Damendoppel
Buch 1 - Wenn Schatten tanzen
Sarturia® Taschenbuch Nr. 5001
ISBN 978-3-940830-09-8
Herausgeber: Renate Zawrel
Lektorat: Autorenteam Sarturia®
Covergestaltung: Cathy Guderjahn
Coverfoto: Martin.Berens/pixelio.de
Druck: www.winterwork.de
Copyright © 2012 Sarturia Verlag e.K. Autoren Service
Finkenweg 9, 72669 Unterensingen
Im Verlag Sarturia bisher erschienen sind:
Sarturia® Autorenschule I - ISBN 978-3-940830-03-6
Die Perlen von Sarturia – 1. & 2. Auflage - ISBN 978-3-935982-78-8
Feuerblumen – Erweiterte Auflage - ISBN 978-3-000199-21-9
Ringfalle – SF-Action-Thriller - ISBN 978-3-940830-01-2
Die Null Matrix – SF-Storys I - ISBN 978-3-948300-00-5
Das Glaskuppelprinzip – SF-Storys II - ISBN 978-3-940830-02-9
Im Urknall war es still – SF-Storys III - ISBN 978-3-940830-04-3
Paradoxon – SF-Storys IV - ISBN 978-3-940830-06-7
Märchen unterm Regenbogen – Märchen - ISBN 978-3-940830-05-0
Erwachen – Sarturia Macabre – ISBN 978-3-940830-08-1
"Das absurde Verbrechen ist wie Religion. Unglaublich, aber faszinierend."
(Alfred Hitchcock)
Dieses Buch ist meinem Papa gewidmet, der dieses Werk von der ersten Zeile an mitgelesen hat und maßgeblich daran beteiligt war, dass der Roman zu Ende geschrieben wurde.
Vorwort
Die Wiege der Kriminalität ist immer schon ein Lieb-lingskind der Romanliteratur gewesen. Viele Autoren lie-ßen ihre Leser in die Welt von Mord und Totschlag ein-tauchen und Nervenkitzel war stets vorprogrammiert.
Auch ich möchte Sie, werte Leserinnen und Leser, ent-führen. In ein Wien der Zukunft, wo alles seinen ganz normalen Lauf der Zeit nimmt. Bis zu jenem schicksals-haften Tag des 1. Juni 2033, ab dem es gilt, Kriminalfälle zu lösen, die einen äußerst mysteriösen Hintergrund entdecken lassen.
Was es mit dem Damendoppel Drasenberger/ Din-hartsgruber auf sich hat und warum eine besondere Konstellation der Sterne bei ihrer Geburt sich auf Ereig-nisse auswirkt, können Sie auf den folgenden Seiten her-ausfinden.
Schauplatz dieses ersten Falles der Kommissarin Dorothea Drasenberger ist die Stadt an der Donau – Wien. Vielleicht erkennen Sie Straßen und Plätze wieder und gehen mit den Beamten der SOKO Brettebner auf gemeinsame Verbrecherjagd, bei der es auch herauszufinden gilt, was es mit den tanzenden Schatten für eine Bewandtnis hat.
Fast zu weit wagt sich die junge und engagierte Polizistin vor und wird selbst zum Ziel des Täters.
Atemberaubende Spannung und viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Renate Zawrel
WENN SCHATTEN TANZEN
Wo beginnt die Dunkelheit? Wann ist das Licht zu Ende? Was ist zwischen Finsternis und der Transparenz des Tages? Wer bestimmt, was ist und doch nicht zu sein scheint? Ehe der Regentropfen den Boden berührt, hinterlässt er eine Spur des Seins – das Nichts beginnt in der Unendlichkeit. Endlos ist das Verderben, das den tanzenden Schatten folgt.
Wien. Ringstraße. Polizeipräsidium. 2. Stock. Hofrat DDr. Piotr Blesnjakov.
Fast antik wirkte der altehrwürdige Titel „Hofrat“, der, mit dem Studienerfolg des Doppeldoktors gepaart, die Neuartigkeit der Zeit erkennen ließ. Noch vor einigen Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass die Geburtsstätte eines hochrangigen Beamten der Wiener Bundespolizeidirektion im Ausland, in diesem Fall in Russland, lag.
Dorothea erinnerte sich noch an die anfänglichen Demonstrationen und Unmutsäußerungen, als sämtliche Grenzbalken des europäischen Kontinents gefallen waren. Jedes Land war nun zwar irgendwie eigenständig und doch auch wieder nicht.
Der Österreicher wäre nicht Österreicher, hätte er nicht irgendwann diese Neukonstellation akzeptiert. Hörte man heute die Leute reden, müsste man meinen, dass es die Idee des europäischen Mittellandes - als das Österreich sich bezeichnete – gewesen war, das diese neue Zeit erfunden hatte. Leicht raunzend, was diesem Volk ohnehin seit Jahrhunderten nachgesagt wird, nahm man eben zur Kenntnis, dass alles anders war als zuvor.
Dorothea, die ihren Namen verabscheute, war zu dieser Zeit noch Schülerin am Akademischen Hochschullehrgang gewesen. Längst hatte sich das Schulsystem reformiert und diverse unglaubwürdige Studien, wie PISA oder ähnliche, waren aus den Dateien verschwunden. Während Jahrgänge zuvor die Schüler nach der Volksschule noch zwischen mehreren Schultypen wählen konnten, stellten sich ab 2021 lediglich zwei Alternativen zur Verfügung. Dieses neue Lehrsystem hatte in allen europäischen Ländern Einzug gehalten und enthielt nunmehr eine sechsjährige Grundschule, in der bereits die jüngsten in mehreren Fremdsprachen unterrichtet wurden. Danach standen der akademische Zweig, beziehungsweise die Schule für diverse Fachrichtungen den Lernenden zur Auswahl. Mühselig, dieses System jetzt kritisieren oder auch gutheißen zu wollen. Es war eben, wie es war. Wurden in der Vergangenheit die Menschen wirklich je nach ihrer Meinung gefragt? Jegliche Volksabstimmung diente nur zur Volksberuhigung. Einen nennbaren Stellenwert hatten selbige für eine Umsetzung von Gesetzen ohnehin nie gehabt.
Während Dorothea die Treppen des Stiegenhauses in dem schon etwas renovierungsbedürftigen Bauwerk an der Wiener Ringstraße im Laufschritt nahm, ging sie gedanklich ein letztes Mal ihre Bewerbung durch.
Abschluss an der Akademischen Hochschule mit einem Notendurchschnitt von 1,1. Das war durchaus beachtlich und auch als eher selten zu bewerten. Vor allem für eine Frau. Dorothea hatte vor wenigen Monaten ihren vierundzwanzigsten Geburtstag gefeiert. Die Akademie hatte sie im Schnelldurchgang hinter sich gebracht.
Ähnlich flott, wie sie jetzt gleich zwei Stufen auf einmal erklomm. Atemnot? Nein, sicher nicht von den paar Treppen. Rein vom ersten optischen Erscheinungsbild her hätte man vielleicht diesen Eindruck gewinnen können. Aber nichts da. Kein Schnaufen. Kein Keuchen. Dorothea war topfit und, wie gesagt, wenn es auch beim ersten Blick nicht den Anschein machte, eine sehr ausdauernde Sportlerin. Dass man sich bei ihr von Äußerlichkeiten nicht täuschen lassen sollte, würde noch manch einer merken.
Auf dem Messingtürschild stand der gesuchte Name: Hofrat DDr. Piotr Blesnjakov.
Die junge Frau straffte ihre Haltung. Vielleicht hätte sie doch nicht Jeans und ein null acht fünfzehn T-Shirt als Kleidung für das Vorstellungsgespräch wählen sollen? Egal, entweder man nahm sie, wie sie war, oder sie ließen es bleiben. Dorothea hasste es, sich verstellen zu müssen.
Es reichte ihr, sich vorstellen zu müssen. Diese Selbstpräsentation der eigenen Fähigkeiten nannte sie gerne „Marktschreierpsychologie“. Ja, sie war gut und hatte einen sehr soliden Grundstein, den sie als Pfand einbringen würde. Mehrsprachigkeit, sportliche Leistungsklasse 1, Führerschein für das Lenken der neuen Powerhybridfahrzeuge, Computerfachwissen und vieles mehr. Abgesehen davon eine Lizenz zum Tragen von Schusswaffen der Gattung A. Nicht alltäglich. Trotzdem, es widerstrebte ihr, diese Kenntnisse sozusagen anpreisen zu müssen.
Dorotheas Fingerknöchel verursachten ein unmissverständliches Klopfzeichen an der Bürotür.
Geduld war noch nie eine ihrer Haupttugenden gewe-sen. Was ihr auch in der Bewertung des Sammelbereichs „Physische Belastbarkeit in Extremsituationen und Eigenverantwortlichkeit“ eine 2 und somit die Eins hinter dem Komma ihres Notendurchschnitts eingebracht hatte.
Die Vorstellungsunterlagen in ihrer wirklich sehr bunten Stofftasche verstaut und den Kopf in die Höhe gereckt, so betrat sie das Büro des obersten Chefs des Kriminalkommandos Wien.
„Morgen!“
Stille.
„Morgen!“, wiederholte Dorothea, etwas lauter.
Die romantische Ader in ihr hatte sie einen gutaussehenden Mann erwarten lassen. Erwartungen dieser Art trafen selten ein und sie sah sich einem sehr beleibten Mann mit graumeliertem Haar gegenüber. Unübersehbar seine „Geheimratsecken“, die schon mehr „Geheimratszimmern“ glichen. Und anscheinend war der Mann auch noch mit Taubheit geschlagen. Dorothea war leicht gereizt und ihr Ton klang etwas unwirsch.
