Prolog
Lange war es her, seit die Drachen versucht hatten mit den Menschen in Kontakt zu treten. Es war gescheitert. Der mächtigste Drache unter ihnen, der Kaiserdrache, hatte die Menschen getestet, doch die menschliche Rasse hatte versagt. Für die Drachen war es ein schreckliches Schicksal. Ihre Seelen mussten weiter Ruhen, solange, bis die Zeit reif war, es erneut zu versuchen. Doch die Herzen, die sie brauchten, mussten rein sein.
Es war noch nicht soweit...
Vielleicht würde es noch lange dauern...
Vielleicht...
1. Der Chinese
Es war ein wunderschöner Tag. Die Sonne schien warm vom Himmel herab und tauchte alles in ein angenehm gelbes Licht. Und trotzdem konnte Laila nicht glücklich sein. Sie saß vor ihrem Haus auf einer Bank und hielt ihren Sohn Michail in den Armen. Liebevoll sah sie ihn an und dann schweifte ihr Blick durch den Garten. Ihr Herz war schwer. 8 lange Jahre war es nun her, seit sie an Zacs Seite gegen die Drachen gekämpft hatte und nun war er tot. Heute war sein Todestag und Laila dachte an ihn. Vor genau 2 Jahren war Zac überfahren worden. Dabei hatte er gerade eingekauft und wollte nur schnell wieder heim, zu seiner Frau und dann war es passiert. Als Laila daran dachte schossen ihr die Tränen in die Augen. Sie drückte Michail an sich. Ihr Sohn gluckste zufrieden. Wenigstens habe ich dich noch, dachte Laila. Michail war seinem Vater ähnlich. Er hatte die gleichen Augen und die gleiche Haarfarbe wie Zac. „Laila!“ rief plötzlich eine Stimme und riss Laila aus ihren Gedanken. Sie konnte Mya sehen, die durch den Garten gelaufen kam. Mya blieb atemlos vor Laila stehen. Nachdem sie etwas verschnauft hatte fragte sie: „Laila, was machst du denn hier? Wir wollten doch heute zu Zacs Grab, hast du das vergessen?“ „Wie könnte ich?“ fragte Laila und erhob sich. Mya lächelte sie an: „Laila, sei nicht traurig! Wenn du magst, dann können wir heute Abend essen gehen, nur du und ich... hmm...?“ „Du wolltest wohl sagen, du, ich und John?“ fragte Laila und sah ihre Freundin an. Mya nickte. Laila seufzte: „Also gut, ich komme mit, das wird mich ablenken. Kann ich Michail bei deinen Eltern lassen?“ „Klar! Und jetzt komm, wir sollten uns beeilen, John wartet schon im Wagen auf uns!“ Dann schnappte Mya ihre Freundin am Arm und schleifte sie durch den Garten.
John, Mya und Laila erreichten schon nach kurzer Zeit den Friedhof. Michail hatten sie zuhause gelassen, da die drei gleich im Anschluss essen gehen wollten. „Lasst mich bitte kurz allein, ja?“ fragte Laila, als sie vor dem Tor standen. Mya nickte und dann öffnete sie Laila das Tor. Laila trat hindurch und befand sich auf dem Friedhof. Der Friedhof war sehr groß. Er war umgeben von Bäumen, sodass es immer schattig und kühl war. Laila durchquerte ihn fast vollkommen, bis sie an Zacs Grab kam. Dort kniete sie nieder. Sie sah den grauen Grabstein an, auf dem mit goldener Schrift stand:
Zac Valensco
geb. 23. 07. 1975
+ 04. 10. 2001
Wir denken ewig an
dich!
Laila liefen Tränen über das Gesicht, die auf die braune Erde vor ihr tropften und sie anfeuchteten. „Laila?“ rief Mya von etwas weiter weg. Laila schreckte auf, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und flüsterte zu Zacs Grab: „Zac, ich liebe dich für immer!“ Dann ging sie zu Mya und verließ mit ihr zusammen den Friedhof.
