Cover

Jeanne,
rostbraune langes Haar und strahlende dunkelblaue Augen.
Sie ist nicht sehr beliebt da sie ein Halbblut ist. Ihr Vater war ein Zauberer aus einer anderen Dimension, von ihm hat sie auch die blauen Augen. Viele behaupten, dass Jeanne verflucht sei und jeder der ihr zu nahe kommt, würde schwer krank werden.
Doch im Gegensatz zu den meisten Menschen, spüren die Tiere, dass Jeanne eigentlich nett ist. So kommt es, dass sie sich gerne in der Nähe von ihr aufhalten, da ihr Herz etwas hat was kein anderes je haben wird, eine Erinnerung wertvoller als alles andere auf der Welt.
Zwei Menschen gibt es die sie so akzeptieren wie sie ist, nicht als Halbblut, nicht als Alien sondern als Mensch, das sind ihre Mutter Katinka und ihre beste Freundin Monique. Auch wenn das nicht viele sind solange sie Jeanne vertrauen und ihr Geborgenheit schenken, ist Jeanne glücklich. Alles ist gut, denn sie haben ab heute das Erntedankfest, oder?!




Heute


„Aufstehen Jeanne“ ruft eine freundliche Stimme von unten, ihre Mutter. Jeanne setzt sich auf und streckt sich, sie schaut sich in ihrem kleinen Zimmer um. Am Fuße ihres Bettes ist die morsche, kleine Tür raus, am Kopf ihres Bettes ist ein Fenster, vis-a-vis steht ein Tisch mit dem einen oder anderen Kleinkram drauf, daneben ein Schrank. Sie ist froh, dass für die nächsten drei Tage keine Schule sein wird. Es ist Erntedankfest, die Ernte ist reich und alle Leute sind glücklich. Sie steht auf und zieht ihr dunkelblaues Kleid an, es geht ihr bis zu den Knien und flattert immer im Wind. Es ist ihr Lieblingskleid, jedoch darf sie es nur zu speziellen Tagen anziehen. Sie macht die Schublade auf, nimmt ein Paar graue Socken und zieht sie an, darüber noch ihre schwarzen Schuhe, danach kämmt sie ihre Haare und band sie hinten zusammen, fertig. Sie poltert die Treppe runter und setzt sich an den Tisch und isst ihr Frühstück, etwas Brot und Speck. Ihre Mutter steht in der Küche und wäscht das Geschirr ab. Jeanne beeilt sich, da sie ihrer Mutter versprochen hat zu helfen. Als sie fertig mit essen ist, rennt sie in den Stall und fängt an die Kühe zu melken. Kuh nach Kuh, bis alle gemolken sind zudem füttert sie sie noch, dann läuft sie aus dem Stall und wird freudig von Lucky, dem Hofhund, begrüßt. Jeanne hat Lucky als Welpen im Wald gefunden und aufgepäppelt. Da sie bis Mittag frei hat, entscheidet sie sich mit Lucky einen Spaziergang zu machen. Sie laufen ihre Lieblingstrecke, zuerst an den geernteten Feldern vorbei, durch den orangefarbenen Wald, über die alte Holzbrücke und den Hügel rauf. Auf dem Hügel steht ein riesiger Kirschblütenbaum. Jeanne setzt sich an den Baum, sie schließt die Augen und lauscht dem Rauschen der Blätter. Sie erinnert sich… vor neun Jahren hatte sie unter diesem Baum einen Engel gesehen… ein Junge mit eisblaue Augen, pechschwarzen Haaren und strahlendweiße Flügel… Jeanne war damals aus der Schule hierher gerannt, weil sie immer gemieden wurde… sie weinte…
ein helles Licht umhüllte sie und da schwebte er… glaube an dich und das was in dir ist, glaube an Wunder und an mich, lächle und sei froh, verfluche nicht was dir Gott geschenkt hatte

das waren seine Worte… kaum ausgesprochen war er schon wieder weg als wäre er nie dagewesen, doch Jeanne behielt seine Worte in ihrem Herzen als wären sie der größte Schatz auf Erden... Jeanne öffnet die Augen wieder und lächelte, sie hat sich geschworen den Engel zu suchen auch wenn sie ein Leben lang warten muss. Eine kühle Brise weht, Jeanne fröstelt. Lucky sieht sie besorgt an, auch wenn er ein Hund ist weiß er immer was Jeanne hat oder wie sie sich fühlt. Sie sieht in an und murmelt „Es ist kalt, wir sollten nach Hause gehen.“ Wie auf Kommando springt Lucky auf, sie laufen nach Hause, lassen sich aber Zeit.


