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Der erste Schnee ließ sich langsam hinabsinken und bedeckte die Erde und die Bäume mit einem hübschen, weißen Puder. Es war kalt geworden in der letzten Zeit und die Tiere im Buchenwald verkrochen sich in ihre Höhlen oder suchten verzweifelt nach den letzten grünen Gräsern. An diesem Morgen erwachte das kleine Rentier Felix sehr früh. Sofort rannte er hinaus und begrüßte den neuen Schnee.
Felix wohnte mit seiner Mutter und seiner Schwester Bine in einer kleinen Höhle mitten im Buchenwald.
Der erste Schnee… wie hatte sich Felix darauf gefreut! Er rannte wie verrückt durch den Wald und ließ die Schneeflocken hinter seinen Hufen aufwirbeln. Dann sprang er einen kleinen Hang hinunter und freute sich, als er bis zum Bauch im Schnee verschwand.
Wenig später kam auch Bine aus der Höhle und folgte den Spuren ihres Bruders.
Sie fand ihn lachend im Schnee stecken. „Felix, jetzt sag bloß, du steckst schon wieder fest?“ Und tatsächlich: Felix kam aus dem weißen Haufen nicht mehr hinaus. Er fand das jedoch sehr lustig und seine Schwester schaute ihn verständnislos an. Schließlich räumte sie mit ihrem Kopf den Schnee so weit zur Seite, dass Felix wieder hinaus konnte.
„Komm, Bine, wir machen ein Wettrennen zum Fluss! Mal sehen, ob er zugefroren ist!“ sagte Felix und rannte auch schon los.
Bine folgte ihm und es wurde ein Kopf an Kopf rennen. Beide Rentiere waren sehr schnell. Sie ließen gemeinsam die Schneeflocken hinter ihnen aufwirbeln und freuten sich über die schöne Winterlandschaft. Am Fluss angekommen freute sich Felix über die Biber, die über das gefrorene Wasser rutschten.
Er wollte es auch probieren und bevor Bine ihn stoppen konnte, war er auch schon auf das Eis gesprungen. Unter seinen Hufen knackte es bedrohlich, doch das Eis hielt. Bine atmete erleichtert auf. „Felix, komm, wir müssen wieder nach Hause. Mama wartet sicher schon auf uns.“ Bine trabte durch den Wald zurück zur Höhle. Felix sah ihr gelangweilt nach.
So ein schöner Schneetag und Bine hatte nichts Besseres zu tun, als in der Höhle zu sitzen. Felix schüttelte den Kopf, sprang vom Eis aus auf die andere Seite des Flusses und trabte dann in den Teil des Waldes, den seine Mutter ihm verboten hatte.
Etwas Mystisches ging von diesem Waldstück aus und jetzt, wo Bine weg war, konnte Felix endlich erkunden, was in diesem Wald war.

Die Äste wurden immer dichter und plötzlich zog ein eiskalter Wind auf, aber Felix ließ sich nicht von seiner Erkundungstour in den verbotenen Teil des Waldes ablenken. Seine Augen tränten und er fror am ganzen Körper.

Schließlich beschloss er doch zurück zu gehen, doch als er sich umsah, stellte er fest, dass er nicht wusste wo „zurück“ überhaupt war. Er hatte sich verlaufen. Vorsichtig rief er ein paar Mal Bines Namen in den Wald, doch es war nichts zu hören, außer das Summen des Windes. Felix stapfte weiter und kam schließlich an eine Hütte. Sie war mit bunten Lichtern geschmückt und davor stand ein Schlitten.
Felix sah sich vorsichtig um, dann ging er zu der Hütte und sah in eins der Fenster hinein. Niemand war da, doch plötzlich hörte er hinter der Hütte ein Wimmern.
Er schlich um die Hütte herum und fand hinter dem Haus ein schwarzes Rentier stehen. „Wer bist du?“ fragte Felix. Das Rentier sah ihn traurig an. „Ich bin Komet. Und du?“ „Ich bin Felix. Warum bist du so traurig?“
„Nun ja, meine Freunde sind bei dem Schneesturm alle verschwunden und nun bin ich ganz allein. Und der Weihnachtsmann ist auch weg.“ Felix sah ihn erstaunt an: „Der Weihnachtsmann?“ Komet nickte. Felix überlegte kurz und sagte dann: „Dann müssen wir sie suchen. Wie sind sie denn verschwunden?“ „Hmm… wir wollten zusammen den ersten Schnee begrüßen.
Aber dann zog der Sturm auf und nur ich hab den Weg zurück gefunden.“ Felix nickte.
Dann stapfte er entschlossen in den Wald. Komet sah ihm kurz nach und folgte ihm schließlich.
Der Sturm hatte keineswegs nachgelassen, aber Felix war wild entschlossen die anderen Rentiere zu suchen. Wenn es die Rentiere des Weihnachtsmannes waren, dann war auch sein großes Vorbild Rudolph dabei und ihn zu treffen, das war einfach das größte.

