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Kapitel 1

 

»Mensch, Yasmina, in deinem Kühlschrank bekommen selbst die Kakerlaken Verzweiflungsanfälle. Da herrscht ja eine noch schlimmere Leere als in dem in meiner Junggesellen-Bude, und da ist meistens wenigstens eine Dose Bud drin«, sagt mein bester Freund Santiago schmunzelnd zu der einsamen Salatgurke in meinem Kühlschrank.

»Nun übertreib es mal nicht so schamlos. Wenn ich gewusst hätte, dass ihr bei mir einfallen würdet, wäre ich noch einkaufen gegangen. Außerdem habe ich keine Kakerlaken«, rechtfertige ich mich.

Santiago nickt. »Ja, weil die längst verhungert sind.«

»Wir hätten ja auch was mitbringen können«, meint meine Freundin Grace beschwichtigend.

Santiago schließt den Kühlschrank mit einem resignierten Gesichtsausdruck und fährt sich mit der Hand durch sein dichtes, dunkelbraunes Haar, bevor er in meine Schränke schaut, wo er nur Haferflocken, eine einsame Dose Cashews und die berüchtigten Marmeladen meiner Großtante Millicent findet.

Todesmutig schaut er sich eines der Gläser genauer an. »Igitt, da ist ja schon Schimmel drauf«, sagt Santiago mit Entsetzen in der Stimme und vor Grauen verzogenem Gesicht. »Da steht, dass sie bereits 1986 eingemacht wurden. Die ist ja schon fast antik. Stammen die noch von der Vorvorvormieterin oder einer Neandertalerin, die diese Höhle vor dir bewohnt hat?«

Ich verdrehe die Augen. »Ha ha, sehr lustig. Die Marmelade hat mir meine Großtante Millicent angedreht. Wobei das für ihre Verhältnisse noch neu ist, denn sie hat auch noch was aus den Sechzigern im Keller.«

»Ist das die, die hortet?«, fragt Santiago mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln.

»Yep.«

»Dann darf ich die Marmelade wegschmeißen?«, fragt er mit einem frechen Grinsen.

»Nur zu. Entsorge sie, wenn du dich traust, sie anzufassen. Vielleicht beißt dir ja was die Hand ab. Die lebt ja schon.«

Santiago wirft die drei Marmeladengläser in meinen Küchenabfall und sieht mich mit gerunzelter Stirn nachdenklich an. »Also, aus Cashews, Haferflocken und einer Salatgurke kann selbst ich nichts Wohlschmeckendes zaubern. Und diese Fernsehköche auch nicht. Aber zum Glück habe ich eine Flasche Dulce-de-lecho mitgebracht.«

Ich hole Gläser aus dem Schrank, während Santiago die Flasche öffnet. Er füllt den süßen, beigen Likör großzügig in die Gläser.

Nachdenklich kratzt Santiago sich am Kopf. »Du bist doch nicht etwa auf einem Diät-Trip, nur weil dein bescheuerter Ex gesagt hat, du hättest Fettröllchen, oder bist du so knapp bei Kasse, dass du hungern musst?«

Ich verdrehe die Augen. »Komme mir nicht mit dem. Ich hatte nur diese Woche so viel zu tun, dass ich einfach noch nicht dazu gekommen bin, einzukaufen. Und ich hatte es ehrlich gesagt einfach vergessen.« Ehrlich gesagt habe ich tatsächlich versucht, abzunehmen, aber die Kilos bleiben einfach hartnäckig an der Hüfte und dem Po, selbst wenn ich gar nichts esse. Möglicherweise liegt das an dem Stress, meine beiden Halbtagsjobs als Rechtsanwaltsfachangestellte und als angehende Tierarztassistentin zusammen mit dem Online-Training, um mein Zertifikat als Letztere zu bekommen, unter einen Hut zu bringen. Dass Georges verletzende Worte etwas mit meinem Abnehmversuch zu tun haben könnten, darauf möchte ich jetzt nicht eingehen. Es soll ein schöner Freitagabend werden.

»Allerdings muss ich zugeben, dass ich derzeit wirklich etwas knapp bei Kasse bin. Ein Trip zum Supermarkt wäre mir lieber, als irgendwo was zu bestellen.« Schließlich muss ich den Kredit für mein Online-Training abbezahlen sowie das Brautjungfernkleid, das Geschenk für meine Cousine Kim und den Flug zum geplanten Hochzeitsort finanzieren.

Zwar habe ich seit Kurzem eine Untermieterin, die ihren Krempel bei mir abgestellt hat, während sie durch Australien trampt, aber der viele Kram belastet mich mehr, als ihre Beteiligung an der Miete mir letztendlich bringt. Ich fühle mich schon fast wie meine Messie-Großtante Millicent.

Zum Glück will sie das Zeug in ein paar Wochen abholen. Ich werde wohl ein paar Überstunden in der Tierarztpraxis hinlegen dürfen. Das Einstiegsgehalt dort ist höher als das in der Anwaltskanzlei trotz mehrerer Berufsjahre Erfahrung.

»Du weißt, dass wir dich unterstützen würden. Du musst nur fragen«, sagt Santiago und Grace bestätigt das sogleich nickend und führt ihr Likörglas zum Mund.

»Danke, das ist lieb von euch, aber ich denke, ich komme klar.« Ich nippe an meinem Likör.

Santiago grinst. »Das nächste Mal bringe ich die Zutaten einfach mit. Dann kann ich uns allen einen schönen Eintopf zaubern.«

Grace und ich geben zeitgleich ein entsetztes Stöhnen von uns. »Bloß nicht wieder Puchero«, sagt sie abwehrend.

»Aber er hat wirklich gut geschmeckt. Das müsst ihr zugeben.«

Ich lege mir schützend eine Hand auf den Bauch. »Geschmeckt hat er wirklich sehr gut, aber die Blähungen danach … Du hast eindeutig zu viele Zwiebeln erwischt. Ich war nicht mehr gesellschaftsfähig.«

Grace grinst. »Sagt man nicht, verliebte Köche verzwiebeln den Puchero? Gibst du es endlich zu, dass du in den hübschen Verkäufer aus dem New Seasons Market verliebt bist?« Sie nippt an ihrem Likör.

Eine leichte Röte zeigt sich auf Santiagos attraktivem Gesicht. »Die Zwiebeln waren im Angebot, und er sagte, die wären besonders gut.«

»Du hast letztens achtzehn verschiedene Sorten Senf bei ihm ausprobiert«, sagt Grace.

Er grinst breit. »Bei der nächsten Party werdet ihr froh sein über meine umfangreichen Senf-Kenntnisse.« Er nimmt einen großzügigen Schluck Likör.

»Warum bittest du ihn nicht einfach, mit dir auszugehen? Sonst bist du doch auch nicht so schüchtern«, sage ich, denn ich weiß, dass Santiago durchaus eine große Klappe hat.

Aus großen, dunklen Augen sieht er mich an. »Und was ist, wenn er mich ablehnt?«

»Dann wird eben nichts aus der Sache, aber das weißt du vorher. Wenn du ihn nicht fragst, wird erst recht nichts draus. Du hast also nichts zu verlieren. Seit Eric mit dir Schluss gemacht hat, hast du nicht mehr gedatet.«

»Sagt die Frau, die seit beinahe zwei Jahren kein Date mehr hatte.«

Nervös streiche ich mir eine dunkelblonde Locke aus dem Gesicht. »Das stimmt so nicht. Ich hatte einige Dates.« Leider. Jedes einzelne davon habe ich bereut, auch wenn sie zugegebenermaßen einen gewissen Unterhaltungsfaktor besaßen. Um mich zu beruhigen, trinke ich einen Schluck Likör.

»Die dir von deiner verrückten Verwandtschaft aufgezwungenen Dates zählen nicht. Denk nur an den vierzigjährigen Typen mit dem karierten Hemd, Rentnerpullunder mit Rentiermuster und fettigem Seitenscheitel, der seine beinahe achtzigjährige Mutter mit aufs Date geschleppt hat.« Santiago verdreht die Augen.

Ich ächze entsetzt. »Erinnere mich nicht an dieses Albtraumdate. Die Frau war so gut wie taub. Jedes Wort, das ich gesagt habe, musste er für sie halb schreiend wiederholen. Er hat generell sehr laut gesprochen und durch das halbe Restaurant geplärrt. Was er von sich gegeben hat, war, gelinde gesagt, nicht gerade das Geistreichste. Dann hat die Alte noch ihre Kommentare dazu abgegeben, was ich ihrer Meinung nach an meinem Leben zu ändern habe. Das hat mir dann gereicht. Ich bin aufgestanden und gegangen.«

Santiago sieht mich mitfühlend an. »Das hört sich echt schlimm an. Fernanda hatte das sicherlich nicht gewusst.«

»Nein, sie war aber mit seiner Tante befreundet. Offenbar wollten die das Muttersöhnchen an die Frau bringen, aber ohne mich … Ich habe derzeit die Schnauze voll von Männern, Anwesende ausgenommen.«

Nachdenklich kräuselt Santiago die Stirn und sieht mich aus seinen schokoladenfarbenen Augen an. »Im Ernst, wann kommst du endlich über George hinweg? Er ist es nicht wert, dass du ihm weiterhin nachtrauerst. Du hast was Besseres verdient.«

Genau das Gegenteil hatte George damals gesagt. Nachdem er sich das Fett absaugen sowie eine Nasen- und eine Ohrenoperation durchführen hat lassen, war ich auf einmal nicht mehr gut genug für ihn.

