Der pinkfarbene Regenschirm lümmelte sich tropfnass neben seinem grünen Freund. Zusammen versauten sie den Fußboden der Eisdiele, doch ihre Besitzer kümmerte es nicht im geringsten.
Diese aßen, mehr oder minder fröhlich vor sich hin schnatternd ihr Eis.
“Habt ihr beiden euch endlich wieder vertragen?” Mit großen Augen musterte die Türkishaarige ihren besten Freund, der einen Moment lang wehmütig auf die rosafarbene Hello Kitty Uhr, um seinem Handgelenk, blickte, dann jedoch mit einem Kopfschütteln die Frage verneinte.
“Aber du trägst sein Geschenk…” Skeptisch musterte Jessy den Blonden.
Glaubte Janosch ernsthaft er könnte ihr etwas verheimlichen? Von wegen!
Nicht einmal Scottland Yard, das FBI und James Bond gemeinsam könnten vor ihr etwas geheim halten.
“Woher willst du wissen, dass es von Chrissi… Chris”, schnell verbesserte der Blonde sich, immerhin war er immer noch grummelig auf den Kerl. “ist? Das Ding lag eingepackt vor meiner Wohnwagentür.”
“Oh, bitte! Die Uhr KANN nur von deinem griesgrämigen Grummelbären kommen. Dieser eloquente Blödmann hat dir ja sogar ein süßes Briefchen dazu geschrieben.”
“Eloquent? “ Die grauen Augen verengten sich bei dem Ausdruck etwas. “Hast du einen Duden verschluckt oder warum wirfst du mit solchen Wörtern um dich?”
Janosch wusste, dass Jessy nicht dumm war, doch ihm war es lieber, wenn sie so tat, als wäre sie so hohl wie eine Schaufensterpuppe.
Wenn sie ihr Hirn heraushängen ließ hatte der Blonde eindeutig nichts mehr zu lachen.
Sie würde solange bohren, bis sie die Informationen erhielt, die sie haben wollte. Wenn Hogwarts sie nicht wollte, dann würden sich sämtliche Geheimdienste um sie reißen.
“Gut, ja, sie ist von Chris. Und? Vermutlich hat er sie seiner kleinen Schwester abgeknöpft”, mutmaßte der blonde Halbvietnamese trotzig. Wenn er schon nachgeben musste, dann wenigstens auf die missmutige Art und Weise.
Seufzend schob das Mädel sich einen Löffel voll mit Erdbeereis in den Mund.
Sie wussten beide, dass die Vermutung des Blonden nicht stimmte. Lea, Chris’ kleine Schwester, hatte ihre Uhr noch, was sie ihnen vor ein paar Minuten demonstriert hatte.
Janosch vermutete, dass es kein Zufall war, dass die ganze Drehersippe, zumindest die Kinder- was jedoch schon eine ganze Menge war- hier auftauchte, während er hier mit Jessy saß und versuchte sein Eis zu genießen. Er hoffte Inständig es wäre ein Zufall, wäre es nämlich keiner, dann meinte es einer definitiv nicht gut mit ihm.
“Komm schon. Gib endlich zu, dass es dir hundertmal lieber gewesen wäre, wenn dein Chrissi-Bär dich so stürmisch begrüßt hätte wie Elias und Lea.”
Als Elias, der jüngste Dreherspross, ihn entdeckt hatte, was nicht sehr schwer war, da er und Jessy direkt am Eingang saßen, fiel dieser ihm wortwörtlich um den Hals und klettete sich sofort dort fest.
Nur mit Mühe und Not- und dem Versprechen auf einen extragroßen Eisbecher- konnte Nina, dreizehn und in einer der schlimmsten Pubertärenphasen gefangen, das kleine Lockenköpfchen von ihm loseisen.
Leas Begrüßung fiel etwas ruhiger aus, jedoch ließ auch sie es sich nicht nehmen Janosch um den Hals zu fallen und ebenfalls dort verharren zu wollen, bis man sie bestach. Janosch war immerhin ihre Freundin. Er musste definitiv ein Mädchen sein, Chris log doch damit, dass Janosch angeblich ein Junge war. Immerhin trugen die beiden die gleichen Uhren!
Selbst Nina ließ es sich nicht nehmen den Blonden zu begrüßen, während sie an ihren kleinen Geschwistern zerrte und nun auch ihren großen Bruder Simon von dem Jungen wegbuxieren musste. Schrecklich wenn alle Janosch so liebreizend und nett fanden.
Nur Chris grüßte nicht. Der setzte sich, nach einem kurzen Blick zu ihm einfach an einen freien Tisch und wartete.
