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0. Overtüre




Aleksander sieht gut aus- lassen zumindest diverse Damen schwärmerisch
verlauten- ist ausnahmsweise einmal zufrieden mit sich und der Welt- zumindest mit
seiner näheren Umgebung, den Hunger in der Welt und die ganzen Krisengebiete kann
er nun gar nicht gutheißen- und er ist hetero- was ihm schwärmerische Damen danken.

Glaubt er zumindest.

Bis der Liebhaber seines besten Freundes neben ihm im Bett liegt und er sich nicht dran
erinnern kann wie der dahingekommen ist und was sie getan haben.
Joels wissender Blick verfolgt ihn seit diesem Morgen, bis sein Weltbild zu bröckeln
beginnt und er beschließt, einen Test zu wagen.

Vielleicht war er nicht gleich schwul, aber bi konnte er ja sein.

So leicht machte es ihm sein Verstand jedoch nicht.
Schon gar nicht, als er von Joel mit dessen Bruder Noel inflagranti erwischt wird.

Aleks Miesere, ebenso die Krise zwischen den Brüdern scheinen unvermeidlich…

Glauben sie

.

Love drunk *




Er war spät dran. Die Schicht im Krankenhaus hatte heute länger gedauert. Ein Notfall kam, wie sollte man anders vermuten, urplötzlich auf seine Station und konnte nicht einfach beiseite geschoben oder auf die nachfolgende Schicht abgewälzt werden.
Aleks hoffte nur Daniel, sein bester Freund seit der fünften Klasse, würde auf ihn warten.
Oft sahen sich die beiden, dank Aleksanders Arbeit im Krankenhaus, nicht mehr.
Und heute wollte dieser ihm auch noch jemanden vorstellen.
Aleks vermutete es war mal wieder eine seiner Eroberungen.
Er hoffte nur diesmal würde es nicht so nervig werden wie die letzen vier Male.

Mit schnellen Schritten bestieg der Dunkelhaarige den Bus in Richtung Stadtzentrum. Sein Auto stand seit einer Woche in der Werkstatt und wollte einfach nicht so wie er das gerne hätte.
Etwas außer Puste scannte er die Sitze ab.
Verdammter Berufsverkehr.
Nur ein Platz war frei, genau gegenüber der Frau mit dem quengelnden Kind.
Genau das was er heute brauchte.
Dabei wollte er doch nur einen netten Nachmittag mit seinem Freund und dessen Ische verbringen.
Innerlich aufstöhnend ließ er sich auf den freien Sitz sinken und ahnte zu recht, dass ihm eben genanntes Kind sogleich vollplärrte.
Irgendwas war eindeutig nicht in Ordnung in letzter Zeit.
Hatte er irgendwas schlimmes getan, wofür er jetzt bezahlen musste? Oder rächte sich Gott an ihm, da er seit Jahren nicht mehr in der Kirche war, entgegen der Predigten seiner Mutter?
Egal was es war, Aleks verfluchte es in diesem Moment.

Noch zwei Haltestellen, dachte er sich, während er das dröhnende Geräusch an seinen Ohren vergeblich versuchte zu ignorieren.
Warum tat nur niemand etwas gegen diese Sirene?
Hatte die Mutter diesen Plag nicht im Griff? Warum konnte er ihm nicht einfach irgendwas, ihm war auch ganz egal was, in den Mund stopfen solange wie er hier saß? Nur um etwas seine Ruhe zu haben und keinen Hörsturz zu erleiden?
In solchen Momenten hasste Aleks Kinder abgrundtief, auch wenn es nette gab, die ihn sogar anlächelten, anstatt sein Hirn zum platzen bringen zu wollen.
Wie ein geplatztes Hirn wohl aussah? Er hatte es zum Glück in den letzen drei Jahren noch nicht herausgefunden.

Endlich, nach gefühlten Ewigkeiten, kam seine Haltestelle in Sicht und Aleks sprang, schneller als man schauen konnte, aus dem Bus in Richtung Freiheit.
Gerettet.
Hirn- alles noch am Stück und funktionstüchtig.
Ohren- klingelten etwas, doch dauerhafte Schäden scheinen auszubleiben.
Wetter- gut! Die grauen Wölkchen vom Vormittag hatten sich endlich verzogen und die Sonne strahlte auf ihn herab.
Eisdiele- keine zweihundert Meter vor ihm in Sicht.
Daniel- winkender Weise an einem der Tische zu sehen. Oh man. Musste er so auf sich aufmerksam machen? Mit seinen fast zwei Metern musste er doch nicht so auffällig winken. Man konnte ihn doch gar nicht übersehen.

Ihre Begrüßung fiel recht kurz aus. Aleks war kein Freund von langen Begrüßungen oder Abschieden. Kurz und schmerzlos war die Devise.
Die Eisdiele war recht gut besucht. Fast alle Tische waren gefüllt.
“Das ist Joel.” Riss Daniel seinen Freund aus den Gedanken und lenkte dessen Blick zurück auf ihn, weg von der süßen blonden Bedienung am Nachbartisch.
Erst jetzt fiel ihm die zusätzliche Person an ihrem Tisch auf.
Dunkelblonde, wuschelige Haare, grüne Augen, leicht rundliches Gesicht und eine etwas zu groß geratene Nase.
Sein musternder Blick verharrte kurz auf den roten Lippen- vermutlich hatten die zwei bis gerade wild herumgeknutscht-, fast hätte Aleks der Anblick gefallen. Leider war Joel flach wie ein Brett und eindeutig männlich.
“Aleks…”, stellte er sich gezwungenermaßen vor, hielt es jedoch nicht für nötig dem anderen die Hand zu reichen.
Wie er Daniel kannte würde der schon bald was neues gefunden haben. Vielleicht männlich, vielleicht weiblich… jedoch nie wirklich lange. Er war kein Beziehungstyp, fand er.
Warum also seine Höflichkeit verschwenden.
Er würde den Kerl vermutlich nie wieder sehen.

Wie sehr er sich bei dieser Vermutung irrte, erfuhr er am Freitag der folgenden Woche.

Daniel hatte ihn eingeladen.
In irgendeiner Nachbarstadt sollte wohl vor einiger Zeit ein neuer Club aufgemacht haben. Daniel war ein Partygänger, er hatte ja auch Zeit für so etwas. Aleks hingegen weniger. Dieser hatte selten Zeit für Partys, Clubs oder dergleichen. Seit er seine Lehre abgeschlossen hatte blieb kaum Zeit für so etwas. Entweder fielen seine Schichten doof oder Aleks bekam irgendwelche Notfälle dazwischen oder er war ganz einfach viel zu müde, um irgendwas anderes zu machen, als in sein Bett zu fallen und zu schlafen.
Heute hatte er sich die Zeit genommen.
Vermutlich brauchte Daniel seelischen Beistand. Zwar trennte er sich oft von Liebschaften, aber ihn nahm das immer etwas mit, auch wenn dies meist nur bis zum nächsten sehr starken, alkoholischen Getränk anhielt. Danach war alles vergessen und wieder im Lot.
Meist fand er sogar am nächsten Abend Ersatz. Schwer hatte er es nun wirklich nicht.
Sein südländisch angehauchtes Erscheinungsbild schien jeden anzuziehen, der nicht bei drei aus der Gefahrenzone war.
Egal ob männlich oder weiblich, er hatte sozusagen freie Auswahl. Den Hauptgewinn.
Wäre Aleks eine Frau oder wenigstens schwul, ja dann würde er vermutlich auch auf seinen besten Freund stehen. Die schwarzen, langen Dreadlocks waren zwar mehr als gewöhnungsbedürftig, doch sie passten zu seinem kantigen Gesicht, mit dem Ansatz eines Bartes, den Daniel, je nach Laune, entweder wachsen ließ oder abrasierte. Beides stand ihm, beides wirkte anziehend.
Jedoch nicht auf Aleks.
Allein die Tatsache, dass Daniel ihn, mit seinen guten zwei Metern, um einiges überragte und auch was Muskeln anging besser ausgebildet war als er schreckte ihn etwas ab. Das konnten auch seine Welpenaugen nicht ausgleichen.
Mehr als beste Freunde wären sie also nie geworden.

Doch heute wollte Daniel gar nicht feiern um über seine verflossene Liebschaft hinwegzukommen. Anstatt verzweifelt an der Bar zu sitzen und auf ihn zu warten, fand der Dunkelhaarige seinen Freund knutschender Weise, mit diesem Johann oder wie der Kerl aus der Eisdiele auch immer hieß, in der Nähe des Eingangs.
Etwas im Halbschatten versteckt erkannte nicht jeder auf Anhieb was sie dort trieben, doch Aleks hatte das Glück in der nähe zu parken und das ganze Schauspiel von nahem zu betrachten.
Irgendwie war er sich bei dem Bild welches sich ihm bot verunsichert. Freute es ihn, dass sein Freund, der sonst nie Glück hatte, weder mit Frauen, noch mit Männern oder Milchbubis - die meisten Kerle mit denen Daniel im Bett war sahen nicht mal so aus, als würden sie bald an der Volljährigkeit kratzen, auch wenn deren Ausweis etwas anderes aussagte- oder war es erschreckend?
Erschreckend weil er, Daniel, der Beziehungsschreck schlechthin vor ihm was passendes gefunden hatte… oder vielleicht auch, weil es ungesund aussah wie sie da zusammen klebten und sich aneinander festzusaugen schienen.
Innerlich betete er Brünette, dass er keinen Notarzt rufen müsste um die zwei auseinanderschneiden zu lassen.
Normal sah dieser Zustand keines Wegs aus.
Sollte Aleks es wagen die zwei anzusprechen?
Wenn er es nicht tat wäre er umsonst hierher gekommen.
“Könnt ihr beiden euer Geknutsche auf später vertagen? Ich hab gegessen… außerdem hab ich meinen freien Abend bestimmt nicht für so was verschwenden wollen.”
Ihm wäre wirklich besseres eingefallen. Pizza essen während er vor der Glotze saß.
Das Buch fertig lesen, welches seit Jahren auf seinem Nachtschrank liegt.
Zeit mit seinen Eltern verbringen… gut blödes Beispiel, sein Vater machte gerade auf den Malediven Urlaub und seine Mutter besuchte ihre Freundin in Hamburg, beide wollte und konnte er demnach gar nicht aufsuchen.
Vermutlich hätte Aleksander den Abend auch einfach verschlafen oder sich durch einen der Clubs in seiner Nähe gekämpft und mal wieder was Süßes für die Nacht ausfindig gemacht.
Knutschende Kerle waren keine Option.

Daniel sah dies glücklicher Weise ein. Ließ endlich die Finger und Lippen von dem Kleinen- nun erinnerte Aleks sich auch endlich an den Namen des Zwerges, Joel, zum Glück war sein Ausschnitt groß genug und legte die Silberne Namenskette um dessen Hals frei- und begrüßte ihn mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Das Clubgelände war trist. Die Besitzer hatten eine alte Fabrik umgebaut, noch vor zehn Jahren wurde hier kräftig produziert. Das ist jedoch lange her, ebenso schien die Verwahrlosung des Geländes weit zurück zu liegen. Alle Zufahrten und die Parkplätze waren erneuert worden. Von außen konnte man den Club nur erahnen. Hier hätte alles sein können. Am ehesten hätte Aleks jedoch auf das Hauptquartier einer Sekte getippt.
Der einzige Hinweis, neben diversen Schildern, welche die Umgebung seit einiger Zeit zierten, dass hier ein Club zu finden war, war der bullige Mann am Eingang. Sein schwarzer Anzug saß wie angegossen. Sein Auftreten hätte Aleks eigentlich abgeschreckt, doch wie hätte er dagestanden, wenn er dem Fluchtdrang nachgekommen wäre?
Der Türsteher überflog nur flüchtig ihre dargebotenen Ausweise, nur bei Joel verweilte der Blick etwas skeptisch auf dem Stück Plastik, ehe der Schrank sie nach drinnen ließ und ihnen die stickige Luft entgegen wehte.
Kalter Rauch, Alkohol, Schweiß vermischt mit Kunstnebel, der sich wabbernd über den Boden wand, nahm einem die Sinne.
Selbst ohne diverse legale oder auch illegale Drogen fühlte man sich high. Solange man die Übelkeit unterdrücken konnte, oder einen diese Mischung nicht störte.
Daniel und dessen blondes Häschen schienen zu denen zu gehören die es vertrugen. Aleks musste schwer kämpfen um sein Essen bei sich zu behalten oder wahlweise nicht fluchtartig das Gebäude zu verlassen.
Das hier entsprach unter Garantie nicht den Hygienevorschriften seines Arbeitsplatzes. Jetzt erst merkte Aleks, wie sehr er sich doch an dieses sterile Umfeld gewöhnt hatte oder wie lange er schon nicht mehr so feiern war.

Die Augen des Dunkelhaarigen schweifte durch den Raum. Eine Masse aus Körpern, die sich optisch nicht mehr trennen ließen, bewegte sich über die Tanzfläche in der Mitte des Raumes, zu der Elektromusik die aus diversen Lautsprechern ertönte.
Hier und da verschwanden schemenhafte Gestalten hinter Vorhängen, die wohl in diverse Nebenzimmer wie Toilette, Raucherzone und anderen oOrten führte, welche Aleks jedoch nicht näher kennenlernen wollte.
Allein der Gedanke, was dort alles geschehen mochte ließ ihn frösteln. Ein schneller Fick? Seinetwegen gerne, aber bitte nicht öffentlich und nicht in solchen Absteigen. So etwas wie Schamgefühl besaß er noch.
Sein bester Freund anscheinend nicht.

Dieser hatte seine guten Vorsätze, sich mehr um seinen Aleks zu kümmern, wo er doch extra seine Zeit hier für ihn opferte, wie unschwer zu erkennen war, mit Freude über Bord geworfen.
Wie zuvor, vor dem Club, hingen die Zwei aneinander wie siamesische Zwillinge. Mit der Ausnahme, dass Siamesische Zwillinge wohl nicht wild miteinander herumknutschten und sich gegenseitig den Hintern befühlten.

“Ja lass mich doch allein du Arsch…”, knurrte der Alleingelassene mürrisch vor sich hin, begab sich jedoch zur Bar. Für umsonst hatte er bestimmt keinen Eintritt bezahlt. Also konnte er sich auch zulaufen lassen, wer brauchte da schon Freunde? Oder Gesellschaft? Oder sein warmes Bett, das nach einem rief.
Seufzend trank er sein Glas zum wiederholten Mal aus. Wie viel er mittlerweile Intus hatte? Er wusste es nicht mehr. Gesund war die Menge jedoch bestimmt nicht. Er konnte schon mit sich selbst Wetten abschließen, wie schlimm sein Kater werden würde wenn er irgendwann später wach werden würde und der Großteil seines Rausches ausgeschlafen war.
Das trinken lenkte ihn so sehr ab, dass er keine der offenen Einladung der umstehenden und durchaus reizvollen Damen wahrnahm… außerdem: eine Flasche Whiskey konnte manchmal besser die Einsamkeit vertreiben, als eine Frau.
Die wollte danach immer nur kuscheln oder reden. Aleks wollte nur seine Ruhe. Der gute Jack Daniels würde ihn bestimmt nicht zutexten, sondern ins Reich der Träume (und des Katers) schicken. Ja das gefiel ihm, auch wenn ihm bewusst war, dass er sich morgen dafür hassen würde.
Mehr als ein Glas Wein zum Essen bei seinen Eltern genehmigte Aleks sich sonst nicht, doch heute war etwas anders. Heute hat ihn sein bester Freund sitzen lassen und fummelt lieber rum.
“Tse…” Böse stierte er das Glas zwischen seinen Fingern an.