Missmutig schiebe ich die Unterlippe nach vorne. »Ich trauere ihm nicht nach.«

»Und warum stört es dich dann, dass du auf der Hochzeitsfeier deiner Cousine keine Begleitung hast, nur weil du den beiden über den Weg laufen wirst? Da solltest du darüberstehen«, sagt Santiago.

»Eigentlich sollte ich das schon. Da hast du vollkommen Recht. Aber meine Schwester wird mir das demonstrativ unter die Nase reiben. Meine Mutter wird eine widerliche Mitleidsmasche abziehen, um mir eins reinzudrücken, und meine Oma wird weiterhin versuchen, mich mit gestörten Typen zu verkuppeln. Sie meint es zwar gut, aber das heißt nicht, dass es nicht immer wieder in die Hose geht. Zum Glück hat sie keine Partnervermittlung. Das wäre die erfolgloseste der Geschichte. Denk nur an Fred, der gleich am ersten Abend sämtliche Details seines bisherigen Sexlebens vor mir ausgebreitet hat, inklusive sämtlicher seiner Vorlieben und anderer Details. Beispielsweise sagte er mir, welche seiner Ex-Freundinnen gut blasen konnten, und so weiter, welche Krankheiten er schon hatte, dass er Schweißfüße hat und andere Dinge, die ich nicht wissen wollte. Widerlich.«

Santiago schüttelt sich. »Davon bist du sicherlich zutiefst traumatisiert.«

»Das kannst du laut sagen. Aber meine Oma kannte keine Gnade … Der nächste Kandidat, ein Kerl namens Elliot, hatte während unseres ersten und einzigen Dates ständig Anrufe entgegengenommen und das Date dann abgebrochen, weil jemand noch was bei ihm abliefern wollte. Eine Woche später saß er im Knast wegen Drogenverkaufs.«

Santiago lacht prustend. »Du meine Güte. Ich weiß gar nicht, ob ich lachen oder weinen soll.« Er nimmt einen Schluck Likör und füllt unsere Gläser nach.

Grace nickt und streicht sich eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht. »Dann warst du doch mit so ’nem Gestörten aus, der hat nur über seine angeblich so schlampige Ex gelästert, die ihm ein Kind anhängen will und darauf steht, den Hintern versohlt zu bekommen. Du hast wirklich ein Händchen für Männer …«

»Ja, und zum Schluss sagte er, nachdem ich die Rechnung übernehmen musste, weil er sein Geld vergessen hatte, dass er weiß, dass ich total auf ihn abfahre, weil er so heiß ist, aber ich sei überhaupt nicht sein Typ, denn ich sei ihm zu ruhig und zu langweilig. Was hätte ich denn zu seinen Lästerattacken sagen sollen? Außerdem hat er mich ja kaum zu Wort kommen lassen. Zumindest hatte es etwas Gutes: Ich war ihn schnell losgeworden. Und dann war da dieser Typ, der gleich mit mir in den Urlaub fliegen wollte. Er wollte ein Haus mit mir zusammen bauen. Ich sollte Steine schleppen. Das sagte er mir beim ersten Date! Fünf Biere später beichtete er mir, dass er eigentlich in seine Mitbewohnerin verliebt sei, die aber ständig Typen abschleppt. Er macht sich nur nicht an sie ran, weil er Angst hat, sich was bei ihr zu holen. Zu guter Letzt hat er mir noch sein Intimpiercing gezeigt … mitten in der Kneipe, in der wir uns aufhielten. Natürlich haben sie uns gleich rausgeschmissen. Wir haben jetzt beide dort Hausverbot …«

Santiago, der gerade einen Schluck Likör zu sich nehmen will, verschluckt sich dabei vor Lachen. Ich klopfe ihm auf den Rücken. Grace bekommt einen hysterischen Lachanfall, und auch ich kann im Nachhinein über die Sache lachen.

»Woher kennt deine Oma diese ganzen kaputten Typen?«, fragt mich Grace mitfühlend.

»Eigentlich kennt sie sie ja nicht alle. Es sind Verwandte ihrer Bekanntschaften, aber sie hatte mir auch Profile bei Datingplattformen angelegt, die sie selbst verwaltet. Von da an nahm das Unglück erst recht seinen Lauf … Könnt ihr jetzt verstehen, warum ich jemanden zur Hochzeit mitnehmen möchte, der sich als mein Partner ausgibt, damit ich mir das in der nächsten Zeit ersparen kann?«

»Sag ihr doch einfach, dass du keinen Typen suchst. Sonst bist du doch auch nicht auf den Mund gefallen«, schlägt Grace vor und trinkt einen Schluck Likör.

»Als hätte ich das nicht schon versucht. Sie nickt dann nur, und wenn sie mich das nächste Mal zum Essen einlädt oder mich besucht, ist da ein Kerl dabei, den ich unbedingt kennenlernen muss …«

Mitfühlend sieht Grace mich an. »Da helfen nur eine klare Ansage und eine Kontaktsperre. Du musst ihr Grenzen setzen.«

Ich seufze. »Wenn es so einfach wäre … Dann ist sie eingeschnappt und sagt, sie meine es ja nur gut … Und ich würde ja bestimmt nicht allein alt werden wollen. Wobei mich das inzwischen auch nicht mehr so abschreckt, zumindest nicht mehr, als mit einem dieser Typen zusammenzukommen.«

Santiagos Magen meldet sich lautstark. »Ich ruf mal schnell ’nen Pizzaservice an. Was möchtet ihr haben? Ich geb eine aus«, sagt Santiago.

»Das Übliche mit Tomatensauce und Peperoni, würde ich sagen«, sagt Grace.«

Ich nicke. »Yep, ist für mich in Ordnung.«

 Santiago schnappt sich sein Smartphone und setzt seine Ankündigung gleich in die Tat um, indem er für uns, wie hierzulande üblich, eine 14-Zoll-Pizza für drei Personen bestellt.

Als er das Gespräch beendet hat, packt mich die pure Verzweiflung. Mit flehendem Blick sehe ich Santiago an. »Kannst du nicht auf der Hochzeit mein Begleiter sein? Damit schlage ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Meine Oma wird nicht mehr versuchen, mich zu verkuppeln, und meine Mom mir nicht reindrücken, dass ich keinen Mann abbekomme, weil ich so hässlich bin. Außerdem wird es sie wahnsinnig machen, dass ich ausgerechnet einen Latino anschleppe.« Seit der Scheidung von meinem Vater, einem Halbmexikaner, ist sie auf alles, was halbwegs nach Latino aussieht, allergisch.

Grace stößt die Luft hörbar aus. »Deine Schwester weiß, dass Santiago auf Männer steht. Das würde den gewünschten Effekt schon sehr schmälern. Sie ist zufällig auf dieselbe High School gegangen wie ihr. Schon vergessen?«

»Für gewöhnlich verdränge ich das. Aber Santiago könnte ja auch bisexuell sein. Schließlich hatte er auf der High School sogar mal eine Freundin, und es gab nicht wenige Mädchen und Frauen, die hinter ihm her waren.«

»Ja, ganze zwei Wochen war er mit ihr zusammen. Tut mir leid, Yasmina, aber wenn der Schwulenradar deiner Mutter einigermaßen intakt ist, schlägt er bei Santiago nicht nur aus, sondern explodiert gleich.«

Santiago nippt an seinem Likör. »Danke für die netten Worte. Leider bringt mir das auch nicht mehr Typen ins Bett. Und was ist, wenn du dir einfach einen Begleiter mietest? In den Filmen machen sie das doch ständig.«

Beflügelt von der Idee werfen wir gleich meinen alten Laptop an und googeln nach Begleitservices, Callboys und dergleichen. Nachdem wir die Preise angesehen und auch ein paar angerufen haben, schlucken wir erst mal desillusioniert. Wir kippen uns die nächste Runde Likör, um unseren Frust darin zu ersäufen. Niemals könnte ich jemanden von einem Begleitservice über ein Wochenende hinweg bezahlen. Das gibt mein Budget leider nicht mal ansatzweise her. Ich bin verloren.

Vor Schrecken wäre mir beinahe mein Glas aus der Hand gefallen, als es an der Tür klingelt.

Santiago starrt mich aus großen Augen an. »Deine Türglocke beschert mir nochmal einen Herzkasper, so laut, wie die ist.«

Ich seufze vor Selbstmitleid. »Ich kann mir weder einen Callboy noch eine neue Türglocke leisten.« Da muss ich nur an meine Möbel denken, die teilweise vom Sperrmüll stammen. Wenn meine Ausbildung fertig ist, werde ich nach und nach so einiges austauschen müssen.

Santiago seufzt. »Ich werde dir eine zum Geburtstag schenken. Aus purem Eigennutz, versteht sich.« Er erhebt sich und öffnet die Tür.

Als der Pizzabote meine bescheidene Wohnung betritt, fangen wir drei zeitgleich an zu sabbern, aber nicht wegen der lecker duftenden Pizza … Der Typ ist einfach nur umwerfend: groß, attraktiv, dunkelhaarig und weiche Knie bescherend. Ich kann mich kaum erinnern, dass mein Herz jemals so schnell geschlagen hätte.

Santiago steht direkt vor ihm und sieht ihm tief in die Augen. Im ersten Moment denke ich, er will mit ihm flirten, aber da täusche ich mich leider gewaltig.

»Hast du einen Moment Zeit, Leonardo?«, fragt Santiago, der das Namensschild auf der Brust des Pizzaboten gelesen hat.