John, Mya und Laila stiegen gemeinsam in das Auto und fuhren dann in die Stadt, um essen zu gehen. John wählte einen Chinesen. Er parkte das Auto auf dem Hof und führte dann die beiden Damen in das Restaurant. „Setzen sie sich doch hielhin!“ sagte der chinesische Kellner und deutete auf einen freien Tisch. John nahm Myas und Lailas Mantel und hängte sie auf, danach setzten sie sich und suchten in der Speisekarte nach einem geeigneten Essen. Nachdem sie gewählt hatten kam auch schon der Kellner wieder und nahm die Bestellung auf. Dabei sah er Laila an und sofort fühlte sie sich unwohl. Draußen stürmte es. Die Äste kratzten an die Fenster des Restaurants. Laila sah sich unsicher um. Der Kellner kam wieder und brachte das Essen. „Bitte schön meine Dame und mein Hell, ihl Fisch.“ Er stellte John und Mya ihre Fischplatte hin. Dann wendete er sich an Laila und sagte: „Und hiel ihle Ente, Laila!“ Dabei wurde seine Stimme dunkler und klang nicht mehr nach dem freundlichen Chinesen. Laila starrte ihn an. Es war noch immer der selbe Chinese, der sie freundlich angrinste, doch Laila konnte das Funkeln in seinen Augen sehen und dann hörte sie Michail schreien, dicht gefolgt von dem Schrei eines Drachens. Laila sprang auf. „Laila?“ fragte Mya und sah Laila verwirrt an. „Ich muss nach Hause!“ schrie Laila verzweifelt. Dann rannte sie aus dem chinesischen Restaurant heraus. „Laila!“ schrie nun auch John und folgte ihr. Mya bezahlte schnell und lief den beiden dann hinterher.
Laila rannte so schnell es ging die Strasse entlang. Ihr schwarzes Haar wehte im Wind. Sie keuchte erschöpft, doch sie konnte nicht aufhören zu rennen. Etwas war passiert. Der chinesische Kellner hatte ihren Namen gekannt. Und er hatte das selbe Funkeln in den Augen wie... Laila wusste es nicht mehr, doch sie hatte es schon einmal gesehen. Und dann traf es sie wie ein Schlag in den Bauch. Laila fiel erschöpft auf die Knie, stützte sich mit den Händen ab, damit sie nicht auf das Gesicht fiel und blieb so hocken. Sie hatte dieses Funkeln einmal in Night Blues Augen gesehen und auch in den Augen der anderen Drachen. Waren sie wieder hier? Was war mit Michail? Laila schrie auf, sprang auf die Füße und rannte weiter. Tränen stiegen in ihr hoch, ihre Beine schmerzten und ihre Hände waren blutig. Und trotzdem hatte sie die Kraft um weiter zu laufen. Immer weiter, bis sie schließlich zuhause ankam und nichts fand, außer einem Haus, das von roten Flammen verschluckt wurde. Ihr Heim brannte lichterloh. „NEIN!“ schrie Laila, fiel auf die Knie, schlug die Hände vor das Gesicht und weinte. Dann hörte sie nur noch wie das Haus explodierte und fiel in Ohnmacht.
2. Das Café
Laila schlug die Augen auf. Sie befand sich in einem großen Raum, mit weißen Wänden und einer weißen Decke. Eine Blumenvase stand in einer Ecke des Zimmers. Sofort wusste Laila, dass sie in einem Krankenhaus war. Sie richtete sich auf. „Laila?“ fragte jemand. Laila konnte Mya erkennen, die neben ihrem Bett saß und Laila nun ansah. „Laila, endlich bist du wieder wach!“ sagte Mya und lächelte glücklich. Laila richtete sich auf und hob sofort die Hand an die Schläfe, denn ein pochender Schmerz durchfuhr ihren Kopf. „Laila?“ fragte Mya noch einmal und nun wurde ihre Stimme besorgt. Laila sah Mya an und sagte leise: „Mir geht es gut, keine Sorge.“ Das stimmte aber nicht. Laila ging es überhaupt nicht gut. Sie fühlte sich ausgelaugt, müde und ihre Knochen schmerzten. Doch sie versuchte es zu überspielen, damit ihre Freundin nicht besorgt sein musste. „Gut, ich werde jetzt den Arzt suchen und mal fragen, wann du wieder heim darfst, ok? Warte kurz, bin gleich wieder zurück!“ sagte Mya fröhlich, zwinkerte Laila zu und verließ dann den Raum. Es wurde ruhig. Mit einem Seufzen ließ sich Laila wieder auf ihr Bett sinken. Es war kalt im Zimmer und ein unangenehmer Krankenhausgeruch lag in der Luft. Laila schauderte es. Sie sah zum Fenster hinaus. Draußen schüttete es aus Eimern. Was wohl aus dem Haus geworden war? Ob es Michail gut ging? Dies alles fragte sich Laila. Doch sie war zu erschöpft, um lange über ihre Fragen nach zu denken. Langsam schloss sie die Augen. Sie hörte das angenehme Rauschen des Regens und die Schritte auf dem Flur. Wenig später war sie wieder eingeschlafen.