„Drasenberger, Dorothea. Ich soll mich heute bei Ihnen vorstellen.“ Fast hätte sie noch hinzugefügt: „Klingelt’s jetzt?“ Sie beherrschte sich und versuchte ein unverbindliches Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern.
Der Mann hinter dem Schreibtisch sah kurz auf und bat mit einer einladenden Handbewegung: „Setzen Sie sich.“
Oh, der Hofrat hatte seine Sprache wieder gefunden. Wie schön. Dorothea war alles andere als schüchtern. An gesundem Selbstbewusstsein hatte es ihr noch nie gemangelt. Wer sie nicht näher kannte, würde sie als arrogant und hochnäsig bezeichnen.
Die Bewerberin um die Stelle einer Kriminalassistentin hatte sich weisungsgemäß einen Stuhl geschnappt, an den Schreibtisch gezogen und saß nun vis-à-vis von dem Doppeldoktor. Blicke trafen sich abschätzend. Ein Spiel, das Dorothea ebenfalls beherrschte. Sie ließ seinen Blick zu, senkte den ihren aber nicht im Geringsten.
DDr. Blesnjakov nickte nur und machte Notizen auf einem leeren Blatt vor sich. Der Bleistift knirschte bedenklich. Die Mine des zuvor bis aufs Äußerste gespitz-ten Stiftes splitterte.
„Ihre Papiere!“ Er streckte die linke Hand aus. „Bitte!“, fügte er, plötzlich lächelnd, hinzu.
Ein Aufleuchten ging durch Dorotheas Augen. Ging ja – das mit der Freundlichkeit. Ohne Hektik nahm sie die Mappe aus ihrem undefinierbaren Beutel und reichte sie dem Mann. „Bitteschön.“
Wiederum nickte der gebürtige Russe. Ein nicht zu deutender Blick streifte sie, als er das Sportleistungsabzeichen entdeckte. Dorothea glaubte zu wissen, was dieser Blick sagte. Ihr physisches Auftreten widersprach wohl den Ergebnissen auf der Urkunde. Ihre Augen verengten sich in unwilligem Grant. Es war auch eines der Dinge, die sie nicht ausstehen konnte. Männer, die einfach urteilten … nur nach dem Aussehen.
Entgegen ihrem Erwarten, wie sein Kommentar lauten würde, hörte sie ein kaum erstauntes: „Bemerkenswert.“
Blesnjakovs Blick senkte sich wieder in die Unterlagen. Leuchtend gold prangte der Buchstabe „A“ auf der Lizenz für Schusswaffen. Dieses „A“ wies Dorothea als Absolventin der psychologischen Tests, sowie als erfolg-eichste Teilnehmerin der Top-Kurse aus.
Jenen Spezialschulungen, in denen die erreichte Punkt-zahl maßgeblich für das Erwerben von Auszeichnungen war. Das bedeutete hundertprozentige Treffsicherheit, auch in unvorhersehbaren Situationen. Diese Fähigkeit wiederum resultierte aus einer seltenen Gabe der geistigen Situationsaufnahme in Perfektion. Blesnjakov selbst besaß nur eine Lizenz „B“ - Führen von Schusswaffen in Ausnahmesituationen, ausschließlich im Beisein eines Lizenzträgers der Klasse „A“.
Seit einigen Jahren war es Pflicht, diese Tests zu absolvieren, wollte man in den Besitz einer Schusswaffe gelangen. Auch die Personen, die berufsbedingt zu „Waffenträgern“ zählten, mussten sich der Beurteilung durch eine Fachkommission unterziehen. „Schwarze Schafe“ hatten nahezu keine Chance mehr, den Beruf eines Polizisten oder Kriminalisten zu ergreifen. Man hatte aus Fehlern der Vergangenheit gelernt. Doch ja – immer noch galt „nahezu keine Chance“ - denn zu hundert Prozent würde man nie ausschließen können, dass Blender und Täuscher auf „Umwegen“ zu solchen Jobs kamen und erst bei einem der nächsten vorgeschriebenen Tests auffielen.
Der Dienstgeber in spe sah kaum von den Unterlagen auf. „Ihr Dienst beginnt morgen. 7.30 Uhr – Abteilung SOKO Brettebner; 4. Stock, Zimmer 467. Ihre Daten hinterlegen Sie noch heute in der Personalabteilung. Dort bekommen Sie Ihren Chip, mit dem Sie Ihre Dienstbekleidung abholen können. Noch Fragen?“
Aha, das war also die kurze und bündige Art des Rus-sen, von der man ihr schon erzählt hatte. Gut, was der konnte, beherrschte sie schon lange. Fragen hatte sie erwartet. Es waren keine gekommen. Die Papiere mit den so wertvollen Auszeichnungen dürften gereicht haben.
Wenigstens hatte sie nicht lang und breit ihre Beweggründe erklären und die ohnehin vorliegenden Fakten ob ihrer Fähigkeiten definieren müssen. Dorothea würde Blesnjakov voraussichtlich nicht so rasch wieder zu Gesicht bekommen. Smalltalk war nicht gefragt. Auch ihr Statement kam daher im Stenogrammstil.
„Keine Fragen. Melde mich morgen zum Dienst.“ Die junge Frau erhob sich. Sie nahm die Unterlagen wieder an sich, die der Hofrat ihr bereits entgegenhielt. „Danke.“
Sie brauchte die Dokumente nicht erst in die Tasche stecken. In der Personalabteilung würde sie diese erneut vorweisen müssen. Dorothea rückte den Sessel wieder an seinen Platz und ging in Richtung der Tür. Sie hatte die Klinke bereits nach unten gedrückt.
„Auf ein Wort“ rief Blesnjakov sie zurück, „D-o-r-o-t-h-e-a D-r-a-s-e-n-b-e-r-g-e-r!“ Aus seinem Mund klang ihr Name eigenartig. Der russische Akzent würgte einige Buchstaben einfach ab.
„Ja?“ Die Angesprochene wandte sich um und nickte. „Bitte?“
Für Bruchteile einer Sekunde herrschte Stille, ehe der Mann hinter dem Schreibtisch feststellte: „Ihr Name ist schrecklich.“
1:0 für den Russen. Mit allem hätte Dorothea gerechnet, aber nicht mit dieser Aussage. Wann war es das letzte Mal gewesen, dass man sie sprachlos sah?
Ein breites Grinsen huschte über das Gesicht Piotr Blesnjakovs. Das war alles, was er wissen wollte. Nämlich, ob diese Frau wirklich so eiskalt war, wie sie vorhin getan hatte. War sie nicht. Sie war mit Sicherheit eine Rebellin, ließ sich nicht von Gefühlen leiten. Aber dass sie Gefühle hatte, war nun bewiesen. Zumindest für ihn.
Sein Instinkt hatte ihn selten betrogen. Und genau dieser Spürsinn sagte ihm, dass sie eine Jägerin war. Sie würde ihren Job perfekt machen. Mit allem was sie zu bieten hatte.
„Sie können gehen.“ Der Hofrat senkte seinen Blick wieder auf die Unterlagen vor sich.
Immer noch unfähig, ihren geöffneten Mund zu schließen, rauschte Dorothea aus dem Zimmer. Man würde lügen, wollte man sagen, dass die Tür sich nun geräuschlos hinter ihr geschlossen hatte.
„Idiot!“, zischte sie wütend. „Und selbst?“ Sie klatschte sich die flache Hand auf die Stirn. Denn weniger regte sie sich mittlerweile über die Worte des Hofrats auf, als über die Tatsache, dass sie keine passende Entgegnung gefunden hatte. Sie ließ sich ungern in die Karten schauen. DDr. Blesnjakov hatte es jedoch mit dieser nur so kurzen, aber deutlichen Ansage geschafft.
Es gab drei Dinge in Dorotheas Leben, auf die sie mehr als allergisch reagieren konnte. Ihr Name, ihr Aussehen – mit allem was die optische Erscheinung eines Menschen ausmacht - und Männer. Männer, wenn es galt, eine Beziehung zu einem Vertreter dieser Spezies einzugehen.
Zähneknirschend nahm sie sich vor, diesen „Vorsprung“, wie sie die vorangegangene Situation nannte, abzuhaken. Die Gelegenheit, das wettzumachen, würde kommen. Irgendwann. Luft holen. Dorothea schluckte beherrscht jede weitere Aggression hinunter.
Während sie auf dem unübersehbaren Hinweisschild, das die einzelnen Abteilungen in mehreren Sprachen auflistete, nach der Personalabteilung suchte, tippte sie den Schnellcode 1 auf ihrem Miniphone.
Es war nicht das Neueste seiner Produktreihe, doch für ihre Zwecke reichte es allemal. Ein leises Summen bestätigte, dass der Anruf durchgestellt wurde.
„Hi, Dodo. Was gibt’s?“, klang die vertraute Stimme der Freundin durch den kleinen schwarzen Knopf in ihrem Ohr. Dodo stand für Dorothea. Zwar ebenso eigenwillig wie der Taufname, aber wenigstens kürzer. Fand jedenfalls Dorothea. Irgendwo zwischen ihren langen blonden Haarsträhnen baumelte das dünne Kabel, an dem sich das Mikro befand.