“Mach so weiter und es zerspringt vor Angst.” Die leise lachende Stimme neben seinem Ohr ließ ihn zusammenfahren.
Das war unter Garantie keine der Damen die ihn anmachen wollten, hoffte er.
Der Anblick von Joels grünen Augen ließ ihn erleichtert ausatmen.
Nein, keine Anmache.
Gut.
“Fertig mit fummeln?”
Fast schon beleidigt verzog Aleks das Gesicht und musterte den Kleinen neben sich, offener als er es im nüchternen Zustand gemacht hätte.
Wozu sollte er sich auch einen anderen Kerl ansehen? Er war keine Konkurrenz für ihn. Ziemlich zierlich, kleiner als er, große grüne Hundeaugen, wuschelige blonde Haare die ihm wirr ins Gesicht fielen.
Süß? Ja.
Ansehnlich? Ja, irgendwie schon.
Männlich und vergeben? Bingo.
Kopfschüttelnd wandte er sich ab, bestellte sich ein neues Glas.
“Wo ist Daniel eigentlich?” Erst jetzt fiel ihm auf, das der Kleine alleine bei ihm stand, weder knutschend, noch fummelnd.
Schulter zuckend setzte Joel sich neben den angeheiterten Aleks, welcher sich auch ohne Proteste das Glas entwenden ließ.
Die roten Lippen, augenscheinlich wund vom zu vielen küssen, schlossen sich um das Glas, nippten an der Flüssigkeit.
Unwillkürlich starrte Aleks diese an. Konnten erst ablassen als die Zunge des Kleineren einen entwischten Tropfen weggeleckt hatte und die Lippen sich zu einem Grinsen verzogen.
“Sag nicht du willst auch?” Auffordernd sahen grüne Augen ihn an, doch irgendwie, wusste Aleksanders benebeltes Hirn nicht was es darauf antworten sollte.
Sicher wollte er auch. Es war sein Whiskey. Klar wollte er es haben.

Schweigen hatte sich zwischen ihnen ausgebreitet. Die Musik wummerte unablässig weiter und Daniel ließ sich gewaltig viel Zeit, wie Joel frustriert feststellte.
Klar, ihm taten die Füße weh, aber so alleingelassen zu werden, mit dessen betrunkenem Freund, der nicht mit ihm redete, das brauchte Joel gar nicht.
“Solln wir nachgucken wo Danny bleibt?”, wagte er es, den Versuch einer Unterhaltung zu starten. Erntete dafür jedoch nur einen fragenden Blick.
“Naja, er wollte aufs Klo, ist schon ewig weg… vielleicht ist er reingefallen?”, versuchte der Blonde sich zu erklären, seufzte dann jedoch nur genervt auf und stieß Aleks in die Seite.
“Du bist so lahm. Wenn du immer so unlustig drauf bist frag ich mich was Daniel an dir findet, schwul scheinst du ja nicht zu sein, also kann es schon mal nicht an diversen Bettaktivitäten liegen.”
Langsam reichte es ihm doch.
Wenn Aleksander ihn nicht leiden konnte, dann sollte er das sagen und ihn nicht dämlich anschweigen.
Sichtlich aus der Fassung gebracht sah der Dunkelhaarige ihn aus verwirrten, blauen Augen an.
“Was?”
“Hast du irgendwas gegen mich? Stört es dich das ich was mit deinem Freund hab?”
Auffordernd verschränkte Joel die Arme vor der Brust und hielt Aleksanders Augen mit den eigen gefangen.
So sehr Aleks sich auch bemühte wegzusehen, so sehr scheiterte er.
“Nein… scheinst ok zu sein… Zumindest bist du kein verschüchtertes Mauerblümchen. Aber es ist ätzend wenn ich meinen freien Abend, anstatt mit meinem Kumpel mit einem knutschenden Etwas verbringen muss. Man kann euch ja kaum trennen.”
Aleks selbst war zu betrunken, um zu merken, wie eifersüchtig er sich verhielt. Joel jedoch fand es äußerst amüsant.
Weshalb dieser sich grinsend zu ihm lehnte. “Machen wir einen Deal… du hörst auf dich zulaufen zu lassen und bist nett zu mir… und wir vertagen das rummachen auf später, so dass du es nicht sehen musst. Ja?”
Ehe Aleks auf diesen Vorschlag reagieren konnte, schlich sich Daniel zu ihnen und wollt den Deal sofort zunichte machen, doch der Blonde, dessen Vorschlag es ja war, schob ihn von sich und erklärte sein Handeln, nachdem er beleidigt angesehen wurde.
Eine schmollenden Liebhaber konnte Joel nun wirklich nicht gebrauchen. Dann müsste er wahrscheinlich bitte, bitte machen wenn heute noch irgendwas außer rumknutschen passieren sollte.

Mit der Zeit wurde der Club überfüllter als den dreien lieb war, weshalb sie, fast schon fluchtartig, das Gebäude verließen. In Aleks Fall recht stark schwankend und gegen die Gravitation ankämpfend.
Konnte irgendwer bitte die Welt anhalten?
Warum wankte die so?
Kaum Proteste erhebend, so klar war sein Kopf dann doch noch, übergab er Daniel seinen Autoschlüssel. Er würde ihn nach Hause fahren. Joel nahm derweil den Geländewagen seines Freundes und würde ihn bei Aleks angekommen einsacken.

An das meiste erinnerte sich Aleksander am nächsten Tag nicht mehr. Nur sein neues, nicht schnurrendes sondern bösartig fauchendes Haustier und ein paar grüne Augen, die ihn grinsend musterten erinnerten ihn dran, was gestern wohl alles passiert war.

So schlecht war dieser Joel vielleicht gar nicht.
Er und Daniel passten irgendwie zusammen… und solange sie nicht vor seinen Augen rummachen würden, wäre er der Letzte, der etwas gegen ihre Beziehung gehabt hätte.


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Kapitel 1 ist hiermit abgeschlossen noch ohne Korrektur XDund nochmal durchgeschaut... ich hoffe nun die ganzen "er" verwirren nicht mehr


* 'Love Drunk' von 'BoysLikeGirls'. Inspiration war die Textzeile: "The day we met was like a hit and run..."


Ein bisschen Spaß muss sein *



Joels Wecker schrillte um kurz nach halb Sechs am Morgen, was dieser jedoch gekonnt ignorierte, bis ihn schließlich sein Stiefvater ihn mit einem “Raus aus dem Bett! Oder DU wirst heute Abend auf die Zwillinge aufpassen!” aus den , vermutlich nicht jugendfreien, Träumen riss.
An sich mochte der Blonde den “neuen” Mann seiner Mutter. Wenn man ihn noch als neu bezeichnen konnte. Die beiden waren seit fünfzehn Jahren ein Paar und seit dreizehn verheiratet.
Doch an Tagen wie heute hasste er ihn abgrundtief.
“Komm ja schon…”, gab er mürrisch zurück und schälte sich nur widerwillig aus den zerknautschten Decken und Kissen. Hartmut würde keine Ruhe geben ehe er nicht frisch gewaschen, angezogen und mit Frühstück im Magen an der Haustür Gewehr-bei-Fuß stand.
Manchmal kam er sich wirklich vor wie acht. Oder wie die Zwillinge Zack und Jack, wegen dem dieses Theater heute noch veranstaltet wurde. Dennoch, Joel war dankbar nicht mit dem überfüllten Bus zur Schule fahren zu müssen. Die Heimfahrt reichte ihm vollkommen.
Gähnend verschwand er im Bad, ignorierte gekonnt die Schutzwäsche seines “großen” Bruders und begann sich fertig zu machen. Zwei Handtücher lagen benutzt im Wäschekorb, zwei zerknüllt daneben und zwei unbenutzt im Regal.
“Gott…” genervt stöhnte der Blonde auf, behielt die Zahnbürste im Mund und verließ das Bad.
Warum weckte sein Stiefvater ihn, aber nicht Noel? Vermutlich weil er der Morgenmuffel der beiden großen Degenkinder ist. Joel war an und für sich erträglich in den frühen Morgenstunden, jedoch nicht wenn er die ganze Nacht Daniel am Telefon hatte.

Ohne anzuklopfen riss er die, mit Aufklebern verschiedenster Art beklebte, Tür zum Reich des ältesten Degenkindes auf, kickte mit dem Fuß diverse am Boden liegende Sachen von sich weg und zog die Rollos mit einem Ruck vom Fenster weg, sodass gleißend helles Sonnenlicht- oder was mal welches werden wollte- in das mehr als nur unordentliche Zimmer fiel.
“Aufstehen!” Weniger zimperlich als Hartmut schrie Joel, immer noch mit der Zahnbürste im Mund seinen Bruder an. Rüttelte ihn unsanft an den Schultern, bis dieser maulig wie zu erwarten war, ein Kissen nach ihm warf.
“Verschwinde!”
“Steh endlich auf!”
“Nein! Geh weg! Ich geh heute nicht zur Schule!”
“Von wegen. Nur weil du Suchti die Nacht nicht dir Finger von diesem beschissenen Spiel lassen konntest wirst du nicht schwänzen!”
Ihm ging dieses allmorgendliche Ritual heute besonders auf die Nerven, da er am liebsten selbst hier geblieben wäre und die durchwachte Nacht nachgeholt hätte.
“Ach verpiss dich, Mann. Von wegen spielen, dein Rumgestöhne hat mich wach gehalten.”
Sie wussten beide das es bestimmt nicht daran lag, sie hatten es mehr als einmal getestet, ihre Zimmer waren so gut wie schalldicht und mit zwei kleinen, dreizehnjährigen Geschwistern im Haus wussten sie sich zusammen zu reißen.
“Jaja…” Augen verdrehend blieb Joel offensichtlich nur noch eine Möglichkeit übrig.
Er würde sich dafür hassen.
Mit den kalten Fingern, die er nun einmal am Morgen hatte, griff er unter Noels Bettdecke, schnappte sich dessen Beine knapp oberhalb des Knöchels, beförderte seinen Bruder mit einem Ruck aus dem Bett, sodass dieser unsanft auf dem Boden landete und verließ fluchtartig das Schlachtfeld, um die Konsequenzen seines Handelns nicht sofort zu spüren zu bekommen.

“Joe?”
“Was denn?” Mit vollem Mund und weit weg von seinem böse dreinblickenden Bruder, der es trotz der unsanften Weckmethode geschafft hatte sich typisch in Schwarz zu kleiden und seine Haare geordnet wild nach oben zu stylen, ging Joel an sein klingelndes Handy, als er Daniels Nummer auf dem Display aufflackern sah. Auch wenn seine Mutter ihn mit Blicken erdolchte. Sie hasste es, wenn am Esstisch telefoniert wurde.
“Was machst du dieses Wochenende?”, kam es schnurrend vom anderen Ende der Leitung. Irgendwie war es süß, doch der Degensproß wusste nicht wirklich ob diese ganze verliebte Art was für ihn war.
“Weiß nicht. Bin auch grad beim Essen. Mum killt mich mit meinem Frühstückstoast wenn ich nicht gleich auflege. Ich meld mich dann bei dir wenn ich hier fertig bin.” Wimmelte er den Anderen kurz angebunden ab, obwohl er gerne weiter mit ihm gesprochen hätte. Aber nach sterben war ihm heute morgen nicht noch einmal. Die Noel-Weckaktion brachte genug Todesangst für einen Tag mit sich.

Elisabeth Degen, Mutter von vier Kindern und mehr als nur genervt von ebendiesen, setzte ihn und Noel wie immer viel zu früh an ihrer Schule ab.
Mit einem “Bis später” verschwand Joels Bruder, wie jeden Morgen hinter dem Schulgebäude und besetzte seinen Stammplatz auf den Bänken neben der Turnhalle.
Er selbst jedoch betrat nicht wie normal das Klassenzimmer, um eventuelle Hausaufgaben noch einmal nachzusehen, sondern zückte sein Handy, wählte Daniels Nummer und beantwortete ihm endlich die geschnurrte Frage vom Frühstück.
“Okay… ich gebe dir dann bescheid wann genau. Ja?” Fast schon konnte man seine strahlenden dunklen Augen durch das Telefon sehen. “Ist gut Großer. Aber denk dran. Sonntag ist nichts mit lange weg bleiben. Montag steht diese besch…eidene Physikklausur an.”
“Ja, ich weiß doch Kleiner. Ich versuch, dass es morgen klappt. Dann kommst du mit zu mir und Sonntag fahr ich dich nach Hause. Wie klingt das?”
“Anstrengend.” Kam es schlicht von dem Blonden. Wusste er doch, was dem anderen im Kopf herum ging, als er dies vorschlug. Ihm war klar, dass er Samstagabend und Sonntagmorgen nicht an schlaf zu denken brauchte.
Manchmal waren solche Beziehungskisten verdammt schwierig… jetzt wusste er auch wieder, warum er so etwas sonst vermied. Aber Daniel war irgendwie süß, wenn er SO war.
“Ja, frag ihn. Aber nur wenn er aufhört mich anzuschweigen.”
Daniel beteuerte es tausendfach, bis sein Freund ihn abermals abwimmelte, dieses Mal jedoch nicht um den mörderischen Blicken seiner Mutter, sondern dem fiesen Blick des Lehrers zu entgehen, dem seit geschlagenen zehn Minuten sein Recht auf die Weitergabe seines Wissens an die Schüler, durch Joels Telefonat verwehrt wurde.
Diese ganzen verliebten Floskeln hatten ihn doch tatsächlich die Zeit vergessen lassen. Nur gut, dass er vor Peinlichkeit nicht sterben konnte, denn seine Mitschüler amüsierten sich köstlich.
Selbst sein Bruder grinste ihn nur fies an und erachtete es nicht für nötig sein amüsiertes Lachen zu verstecken.
Oh ja. Joel fielen mehrere Beleidigungen für sie alle hier ein, vor allem für den, mit dem er verwand sein musste. Was hatten seine Erzeuger sich nur dabei gedacht?
Er sollte dringend mit denen ein Wörtchen reden.