Laila wachte erst wieder auf, als Mya sie am Ärmel zog. Vorsichtig schlug sie die Augen auf und sah in Myas grüne Augen, die sie besorgt ansahen. „Mya, was ist los?“ fragte Laila leise. Mya wich einen Schritt vom Bett weg und dann konnte Laila auch den Arzt entdecken, der hinter Mya gestanden hatte. „Frau Valensco? Wie fühlen sie sich?“ fragte er mit einer angenehm rau klingenden Stimme. Laila stockte kurz und antwortete dann: „Es ging schon mal besser, jedoch nichts schlimmes.“ Der Arzt nickte: „Ich bin Dr. Braun, ihr Arzt. Wir haben sie untersucht und... wir müssen ihnen etwas sagen, dass...“ Mya fing an zu weinen und der Arzt stockte. Laila sah zu Mya und fragte dann: „Was ist los?“ Der Arzt schluckte: „Nun... wir haben etwas gefunden. Unsere Wissenschaftler haben es lange untersucht, jedoch... wir wissen nicht, was es ist.“ „Was?“ fragte Laila leise. Wieder schluckte der Arzt: „Es scheint ein unbekannter Virus zu sein. Frau Valensco... er ist äußerst aggressiv und... sie werden wahrscheinlich nur noch eine Woche leben, die wichtigsten Organe wurden von ihm schon befallen.“ Laila sah den Arzt sprachlos an. Dann versuchte sie die tränen zurück zu halten und fragte weinerlich: „Hat... hat Michail es auch?“ Der Arzt schüttelte den Kopf: „Das wissen wir nicht. Ihr Sohn ist seit gestern verschwunden. Wir konnten noch keine Tests machen.“ „Verschwunden?“ fragte Laila erschrocken. Dr. Braun nickte und deutete dann auf Mya: „Ihre Freundin hier hat ihn hergebracht, jedoch ist er gestern entführt worden. Die Polizei ist schon alarmiert.“ „Wie konnte das passieren?“ schrie Laila den Arzt an. Dr. Braun hob besänftigend die Hand: „Seit 2 Wochen schon werden immer wieder kleine Kinder entführt, doch am nächsten Tag werden sie zurück gebracht. Ihr Sohn ist jedoch noch nicht zurück...“ Laila blickte verstört auf das Ende ihres Bettes. Michail war weg, dann war sein Schrei doch keine Einbildung gewesen? Konnte das sein? „Laila. Was sollen wir tun?“ fragte Mya und fiel Laila um den Hals. Laila streichelte ihren Rücken. Dann flüsterte sie Mya zu: „Ich habe gewusst, dass ich bald sterben würde.“ Mya sah ihre Freundin an und Laila nickte noch einmal, um ihre Aussage zu unterstreichen. Dr. Braun verließ das Zimmer. Laila deutete auf den Stuhl neben ihrem Bett und Mya setzte sich und dann erzählte Laila ihr die Geschichte, die sie damals mit Zac erlebt hatte.
Nachdem Laila geendet hatte wurde es ruhig im Raum. Laila ließ sich zurück auf ihr Bett sinken und Mya sah sie an, unfähig überhaupt noch etwas zu sagen. „Mya, vielleicht glaubst du mir kein Wort, aber schon damals hab ich gespürt, dass der Virus noch in mir ist. Ein wenig von dem Drachen ist in mir geblieben und nun denke ich, dass der Kaiserdrache erneut versucht die Menschheit mit den Drachen zu verbinden und diesmal versucht er schon bei den Kleinkindern an zu fangen. Deswegen hat er Michail geraubt, weil er auch einen Teil meiner Fähigkeiten besitzt.“ „Du... du redest wirres Zeug, das kann ich nicht glauben. Es ist besser, du ruhst dich noch etwas aus, vielleicht geht es dir dann besser. Hast wohl einen Schlag auf den Kopf bekommen. Ich geh jetzt besser,“ sagte Mya und sprang auf. Blitzschnell hielt Laila sie am Arm fest: „Du glaubst mir nicht? Ich hab mir das nicht ausgedacht!“ „Laila, beruhige dich. Es wird alles wieder gut, ich rufe jetzt Dr. Braun, er soll dich noch mal untersuchen!“ „Mya!“ schrie Laila und fasste ihren Arm noch fester. „Du tust mir weh!“ fauchte Mya ihre Freundin an und riss sich los. In dem Moment kam auch Dr. Braun wieder. „Was ist hier los?“ fragte er und sah abwechselnd zu Mya und Laila. „Sie... sie ist verrückt geworden!