren Sprünge nahmen sie mit Leichtigkeit, denn sie hatten die Sprünge oft trainiert. Dann kam der letzte Sprung mit fünf Stangen. Mrs. Baker hatte es nicht für nötig gehalten diesen zu trainieren, da sie gedacht hatte, dieser würde nicht gesprungen werden müssen. Shining Star schien sich jedoch sicher zu sein was er tat. Alphina merkte wie sich seine Hinterbeine zum Sprung beugten. Dann streckten sich die Beine und die beiden schossen durch die Luft. Die paar Sekunden des Fliegens zogen sich eine Ewigkeit hin. Die Hufe krachten ungleich auf den Boden, doch keine Stange war gerissen worden. Die Menge der Zuschauer jubelte und fast spürte Alphina das kalte Metall des Pokals in ihren Händen. Doch da gab es ja noch die anderen 14 Reiter. Der Reiter nach ihr hatte schwache Nerven, das spürte das Pferd und machte was es wollte. Reiter drei schaffte es gut. Nummer vier wurde vom Pferd geworfen. Die Reiter 4-11 konnten sich auf den Pferden halten, waren jedoch nicht so gut, sondern durchschnittlich oder schlecht. Reiter 12 war dann eine echte Konkurrenz für Alphina. Der Reiter 13 gehörte zu denen, die wenigstens versuchten durchzukommen. Er schaffte es. Nummer 14 legte mitten auf dem Feld einen Wutausbruch hin, weil sein Pferd eine Stange gerissen hatte. Der letzte war eine reine Katastrophe. Nachdem der letzte Reiter fertig war verkündete der Sprecher: „Alle Reiter bitte wieder auf die Bahn.“ Als alle 15 Reiter auf der Bahn standen, sagte Ben das Ergebnis an. „Und gewonnen hat – Alphina Prickner auf Shining Star!“, ihr Traum wurde Wirklichkeit.
Martins Handy klingelte. Es war Kommissar Port, sein Vater. Er hatte gute Neuigkeiten: „Wir kennen den Namen des Auftraggebers. Er heißt Matschek. Kobel hat vor ein paar Minuten gestanden. Wir schicken einen Streifenwagen zum Springturnier.“
Als er dies seinen Freunden erzählte sprach er vor Begeisterung zu laut. „Ach, ihr glaubt also ich sei der große Boss? Nun das wird euch nichts nützen.“ Es war Matschek. Seine kugelfischgroße Faust sauste auf Martins Kopf. Doch gerade da eilten Polizisten auf ihn zu und Matschek wurde verhaftet.
Alphina hatte nichts von dem mitbekommen. Die zwei Mädchen berichteten ihr, was geschehen war. Schon am nächsten Morgen fuhren sie ins Krankenhaus und besuchten Martin. „Wurde Matschek gefasst?“, war seine erste Frage. Zur Antwort gab Alphina ihm einen Kuss auf die Wange. Alles war gut.

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Tag der Veröffentlichung: 26.06.2011

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