Der Fuji-San
Das Wahrzeichen Japans
Kleine Reiseerzählung
Als unsere Kinder vier, acht und zwölf Jahre alt waren, sagte mein Mann: Jetzt fahren wir alle nach Japan.
Ich besuchte Bibliotheken um mir haufenweise Bücher über Japan auszuleihen, um zu verstehen, was da alles auf uns zu kommen würde.
In jedem dieser Bücher stand als Erstes zu lesen: Japan ist das verlobte Land der Erdbeben. Da für uns eine Flugreise mit fünf Personen des Geldes wegen ausgeschlossen war, zogen wir vor, den langen Weg über
Finland, Russland und Sibirien zu buchen. Vieles musste vor der Abfahrt noch besorgt werden ehe wir uns niedersetzen
konnten um alles bis ins kleinste Detail zu organisieren. Es war ja keine
leichte Aufgabe, sich mit drei kleinen Kindern auf den Weg zu machen, rund um die halbe Erdkugel.
Fünf grosse Koffer wurden sorgfältig gepackt, um unterwegs alle wichtigen Sachen gleich bei der Hand zu haben, denn die Reise sollte zehn Tage und Nächte dauern. Wir stiegen in den Zug der von Karlstad nach Stockholm fuhr. Dort übernachteten wir bei Verwandten und konnten am nächsten
Morgen anbord des Schiffes, das nach Helsinki in Finland abdampfte, gehen. Diese erste Seereise dauerte ca 20 Stunden. Danach folgte eine weitere 20 stündige Zugreise die von Helsinki in Finland nach Moskau in Russland ging. Der Zug war hübsch ausgestattet, mit Spitzengardinen an den Fenstern und rote Teppiche in den Abteils und den Gängen, aber es gab leider nichts zu essen, nur Tee aus einem grossen Samovar und sehr süsse Gebäckstückchen. Drei hungrige Kinder machten uns Kummer, aber nach Stunden hielt der Zug an einem Bahnhof an.
In gesammelter Truppe verliessen wir den Zug um auf die Schnelle ein von Fett triefendes Hähnchen, ein wenig Brot samt eine Flasche Vodka zu kaufen. Die Kinder konnten den schlimmsten Hunger stillen, während wir uns mit russischem Vodka begnügten. In Moskau ruhten wir uns zwei Nächte lang in einem Hotel aus.
Dann setzte unsere Reise mittels einer russischen Propellermaschine fort. Der Flug dauerte acht Stunden, quer über ganz Sibirien. Wir flogen gegen die aufgehende Sonne des Ostens und verloren dadurch sechs Stunden unserer Zeit. Deshalb überfiel uns eine sehr grosse
Müdigkeit als wir in Kabarovsk landeten. Bald setzte unser Abenteuer fort, wieder eine 20 stündige Fahrt mit dem Zug, durch die Mongolai bis Nahodka, einer Hafenstadt am japanischen Meer.
Dort gingen wir anbord eines riesigen Schiffes das zwischen
Hokaido und Honshu, Japans nördlichste Inseln, segelte. Kurz darauf entstand ein fürchterlicher Seegang mit haushohen Wellen
zur Folge, verursacht durch ein Erdbeben tief auf dem Meeresboden. Nach einer Nacht schrecklicher Seekrankheit waren wir
dann alle wieder fidel und munter als wir nach 54 Stunden
auf hoher See den Hafen Yokohamas erreichten. Dort wurden wir von freundlichen Japanern festlich empfangen, mit flatternden schwedischen Fahnen und einer grossen, schwarzen Limousine. Der Waagen brachte uns mitten in die Millionenstadt Tokyo, zum Hilton-Hotel. Dort ruhten wir uns für ein paar Tage gründlich aus und wurden von unseren Gastgebern unglaublich verwöhnt. Dann setzte die Reise fort, ins Innere des Landes. Zuerst kamen
wir nach Sendai, eine Stadt direkt am Meer, auf der Insel Honshu.
Dort wohnten wir sehr komfortabel. Die Einrichtung des kleinen Häuschens war ganz auf japanische Art, Seegrasmatten auf allen Fussböden und die Zwischenwände der Räume bestand aus allerfeinstem Reispapier. Nach ein paar Monaten verliessen wir die Insel Honshu um in
den Süden Japans, auf die Insel Shikuku, zu ziehen. Auch hier
wohnten wir ganz auf japanische Art, direkt
an den Stränden des Stillen Oceans. Wir bekamen viele gute Freunde zu denen wir heute
noch engen Kontakt haben. Unsere Kinder, die beiden Ältesten, Birgit und Ulla-Britt, besuchten amerikanische und kanadensische Schulen. Der Unterricht fand nur in der englischen Sprache statt, welches ihnen später im Leben zu Gute kam. Björn, der Kleinste,
lernte spielend leicht die japanische Sprache. Unser ganzer Aufenthalt in diesem wundervollen Land war ein enormes Erlebnis für uns alle. Wir wünschten, noch einmal im Leben dorthin fahren zu können.
Kleine Notize: Diese Reise fand 1969 statt. Mein Mann arbeitete als Erection Super-Visor für eine schwedische Firma, die Maschinen für Papierbleicherei im Ausland verkauften und aufbauten.
Sajonara von
attchen
Tag der Veröffentlichung: 03.02.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Zur Erinnerung für unsere Kinder und als Dank an unsere japanischen Freunde