„Hallo Süße!“ Das Lachen wiedergefunden, erzählte die angehende Kriminalassistentin von ihrem Erfolg. „Ich hab den Job. Wollen wir feiern heute Abend?“
„Ja“, lachte die Freundin herzlich, „warum nicht? Du weißt ja, für ein gutes Abendessen lass ich sogar meinen Herd kalt.“ Die Sprechpause war nur minimal. „Wohin gehen wir? Zum Italiener, zum Chinesen oder ins Danubia?“ Noch ehe Dodo antworten konnte, kam ihr die Fragestellerin zuvor. „Ins Danubia ist besser, beim Chinesen bekommen wir heute die Reste vom Wochenende als Eintopf. Darauf kann ich leidlich gut verzichten. Und beim Italiener waren wir vorige Woche.“
Dodo kannte ihre Freundin seit „Anbeginn der Zeit“, wie sie beide diesen Zeitpunkt titulierten. Genau genommen seit dem Eintritt in die Grundschule. Wüsste man es nicht besser, könnte man meinen, dass die beiden Schwestern waren. Grundverschieden und doch gleich. Daher war es für Dodo auch nicht ungewöhnlich, dass Didi – so der Kurzname ihrer „Co“, Dietlinde - zwar Alternativen anbot, letztendlich aber die Entscheidung ob einer Frage selbst traf, ohne dass der oder die andere zu einer Aussage gekommen war.
„Passt. Um acht?“, dachte Dodo nach und erkundigte sich weiter: „Geht sich das aus für euch beide?“ Mit ‚beide‘ meinte sie Dietlinde und ihren „Lebensabschnittspartner“ York. Der würde ohnehin von diesem Vorschlag begeistert sein. Gutes Essen liebte Yoyo noch mehr als seine Arbeit. Und das wollte etwas heißen. Nicht von Ungefähr stammte auch der liebevolle Spitzname, der den gleichnamigen Effekt des Zunehmens nach einem Abnehmerfolg zum Ursprung hatte.
„Erst um acht?“, maulte Didi etwas grummelig, „bis dahin verhungere ich ja. Da muss ich direkt vorher noch einen Snack zu mir nehmen.“
Die Anruferin grinste übers ganze Gesicht. Ihre Freundin liebte Essen mindestens genauso wie York – wohl mit ein Grund, dass dieses Paar schon so lange glücklich beisammen war. Dennoch, ein früheres Treffen war für Dodo nicht möglich. „No chance, meine Liebe. Du weißt, dass ich meine Zeit im Halbmarathon noch verbessern möchte.“
Die Tür zur Personalabteilung – Zimmer 385a.
„Wir sehen uns dann um acht, tschüss einstweilen.“ Dodo unterbrach die Verbindung. Für andere hätte diese abrupte Verabschiedung unfreundlich geklungen. Solche Unwesentlichkeiten in der Kommunikation gab es glücklicherweise zwischen den Freundinnen nicht. „Ohne Klopfen eintreten“, stand an der Tür. Gut, wahrscheinlich wusste man hier, dass niemand die Personalabteilung aufsuchen würde, der nicht Angestellter in diesem Hause war. Und einen Besucherstrom der Kriminalisten hatte man wohl ebenso wenig zu erwarten. Dodo betätigte den Sensor und die Tür schwang geräuschlos nach innen auf.
„Drasenberger? Dorothea?“, klang die forschende Fra-ge der Miniaturausgabe von Vladimir Klitschko, dem Boxchampion aus der Zeit um 2010.
Dodo unterdrückte mühsam ein Grinsen. Dieser Kerl vor ihr reichte ihr gerade mal bis zur Brust, war aber muskelbepackt wie eben sein etwas größer geratenes „Double“.
„Ja, richtig. Ich soll hier meine Papiere abgeben und den Chip abholen.“ Anzunehmen, dass der Mann das ohnehin wusste, da er ja auch ihren Namen gekannt hatte.
Ein unpersönliches Nicken, und der zu kurz Geratene nahm die Papiere entgegen. Akribisch genau prüfte er, ob irgendwelche Metallklammern die Einzelblätter zusammenhielten und steckte sie dann unsortiert und, ohne einen weiteren Blick darauf zu werfen, in den Multisorter.
Mehrere Leuchtanzeigen blinkten auf und die Originaldokumente wurden einzeln eingescannt und sofort automatisch an die entsprechenden Ordner im neu angelegten Personalakt „Drasenberger“ verteilt, beziehungsweise darin abgelegt. Auf den Originaldokumenten, die aus unvernichtbarem, papierähnlichem Material bestanden, waren Erkennungschips integriert. Diese Chips wurden beim Scanning erkannt und ermöglichten eben diese sofortige Ablage in Computerdateien. Kein unnötiger Papierkram mehr. Die metallene Marke, die Dodo kurz darauf ausgehändigt bekam, enthielt nun alle Daten, die benötigt wurden, um die Polizistin zu identifizieren.
Leicht ironisch erinnerte der Büromensch: „Mit dem Chip durch diese Tür zur Uniformierung! Zimmer 385b!“ Warum griente dieser zu klein geratene Bullterrier dabei so unverschämt?
„Drasenberger? D o r o t h e a?“, buchstabierte er genüsslich. „Ein scheußlicher Name.“
Okay, wenn dies eine Art Begrüßungskodex sein sollte, der speziell ihr galt … Dodo war erwacht. So was konnte sie auch. „Grüßen Sie Ihren Rest, wenn der Mal vorbeikommen sollte.“ Mit ihrer rechten Hand nahm sie den Chip entgegen, mit der linken deutete sie von seinem Haupt weg in die Höhe und schüttelte betont auffällig den Kopf. Gerade so leise, dass man es trotzdem noch hören konnte, murmelte sie so etwas wie „Muskelmini“ und schlenderte seelenruhig in Richtung der „Umkleidekabine“.
Das hatte gesessen. Wie gut, dass Dorothea nicht das kleine Namensschild an seiner Jacke gesehen hatte. Die hing über der Rückenlehne des Sessels, den der Beamte mit seiner Statur verdeckte. Wer weiß, was Dodo eingefallen wäre, hätte sie „Janson Mitterbichl“ gelesen?
Der Angestellte der Personalabteilung schürzte beleidigt seine Lippen. Diese Reaktion hatte der Chef aus dem zweiten Stock nicht vorhergesagt. Nur, dass er das wegen ihres Namens sagen und er sein Namensschild an einem nicht einsehbaren Ort des Zimmers verbergen sollte. Mitterbichl sah genervt auf das Objektiv des Videobeamers, der die vorangegangene Situation live zu dem Vorgesetzten übertragen hatte.
Blesnjakov lehnte sich entspannt zurück. Die Frau war gut. Statt erneut in Sprachlosigkeit zu versinken, hatte sie rasch gelernt. Der „Outbutton“ trennte die Verbindung zur Personalabteilung im dritten Stock. Ein paar Instruktionen noch für Brettebner. Kriminalassistentin Drasenberger konnte ihren Dienst morgen antreten.
„Das zieh ich sicher nicht an“, stöhnte Dodo und nahm die Uniform mit spitzen Fingern entgegen. „Das ist ja hässlicher als hässlich.“ Natürlich hatte sie das nur für sich gedacht. Laut sagte sie höflich: „Danke!“, als ihr das grau in grau getönte Kostüm in die Hand gedrückt wurde. Absolutes No-Go war diese gleichfarbige Schirmkappe mit dem silbernen Kettchen. Grundgütiger! Wer ließ sich solche Stilsünden einfallen und erachtete Mode aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts angebracht für diesen Job?
„Das ist nur für offizielle Anlässe“, erbarmte sich Trude Selbig, nachdem sie Dodos unmissverständlichen Blick aufgefangen hatte. „Für den Alltag ist das hier.“ Ein dunkelblauer Dreiteiler wanderte über die Kunststofftheke. Rock, Hose und sportliche Jacke. Na ja, das sah schon wieder ganz passabel aus.
„Wenn Sie bitte weiterkommen“, forderte die Frau der Kleiderausgabe höflich auf.
Die Kriminalistin erhielt noch jede Menge anderer Dinge, wie Blusen, Shirts, Kappen, Mützen und am Ende des „Förderbandes“ stand sie mit einem Berg an Bekleidungsartikeln da. Aha, war das nun die nächste Prüfung? Wie sollte sie all das Zeug nach Hause bringen, oder gab es hier irgendwo eine Umkleidemöglichkeit?
Konnte diese Frau, die ihr all die Sachen - mit einem einzigen Blick auf Dodos Figur – fraglos überreicht hatte, hellsehen?
„Mit Ihrem Chip haben Sie Zugang zum persönlichen Bereich im ersten Kellergeschoß. Dort finden Sie eine Kabine mit Ihrem Namensschild. Ein Schrankraum, eine Dusche und Ihr Waffenschrank befinden sich darin. Immer nur der Inhaber des Chips hat Zutritt zu seiner Koje. Im zweiten Kellergeschoß befinden sich die Fitnessräume, der Saunabereich und das Schwimmbad.“
Ehe Dodo noch zur letzten Frage ansetzen konnte, sprach Trude Selbig schon weiter: „Ihre Waffen bekommen Sie im vierten Stock. Gang links, Zimmer 482 – Waffengattung A.“
Letzteres betonte die Frau und sah Dodo mit hochachtungsvollem Blick an. Die für die Garderobe Verantwortliche konnte sich nicht erinnern, je eine weibliche Beamtin in die Abteilung A geschickt zu haben.