Sollte er doch bleiben wo der Pfeffer wächst!
“Als ob! Er kann mich mal. So wie der Kerl drauf ist!”
Das ganze eifersüchtige Gezicke missfiel Janosch, auch wenn er selbst nicht besser war.
Ganz langsam, in ihren Augen beginnend, schlich sich ein breites, eindeutig nicht durch jugendfreie Gedanken hervorgerufenes Grinsen auf Jessys Gesicht.
“Schon klar. Ich kann mir nur ZU gut vorstellen, was er dich kann. Bei den Blicken die du Mr.Perfect klammheimlich zuwirfst.”
“Lass mich doch…”
“Neeeeeeein”; sie zog dieses eine Wort genüsslich in die Länge, nur um die Wirkung etwas deutlicher zu machen. “Wo würde denn da der ganze Spaß bleiben?”
“Jani…”, strafend durchbohrte die Türkishaarige ihren Cousin. “Entweder lässt du das heimliche zu Chrissi linsen oder du gehst endlich zu ihm. Und lass es auch besser bleiben SO auf der armen, wehrlosen Banane herumzuknabbern. Der arme Kerl kriegt sonst ein eindeutiges Problem. Er beobachtet dich nämlich die ganze Zeit schon und überlegt vermutlich, was du alles mit seiner…. Banane… alles anstellen könntest.” Erneut zierte Jessys Gesicht ein dreckiges Grinsen. Bei der Versöhnung der beiden würde sie zu gerne Mäuschen spielen.
“Wa… Ich guck gar nicht zu ihm. Und außerdem sollte er bei diesem Anblick eher Angst kriegen. Immerhin ist die Banane zerstückelt und auf Eis gelegt.” Demonstrativ zerbiss er nun die arme, wehrlose Frucht und versuchte seine Augen im Griff zu haben.
Warum musste Jessy auch auffallen, dass er heimlich guckte, auch wenn ‘heimlich’ sonst nie seine Art war. Immerhin war Janosch ein direkter Mensch, nur bei seinem Chrissi schien irgendwas anders zu laufen.
“Lass uns gehen”, murrend legte Janosch den Eislöffel beiseite, rief die Bedienung und bezahlte das Eis.
Die ganze Zeit über hatte er gehofft, dass der Brünette zu ihm kommen, endlich wieder mit ihm reden würde, doch nichts passierte.
Mehr als eine halbe Stunde hatte er darauf gewartet und nach und nach zerplatzten die kleinen Hoffnungsschimmer, dass doch noch etwas passieren könnte, wie fragile, kleine Seifenblasen.
Warum hatte er ihm dann erst die Uhr geschenkt?
War sie vielleicht wirklich nicht von Chris? Der Brief dazu war auch nicht seine Art. Wenn es von ihm kam wurde er bestimmt gezwungen ihn zu schreiben.
Dämlicher Mistkerl. Dämliche Jessy. Dämliche Eisdiele.
Warum mussten sie auch dorthin gehen? Sonst wollte Jessy nie Eisessen gehen. Auf dem Rummel gab es genügend Süßkram.
Aus grauen Wolken prasselten noch immer dicke Regentropfen auf sie nieder, wie schon seit vollen zwei Tagen. Das Wetter passte blendend zu Janoschs Stimmung.
Dabei hasste er schlechtes Wetter. Konnte nicht endlich wieder die Sonne scheinen. Er wollte es wieder warm haben… oder zumindest wollte er bei diesem Mistwetter jemanden zum kuscheln haben, neben Sparky versteht sich.
In dem Versuch den Blonden etwas aufzumuntern plapperte Jessy fröhlich auf ihn ein, auch wenn sie wusste, dass sie gekonnt ignoriert wurde.
“Chris…”
“Hm?” Bei der Erwähnung des Namens blickte Janosch auf, völlig aus den vergrauten Gedanken gerissen.
“Ich muss noch mal wohin.” Grinsend wandte die Türkishaarige sich ab. “Geh du schon mal vor. Kannst mir ja später alles erzählen.”
“Was?” Sichtlich überfordert mit der Aussage und auch der gesamten Situation in der er sich befand, schaute er ihr nach. Was meinte sie bitte? Was sollte er ihr erzählen? In wie viele Pfützen er gestolpert war? Diese Frau war manchmal sogar für ihn ein Rätsel.
“Esmeralda… warte mal.”
Diese Stimme ging dem Blonden durch Mark und Bein.
Was wollte er jetzt?
Hatte er sich nicht ein bisschen ZU viel Zeit gelassen? Glaubte der Kerl er würde ewig auf ihn warten?
