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Prolog

Die Nacht war angebrochen, die Dunkelheit legte sich wie ein schemenhafter Schleier auf die große Stadt Ba-Sing-Se und der Mond, so rund und in voller Pracht, beleuchtete die engen Gassen des unteren Ringes. Die mächtige Stadt, so groß wie eine ganze Nation, wurde von etlichen Mauern in Schutz genommen und war undurchdringlich.  Jedes Haus glich dem darauf folgenden und keines sprang aus der Reihe. Alles hatte seine Ordnung in der neu eingenommenen Stadt des Erdkönigreichs. Alles war still und es waren lediglich die Nachtaktiven Tiere in der Ferne zu hören. Der Wind tänzelte durch die Gassen und schlüpfte durch vereinzelte schlitze von Türen, Gittern oder undichten Fenstern, sodass ein leises geheule, als wäre die Stadt von Geistern besessen, zu hören war.

Der junge Mann rannte auf leichten Sohlen durch die engen Wege, war kaum zu erkennen und lies sich vom Wind leiten. Leichtfüßig sprang er über vereinzelte Fässer, die bis oben hin mit frischem Wasser gefüllt waren und sprang mit einer geballten Kraft, dass er sich letzten Endes an einer Regenrinde eines der gleich aussehenden Häuser krallen konnte, von dem morschen Holz ab. Ein leises ächzen entglitt seinen sonst so verschmolzenen Lippen, als er sich auf das grüne Dach hangelte und schließlich wieder aufrecht stand. Seine tief blaue Maske glänzte im Mondschein und die goldenen Augen verschwanden hinter schwarzem Schatten.
Bevor ihn jedoch jemand erkannte, musste er von diesem Dach. Der mysteriös verkleidete Mann beugte sich hinab, streckte eines der langen Beine durch und winkelte das andere an, bis seine Fingerspitzen die Dachlatten berühren konnte. Wie ein professioneller Läufer stand er in den Start Löchern und wartete nur auf den entscheidenen Schuss, der ihm befahl los zu laufen. Entschlossen nickte er sich selber zu und fing an los zu sprinten wie vom Blitz getroffen. Er flog unmenschlich weit von einem zum anderen Haus und landete sicher auf beiden Füßen. Den Schwung nicht verlieren wollend, raste er weiter, lies ein Dach nach dem Anderen hinter sich, bis er an einer Gasse Stimmen vernahm und ins stolpern geriet. Er verhaspelte sich mit seinen Bewegungen, konnte sich jedoch gerade so an der Regenrinne halten. Seine Füße baumelten nur wenige Zentimeter über dem Kopf eines der Wachen, die hier Nachts umher schlichen und für Recht und Ordnung sorgten. Lautlos zog er sich zurück auf das sichere Dach aus Ton und beobachtete, wie die zwei Wachen ein pläuschchen hielten und nichts bemerkten.

"Hast du schon in der Zeitung von diesem mysteriösen blauen Geist gelesen? Er soll anscheinend tatsächlich existieren", tuschelte einer der Männer aus dem Nähkästchen. "Also hatte General Zhao doch recht gehabt." Es war wie der Startschuss zum Angriff. Der heimliche Bandit, tatsächlich existierende blaue Geist, zückte seine Doopelschwerter, dass sie im Licht des Mondes glitzerten und war bereit dort hinab zu springen und den Wachen einen Beweis für seine Existenz zu geben. Mit den Ballen schon über der Rinne überdachte er sein Vorhaben noch ein letztes mal und sprang schließlich hinab. Mit einem schnalzen der Schwerter landete er vor den Männern und ging in Stellung, bereit einen Kampf anzufechten. Erschrocken wichen die Beiden zurück, waren einige Sekunden gelehmt von dem Anblick des blauen Geistes, bis sie verärgert grollten und schnaubten. Einige kleine Handbewegungen und große Steine flogen auf ihn zu, die er jedoch gekonnt mit seinen verlängerten Armen aus bestem Material in kleine Stücke zerbrach.

Er wirbelte herum, lies seine Künste freien Lauf und hatte schon nach wenigen Augenblicken einen der Beiden am Boden festgenagelt. Doch sollte es nicht bei zwei bleiben, als er noch weitere Männer aus der Stube kommen hörte und er sofort auf Sicherheitsabstand ging. Dieses mal hatte er sich deutlich überschätzt, er saß in der Falle und es gab kein Entkommen aus dem Kreis der mächtigen Wachen. Als er seinen Untergang schon besiegelt hatte und die Schwerter gerade senken wollte, kam eine Schlange aus Wasser auf ihn zu. Das Seil aus frischem Nass packte ihn am Bauch, schlang sich fest um seinen schmalen Körper und riss ihn aus der Gefahr in einen Korb voller Heu für die Tiere. Verwirrt schaute er sich um, suchte nach dem geheimnisvollen Retter in der Not und stockte in jener Bewegung, als er sie erblickte. Retterin in der Not hätte eher gepasst.
Dicker Nebel verteilte sich in der von Wachen besetzten Gasse, dass nichts und niemand mehr zu erkennen war. Der gerade davon gekommene Bandit konnte ebenso nichts sehen, hörte lediglich tiefes Geschrei bis einer der Männer aus der Nebelwolke flog. Noch einer und gleich zwei hinterher. Bis kein einziger mehr übrig war und sie wie begossene Pudel in irgendeiner Ecke lagen. Der feuchte Nebel legte sich und eine schemenhafte Person kam auf ihn zu, streckte ihm gutmütig die Hand hin. Das Gesicht wurde von einem großen Hut aus Stroh und einem Schleier artigen Stoff bedeckt. Doch konnte man deutlich erkennen, wie ihre weiße Haut mit merkwürdigen roten Strichen bemalt war. Der blaue Geist nahm die nette Geste an und stand mit ihrer Hilfe auf. So standen sich die beiden geheimnisvollen Personen nun gegenüber. Er, hinter einer Maske eines alten Mystos versteckt, mit gefährlichen Waffen auf dem Rücken und einer Geschichte die ihm keiner abkaufen würde. Sie, von Schleier und Bemalungen geschützt, der Fähigkeit des Wasserbändigens bemächtigt und einer Geschichte, die er gerne erfahren würde.

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Tag der Veröffentlichung: 31.10.2013

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