„Sie haben mir sehr geholfen, Trude“, bedankte sich Dodo nach einem Blick auf das angeheftete Blechschildchen mit dem Namen der Frau. „Ich hoffe, ich kann Ihnen auch mal irgendwann einen Gefallen tun.“
„Schon gut.“ Frau Selbig wandte sich verlegen ab. „Gern geschehen.“ Auf den skeptischen Blick der jungen Assistentin, der immer noch auf dem Riesensortiment an Wäsche haftete, reagierte sie ebenso prompt: „Sie können Ihre Sachen einstweilen hier in den Rollcontainer geben und dann abholen, wenn Sie Ihre Waffen und Munition ausgefasst haben.“
Dodo nickte dankbar und verstaute ihre Schätze in dem Container, der gleich neben der Tür stand, durch die sie das Zimmer verlassen würde. „Wir sehen uns“, dankte Dorothea der gutmütigen Frau und fügte ein „Bis später.“ hinzu.
Simon Großberger linste über den Rand seiner Nickelbrille. „Ah, Sie sind die mit dem A-Schein.“ So also sah eine Frau aus, die eine Berechtigung der Sonderklasse besaß. Ihm gefiel ihre Erscheinung ausnehmend gut. Überall was dran und ein bisschen mehr zum Gernhaben. Obwohl - nach seiner Vorstellung könnte es sogar noch mehr von dieser Frau sein.
Unverkennbar. Die Mühlen in diesem Hause mahlten sehr schnell. Nur, das Anstarren … Dorothea trommelte mit ihren Fingerspitzen ungeduldig Stakkato auf dem Bürotisch. „Ich möchte Ihre Musterung ungern unterbrechen, aber könnte ich dann vielleicht meine Ausrüstung bekommen?“
Dodo mochte es nicht besonders, wenn ein Mann sie mit so eindringlichen Blicken von oben bis unten begaffte. Auch wenn dieser hier ja schon zu einem Semester zählte, der ihr höchstwahrscheinlich kein unmoralisches Angebot unterbreiten würde. Andererseits, wer konnte es schon wissen?
Großberger nestelte umständlich an seinem Schlüssel-bund. „Entschuldigung, natürlich.“ Er verschwand in einem Nebenraum, der durch eine Panzertür von diesem Raum getrennt war. Wenig später deponierte er das beachtliche Waffenarsenal auf dem Pult und forderte die Kollegin auf: „Sie müssen hier die Übernahme unterschreiben.“
Dorothea blickte sich nach einem Stift um.
„Nein, nein“, amüsierte sich der Mann, „nicht so – hiermit.“ Simon Großberger klappte das Stempelkissen auf.
„Fingerprint“ anstelle herkömmlichen Autogramms, konstatierte Dodo. Das hätte sie sich denken können. Es diente schließlich ihrer eigenen Sicherheit. Man konnte sofort ihre Fingerabdrücke auf der Waffe aussondern, sollte diese je in fremde Hände geraten.
„Wiedersehen!“, verabschiedete Großberger die neue Kollegin und freute sich über das Lächeln Dorotheas.
Vollgepackt mit Uniformen und dem Waffenarsenal stand die Beamtin wenig später vor ihrer Kabine. Auch hier waren schon „Heinzelmännchen“ am Werk gewesen, wie es schien. Ein glänzendes Schild mit schwarzer Gravur prangte rechts in Augenhöhe neben der klinkenlosen Tür. „Drasenberger“ – SOKO Brettebner – „A“. Dodo erkannte sofort, dass es mit dem „A“ eine besondere Bewandtnis hatte.
„Bitte identifizieren Sie sich über den Scanmodus“, ertönte eine leiernde Computerstimme, als die Neo-Kommissarin den Chip durch den dafür vorgesehenen Schlitz im Lesegerät zog.
Hmm, und wo bitte war dieser Modus zu finden? Das hatte ihr nun wieder niemand verraten. „Super!“ Grummelnd schob sie den Container mit ihren „Wäschebergen“ ein wenig zur Seite. Mit den Handflächen tastete sie die kühle Metalltür ab. Nichts. Nirgendwo ein Feld oder ein Hinweis, dem sie entnehmen konnte, wie sie sich denn identifizieren sollte.
Unvermutet erklang eine belustigte Stimme neben Dorothea: „Na, suchen wir was?“
„Ob Sie etwas suchen, weiß ich nicht“, gab Dodo leicht schnippisch zurück. „Ich halte Ausschau nach dem Scanmodus, wo ich mich identifizieren soll.“
Der Bodybuilder hier, der dem neuesten Modelmagazin wohl kurzzeitig entsprungen war, hielt sich scheinbar für besonders schlau. Der Kerl war Dorothea aufgefallen, als er kurz nach ihr den Gang betreten hatte. Wie es der Zufall wollte, hatte der Schönling zwei Türen weiter seine Kabine. Sicher hatte er die Meldung der Computerstimme mitgehört und sich Dodos Ansicht nach daher diese dämliche Frage sparen können.
Ungeniert taxierte der Mann Dodos Gestalt und erkundigte sich neugierig: „Neu hier, was, Mädel?“ Diese Person war absolut nicht sein Fall. Sie würde höchstwahrscheinlich schon nach hundert Metern keuchend zusammenbrechen. Wie so jemand an die Waffenbescheinigung A kam, war ihm ein Rätsel. Na, sie würde sicher ihre Qualitäten haben, mussten ja nicht im sportlichen Bereich liegen. Und wie es schien auch nicht im Intelligenzbereich. Die Ironie in seiner Stimme war unverkennbar. „Wie wär’s mit dem Printsignal oberhalb des Lesegeräts?“
Dodos Wangen verfärbten sich ins Rötliche. Das war nun wirklich peinlich. Aber wer vermutete denn gerade an diesem Platz den gesuchten Scanner, versuchte sie sich eine Entschuldigung einzureden. „Danke“, knurrte sie dann fast unhörbar.
„Oh bitte, gern geschehen“, goutierte der Beamte die ‚Dankesrede‘. „Mann ist ja gern behilflich, wenn Frau ein Problem hat. Übrigens, mein Name ist Tenatier, Raphael Tenatier. SOKO Brettebner.“
Er hielt ihr die Hand hin. Wollte Dodo nicht unhöflich sein, so als Draufgabe auf den ersten Eindruck, den sie eben erweckt hatte, musste sie die Hand ergreifen.
„Drasenberger, Dorothea. Ab morgen ebenfalls SOKO Brettebner.“
Noch nie war es in den Gängen der Kabinenreihen so still gewesen. Man hätte ein Löschblatt fallen hören kön-nen.
Die Blicke der künftigen Kollegen kreuzten sich wie die Klingen blitzender Schwerter.
„So, so“, unterbrach Tenatier als erster die Stille, „dann sind wir sozusagen Teampartner.“
„Kann man so sagen“, presste Dodo zwischen den Lippen heraus. Sie hätte ihr Gegenüber am liebsten erwürgt. Der Mann war ihr von Grund auf unsympathisch und sie spürte dieses unheilvolle Kribbeln in ihrer Ma-gengegend. Das passierte immer, kurz bevor sie mental explodierte. „Sie entschuldigen mich jetzt, ich möchte meine Ausrüstung und meine Dienstkleidung gerne in die Kabine bringen.“ Dodos Stimme war gefährlich ruhig, ein schlechtes Zeichen.
Tenatier konnte das noch nicht wissen. Er bohrte weiter in offenen Wunden: „Werden Sie das auch alleine schaffen? Ich kann Ihnen so viel verraten, dass auch der Waffenschrank da drin seine Tücken hat. Soll ich hierbleiben, falls Sie mich brauchen?“ Unverschämt weiße Zähne blitzten auf, als sein Mund sich zu einem Lachen verzog.
Die beiden Leute befanden sich im Kellergeschoss.
Dennoch – Dorotheas Stimme schien ihren Ursprung Stockwerke tiefer zu haben. Man konnte es fast als grollenden Donner bezeichnen. „Und wenn ich hier die Nacht verbringen müsste, um die Lösung für ein anstehendes nächstes Problem zu finden, K o l l e g e Tenatier. Ihre Hilfe werde ich sicher nicht in Anspruch nehmen. Danke!“, setzte sie überflüssiger Weise noch hinzu. Die Kabinentür knallte hinter ihr zu.
Tenatier stand alleine am Korridor. Was war das denn gewesen? „Schreckschraube“, kommentierte er für sich ihr Benehmen. Reizende Kollegin. Waffenscheingattung A für verbale Vernichtungsmaschinerie. Sportlichkeit? Wohl die eines nicht näher zu bezeichnen wollenden Tieres mit vier gebrochenen Läufen. Aussehen? Na gut – nicht sein Fall, aber in Ordnung.
Dodo lehnte mit dem Rücken an der Metalltür. Angenehme Kühle drang durch den Stoff ihres Shirts. ‚Tief durchatmen!‘, befahl sie sich selbst. Dieser eingebildete Lackaffe würde sie doch wohl nicht aus der Ruhe bringen. Mentale Stärke war keine ihrer herausragendsten Fähigkeiten im psychologischen Fachbereich gewesen. Aber Disziplin im Umgang mit sich selbst und ihren eigenen Schwächen, kehrte jegliches Negativergebnis eines Tests ins Umgekehrte.
Ungern erinnerte sich Dorothea an den Psychologieprofessor Magister Zerelsi. Ihrer Meinung nach hatte der Mann diesen Lehrberuf nur studiert, um von seiner eigenen Unzulänglichkeit abzulenken und seine Frustration sowie seine Minderwertigkeitskomplexe an den Schülern auszulassen.
Zur Ablenkung begann sie die Kabine, ihre Kabine, mit den Augen zu inspizieren. Ein Raum, ungefähr dreimal drei Meter groß. Kahle, gelblichweiß getünchte Wände. Überdurchschnittlich groß für eine Umkleidekabine, wie sie fand. Ob das jeder hier hatte? Dass nur Leuten mit dem großen „A“ solche Luxusräumlichkeiten zur Verfügung gestellt wurden, erfuhr sie erst später.