Davon überzeugt das die Antwort ‘nein’ lauten würde, tat Janosch so, als hätte er den anderen nicht gehört und ging unbeirrt weiter, den Pfützen auf dem Gehweg ausweichend.
“Janosch, bitte!”
“Was?!”
“Ich… Kann ich mit unter deinen Schirm?”
Chris war nass bis auf die Knochen, lief wie ein begossener Pudel neben dem Blonden her.
Ja! Jajajajaja!
“Nein.” Auch wenn er am liebsten ‘Ja’ schreien würde, unter seinen Schirm durften nur Leute die nett zu ihm waren. Chrissi war aber nicht nett zu ihm. Sollte er doch nass werden.
Ob der Blonde den Umweg zum Rummel mit Absicht nahm?
Immer wieder musterte der Brünette den anderen.
Wie sollte er nur anfangen? Langsam musste er doch etwas sagen. Er kam sich so lächerlich vor, wenn er die ganze zeit nur neben ihm herdackelte.
Konnte er sich nicht endlich zusammenreißen? Er war kein pubertärer Teenie mehr, der durchdrehte nur weil er verliebt war. Obwohl der Teenager dem durchdrehen bereits sehr nahe war.
“Die Uhr sieht lächerlich aus…” Ohja, ganz toll Chris. Beleidige die Hello-Kitty Uhr, die dein Taschengeld gefressen hat!
Für diese Aussage erntete der Dunkelhaarige einen bösen Blick aus grauen Augen. Gott wie ihn dieser Blick anmachte. Das war doch bereits nicht mehr normal, oder?
“Aha”; kam die Erwiderung Seiten Janoschs, der ziemlich angepisst aussah.
“Dir steht sie aber…”, versuchte er die Situation zu retten, dabei musste er noch nicht einmal Lügen.
Dieses grässliche rosafarbene Ding stand ihm wirklich.
“Danke. War es das jetzt?” seufzend hob Janosch den Blick und blieb stehen.
Im Hintergrund konnte man bereits den Rummellärm hören. Jetzt hieß es wohl handeln oder allein bleiben.
Freund oder nicht Freund, dass war jetzt die Frage.
Chris musste endlich den Mund aufbekommen. Sonst würde es nie etwas werden. Doch das sollte es. Er wollte das es etwas wird.
Chris’ Mund klappte auf, kein Ton jedoch verließ seine Lippen.
“Ich geh dann mal.” Beinahe konnte Chris meinen, Janosch wäre weniger sauer, als dass er enttäuscht war.
Konnte das sein?
Eine regennasse Hand hielt Janosch vom weggehen ab.
“Was willst du noch?” Der Jüngere war wirklich frustriert. Die ganze Situation kotzte ihn an.
“Na dich. Was denn sonst?”
Ehe der Blonde, recht erstaunt über die plötzliche Antwort, etwas erwidern konnte, wurde er an seinen nassen Freund gezogen. -trotz ihres Krachs konnte er einfach nicht aufhören Chris als seinen Freund zu bezeichnen- und spürte, trotz des kalten Wetters, warme Lippen auf seinen.
Chris’ Finger fuhren durch die kurzen blonden Haare in Janoschs Nacken. Gott, wie hatte er das vermisst. Er liebte diesen Nacken, das musste er sich nun endlich eingestehen. Ebenso liebte er diese blonden Haare, diese grauen Augen -selbst wenn sie ihn böse anschauten-, diese süße Stupsnase, die Finger und diese furchtbar schrecklichen Lippen, die ihn bis in seine, nicht immer jugendfreien, Träume verfolgten.
Er liebte den Kerl. Alles an ihm… irgendwie zumindest.
“Sollten wir die Sache nicht erstmal aus der Welt schaffen, ehe wir wieder anfangen rumzuknutschen.
Seufzend entließ der Blonde die fremden Lippen, war fast gewillt sie erneut an seine eigenen zu ziehen, ließ es jedoch. Etwas Abstand konnte vielleicht doch nicht schaden.
“Tun wir doch. Ich versuch dir grad zu zeigen, dass ich besser bin als deine anderen Verehrer.”
“Weiß ich doch…”
“Lässt du mich jetzt mit unter deinen Schirm? Es ist wirklich nass hier.”
“Nein… Aber du darfst mit in meinen Wohnwagen kommen, wenn du magst.”
“Als könnte ich dazu nein sagen. Esmeralda.”
In Unterwäsche, in die flauschige Bettdecke gekuschelt, beobachtete Chris, wie der Blonde seine nassen Sachen zum trocknen aufhängte und sich schließlich zu ihm auf das große Bett setzte.