Aleks’ Wecker klingelte nicht annähernd so zeitig wie Joels. Und er hatte keine Eltern die kamen um ihn zu wecken, was auch der Grund für seinen Umzug in eine eigene Wohnung war. Seine Ruhe.
Doch wozu besaß man Freunde?
Richtig, damit die einen weckten, wenn man das gar nicht wollte.
“Was.Willst.Du?!”, zischte der Brünette, der noch keine Stunde die Augen zugemacht und geschlafen hatte. “Und wag es dir mir keinen GUTEN Grund zu nennen. Ich hatte Nachtschicht und bin grade erst eingeschlafen!”
Das leise Fauchen ließ Daniel zusammenzucken. Wenn sein Freund schrie, war es ihm egal. Doch wenn er leise zischelte und dann auch noch müde war…
Schwer schluckte er.
Womöglich hatte er es jetzt versaut.
Aleks würde ihn umbringen.
Bestenfalls.
“Ich wollte nur fragen ob du…”, kurz stockte er. Sollte er das wirklich jetzt fragen? Vielleicht legte er auch einfach auf und würde es später noch mal versuchen.
Nein, dann wäre der Andere trotzdem sauer auf ihn.
Also los, Augen zu und durch, beschwor Daniel sich in Gedanken und brachte sein Anliegen vor.
Am anderen Ende der Leitung war ein sichtlich unzufriedenes Grummeln zu vernehmen.
Gleich würde er platzen… gleich würde er…
“Wenn ich zustimme… legst du dann auf und rufst mich heute nicht mehr an. Du wirst auch nicht an der Tür klingeln, Steine gegen mein Fenster schmeißen oder mich anderweitig wecken. Haben wir uns verstanden?!”
Eifrig nickte der Dunkle, warf ihm ein “Geht klar.” entgegen und legte auf. Nicht das Aleksander es sich noch anders überlegen würde. Gerade jetzt, wo sein blondes Katerchen sich auf Samstag festgelegt hatte.

“Ich nehm Popcorn und Nachos und eine große Cola und die Gummiwürmer da.”
Mit großen Augen sah die Verkäuferin im Kino Daniel an.
Ihr Blick sprach Bände. Wollte der das wirklich essen? Alles? Immerhin hatten Aleks und Joel schon bestellt.
“Ja, ja schlag dir den Bauch voll, Dickerchen…” Spielerisch stupste der Blonde seinen Freund in die Seite, bezahlte jedoch alles. Immerhin hatten sie ausgemacht, dass er heute dran war.
Eigentlich hatte Joel es ja eher festgelegt und dabei die Proteste seines Freundes ignoriert. Genau wie er die erneut aufkeimenden Proteste ignorierte.
“Akzeptier es!” Fuhr der Kleine Daniel schlicht an. “Ich will nicht das du ständig für mich zahlst.”
“Aber…”
“Aus!” Wie ein dressierter Hund befolgte der Schwarzhaarige diese Anweisung und schwieg.
Wenn der Andere es so wollte, dann würde er ihm den Gefallen tun und vermutlich die nächsten zehn Mal zahlen. Immerhin verdiente er mehr. Oder er verdiente überhaupt etwas. Joel bekam ja nur Taschengeld, da er noch zur Schule ging.

Der Kinosaal war nicht das, was man überfüllt nannte. Ein typisches Kleinstadtkino eben. Selbst zur Premiere von angesagten Filmen war es hier maximal halb voll.
Aleks und Co. hatten demnach freie Platzwahl.
Eine Streiterei war dennoch vorprogrammiert.
Daniel wollte nach hinten, aus offensichtlichen Gründen. Aleks wollte lieber nach vorn. Erstens sah man dort besser und zweitens wollte er Gefummel zwischen Daniel und Joel verhindern. Schließlich war es der Blonde, der den Streit beilegte, indem er die Streithähne einfach mit sich in eine der mittleren Reihen zog und sie anzischte, dass er sauer werden würde wenn sie während des Films nicht die Klappe halten würden.
Erstaunt über den Ausbruch, des sonst so friedlichen Joels kuschten die beiden ohne Widerworte.
Jedoch hielt das Schweigen nicht einmal bis zum Ende des Vorspannes. Schon jetzt begannen die Drei eine hitzige Diskussion, ob der Film sinnvoll sei, welcher Schauspieler gut war, welcher weniger, ob die Stunts und Spezialeffekte besser waren als im Vorgängerfilm oder ob es zu übertrieben sei.
Das genervte Zischen der andere Kinobesucher vollkommen ignorierend diskutierten sie und diskutierten, sodass sie neunzig Minuten später kaum etwas von dem Film mitbekommen hatten.
“Ich glaub den müssen wir noch mal gucken…” Stellten sie, sich zum ersten Mal an diesem Abend einig, fest.
“Aber erst wenn es das Ding auf DVD gibt… Beim nächsten mal kriegen wir bestimmt was drauf, wenn wir wieder so laut sind”, gab der Blonde lachend von sich. Daniel und Aleks sahen sich kurz an, fielen dann in das Lachen des Kleinen ein.
“Ach… wir beschützen dich schon”, winkte der Schwarzhaarige ab. “Ja, klar. Sogar vor dem Gorilla hier wenn es sein muss.” Grinsend deutete Aleks auf seinen Freund und wich dem spielerischen Hieb gekonnt aus.
“Ihr seid wie zwei kleine Jungs…” Dennoch kam Joel nicht umhin, dieses Bild süß zu finden. Zwei erwachsene Kerle, die sich wegen ihm rauften.

“Lasst uns noch was essen gehen, ja?” Schon auf dem Weg zu ihren Autos durchbrach der Blonde die Stille, in der man sein Magengrummeln besonders gut vernehmen konnte.
Um keine eventuellen Proteste zu riskieren, setzte Joel seinen Hundeblick auf und kurz darauf saßen die jungen Männer in einem Schnellimbiss, der um diese Uhrzeit noch geöffnet hatte.

“Was ist rot und liegt im Wald?”
Verwirrt schaute Daniel zwischen Aleks und seinem Freund hin und her.
Woher sollte er das wissen?
Worauf wollte der Brünette bitte hinaus?
Ehe Aleks es jedoch auflösen konnte, warf Joel, mit Pommes im Mund und breit grinsend “ein grünes Damenfahrrad” ein.
“Was?” Verwirrt über diese Aussage und das plötzliche Auflachen seines besten Freundes ließen Daniel noch verwirrter drein Blicken.
Was hatte er verpasst?
Das war weder witzig noch passte es zusammen.
“Warum lachst du?”
Achselzuckend gab Gefragter von sich, dass er es witzig fände.
“Aber das war doch nicht mal ein Witz…”
“Doch”, protestierte der Blonde noch immer mit vollem Mund. “ein Antiwitz… kannst es sogar googlen.”
Klugscheißer, dachte der Schwarzhaarige sich und schüttelte den Kopf. “Antiwitz… so ein…”
“Kennst du den schon?” Ohne auf seinen Liebhaber zu achten schluckte Joel sein Essen hinunter und blickte Aleksander fragend an, der jedoch nicht aufhörte an seiner Pizza zu kauen.
“Gehen zwei Männer ins Schwimmbad, der eine springt ins Wasser. Der andere heißt Franz.”
“Ja kenn ich… Ist ganz okay.”
“Was?” Daniel verstand die beiden einfach nicht. Worüber sprachen sie hier?
Die Fragezeichen über seinem Kopf wurden immer größer, je mehr die beiden sich erzählten und über diesen Unfug lachten.

“Kommt ein Mann um die Ecke und tritt auf einen Keks…” Noch immer ‘witzelten’- Daniel mochte es kaum so nennen- die beiden herum, ohne weiter auf ihr Essen zu achten.
Irgendwie fühlte er sich ausgeschlossen. Deshalb versuchte er die Sache zu verstehen. “Ok, er tritt auf den Keks… und dann?”
Zwei paar Augen blickten ruckartig zu ihm und traktierten ihn mit bösen Blicken. ‘Unwissender’, ‘Banause’ sprühte aus ihnen hervor, weshalb er lieber die Klappe hielt, sich eine neue Cola bestellte und dem unsinnigen Gerede der zwei Kerle zuhörte, die sich wohl grade begannen anzufreunden.

“Okay, ein letzter noch…”, brachte Aleksander leise lachend hervor, während er neben Daniels Auto hielt. Eigentlich war ihm noch nicht danach nach hause zu gehen. Doch er hatte morgen- er korrigierte sich nach einem Blick auf seine Uhr- heute wichtige Termine hatte, die er lieber nicht verschlafen sollte. Und auch Joel sah nicht so aus, als würde es ihn stören, wenn sie noch weiter hier stehen und Blödsinn reden könnten.
“Was ist grün und steht am Straßenrand?”
Der Kleine schien wirklich zu überlegen. Daniel verkniff sich währenddessen einen Kommentar á la euer Sinn für Humor und wartete stumm die Antwort ab, um sich endlich seinen Freund schnappen und mit ihm nach Hause fahren zu können.
“Weiß nicht. Sag.” Forderte Joel Aleks auf.
“Eine Frostituierte.”
Beide brachen in Gelächter aus, nur Daniel fühlte sich, wieder einmal, ausgeschlossen. Was ihm gar nicht passte. Er würde nie ausgeschlossen.
“Ja, gut nun. Das ist nicht lustig… und jetzt lass uns gehen.”
“Ja, schon gut.” Jo verdrehte die Augen, wünschte Aleks jedoch noch eine gute Nacht und hatte insgeheim beschlossen, dass er kein so übler Kerl zu sein scheint.
Wer über solchen Schwachsinn lachen konnte, der konnte gar nicht übel sein. Oder?




editiert am 24.11.12

* 'Ein bisschen Spaß muss sein' von Roberto Blanco... da das Kapitel irgendwie genauso sinnfrei ist wie das Lied...
EIgentlich sollte es gar kein so großer Filler werden... aber naja... nun sinds 9 A 4 seiten...

Im nächsten Kapitel gibts dann auch endlich etwas... BL-Action

Tic Toc*






Grübelnd lag Joel wach. Daniels schlafender Körper neben sich. Seine Brust hob und senkte sich ruhig. Er schlief also tief und fest.
Es war zwei Uhr nachts an einem Samstag. Um genau zu sein dem Tag vor Daniels Geburtstag. Und der Blonde wusste einfach nicht, was er ihm schenken könnte.
Und Alkesander hatte er in letzter Zeit nicht gesehen, sodass er diesen auch nicht um Rat fragen konnte.
“Aleks… na klar.” Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Hastig hielt er sich die Hände vor den Mund.
“Leise Jo, weck ihn nur nicht auf”, redete Joel in Gedanken auf sich ein und krabbelte, versucht leise aus dem Bett.

Sein Objekt der Begierde lag keine zwei Meter neben ihm auf dem breiten Computertisch. Daniels Handy.
Hindernis Nummer eins, Daniels PIN, war schnell überwunden. Er war einfallslos und hatte seinen Geburtstag gewählt. Hindernis zwei, sich im Menü zurecht zu finden war da schon schwerer.
Dennoch fand er schließlich was er suchte.
Aleks’ Nummer.
Da sein Handy noch irgendwo im Wohnzimmer lag und die Wahrscheinlichkeit groß war, sehr viel Lärm zu machen, bei dem Versuch es zu holen, beschloss er, gleich Daniels Handy zu benutzen.
Lieber kein Risiko eingehen, dachte er sich deshalb und drückte den grünen Hörer. Daniel besaß eine Flat, also würde es ihn nichts kosten.
Hoffte Joel.

Einmal tutete es.
Zweimal.
Bein dritten Mal dachte er schon der Andere würde nicht mehr ran gehen, beschloss jedoch noch ein paar mal Klingeln abzuwarten. Vielleicht schlief er ja und musste erst einmal wach werden. Oder das Handy lag irgendwo, wo er es suchen musste oder…
“Daniel? Was willst du um die Zeit von mir? Ich dachte Joel kommt zu dir und du wärst bis in die Puppen beschäftigt”, erklang es schließlich etwas erstaunt vom anderen Ende der Leitung.
Ein leises Lachen entkam dem Blonden. Er konnte sich nur zu genau vorstellen was Daniel seinem Freund erzählt hatte.
“Ach, Danny-Boy ist schon um kurz vor Mitternacht fix und alle gewesen… Also mach dir um ihn mal keinen Kopf.”
“Joel?”
“Wer sonst?”
“Was machst du mit Daniels Handy?”
“Dich anrufen?”
Aleks stockte. Blöde Frage. Es war offensichtlich was der Andere mit dem fremden Handy machte.
“Und warum rufst du mich an? Ist was passiert?”
Der Brünette zweifelte daran. Der Kleine wäre bestimmt nicht so ruhig geblieben wenn irgendwas passiert wäre. Hoffte er zumindest inständig. Nicht das sein Freund verblutete während sie hier sprachen?
Kopfschüttelnd verwarf Aleks diese Idee. Er war schon so müde, dass er eine rege Fantasie entwickelte. Alles war bestens.
“Naja…”, druckste Jo herum. Irgendwie war es ihm doch peinlich.
Nun war er schon… mehr als sechs Wochen mit seinem Freund zusammen und wusste nicht, was diesem gefallen könnte. Außer dieses schreckliche Videospiel, was auch seinen Bruder befallen hatte.
“Dan hat morgen Geburtstag und ich hab keine Ahnung was ich ihm schenken könnte…”, ´gab er schließlich leise seufzend zu. Er wollte Hilfe haben. Aleks würde sie ihm geben können. “Hoffentlich”, schwirrte es durch das blonde Köpfchen.
“Hmm, gute Frage. Du hast es eigentlich einfacher als ich. Du musst dich nur nackt mit einer Schleife um den Bauch gebunden auf sein Bett setzen und er wäre glücklich.” Ein leises Seufzen erklang und Aleks zischelte leise etwas, jedoch nicht an Joel gewandt. “Gut, Themen wie diese sollte man nicht im Innenhof des Krankenhauses bereden.”
“Krankenhaus? Innenhof?” Nun war es an dem Blonden sich zu sorgen. Wusste er immerhin nicht, was der andere beruflich machte.
“Ich hab Pause. Ich dachte ich geh mal frische Luft schnappen und diverse Anrufe entgegen nehmen, die ich sonst, um solche Uhrzeiten nicht habe.”
“Du arbeitest im Krankenhaus? Bist du nicht zu jung für einen Arzt?”
“Ich bin auch kein Arzt. Ich bin Krankenpfleger”, klärte er den Jüngeren auf, ehe dieser ihn noch für ein hochbegabtes Genie halten konnte.
“Aha. Okay.” Man hörte dem Degenspross an, dass er krampfhaft überlegte, ob er sich Aleks in einem Krankenschwesterkleidchen vorstellen und darüber lachen sollte oder besser nicht.
Die Entscheidung fiel nicht schwer.
Daniel schlief zwar fest wie ein Stein, dennoch müsste er das Gewieher, welches Jo von sich geben würde wenn er einmal anfing über dieses Bild zu lachen, hören und davon aufgeweckt werden.
“Aber jetzt im Ernst. Was kann ich ihm schenken. Und ich nackt mit Schleife gilt nicht. Das ist nichts besonderes.”
Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus.
Angestrengt versuchte der Blauäugige zu überlegen, was seinem besten Freund gefallen könnte.
“Er würde bestimmt gerne zu dieser seltsamen Party morgen gehen. Man hat aber nur Zutritt wenn man geladen ist”, murmelte Aleksander schließlich, verwarf diesen Gedanken jedoch gleich wieder.
“Party? Meinst du die auf dem Gelände der ehemaligen Grundschule?” Davon hatte er schon mal gehört. Mehr als nur einmal.
“Genau die. Ist aber unmöglich. Man kriegt keine Karten mehr und ohne wirst du gar nicht rein gel…”
Etwas ruppig unterbrach der Blonde den Anderen. “Ach was.” Mit der Hand machte er eine wegwerfende Geste.
“Sorg du dafür, dass Daniel nichts mitkriegt und bring ihn rechtzeitig zum Partygelände und ich sorg dafür, dass wir reinkommen.”
Aleks’ Lachen ließ ihn mit den Augen rollen. “Mach es einfach. Außer du willst nicht mit uns da hingehen.”
“Jeder will dahin. Aber…”
“Ich kenn einen der Sponsoren. Ich werde schon mit euch da rein kommen.”
Durch seine laute Stimme, selbst etwas erschrocken, zuckte Jo zusammen. Mist.
Ein prüfender Blick wanderte zur anderen Betthälfte. Daniels Finger zuckte nervös, doch mehr als ein Brummeln gab er nicht von sich, sondern schlief ruhig weiter.
Erleichtert atmete er auf. Glück gehabt.
“Wir sollten Schluss machen. Nicht, dass Daniel noch was mitkriegt weil ich ihn wecke.” Jo redete mit Bedacht leise. Er wusste zwar, dass der Andere schlief wie ein Stein, doch wer wusste schon, was ihn aufwecken könnte.
“Geht klar Kleiner. Lass dir und deinem Hintern noch etwas Erholung zukommen.”
Bei dieser allzu direkten Andeutung die Augen verdrehend, gab der Angesprochene ein leise “ja, ja” von sich. Ehe er auch ‘Schwester Aleks’ eine gute Nacht wünschte, das Gespräch beendete und Daniels Telefon zurück an seinen Platz neben dem Joystick legte.
Mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht kuschelte er sich schließlich zurück ins Bett, schlang einen Arm um Daniels Bauch und vergrub die Nase in den schwarzen Haaren.
Dreadlocks waren merkwürdig, fand Joel noch immer. Aber Daniels Haare rochen immer so gut… wie Kaugummi.
Aleks’ Haare rochen immer nach Erdbeeren, erinnerte der Blonde sich im Halbschlaf und bemerkte nicht, wie verrückt dieser Gedanke doch war.
Warum sollte es ihn interessieren wie die Haare von dem besten Freund seines Freundes rochen?