“ schrie Mya und rannte an dem Arzt vorbei aus dem Raum. Dr. Braun wendete sich zu Laila und sah sie an. Doch Laila wich seinem Blick aus und sah zum Fenster. „Frau Valensco...? Ist alles in Ordnung?“ fragte Dr. Braun und trat an Lailas Bett. „Lassen sie mich in ruhe, es geht mir gut!“ schnauzte Laila den Arzt an. Sie bereute ihre Worte jedoch sofort wieder, schließlich meinte es der Arzt nur gut. „Entschuldigen sie,“ murmelte Laila, um ihr gewissen rein zu waschen. Der Arzt machte eine kurze Handbewegung und verließ dann ebenfalls das Zimmer. Laila war allein. Traurig sah sie in den Regen hinaus. Vielleicht war Mya nicht die Richtige gewesen, der sie ihr Geheimnis anvertraut hatte. Laila stand auf und ging unsicher zum Fenster. Etwas war an diesem Anblick... falsch. Die Äste der Bäume ächzten und raschelten im Sturm und der Regen tropfte auf den Asphalt vor der Klinik und doch war etwas nicht richtig an diesem Anblick, etwas fehlte. Laila seufzte und ließ ihren Blick über die verregnete Straße schweifen. Nicht ein einziger Mensch war zu sehen, nicht einmal ein Auto, obwohl die Klinik an der Hauptstraße lag. Und dann sah Laila ihn. Er lehnte an einer Straßenlampe, komplett in schwarz gekleidet, mit einem schwarzen Hut und einem schwarzen Mantel und er sah sie an. Laila wich vom Fenster zurück. Der Mann sah sich kurz um und verließ dann seinen Platz. Er ging die Straße hinunter. Laila ging zu ihrem Schrank, kramte ein paar Anziehsachen heraus und zog sich um, dann nahm sie ihre Jacke und verließ den Raum. Der Gang draußen war schwach beleuchtet und stickig. Ein modriger Geruch lag in der Luft. Laila folgte dem Gang. Sie hörte nichts, außer ihren eigenen Schritten. Nach kurzer Zeit kam sie an einen Lift. Verstohlen blickte sie sich um und betrat den Lift dann. Sollte sie ins Erdgeschoss fahren? Laila betätigte den Knopf und nach einem kurzen „Pling“ schloss sich die Tür und der Lift setzte sich in Bewegung. Laila trat unruhig von einem auf den anderen Fuß.
Schließlich war der Lift hinunter gefahren. Die Türen öffneten sich wieder mit einem „Pling“ und gaben den Blick auf eine Halle frei. Lailas Herz pochte. Die Halle war genauso leer wie der Gang. Ein ungutes Gefühl stieg in Laila hoch. Vorsichtig betrat sie die Halle. Der Lift verschloss sich hinter ihr mit einem lauten Knall, der Laila herum wirbeln ließ. Sie beobachtete die Zahlen über dem Lift. Erster Stock... zweiter Stock... dritter Stock... im vierten Stock blieb der Lift stehen. Dann setzte er sich wieder in Bewegung und fuhr wieder hinunter. Dritter Stock... zweiter Stock... erster Stock... und er fuhr noch weiter. Lailas Herz raste. Etwas war in dem Lift und Laila wusste nicht, ob sie herausfinden wollte, was es war. Blitzartig drehte sie sich herum und rannte durch die Halle. Ihre Schuhe hinterließen ein unangenehmes Geräusch auf den Marmorfliesen, die Halle klang leer. Der Lift war jetzt unten. Schnell huschte Laila hinter eine Säule, die in der Halle stand und die mächtige Decke hielt. Nun hielt Laila die Luft an. Es wurde eiskalt. Dann hörte Laila ein Kratzen, als würden mächtige Krallen über den Boden schleifen. Was immer das auch war, es suchte Laila. Wieder stieg ihr der modrige Geruch in die Nase und Laila bekam kaum noch Luft. Das kratzen hatte aufgehört und nun hörte Laila ein Schnauben. Es schnüffelte. Laila versuchte möglichst flach zu atmen und keinen Mucks von sich zu geben. Ihr Herz raste schlimmer als zuvor. Plötzlich erklang ein gewaltiges Scheppern. Das Wesen fuhr hörbar herum und stürmte in die Richtung, aus der das Scheppern gekommen war. Das war Lailas Chance. Sie sprintete durch die Halle zum Ausgang, riss die Tür auf und stolperte ins Freie. Kalte Luft schlug ihr entgegen, doch sie war wärmer, als die in der Halle. Laila sah sich kurz um, dann rannte sie über die menschenleere Straße und folgte ihr.