»Ja, aber nicht allzu lange. Ich muss noch zwei Pizzen an einen Haushalt ausliefern. Ist aber hier in der Nähe.«

»Darf ich dir was zu trinken anbieten?«

Der Pizzabote schüttelt den Kopf. »Danke, nein. Im Dienst trinke ich nicht.«

»Du bist Italiener?«, fragt Santiago ihn scheinbar beiläufig, doch ich erkenne den berechnenden Ausdruck in den Augen meines besten Freundes. Er führt eindeutig etwas im Schilde.

Arglos sieht der Mann ihn aus dunklen Augen an. »Ja, aus Sizilien.«

»Du bist aber nicht zufällig ein Mitglied der Cosa Nostra?«

Der Italiener lacht, was ihn noch anziehender macht. Er ist einfach höllisch attraktiv. »Nein, ich gehöre nicht zur Mafia und falls doch, würde ich es wohl kaum gegenüber Fremden zugeben.«

»Ihr Italiener legt ja bekanntlich sehr viel Wert auf Ehre?«

Immer diese Suggestivfragen …

Leonardo nickt. »Na klar.«

»Und ihr würdet einer Frau in Not doch sicherlich helfen?«

Der kommt aber schnell zur Sache …

»Aber natürlich.«

Ich gerate so langsam ins Schwitzen, denn ich ahne, worauf das hinausläuft.

»Dann sei ein Held und begleite meine beste Freundin Yasmina zur Hochzeit ihrer Cousine. Bitte. Sie ist in Not. Ihr Ex-Freund hat sie schmählich verlassen, um mit ihrer Schwester durchzubrennen. Sie hat keinen Begleiter zu der Hochzeit, auf der sie auf beide treffen wird. Einen Begleitservice kann sie sich leider nicht leisten. Bitte hab ein Herz und hilf ihr.« Während mein bester Freund sich ereifert und seinen besten Leidender-Hund-Mitleidsblick abzieht, der selbst Steine erweichen kann, würde ich am liebsten vor Scham im Boden versinken.

Ich schlage Santiago mit der Faust leicht auf den Oberarm, um das höchstpeinliche Spektakel zu beenden. »Nein, es ist schon in Ordnung. Ich täusche einfach eine schwere Grippe vor und gehe nicht hin. Hör auf, Santiago. Das ist eine schlechte Idee.«

»Das kannst du nicht. Kim will dich als ihre Brautjungfer. Du würdest sie nie hängen lassen. Und deine Schwester würde dir ihr Glück mit George demonstrativ vor Augen führen. Solche Spielchen hat sie schon immer abgezogen. Ganz zu schweigen von deiner Oma, die dich auf weitere Horrordates schicken wird.«

Nein, ich würde Kim unter keinen Umständen hängen lassen.

Beschwörend sieht Santiago den Italiener an. »Es ist wirklich eine absolute Notlage. Mit Ausnahme ihrer Messie-Großtante Millicent, die schimmlige Marmelade sammelt, wäre Yasmina der einzige Single auf der ganzen großen Feier, und sie soll auch noch etwas früher anreisen.«

Du meine Güte, ist das peinlich. Am liebsten würde ich im Boden versinken. Der Mann muss mich ja für absolut bedürftig halten. Eigentlich würde ich lieber allein gehen als mit einem Pseudo-Freund, aber ich weiß auch, dass sich daraufhin Mitleid, Häme und aufdringliche Verkupplungsversuche über mich ergießen werden. Jemanden mitzunehmen, der sich als mein Freund ausgibt, wäre tatsächlich der weniger peinliche und vor allem weniger stressige Weg, und Stress habe ich derzeit wirklich schon genug. Selbst wenn ich absage, wird man es auf meinen Single-Status und die Sache mit George zurückführen und mich mit Mitleid überschütten wie damals kurz nach der Trennung. Ganz ohne Peinlichkeiten komme ich aus der Sache ohnehin nicht raus.

»Was soll ich tun?«, fragt der Pizzabote gutmütig.

Erstaunt sehe ich ihn an. Mich würde es überraschen, wenn er bei der Sache mitspielen würde. Aber noch hat er ja nicht zugesagt.

»Du spielst ihren Freund für ein paar Tage. Sieh es als Kurzurlaub an im beschaulichen Snoqualmie in Washington. Du bekommst den Flug und die Unterkunft gratis. Die Unterkunft ist erste Sahne, und es gibt einen Blick auf den berühmten, malerischen Snoqualmie-Wasserfall. Skurrile Unterhaltungen und verrückte Verwandte werden gratis mitgeliefert. Wenn sie dich zu sehr nerven, kannst du sie ja in den Fluss werfen.« Santiago zwinkert Leonardo verschwörerisch zu.

Nun ist es Grace, die Santiago gegen den Arm schlägt. »Willst du ihm die Sache rosig machen oder ihn abschrecken? Der flieht doch schon am ersten Tag bis nach Moskau, wenn er den Sauhaufen sieht, und erwirkt eine einstweilige Verfügung.«

Santiago schenkt ihr einen genervten Seitenblick. »Danke, Grace, du bist wirklich sehr hilfreich.« Seine Stimme trieft vor Sarkasmus. Dann wendet er sich wieder dem armen Pizzaboten zu, der vermutlich gar nicht weiß, wie ihm geschieht, um ihn weiter mit seinem manipulativen und suggestiven Gerede einzuwickeln.

»Spätestens am Abend steht Yasmina mit dem Strick auf dem Tisch, weil ihre Schwester ihr demonstrativ unter die Nase reiben wird, dass sie jetzt ihren Typen hat, mit dem Yasmina vier Jahre lang zusammen und verlobt war!«

»Was für ein Schweinehund«, sagt der Pizzabote fassungslos, empört und mit Wut im glutäugigen Blick, offenbar ohne zu ahnen, dass er geradewegs in Santiagos Falle tappt.

Ich hingegen suche mir derweil ein Loch, in das ich mich verkriechen kann, da der Erdboden sich meiner nicht erbarmt und mich nicht verschluckt. Seit ich es mal sehr eilig hatte, weil mein damaliger Hund Bessy unsäglich gedrängelt hatte, ich aber erst mal selbst noch aufs Klo musste und daher mit einer hinten aus der Hose hängenden Klopapierfahne durch den Ort gelaufen bin, habe ich mich nicht mehr so geschämt.

»Und ihre Mutter wird ihr wieder mal reindrücken, dass sie nie einen Typen abkriegt, während die Omas sich überschlagen werden mit Dating-Tipps und sie auf grauenvolle Dates schicken werden«, malt Santiago ein Schreckensszenario aus.

Grace nickt und schlägt sogleich in dieselbe Kerbe. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. »Ja, sie ist mit einem vierzigjährigen Muttersöhnchen ausgegangen, der noch daheim lebt und seine Mutter mit zum Date ins Restaurant gebracht hat.«

Santiago nickt eifrig. »Und wie war es mit dem Typen, der sich während des Dates einen Tequila nach dem anderen gekippt hat, während er die gesamte Zeit über seine Ex-Freundin gejammert hat? Hat er dir am Schluss nicht auch noch auf die Schuhe gekotzt?«

An den erinnere ich mich sogar noch lebhaft, da ich den Taxifahrer für ihn bezahlt habe schon allein, um den viel zu anhänglichen Typen endlich loszukriegen. Einen über seine Ex-Freundin dauerjammernden Säufer brauche ich nicht. Danke nein, da bin ich als Single wesentlich besser dran.

Beschwörend sieht er den armen Pizzaboten an. »Auf solche Dates schickt ihre Verwandtschaft sie.«

»Das ist unglaublich«, sagt Leonardo sichtlich erschrocken.

»Meine Oma konnte nicht wissen, dass der Typ sich zusammensaufen würde. Ich bin mir sicher, dass seine Mutter ihm dafür den Hintern versohlt hat, nachdem Fernanda ihm darüber Bericht erstattet hat«, verteidige ich meine Oma.

So weit zu »Ich werde dich mit einem netten, mexikanischen Jungen bekanntmachen. Dann weißt du wenigstens mal, was ein richtiger Mann ist«, wie meine Oma damals rumgetönt hat, woraufhin mein Opa sie darauf hingewiesen hat, dass er selbst kein Mexikaner sei, und sie gefragt hat, ob er wohl in ihren Augen kein richtiger Mann sei. Schnell wendete sie ein, dass er eine rühmliche Ausnahme sei, denn sie, die große Fernanda, hätte natürlich nie einen Verlierer geheiratet.

Mitfühlend sieht der Pizzabote mich an, dabei würde ich mir von einem heißen Typen wie ihm einen ganz anderen Blick wünschen. Vor allem bin ich erstaunt darüber, dass wir ihn bisher noch nicht in die Flucht getrieben haben. Vermutlich liegt das daran, dass wir die Pizza noch nicht bezahlt haben.

»Wann ist denn das Ereignis?«, fragt er mit seiner samtigen Stimme und überrascht mich damit vollkommen.

Ich nenne ihm den betreffenden Zeitraum.

Der Pizzabote zückt sein Smartphone und tippt darauf herum. Offenbar sieht er nach, welche Termine bei ihm im entsprechenden Zeitraum anstehen.

»Ich bin dabei«, sagt er schließlich, als er sein Smartphone wieder in der Tasche seiner Jeans verstaut hat.

Sowohl Grace als auch Santiago und ich starren den Mann überrascht an. Ich habe nicht damit gerechnet, dass er zusagen könnte.

Obwohl er noch immer etwas überrumpelt wirkt, scheint er sich darüber klar zu sein, auf was er sich einlässt. Ich bin überrascht, dass er bei dieser Sache mitmacht, aber vielleicht gibt es ja doch noch den Ritter auf dem weißen Pferd, einen Retter, einen Gentleman, der mir hilft aus reiner Nächstenliebe.