Zähne kratzten über die Haut an seiner Schulter, warme Hände strichen über seinen Bauch und ließen ihn blinzeln.
Er brauchte einige Augenblicke, doch dann erkannte der das grinsende Gesicht seines Freundes.
“Morgen…”, leise schnurrend rieb der größere sich an Jo und ließ diesem keine Chance sich zu wehren oder richtig wach zu werden.
Die kratzigen Stoppeln des Zweitagebartes, die über Joels Hals strichen, bereiteten ihm eine Gänsehaut. Er liebte dieses Gefühl. Doch heute hatte er dafür eigentlich keine Zeit. Er wusste worauf das hier hinaus laufen würde. Aber er musste doch… “Nh. Daniel… nicht jetzt ich…” Erregt keuchte der Blonde auf. Daniels Lippen saugten sich begierig an der Haut, knapp oberhalb des Schlüsselbeines fest während seine Finger die Körpermitte seines Freundes erreichte und diese zielsicher in ihren Bann zogen.
“Aber nur kurz…”, gab der Jüngere schließlich nach, nicht mehr ganz sicher, ob eine Schleife um seinen Bauch nicht doch ein gutes Geschenk war. “Ich… muss in spätestens… einer Stunde hier weg sein.” Die Erregung legte sich langsam aber sicher auf sein Hirn. Warum wollte er noch mal weg?
Die große, starke Hand, welche sich Besitz ergreifend auf seinen Hintern legt und ihn näher an den ebenso großen und sichtlich starken Körper zog.
“Du bist genauso heiß wie ich mich fühle”, kicherte Jo leise, während Daniels Finger zwischen seinen Backen verschwanden und spielerisch über seinen Eingang glitten.

“Oh, Scheiße.”
Erschrocken fuhren die beiden auseinander. Mit hochrotem Kopf und plötzlich wieder klaren Gedanken starrte Joel zur Tür. “Ich hätte klopfen sollen.” Auch Aleks sah nicht begeistert aus. Das letzte was er sehen wollte war, wie zwei Kerle zur Sache kamen.
…Obwohl Daniels Hand an diesem kleinen Knackarsch nicht verkehrt aussah. Was er da wohl grad vor hatte? Diese Frage brannte sich in Aleks’ Hirn, doch er sprach sie nicht aus.

“Man, Hartmann”, zischte Daniel seinen besten Freund genervt an. “Was willst du? Du hast ein scheiß Timing!” Trotz der plötzlichen Unterbrechung kam es dem Schwarzhaarigen nicht in den Sinn, seine Finger still zu halten oder wenigstens von dem Kleinen zu nehmen.
Vielleicht sogar um seinen Freund zu provozieren biss er dem Blonden leicht in den Hals und entlockte diesem ein teils erschrockenes, teils erregtes Stöhnen.
“Kannst du das lassen wenn ich hier bin?”
“Dann geh wieder…”
“Amri…” Wenn man genau hinhörte, konnte man Aleks’ Zähne knirschen hören. “Nimm die Finger von dem Kleinen, schwing deinen Arsch aus dem Bett, kühl deinen kleinen Freund da am besten ab und dann kommst du mit mir mit.”
“Wüsste nicht warum…”, kam es murrend und sichtlich unwillig von dem Geburtstagskind, der sich an seinem großen Tag wirklich besseres vorstellen konnte, als vom Sex abgehalten zu werden.
“Ich schon. Immerhin kenn ich dein Objekt der Begierde und ich glaub ich krieg ihn dazu dich für, sagen wir, eine Woche nicht ranzulassen.”
“Ja, schon gut.” Mit den dunklen Augen rollend hievte Daniel sich aus dem Bett, jedoch nicht ohne vielsagend über Joels Hintern zu streicheln. “Bis dann. Ich hoffe ich krieg dich heute noch mal so zu sehen”, seufzend küsste er die schmale Schulter vor sich. “Und du” Sein Blick wanderte zu Aleksander. “Hast besser einen guten Grund mich hier wegzuholen, klar?”
“Klar.”
Grinsend schauten blaue Augen dem gut gebräunten Kerl hinterher.
“Wie lange brauchst du um alles zu regeln?”, sprach der Störenfried Jo an, der sichtlich unzufrieden auf dem Bett zurückgelassen wurde.
“Weiß nicht… aber heute Abend gegen Sechs könnt ihr an der Grundschule aufschlagen.”

“Und du hast echt ein scheiß Timing. Ne halbe Stunde später hätte dich umgebracht, oder?”
Leise lacht Aleks auf. “Nein… Aber zehn Minuten später und ich hätte dir nicht mehr ins Gesicht schauen können.”
Grinsend verließ er das Schlafzimmer in Richtung Küche. “Braucht ihr zwei Kaffee?”
Ohne auf die Antwort zu warten, er konnte sich denken, dass Eis oder noch eine Weile ungestörter Zweisamkeit ihnen lieber wären, setzte er den Kaffee an und schaffte es schließlich das Geburtstagkind ohne größeren Aufwand aus der Wohnung zu buxieren und ihn den Tag über zu beschäftigen.
Er hoffte nur inständig, dass Jo es auf die Reihe bekommen würde.

Als Daniel und Aleks die Wohnung verlassen hatte und Joel endlich alleine war stöhnte er genervt und frustriert auf. Wäre er nicht auf Aleksanders Hilfe angewiesen, dann hätte er ihn zu gerne geschlagen.
Unangenehm drückte sein Problem gegen die Matratze des Bettes.
Jo hasste dieses Bett. Es war zu hart und er schlief darauf schlecht. Mehr als einmal tat ihm hier drin der Rücken weh. Doch das konnte er Daniel schlecht unter die Nase reiben, oder?
Aufseufzend wälzte er sich auf den Rücken, starrte erst zur Decke dann auf seinen Unterleib.
“Muss ich mich wohl selbst um dich kümmern, hm?” Etwas schwerfällig erhob er sich vom Bett und verschwand ins Bad, jedoch nicht ohne dem Computer, der mächtig viel Platz im Zimmer einnahm einen bösen Blick zuzuwerfen.
Das Ding hasste er auch.
Gut, nicht das Ding an sich, sondern eher die Anziehungskraft die es auf Daniel ausübte.
Tse.
Wenn Aleks glaubte Daniel wäre wegen Joel so fertig gewesen am Abend, dann täuschte er sich. Dank diesem ätzenden Spiel, Star-Scheiß oder so, lag er mehr als einmal die Woche frustriert auf Daniels hartem Bett und fragte sich, warum er nicht zuhause geblieben war.
Es ist nur eine Phase, wenn dieser verfluchte Wettbewerb und alles vorbei ist hat sich das auch gegeben, redete er sich jedes Mal wieder ein, obwohl er wusste das es nicht so sein würde. Wenn ein Wettbewerb vorbei war, kamen die Vorrunden für den nächsten oder Training, neue Erweitungen, Events und was nicht sonst noch. Er kannte das von Noel nur zu gut. Dieser gab sich dem Mist auch zu gerne hin.

Unter der Dusche befreite der Blonde sich schließlich von seinem Problem und den Mordgedanken dem Computer gegenüber. Das arme Teil konnte nichts dafür. Der Besitzer war der Übeltäter.
Nach der angenehmen Dusche genehmigte er sich in der Küche einen Kaffee und plünderte den recht karg bestückten Kühlschrank, ehe er sich etwas überzog und schließlich die Wohnung verlief.
Immerhin hatte er wichtige Dinge zu erledigen.
Der Zutritt zu dieser Party verschaffte sich eben nicht von alleine.
Er wollte lieber gar nicht drüber nachdenken, was er hierfür tun musste.

“Wohin bringst du mich denn?”
Keine Reaktion.
“Aleks. Red mit mir.”
Keine Reaktion.
“Hartmann! Du hast den Ganzen Tag geschwiegen warum das ganze hier sein muss.” Vielsagend deutete Daniel, der selbst seine Haare ordentlich zusammen binden musste, auf seinen Anzug. Seit der Beerdigung seiner Uroma vor drei Jahren hatte er so was nicht mehr an. Und er kam sich dämlich vor. So was trugen doch nur feine Schnösel oder Leute auf Beerdigungen eben.
Doch der Angesprochene antwortete noch immer nicht. Sein Freund dürfte bald von alleine merken was das alles sollte.

Spätestens als sie vor dem Partygelände standen und auf einen breit grinsenden Joel trafen, der mindestens genauso sehr in Schale geschmissen war wie die beiden Älteren, fiel es dem Geburtstagskind wie Schuppen von den Augen.
“Was… aber… was?”
“Ja. Schon klar. Alles gute zum Geburtstag du Wortakrobat. Aber schön das dir dein Geschenk gefällt”, lachte der Blonde leise, ehe er Daniel einen kurzen Kuss aufhauchte und die zwei anderen in Richtung Eingang zog.
Lächelnd ließ der Mann an der Tür sie eintreten ohne das sie irgendeine Einladung vorweisen mussten.
“Was musstest du machen um das hier hinzukriegen?”, fragte Aleks als Daniel kurz nicht hinhörte, da er sich staunend im Eingangsbereich umsah, in dem diverse Bilder hingen, die etwas makaber auf seine Begleiter wirkten und deshalb von ihnen keine Beachtung erhielten.
“Glaub mir. DAS willst du nicht wissen.” Mit zaudern dachte er an heute Mittag zurück.
Sein Vater, einer der “Sponsoren” oder besser der Hauptveranstalter dieser furchtbaren Party, hatte nach ewigem Gebettel zwar nachgegeben und versprochen Jo und seine beiden Freunde rein zu bringen, dafür aber auch verlangt, dass der Blonde die nächsten vier Mal, die er darum gebeten wurde auf die Zwillinge Anya und Tanya aufzupassen.
Sicher. Er liebte seine Zwei Schwestern, die Kinder seines Vater und Rita, seiner Stiefmutter, aber viermal Babysitten? Vier ganze Abende lang? Das würde die Hölle werden. Die zwei waren wie ihre Mutter. Hippiekinder durch und durch, was auf die Dauer wirklich nerven konnte.

“Woah, siehst du…”, begeistert sah der Schwarzhaarige sich um. Seine Begleiter tauschten nur einen kurzen Blick. Schwiegen jedoch. Sollte er sich doch über so was hier freuen.
Wenn es ihm Spaß machte.

Aleksanders Blicke schweiften durch den Raum. Er wirkte recht klein, jedoch schien es in den anderen Räumen weiterzugehen. Eine alte Grundschule war wirklich eine seltsame Location für eine Party. Eine seltsame Party mit halb nackten Herren und Damen die Steif wie Statuen auf Tischen Lagen oder mitten im Raum standen.
Lebende Kunstwerke hatte Joel es genannt, als er zur Bar ging um dort für sie ein paar Drinks zu holen.
Der Blonde brauchte dafür jedoch ziemlich lange.
Ob ich mir sorgen machen muss, fragte der brünette sich, der sich nach dem blonden Wuschelkopf umschaute, jedoch nur seinen riesigen Freund fand, der eines der richtigen, nicht lebendigen Kunstwerke musterte.

“Joel wo bleibst du…”, setzte Aleks an, als er den Blonden endlich gefunden hatte, stockte jedoch, als er von der Frau, mit der sich der Blonde gerade unterhielt, angegrinst wurde und sie ihm leicht zuzwinkerte.
“Chris, lass das.” Genervt rollte Jo mit den Augen ehe er dieser Chris in die Seite stieß. “Er ist zu alt für dich. Außerdem würde Tante Grit es bestimmt nicht gutheißen wenn du mit fremden Kerlen flirtest.”
“Ach Grit hin, Grit her. Lass mich doch etwas deinen Süßen verunsichern”, lachte die Angesprochene, wenn auch etwas verhalten, da die Farbe in ihrem Gesicht, sonst begonnen hätte zu bröckeln.
“Er ist nicht mein Süßer. Sondern der Freund von ebendiesem.”
Noch etwas wollte Chris erwidern, wurde jedoch plötzlich stock steif und rührte sich nicht mehr. Als Joel den verdrießlich schauenden Mann erblickte, dem das alles hier zu verdanken war, wusste er auch warum. Der Kerl hasste es, wenn seine Kunstwerke nicht so blieben wie er sie drapiert hatte, auch wenn er ohne Brille kaum bemerkte wenn sie plötzlich anders dasaßen. Nur bewegen durften sie sich nicht, wenn er in der Nähe war.
Diese Tatsache nutzte der Blonde um sich von seiner Tante zu verabschieden und mit Aleks und den Drinks zu verschwinden. Er liebte seine Familie. Wirklich! Aber zu oft konnte er sie dann doch nicht ertragen.

“Wer…?”, setzte Aleksander verunsichert an und deutete auf die zierliche, rothaarige Frau, die in merkwürdig verrenkter Pose noch immer auf dem Bartresen hockte und von den nächsten Schaulustigen begutachtet wurde.
“Meine Tante Christa. Die Schwester meiner Stiefmutter. Talentlose Zeichnerin, weshalb sie nun tanzt und als Leinwand hinhält”, erklärte Jo kurz angebunden, nicht bereit mehr als nötig zu erzählen.

