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Finn

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Finn



Eine Gay Kurzgeschichte









Handlung



Der 48-jährige Bastian lernt im Krankenhaus den 19-jährigen Finn kennen. Finn ist schwul, hat aber Angst davor, sich zu outen.

Bastian, der verheiratet ist und einen erwachsenen Sohn hat, ist ebenfalls schwul, konnte es aber sein Leben lang vor seiner Familie verheimlichen. Inzwischen hat er aber erkannt, dass sein Leben, geprägt von Lügen und unterdrückten Gefühlen, ein großer Fehler war.

Weil Bastian vermeiden will, dass Finn den gleichen Fehler begeht, erzählt er ihm seine Lebensgeschichte. Vom ersten Orgasmus, über die Schwierigkeiten in der DDR schwul zu sein, bis hin zur ersten heimlichen Liebe zu einem Jungen.

 






Ich sitze hier auf einem Friedhof und Blicke auf mein beschissenes Leben zurück. Ein Leben, das nur von Lügen und unterdrückten Gefühlen geprägt war. Immer nach einer Ausrede suchend, um meine wahre Identität zu verbergen.

Mein Name ist Bastian. Ich bin 48 Jahre alt, verheiratet und habe inzwischen einen erwachsenen Sohn. Und das alles, obwohl ich eigentlich schwul bin. Ich habe mich mein ganzes Leben hinter einer Fassade versteckt, nur, um meiner Umgebung vorzugaukeln, dass ich normal bin. Aber, was ist denn eigentlich normal? Bin ich wirklich nicht normal, nur weil ich schwul bin. Sind denn heterosexuelle Menschen wirklich die Normalen unter uns? Vor einem halben Jahr hätte ich diese Frage noch mit einem „Ja“ beantwortet. Das ich heute darüber anders denke, habe ich Finn zu verdanken. Einen 19-jährigen Jungen, den ich im Krankenhaus kennenlernte und ein Zimmer teilte. Heute wünschte ich allerdings, dass wir uns niemals begegnet wären.

Es begann alles vor einem halben Jahr. Schon in der Nacht hatte ich heftige Bauchschmerzen und musste mich ständig übergeben. Als sich dies am Morgen verschlimmerte, suchte ich einen Arzt auf. Die Diagnose war niederschmetternd. Blinddarmentzündung! Schon eine halbe Stunde später befand ich mich im Krankenhaus. Ich war froh darüber, dass ich wenigstens in einem Zweibettzimmer untergebracht wurde und das zweite Bett, nicht belegt war. Nicht etwa, dass ich Menschenscheu bin. Aber ich mag nun mal keine Mehrbettzimmer, wo man vor lautem Schnarchen der anderen, nicht richtig schlafen kann.

Kurze Zeit später lag ich dann auch schon auf dem Operationstisch. Obwohl ich fast eine Stunde operiert wurde, kam es mir nur vor, wie Sekunden.

Anschließend wurde ich in einem Rollstuhl gesetzt und von einer Schwester auf mein Zimmer gebracht. Als wir dort ankamen, war ich etwas überrascht. In meinem Zimmer war inzwischen ein junger Bursche untergebracht, der gerade damit beschäftigt war, seine Sachen in den Schrank zu räumen. Meinen Schätzungen zufolge war er ungefähr 18 bis 20 Jahre alt, etwa 180 cm groß und hatte eine schlanke, aber sportliche Figur. Außerdem hatte er dunkele, etwas zottige Haare, die er bis über die Stirn trug. Bekleidet war er mit einem marineblauen T-Shirt und einer hellen engen Jeans, die mehrere Löcher hatte.

Nachdem mich die Schwester endlich in mein Bett verfrachtet hatte, kam der Junge auf mich zu und streckte mir lächelnd seine Hand entgegen.

„Ich bin Finn“, sagte er. Dabei glänzten seine Zähne, wie bei einem gutaussehenden Model einer Zahnpasta Werbung.

„Bastian“, antwortete ich freundlich, aber immer noch leicht betäubt von der Narkose. „Meine Freunde nennen mich Basti.“

Da mir der Junge auf Anhieb gleich sympathisch war, bot ich ihm auch sofort das „Du“ an.

