„Philip… ich… nun bleib doch bitte stehen!“ Verzweifelt blickte der Brünette seinem Freund hinterher. „Philip!“
Doch Philip hörte nicht. Seine quietschenden Schritte auf dem hässlichen Linoleumboden wurden leiser, bis sie schließlich ganz verstummten. Türknallen verriet, dass er die Jugendherberge verlassen haben musste.
„Lass ihn Chris.“ Lautlos hatte der blonde Auslöser des Streites sich angeschlichen, jagte dem jungen Dreher einen gehörigen Schrecken ein. „Janosch…was…“
„Er kommt schon damit klar, dass du ihn nicht mehr willst.“
Einen Moment streifte der Gedanke durch Chris‘ Kopf. Drehte endlos seine Runden, bis er sich schließlich mit einer Erkenntnis im Schlepptau festbiss.
„Nein…“
Fragend blickten sturmgraue Augen in Grüne. Unverständnis machte sich in dem blonden Jungen breit. „Was meinst du Chrissi?“
„Tut mir leid Janosch… aber… Tut mir leid.“ Hastig entriss er seinen Arm uns dem festen Griff des Jüngeren, ehe er den gleichen Weg einschlug wie Philip kurz vor ihm.
Er und Janosch, das war… es war nett, aber nichts im Vergleich zu Philip. Er dachte, er würde über ihn hinwegkommen. Er dachte, in Janosch könnte er Ersatz finden. Doch… es ging nicht.Chris wollte Philip. Keinen anderen. Nur ihn. Auch wenn er Janosch sehr gern hatte und ihm nicht weh tun wollte. Der blonde würde darüber hinweg kommen. Er würde jemand anderen finden.
Doch jetzt musste Chris Philip finden.Wo zur Hölle, war der um diese Uhrzeit nur hingerannt?
„Philip?“„Lass mich!“
Erleichtert, seinen Freund endlich gefunden zu haben, stieß Chris die Luft aus; ließ sich neben diesen fallen. „Bleibst du bitte sitzen?“
Ein Schniefen ertönte. Doch Philip blieb sitzen, weshalb der andere darauf schloss, dass er weiterreden durfte.
„Du… Du hättest mich vorhin ausreden lassen sollen. Ich bin zwar nicht mehr ganz nüchtern…“ Auch wenn die Suche an der frischen Luft die Promille aus seinem Blut gefegt zu haben schien. „…aber mir ist einiges klar geworden.“
„Wozu denn? Damit du sagen kannst wie blöd ich bin? Dass ich doch eh keine Chance gegen Janosch habe?“ Was hatte er schon zu bieten? Außer schlechte Augen und eine biestige Ex-Freundin?
„Du lässt mich schon wieder nicht ausreden.“ Mit ernstem Gesicht, wandte Chris sich an den anderen, griff nach seinem Kinn und zwang ihn dazu, ihn anzusehen. „Erstens: klar ist Janosch ein… Kerl auf den die Leute fliegen. Er hat das gewisse Etwas… aber nicht das Etwas, was ich brauche. Zweitens: du bist nicht blöd. Du bist intelligent und lieb und hübsch und… alles einfach.“ Chris hasste sich für solche Worte, schob es jedoch auf den Alkohol, der jedoch angeblich schon verflogen war.
„Und drittens: ich konnte dich nie vergessen, egal was ich versucht hab. Ich… „, er stockte. Wollte er die Worte wirklich aussprechen? Konnte er es? Ein Blick in Philips Augen verriet, dass er es musste.
„Ich liebe dich. Okay?“
Die Stille machte den Brünetten unruhig. Er hätte es nicht sagen sollen. Es war falsch. Bestimmt war es falsch. Grundgütiger, ihm war schlecht. Er würde bestimmt gleich auf den Bürgersteig kotzen. Bloß nicht. Nicht wenn er noch zu seinem Freund sah und nicht zu ebengenanntem potenziellem Opfer. Kotze nach einer Liebeserklärung war ein No-Go. Sogar für ihn.
„Meinst du das ernst?“
Sah er so aus, als würde er es NICHT ernst meinen?
Chris verkniff es sich, genau dies zu fragen. Stattdessen benutzte er seinen guten Menschenverstand, der ihm in letzter Zeit wohl abhandengekommen war, so selten wie er ihn nutzte, und nickte, unterstrich das Ganze mit einem leisen Ja. Lauter ging nicht. Sein Magen rebellierte zu sehr, für Ausbrüche dieser Art.
„Und was ist mit Janosch?“
„Der ist wohl nichts für mich. Wie gerade schon gesagt.“ Leicht lächelnd –wann hatte er solche Gefühlsregungen gelernt?- strich er eine der wilden Strähnen aus Philips Stirn, fuhr mit den Fingerspitzen die Konturen der sanft geschwungenen Wangen nach. Ließ sie schließlich dort liegen und schwieg erneut. Reden war nicht seine Stärke, nicht wenn es dabei um seine Gefühle ging. Bei so was ließ er lieber Taten sprechen. Ihn zu küssen sollte doch reichen, um den Ernst der Lage zu unterstreichen, oder nicht?