Das Ganze Gebäude, sowie der Innenhof und der ehemalige Sportplatz fungierten entweder als Galerie oder als Bar. Ersteres konnten sie nach einiger Zeit jedoch nur noch dank Letzterem über sich ergehen lassen.
Warum konnte ein einziger Mensch nur so fasziniert von so skurrilen Dingen sein?
Joel war wirklich kein Banause, aber das hier… war nicht unbedingt die beste Veranstaltung, die sein Vater auf die Beine gestellt hatte. Dennoch war sie heiß begehrt.
“Lass uns tanzen!” Daniel war der einzige der drei, der völlig hin und weg war. Mehr oder weniger dank den drei Cocktails die ihm heftig zugesetzt hatten.
Ohne die Chance sich wehren zu können, wurde der Blonde in die Mitte des Raumes gezogen. Musik, die Jo noch nie gehört hatte flutete den Raum und gab den Takt vor.
Es war angenehm zu tanzen.
Die Menschenmenge zog alles in ihren Bann. Gab die geschmeidigen Bewegungen vor.
Synchrone Bewegungen, die einen in einen unbekannten euphorischen Rausch versetzten.
Doch mit der Zeit begann es in dem blonden Kopf zu drehen, sodass er auf weitere Tanzeinlagen verzichtete und es sich neben Aleks auf einem der XXL-Sessel gemütlich machte.
Den Kopf an dessen Schulter gelehnt und stumm bittend, dass die Erde aufhören würde sich zu drehen.

Drei weitere Cocktails und sie hatten Daniel soweit, dass auch ihm danach war, nach Hause zu gehen.
Weshalb sie sich, eher schlecht als recht, ein Taxi riefen, welches sie nach Hause brachte.


* TicToc- Kesha ... (in meinem kopf passte es besser dazu als jetzt)
-andere titel werden gerne angenommen-

Wieder etwas langatmig...
aber ich wollte es nicht teilen, da ich keine gute Stelle gefunden hab.

Ich hoffe ihr seid nicht zu enttäuscht von der doch recht kurzen szene zwischen Daniel und Jo.

Irgendwann gibt es mehr davon...

Wer wissen will wann es weiter geht kann mir am besten ne Freundschaftsanfrage senden. ist für mich einfacher euch bescheid zu geben.

Last Friday Night*



Im Dämmerzustand merkte er schon, wie sehr sein Kopf hämmerte. Trinkfest war er noch nie gewesen, doch heute war es schlimmer als sonst. Er wusste nicht mehr, warum ihm der Schädel so drückte.
Ein vereinzelter Sonnenstrahl drang durch die Vorhänge an seinem Fenster, doch bemerkte Aleks diesen nicht. Er wollte die Augen nicht aufschlagen. Er wusste, dass dieses monotone Hämmern in seinem Kopf nur noch schlimmer werden würde, sobald er richtig wach war.
Außerdem war die Wärmequelle neben ihm zu angenehm. Und sie roch so gut…
Moment, Wärmequelle?
Was war gestern Abend gewesen?
Aleks war für einen Moment versucht die Augen zu öffnen, doch er ließ es sein.
Zu angenehm fühlte es sich an, an den anderen, weichen Körper heranzurutschen. Sein Arm schlich sich fast automatisch um den zierlichen Körper seiner Gesellschaft.
Hatte er gestern Abend jemanden gefunden der ihm gefallen hatte? Er war sich nicht sicher, aber es musste so sein. Wie sonst hätte er dieses gut duftende Mädel neben sich gehabt.
Ein leichtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, während er die Nase am Hals der Unbekannten vergräbt.
Zarte, warme Haut schmiegte sich an ihn. Kurze, weiche Haare kitzelten seine Nase und dieser Duft… irgendwie kam ihm dieses Parfüm bekannt vor. Süßlich roch es, etwas fruchtig vielleicht wenn man genau darauf achtete.
Ein leichtes kribbeln machte sich in seinem Bauch breit, wanderte ganz langsam jedoch in untere Regionen.
Aleks’ Finger strichen unbewusst über den Flachen Bauch, spielte kurz mit den kleinen Metallkullern am Bauchnabel- eigentlich mochte er gepiercte Frauen nicht, aber eine Ausnahme bestätigte die Regel, nicht?- ehe sie höher wanderten und…
Kurz stockte der Brünette. Verstört tastete seine Hand weiter über den Oberkörper der anderen, doch da war nichts.
Die meisten seiner Liebschaften waren obenrum nicht sehr gut bestückt gewesen, das stimmte, aber so flach…
Ein erschreckender Gedanke durchfuhr ihn. Was wenn…
Das leise Seufzen der Unbekannten gab ihm den Rest.
Es klang zu tief. Viel zu tief. Nicht ansatzweise weiblich.

Verflogen war der Wunsch weiter zu schlafen. Verflogen war das Wissen, dass der Schmerz zuschlagen würde sobald er die Augen aufschlug.
Während er sich von dem warmen Körper weg schob rissen sich seine Augen fast von alleine auf.
Schmerz durchzog ihn, nahm ihm kurz die Sicht.
Ohne sich auf einen Punkt fixieren zu können huschte sein Blick über den fremden Körper.
Zu flach… nicht einmal mit viel Fantasie konnte Aleks sich einreden, das eine Frau neben ihm lag, besonders nicht nachdem sein Blick nach unten glitt und er sich wirklich nichts mehr an seinem gegenüber weiblich reden konnte.
Ein Kerl…
Er war mit einem Kerl im Bett gelandet.
Und dann auch noch mit… ihm. Grüne Augen sahen ihm direkt in die eigenen.
Ein zittern durchfuhr ihn. Das konnte nicht sein.
Das konnte er nicht getan haben.
Übelkeit kroch in ihm hoch und bahnte sich ihren Weg ins Freie. Beinahe automatisch trugen ihn seine Beine ins Bad.

Der Geschmack der Drinks von gestern brannten ihm auf der Zunge, während er wie ein Häufchen Elend über der weißen Schüssel hing.
Ob die Übelkeit nur am Alkohol lag? Der Brünette zweifelte daran.

“Scheiße…”, murmelte er leise, nachdem sein Magen leer zu sein schien und er versuchte den Geschmack von Erbrochenem aus dem Mund zu bekommen.
Den Kerl in seinem Bett versuchte er einfach zu verdrängen.
Wie konnte das nur passieren?
Was war überhaupt passiert?
Vielleicht hatten sie nur…
“Scheiße…”, fluchte er erneut. Es war absurd. Natürlich hatten sie nicht nur was auch immer gemacht. Sie waren nackt, sie waren dich aneinander gekuschelt und diese Augen. Der Andere wusste genau was passiert war und dieser Blick… Er hatte es ihm gezeigt.

Auf wackligen Beinen begab er sich zurück, sah gerade noch wie der Blonde sich anzog und ihm einen weiteren Blick zuwarf.
Ohne ein Wort zu sagen verließ er das Schlafzimmer, ließ Aleks allein und verwirrt zurück.
Aleks sah ihm nach. Erst als die Haustür ins Schloss fiel sackte er in sich zusammen.

Er war mit Daniels Freund im Bett gelandet.
Er hatte es mit dem Freund seines besten Freundes getan.
Er hat mit einem Kerl geschlafen.
Das durfte nicht wahr sein. Das konnte nicht sein. Aleks stand doch immer auf Frauen, auf ihre kleinen süßen Brüste, auf die weichen Hüften… auch wenn Jo eine recht hübsche Rückansicht besaß.
“Wie soll ich das nur Daniel erklären?”, murmelte er zu sich selbst, vergrub das Gesicht im Kissen und begann sich selbst zu hassen.
Was hatte er seinem besten Freund nur angetan?
Könnte er ihm jetzt je wieder unter die Augen treten?
Und was war mit Joel? Würde er so tun als wäre nichts geschehen? Bildete er sich deswegen irgendwas ein?

“Es war nur ein Ausrutscher. Mehr nicht. Ein Aleksander Hartmann ist nicht schwul.”
Aber er trieb es betrunken mit Kerlen die vergeben waren, sicher.
Verzweifelt schrie der junge Mann ins Kissen und hoffte inständig aus diesem Albtraum aufzuwachen.
Warum nur hatte er gestern so viel getrunken?
Warum nur hatte er sich dazu verleiten lassen so etwas zu tun?

Noch immer irritierten ihn die Geschehnisse der letzten Stunden. Nackt wie er war, saß er deshalb in seiner kleinen Küche und hing über seinem, mittlerweile kalten Pott Kaffee.
Er wollte sein Handeln verstehen.
Aber es ging nicht.
Er hat sich nie zu dem Kleinen hingezogen gefühlt.
Und er wusste, wie sehr Daniel an dem Blonden hing.
Sicher, sie hatten sich gut verstanden, aber Aleks hat ihm doch nie irgendwelche Signale ausgesandt, oder?
So verzweifelt konnte sein Körper doch nicht gewesen sein.
Oder doch?
Er wusste es nicht. Und das Hämmern in seinem Schädel, welches sich nicht einmal durch ein starkes Aspirin vertreiben ließ, machte die Sache auch nicht besser.

Also stürzte er sich in seine Arbeit, schob überstunden wo es ging und ignorierte sein Handy und auch sein E-Mailpostfach geflissentlich.
Er wollte nicht mit Daniel konfrontiert werden. Er fand einfach keine Lösung für seine Misere.
Doch nicht einmal seine zum Teil missgelaunten, zum Teil jammernden Patienten und Arbeitskollegen konnten ihn auf andere Gedanken bringen.

Stattdessen träumte er, in den wenigen Stunden Schlaf die er bekam, von dem was vermutlich zwischen ihm und dem Kleinen passiert war.

Genau sechs Tage nach diesem Vorfall reichte es ihm. Dieses Ungewisse trieb ihn in den Wahnsinn.
Außerdem vermisste er seinen besten Freund. So ein kleiner Blonder Kerl, der nicht mal reumütig geschaut hatte als er schweigend verschwand, konnte sie doch nicht auseinander reißen, oder?
Er betete dafür, als er unangemeldet vor Daniels Wohnungstür stand und wartete, das man ihm, nach seinem nervösen Klingeln, öffnen würde

Erstaunt sah der Schwarzhaarige, sich seinem Freund gegenüber.
“Aleks?” Etwas irritiert, hatte der Andere sich die ganze Woche über nicht gemeldet, musterte er den Kleineren. “Was machst du hier?” Es kam hin und wieder einmal vor, dass der Brünette so unter Stress stand, dass er sich manchmal Wochenlang nicht meldete, Diese Woche nahm Daniel an, war es genauso. Doch das plötzliche Auftauchen ließ ihn stutzig werden.
“Ich…”, setzte dieser an, zögerte jedoch und folgte der Aufforderung des anderen doch hereinzukommen.
Was er dort jedoch zu Gesicht bekam ließ ihn die Fassung verlieren. Nur für einen Moment.

Auf dem breiten Bett lag ein gewisser blonder Kerl, der ihn nur knapp ansah als er eintrat, jedoch sonst keine Regung zeigte, sondern wieder in sein Buch sah und etwas auf einen Block kritzelte.
Wie konnte der da einfach so ruhig liegen? Und das auch noch halb nackt und offensichtlich frisch geduscht?
Aleks verstand die Welt nicht mehr.
Daniel würde das doch bestimmt nicht zulassen, wenn Joel ihm das ganze erzählt hätte. So etwas ließ er doch nicht mit sich machen.
Aber…
“Ich kann es doch nicht einfach so stehen lassen…” murmelte der Brünette leise vor sich hin, ohne es wirklich zu merken.
“Was?”
“Hm?”
“Was hast du gesagt?”
“Ich? Gar nichts…”
Daniel warf ihm einen skeptischen Blick zu, beließ es jedoch dabei. Der andere würde schon reden wenn es wichtig war.

“Kaffee?”
Dankend lehnte Aleksander ab, hatte keine Minute später dennoch einen dampfenden Becher vor sich stehen.
Immer wieder glitt sein Blick ins Nachbarzimmer, doch mehr als ein paar dünne Beinchen bekam er nicht zu sehen.
“Und jetzt spuck es aus. Was ist los? Sonst verhältst du dich nie so.”
Ertappt sah der angesprochene zu seinem besten Freund, welcher sich ebenfalls mit einem Kaffee bewaffnet an den Küchentisch setzte.
“Ich…” Nervös begann er an der Unterlippe zu kauen und gedankenverloren in das schwarze Gebräu zu starren. Wie sollte er das dem anderen nur beibringen?
Er wollte ihn nicht als Freund verlieren.
Und er wollte sich bestimmt keine einfangen.
Wenn jemand zuschlagen konnte dann Daniel, mit seinen Muckis war das ja auch nicht schwer.
“Nach deinem Geburtstag da…”, versuchte er es erneut, fand jedoch noch immer nicht die richtigen Worte.
Aufgeregt kratzten Aleks’ Fingernägel über die Oberfläche der blauen Tasse.
Wie tat man so was?
“Ich hab… wir… du… wir haben…”
“Willst du mir sagen das du mit Jo im bett gelandet bist?”
“Genau… was?!” Erschrocken weiteten sich grüne Augen. Woher wusste Daniel das nur?
Und warum saß Aleks’ Kopf immer noch auf seinen Schultern? Träumte er mal wieder? Oh Gott, das war aber ein beschissener Traum. Konnte er nicht vom Strand träumen? Mit hübschen Mädels?
Vermutlich nicht.
“Woher… aber… woher?!” Der Brünette konnte es nicht ganz begreifen.
“Der Kleine hat es mir erzählt.” Klärte Daniel schließlich seinen Freund auf, nachdem er sich lange genug über dessen stammeln amüsiert hatte.
“Aber… Warum steh ich dann noch hier und er…” Vielsagend deutete er nach nebenan, was den Schwarzhaarigen erneut amüsierte.
“ER hat erstens einen Namen und zweitens zwei Geschwister die in die Pubertät kommen bzw. einen Bruder der es noch nicht geschafft haben sie hinter sich zu lassen.”
Das plötzliche ertönen der Stimme des Kleinen ließ Aleks zusammenfahren. Doch ehe der reagieren konnte war Jo bereits wieder mit einer Flasche Cola nach nebenan verschwunden.