»Du bist wirklich dabei?«, fragt Grace ungläubig.

Er nickt. »Ich mache es.«

Ich starre den attraktiven Mann noch immer erstaunt an und frage mich, wie Santiago das hingekriegt hat mit all seinen Manipulationen, da gibt Letzterer uns schon konkrete Anweisungen. Ich werde angewiesen, Leonardo den Flug und die Uhrzeit zu nennen sowie ihn abzuholen. Dieser erklärt sich jedoch bereit, an besagtem Tag vor meiner Tür zu stehen. An Santiago wäre ein Sklaventreiber verlorengegangen.

Santiago bezahlt die Pizza und gibt dem Mann ein großzügiges Trinkgeld.

Zuletzt tauschen Santiago und der Pizzabote, der sich uns als Leonardo Venturi vorstellt, Handynummern aus, indem Santiago einfach kurzerhand die Handynummer des Pizzaboten auf meinem Smartphone einspeichert und meine Nummer bei ihm. Kurz vor und während des Fluges nach Seattle würden Leonardo und ich die wichtigsten Dinge besprechen. Da wir einige Tage vor der geplanten Trauung eintreffen, könnten wir die restlichen Informationen vor Ort austauschen.

Somit entlässt Santiago den Mann, damit er wieder seiner Arbeit nachgehen kann. Insgesamt haben wir ihn nur zehn Minuten aufgehalten. Ich hoffe, die restlichen auszuliefernden Pizzen sind während dieser Zeit nicht kalt geworden und er bekommt keinen Ärger, nur weil er hilfsbereit ist.

Als Santiago die Tür hinter ihm schließt, sieht er uns mit einem triumphierenden Grinsen an. »Der Typ ist heiß. Und er wird dein Begleiter sein auf der Hochzeit. Deine Schwester wird grün vor Neid werden.«

»Aber besitzt er überhaupt einen Anzug als Pizzabote? Und du weißt ja, wie Yasminas Familie ist«, gibt Grace zu bedenken, als sie den auf dem Tisch stehenden Pizza­karton öffnet und sich ein Stück daraus nimmt.

Santiago verdreht ungeduldig die Augen. »Man kann sich einen Anzug leihen. Er wird Yasmina schon nicht blamieren.« Auch er nimmt sich ein Stück der lecker duftenden Pizza.

»Ich befürchte eher, dass er absagen wird, wenn er erst mal Zeit hatte, das alles zu überdenken. Du hast ihn überrumpelt und manipuliert«, sage ich.

Santiago grinst. »Habe ich nicht. Ich habe nur an seine Ehre appelliert.«

Grace nickt. »Warum hat er sich dann darauf eingelassen?«

»Glaub mir, für diesen Typen zählt Ehre noch etwas. Und er ist hilfsbereit. Solche Menschen gibt es tatsächlich noch.«

Grace verdreht die Augen. »Träum weiter, Santiago.«

Ich seufze. »Schön wäre es ja …« Ich schnappe mir ein Stück Pizza und beiße herzhaft hinein.

»Nur weil du und Yasmina Arschlöcher erwischt habt, heißt das nicht, dass es nicht auch noch anständige Männer gibt. Seht mich an!«

Feixend grinst Grace ihn an. »Ja, ja, lass mich raten: Zum Glück bist du schwul, sonst würden dir sämtliche Frauen die Tür einrennen. Den Typen hast du so niedergequatscht, dass er vermutlich nicht mehr geradeaus sehen kann, aber den anderen Kerl im Supermarkt traust du dich nicht, um ein Date zu bitten.«

»In den bin ich verliebt. Das ist was anderes. Leonardo ist ein Fremder, den ich nie wiedersehen werde, es sei denn, wir bestellen noch mal was beim La Luna. Außerdem ist er nicht schwul.« Santiagos Blick fällt auf mich. »Klapp deinen Mund zu, wisch dir den Sabber weg und überlege dir, was du für Kims Hochzeit benötigst. Wir gehen morgen Klamotten kaufen bis zum Umfallen.«

»Ich habe nicht gesabbert.«

Santiago grinst frech. »Aber du warst nahe dran.« Er beißt in seine Pizza.

Dem entgeht gar nichts. »Du allerdings auch. Ich habe nur leider zurzeit nicht viel Geld.«

»Das macht nichts. Ich wäre nicht schwul, wenn ich nicht wüsste, wo man günstig tolle Klamotten herbekommt, auch Second Hand, wenn das für dich in Ordnung ist.« Sein Blick gleitet über meine zerrissene Jeans, die alten, ausgetretenen blau-schwarzen Sneakers und den ausgewaschenen, erdbeerroten Hoodie, der auch schon mal bessere Zeiten gesehen hat. »Du könntest wirklich ein paar neue Sachen gebrauchen.«

Da hat er leider nicht mal so unrecht.

 

Am nächsten Vormittag, nachdem ich meinen Rausch ausgeschlafen und meine Gehirnleistung, so weit das nach solch einem Abend eben möglich ist, wiederhergestellt ist, sehe ich alles ganz anders. Wir haben den armen Mann überrumpelt. Leonardo wird mich hängen lassen. Warum sollte er mir helfen, wenn er mich nicht mal kennt?

Es ist schlimm, dass ich gestern Abend unter Alkoholeinfluss noch etwas sehr Dummes getan habe, womit ich mir einige Schwierigkeiten eingebrockt habe. Trotzdem ist es nicht richtig, ihn in etwas hineinzudrängen.

Reflexartig greife ich nach meinem Smartphone. Er hat noch nicht angerufen, obwohl Santiago meine Nummer in seinem Smartphone eingespeichert hat. Auch Leonardos Nummer ist bei mir eingespeichert. Ich sollte die Nummer zumindest auf ihre Richtigkeit testen. Manche Leute machen sich einen Scherz und geben anderen eine falsche Telefonnummer, um sich ohne weitere Diskussionen aus solch einer Lage zu befreien.

Zögerlich öffne ich die SMS-Funktion meines Smartphones und beginne zu tippen.

Hallo Leonardo,

vielen Dank für Deine gestrige Zusage. Das ist wirklich sehr lieb von Dir. :-)

Falls wir dich überrumpelt haben, so tut mir das leid. Du musst es nicht tun, aber wenn Du es trotzdem tun willst, bedeutet mit das viel.

Gruß Yasmina

Schnell drücke ich auf senden, bevor mich der Mut verlässt.

Ich schalte das Display wieder aus und kaue nervös auf meiner Unterlippe.

Dann erhebe ich mich, um mir eine zweite Tasse Kaffee einzuschenken. Noch immer bin ich nicht richtig wach.

Ich überlege, ob mein Magen bereits ein paar Spiegeleier verträgt, da gibt mein Smartphone den leisen Signalton von sich, der besagt, dass ich eine neue Nachricht erhalten habe.

Neugierig nehme ich mein Smartphone in die Hand und lese überrascht Leonardos Mitteilung.

Hallo Yasmina,

danke für Deine Nachricht.

Niemand bringt mich dazu, etwas zu tun, das ich nicht will, auch Dein Freund nicht. Ich helfe gerne und werde mit Dir zu dieser Hochzeit gehen.

Gruß Leonardo

Mein Herz klopft schneller vor Freude bei seinen Worten. Ich tippe sogleich zurück.

Hallo Leonardo,

danke. DANKE! :-) Ehrlich, das bedeutet mir sehr viel. Ich habe Dir etwas zu beichten.

Gruß Yasmina

Seine Antwort kommt sogleich. Ich bin ja so aufgeregt.

Hi Yasmina,

etwas zu beichten? Dabei sind wir nicht mal in einer Beziehung. Du fängst früh an. ;-)

Gruß L

Mit leicht zitternden Händen tippe ich eine Antwort.

Hallo Leonardo,

wir hatten gestern noch eine Flasche von diesem heimtückischen argentinischen Likör getrunken. Das war wohl die Ursache dafür, dass ich gestern Abend meine Mutter angerufen habe, um ihr von meiner Verlobung mit Dir zu berichten. Es war wirklich eine schlechte Idee von mir, denn sie wird gewiss nicht glauben, dass ich mich verlobt habe.

Ich hoffe, Du bist mir nicht böse.

Ich brauche Dich. Okay, das klingt jetzt so erbärmlich.

Gruß

Yasmina

Kurz überlege ich, die letzten beiden Sätze zu löschen, doch versehentlich löse ich das Senden aus. Da spricht eindeutig der Restalkohol aus mir.

Hi Yasmina,

auch das kriegen wir hin. Was ist Deine Ringgröße? Es wird allerdings ein günstiger.

Gruß L

Meine Ringgröße? Mein Herz klopft schneller vor Freude. Er zieht es durch. Er rettet mich aus dieser peinlichen Lage, in die ich mich selbst manövriert habe. Ich kann mein Glück noch gar nicht fassen.

Hi Leonardo,

mein Dank wird Dir ewig hinterherschleichen.

Meine Ringgröße ist 7.6.

Ich bin Dir was schuldig. Wenn ich Dir irgendwann mal einen Gefallen tun kann, lass es mich wissen. Danke!

Gruß Yasmina

PS Warum willst du es eigentlich tun?

Ich drücke auf senden. Die Frage musste ich stellen, denn das ging ja schon fast zu glatt. Es gibt selten Leute, die einfach so etwas für jemanden tun, selbst wenn dieser aus dem Bekanntenkreis stammt. Für ihn bin ich eine völlig Fremde. Ob da etwas faul ist oder bin ich einfach zu misstrauisch?