Vor Aufregung kribbelte es bis in Philips Fingerspitzen. Chris liebte ihn. Er liebte ihn wirklich. Endlich…
„… ertranken die beiden in ihrem ewigen Gesülze!“ Die Augen verdrehend, verschränkte Philip die Arme vor der Brust, nachdem er die verrutschte Brille versuchte zu richten, daran jedoch scheiterte. „SO wäre das NIE zwischen Chris und mir gelaufen! Er hätte nie so rumgeschmalzt. Oder Janosch den Laufpass gegeben!“
„Wenn du meinst.“ Nun war es an Tobi die Augen zu verdrehen und sich eine neue Kippe anzustecken. Die letzte lag bereits fünf Minuten zurück. Solange hatte er gebraucht, um sich diesen Mist aus den Fingern zu saugen. Und wie wurden seine Mühen schließlich belohnt? Richtig. Gar nicht! Tse…
„Oder wenn ihr es richtig angestellt hättet, dann wärt ihr zwei schon damals zusammen gekommen, auf dem Rummelplatz… ungefähr so:“
„Ich muss dir etwas sagen!“ Unisono schoss es aus den beiden Jungs heraus. „Ich zuerst…“ begann der Brillenträger, mit verlegenem Blick zu seinem besten Freund. „Nein! Philip. Erst ich. Bitte. Ich halt es nicht mehr aus. Ich MUSS dir endlich sagen, dass ich dich liebe!“
„Was?“ Völlig verzückt von dem Geständnis flatterten abertausende Schmetterlinge durch seinen Bauch. Wie herrlich. Er liebte ihn.„Ich dich doch auch, oh Chris!“ Überschwänglich fiel er dem Brünetten in die Arme. Sanfter Wind umwehte sie, süß duftend wie ihre ewige Liebe zueinander…
„Du bist krank. Ernsthaft. Wie kommst du nur auf SO WAS?! NIEMALS wäre es SO genlaufen. Was für Kraut ist in deinen Kippen drin?! Dann doch eher wie in der ersten Geschichte. Auch wenn die schon unter aller Sau war!“
„Ha! Siehst du, es hätte mit euch klappen können!“ Völlig von sich überzeugt von sich gestikulierte er mit den Armen. Zu spät bemerkte er, dass er die halbgerauchte Zigarette aus dem offenen Fenster warf. „Ups…“ Entschuldigend blickte der Blonde zu Tristan und Isolde, die noch immer vor seinem Fenster nisteten. Gedanken, dass der Glimmstingel irgendwas anzünden könnte –eine Papiertonne, die Nachbarskatze, den Hut der Nachbarin mit der großen, rosafarbenen Puschelfeder- machte er sich keine.
„Hätte, hätte, hätte. Hätte der Hund nicht gemusst, hätte er den Hasen gekriegt. Ist aber nun mal nicht so gewesen. Und glaub mir. DU wärst bei der ersten Sache auch nicht ungeschoren davon gekommen.“ Grinsend griff nun Philip nach der zerknautschten Schachtel, die Tobi vermutlich wieder einem der minderjährigen Schulmonster abgeknöpft hatte.
Wild entschlossen seine einzig wahre Liebe zu finden, stürmte der junge Dreher davon, ließ einen verzweifelten Janosch zurück, der doch nichts mehr wollte, als geliebt zu werden.
Tränen der Verzweiflung stiegen in ihm auf. Warum nur wies Chris ihn zurück?
„Na, na. Nicht weinen Prinzessin. So sind die Dreherkinder nun mal. Das wird schon wieder.“Erschrocken fuhr der angesprochene zusammen, hatte er die Person nicht bemerkt, welche das Schauspiel schon eine ganze Weile aus dem Schatten beobachtet hatte. „Wer bist du?“
„Ich bin Tobi, dein strahlender Prinz. Ich werde dich aus deinem Kummer erlösen und für immer glücklich machen!“
Jauchzend vor Freude, warf Janosch sich dem anderen entgegen, ließ sich auf Händen in dessen Bruchbude von Zimmer tragen und bis an sein Lebensende vögeln…
„Das war aber nicht romantisch…“ Pikiert und einen Schmollmund ziehend fixierte Tobi seinen Freund. „Und warum hätte ich gerade den Typen nehmen sollen? Der ist laut. Und ich will keine chinesischen Kinder haben… oder Verwandtschaft, die beim Zirkus arbeitet.“
„Rummel, nicht Zirkus“, verbesserte der Jüngere schnell, ließ beiseite, dass er die Kleinen von Chris und Janosch eigentlich ganz süß fand und konzentrierte sich schließlich auf das Wichtigste.
„Ich wollte dir nur verdeutlichen, dass deine ‚Was wäre wenn‘ Gedanken vollkommener Müll sind. Und warum willst du mir eigentlich unbedingt einreden, dass Chris die bessere Partie für mich gewesen wäre? Kriegst du etwa Muffensausen und kalte Füße? Wenn ja: WAG ES DIR! DU hattest die dämliche Idee mit dem Antrag, also ziehst DU es auch durch. ICH darf hier als Einziger Bammel kriegen und am Sender drehen, klar?“
Ein scharfer Blick ließ Tobi nicken und sich fragen, was zur Hölle ihn geritten hatte sich in solch eine Situation zu bringen.
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Charas gehören KingUsagi91
Geschichte wurde für ihren zweiten WB erfunden und hat überhaupt keinen Sinn.
Thema war: „Was wäre wenn“ … ich denk mal ich hab es tierisch verfehlt… aber nun ja… ich wollte etwas beitragen zu dem WB und das hab ich. Ich konnte die Pairs nicht einfach auseinanderreißen und neu sortieren. Auch wenn mich Janosch/Tobi doch irgendwie reizt im Nachhinein… *Kopfkratz*
Vorgabe waren 1000-3000 Wörter. (läppische 1300 und ein paar Zerquetschte sind es geworden… davon hab ich mir ungefähr Siebenhundert mühevoll aus den Rippenschneiden müssen, da ich keinen Plan hatte….)
Nun ja trotz nicht wirklich ins Thema passen hat es Spaß gemacht. Falls es einen weiteren WB geben wird bin ich wieder dabei (wenn ich dann noch darf nach dieser Nummer hier XD) Ich liebe die Jungs einfach.
Tag der Veröffentlichung: 07.08.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für die geniale Kingusagi91, der diese Deppen hier alle gehören.