“Wir müssen trotzdem reden, nehm ich an?”, mutmaßte Chris, wurde durch ein leichtes Nicken bestätigt.
So ein Mist aber auch. Kam er doch nicht um die ganze Gefühlsduselei herum, so wie er es insgeheim gehofft hatte.
“Na gut.”
“Du Chrissi…”
“Hm..:” Schnurrend kuschelte sich der angesprochene an seine Wärmequelle.
“Bleibst du hier?”
“Wenn ich darf.” Keine zehn Pferde würden Chris jetzt noch aus dem Bett kriegen, auch wenn Esmeralda ganz brav, noch immer in den hellgrauen Jeans und dem gelben Hemd von heute Nachmittag, neben ihm lag.
“Solange du lieb bist.”
“Und falls nicht?”
“Dann…” Janosch beendete die Drohung nicht, dafür knurrte Sparky, der Rottweiler des Blonden, kurz auf, machte es sich dann jedoch von neuem am Fußende des Bettes bequem.
Die Musik und die flackernden Lichter des Rummels hatte Chris schon lange ausgeblendet, sodass er in der Lage war, ruhig vor sich hinzudösen. Zumindest bis Janoschs Stimme seine Augen erneut aufspringen ließ.
“Chrissi?”
“Hm?”
“Seid ihr eigentlich mit dem Auto zur Eisdiele gefahren?”
“Hm.”
“Wer hat deine Geschwister nach Hause gebracht?”
“Elias?”
“Was?!” Entsetzt sah der Blonde seinen Freund an.
“War ein Witz”, gab Chris brummend zu, auch wenn er Janosch gerne noch etwas mehr geschockt hätte. “Elias hat nur die Schlüssel verwahrt bis Aaron bei ihnen war. Der ist, kurz nachdem wir weg sind, in der Eisdiele aufgeschlagen. Der war noch irgendwas einkaufen, oder so.” Chris wollte dabei gar nicht so genau wissen WAS sein großer Bruder in der Innenstadt getrieben hatte. Nicht wenn dieser diesen merkwürdigen Blick drauf hatte.
“Oder dachtest du ernsthaft ich lass die Zwerge unbeaufsichtigt?”
So viel Taschengeld hatte er dann doch nicht übrig, um es für Schadenersatzforderungen ausgeben zu müssen.
“…nein…” Sichtlich erleichtert, auch wenn er nicht gerne veralbert wurde, kuschelte er sich zurück in Chris Arme. So war schlafen definitiv angenehmer als alleine.
“Du Chrissi.”
“Boah, Alter!”, seinen ältesten kleinen Bruder nachmachend, stöhnte der Brünette auf. “Was ist denn?”, fügte er, mehr Chrissi-Like, hinzu. Nicht einmal im Halbschlaf wollte er solche ‘Alter’-Sätze benutzen, doch diese drückten einfach perfekt aus, was er sagen wollte.
“Du weißt schon, dass das Eisessen heute vermutlich eine abgekartete Sache war, oder?” So wie Janosch Chris Geschwister kannte, war der Gedanke nicht weit hergeholt.
“Hundert Pro.” Auch Chris kannte seine Familie. Solche Sachen wuchsen definitiv auf deren Mist. “Die Aktion stinkt eindeutig nach Sippschaft. Sowohl meiner als auch deiner.”
“Meiner? Glaubst du Jessy steckt mit deinen Geschwistern unter einer Decke?”
“Entweder mit denen oder mit Lord Voldemort, so wie die gegrinst hat, als ich von den Plagen hinter dir hergedrängt wurde.”
“Hm.”
“Du Chrissi.”
“Ich hasse dich…”
“Tust du nicht.”
“Stimmt.”
“Wurdest du gezwungen mir die Uhr zu kaufen?”
“Aha.”
“Von Aaron?”
“Jup.”
“Deswegen auch der Brief?”
“Bingo.”
“Sagst du ihm danke von mir?”
“Sicher. Vielleicht… Mal schauen.” Klar Chris liebte seinen Bruder, aber sich bei ihm bedanken? Wohl kaum, oder vielleicht doch. Das musste er später spontan entscheiden.
2240 Wörter.
Alle Charas gehören KingUsagi91. Alle Charas aus dem Such.in.Love Universum.
Ich hoffe in diesem Beitrag hab ich nicht zu viel Stuss geschrieben....
wenn doch weise ich alle Schuld von mir und schieb sie auf die Schule oder die späte Uhrzeit des abtippens!
Texte: N.K. (Charas: KingUsagi91)
Bildmaterialien: N.K.
Tag der Veröffentlichung: 01.03.2013
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