An der linken Seite zwei Metallwände, die durch eine klobige Stange verbunden waren. Der graublaue Vorhang, der sich mit schwarzen Plastikringen daran klammerte, symbolisierte den „Eingang“ zum sogenannten Schrankraum. In diesem befanden sich ein spartanisches Regalteil, sowie eine Kleiderstange mit Metallbügeln. In die hintere Ecke des Raumes verbannt waren ein kleiner Tisch und darunter ein etwas altersschwacher Hocker mit drei Beinen. Darüber ein nicht zu übersehender Aufkleber an der Wand, der eine durchgestrichene Zigarette zeigte.
Abgesehen von der Tatsache, dass Dodo Nichtraucherin war, würde sie in diesem fensterlosen Bereich ohnehin nicht auf die widersinnige Idee kommen, zu rauchen.
Der obligate Schrank, der ihr laut Prognose jetzt noch Schwierigkeiten machen sollte, schien als wäre er in die rechte Wand eingeschmolzen. Davor noch eiserne Wandhaken in der Betonwand und daran zwei einsame Kunststoffkleiderbügel. Gleich neben der Eingangstüre eine dünne Scheibe aus nichttransparentem Glas mit Türknauf. Dorothea war überrascht, dass die Nasszelle sogar eine Regendusche enthielt.
Alles war einfach, aber zweckmäßig ausgestattet. Kein Luxusressort, aber in jedem Fall besser als irgendein Blechkästchen in Reih und Glied mit anderen aufgefädelt, wo man sehen musste, dass auch alles Platz fand, obwohl kein Strohhalm mehr hineinpasste. Abgesehen davon wollte sie hier drinnen nicht wohnen und Starallüren waren ihr ebenso fremd.
Dodo stieß sich mit dem Fuß von der Tür ab und ging mit federnden Schritten auf den Waffenschrank zu. Kein Schloss daran. Keine Computerstimme. Prüfend musterte die Neo-Kommissarin die glatte Oberfläche des Tresors, der die nicht ungefährlichen Waffen schützen würde. Der Viewpoint war gerade so groß, dass der Chip eingelegt werden und man seinen Finger auf den Abtaster drücken konnte. Fast unscheinbar – leicht zu übersehen – aber eben nur fast. Dorothea war gewarnt gewesen.
Die schweren Türen klickten spaltbreit auf und jeweils an der Seite klappte ein Hebel heraus, an dem man die Stahltür weiter aufziehen konnte. Dodo triumphierte. Sie hatte gewusst, dass sie die Hilfe des Playboys da draußen nicht brauchen würde.
Die Tatsache, dass sie ab morgen mit diesem Tenatier zusammenarbeiten würde, verursachte ihr noch immer dieses Magenkribbeln. Es würde vergehen.
Die Schienenstränge der U4 glänzten im kalten Licht der Neonbeleuchtung, die den U-Bahn-Tunnel beleuchtete und die Gleise vibrierten leicht. Der führerlose Triebwagen, durch Autopiloten gesteuert, raste mit seinen sechs Waggons über die offenen Sperrkrallen. Ein Sicherheitsfaktor um Unfälle, insbesondere bei notwendigen Wartungsarbeiten auf der Strecke, zu vermeiden. Schaltzentralen außerhalb des Stadtzentrums kontrollierten die Fahrten der U-Bahnen auf ihren Monitoren.
Dennoch – trotz Hightech – passierten tragische Un-glücksfälle. Ein Relikt der Menschlichkeit.
„Hast du den Rumpler gespürt?“, erkundigte sich der Fahrgast bei seiner Sitznachbarin.
Die zuckte nur gelangweilt mit den Schultern und ant-worte kurz angebunden: „Vielleicht irgendein Stein, oder wieder mal ein Hund, der sich in den Tunnel verirrt hat.“
Ohne Interesse am Inhalt der Zeitschrift blätterte die Frau weiter in ihrem Hochglanzmagazin
Währenddessen versuchte der Mann weiter, durch die wachsfarbigen Panoramascheiben einen Blick nach drau-ßen zu werfen, um eventuell etwas erkennen zu können. „Irgendwie schlimm“, seufzte der Mann, „dass es uns nicht mehr interessiert, was da draußen passiert, oder passieren könnte.“
Gleichgültig blickte die Frau kurz von ihrem Lesestoff auf. „Was regst dich auf?“, meinte sie lakonisch. „Kannst ja eh nichts machen. Wenn da etwas oder jemand auf den Gleisen gelegen hat, dann ist nichts mehr von denen übrig. Ob du rausschaust oder nicht, die U-Bahn fährt sowieso weiter. Nicht einen Deut langsamer ist sie seit dem Gepolter geworden. Willst du die Notbremse ziehen? Also mir wär das zu viel Geld“, erinnerte sie den Fragesteller. Ihr Blick huschte zu dem kleinen Bildschirm, auf dem das Streckennetz der Wiener Linien abwechselnd mit Werbemodulen oder auch den aktuellen Fahrpreisen zu sehen war.
„Das Ziehen der Notbremse ohne ersichtlichen oder bedeutsamen Anlass zieht eine strafrechtliche Verfolgung nach sich. Die entstehenden Kosten in der Höhe von Euro 1.786,-- hat der Verursacher binnen 14 Tagen nach Aufforderung bei ersatzweiser Inhaftierung zu begleichen.“
Eine schreckliche Ausdrucksweise, aber einprägsam genug.
„Bevor ich denen das Geld in den Ar… - Verzeihung, Hintern stecke, fahr ich lieber auf Urlaub damit“, meuterte die Frau weiter.
„Ist ja schon gut“, beschwichtigte der Mann. „Vielleicht war ja auch gar nichts.“
Die U-Bahn-Garnitur entfernte sich. Das rote Schlusslicht war nur mehr schemenhaft zu erkennen, da der Tunnel eine leichte Rechtsbiegung machte und das Licht der Waggons verschluckte.
Auf den Schienensträngen klebte etwas Seltsames. Der grobe Kiesel neben den Metallteilen war blutgetränkt.
Eigenartige Töne schienen aus der feuchtglänzenden Mauer zu klingen. Ein Wehklagen, fern der menschlichen Stimme - fremdartige Impressionen.
Schatten huschten ins Dunkel.
„Du solltest langsam mal wieder herunterkommen“, kommentierte Didi, an ihrem letzten Stückchen Fleisch kauend, die sehr emotionale Darstellung des ersten Treffens von Dodo mit ihrem Kollegen in spe. „Was hast du denn erwartet? Sachertorte mit Schlag?“
Dodo hielt in ihrer Zornesrede inne. Wie konnte man in dieser Situation an Sachertorte denken?
Die Freundin hatte es wieder einmal geschafft. Es dauerte keine zehn Sekunden und die eben noch Beleidigte verschluckte sich vor Lachen fast an ihren Shrimps. York sah von einer Frau zur anderen. Ganz kapierte er die oft sehr konfuse Unterhaltung der Beiden nicht. So wie eben jetzt. Aus den aufgeschnappten Erzählungssequenzen „Playboy – Model – Name scheußlich – Klitschko-Double – Lackaffe“ und jetzt zuletzt noch „Sachertorte“ konnte er beim besten Willen keinen konstruktiven Hintergrund zum Vorstellungsgespräch der Freundin herstellen. Egal – er widmete sich wieder seinen geliebten Čevapčiči und tunkte das Fleischstückchen großzügig in das Ajvar, einer ebenfalls kroatischen Spezialität.
Didi lächelte dem Mann an ihrer Seite spitzbübisch zu. Er brauchte nichts zu sagen. Sie konnte auch so erraten, was er dachte. Nur erraten? Von einer Sekunde zur anderen versank sie in Gedanken und überhörte die Freundin.
„Du hast wie immer recht“, gab Dodo zu und nickte bekräftigend mit dem Kopf. „Es ist vollkommen unnütz, sich wegen so eines Individuums den Tag verderben zu lassen. Didi, hast du …?“
Dorothea sah verwundert zu ihrer Freundin. „Didi? Was ist?“, ahnungsvoll fragte die Kriminalassistentin weiter. „Was siehst du? Was spürst du?“
York beobachtete seine Lebensgefährtin jetzt mit einer gewissen Scheu. Diese Fähigkeit Dietlindes hatte ihm immer schon zu schaffen gemacht. Es war ihm zu irreal, zu unvereinbar mit seinen physikalischen Gesetzen. An-dererseits war es aber so, dass es ihn faszinierte, wenn sie wieder eine ihrer Ahnungen hatte. Bestätigte das offenkundig seine These, dass es hier auf Erden etwas gab, dass der Spezies Mensch weit überlegen war und längst unsere Gesellschaft infiltriert hatte.
„Es ist so dunkel, ich kann es nicht erkennen“, murmelte Didi vor sich hin, „ich höre eine Bahn, eine U-Bahn vielleicht. Und ich sehe Schatten. Die Schatten ... sie tanzen.“ Eigenartig bleich war ihr Gesicht geworden. „Und es klebt Blut an den Gleisen. Dodo …“ Die dunkelhaarige Frau sah ihren „Zwilling“, wie die beiden Frauen oft genannt wurden, mit verschleierten Augen an, „du bist in Gefahr. Es hat etwas mit deinem neuen Job zu tun.“
Dodo rutschte unruhig auf ihrem Sessel herum. Das leidige Thema „Geduld“ kam ins Spiel.