Feuer


Jeanne summt ein Lied vor sich hin und pflückt noch ein paar Blumen. Immer nachdem sie mir Lucky spazieren gewesen ist, ist sie glücklich und in super Stimmung. Als sie aus dem Wald sind schlägt ihnen Rauch entgegen und verdeckt ihr einen Augenblick die sich, Jeanne schaut fassungslos über die Felder, die Flammen schlagen hoch über die Dächer der Häuser ,doch sie sieht und hört keine Menschen. Lucky hat die Rute zwischen die Beine geklemmt und knurrt und wimmert gleichzeitig.
Da stimmt was nicht

, denkt Jeanne, wie kann so schnell ein Feuer ausbrechen und vor allem wieso hört man niemanden schreien, keine Babys, keine Kinder und keine Frauen

. Jeanne ist ratlos und verzweifelt was soll sie jetzt nur tun? Hin gehen? Wegrennen? Hilfe holen im nächsten Dorf? Sie nimmt ihren ganzen Mut zusammen und läuft aufs Dorf zu, immer in geduckter Stellung sie hört immer lauter werdendes Gemurmel, kann aber nichts sehen wegen der Wiese und dem Rauch. Es ist nicht ihre Sprache, es ist eher eine Art Gesang. Es kommt Jeanne so bekannt vor, sie späht über etwas niedrigeres Gras. Sie macht noch ein paar Schritte vorwärts, dann bleibt sie abrupt stehen, sie weiß es, ja, sie weiß was es ist, wer es ist. Sie hat es in Geschichte durchgenommen, wobei viele Leute nicht daran glauben, sie selbst auch nicht wirklich, wobei bei ihr der Grundsatz gilt: Solange nicht bewiesen ist das es etwas nicht gibt, glaube an seine mögliche Existenz

. Es sind Wesen aus einer anderen Dimension, mit anderen Göttern und Religionen, die Meltinen. Grauenhaft, böse und aggressiv, niemand weiß wie sie genau aussehen, jedoch wird erzählt sie sollen Riesen sein und blutrote Augen haben. Sie sollen früher in andere Dimensionen gereist sein um Opfer für ihren Gott mitzunehmen, da sie ihr eigenes Volk nicht opfern wollten, so sollen sie viele Völker zerstört haben. Jeanne zittert und läuft rückwärts, sie ist eigentlich kein Angsthase, aber ohne ihr Schwert konnte sie nicht viel anrichten, auch mit nicht, muss sie sich eingestehen. Ich muss hier schnell weg und einen Weg finden die anderen zu retten

. Immer zügiger läuft sie zurück bis sich umdreht und in vollem Tempo davon rennt. Als sie an der Brücke stoppt, ist sie außer Atem und sieht Lucky fragend an, was soll sie jetzt nur tun? Ins nächste Dorf gehen geht nicht, die würden sie gar nicht anhören geschweige ihr Glauben schenken! Verzweiflung steigt in ihr auf, Tränen rollen über ihre Wangen. Lucky schmiegt sich an ihr Bein, sieht ihr, mit seinen Kulleraugen, in die Augen, dann trottet er gemächlich den Hügel rauf. Ratlos sieht sie im hinterher, unentschlossen und unsicher folgt Jeanne ihm.


Erkenntnis


Oben angekommen stockt ihr der Atem. Der Baum! Seine Blätter! Sie sind alle weg! Einfach verschwunden! In Luft aufgelöst…

schießt es ihr durch den Kopf. Doch das ist ihr im Moment eigentlich auch egal, sie lehnt sich an den Baum und sitzt ab. Sie legt ihren Kopf zwischen die Beine und versucht nachzudenken. Sie schafft es nicht, auch nur einen sinnvollen Satz im Kopf zu bilden, immer wieder flackern die Bilder des Brandes auf. Sie ist mutlos, ihr wird immer mehr bewusst das sie nichts unternehmen kann bis auf warten, aber was dann? Sie weiß es nicht. Sie ist ratlos, machtlos.
Weinend sitzt sie da, Lucky sieht sie mit einem Blick an als würde er sagen wollen: „Kopf hoch, ich weiß du kannst es!“