Der Regen peitschte Laila ins Gesicht und schon nach wenigen hundert Metern wurde aus ihrem Rennen ein schnelles Gehen. Immer wieder sah sie sich um. Es war stockdunkel und der Regen war stärker als vorher geworden. Die Kälte hatte Lailas Mantel durchdrungen und setzte sich nun auf ihren Knochen ab. Dann sah Laila ein kleines Café, das noch offen zu sein schien. Sie beschleunigte wieder etwas und rannte zu dem Café.
Drinnen war es angenehm warm und etwas rauchig. Laila legte ihren Mantel ab und setzte sich dann an einen freien Tisch. Aus dem hinteren Raum des Cafés konnte sie stimmen hören und Gelächter. Laila sah sich um. Das Café war gemütlich. Eine kleine Theke war an einer Seite des Raumes aufgebaut, Bilder hingen an der wand, eine Musikbox spielte leise Musik und es roch nach Kaffee. „Kann ich ihnen etwas bringen?“ fragte eine junge Frau, die gerade aus dem hinteren Raum heraus kam. „Einen Kaffee, bitte!“ sagte Laila. „Kommt sofort!“ sagte die Frau freundlich und ging hinter die Theke. Laila beobachtete sie, während sie den Kaffee in eine Tasse schüttete. „Es ist kalt, heute Nacht,“ bemerkte die Frau und deutete dann auf Lailas durchnässte Sachen, „und nass, nicht wahr?“ Sie lachte hell. Es war ein angenehmes Lachen. Laila nickte. Die junge Frau brachte die Tasse mit dem Kaffee an Lailas Tisch. „Bitteschön, ihr Kaffee.“ Laila legte die Hände um die Tasse. Sie war wohlig warm. Die junge Frau setzte sich zu Laila an den Tisch und sah sie an: „Warum sind sie nicht zuhause? Stress mit dem Freund?“ fragte sie. Laila schüttelte den Kopf: „Nein, mein Mann ist schon seit zwei Jahren tot.“ „Das tut mir Leid. Ich konnte ja nicht wissen...“ „Schon okay!“ sagte Laila. Sie wollte allein sein, doch sie wollte die nette Frau nicht wegschicken, sicher machte sie sich nur Sorgen um Laila. „Ich bin Sarah, mir gehört dieses Café“, sagte die junge Frau und lächelte Laila an. Laila schlürfte ihren Kaffee, setzte ihn dann ab und sagte: „Ich bin Laila.“ Sarah schien zufrieden. Sie erhob sich und ging wieder in den anderen Raum. Laila hustete kurz und schlürfte dann ihren Kaffee weiter. Plötzlich hörte sie hinter sich ein Geräusch. Ein Mann stand in der Nähe der Tür, die zu dem anderen Raum führte und sah Laila an. Sie erkannte ihn. Es war der Mann, der vor dem Krankenhaus gestanden hatte. Schnell sah sie wieder weg. „Was wollen sie?“ fragte Laila brummig. Der Mann lachte: „Was meinen sie?“ „Sie standen vor dem Krankenhaus, heute Abend,“ erklärte Laila. Der Mann kam näher: „Sie sind eine gute Beobachterin! Mein Name ist Kyle O’ Donald.“ Er streckte Laila die Hand hin. Laila sah sie nur kurz an, dann widmete sie sich wieder ihrem Kaffee. Er war verdammt gut. Noch nie hatte Laila einen solch guten Kaffee getrunken, wie Sarah ihn gemacht hatte. „Hallo?“ fragte Kyle und berührte Laila sanft am Arm. Laila zuckte zusammen und zog hastig den Arm weg. „Entschuldigen sie die Belästigung!“ sagte Kyle schließlich und ging ein paar Schritte weg. „Sie haben mir noch nicht geantwortet!“ sagte Laila und sah Kyle an. Er nickte, setzte sich auf einen Stuhl am Tisch und sagte dann: „Sie haben Recht. Ich war nicht zufällig da. Ich bin Detektiv, falls sie es wissen wollen. Ich ermittle in dem Fall der verschwundenen Kinder und ich hörte von ihrem Sohn.“ „Michail,“ sagte Laila leise und sah in ihren Kaffee. Wieder nickte Kyle: „Ja, er ist doch weg, nicht? Ich möchte ihnen gerne ein paar Fragen stellen. Haben sie Zeit? Ich wohne gleich um die Ecke.“ Laila nickte stumm. „Sarah!“ rief Kyle, „Sarah, der Kaffee der jungen Dame geht auf meine Rechnung.“ Er lächelte Laila an, holte dann ihren Mantel und verließ dann zusammen mit ihr das Café.