Der Kellner des kroatischen Restaurants eilte zum Tisch: „Ist etwas nicht in Ordnung mit dem Essen? Wünschen Sie noch etwas?“
Das Verhalten der Gäste verunsicherte den guten Mann. Mitten im Essen so dazusitzen, als wäre man zur Salzsäule erstarrt.
York entspannte die Situation. „Nein, nein, Jo¨ef. Alles in Ordnung. Nur was Dienstliches. Dorothea fängt morgen bei der Kripo an.“
„Ah, Gratulation, Madame!“, schmunzelte der Kellner erleichtert. „Dann kann uns ja nichts mehr passieren in Wien, wenn Sie jetzt die Verbrecher jagen.“ Es sollte ein Scherz sein.
Dodo ging darauf ein. „Ja, die Bösen müssen sich jetzt in Acht nehmen. Dorothea Drasenhofer ist ‚on tour‘.“
Jo¨ef lachte vergnügt über den Spruch. York grinste verschmitzt und Dodo lächelte dem Kellner freundlich zu. Nur Didi kämpfte mit ihren aufgewühlten Gefühlen, die sich nicht so einfach beiseiteschieben lassen wollten.
Dorothea beugte sich über den Tisch und stellte ihre Frage im Flüsterton. „Was hast du noch gesehen? Wieso bin ich in Gefahr?“ Weit entfernt davon, der Aussage der Freundin keinen Glauben zu schenken. Dazu kannte sie die Fähigkeiten Didis zu gut.
„Ich kann es dir nicht sagen“, seufzte die Gefragte. „Es war zu verschwommen. Wir müssen abwarten.“ Dietlinde musterte die angehende Verbrechensjägerin mit ernstem Blick. „Dieser Tenatier, kann der was? Ist er gut – ich meine, als Polizist?“
Dodo sah ratlos drein. „Das weiß ich doch noch nicht. Ich hab ihn für – hmm, ich denke drei Minuten gesehen. Von den drei Minuten hätte ich ihn gerne zwei Minuten gewürgt. Also, keinen Schimmer. Was hat das aber mit dem zu tun, was du gesehen hast?“
Yorks Partnerin schüttelte energisch den Kopf. „Ich weiß es nicht. Noch nicht.“ Punkt - Schluss - Aus.
Nachdenklich lehnte die „Ab-morgen“ Kriminalistin sich zurück. Nachfragen an dieser Stelle war sinnlos. Es würde keine Antworten mehr geben.
Abrupter Themenwechsel. Auch das war eine der Eigenheiten Didis, die man kennen musste. „Die Rasniči waren heute wieder hervorragend. Ich liebe diese Spießchen. Ob ich wohl noch eine Portion bestellen soll?“ Unschlüssig spielte sie mit ihrer Gabel. „Nein, für heute ist es dann genug. Nicht wahr, Schatz?“ Liebevoll blickte sie zu York.
Auch er hatte sofort – natürlich nur aus Solidaritätsgründen - überlegt, ob er vielleicht auch noch mal dasselbe bestellen sollte. Gut, es hatte sich erledigt. Denn Dietlinde überlegte laut: „Vielleicht holen wir uns noch ein leckeres Gelati beim Eissalon ums Eck?“ Eine Frage, die eigentlich gar keine war. Denn sobald es darum ging, etwas Essbares zu kaufen, handelte es sich eher um die Entscheidungsfindung, wie groß diese nächste Portion sein würde. Oder welche Eissorten sie wählen sollten. Im wahrsten Sinn des Wortes – das Eis war gebrochen.
Sowohl Dorothea als auch Dietlinde wussten, dass et-was geschehen würde. Etwas, das vielleicht ihr Leben verändern sollte. Möglicherweise sogar mehr ….
Mittwoch, 1. Juni 2033.
Der erste Arbeitstag. Die Tür zur Abteilung SOKO-Brettebner war nur angelehnt. Ob man an der „eigenen“ Bürotür anklopfte? Dodo holte noch einmal tief Luft und trat ein.
„Drasenberger, Dorot …..“
Eigentlich wollte sie sich gerade vorstellen, als ihr ein geschäftiger Mann in den Weg trat und sie mit Handbewegungen gleich wieder aus dem Büro winkte. Seine Worte waren ebenso hektisch wie sein Gehabe. „Schon gut, wir haben jetzt nicht viel Zeit. Tenatier ist schon am Tatort. Holen Sie Ihre „Kleine“, damit war die schnellschüssige Handfeuerwaffe gemeint, die wie eine Spielzeugpistole aussah, „und dann hurtig, hurtig. Ich warte in der Garage auf Sie. Und ja, ich bin Hauptkommissar Brettebner. Alles andere im Auto. Jetzt aber los, Mädel. Die Zeit drängt. Ich wäre gerne vor der Presse bei der Leiche.“
Leiche? Dodo schluckte und Didis Worte schossen ihr in den Kopf. Ihren ersten Tag hier hatte sie sich doch etwas anders vorgestellt.
Brettebner ließ ihre keine Zeit, lange zu überlegen. „Gehen Sie schon mal, ich habe etwas vergessen.“
Während der Chef noch einmal mit einem leisen Fluchen in sein Büro stakste, beeilte sich Dorothea ins Kellergeschoß zu kommen, um ihre Waffe zu holen. Auf dem Weg dorthin prägte sie sich wiederum Details der langen, ehrwürdigen Gänge in diesem Bauwerk der alten Zeit ein. Registrierte die Wegweiser, auf denen die Lage der unterirdischen Parkplätze skizziert war.
Ein Blick auf die Leuchtanzeige beim Lift signalisierte, dass sich das antiquarische Teil in der Etage befand, wohin sie musste. Gestern hatte sie die Trägheit dieses Fahrstuhls schon bemerkt. Heute würde sie ihn ebenso wenig benutzen. Fünf Stockwerke abwärts. Keine Herausforderung. Dodo nahm, wie schon gestern beim Treppauf, auch jetzt jeweils zwei Stufen beim Hinunterlaufen, um rascher vorwärts zu kommen.
Heute vermochte auch die lästige Computerstimme an ihrer Kabinentür nicht mehr, sie zu nerven. Noch ehe die ihren Spruch heruntergeleiert hatte, stand Dorothea schon im Raum und drückte den Chip in die Halterung an der Waffenschranktür. Die Neonröhre am Plafond zuckte. Wahrscheinlich würde sie bald ihren Geist aufge-ben.
Wenn die Neo-Kriminalistin auch den Hang zur ultimativen Unordentlichkeit hatte, wusste sie, dass dieser Schrank immer verschlossen sein musste. Das hatte sie sich gestern schon gedanklich eingehämmert. Die Kleiderbügel schaukelten noch immer einsam an ihren Wandhaken. Dorotheas Zivilkleidung war heute Morgen auf dem kleinen Tisch gelandet. Schließlich war die Kommissarin in Eile.
„Hurtig, hurtig, meine Liebe“, empfing Brettebner sie mit seinen Lieblingswörtern. Obwohl, eigentlich war er überrascht, dass die Neue überhaupt schon hier war. Verstohlen warf er einen Blick auf seine Digitaluhr, deren Ziffern nur mehr schwach blinkten. Die Batterie musste wieder aufgeladen werden.
„Sie fahren“, bestimmte er weiter, „schließlich haben Sie einen Führerschein.“
Dodo fragte nicht nach, ging zur Fahrerseite und fing den Schlüssel, den der Hauptkommissar ihr zuwarf, geschickt auf. Wie bei diesen Fahrzeugmodellen üblich handelte es sich nicht um einen herkömmlichen Schlüssel sondern um eine Keycard. Das Fahrzeug war eines der neuen Powerhybridmodelle einer asiatischen Firma. In Europa hatte man es immer noch nicht geschafft, ein adäquates Produkt herzustellen.
Ein, zwei Griffe, ihr Sitz war in Position. Die Spiegel stellten sich automatisch über einen Sensor ein, der ihre Körpergröße und somit ihren visuellen Sichtkreis maß. Brettebner musterte in der Zwischenzeit unauffällig seine neue Assistentin. Blesnjakov hatte ihm gestern in einem kurzen Gespräch gesagt, was gesagt werden musste. Dodo hätte wahrscheinlich erneut den Mund vor Staunen nicht mehr zugebracht.
Lobeshymnen aus dem Mund des Sprachlosen?
„Sie ist eine Koryphäe. Ich nehme an, sie ist sich ihrer eigenen Fähigkeiten noch gar nicht bewusst. Tenatier wird schwer zu nagen haben an der Tatsache, dass sie seine Partnerin sein soll.“ Das waren nur kurze Ausschnitte, an die Brettebner sich erinnerte. Bisher gab es nichts, was diese Beschreibung widerlegen könnte.
Konzentriert zog Dodo die Keycard durch den Startschlitz. Ein fast unmerklicher Ruck ging durch das Gefährt. Der Hybridmotor hatte sich eingeschaltet. Nahezu lautlos glitt der schwarz glänzende Wagen aus der Parklücke. Nur mittels Kontrolltönen der hinteren Abstandssensoren hatte sie das Auto heraus manövriert.