Vielleicht träume ich auch nur, erwache in ein paar Minuten und werde feststellen, dass ich doch alleine zu der Hochzeit gehen und mir die ganzen mitleidigen Blicke, entsprechende Äußerungen und in der Folge Verkupplungsversuche über mich ergehen lassen muss. Allerdings hatte ich in meinen Träumen noch nie solch einen üblen Kater.

Die Antwort erfolgt nur wenig später.

Hi Yasmina,

weil ich, wenn ich in Deiner Situation wäre, mir wünschen würde, das würde jemand für mich tun.

Gruß Leonardo

Treibt ihn Mitleid oder Mitgefühl an? Wie dem auch sei, das Mitleid, die ständigen Fragen und vor allem die Verkupplungsversuche meiner Verwandtschaft sind schlimmer als das Mitleid oder Mitgefühl eines Mannes, den ich vermutlich niemals wiedersehen werde nach jenem Wochenende. Aber lieb finde ich es schon von ihm, mir auszuhelfen.

Hallo Leonardo,

danke. Es gibt also doch noch den Ritter auf dem weißen Pferd …

Gruß Yasmina

Bevor ich weiter darüber nachdenke, habe ich bereits auf Senden gedrückt. Du meine Güte, ist das klischeebehaftet.

Eine Antwort bekomme ich gleich umgehend.

Hallo Yasmina,

ich habe zwar kein weißes Pferd, aber meine Vespa ist tatsächlich weiß. ;-) Vielleicht ergibt sich ja mal die Gelegenheit, dass wir darauf eine Runde zusammen drehen. :-)

Gibt es spezielle Kleidungsvorschriften oder eine Hochzeitsfarbe?

Bis dann.

Gruß Leonardo

Bei seiner Äußerung über die Vespa schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Der Mann hat Humor. Das gefällt mir. Überrascht lese ich seine Frage. Er interessiert sich also wirklich für das bevorstehende Ereignis und macht sich Gedanken darüber.

Hallo Leonardo,

danke der Nachfrage. Die Hochzeitsfarbe ist ein heller Fliederton. Aber die gilt nur für die Brautjungfern, das Blumenmädchen und die Trauzeugen. Andere spezielle Kleidungsvorschriften gibt es nicht.

Bis dann.

Gruß Yasmina

Das wäre also geklärt. Ich habe einen Begleiter für die Hochzeit. Erleichtert atme ich auf.

Kapitel 2

 

Die letzten elf Tage habe ich wie auf Kohlen gesessen und es bedauert, dass wir nicht einen früheren Termin mit Leonardo ausgemacht haben, um die Sache zu besprechen. Andererseits wollte ich ihm auch nicht über Gebühr zur Last fallen. Er wird ohnehin noch genug mitmachen, wenn er erst mal meine verrückte Verwandtschaft kennenlernt …

Vor ein paar Tagen habe ich ihm eine SMS geschickt, um die genaue Abflugzeit durchzugeben. Eine Stunde später hat Leonardo mir geantwortet, dass alles klargehen würde.

Jetzt, so kurz vor der Abreise, bin ich ganz nervös und kaue auf meiner Unterlippe herum. Inzwischen bin ich froh, dass ich mit Santiago shoppen war und trotz meines kaum vorhandenen Budgets Second Hand ein paar wirklich tolle Teile habe erwerben können. Die Herumlauferei war es jedenfalls wert. Ein paar Sachen hat mir auch Grace geliehen oder geschenkt und Santiagos Schwester hat mir ein Kleid geschenkt, das sie nicht mehr anzieht, aber das noch gut aussieht. Dieses cremefarbene Etuikleid trage ich soeben zu meinen nudefarbenen Ballerinas, da ich in Pumps nicht richtig laufen kann, auch wenn meine Mutter mir früher immer welche versucht hat aufzudrängen.

Grace hat sich bereiterklärt, uns zum Flughafen zu fahren, und ist auch schon eingetroffen. Nun warten wir beide auf Leonardo.

»Bist du sicher, dass er kommt?«, frage ich zum wiederholten Mal.

»Wenn er nicht kommt, kannst du es auch nicht ändern. Dann wird er Ärger mit Santiago bekommen, und ich glaube nicht, dass er das riskieren will. Andererseits ist er noch nicht zu spät dran. Nun sei doch nicht so nervös.«

Wir beide zucken zusammen, als die Türklingel ertönt.

Grace hebt den Daumen hoch und lächelt mich an. »Er ist also doch gekommen«, raunt sie mir fröhlich zu.

Ich gehe zur Tür, um sie zu öffnen. Als Leonardo den Raum betritt, ziehe nicht nur ich hörbar die Luft ein. Sah er schon im blauen Pizzaboten-Anzug des La Lunas spitzenmäßig aus, so ist er jetzt einfach nur atemberaubend.

Wie hypnotisiert sehe ich ihn an. Seine Haare sind frisch geschnitten und er ist glattrasiert, sodass man die Grübchen an seinen Wangen deutlich sieht, die sich zeigen, wenn er wie jetzt lächelt. Sein Kinn ist kräftig und die Nase gerade. Ich bin hin und weg von ihm. Er trägt einen anthrazitfarbenen Anzug, der ihm hervorragend steht, sowie ein weißes Hemd und eine silbergraue Krawatte. In der Hand hält er einen Reisekoffer.

»Komm doch kurz rein. Darf ich dir was anbieten?«, frage ich.

Er schenkt mir ein unwiderstehliches Lächeln, das hoffentlich auch die Herzen meiner Verwandtschaft erobern wird. »Ein Wasser wäre nett.«

Ich hole ihm ein Glas und schenke ihm ein. Als ich die Flasche wieder zuschraube, werfe ich einen Seitenblick auf die Küchenuhr. Leonardo ist überpünktlich, sodass wir sogar noch ein paar Minuten Zeit haben. Meine Nervosität war also unbegründet.

»Wie war der Verkehr?«, frage ich.

»Es ging. Ich bin mit der U-Bahn gefahren. Glücklicherweise war sie pünktlich.« Er nippt an seinem Wasser.

Grace schaut auf ihre Uhr. »Ich glaube, wir fahren schon mal. Zwar haben wir noch ein paar Minuten Zeit, aber dann könnt ihr euch am Flughafen in Ruhe unterhalten, während ihr eincheckt. Das ist einfach weniger stressig, als hier ständig auf die Uhr schauen zu müssen. Bestimmt wollt ihr noch ein paar Sachen abklären. Ich gehe davon aus, dass deine Verwandtschaft Leonardo ausquetschen wird. Bereitet euch also gut vor.«

Leonardo lacht. »Ich bin Sizilianer. Da ist man Verhöre gewohnt.«

Ich starre ihn an. »Mit der Mafia?«

Er zwinkert mir fröhlich zu. »Das war ein Scherz. Wir kriegen das schon hin. Im Notfall täusche ich einen Schwächeanfall vor, falls ich mal eine Antwort nicht weiß.«

Ich muss lachen, da ich das Bild des hochgewachsenen, muskulösen Mannes, der einen Schwächeanfall vortäuscht, äußerst amüsant finde. »Dann kommt Großtante Millicent bestimmt mit ihrem Riechsalz und dem Blutdruckmessgerät angerannt, das sie ständig in ihrer Monsterhandtasche mit sich herumträgt.«

Erstaunt sieht Leonardo mich aus seinen dunklen Augen an. »Sie hat ein Blutdruckmessgerät in ihrer Handtasche?«

Ich nicke. »Ja, ein mechanisches, und noch so einige andere seltsame Dinge, von denen du lieber nichts wissen willst.« Ich schnappe meinen großen Trolley-Koffer und meine Handtasche, in der sich kein Blutdruckmessgerät befindet. »Von mir aus kann es losgehen.«

Wir verlassen meine Wohnung, die ich hinter uns abschließe, und treten dann durch die Haustür. Zwei Blocks weiter steht Graces silberner Hyundai Elantra. Wir legen unsere Koffer in den Kofferraum. Leonardo lässt mir die Wahl, daher setze ich mich vorne zu Grace, während er hinter mir Platz nimmt. Ich glaube, seine Augen auf mir zu spüren.

Zweifel überkommen mich, ob meine Mutter und Schwester mir abnehmen werden, dass er mein Verlobter ist. Schließlich weiß noch niemand etwas über meinen geheimnisvollen Begleiter, den ich so kurzfristig angekündigt habe. Sie werden über ihn herfallen wie die Aasgeier und ihn schlimmer ausquetschen als das FBI.

Am Portland Airport verabschiedet Grace sich von uns und wünscht uns viel Glück. Das können wir auch brauchen.

Leonardo und ich betreten das lichtdurchflutete Flughafengelände, um sogleich durch die Hallen und Gänge zu eilen. Nach dem Sicherheitsscreening begeben wir uns zum Check-In-Schalter von Delta Airlines, wo wir erst mal anstehen müssen.

Zum Glück dauert es nicht allzu lange, bis wir unsere Bordkarten bekommen. Jetzt haben wir noch eine dreiviertel Stunde Zeit.

An einer Theke von Peet’s Coffee and Tea bestellen wir uns was zum Trinken. Leonardo bestellt einen Matcha Green Tea Javiva und ich nehme einen gekühlten Light Coffee Javiva mit fettarmer Milch zum Mitnehmen. Mein Diät-Zeug schmeckt so widerlich gesund, und Leonardos Javiva ist von einem seltsamen Grün, doch es scheint ihm zu munden.