Draußen regnete es immer noch stark. Laila zog ihren Mantel zusammen und folgte Kyle. Die Wohnung lag nur zwei Häuser weiter neben dem Café. Kyle schloss die Tür auf und betrat das Gebäude. Laila folgte ihm in den zweiten Stock. Oben angekommen schloss Kyle seine Wohnung auf und zeigte Laila dann das Wohnzimmer, wo sie sich auf die Couch setzte. „Haben sie etwas trockenes zum anziehen?“ fragte Laila. Kyle nickte kurz und verschwand dann im Nebenraum. Laila zog ihren Mantel aus und sah sich um. Das Wohnzimmer war gemütlich eingerichtet. Überall waren Bücher und Pflanzen mit herrlichen Blüten. Kyle kam mit einer Hose und einem Hemd zurück. „Ziehen sie sich hier um, ich koche etwas Tee, der wärmt sie auf!“ sagte Kyle und ging in die Küche. „Danke, das ist nett von ihnen!“ sagte Laila und zog ihre Bluse aus. „Nennen sie mich Kyle!“ rief Kyle aus der Küche. Laila zog ihre Hose aus und hängte sie zu ihrer Bluse auf den Sessel. Nun stand sie nur mit BH und Slip bekleidet im Wohnzimmer und sah an sich herab. Ich bin nicht älter geworden, stellte Laila fest. Ihre helle Haut schimmerte zart. Sogar meine Unterwäsche ist nass, stellte Laila fest und zog kurzerhand auch ihre letzten Kleidungsstücke aus. Dann schlüpfte sie in die Hose und das Hemd, die Kyle ihr hingelegt hatte. „Tee ist fertig!“ rief Kyle und kam mit einem Tablett ins Wohnzimmer. Laila setzte sich auf die Couch und schlug verführerisch ihre Beine übereinander. Kyle O´ Donald war ein verdammt gut aussehender Typ, jedenfalls fand das Laila. Er hatte braune Haare, braune, sanfte Augen und ein charmantes Lächeln. Kyle sah Laila kurz an, dann schüttete er ihr Tee ein und setzte sich neben sie auf die Couch. „Ich werde sie nun einige Sachen fragen, bitte antworten sie ehrlich, okay?“ fragte Kyle. Laila nickte und Kyle fuhr fort: „Wie ist ihr vollständiger Name?“ „Laila Valensco und bitte sag du, okay?“ fragte Laila. Kyle fuhr unbeirrt fort: „Alter?“ „26“ „Wohnhaft?“ „Bei Mya Hasaki, Tulpenweg 79, 45678 Greyborg.“ „Du wohnst bei einer Bekannten? Warum?“ „Mein Mann ist vor zwei Jahren gestorben und seit dem wollte ich nicht mehr allein wohnen, deshalb wohne ich bei Mya und ihrer Familie, das Haus ist jedoch abgebrannt...“ „Der Brand neulich also...“ sagte Kyle und nahm einen kräftigen Schluck Tee. „Was ist passiert?“ fragte er weiter. Laila antwortete: „Ich weiß es nicht. Mya, ihr Freund und ich waren gerade Essen, als es passierte.“ „Aber man hat dich vor dem Haus gefunden.“ „Ja, ich bin später angekommen. Ich habe es gefühlt... Michail... er hat mich gerufen.“ „Muttergefühle!“ „Kann man so sagen!“ „Was war im Krankenhaus?“ „Wieso?“ „alle sind tot!“ „Was?“ fragte Laila und sah Kyle entsetzt an. Kyle nickte: „Ja, alle Angestellten wurden brutal ermordet. Was ist also passiert?“ „Ich weiß es nicht. Ich bin aus der Klinik gegangen und da war keiner mehr da.“ „Laila, ich denke, es reicht für heute. Du siehst müde aus. Ich richte dir die Couch ein.“ Kyle erhob sich und holte Bettzeug. Er machte Laila ein kuscheliges Lager. „Falls du noch etwas brauchst, ich bin nebenan in meinem Zimmer. Gute Nacht, Laila.“ „Danke, Kyle!“ sagte Laila und kuschelte sich in ihr Bett. Kyle löschte das Licht und verließ das Wohnzimmer um auch in sein Bett zu gehen. Dann war es still. Laila hörte auf Geräusche, doch sie konnte nur das leise Pfeifen des Windes hören. Ihr Herz pochte. Langsam stand Laila auf und ging zu Kyles Zimmertür. Vorsichtig öffnete sie die Tür. „Was ist los? Kannst du nicht schlafen?“ fragte Kyle. Laila schüttelte den Kopf und trat an Kyles Bett. Kyle richtete sich auf und sah Laila an. „Kyle...