“Er kam am Sonntag zu mir und hat gebeichtet. Eigentlich dachte ich, dass ich ausrasten müsste… aber…” Ein Seufzen durchbrach die Erklärung Daniels. “Vielleicht haben wir nicht zusammen gepasst. Auf jeden Falls haben wir uns nicht gehasst danach, weshalb er sich seit Mittwoch hier einquartiert hat. Zuhause kommt er wohl nicht zum lernen.”
Schweigend hatte Aleks sich die ganze Erklärung angehört. Fast eine halbe Stunde brauchte sein Freund für alle Details.
“Das heißt du…” - “Keine Bange, ich hass dich schon nicht. Ich kenn dich schon ewig. Und genauso lange bist du mein bester Freund. Glaubst du so was bringt uns auseinander?” Kopfschüttelnd hefteten Daniels dunkle Augen sich auf Aleks. Die Skepsis machte jedoch recht schnell Erheiterung platz. “Auch wenn es doch ungewohnt ist, dass DU was mit neu Kerl hast, Mr. Weiberheld.” Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem breiten Grinsen.
Auch Jo musste sich ein Lachen verkneifen. Von seinem Platz aus bekam er jedes Wort mit, leider schienen die anderen das nicht zu bedenken oder zu bemerken.
“Und warum verschweigst du mir so was bitte? Normalerweise hättest du am Sonntag angekrochen kommen müssen. Nicht er!” Gespielt schlug Daniel gegen die Schulter seines Freundes, welcher nicht behaupten konnte, dass zimperlich oder vorsichtig mit ihm umgesprungen wurde. Denn trotz das der andere es nicht böse meinte, hatte er dennoch einen ziemlich festen Schlag.
Ob Daniel ihn doch hasste? Seine Schulter würde doch bestimmt blau werden. Darauf würde Aleks Wetten, wenn es hier nicht um seine Gesundheit ging.



* Last Friday Night- Katy Perry

obwohl es eigentlich eher das letzte wochenende und nicht der letzte Freitag war.
Aber ich fand es passt zu Aleks' Erinnerungen.

Ist noch nicht korrekturgelesen...

Wer ne Info mag: Freundschaftsanfrage schicken
...
weil wenns irgendwann mehr leser werden hab ich keinen nerv alles doppelt und dreifach zu schreiben.

Schöne Adventszeit euch allen.


Think of Me*




Kapitel 5: Think of me *Das Phantom der Oper*

Die Oberschwester redete unentwegt auf ihn ein, doch er hörte kaum zu. Bemerkte nicht einmal, dass die alte Meckerkuh mit ihm sprach. Zu sehr war Aleks in Gedanken versunken.
Unliebsame Gedanken.
Warum konnte er nur nicht aufhören an die Nacht zu denken? Oder an das, was da gewesen sein könnte, auch wenn er sich nicht erinnerte. Seine Fantasie blühte bei diesen Gedanken regelrecht auf und machte ihn fertig.
Er war von dieser Vorstellung nicht nur schockiert - er hätte nie gedacht es sich so plastisch vorstellen zu können was zwei Männer so treiben konnten- sondern auch mehr als nur abgelenkt. Einmal hat er der armen Frau Hilbrandt fast die falsche Medizin gegeben. Nur seiner Kollegin Anna war es zu verdanken, dass die arme Frau mit dem gebrochenem Bein ihr Schmerzmittel und nicht das Penicillin für Frau Adam bekommen hatte. Dabei war Frau Hilbrandt doch allergisch gegen das Zeug.
Doch der Ausrutscher interessierte ihn kaum. Das Resultat wäre bestimmt nicht so verheerend gewesen wie Aleksanders Gedanken.

Joel…
Warum ging dieser miese kleine Kerl ihm nicht aus dem Kopf?
Frustriert schob Aleks das Essen der Krankenhauskantine beiseite.
Erst dachte er ja, diese Gedanken kämen, weil er ein schlechtes Gewissen hatte.
Doch Daniel war nicht halb so mitgenommen und sauer wie Aleks vermutet hatte.
Doch woran lag es dann?
War ein eine Art posttraumatische Reaktion auf das Geschehene? Auf sein Unwissen?
Es machte ihn wahnsinnig nicht genau zu wissen was zwischen ihnen gelaufen war. Doch die Blöße geben und den blonden Teufel fragen kam gar nicht in Frage.

“Alles in Ordnung mit dir?”, besorgt sah Anna, die mit ihm Pause machte, ihn an, während sie in ihrem Frikassee pulte und die gummiartigen Pilze beiseite schob. Ihr süßes Äußeres, die kurzen dunkelblonden Haare, die dunkelbraunen Rehaugen und die kleine Stupsnase, verleitete gerne dazu, sie für ein liebes Persönchen zu halten. Dabei war sie eine Furie wenn es drauf ankam. Nicht nur unwillige Patienten spurten wenn sie kaum merklich die Augenbraue hob und ihren Todesblick aufsetzte, sondern auch sämtliche, sonst so überhebliche, Oberärzte.
Wenn Aleks es nicht besser wusste, würde er vermuten sie wäre die heimliche Chefin der Einrichtung. Ihr Vorgesetzter war dummerweise ein griesgrämiger alter Anzugträger, der sich nicht von ihr beeindrucken ließ oder sich einen Dreck um seine Patienten sorgte.
Manchmal fragte Aleks sich, warum der ein Krankenhaus leitete wenn er kein Interesse daran hatte. Am Profit lag es bestimmt nicht.

“Nicht wirklich…”, seufzte der brünette nach einer Weile. Sie würde eh nicht lockerlassen, bis er geredet hatte, auch wenn sie dadurch ihre Pause überziehen mussten und ärger kassieren würden.
“Weil?”
“Privat…” Er musste ja nicht jedem auf die Nase binden, dass er mit dem Freund seines besten Freundes rum gemacht hatte.
Die würden ihn nur für schwul halten.
Das war er doch aber gar nicht!

Er war nicht schwul. Er war nicht schwul. Er war nicht schwul.
Er war GOTTVERDAMMT NOCH MAL NICHT SCHWUL!!!

Doch warum stellten sich sein Kopf und seiner untere Hälfte dann nur gegen ihn?
Jeden! Beschissenen! Morgen!
Frustriert drückte Aleks sich das Kissen aufs Gesicht und stieß einen Schrei aus.
Warum?
Warum tat ihm sein Freund so was an?
Hatte er ihn zu sehr vernachlässigt in letzter Zeit?
War er zu oft und zu lange arbeiten gewesen? Hätte er sich irgendwelche netten Damen mit nach Hause nehmen sollen?
“Scheiße!” Wütend schmiss er das Kissen quer durchs Zimmer und schenkte seinem besten Stück, welcher fröhlich in die Höhe gereckt die Morgensonne genoss, einen bösen Blick.
“Warum reagierst du kleiner Mistkerl auf SOWAS?! Was hab ich dir bitte getan? Ich war immer nett zu dir!”

Er fühlte sich schändlich verraten.
Er fühlte sich mies.
Und er fühlte sich verdammt noch mal extrem verwirrt.
Warum reagierte er nur auf die Bilder, die im Traum durch seinen Kopf spukten?
Gut, wäre die Blondine in seinem Traum ein hübsches Mädel gewesen hätte Aleks sich nicht beschwert, doch das Objekt seiner “Begierde! Musste ja unbedingt ein gewisser Kerl sein, der sich verträumt in seinem bett räkelt und ihm die unmöglichsten Sachen zuflüsterte.

“Ich steh nicht auf Kerle…” Ein verzweifeltes Seufzen entkam seinen Lippen, die Stirn an die kalte Wand der Dusche gelehnt.
Und was wenn doch, schien sein kleiner Freund, völlig unbeeindruckt von dem kalten Wasser, ihn zu verhöhnen.
Dummes Miststück! Irgendwann würde Aleksander sich für diesen Verrat rächen.
Vielleicht…
Wenn der Gedanke mit seinem Penis zu streiten nicht mehr ganz so absurd war…



* Think of Me- aus dem Phantom der Oper

jaaa... zu dem Kapitel sag ich mal nichts weiter...
ich weiß das es kurz ist...
und merkwürdig...

Aber naja...
bald gehts weiter.

Und entschuldigt nochmal, dass es mit dem vorherigen Kapitel ein paar Probemchem gab.



My First Kiss*



Die kalte Milch hinterließ seltsam wirre Spuren im heißen Kaffee, den Daniel ihm gerade eingegossen hatte.
Aleksander hatte es nicht mehr ausgehalten.
Diese ganzen wirren Gedanken, Tagträume und Albträume bei Nacht machten ihn fast wahnsinnig.
Er hat sich seinen Lebtag noch nicht für das eigene Geschlecht interessiert. Gut einmal in der Neunten schon, aber da dachte er auch der Neue aus der Parallelklasse wäre ein Mädel.
Warum nun auf einmal?
Sicher, hässlich war Joel nicht, man konnte auch gut mit ihm lachen, aber sonst war da doch nichts.
Er verstand es einfach nicht.
Vielleicht weiß Daniel Rat, dachte er sich deshalb und stattete diesem deshalb spontan einen Besuch ab.
Glücklicherweise war dieser heute alleine. Den Blonden wollte er heute nicht sehen.
Vermutlich würde ihm das den Rest geben.

“Was treibt dich her, du Arbeitstier?” Einen fragenden Ausdruck im Gesicht, setzte Daniel sich seinem Freund gegenüber; nippte selbst an seinem Kaffee.
“Ich glaub ich dreh langsam durch.”
“Wieso? Hast du dir selbst die Medikamente gespritzt anstatt den Patienten?”
“Nein…”, seufzend fuhr der Brünette sich durch die Haare; ließ die Stirn auf die Tischplatte sinken. “Ich…”
Wie sollte er seinem Freund nur sagen was mit ihm los war?

“Daniel?” Fragend sah der Angesprochene von seiner, mittlerweile dritten, Tasse Kaffee auf. Sein freund hatte bis jetzt geschwiegen und Daniel konnte sich denken, das ihm etwas wichtiges durch den Kopf ging. Er wusste, wenn er ihn in solch einer Situation drängen sollte, dann würde es rein gar nichts bringen.
Also wartete er.
“Hm?”
Erneut zögerte der Brünette, starrte in seinen kalten Kaffee und fasste sich schließlich. Immerhin war er ein Mann, kein verschrecktes Weichei, was sich von irrealen Dingen aus der Bahn werfen ließ!
“Wie hast du rausgefunden das du auch… auf Männer stehst?”
Man sah, dass der Halbaraber schwer an sich halten musste, um seinen Kaffee nicht quer über den Tisch zu prusten.
“Das ich..?”, setzte er an, kämpfte jedoch erneut gegen einen Lachkrampf, eher er sich schließlich fasste. “Willst du das echt wissen? Ich dachte immer deine armen Hetero-Nerven sind zu schwach für so was…”
Schwach nickte Daniels Gegenüber, wenn auch nach kurzem zögern. Eigentlich wäre Aleks schreiend davon gerannt wenn Daniel ihm versucht hätte davon zu erzählen.
Eigentlich war so was wirklich nichts für seine armen Hetero-Nerven.
Eigentlich wachte er aber morgens auch nicht mit solchen Problemen auf wenn er von Kerlen geträumt hatte!
Das eigentlich war also schuld an seiner Situation.
Was würde wohl auf Aleks zukommen? Wollte er wirklich hören was anfiel so getrieben hatte?
NEIN!!!!, schrie es in seinem Kopf, aber er musste es wissen.
“Nun erzähl schon…”
“Schon gut. Lass mich überlegen…” Sein plötzlich gedankenverlorener Blick richtete sich auf die Decke, während Daniel versuchte sich an alle Einzelheiten zu erinnern.

Eigentlich war ich mit Maja verabredet, aber ich hab ihr abgesagt. Schwimmtraining wurde für heute festgelegt. Das war eindeutig wichtiger als diese Nervensäge. Warum traf ich mich eigentlich noch mit ihr?
Vermutlich hat sie eh bald keine Lust mehr, so sauer wie sie heute war als ich ihr abgesagt hab. Oder ich muss sie doch abschießen… aber ich find so was immer so unschön.



“Warte mal”, unterbrach Aleks die Erzählung seines Freundes. “Warst du nicht drei Monate mit Maja zusammen?”
“Ja, ich hab es irgendwie nicht fertig gebracht Schluss zu machen. Aber darum geht’s ja gar nicht. Also Klappe halten und zuhören!”

Ich war einer der letzten heute. Scheiß Busverspätung, aber was erwartete man in den Winterferien?
Hastig zog ich meine Sachen aus und schlüpfte in die Badehose. Hellgrün… ich hasste diese Farbe, aber wenigstens hatte ich darin einen süßen Hintern.
Der Trainer gab den anderen schon Instruktionen, als ich die schön beheizte Schwimmhalle betrat. Zweimal die Woche wurde sie extra für uns gesperrt, dafür ließ der Sponsor aber auch einiges Springen. Zu recht, wenn ich das sagen darf. Einige unserer Schwimmer sind richtig gut. Zwei haben es sogar bis aufs Treppchen bei den deutschen Meisterschaften geschafft.
“Schön das du dich auch entschieden hast zu kommen Amri. Wird ja auch Zeit!”, fuhr der graue Mann um die sechzig mich an. Früher zu DDR-Zeiten war er wohl mal deutscher Meister in irgendwas gewesen. Ich hab mich nie für seine Geschichte interessiert. Nach den Worten: ‘Damals, als ich noch jung war und alles besser…’ schaltete ich ab. Reichte schon wenn ich das von meiner Omi zu hören bekam.
Wenigstens verstand er was er tat, auch wenn wir manchmal sinnlos wirkende Dinge tun mussten; geholfen hat es uns bis jetzt immer.
Zehn Bahnen extra. Nette Strafe. Besser als die vom letzten Mal.
Dachte ich zumindest bis zur siebten Runde.
Ein Krampf hat diesen Gedanken dann jedoch weggeblasen.
Verfluchte Scheiße!
Mühsam begebe ich mich zum Rand, hieve mich aus dem Wasser und versuche meine verkrampften Muskeln zu lockern. Will heute jedoch nicht so recht.
Der Trainer schickt mich mit irgendwem in den Saniraum nebenan. Der Kerl muss wohl neu sein. Hab ihn zumindest noch nie hier gesehen. Kaum älter als ich selbst, etwas schmächtig- vermutlich ein Anfänger- wilde braune Locken, die ihm nass am runden Gesicht anpappen. Und Sommersprossen auf der Nase.