Wir passen nicht zusammen, schießt es mir durch den Kopf, aber das müssen wir ja auch nicht, es ist ja alles nur gespielt.

Wir setzen uns auf eine der freien Bänke in der großen Halle.

Leonardo nimmt zu meinem Erstaunen ein kleines, herzförmiges, mit schwarzem Samt bezogenes Schmuckkästchen aus der Tasche seines Jacketts und klappt es auf.

Er hat also tatsächlich einen Ring besorgt. Das hätte er wirklich nicht tun müssen.

»Es ist ein günstiger Ring aus Silber, aber ich hoffe, er gefällt dir trotzdem und dass er dir passt«, sagt er, während er meine Hand ergreift und mir den Ring über den Ringfinger meiner linken Hand streift. Er passt perfekt.

Irgendwie ist das ein seltsames Gefühl. Klar ist es kein romantischer Heiratsantrag, aber es ist doch irgendwie eigenartig, von ihm einen Ring über den Finger gestreift zu bekommen. Ich bin sogleich verzaubert von dem Ring, an dem verspielte silberne Spiralen seitlich eines schönen, runden, kornblumenblauen Steines angebracht sind.

»Was ist das für ein Stein?«, frage ich begeistert.

»Ein Tansanit. Keiner der höchsten Qualität, aber dennoch ein Tansanit, tausendmal seltener als ein Diamant und weniger langweilig, wie ich finde. Ich weiß, ziemlich günstig für einen Verlobungsring, aber es ist zu erwarten, dass die Preise für Tansanite irgendwann wieder deutlich ansteigen werden«, sagt er entschuldigend.

Ich schlucke. Er hat sich Gedanken darüber gemacht, welchen Ring er für mich besorgt. Das spielt für mich eine weitaus größere Rolle als der Preis. »Ich kann nicht erwarten, dass du Geld für mich ausgibst. Ich hätte einen ausleihen können. Viele Juweliere nehmen die zurück, wenn sie unversehrt sind. Schließlich soll es vorkommen, dass Heiratsanträge nicht angenommen werden.«

»Das ist zu riskant. Ein Kratzer im Metall, und sie nehmen ihn nicht mehr zurück.«

»Er gefällt mir. Ich liebe Silber und diesen Stein. Er ist wunderschön. Ich werde dir die Kosten dafür natürlich erstatten.«

Er schenkt mir ein unwiderstehliches Lächeln. »Es freut mich, dass er dir gefällt und zu dir passt. Ich hatte mich an deinem bisherigen Schmuck orientiert.«

Er hat mich also genau angesehen und sich Gedanken über mich gemacht? Das berührt mein Herz. Er ist offenbar ein besonders aufmerksamer Mann.

Mit Erschrecken schaue ich auf die Uhr. Die Zeit läuft uns davon. »Lass uns keine Zeit verlieren. Wir müssen uns miteinander bekanntmachen«, sage ich.

Wir werfen uns gegenseitig Fragen zu über unsere Jobs, zweite Vornamen, unsere Geburtstage und ähnliche Daten, die man, wenn man miteinander scheinverlobt ist, wissen sollte. Das ist ja schlimmer als Extrem-Speed-Dating für Neurotische. Unmöglich kann ich mir diesen ganzen Kram merken.

Bald habe ich das Gefühl, dass Leonardo mehr über mich weiß als meine eigene Mutter oder mein Ex. Nicht, dass das etwas Besonderes wäre … Aber er stellt Fragen zu persönlichen Ansichten, Interessen und mein Leben, die mir mein Ex-Freund George nie gestellt hat. Natürlich hat Leonardo kein persönliches Interesse an mir, sondern es geht nur darum, dass er seine Rolle möglichst perfekt spielen kann. Ich bin froh, dass er so engagiert ist, denn er müsste sich das eigentlich nicht antun.

Ich hätte ihn wirklich nicht als meinen Verlobten ausgeben sollen. Nun bereue ich diese absolut überhastete Vorgehensweise, die ich nur mit meinem damaligen Alkoholpegel rechtfertigen kann. Es wird schwer sein, solch eine Blitz-Verlobung glaubhaft abzuziehen, zumal Leonardo eigentlich in einer ganz anderen Liga spielt als ich, obwohl er nur ein Pizzabote ist. Mit seinem Aussehen könnte er ohne Schwierigkeiten Fotomodel sein und Hochglanzmagazine zieren. Oder Callboy sein.

Leonardo lacht laut auf. »In der Tat habe ich eine Zeitlang als Model gearbeitet, aber auf die Idee, ein Callboy zu werden, bin ich noch gar nicht gekommen.«

Scheiße, scheiße, scheiße. Habe ich wirklich meine Gedanken laut ausgesprochen? Das muss am Stress der letzten Zeit liegen. Der schlägt eindeutig aufs Gehirn. Ich spüre, wie heiße Röte in mein Gesicht steigt.

»Als Model verdient man doch bestimmt mehr als als Pizzabote?«, frage ich, um rasch vom Thema abzulenken.

»Im Allgemeinen schon, aber man muss die Zeit und die Arbeit mitrechnen, die damit verbunden sind: stundenlanges Training, Essenspläne und ein stressiger Tagesablauf. Und es ist ein ungeheuer schnelllebiges Geschäft, heutzutage noch mehr als damals, als ich angefangen habe. Das alles wird oft unterschätzt und lässt sich nicht mal so nebenbei machen. Man muss sich entscheiden, denn man kann nicht auf zu vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Ich hoffe, dass ich den Pizzabotenjob nicht für immer machen muss, da ich mir erhoffe, irgendwann von meinem Traumberuf Schauspieler leben zu können, auch wenn man natürlich der Realität ins Auge sehen muss, dass das nicht viele schaffen.«

Erstaunt sehe ich ihn an. Er ist also Schauspieler. Das würde einiges erklären. Offenbar sieht er diese Sache mit mir als eine persönliche Herausforderung an und will seine Rolle möglichst perfekt spielen. Nicht, dass ich mir einen professionellen Schauspieler wirklich leisten könnte …

»So wie Penny aus The Big Bang Theory, die zuerst als Kellnerin und später als Pharmareferentin gearbeitet hat?«, frage ich interessiert. Penny hatte, zumindest soweit ich die Serie geschaut hatte, trotz ihrer Begabung und ihres guten Aussehens nie den Durchbruch als Schauspielerin geschafft, führt aber trotzdem ein sehr glückliches Leben. Das dürfte wohl die Lebensrealität sehr vieler, wenn nicht gar der meisten in diesem Beruf darstellen.

Unwiderstehliche Grübchen bilden sich auf Leonardos Wangen, als er mir ein ansteckendes Lächeln schenkt. »Ich mache mir nichts vor, Yasmina. Sechsundachtzig Prozent aller Schauspieler sind arbeitslos. Unzählige Kellner, denen du in Los Angeles begegnest, sind Schauspieler, die von ihrem Traumberuf nicht leben können und es in den meisten Fällen auch nie werden.«

»Und warum bist du dann nicht in Los Angeles? Wäre das nicht vorteilhafter für dich? Ich könnte mir vorstellen, dass es dort für dich einfacher wäre, entsprechende Kontakte zu knüpfen.«

»Normalerweise lebe ich ja in Los Angeles, aber ich habe mir eine kleine Auszeit genommen, um bei meiner Schwester zu sein, die hier lebt. Sie hat erst vor vier Wochen ihr zweites Kind, einen Sohn, bekommen. Er kam zu früh, sodass ihr Mann noch auf seiner Geschäftsreise in Japan war. Vor zwei Tagen ist er wieder zurückgekehrt.«

Ich starre ihn an. Der schöne Leonardo ist also auch noch ein Familienmensch, der für seine Schwester alles tun würde, und kein oberflächlicher, egoistischer Schönling. Ich bin zutiefst gerührt. »Du hast deinen Neffen also gewickelt und gefüttert?«

»Gewickelt, gebadet und in der Gegend herumgefahren.«

»Du bist also keiner dieser typischen italienischen Machos?«

Lachend schüttelt er den Kopf. »Nein. Nicht alle sind so. Einige sehen mich vermutlich als verweichlicht an, weil ich so etwas mache, aber ich muss mir den Macho nicht raushängen lassen, um meine Männlichkeit zu beweisen. Dieser bin ich mir auch so sicher genug.«

Tatsächlich besitzt er eine immense männliche Ausstrahlung und ihn mir beim Wickeln eines Babys vorzustellen, tut dieser für mich keinen Abbruch. Der Mann ist Sex pur. Ich schlucke. »Welche Rollen hattest du denn schon in deinem Job?«

»Bisher wurden nur Nebenrollen von mir ausgestrahlt, aber das ist bei vielen so. Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass ich noch eine Weile oder für immer Kellner, Pizzabote oder Callboy sein werde.« Er zwinkert mir zu, was mir sagt, dass das mit dem Callboy nur ein Scherz ist. »Aber Frauen stehen ja oft nur auf die reichen, erfolgreichen Typen und nicht die Künstlertypen, die nicht allzu viel Geld haben, nicht wahr?« Seine Worte ansich hätte ich angesichts seines Grinsens auch als Scherz auffassen können, doch diesmal erreicht das Lächeln seine Augen nicht und ein leicht bitterer Tonfall hat sich in seine tiefe, männliche Stimme eingeschlichen.

Ich bin mir sicher, dass es da etwas in seinem Lebenslauf gibt, das in diese Richtung geht, aber ich frage ihn nicht, denn es geht mich ja schließlich nichts an.

»In welchen Filmen oder Serien hast du denn schon mitgespielt?«, frage ich interessiert.

