Das Vorhaben war eigentlich ganz einfach. Man brauchte nur die passenden Kinder und der Rest wurde schon geregelt. Doch niemand hatte berücksichtigt, dass das Ding auch abstürzen könnte. Oder verfahren. Oder irgendetwas anderes.
Das erste Problem begann schon bei der Auswahl der Kinder. Eigentlich mussten sie nur mutig, sportlich und schlau sein. Das Problem war, die Kinder, die schlau, ich meine richtig schlau, sind, waren in den seltensten Fällen sehr sportlich. Umgekehrt das gleiche.
Und doch fanden sich nach langem Suchen die Richtigen.
Bria Armstrong
Joyce Parvinue
Cindy Becks
Amy Garden
Jane Winster
David Forster
Harry Smith
Sam Tailor
Daniel Stillone
Jack Miller
Merkt euch diese Namen gut. Sie werden euch begleiten. All diese Kinder waren noch jung, wirklich jung. Gerade mal sprechen konnten sie, als die NASA eine neue Mission ankündigte: Sie wollen einen entfernten Stern erkunden, der allerdings viele Jahrzehnte weit weg liegt. Am besten geeignet sind Kinder, sportlich und schlau, da sie die einzigen sind, die diese Mission überleben können. Können. Natürlich gibt es immer wieder scheiternde Missionen. Doch einen Versuch war es wert. Es dauete Jahre, bis die passenden Kinder gefunden waren. Ich sagte Kinder. Sie wurden unter extremen Voraussetzungen auf die kommende Mission vorbreitet. Jahrelang standen sie unter Beobachtung, um mehr über sie herauszufinden. Sie durften nur bestimmtes essen, mussten jeden Tag Extremsport leisten. Als Kind. Viele Erwachsene würden nach wenigen Tagen durchdrehen.
Einige schafften dieses Training nicht und es wurden immer wieder neue gesucht, bis die Crew endlich feststand. Der Tag rückte immer näher und sie wurden von ihren Familien getrennt, um nicht zu sehr das große Heimweh zu bekommen. Denn das war im Weltall nicht zu gebrauchen. Im Allgemeinen waren sie recht wenig bei ihren Eltern, damit es nicht allzu schwer fiel.
Bria
"Mum? Wo sind wir?" "Schatz, das weißt du doch. Im Kennedy Space Center. Da wo du immer übst." "Ach ja, genau." Ein kleines Mädchen von sechs Jahren lief mit baumelnden Zöpfen hinter ihrer Mutter her. "Und was machen wir hier?" "Süße, jetzt ist nicht die Zeit, um Fragen zu stellen." Die kleine Bria sah Tränen in den Augen ihrer Mutter, deshalb fragte sie nich weiter. Ihr Kleid flatterte im sachten Wind und ihre Zöpfchen hinterher. Ihre Mutter zog ihren großen Koffer. Wofür, dass hatte sie nicht erfahren.
Sie ging in einen großen Raum, wo sie bereits andere Kinder sah, insgesamt neun an der Zahl. Jeder von ihnen schaute sie an und hatten ebenfalls Koffer bei sich. Allerdings waren ihre Eltern nicht da. "Mum, wer sind diese Kinder hier?" Bria hatte Angst. Nein, keine Angst, die spürte sie schon lange nicht mehr. Es war eher die Neugier. "Und was wollen die hier?" fragte sie weiter. Doch ihre Mutter kniete sich nur zu ihr hin und sah ihr tief in die Augen. "Benimm dich, Süße. Und pass auf dich auf. Ich bin immer bei dir. Hier." Sie drückte der Kleinen einen Stein in die Hand, der eine blau schimmernde Farbe hatte. "Machs gut." Auf einmal kam eine ältere Frau in den Raum und führte ihre Mutter nach draußen. Bria war allein.
Jack
Er zuckte zusammen, als sich die Tür ein weiteres mal öffnete. Die Hoffnung, dass dies seine Eltern waren, diese hatte er schon längst aufgegeben. Stattdessen erschien ein kleines Mädchen. Er musterte sie. Ihre geflochtenen Zöpchen passten perfekt zu ihrem gelben Kleid. Den Koffer, den ihre Mutte zog, war doppelt so groß wie die Kleine selbst. Doch bei Jack war das nicht anders. Das Mädchen blickte ängstlich um sich. Nein, nicht ängstlich, sondern neugierig. Angst spürten sie alle schon lange nicht mehr. Es ist eher die Neugier, die sie hier alle versammeln lässt.
Es sind zehn an der Zahl. Jetzt sind sie vollständig. Natürlich wussten sie, warum sie hier waren. Jedenfalls wusste Jack es. Er atmete tief durch und schloss seine Augen. Er dachte daran, dass er seine Eltern vielleicht nie wieder sehen würde.
Keiner von ihnen.
Dabei sind sie noch Kinder.
Kinder.
Jane
"Wurzel von 10 ist 3,162, Wurzel 20 ist 4,472, Wurzel 30 ist 5,477, Wurzel 40 ist..." Sie wurde von der öffnenden Tür unterbrochen. Jane blickte auf und erblickte ein kleines Mädchen kaum größer als sie selbst. Nichts besonderes. Sie konzentrierte sich weiter auf das Wurzelziehen. Auf einmal kam eine ältere Frau herein und blickte sie alle freundlich an. Mit alle meine ich die Kinder in dem Raum. Sie wurden in einen großen Saal geführt, den sie schon von dem vorherigen Unterricht kannten. Der Unterscheid bestand nur, dass sie diesmal nicht alleine lernten, sondern mit anderen Kindern zusammen. Jane schaute die anderen an. Sie waren, genauso wie sie, aufgeregt. Jane registierte als erstes, dass in dem Saal bereits Ältere auf ihren Plätzen saßen. Die Frau führte sie durch lange Sitzreihen nach vorne. Sie setzten sich hin. Ein älterer Herr kam herein und begrüßte sie. Jetzt fing alles an.
Tag der Veröffentlichung: 09.05.2014
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
ich widme dieses Buch all den zukünftigen Astronauten, um sie zu ermutigen, niemals aufzugeben.