„Ganz schön heiß hier in der Bude“, stöhnte Finn, wobei er sich das T-Shirt auszog und sich damit den Schweiß von der Stirn wischte.

Ja, mir war auch ganz schön heiß. Aber das kam wohl weniger von dieser schwülen Augusthitze an diesem Tag, sondern mehr, von dem Anblick seines makellosen Körpers.


Gerade jetzt, wo er nur noch mit seinem nackten, braun gebrannten Oberkörper vor mir stand, kam mein Blut so richtig zum Kochen.

Er ging zum weitgeöffneten Fenster, stützte sich mit den Armen am Fensterbrett ab und schaute hinaus.

Ich konnte kaum einen Blick von ihm wenden. Immerhin hatte er eine perfekte Figur, die durch seine enge Jeanshose noch besser zur Geltung kam. Und ja, er hatte einen verdammt geilen Arsch.

Es waren genau diese Momente, für die ich mich immer schämte. Immerhin starre ich gerade einen jungen Boy auf den Arsch, der eigentlich mein Sohn sein könnte.

„Wie alt bist du eigentlich?“, rief ich ihm zu.

Finn drehte sich um und setzte sich gelassen auf das Fensterbrett. „Ich bin vor 3 Monaten 19 Jahre alt geworden.“

„Was für ein schönes Alter“, erwiderte ich neidisch. „Da hast du ja dein ganzes Leben noch vor dir. Mit meinen 48 Jahren, habe ich es fast schon hinter mir.“

„48 Jahre ist doch noch kein Alter“, lächelte er mir freundlich zu.

„Das sehen die meisten Jugendliche in deinem Alter leider anders“, widersprach ich. „Da wird man schon hin und wieder, als alter Sack bezeichnet.“

Finn ging zu seinem Bett und setzte sich. Er nahm sein Handy vom Nachttisch und tippte auf diesem herum. Nach einigen Minuten des Schweigens sah er mich fragend an. „Warum bist du eigentlich hier?“

Erst jetzt bemerkte ich seine wunderschönen Augen. Sie strahlten wie funkelnde Diamanten, die eine hypnotisierende Wirkung hatten.

„Mein Blinddarm musste raus“, erwiderte ich. „Und du?“



Er hielt seinen rechten Arm hoch und zeigte auf das Handgelenk. „Ich bin dort, vor einem Jahr operiert wurden. Morgen sollen die Schrauben raus.“

Ich sah ihn verwundert an. „Ich dachte eigentlich, dass derartige Operationen heute schon ambulant durchgeführt werden.“

„Normalerweise schon. Aber ich habe einen kleinen Herzfehler. Bei mir ist jede Operation ein Risiko.“

Dann nahm er seine Kopfhörer, legte sich hin und hörte über sein Handy Musik.

Ich war ganz froh darüber. Immerhin wurde ich gerade operiert und hatte noch starke Schmerzen. Obwohl die Unterhaltung mit ihm sehr angenehm war, fiel es mir doch schwer, zu reden. Außerdem wirkte noch das Narkosemittel, das mich sehr schläfrig machte. Darum dauerte es auch nicht lange, bis ich dann irgendwann fest einschlief.

Als ich dann nach einigen Stunden wieder wach wurde, war es bereits später Abend. Ich war immer noch benommen und meine Wunde schmerzte. Aus einem Augenwinkel heraus sah ich, wie Finn bereits im Bett lag und Besuch von einem etwa gleichaltrigen Freund hatte. Doch was ich dann zu sehen bekam, überraschte mich ein wenig. Dieser Freund gab Finn zum Abschied einen Kuss. Aber es war kein normaler Kuss, wie man ihn sich unter Brüdern oder guten Freunden gab. Er war so leidenschaftlich, dass es für mich nur eine Antwort geben konnte.

Finn, der nach außen, wie ein typischer heterosexueller Jugendlicher wirkte, war in Wirklichkeit wahrscheinlich schwul.

Natürlich ließ ich mir nichts anmerken und tat so, als wenn ich noch schlafen würde. Erst als

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 21.10.2019
ISBN: 978-3-7487-1841-3

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