“ flüsterte Laila, „darf ich... darf ich bei dir im Bett schlafen?“ Kyle sah sie einen Moment lang erstaunt an, dann rutschte er zur Seite und schlug die Decke weg. Laila konnte seinen nackte Oberkörper sehen. Ihr Herz schlug schneller. Sie kroch unter seine Decke. Kyle deckte sie zu und flüsterte dann: „Jetzt kann ich nicht mehr schlafen.“ Er lachte leise. Auch Laila lächelte. Dann schwiegen sie beide. Plötzlich drehte sich Kyle zu Laila: „Laila... ich... hab mich in dich verliebt... schon als ich dich das erste Mal sah...“ Laila schluckte. Kyle streichelte ihr vorsichtig über den Kopf. Laila genoss seine Berührungen, sie waren sanft und liebevoll. „Darf ich dich küssen?“ fragte Kyle leise und Laila nickte. Liebevoll küsste Kyle Laila und fing an sie überall zu berühren. Wenige Minuten später schliefen sie miteinander.
Kyle löste sich von Laila und sank erschöpft neben ihr in die Kissen. Er nahm sie in den Arm und gemeinsam schliefen sie ein.
3. Das Krankenhaus
Laila wachte am nächsten Morgen alleine auf. Kyle war verschwunden. Müde sah Laila sich um. Dann kletterte sie aus dem Bett, bedeckte ihren nackten Körper mit einem Bademantel und verließ das Zimmer. „Guten Morgen, Süße!“ sagte Kyle und gab ihr einen Kuss. Er kam aus der Küche. Es duftete nach frischen Brötchen und Kaffee. „Hast du Frühstück gemacht?“ fragte Laila. Kyle nickte und führte Laila in die Küche. Der Tisch war mit allem gedeckt, was man zu einem guten Frühstück brauchte und mitten drin stand eine rote Rose. „Für dich!“ sagte Kyle und setzte sich. Auch Laila setzte sich und sah noch einmal über das reichhaltige Angebot. Nachdem sie sich ein Brot gemacht hatte sagte sie zu Kyle: „Was da gestern passiert ist... wir sollten das vergessen.“ „Wie meinst du das?“ fragte Kyle verdutzt. Laila legte ihr Brot auf den Teller zurück und antwortete dann: „Es ist nicht gut. Es war ein Versehen.“ „Das nennst du ein Versehen?“ fragte Kyle wütend. Laila sah traurig zu ihm: „Ich... ich war verzweifelt und allein... es tut mir Leid... ich gehe jetzt wohl besser.“ Dann stand sie auf und packte ihre Sachen zusammen. Kyle blieb in der Küche sitzen. Wenig später hatte Laila die Wohnung verlassen und betrat wieder die Straße. Die Sonne schien warm vom Himmel herab und die Straße war rege belebt. Laila schloss kurz die Augen und überquerte dann die Straße. Sie sah Kyle am Fenster stehen, der ihr traurig nachsah. Laila schluckte noch einmal kurz und dann bog sie um die Ecke, um den Blick nicht mehr ertragen zu müssen.
Laila war auf dem Weg zu Myas Haus, um ihr noch einmal ihre Geschichte zu erzählen. Vielleicht war sie etwas grob zu ihr gewesen. Der Weg zu Myas Haus war nicht sehr weit, jedoch brannte die Sonne plötzlich unerträglich heiß vom Himmel und tauchte alles in ein brennendes rot. Laila lief der Schweiß von der Stirn, während sie durch die Innenstadt lief. Die Menschen kamen ihr müde und langsam entgegen, sie ließen ihre Köpfe hängen und schlichen durch die Stadt. Etwas stimmte nicht mit ihnen. Auch die Hitze war nicht normal. Laila sah sich unsicher um. „Laila!“ rief plötzlich jemand und als Laila sich herum drehte erkannte sie Kyle. „Was ist los?“ fragte sie leicht besorgt. Schnaufend antwortete Kyle: „Laila, ich weiß, dass du nichts mehr von mir wissen willst, aber kommst du mit mir noch einmal zum Krankenhaus? Ich möchte dort etwas nachforschen, um heraus zu finden, was dieses Chaos ausgelöst hat!“ Laila nickte. Kyle lächelte erleichtert und fügte hinzu: „Dann lass uns los gehen, mein Täubchen.“ Laila gab ihm einen kurzen Knuff in die Seite und folgte ihm dann zum Krankenhaus.
