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Chapter 1

Es war September, die bunten Blätter lagen am Boden und bei jedem Schritt hörte man ein Rascheln. Herbst war meine lieblings Jahreszeit, nicht nur weil ich Geburtstag hatte. Gott sei dank, wurde ich endlich 16. Nein, es war auch weil die Schule wieder begann. Ich war kein Nerd oder so. Nein, ich freute mich nur jedes Jahr endlich wieder meine Freunde zu sehen. Nachdem ich meine Ferien immer bei meinem Vater in London verbrachte. Klar London war super, wenn man den auf Tourristen bis zum Abwinken und die ganzen Sights stand. Doch in den eigenen vier Wänden in Österreich, genauer Salzburg, fühlte ich mich doch am wohlsten.

 

Die Schulglocke riss mich aus meinen Gedanken. Schnell schloss ich mein Fahrrad ab und rannte über den Schuhlhof. Vereinzelt waren noch ein paar Nachzügler unter den Bäumen verstreut, die den Platz säumten. Als ich um die Ecke bog, rannte ich in jemanden hinein. "Pass doch auf!", rief ich erbost aus. Ich sammelte meine Bücher auf und blickte plötzlich in die blausten Augen die ich je gesehen hatte. Sie hatten eine unglaubliche Tiefe. Es lag Traurigkeit in ihnen.

 

Der Junge murmelte was von Entschuldigung und war schon wieder fast aus meinem Blickfeld verschwunden. Köpfschüttelnd sah ich ihm nach. Er trug einen grauen für die Jahreszeit etwas kühlen Kaputzenpullover. Andere Mädchen hätten jetzt vielleicht den Moment genutzt und auf seinen sicher ganz netten Hintern gekuckt, aber ich konnte nur an diese seltsamen Augen denken. Die mich auch in den nächsten Stunden im Unterricht begleiteten. Ich versuchte sie auf einem Bild einzufangen. Doch ich war mir sicher, dass die Magie dieser Spiegel zur Seele nicht einmal eine Kamera hätte festhalten können.

 

Das Wiedersehen in der Pause mit meinen Freunden war der Hit. Ich weiß Hit ist out aber ich war halt etwas schrullig. Naja, eigentlich war es wie immer. Mona quasellte wild trauf los, Nissa schaute in jeden Spiegel an dem sie vorbei kam, ja und ich hörte mal wieder gespannt den Neuigkeiten der Beiden zu.

 

"Charlet, erzähl doch. Was hast du den Sommer in London erlebt? Einen süßen Britten klar gemacht.", fragte Nissa nachdem sie sich endlich von der Fensterscheibe der Tür losreisen konnte. Ich konnte nur mit den Augen rollen. Aber was sollte ich sagen, dass hatte ich so sehr vermisst. Mona und Niss meine ABFs seit wir klein waren.

 

Meine Mutter sammelte in einem Album sogar unsere Babyfotos. Wir waren wie Pech und Schwefe. Nur manchmal wenn ich meine Ruhe braucht flüchtete ich mich in ein Buch. Dann vergass ich allerdings alles und schien in der Welt gefangen, bis ich es zu Ende gelesen hatte. Meine Freundinnen verstanden das meist nicht.

 

Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als sein Blick mich draf. Er stand am anderen Ende des Ganges und sah einfach umwerfend aus. Schwarze Haare, spitzes Kinn und er hatte eine Stupsnase. Natürlich war das nur eine Draufgabe zu diesen fastzinierenden Augen. Vor Überraschung ihn erneut zu sehen blieb ich mitten in der Bewung stehen.

 

Dann stand die Zeit still. Ich mein jetzt nicht so wie in kitschigen liebes Romanen. Nein, um mich bewegte sich nicht einmal mehr der Zeiger der Uhr. Niss sah gerade mal wieder in den Spiegel und ihre Hand hielt darin inne, sich eine Strehne aus dem Gesicht zu streichen. Mona stand mit offenem Mund vor mir. Eine Fliege, war vor mir in der Luft zum Stillstand gekommen. Ich hatte Angst.

 

Doch dann draf mein Blick auf ihn. Er war der Einzige der sich noch bewegte. "Stehen bleiben!", rief er und schon war ich auf und davon. Ich rannte aus dem riesen Schulblog. Nahm die Beine in die Hand und blickte nicht zurück. Bis ich bei meinem Fahrrad war. Mir fiel die Zahlenkompie nicht gleich ein. Da merkte ich das um mich wieder Bewegung herrschte. Ein Vogel sang und ich hörte verwirrte Stimmen.

 

Schließlich schaffte ich es doch aufs Fahrrad. Der Junge war immer noch hinter mir her. Nach zwei weiteren Straßen hängte ich ihn ab. Das alles ging so schnell, das mein Verstand nur noch Flucht denken konnte. Keinen Moment nahm ich mir, um auch nur einen Teil des Ganzen zu verarbeiten.

 

Meinen Gedanken nachhängent sah mich zwar der Autofahrer. Aber ich ihn nicht. Ein unglaublicher Schmerz schoss mir durch Mark und bein und mein Kopf schlug auf den harten Asphalt. Ich hörte Autos huppen als der Fahrer Gott sei Dank an hielt. Das letzte, das ich sah war ein älterer Herr der hysterrisch auf sein Handy eintippte. Dann wurde alles schwarz.

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Tag der Veröffentlichung: 13.03.2017

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