“Bist du neu?”, frage ich den Kerl, als er mich auf die Liege befördert hat und nun beginnt mein Bein zu bearbeiten.
Ein knappes Nicken.
Seine Finger sind warm, für nen Kerl. Er scheint zu wissen was er da macht. Langsam fühlt sich das Bein wieder besser an.
Aber reden könnte der schon mit mir…
“Bist du stumm oder schüchtern?”
Kurz sieht er auf, lacht leise und wendet sich schließlich wieder meinem Bein zu.
“Weder noch”, lässt er sich dann doch dazu herab mir zu antworten. Klingt gar nicht so jung wie er aussieht…
“Ich heiß Phillip im übrigen.”
“Daniel.”
“Ich weiß…”
Verwirrt sehe ich ihn an. Hatte ich mich dem Kerl schon vorgestellt? Wohl kaum.
“Man redet über dich”, erklärt er sich schlicht, als er meinen Blick bemerkt.
“Und eigentlich dachte ich… sie übertreiben…”
Übertreiben?
Nun war ich wirklich verwirrt. Wovon spricht der Kerl?
Doch ehe ich fragen kann, was genau er da laberte, drückt er mich auf die Liege und setzt sich auf meine Beine.
“Was…?”
War ich hier in einem schlechten Porno oder warum fasste der Typ mir DAHIN?
Sollte ich jetzt hysterisch werden?
Oder ihm eine reinhauen?
Oder ihn einfach machen lassen? Absurder Gedanke, aber …
“Könntest du das lassen?” Ihn machen zu lassen wäre echt absurd.
“Warum denn?” Ein Grinsen schleicht sich auf sein Gesicht. Seine Hand nimmt er trotzdem nicht da weg. Stattdessen wird er dreister. Warum sind Badehosen auch so klein?
“Ich steh nicht auf Kerle, deshalb.”
“Sicher?” Kurz hielt die Hand inne.
“Ja… irgendwie schon.”
“Hast du es schon getestet?”
Fragte er grade wirklich ob ich es schon getestet hab? Wie ist der denn drauf?
“Nein!”
Scheiße, wenn uns einer hört… oder so sieht!
“Woher weißt du es dann?”
“Ich… ähm…” Hat er mir doch tatsächlich den Wind aus den Segeln genommen. Was antwortete man auf so was? Und vor allem was machte man?
“Weiß nicht…”, gebe ich schließlich zu und fühle wie seine Finger weiter über meinen kleinen Freund wandern.
“Wenns dir nicht gefallen sollte…” Er lässt den Satz unbeendet. Er weiß jetzt schon, dass ich ihn vermutlich nicht abhalten würde. Allein der Gedanke was er tun wird…
Meine Mutter würde ausrasten.
Meine Kumpels auch.
Vielleicht gefiel mir deshalb der Gedanke gerade richtig gut.
Unsanft reißt er mich aus meinen Gedanken. Seine Zähne graben sich in meinen Bauch, wandern schließlich tiefer. Ungeduldig zerrt er an dem dünnen Stoff; einen Moment hab ich geglaubt er zerreißt sie einfach. Seine Zunge ist rau, aber sie verursacht ein angenehmes kribbeln als sie weiter nach unten wandert.
Maja kriegt so was nicht hin…
Bei diesem Phillip muss ich mir nicht mal jemand anderen vorstellen.



“Daniel, bitte. Keine weiteren Details. Bitte! Ich bereu meine Frage schon.” Aleksanders Gesicht hatte eine ungesunde Farbe angenommen, wechselte permanent zwischen kreidebleich und krebsrot.
Ob es etwas brachte sich die Ohren zuzuhalten?
“Zu schade. Dabei kommt erst noch der lustige Teil. Phil ist echt abgegangen. Total genial. Hätte man einem spießigen Referendar gar nicht zugetraut.”
“Referendar?”
“Willst du die Geschichte nun doch bis zum ende hören oder nicht?”
“Du wirst die ganzen schweinischen Sachen nicht auslassen, oder?” Aleks wusste jetzt schon, dass dem so war und brauchte deshalb nicht einmal auf Daniels Grinsen zu warten.
“Gut. Erzähls. Vielleicht bringt mich das auf normale Gedanken.”

Den Rest des Trainings verbrachte im am Beckenrand. Phil hatte mich fertig gemacht. Er war wie ein ausgehungertes Tier. Aber gut. Zum gluck fragte niemand was mit mir los war. Wäre vielleicht etwas unangenehm geworden.
Vielleicht.
Auch wenn ich bezweifelte, dass sich irgendwer mit mir anlegen würde.

“Soll ich sich nach Hause fahren?”
Ich hielt in der Bewegung inne. Gerade wollte ich zum Bus gehen, als mir Phillip nachrief.
“Kannst du so was schon?” Skeptisch mustere ich ihn. Volljährig war der doch bestimmt nicht, aber er wedelte eindeutig mit einem Autoschlüssel vor meiner Nase herum, nicht mit einem Fahrradhelm.
Kurzerhand nickte ich und stieg in seinen kleinen Ford.
“Wie alt bist du eigentlich?”
Über seine Brille hinweg, die er wohl zum Autofahren braucht, sieht der andere mich an. Das 25 als Antwort haut mich eindeutig aus den Latschen.
DER? Dieser Hänfling? Der Sollte fast acht Jahre älter sein als ich?
Heilige Scheiße…

In den Ferien haben wir uns noch ein paar mal getroffen. Meistens nach dem Schwimmtraining, jetzt da die Schule wieder anfängt wird das wohl flachfallen. Dann kann ich nur noch Donnerstags und Samstags gehen. Da ist er nie da.
Aber auch egal.
Hab ja eigentlich auch die Klette hier neben mir. Genervt sehe ich zu Maja, die seit einer halben Stunde unaufhaltsam auf mich einquatscht, ohne zu bemerken, dass sie mir damit gewaltig auf den Zeiger geht. Was interessiert mich auch was sie in den Ferien gemacht hat? Weibersachen halt. Nichts von Interesse.
“Ich muss dann mal”, unterbreche ich einfach ihren Wortschwall als ich Aleks den Schulhof betreten sehe.
“Was? Ich red grad mit dir. Was bist du bitte für ein Freund?” Gereizt fährt sie mich an, doch ich zucke kaum mit der Wimper. Was fand ich an der nur?
Ich weiß es echt nicht mehr. Vielleicht hab ich damals einfach nur zu viel getrunken damals.
“Wenn du mich so scheiße findest das such dir nen anderen. Du quatschst eh zu viel. Und dein Haarschnitt ist im übrigen auch ätzend. Für das Ding hätte ich den Frisör verklagt und keine hundert Euro bezahlt.”
Wow, ich hatte doch zugehört. Vermutlich hat sie aber auch mit diesem Ding da auf ihrem Kopf gleich zu beginn der Quasselei angegeben. Ihre Haare sahen aus wie… ich weiß nicht. Ein undefinierbares Tier das in einen Schredder gekommen ist, mit Klebstoff und einer Zeitbombe wieder zusammen gesetzt wurde und mit viel Glitzerspray fixiert wurde.
“Das ist doch…”, mit hochroten Wangen- ich glaub die explodiert gleich, und einem irren Blick sieht sie mich an. Im nächsten Moment hab ich mir eine eingefangen und sie stapft wütend davon.
Gut… Nun ist wohl Schluss mit Maja. Hätte es mir schlimmer vorgestellt.
Mit schmerzender Wange geselle ich mich zu meinem Freund. Sollte ich ihm von der Trennung erzählen? Vielleicht…
Sollte ich ihm von der Sache mit Phil erzählen?
Ich überlege einen Moment, mustere den anderen von der Seite her und beschließe ein klares: NIEMALS!
Nicht in der Schule. Er würde ausrasten… oder?
Erstmal schaun was noch alles passiert. Vielleicht funktioniert es ja bei anderen Kerlen gar nicht…

Gelangweilt machten wir uns auf der Schulbank breit.
Wir hatten, da Steve die Klasse wiederholen musste, die ganze letzte Reihe für uns.
Hier hinten konnte man meistens gut… schlafen. Aber auch dabei erwischt werden. Auf die Streber in der ersten Reihe achtete eh keiner… eigentlich sollten wir uns mal dort hinsetzen, aber dann könnte man nicht mehr über die Lehrer herziehen.
Ach das war alles so kompliziert.
Und besser wird es auch nicht, da Phil ohne Vorwarnung das Klassenzimmer betritt, die Geschichtslehrerin im Schlepptau. War der Schüler hier? Nee, oder? So alt wie der war. Außer er hat damit gelogen, aber warum?
Und warum stellt die alte Schrulle ihn als Herr Buchmann den neuen Referendaren vor?
Oh, scheiße. Ich hab nen fast-Lehrer flachgelegt. Mehr als einmal. Und das auch noch richtig gut…
Er hat aber auch nen süßen kleinen Arsch… oh Mist, woran denk ich. Blut bleib oben. Da unten hast du momentan nichts verloren. Komm zurück. ZURÜCK sag ich dir! Denk an deine Omi und den letzten Sommerurlaub mit ihr. Ohja, ihr Tigerbikini ist echt ein Killer. Ob der da unten je wieder funktionieren wird nach dem Schock?
Hoffentlich.
Immerhin seh ich Phillip ja nun doch öfter als gedacht.
Aber so wie der grade guckt als sein Blick an mir hängen bleibt.
Au weia.

Keine Ahnung wie ich ihn dazu gebracht habe, aber wir stecken im Putzschrank im zweiten Stock.
Eigentlich wollte ich ja nur reden… aber irgendwie… ich bin mittlerweile fünf Minuten zu spät zum Unterricht dran. Das ein bisschen rummachen aber auch so ausarten kann.
Verstohlen seh ich mich auf dem Gang um.
Alles ruhig.
Gut!
Hastig richte ich mir meine Sachen, schnappe mir meinen Rucksack und begeb mich unwillig zum Physikunterricht.

“Du weißt, dass das so nicht lange gut geht, oder?”
Fragend sah ich von meinem Fahrradschloss auf. Phil fuhr das blaue neben meinem. Warum er nicht das Auto nahm? Keine Ahnung. Vielleicht weil er Sportlehrer werden will; um uns ein gutes Vorbild zu sein; vielleicht ist die Karre aber auch einfach nur hinüber. Oh ja… gut möglich. Was wir da vorige Woche drin angestellt hatten. Ich als Auto hätte da auch den Geist aufgegeben. Oh nein. Denk an den Tigerbikini.
“Wieso? Solange uns keiner erwischt ist doch alles in Ordnung”, erwidere ich schlicht ehe ich das Schloss endlich lösen kann und in meinem Rucksack verstaue.
“Aber was wenn uns wer sieht?”
So ein Schisser…
Ich verdrehe die Augen. Muss ich ihm wirklich antworten?
“Dann meckert der Direx halt ein bisschen, ich darf mal wieder nachsitzen und du… weiß nicht… wirst schräg angeschaut oder so. Ich wurde noch nie mit ‘neu männlichen Lehrkörper erwischt… oder mit irgendeinem Lehrkörper… die sind hier alle viel zu alt…”

Es hat mich viel Überzeugungsarbeit gekostet ihn von seiner Meinung abzubringen. So war wenigstens ein bisschen rumknutschen drin wenn keiner da war. Für mehr war in den kurzen Pausen nie Zeit. Schöner Dreck aber auch.

Sport mach ich eigentlich ganz gerne. Eines der weniger Einserfächer, neben Bio die ich hab. So was liegt mir einfach mehr als Mathe oder Französisch oder Geschichte.
Allein bei der Vorstellung so viele Jahreszahlen lernen zu müssen sträuben sich mir die Nackenhaare.
Heute mag ich es nicht. Überhaupt nicht. Unser Sportlehrer war krank. Wir mussten deshalb mit den Mädels zusammen machen. Deren Sportlehrerin war der Teufel persönlich. Haare auf den Zähnen und absolut fies.
Wegen der darf ich heute alles abbauen, nur weil Heiko meinen Ball abgekriegt hat.
Kann ich doch nichts für wenn der so blöd dasteht und deswegen K.O. geht.

Grade versuche ich das Netz zusammen zu rollen, was mir nur mittelmäßig schlecht gelingt, als eine Stimme mich aufsehen lässt.
Da Sport unsere letzte Stunde ist, sind eigentlich alle schon weg. Demnach bin ich auch etwas erstaunt Hilfe zu bekommen.
Von einem blonden, super-sexy Sporthosen tragenden Schnuckel.
Das zog er doch mit Absicht an.
“Brauchst du eine helfende Hand Amri?”
“Von dir? Immer!” Nachdem ich mich kurz umgesehen hatte zog ich ihn Grinsend in den Geräteraum. Ehe er protestieren kann dränge ich ihn dort gegen die Wand und gebe seinem Mund eine andere Beschäftigung als reden.
“So war das aber nicht gemeint”, brummt er dennoch leise. “Wir haben eigentlich keine Zeit für so was. In ner halben Stunde haben wir Konferenz.”
“Und? In ner halben Stunde sind wir fertig…”
“Schon”, stimmt er zu, schiebt mich dennoch von sich. “Aber danach bin ich eingesaut und brauch mindestens genauso lange um sauber zu werden.”
Okay, guter Einwand, aber das lass ich trotzdem nicht durchgehe. Sag ich ihm auch so.
“Wirst du auch müssen, obwohl der Anblick deiner süßen Rückansicht schon schwer zu schaffen gemacht hat gerade eben.”
Da kommt mir doch glatt eine Idee, keine gute wie ich vermute, aber ich bin läufig wie ein Hündin und würde so ziemlich alles in kauf nehmen.
“Wird ich nicht. Falls du es in einer halben Stunde auch hinkriegen würdest. Ich hab schließlich Zeit mich sauber zu machen.” Schnurrend schmuse ich mich an ihn. Scheine ihn grade aus der Fassung gebracht zu ´haben.
Oh man, so wird das aber nichts.
Bestimmt greife ich in seine Sporthose, streiche fordernd über seine Körpermitte, die sich mir willig entgegen bewegt.
Na wenigstens ein Körperteil, das weiß was es will; der Kopf kriegt es ja nicht hin.

Schnell weichen unsere Hosen und kurz darauf werde ich gegen den kleineren der Sprungkästen gedrückt.
Geschickte Hände wandern über meinen Hintern, doch langsam kommen mir Zweifel.
Wollte ich das wirklich? Anders rum war es ja okay, aber ich in der Frauenrolle? Ging das gut?
Seine Finger fühlten sich definitiv merkwürdig an. Als müsste ich aufs Klo. Widerliche Vorstellung; wie konnte Phil da nur so dermaßen abgehen?
Es wird auch nicht besser als die Finger durch etwas anderes ersetzt werden.
Oh scheiße nimm das Ding da weg.
Nimmeswegnimmeswegnimmesweg…
Unsanft kralle ich mich in den festen Überzug des Kastens, versuche ein leises Wimmern zu unterdrücken.
Ein Kerl wimmert nicht!
Gut, normalerweise hat er auch nichts im Hintern stecken.

Grade will ich den anderen angehen, dass er aufhören soll, da streift er irgendwas in mir und ich glaub ich muss sterben.
Gott, nimm ihn ja nicht raus. Mach ruhig weiter…
Seufzend beweg ich mich ihm entgegen. Deshalb ging er wohl so ab…



“DANIEL!”
Mit hochroten Kopf unterbricht Aleksander die Erzählung seines Freundes von neuem.
“Ich wollte wissen wie du herausgefunden hast, dass du auf Kerle stehst und nicht wie dein erstes Mal war und das auch noch in der Schule!”
Er wollte gerade im Erdboden versinken, so peinlich war es ihm. Es gab Dinge die wollte er nicht einmal von seinem besten Freund wissen.
“Aber deswegen steh ich ja eigentlich auf Kerle. Frauen können so was nicht…”

“Aber ich hab ja gar nicht zu ende erzählt… also…”, setzte Daniel an, wurde jedoch unterbrochen.
“Kurzfassung bitte. Ohne irgendwelche Fick-Details okay?” bei dem Gedanken an den Referendar aus der elften Klasse lief ihm ein Schauer über den Rücken. Der Kerl und Daniel. Im Geräteraum. So abartig…
“Langweiler…”, murrte der Schwarzhaarige, hielt sich jedoch an die Vorgabe der Kurzfassung und der Jugendfreundlichkeit.
“Dann kamst du reingeplatzt, Phil ist nervös geworden deswegen, hatte schiss das uns mal wer erwischt und er Ärger kriegt. Er hat gemeint ich klammere zu sehr- was im übrigen totaler Quatsch ist, ich war nur Hormongesteuert!- und ist schließlich an eine Schule in Hannover gewechselt und ich hab ihn nie wieder gesehen.”
Erleichtert das wirklich nichts Intimes mehr kam atmete Aleks auf. “Warte… ich bin reingeplatzt?”
Daran würde Aleks sich doch erinnern, oder nicht?
“Ja, wir waren grad fertig da bist du in die Turnhalle gekommen und hast mich gesucht. Wolltest wohl auf mich warten und hast dich gewundert wo ich so lange geblieben bin….”
Ach richtig, jetzt erinnerte der Brünette sich. Am Tag danach war Daniel sehr seltsam gewesen. Konnte nie richtig ruhig auf seinem Stuhl sitzen bleiben.
Jetzt wusste er auch warum.