Außerdem stand das Weihnachtsfest auf dem Spiel, wenn die Rentiere und der Weihnachtsmann verschwunden waren. Und Weihnachten war schon bald. Felix und Komet kämpften sich unerbittlich durch den Sturm, aber nach einiger Zeit waren sie so durch gefroren, dass Komet kaum noch laufen konnte. Felix fand eine kleine Höhle und sie stellten sich dort unter. Komet legte sich sofort in eine Ecke der Höhle und schlief erst einmal eine Runde.
Felix starrte hinaus in den Schneesturm. Plötzlich sah er etwas an der Höhle vorbei torkeln und stürmte hinaus. Es war ein Rentier! Es sah ihn aus müden Augen an. „Hey, bist du nicht eins der Rentiere des Weihnachtsmannes?“ Das Rentier nickte: „Ich bin Prancer.“ Felix deutete ihm in die Höhle zu kommen und Prancer folgte ihm. Dann erkannte er Komet und war überglücklich.
Er ließ sich neben seinem Freund nieder und kuschelte sich an ihn.
Felix lächelte den beiden zu und sagte dann: „Ihr bleibt hier in der Höhle, ich komme bald wieder.“ Komet und Prancer nickten. Felix lief hinaus in den Sturm und folgte der Spur von Prancer. Doch schon nach wenigen Metern war die Spur bereits zu geschneit. Felix sah sich verzweifelt um. Dann entdeckte er in einiger Entfernung einen kleinen Hügel. Als er näher kam erkannte er, dass es ein weiteres Rentier war.
Jedoch war es komplett zu geschneit und nur die Nase schaute noch heraus. Felix räumte den Schnee beiseite und weckte es behutsam auf. Das Rentier musterte ihn müde. „Bist du ein Rentier des Weihnachtsmannes?“ Das Rentier nickte: „Dasher ist mein Name.“ Felix lächelte es an und half ihm dann beim Aufstehen. Dann brachte er es zu den anderen in die Höhle. Als er die Höhle betrat sah er, dass ein weiteres Rentier den Weg in die Höhle gefunden hatte. Es begrüßte ihn freudig. „Hallo, ich bin Donner.“ Felix begrüßte es. Donner schlug vor Felix bei der Suche zu helfen. Gemeinsam gingen sie wieder hinaus in den Sturm.
Viele Stunden war ihre Suche erfolglos. Doch dann fanden sie auf einer Lichtung zwei Rentiere, die eng aneinandergekuschelt da standen. „Cupid, Dancer!“ rief Donner aufgeregt und begrüßte die beiden stürmisch. Die beiden freuten sich ihn zu sehen.
„Felix, ich werde sie in die Höhle bringen. Du musst noch Blitzen, Vixen und Rudolph finden. Ich werde in der Zwischenzeit den Weihnachtsmann suchen. Bis später.“ Mit diesen Worten verließen Cupid, Dancer und Donner die Lichtung. Felix sah ihnen noch einmal kurz nach und machte sich dann auf den weiteren Weg. Wenig später fand er auch Blitzen und Vixen, aber von Rudolph war keine Spur.
Er brachte die beiden zu den anderen in die Höhle und Donner hatte auch den Weihnachtsmann gefunden, der stolz auf Felix zukam. „Vielen Dank für deine Rettung, kleines Ren. Aber mein Rudolph ist noch weg. Vielleicht können wir ihn gemeinsam suchen. Hilfst du uns?“ Felix sah die Rentiere an und sie schauten ihn flehend an. Dann nickte er und gemeinsam gingen sie zur Hütte des Weihnachtsmannes.
Der Weihnachtsmann spannte die Rentiere in seinen Schlitten. Ganz hinten liefen Dasher und Dancer, davor Prancer und Vixen, dann kamen Komet und Cupid und schließlich Donner und Blitzen. Ganz vorne war noch ein Geschirr frei. „Felix… du musst uns leiten“, sagte Donner, „nur durch dich können wir fliegen.“ „Durch mich?“ fragte Felix ungläubig.
„Ja“, sagte nun auch Blitzen, „du musst an etwas sehr schönes denken und dann können wir alle fliegen.
Rudolph fliegt sonst immer mit uns, aber wir glauben, dass du das auch kannst.“ Felix schlüpfte in den vorderen Platz des Geschirrs und überlegte angestrengt. Dann trabte er los. Die Rentiere folgten ihm brav. Felix dachte an viele, schöne Sachen. Er dachte an Bine und seine Mutter, an den ersten Schnee, an den Frühling… Aber der Schlitten erhob sich nicht. „Du schaffst es!“ rief Dasher von hinten.
Felix dachte noch angestrengter nach und dann viel ihm etwas wirklich Schönes ein: Weihnachten mit all seinen neuen Rentier Freunden und mit Rudolph zu feiern. Und plötzlich erhob sich der Schlitten in die Luft. Felix Hufe schlugen ins Leere und er freute sich wahnsinnig es geschafft zu haben.
Überglücklich legte er sich noch mehr ins Geschirr und der Schlitten sauste durch die Luft. Doch von Rudolph war keine Spur zu sehen.
Felix sah gespannt nach unten, doch es lag nur eine weiße Schicht unter ihnen.
Kein Rudolph weit und breit. „Da ist er!“ rief plötzlich Cupid von hinten und nun sah auch Felix ihn. Rudolphs rote Nase leuchtete zwischen zwei Tannen hindurch. Felix ging mit dem Schlitten hinunter und landete sanft neben Rudolph. Rudolph trat aus dem Gehölz auf den Schlitten zu und begrüßte freudig die Rentiere. „Schön euch zu sehen, Freunde“, sagte er. Die Rentiere nickten.