Kein Umklammern des Beifahrersitzes, um sich selbst nach rückwärts drehen zu können und so den Sichtkontakt zu eventuellen Hindernissen zu finden. Eine erste Probe hatte die Kollegin somit bestanden. Brettebner nickte beifällig und wies mit dem Finger nach vorn. „Die Dienstautos sind mit Spezialzellen ausgestattet. Sie können das Garagentor ohne Fernbedienung passieren.“
Dodo dankte mit einem freundlichen Seitenblick für diese Information. Es ersparte ihr die Frage nach dem entsprechenden Teil. Nicht jedoch jene nach dem Ziel ihrer Fahrt. „Wohin fahren wir?“
Die Antwort Brettebners kam ohne Umschweife: „U-Bahn-Haltestelle Schwedenplatz.“
Dorothea verschluckte gerade noch die Worte, die ihr auf der Zunge lagen. Es gab keinen logischen Grund, warum man diese Strecke mit dem Auto fuhr. Von der Dienststelle bis zum Einsatzort waren es gerade mal fünfzehn Minuten Gehzeit - wenn man langsam ging. Schade, sie hätte gerne die Kapazitäten des Dienstwagens kennengelernt. Auf dieser Strecke würde sie höchstens die Bremspedale testen können.
Der Hauptkommissar verkniff sich ein Lachen. Er war der Kollegin anzumerken, dass sie eine Bemerkung auf Lager gehabt hätte. Was Drasenberger aber nicht wissen konnte war, dass sich im geräumigen Kofferraum des Wagens eine Menge an notwendigen Utensilien befand, die sie für die Bestandsaufnahme am Tatort benötigen würden. Umso mehr war diese Beherrschtheit der Frau anzuerkennen, da sie abwarten konnte, bis man ihr Erklärungen gab. Dass Dodo sehr wohl auch andere Seiten hatte, würde Brettebner bald kennenlernen.
„Dort“, meinte der Chef und löste schon den Sicherheitsgurt, „steht Tenatiers Wagen. Sie können gleich daneben parken.“
Dodo zog eine Augenbraue hoch. Wagen? Was war das denn bitte für ein Auto? Sie konnte sich an Tage ihrer Kindheit erinnern, da dieses Modell schon zu den Oldtimern gezählt hatte. Dieses hellgrüne Ding mit Buckel auf vier Rädern hatte unter Garantie kein eingebautes Straßenkennungssystem, geschweige denn auch nur irgendeinen Sensor. Der Kollege hatte also einen Punkt, an dem er sicher ein wenig - nennen wir es „verletzlich“ – war. Ein Gefühl der Zufriedenheit regte sich in Dodo.
Eines würde sich wohl nie ändern. Die Neugierde der Menschen. Gaffend stand schon eine Menge Leute hinter der Absperrung. Keine gewöhnlichen Absperrbänder, wie man sie vor vielleicht zwanzig Jahren noch verwendet hatte. Tragbare Säulen, in denen Infrarotmelder gleich Bewegungssensoren arbeiteten und jeweils einen unüberwindbaren Scanstrahl zum nächsten Kennpunkt sandten. So entstand eine Art Techno-Zaun um die Einsatzstelle. Unüberwindbar deshalb, weil es schmerzhafte Brandwunden gab, wollte man diese Barriere durchdringen. Insbesondere eifrige Reporter konnte man sich so vom Leib halten. Erst wenn der Ort des Verbrechens von den ermittelnden Kommissaren freigegeben war, durften die Pressefotografen ihren Job machen.
Dodo erinnerte sich an einen Streik der Presse, als dieses Sperrsystem zum ersten Mal in Betrieb genommen worden war.
Man würde es ihnen damit unmöglich machen, schnell und vor Ort zu berichten. Die Medienfreiheit wäre eingeschränkt und bla, bla bis zum Abwinken.
Erst die Erklärung eines hochrangigen Polizeidirektors beruhigte die Lage. Es kämen mittlerweile so sensible Geräte in der Verbrechensaufklärung zur Anwendung, dass jeder Fußtritt, der nicht von einem der Opfer oder Täter stammte, die Ermittlungen erschwerte und eine Aufklärung möglicherweise verhinderte. Wochen später diskutierte niemand mehr über diese Vorgehensweise und die Reporter warteten geduldig, bis sie grünes Licht bekamen.
Die Beamten, die an den Schutzbarrieren verharrten, unterbrachen den Kontakt der mobilen Säulen, um den Wagen Brettebners passieren zu lassen.
„Holen Sie bitte den Metallbehälter aus dem Kofferraum und nehmen Sie ihn mit nach unten“, wies der SOKO-Chef seine junge Kollegin an.
Dodo drückte den Schaltknopf für das automatische Öffnen der Heckklappe und stieg aus dem Wagen. Sie sah, wie Brettebner auf einen in weiß gekleideten Mann zuging.
Wahrscheinlich war das jemand von der Spurensicherung. Ein Mann mit ziemlich dicken Brillengläsern kam nach seiner kurzen Begegnung mit dem Kriminalhauptkommissar auf sie zu.
„Ganzer, SPUSI zwei“, stellte er sich vor, „ich helfe Ihnen mit dem Koffer. Sind Sie die Neue?“ Interessiert betrachtete er Dodo in ihrem blauen Outfit, das die Kri-po – SOKO, kennzeichnete.
„Drasenberger“, gab Dorothea zurück, „und ja, ich bin die Neue.“ Nicht mehr und nicht weniger sagte sie und hielt seinen Blick mit ihrem fest.
Verlegen blickte Ganzer in die andere Richtung.
„Den Koffer“, bat er höflich, „wir brauchen den Koffer.“
Nun war es an Dodo, etwas verständnislos zu schauen. Der Mann hatte doch gesagt, er wolle helfen mit Utensilien, warum nahm er sie nicht einfach aus dem Auto? Als könne Ganzer Gedanken lesen, beantwortete er ihre stille Frage.
„Wenn ich diesen Wagen berühre, heulen die Sirenen los. Der Wagen hat seine Insassen beim Einsteigen identifiziert und niemand anderer kann das Fahrzeug auch nur anfassen, ohne dass die Alarmanlage ausgelöst wird.“
„Ach so, verstehe“, gab sich Dodo mit der Erklärung zufrieden und öffnete die Heckklappe bis zum Anschlag. Ein ziemlich massiv aussehendes Teil, metallfarbig und mit schwarzem Griff, lag auf der rutschsicheren Gummimatte des Kofferraums. Zwei Schritte und Ganzer griff nach dem Koffer, ohne mit seinem Körper das Fahrgestell zu berühren. Aha, also das Auto durfte ein Fremder nicht berühren, sehr wohl aber dessen Inhalt. Vielleicht würde sie diese Tatsache noch einmal interessieren.
Mit leichtem Ruck zog Dorothea die Heckklappe zu und steckte die Keycard in ihre Hosentasche. Brettebner war augenscheinlich schon in die U-Bahn-Station vorausgegangen.
Während Ganzer mit dem Koffer die Rolltreppe benutzte, lief Dorothea, sehr zum Erstaunen des Kollegen, leichtfüßig die Treppen hinunter. Immer zwei auf einmal … Sie war rascher am Ende der Treppe angelangt als Ganzer.
„Wie macht man das, ohne über die eigenen Füße zu fallen und ohne eine Stufe zu übersehen?“, klang seine Frage fast ehrfürchtig.
„Hmm, kann ich nicht sagen“, schmunzelte die Frau. „Ich mache das immer so. Ist wohl Routine.“ Dodo lächelte Ganzer aufmunternd zu. „Dafür können Sie Dinge aus dem Auto heben, ohne dabei den Wagen zu berühren. Das könnte ich nicht.“
Ganzer lächelte zurück. Sie war nett, diese neue Kollegin. Und sie hatte nichts wegen seiner dicken Brillengläser gesagt. Andere hatten da schon ihre Späße gemacht.
Besonders dieser Schönling Tenatier, der schon ein paar Minuten früher hier angekommen war und jetzt einmal mehr einen spitzen Morgengruß auf den Lippen hatte.
„Ah, unsere neue Kollegin ist auch schon da. Und, haben wir heute die Kabinentür problemlos öffnen können? Haben wir heute den Sensor gefunden?“
Dodo hatte schon so etwas Ähnliches erwartet. „Guten Morgen , Herr … K o l l e g e“, dozierte sie süffisant lächelnd.
Abgesehen von der Tatsache, dass sie diese Fragestellung mit dem ‚wir‘ verabscheute, lag ihr vielmehr eine leicht rachsüchtige Revanche für gestern auf der Zunge. „Und, wann sind Sie denn schon aufgestanden und haben sich auf den Weg hierher gemacht?“
Tenatier wusste nicht, was er von der Frage halten sollte und dementsprechend war der Ausdruck in seinem Gesicht.
Rache war süß und die „Neue“ kostete diesen kalorienarmen Insulinschub aus. „Nun, mit diesem Ding, das sich Ihr Auto nennt, braucht man ja wohl ein wenig länger als mit einem richtigen Fahrzeug. Nicht wahr?“
Täuschte es, oder war Tenatier ein wenig blass um die Nase geworden?
Brettebner horchte erstaunt auf und lauschte der Fortsetzung Drasenbergers.
„Wie viele Gänge hat denn das Wägelchen? Zwei? Oder gar drei? Ist wirklich putzig, Ihr fahrbarer Untersatz.“
Das Schlimme an der Sache war nun, dass in Dodos Augen zwar Sterne funkelten, sie aber nicht eine Miene verzogen hatte. Ihre Stimme war ebenso ernst geblieben, wie der gemeißelte Ausdruck in ihrem Gesicht.
Tenatier bebte.
„Kollegin Drasenberger“, unterbrach Ganzer, „darf ich Ihnen gleich die Instrumente zeigen, mit denen wir hier arbeiten?“ Der Spurensicherer war an ihre Seite geeilt. Diese Frau war der Clou. Endlich war diesem überheblichen Beau mal einer auf den Schlips getreten.