“Willst du es testen?”
“Testen?” Fragend wandert Aleksanders’ Augenbraue nach oben. Er war gerade in Gedanken versunken. Deshalb verstand er nicht ganz, was der andere eigentlich wollte.
“Naja, ob Kerle auch was für dich wären.” Klärte Daniel seinen Freund auf, der plötzlich wieder reichlich blass wird.
“Aber du bist mein bester Freund. Das geht doch nicht…”
Lachend winkt der größere der beiden ab. So meinte er das schließlich gar nicht.
“Nicht an mir. Aber ich kenn da einen süßen blonden Singel, der diverses Interesse hegt…”, vielsagend grinst er Aleks an, greift nach seinem Handy und tippt etwas darin ein.



*My fist Kiss - Kesha & 3Oh!3

jaaa... das Kappi wurde etwas länger... zeit mehr von Daniel und... gut hat mir echt spaß gemacht XD

Ich wünsch euch allen Frohe Weihnachten, oder was auch immer ihr feiert, nen guten Rutsch uswusw da ich vor dem Neuen Jahr bestimmt nichts updaten kann...
auch wenn das nächste Kappi recht kurz ist (gehörte eigentlich zu dem hier aber das wäre mir dann ZU lang geworden.

PS: warum daniel so ruhig reagiert als Phil was mit ihm anfäng? ganz einfach... wenn er auch auf Kerle steht ist seine Auswahl größer.
Er siehts nicht so verbissen...

Achja wie immer: wer informier werden will: einfach ne Freundschaftsanfrage stellen.

Call me .. Maybe?



Joels Handynummer.
Daniel hatte sie ihm eingespeichert.
Unsicher starrte Aleks auf das Displays seines Handys. Wie so oft in der letzten Woche.
Er konnte die Nummer des Blonden fast auswendig, aber jedes Mal wenn er kurz davor stand den Kleinen anzurufen machte er einen Rückzieher.
Das war doch alles Schwachsinn.
…er benahm sich so schwachsinnig wie lange nicht mehr. Lag vermutlich alles an diesem kleinen blonden Biest.
Noch zehn Minuten hatte er Mittagspause. Zwei der Stationsschwester machten mit ihm Pause, die anderen waren bereits fertig. Erneut fiel sein Blick auf das Display mit der allzu bekannten Nummer.
Das Gedudel im Radio von wegen Call me Maybe machte die ganze Situation nicht leichter.
Ruf mich vielleicht an. Schwachsinn! Tu es oder tu es nicht!
Selbstsicher nahm er das Gerät in die Hand, drückte die grüne Taste. Er würde es einfach machen. Kein vielleicht! Immerhin war er ein Mann.
Einmal tutete es und er legte auf.
Mist!
Er würde es doch nicht tun, sagte er sich. Hierfür hatte er keine Erklärung, außer das er schiss hatte und das war zu unmännlich um es zuzugeben.

Aber schreiben konnte er.
Schreiben war leicht. Er konnte lange genug überlegen was er sagen wollte, kein Gestammel, kein verräterischer Ton in seiner Stimme.
Ein hoch auf den Erfinder der SMS.

Aleksander brauchte seine komplette Pause um den Satz zu formulieren.
>>Hi, Daniel hat mir deine Nummer gegeben. Wollte nur nachfragen wie es dir geht. Aleks.<<
So ein Mist.
Konnte er das schreiben?
Durfte Daniel die Nummer des anderen einfach rausgeben? Würde er Ärger bekommen wenn nicht?
War nicht sein Problem, aber klang der Rest nicht zu… zu… dämlich?
Doch was sollte er sonst schreiben?
Besser wäre gar nichts. Bevor er die ganze Nachricht jedoch wieder löschen konnte drückte er entschlossen auf ‘senden’ und bereute es im nächsten Moment.
Er hörte sich so verdammt scheiße an. Der Kleine würde ihn doch auslachen.

Oder einfach nicht antworten… Konnte er nicht wenigstens zurück schreiben?
Warum ließ er ihn so zappeln?
Unruhig ging er die Unterlagen eines neuen Patienten durch, begab sich jedoch mehr als einmal zum Schwesternzimmer um nach seinem Handy zu sehen. Heimlich natürlich, da Handys eigentlich ausgeschaltet zu sein haben.
Nichts.
Er hatte ihm vor über einer Stunde geschrieben.
Was wenn er nicht reagieren würde?
Wenn Aleks sich umsonst abmühte irgendwas zu tun?
“Scheiße”, fluchte er unziemlich und packte das Gerät zurück zu seinen Sachen.
Dann würde Jo sich halt nicht melden.
Konnte ihm nur recht sein. Dann würde das ganze vielleicht von alleine aufhören! Aber dann hätte er sich Daniels Geschichte, die ihm mehr als nur peinlich war, umsonst angehört.
Um kurz nach vier hatte Aleks Feierabend. Pünktlich! Wenn das nicht mal ein Wunder ist.
Aber noch immer keine neue Nachricht auf dem Handy, mit Ausnahme dieser furchtbaren Werbenachricht die er ungelesen gelöscht hat.

Hatte er den Kleinen irgendwie verärgert? Oder hatte er gar nicht auf senden gedrückt? Hatte er die falsche Nummer?

Was redete er sich da nur ein. Er hatte gesendet, hatte es drei Mal überprüft. Und die Nummer war garantiert nicht falsch, außer Daniel wollte sich einen Scherz erlauben, was er aber bezweifelte. Aber ob Joel sauer war, das konnte er nicht genau sagen.
Aber er hatte doch nichts falsch gemacht.
Außer mit ihm geschlafen obwohl er selbst nicht schwul und Jo vergeben war.
Ob er so schlecht war?
Augenblicklich schoss ihm das Blut in den Kopf. Woran dachte er nur? Es konnte ihm doch egal sein ob er gut war, oder nicht.
Erhoffte er sich etwas bei dem Kleinen?
Vermutlich, warum sonst würde er ihm schreiben und ungeduldig wie ein verliebter Teenager warten.

Joel würde nicht mehr antworten, dass war Aleksander klar. Es war bereits nach 21 Uhr. Er fühlte sich seltsam.
Fast schon erschrocken zuckte er zusammen, als der SMS-Ton des Handys neben ihm losschrillte.

>>He, sorry. Hatte Stress. Babysitten. Dürfte auch beantworten wie es mir geht. Wie kommts das du dich meldest? Ist was passiert?<<

Passiert war definitiv etwas, nur wollte der brünette sich das nicht eingestehen. Doch warum sonst sollte er sich so über eine Antwort freuen.
Aber war das mit dem Babysitten vielleicht eine Ausrede? Wozu brauchte der Blonde eine Ausrede? Das war unlogisch.
An sich selbst zweifelnd schüttelte er den Kopf.
Warum sollte er irgendwas erzählen wenn es nicht stimmte. Jeder hatte schließlich mal Stress.

>>Du Armer. Sehr schlimm? Eigentlich… ich hab keinen wirklichen Grund. Schlimm?<<

Das war gelogen. Er hatte einen Grund. Konnte er den aber sagen? Er glaubte er könnte ganz vielleicht ein bisschen schwul sein und er glaubt es würde an Joel liegen… das klang nicht wirklich nach einem guten Grund. Vor allem da er definitiv nicht schwul war. Nicht mal ein bisschen. Maximal ein ganz winziges bisschen bi, aber auch nur vielleicht!

>>Zwillinge sind Horror, vor allem in dem alter. Sicher? Nein nicht schlimm, nur seltsam.<<

Aleks hasste es SMS zu schreiben. Er kam mit dem Touchscreen einfach nicht klar. Sollte er den anderen anrufen?
Er zögerte, tippte schließlich doch nur eine Nachricht.

>>Glaub ich. Ich komm mit Kindern nicht klar. Schon möglich das es seltsam ist.<<

Mehr wusste er dazu wirklich nicht zu sagen. Klar, dass der andere ihn seltsam fand. Tat er ja gerade selber.

>>Bist etwas Wortkarg heute, kann das sein? Gibt’s wirklich keinen Grund?<<

Ein leises Seufzen verließ seine Lippen, ehe er sich auf selbige biss.

>>Bin nur müde. Und der Grund ist lächerlich. Wird ihn dir auch nicht sagen.<<

>>Ach so. Spielverderber. Aber falls du ihn irgendwann mal loswerden willst: immer raus damit. Und schlaf lieber wenn du müde bist. Ich hau mich auch hin, sonst komm ich morgen nicht raus.<<

>>Schlaf gut.<<

>>Du auch.<<

Hätte er mehr schreiben sollen? Nein. Oder?
Erneut biss er sich auf die Lippen, legte dann jedoch das Telefon beiseite und schlief kurz darauf auf der Couch ein, das Telefon mit der geöffneten SMS in der Hand.

In den nächsten Tagen schrieben sie wieder und wieder SMS miteinander. Auch wenn Schule und arbeit sie etwas hinderten. Langsam tauten die zwei auch auf, die Nachrichten wirkten nicht mehr ganz so steif bis der Blonde sich durchrang den anderen anzurufen.

Etwas erstaunt betrachtet Aleks das Display. Joel rief ihn an. Sollte er rangehen? Urplötzlich wurde er sichtlich nervös. Vergaß sogar sein Essen.
Schließlich jedoch ging er ran.
Was sollte der andere von ihm denken wenn er es nicht tat.
“Hey…”, meldete er sich schlicht. Noch immer mit flauem gefühl im Magen.
“Hey…”, kam es zurück.
Kurze zeit blieb es still zwischen ihnen. Bis Jo sich zusammen riss und weiter sprach.
“Ich fand das Nachrichtenschreiben lästig. Lässt sich nicht so mit den Hausaufgaben vereinbaren. Geht leichter mit Headset.”
“Ach so…”
Erneut breitete sich schweigen zwischen ihnen aus.
“Stör ich dich grade irgendwie? Ich kann auch wieder auflegen…”, kam es leise, etwas unsicher von Jo. Im Hintergrund konnte man ein Buch zuklappen und Blätter rascheln hören.
Dann vertagte er die Hausaufgaben wohl auf später, schoss es durch Aleks’ Kopf und er bekam ein schlechtes Gewissen. Wegen ihm sollte der Kleine nicht die Schule vernachlässigen.

Gott, er ging noch zur Schule. Wie konnte er sich nur irgendwas mit ihm vorstellen? Das war doch…
Joel schien es weniger zu stören. Daniel war immerhin älter als Aleksander. Wenn auch nur ein paar Monate. Und der Blonde war volljährig, wie er ihnen bewiesen hatte, außer sein Ausweis wäre eine Fälschung gewesen.

“Nein, ich… Ist nur irgendwie komisch wieder mit dir zu reden… nach der ganzen Sache…” Leise seufzte der Ältere auf und widmete sich seinen bereits kalten Nudeln. Nur damit er irgendwas zu tun hatte. Der Appetit war ihm gewaltig vergangen.
“Ach darum geht’s. Macht dich das ganze so fertig?”
“Ja… nein… ein bisschen… ich…” erneut zögerte er, gab sich dann jedoch einen Ruck und erzählte seinem Gesprächspartner, zumindest teilweise, warum er sich bei ihm gemeldet hatte. Worum es eigentlich ging.

“Also fassen wir zusammen”, murmelte Joel leise. “Du fantasierst Nachts über mich, weißt nicht was das zu bedeuten hat und willst es nun testen. Richtig?”
Aleks lief tiefrot an.
So hatte er es definitiv nicht ausgedrückt. Vor allem den ersten Teil nicht. So offensichtlich hatte er es auch nicht zugegeben. Aber der Kleine war schlau. Der wusste auch so was er meinte.
“Ja… irgendwie schon.” Kleinlaut und peinlich berührt presste er sich das Kissen aufs Gesicht. Das Essen hatte er mittlerweile aufgegeben. Brachte ja doch nichts.

“Hm.”
“…”
Wie so oft zuvor herrschte einen Moment schweigen.
“Dann…”
“Dann?” Warum fragte Aleks das nur? Er wollte es doch gar nicht wissen. Was würde nun kommen? Ein Lachanfall des Kleinen? Eine eiskalte Abfuhr?
“Dann sollten wir vielleicht mal… was essen gehen oder so.”
Er fiel aus allen Wolken.
Der Kleine wollte was?
“Essen gehen?”
“Ja?”
“So was wie ein Date?”
“Ja. Denke schon. So zum gucken was da sein kann oder was nicht…”
“Okay…”
“Nächsten Freitag? Gegen sieben? Im “Keller”?”
Der Keller war ein ruhige Lokal, etwas abseits der lauten Innenstadt. Ganz nett eigentlich.
“Sicher. Soll ich dich abholen?”
“Treffen wir uns besser da. Ich muss vorher noch was erledigen…”
Damit war es also klar.
Aleks hatte ein Date.
Mit Joel.
Oh verflucht.
Er hatte ein Date! Mit einem Kerl! Was sollte er denn jetzt tun?
Noch mal Daniel um Rat fragen? Besser nicht, noch so eine Fick-Geschichte des anderen brauchte er nicht.



*call me maybe von Carly Rae Jepsen (oder wie die gechrieben wird)
ich hab keine Ahnung ob ich das Lied schrecklich finen soll oder nicht... O.o
Irgendwie passt es auch nicht wirklich... aber ein besseres Lied fiel mir nicht ein.
Das Kappi ist eher ein Filler geworden. (sollte ursprnglich zu dem vorherigen Kappi gehören...)

Es ist nicht sonderlich spektakulär... aber es bringt den Stein ins rollen denk ich.

Und yay ich hab es vor dem neuen Jahr geschafft was zu uploaden!

Ich weiß noch nicht ob ich das neue Kapitel und die folgenden in einem neuen "Buch" uploaden werde... wegen der "übersichtlichkeit", da zu viele seiten doch irgendwie erdrückend sind....
was meint ihr?

Achja wie immer: wer benachrichtigt werden will einfach eine Freundschaftsanfrage senden.

Und erneut: schöne Feiertage!



Impressum

Texte: N.K.-AugustDaemon(@bookrix)
Bildmaterialien: N.K.-Katnip(@animexx)
Tag der Veröffentlichung: 12.11.2012

Alle Rechte vorbehalten

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