Dann steig Rudolph zum Weihnachtsmann in den Schlitten und Felix und die anderen stiegen wieder in die Lüfte und flogen zur Hütte zurück. Dort angekommen gingen sie alle in die Hütte des Weihnachtsmannes. Die Rentiere bedankten sich bei Felix und spät am Abend kehrte er zu seiner Mutter und Bine zurück. Er erzählte ihnen von seinem Abenteuer, doch keiner der beiden glaubte ihm. Doch Felix wusste was er erlebt hatte und schlief glücklich ein.
Am 24. Dezember klingelten Glocken vor Felix’ Höhle und als er, Bine und seine Mutter hinaus traten stand der Schlitten des Weihnachtsmannes mit den 9 Rentieren vor der Tür. Rudolph kam freudig auf ihn zu. „Dank dir noch einmal, Felix. Du hast uns alle gerettet. Ich möchte dir etwas schenken.“ Er nickte dem Weihnachtsmann zu und dieser brachte Felix einen roten, blinkenden Stern, den er an Felix’ Fell festmachte. Felix war überglücklich.
„Vielen, vielen Dank“, sagte er. Rudolph nickte und flüsterte dann: „So, und nun an die Arbeit, Felix. Du darfst heute mit uns Geschenke austeilen.“ Überrascht sah Felix Rudolph an. Dann ging er mit ihm zum Schlitten und ließ sich vorne neben Rudolph anspannen. Schließlich erhoben sie sich gemeinsam in die Lüfte. Das war das schönste Weihnachtsgeschenk, was ein kleines Rentier wie Felix jemals bekommen konnte.

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Tag der Veröffentlichung: 18.10.2008

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