»In Midnight Sun hatte ich eine Statistenrolle. Dann hatte ich einen kurzen Auftritt in Dead by Dawn, dieser Indie-Horrorkomödie. Die wird dir vermutlich nichts sagen. Und dann hatte ich eine Statistenrolle in der Serie Greyhound. Ich erscheine nur kurz in einer Folge.«

Leonardo nennt mir noch einige Neben- und Statistenrollen, die er besetzt hat im Laufe der Jahre. Manche der Filme kenne ich, doch ich kann mich leider nicht an seine Rollen darin erinnern. Offenbar war sie kurz, mit bestenfalls ganz wenig Text und kaum signifikant. Andererseits dürften die meisten Schauspieler so angefangen haben. Jedenfalls kann man nicht sagen, dass er untätig war.

»In welchem Genre möchtest du am liebsten spielen?«, frage ich.

»Action mit einer Liebesgeschichte drin so wie in Speed. Der Film hat nicht nur eine geniale Grundidee, die hervorragend umgesetzt wurde, sondern auch eine interessant aufgebaute Liebesgeschichte. Ich finde die persönlichen Beziehungen auch in Actionfilmen wichtig. Wenn beides so umgesetzt wurde wie in Speed, dann ist ein Film für mich perfekt.«

»Welches sind deine Lieblingsschauspieler?«

Nachdenklich sieht er mich an. »Das ist schwer zu sagen. Keanu Reeves natürlich. Candice Accola hat wirklich was.« Sein Blick bekommt etwas Verträumtes, als er den hellblonden All-American-Darling und Cheerleader-Typ erwähnt.

»Ich mochte ihre Mom Liz«, sage ich.

Er nickt. »Ian Somerhalder ist allerdings auch klasse. Ich finde, er hat als Damon die besten Texte im Drehbuch bekommen, der Glückspilz. Um die Rolle beneide ich ihn.«

»Paul Wesleys Texte waren auch nicht immer schlecht, als er Stefan gespielt hat. Sie waren nachdenklicher und oft reifer. Eine seiner Äußerungen geht mir nicht mehr aus dem Kopf: Wir wählen unseren eigenen Weg. Unsere Werte und unsere Taten definieren, wer wir sind.«

»Wie wahr.«

»Und wen magst du noch?«, frage ich.

»Natürlich verehre ich Al Pacino.«

»Für Italiener ist er vermutlich ein Muss?«, frage ich lachend.

»Na klar. Er ist einer unserer Vorzeige-Sizilianer. Fast jeder Italiener hier in den USA ist bestenfalls Halbitaliener, aber Al Pacino ist wie ich vollständig italienischer Abstammung.«

»Aus welcher Stadt stammst du?«, frage ich.

»Sciacca. Das ist eine Hafenstadt an der Südwestküste Siziliens. Sie ist ein Traum. Die Altstadt liegt auf einem Plateau, von dem aus die Aussicht aufs Meer einfach atemberaubend ist.« Sein offenbar in eine andere Zeit auf einen anderen Ort gerichteter Blick wird sehnsüchtig und ein wenig wehmütig. »Wir sind in die USA ausgewandert, als ich neun und meine Schwester elf war.«

»Du vermisst deine Heimat?« Es ist eher eine Feststellung als eine Frage.

Er räuspert sich. »Ja, auch wenn ich froh bin, hier zu sein. Als Schauspieler habe ich hier einfach viel bessere Möglichkeiten als in meiner Heimat.« Sein Blick ist für einen Moment weiterhin in die Ferne gerichtet, doch dann wendet er ihn wieder mir zu. Seine dunklen Augen bohren sich in meine. »Was die wenigsten wissen, ist, dass Al Pacinos Großeltern mütterlicherseits genau wie sein Film-Vater Vito Corleone aus der kleinen sizilianischen Stadt Corleone stammen.« Seine Augen leuchten. In ihm brennt ein inneres Feuer für seinen Job und allem, was damit zu tun hat. Man spürt deutlich, dass er ganz in seinem Element ist.

»Wow, das ist interessant. Es ist, als wäre diese Rolle für ihn geschrieben worden.«

»Das wurde sie nicht. Niemand wollte ihn damals für diese Rolle haben, außer Francis Ford Coppola, der damals selbst noch unbekannt war. Die Führungskräfte wollten Robert Redford oder einen Typen, der ihm ähnlich sieht wie Ryan O’Neal. Al Pacino kannte damals noch niemand. Außerdem meinten sie, er wäre mit seinen 1,70 m zu klein.«

Ich schnalze mit der Zunge. »Nichts gegen die beiden Schauspieler, doch die hätten doch gar nicht zu der Rolle gepasst. Außerdem gibt es, finde ich, keine bessere Besetzung für die Rolle als Al Pacino, egal wie groß er ist.«

»Das finde ich allerdings auch. Die Führungskräfte von Paramount Pictures wollten auch nicht Marlon Brando, der wegen seines Temperaments als schwieriger Schauspieler gilt. Er hatte sich am Set mit Robert Duvall, dem Darsteller des Consiglieres Tom Hagen, und James Caan, der Sonny gespielt hat, angefreundet. Sie haben Marlon Brando während der Dreharbeiten abgelenkt, indem sie ihre Hosen fallen und ihm ihre Ärsche gezeigt haben.«

Ich lache. »Wow, was für nette Freunde.«

»Ja, so etwas ist nicht mal unüblich. Es ist ein harter Job, den man mit solchen Scherzen auflockert. Marlon Brando hat es ihnen während der Hochzeitsszene mit gleicher Münze heimgezahlt und beinahe alle fünfhundert anwesende Schauspieler damit aus dem Konzept gebracht.«

Ich grinse breit. »Das kann ich mir vorstellen.«

»Jedenfalls hatte Coppola sich, sowohl was Marlon Brando als auch Al Pacino betraf, gegen die Führungskräfte von Paramount Pictures durchgesetzt, obwohl sein Status aufgrund seiner vorherigen eher erfolglosen Phase nicht besonders gut war. Während des Filmens stand er in Gefahr, gefeuert zu werden, und mit ihm Al Pacino. Dabei haben beide sich ganz schön ins Zeug gelegt. Als Method-Actor war Al Pacino sich nicht zu schade, sich unter echte Gangster zu mischen, um ihre Gestik, Mimik und ihre Art zu sprechen zu studieren.«

Verwundert sehe ich ihn an. »War das nicht gefährlich?«

Leonardo zuckt mit den Achseln. »Offenbar lebt er noch.«

»Er hat einigen Aufwand für die Rolle betrieben.«

»Das muss man, wenn man Erfolg haben will. Von nichts kommt nichts. Und Al Pacino hat lange auf solch eine Chance warten müssen. Viele bekommen sie nie im Leben. Das darf man nicht vergessen. Al Pacino arbeitete früher in Theatern als Platzanweiser und Kartenabreißer, bevor er seinen Durchbruch als Schauspieler hatte. Die Schauspielerei ist kein Beruf, in dem man leicht reich wird. Eher das Gegenteil ist der Fall, auch wenn die Presse oft etwas anderes suggeriert.«

»Es ist wohl eher eine Berufung als nur ein Beruf«, sage ich.

Er nickt. »Das stimmt allerdings. Aber lass uns nun lieber weitermachen, damit wir deiner neugierigen Verwandtschaft gewachsen sind.«

Und weiter geht die Fragerunde.

Hastig mache ich mir Notizen auf Evernote auf meinem Smartphone, damit ich nicht alles gleich wieder vergesse. Leonardos zweiter Vorname ist Angelo, er hat am vierzehnten Mai Geburtstag und ist zweiunddreißig Jahre alt. Wobei ich sagen muss, dass ich ihn ein paar Jahre jünger eingeschätzt hätte.

»Bist du Raucher?«, frage ich ihn.

»Nein, es gibt coolere Wege, zu sterben.«

Ich kläre ihn über die Wichtigsten meiner Verwandten kurz auf, also meine Eltern, meine Stiefmutter, meine Schwester, meine Halbschwester, meinen Halbbruder und natürlich meine Cousine Kimberly, die es bevorzugt, Kim genannt zu werden, und ihren Verlobten und Bald-Ehemann Luca sowie diverse Onkel und Tanten. Auf meinem Smartphone zeige ich ihm ein paar Fotos von ihnen, damit er sie erkennt.

»Dann haben wir etwas gemeinsam«, sagt er«, denn auch ich wurde von nur einem Elternteil großgezogen. Meine Mutter hat meinen Vater nicht allzu lange nach unserem Umzug in die USA verlassen.«

Mitfühlend sehe ich ihn an. »Das tut mir leid.«

Leonardo blickt auf seine Uhr. »Wir sollten so langsam los.«

Erschrocken bemerke ich, wie schnell die Zeit vergangen ist. Wir beeilen uns, zu unserem Flugsteig zu kommen. Wir betreten das Flugzeug, grüßen die Flugbegleiterin und suchen unsere Sitzplätze auf. Leonardo überlässt mir galant den Fensterplatz, wofür ich ihm dankbar bin.

»Auf dem Rückflug bekommst du den Fensterplatz«, sage ich lächelnd.

Nach Anleitung der Flugbegleiterin legen wir unsere Sicherheitsgurte an. Als das Flugzeug abhebt, werfe ich vergnügt meinen Blick aus dem Fenster, um zu sehen, wie die Landschaft an uns vorbeirauscht, wir uns in die Luft erheben und alles kleiner und immer kleiner unter uns wird. Es ist ein erhebendes Gefühl.