„Oh bitte, das wäre sehr freundlich.“ Dorothea wandte sich an Brettebner. Schließlich war er ihr Vorgesetzter. „Darf ich?“
Der SOKO-Chef machte eine einladende Handbewegung in Richtung des U-Bahn-Tunnels und lenkte den Schritt in die kühle Dunkelheit des Schachts. „Natürlich, kommen Sie. Wir wollen sehen, was wir hier alles haben. Inklusive Leiche. Und Tenatier“, rief Brettebner über seine Schulter zurück, „wenn Sie Ihr angekratztes Ego wieder beruhigt haben, kommen Sie bitte nach.“
Aus dieser „Schlacht“ war wohl Drasenberger als Siegerin hervorgegangen. Das konnte ja noch heiter werden, wenn die beiden als Partner zusammengespannt werden sollten. Der Hauptkommissar würde bald das Pensionsalter erreichen und wollte seine Abteilung einem eingespielten Team übergeben. Ob das mit den beiden …? Nun ja, heute konnte man noch gar nichts sagen. Kommt Zeit, kommt Rat. Brettebner seufzte.
Die abstrahlende Hitze der Halogenleuchten war schmerzhaft, wenn man den Lampen zu nahe kam. Waren schon die derzeitigen Außentemperaturen nicht gerade als kühl zu bezeichnen, war es hier unten dampfig und ein miefiger Geruch zog in Dodos Nase. Ganzer lief geschäftig neben seiner geschätzten Kollegin her.
Obwohl es nicht den Anschein hatte, da sie scheinbar gedankenlos ihren Weg ging, speicherte Dorothea alles in ihrem Kopf, was der Spurenfahnder ihr erzählte. Die Kriminalassistentin sammelte die Erklärungen und spezifischen Details zu den noch im Koffer verborgenen Instrumenten wie eine lebende Festplatte.
Ihr Kopf ruckte nach rechts. Was war das gewesen?
Ganzer war so in seine Ausführungen vertieft, dass er nicht einmal Dorotheas Zögern im Schritt bemerkt hatte. Brettebner lief hinter ihnen her, seinen Blick auf den Boden geheftet, als könne er hier schon etwas entdecken, was ihn auf die Spur des Täters führen würde.
Ein Schatten! Ein Schatten, der aber zu niemandem hier gehören konnte, denn ihre eigenen fielen auf die andere Seite des Bodens, bedingt durch den Lichteinfall der starken Scheinwerfer. Das dunkle Gespenst an der Wand verhielt abrupt im scheinbaren Lauf. Ungekannte Unruhe erfasste die Kripo-Beamtin.
„Ganzer?“ Leise sprach sie den Spezialisten an, „sehen Sie etwas an der Wand rechts von uns?“
Der Spusi-Beamte blickte sich um. „Sehen? Was? Wo soll ich etwas sehen? Was meinen Sie?“
„Ist schon gut“, beruhigte die Frau. „Es ist nichts. Ich dachte nur, etwas zu sehen, das nicht hier her gehört.“
Wieso fiel Dodo gerade jetzt ein, was ihre Freundin gestern Abend gesagt hatte? „Tanzende Schatten“ und Gefahr drohe ihr von diesen schwarzen Gesellen auch. Dass Didi den Schauplatz hier vorausgeahnt hatte, verwunderte ebenso wenig.
Dorotheas Augen verengten sich zu Schlitzen. Nach außen hin sah es aus, als würde sie schlafen, oder zumindest teilnahmslos dahin laufen. Diese Finte kannte sie aus alten literarischen Werken eines Schriftstellers mit Namen Karl May. Untypisch für Mädchen hatte sie die Romane, speziell die Geschichten um Winnetou und Old Shatterhand, förmlich verschlungen und sich einzelne Details angeeignet.
So zum Beispiel dieses Schließen der Augen, das dem Beobachter vorgaukelte, man würde schlafen, nichts sehen. Doch durch ihre dichten Wimpern entdeckte sie genug. Und sie bemerkte, dass der Schatten an der Wand ihnen weiter folgte. Unbemerkt von den anderen Beamten.
Die Freundin hatte etwas vorausgesehen, dass ihr, Dodo, jetzt Schauer über den Rücken jagten. Der Schatten an der Wand bewegte sich wie ein Tänzer. Pirouetten, Sprünge, Drehungen. Was um alles in der Welt war das?
Eine Stimme unterbrach die Überlegungen.
„Hier ist sie.“
„Wer?“ Dodo war etwas konsterniert, weil sie nichts entdecken konnte.
Ganzer unterdrückte ein Kichern. „Na, die Leiche.“
„Wo?“ Die Kommissarin war ratlos. Sie hatte doch ihre Augen wieder zur Gänze geöffnet und konnte trotzdem nichts entdecken.
„Na ja“, erklärte der Spusi-Beamte freundlich, „es ist nicht mehr viel da. Aber es ist auch die U-Bahn d‘rübergerauscht. Der Torso liegt da drüben. Den Kopf haben wir noch nicht gefunden. Möglicherweise hängt der noch immer unter der Garnitur der U4. Irgendwo auf der Strecke zwischen Klosterneuburg und Untertullnerbach.“ Ganzer hatte den Koffer abgestellt und schob die Riegel zur Seite, die das Schloss schützten.
„Sehen wir uns einmal die Arme an, die sind noch in gutem Zustand, wenn man das so sagen kann. Wollen Sie?“
Der Fahnder hielt Dorothea ein hochempfindliches Gerät, das aussah wie ein langes Glasstäbchen, hin. „Sie müssen das jetzt ganz nahe…“
Tenatier hatte die Gruppe eingeholt. Verdaut hatte er die Anspielung auf sein Auto, aber nicht verziehen. „Nicht, dass uns die Kollegin hier in Ohnmacht fällt. Bisschen viel Blut für den ersten Tag, richtig?“ Er hatte sich neben Dorothea zur vollen Größe aufgebaut.
Aus ihrer hockenden Stellung sah sie hoch und schätzte. So an die einen Meter neunzig musste er sein. Wenn sie nur kurz zur Seite kippte, würde sie ihn aus dem Gleichgewicht bringen und er würde unweigerlich den Boden „küssen“. Damit würde er aber auch mögliche Spuren verwischen. Also verwarf Dodo diesen Gedanken mit einigem Bedauern.
„Heißt das“, lechzte sie nach einer schlagfertigen Antwort, „dass Sie in Ihrer sooo langen Dienstzeit noch nie so viel Blut auf einmal gesehen haben, wie ich gleich an meinem ersten Tag?“ Sie tat unschuldig erstaunt.
Sogar Brettebner presste seine Lippen zusammen, sonst hätte er jetzt wohl laut losgelacht.
Tenatier sah in die Runde. Diese Kollegin war die einzige Frau hier. Die männlichen Beamten starrten auf den bloßgestellten Kommissar und waren gespannt auf seine Reaktion.
„Ganzer“, kommandierte Tenatier barsch und suchte ein Opfer für seine aufgestaute Wut, „was starren Sie Löcher in die Luft? Machen Sie Ihre Arbeit.“
Dodo setzte ihrer vorigen Bemerkung die Krone auf. „Die macht er ja, wenn Sie ihn nicht unterbrechen.“
Am schlimmsten war jedoch ihr Gesichtsausdruck. Wie eine harmlose Barbie-Puppe blinzelte sie zu Tenatier hoch, so als könne sie gar nicht verstehen, warum der Mann so aufgebracht war.
„Sie, Sie“, zischte der Kriminalassistent, „ach, vergessen Sie’s. Haben Sie mich gern.“ Falscher Satz. Zumindest in Dodos Gegenwart.
„Sorry, Tenatier“, biss sie zurück. „Aber ich will Sie nicht gern haben. Ich kann Sie nicht ausstehen.“ Alles in dezenter Lautstärke. Das letzte Geplänkel blieb unter den beiden Streithähnen. Fast.
Ganzer hatte es teilweise mit angehört. Am liebsten hätte er Dodo auf der Stelle einen Kuss auf die Wange gedrückt. „Können wir jetzt?“, bat er betont freundlich. „Sie müssen diesen Scanstab ganz nahe an die Haut heranführen. So ist es gut“, lobte er Dorothea, die versuchte, den vibrierenden Stab ruhig zu halten.
Ihr Kurzzeitgedächtnis verriet ihr, dass sie den empfindlichen Laser nicht in Berührung mit dem zu untersuchenden Objekt bringen durfte. Die Kontaktstelle würde sofort schmelzen. Ihre Finger verkrampften sich um den Haltegriff.
Ganzer raunte ihr zu: „Sie müssen es nicht fester halten, als vorher. Sie machen das sehr gut für eine Anfängerin.“ Aus seinem Mund klang das trotz der Bezeichnung „Anfängerin“ wie eine Auszeichnung für besondere Leistung.
„Danke“, presste Dodo durch ihre Lippen. Sie war voll konzentriert.
Mit einem Mal war Ganzer vollkommen begeistert und wollte die Kollegin Teil haben lassen. „Da, sehen Sie!“
„Ähm, was seh‘ ich, Ganzer?“ Dorothea versuchte, ihren Blick auf die Stelle, die er ihr an dem Arm zeigte, zu bündeln.
Verdammt noch mal, was war da zu sehen? Wieso sah sie nicht, was er sah?
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Im Buch befindet sich auch noch Bonusmaterial - "Österreichisch-Deutsch" (ein kleines Schmunzelwörterbuch) sowie ein "Making of" für diese Geschichte, die Pilotroman zu einer neuen Kriminalreihe ist.
Texte: Copryright Renate Zawrel /Sarturia Verlag
Bildmaterialien: Coverbild: Martin Berens/pixelio.de
Lektorat: Autorenteam Sarturia
Tag der Veröffentlichung: 27.12.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für meinen Papa