Die Sonne geht schon langsam unter und taucht den Himmel in ein strahlendes rot und es wird immer kälter, Jeanne schlottert schon am ganzen Körper. Die Hexe! Die Dimensionshexe! Genau! Die kann mir helfen!

kommt es ihr in den Sinn. Die Hexe soll in der Lage sein Jeanne nach Melta zu bringen. Direkt in die Dimension der Meltinen. Doch wo findet man die Hexe? Der Sage nach im Tempel des silbernen Wolfes. Auch gesagt wird das sie kein Mensch ist sondern ein riesiger Wolf mit ellenlangen Eckzähnen und Krallen schärfer als das Schwert des Königs. Wo jedoch befindet sich der Tempel? Jeanne hat gehört, dass es in der Bibliothek der Hauptstadt ein Buch geben soll mit dem Aufenthaltsort. Aber die Hauptstadt Gaia liegt eine 9-Tage-Reise von hier entfernt, werde ich das noch rechtzeitig schaffe?

fragt sie sich ich werde es früh genug herausfinden. Mit diesen Gedanken läuft sie strammen Schrittes auf ihr nicht mehr vorhandenes Dorf zu. Sie will Gewissheit, ob die Meltinen wirklich alle mitgenommen hatten. Sie geht immer schneller in Richtung Dorf bis sie schließlich rennt. Sie liebt den Wind in den Haaren, sie fühlt sich dann immer so leicht, frei und unbekümmert. Lucky rennt ihr freudig hinter, so sieht er seine Herrin definitiv lieber als deprimiert und traurig. Nach einer halben Ewigkeit kommt das Dorf bzw. die Reste davon in Sicht, sie drosselt das Tempo und strengt ihr Augen an, um zu sehen ob noch wer dort ist. Doch nichts ist zu sehen alles Leben ausgerottet, die Kühe und Hühner einfach getötet. In ihr brodelt es, sie verabscheut diese Monster. Und gleichzeitig ist sie so traurig, dass alle fort sind. Sie wünscht sich, dass das alles bloß ein böser Traum ist, doch sie weiß, dass es nicht so ist. Sie geht zögernd auf das Dorf zu. Sie fühlt sich irgendwie beobachtet, ihr wird gleichzeitig heiß und kalt. Nun steht sie am Eingang ihres Dorfes, das Tor ist in sich zusammengebrochen und etwas Rauch steigt auf. Sie klettert darüber und sieht sich vorsichtig um. Sie versucht keinen Lärm zu machen. Das Haus des Bürgermeisters steht komischerweise noch, sie läuft misstrauisch darauf zu. Es hat eine unheimliche Aura, als wenn es ein dunkles Geheimnis verbirgt. Der Wind wirbelt etwas Asche auf und sie unterdrückt ein Husten. Sie läuft um das Haus herum hört jedoch nichts, reinschauen geht nicht da die Fensterläden geschlossen sind. Sie steht wieder vor der holzigen Haustüre. Sie will nach dem Griff greifen, doch die Tür schwingt von selber auf. Sie läuft in die Mitte des Raumes. Im Inneren stehen ein großer Holztisch und ein paar dazupassende Stühle, ein Teppich mit dem Muster eines Tigerfelles, eine Deckenlampe und diverse Bilder von der Familie hängen an der Wand. Was um Himmelswillen ist das

, vor ihren Augen schwebt ein Schwert, dessen Griff besetzt mit Edelsteinen ist und die Klinge so glatt das man sich darin spiegeln kann. Es fliegt auf Jeanne zu, sie macht unwillkürlich einen Schritt zurück, was sollte sie jetzt machen? Sie zittert am ganzen Körper. Direkt vor Jeanne bleibt es stehen, zögernd greift sie danach. Als sie ihre Hand darum geschlossen hat, fällt ihr das ganze Gewicht des Schwertes in die Hand. Irritiert nimmt sie das Schwert und läuft raus ins Freie. Sie zuckt zusammen als hinter ihr das ganze Haus zusammen kracht. Man könnte meinen das Schwert ist der einzige Grund gewesen weshalb das Haus noch gestanden hat. Sie eilt zu den Resten ihres Hauses, läuft darum herum. Ein Teil der Scheune steht noch. Sie geht hinein und sieht sich um.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 07.03.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Was ist, wenn plötzlich nichts mehr ist wie es war? Wenn alles auf dem Kopf steht? Wenn niemand mehr da ist? Wenn alles zerstört ist? Was dann?

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