Als ich mich zu Leonardo wende, sehe ich, dass er mich wohl die ganze Zeit über beobachtet hat. Ein sanftes Lächeln umspielt seine Mundwinkel, und sein Blick ist ganz weich, dennoch intensiv. Da ich ihm so nahe bin, steigt mir sein männlicher Duft in die Nase und berauscht mich. Die Ausstrahlung dieses Mannes ist wirklich unglaublich.

»Wir sollten weitermachen, wenn du nichts dagegen hast.«

Hastig nicke ich und schlucke kurz. »Ja, natürlich.« Wie konnte ich mich nur so ablenken lassen? Mir jedenfalls wird man den verliebten Trottel ohne Weiteres abnehmen, wenn ich ihn weiterhin so fasziniert anstarre.

»Wie haben wir uns kennengelernt?«, frage ich, in der Hoffnung, dass er mein Starren nicht bemerkt hat. Jedenfalls geht er galant darüber hinweg.

»Ich denke, wir sollten so nahe bei der Wirklichkeit bleiben wie möglich. Ich habe dir eine Pizza gebracht, war gleich von dir bezaubert und habe dich um ein Date gebeten. Erzähl mir von deinen Jobs. Du willst also mittelfristig beim Anwalt aufhören?« Das Thema konnten wir am Flughafen nur kurz anschneiden.

Ich nicke. »Ja, aber der Tierarzt hat mich leider nur halbtags eingestellt, auch wenn sie hofft, mich dieses oder nächstes Jahr Vollzeit einstellen zu können. Bis dahin brauche ich noch den anderen Job, zumal ich meinen Abschluss noch nicht in der Tasche habe.«

»Beim Tierarzt wirst du vermutlich schlechter verdienen. Anwälte haben, soweit ich weiß, höhere Honorare.«

Ich seufze. »Das Gegenteil ist der Fall. Mein Einstiegsgehalt beim Tierarzt ist selbst jetzt, obwohl ich noch keinen Abschluss habe, höher als das, was ich beim Anwalt mit sechs Jahren Berufserfahrung verdiene. Zudem habe ich eine Förderung für die Ausbildung vom Staat Oregon erhalten.«

»Dann ist dein anderer Chef ein Ausbeuter. Aber du wechselst nicht nur wegen des Gehaltes?«

Rasch schüttle ich den Kopf. »Nein, natürlich nicht, wobei das allein schon ein Grund wäre. Ich liebe Tiere. Zwar hatte ich in den letzten Jahren seit Bessys Tod keine mehr, aber ich nehme gelegentlich Meerschweinchen bei mir zur Pflege auf.«

»Bessy?«

»Sie war meine Hündin, eine Promenadenmischung. Sie war schon alt, als ich sie aus dem Tierheim abgeholt habe, aber immer noch ziemlich quirlig. Niemand wollte sie, weil ihr Fell immer so unordentlich aussah, egal, wie oft am Tag man es bürstete. Sie kroch einfach in jedes Gebüsch, wälzte sich in jeder Schlammpfütze und hat alle Kletten mitgenommen, die sie kriegen konnte. Obwohl ich sie schon altersbedingt auf das Diätfutter vom Tierarzt gesetzt habe, hat sie gerülpst und gefurzt wie eine ganze Horde betrunkener Matrosen.«

Er lächelt. »Das hört sich chaotisch an, aber auch irgendwie schön.«

Versonnen schaue ich ihn an. »Das war es. Sie fehlt mir heute noch. Bessy war einfach ein großartiger Hund.«

»Mein Job erlaubt es leider nicht, ein Haustier zu halten. Wenn ich eine größere Rolle ergattere, bin ich für ein paar Wochen oder Monate am Stück weg. Das will ich keinem Tier antun. Wenn ich in Los Angeles bin, gehe ich öfters mit den Hunden eines Tierheimes Gassi. Es ist eine Win-win-Situation. Die Hunde freuen sich, dass sie rauskommen, und ich habe lange Spaziergänge, die fit halten und helfen, den Kopf freizubekommen.«

Ich schenke ihm ein Lächeln. »Es ist schön, dass du das tust. Wie lange wirst du noch in Oregon bleiben?«

Er hebt die Schultern. »Ich weiß es nicht. Ein paar Wochen noch. Es kommt natürlich auch darauf an, ob es mir gelingt, eine Rolle zu bekommen, was in Los Angeles leichter geht als hier.«

»Und dort bist du Kellner?«

»Ich nehme die Brotjobs, die ich kriegen kann, sofern die Bezahlung und die Kollegen nicht allzu übel sind. Bei Rollen bin ich wählerischer, da man mit der falschen Wahl seine Karriere effektiv killen kann.«

Überrascht sehe ich ihn an. »Tatsächlich?«

»Ja, jede Rolle soll einen weiterbringen, ein kleines bisschen zumindest. Man muss sich überlegen, in welche Richtung man gehen will. In welcher Art von Filmen will ich mitspielen? Was will ich erreichen? Und wird der Film die Personen ansprechen, die zu meiner Zielgruppe gehören?«

Ich habe den Eindruck, dass er wirklich weiß, was er macht, und sich voll reinkniet in seinen Beruf.

»Dann habe ich ja den richtigen Mann an meiner Seite für die Hochzeit. Ich werde wohl einen Schauspieler brauchen, der weiß, worauf es ankommt. Es wäre schön, wenn du niemandem sagst, dass du Schauspieler bist.«

Er nickt. »In Ordnung. Das liegt auch in meinem Interesse. Ich bin nämlich die neugierigen Fragen und die mitleidigen Blicke satt, wenn man mich nach meinen Rollen fragt. Wenn man schon seit vielen Jahren vergeblich versucht, als Schauspieler den Durchbruch zu erreichen, und schon über dreißig ist, sagen die, man solle sich einen richtigen Job suchen wie etwa Versicherungsvertreter.«

»Die können ganz schön gemein sein. Nicht jeder erreicht den Durchbruch mit Mitte, Ende zwanzig. Al Pacino war doch schon in den Dreißigern, als er es geschafft hat, und Bryan Cranston war noch älter.«

Leonardo nickt. »Das stimmt. Al war dreiunddreißig und Bryan war Mitte vierzig. Ich verstehe nicht, warum deine Familie dir nicht glauben könnte, dass du dich verlobt hast. Ist das denn so abwegig?«

»Es war damals eine sehr böse Sache mit meiner ersten Verlobung. Meine Schwester wollte schon immer haben, was ich habe, was ich nicht verstehe, da sie die Cheerleaderin und das bei allen beliebte Mädchen war.« Neben ihr wurde ich oft übersehen.

»Vielleicht war das nur eine Fassade und sie hat sich innerlich unsicher gefühlt. Außerdem kann es anstrengend sein, so ein Image aufrechtzuerhalten. Bei jedem beliebt sein zu wollen kann einen zerschlagen, weil man nicht man selbst sein kann. Es ist normal, dass einen nicht jeder mag und nicht jeder mit dem einverstanden ist, was man tut. Das gehört zum Leben dazu.«

»Hast du Geschwister außer deiner Schwester? Wie alt ist sie?«, frage ich.

»Ich habe nur Chiara. Sie ist vierunddreißig.«

Wir unterhalten uns noch weiter über Filme, Bücher und die bucklige Verwandtschaft, dann neigt sich der Flug bereits dem Ende zu und unser Flugzeug setzt zur Landung in Seattle an. Wieder sehe ich aufgeregt aus dem Fenster, um ein paar Panoramabilder der Stadt zu sehen.

Kapitel 3

 

In Seattle nehmen wir am Flughafen einen Mietwagen, einen roten Honda Civic, wie man ihn offenbar öfters auf den Straßen Washingtons sieht, um damit nach Snoqualmie zu gelangen.

»In Snoqualmie wurde übrigens die Serie Twin Peaks gedreht«, sage ich während der Fahrt.

Leonardo nickt. »Washington hat einige Orte aufzuweisen, an denen Filme gedreht wurden, wie etwa Stephen Kings Haus der Verdammnis. Das wurde in der Pension Thornewood Castle gedreht. Die ist nur um die vierzig Meilen von Seattle entfernt. Und in Seattle wurde ja schon eine ganze Menge gedreht.«

»Shades of Grey beispielsweise«, sage ich grinsend.

»Hast du alle Teile schon gesehen?«

»Bisher nur den ersten. Ich hatte in der letzten Zeit ziemlich viel um die Ohren.«

»Ich bin auch noch nicht weiter gekommen. Hast du Hotelzimmer für uns reservieren lassen?«, fragt Leonardo.

»Meine Cousine und ihre Mutter wollten sich um alles kümmern. Wir sind wie alle anderen Gäste in der Salish Lodge untergebracht.«

Leonardo schnalzt mit der Zunge. »Ist das nicht ein teures Pflaster?«

»Die Finanzierung ist für sie kein Problem. Sie wollen halt eine Traumhochzeit haben. Schließlich sind sie seit Jahren das Vorzeigepaar unserer Gegend.«

Leonardos Kinnpartie spannt sich leicht an. »Eure Familie ist also gut betucht?«

Ich nicke. »Ein paar von uns schon.«

»Meine nicht so sehr. Mein Vater hat schon immer als Kellner gearbeitet.«

»Wollte er ebenfalls Schauspieler werden?«, frage ich interessiert.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: 2018 Urheberrecht Evelyne Amara, Bayern
Bildmaterialien: rdrgraphe / Fotolia
Cover: Evelyne Amara
Lektorat: Jörg Querner
Korrektorat: Lektorat Anti-Fehlerteufel
Tag der Veröffentlichung: 19.12.2018
ISBN: 978-3-7438-9127-2

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