Sobald sie vor dem weißen Gebäude standen lief Laila ein kalter Schauer über den Rücken. Vor dem Eingang waren Blutlachen. Ein gelbes Band, dass die Polizei aufgehängt hatte umgab den Eingang. Ein Polizist kam aus dem Gebäude heraus und grüßte Kyle. Kyle grüßte zurück und kletterte dann unter dem Band hindurch, um die Halle zu betreten. Laila folgte ihm. In der Halle war es immer noch eiskalt. Eiszapfen glitzerten an der Decke und an einige Säulen waren große Eisflächen. Auf dem Boden lag Blut inmitten von Eisblöcken. „Was ist hier passiert?“ fragte Laila leise. Kyle antwortete nicht, sondern zuckte nur mit den Schultern. Laila vermied es noch weitere Fragen zu stellen. Sie folgte Kyle einfach nur schweigend und sah sich um. Je tiefer sie das Krankenhaus betraten, desto kälter wurde es und dann kamen sie in einen komplett gefrorenen Raum. Kyle blieb am Eingang stehen und Laila trat neben ihn. Mitten im Raum lag etwas großes, Schwarzes. Laila ging vorsichtig näher und dann erkannte sie es. Es war ein schwarzer Drache. Er war tiefgefroren. Seine Flügel waren abgetrennt worden und lagen einzeln neben ihm. Sein Bauch war vom Hals bis zum Schwanzansatz aufgeschlitzt und das Blut war herausgetropft. Seine Augen waren weit aufgerissen, als hätte er Höllenqualen erlitten. Laila drehte sich herum und versuchte die Übelkeit zu verdrängen. Kyle nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich. „Sieh nicht mehr hin!“ sagte er und führte Laila aus dem Raum heraus. Draußen schüttelte Laila Kyles Arm ab. „Laila, geht es wieder?“ fragte Kyle und sah Laila besorgt an. Laila nickte nur und verließ dann das Krankenhaus. Kaum hatte sie das Krankenhaus verlassen, sah sie ein furchtbares Gemetzel. Die Polizisten lagen tot am Boden zerstreut. Nur wenige waren nicht zerstückelt. Laila sah sich um. Und plötzlich sah sie einen Mann. Er stand inmitten der Leichen, hatte ein großes, silbernes Schwert mit schwarzem Griff in der Hand, einen langen schwarzen Mantel an, schwarze Stiefel, schwarze, lederne Handschuhe und ein Kopftuch um den Kopf gebunden. Er hatte Himmelblaue Augen und einen kurzen Bart, der nur um seinen Mund herum war. Er sah Laila an und steckte dann das blutige Schwert in die scheide, die er am Gürtel trug. Dann kam er auf Laila zu. Lailas Herz schlug schmerzhaft hart in ihrer Brust und obwohl sie am liebsten weggerannt wären, konnte sie es nicht. Sie war wie erstarrt und sah den Mann an. Und als er sich kaum mehr 10 Schritte von ihr weg befand, erschien plötzlich ein Schatten am Himmel. Der Mann blieb stehen und sah in den Himmel herauf. Vorsichtig folgte Laila seinem Blick. Am Himmel kreiste ein seltsames Wesen. Es hatte den Körper einer Schlange und Flügel wie ein Vogel. Sein schrei zeriss die Stille. Der Mann zog ruckartig sein Schwert aus der scheide, sprang etwas zurück und sah dem Wesen nach. Das Wesen hatte offenbar seine Unsicherheit gespürt, denn kaum hatte der Mann sich kampfbereit gemacht, stürzte es auch schon vom Himmel herab auf ihn zu. Und nun sah Laila auch, was es war. Es war ein Drache, jedoch kein stämmiges Tier, wie es Night Blue und Silver gewesen waren, nein, es war ein Drachenwurm, mit goldenen Schuppen, silbernen Flügeln und einem schlanken Körper. Der Drachenwurm schoss vom Himmel herab, landete sanft auf seinen Füßen und trottete dann auf den Mann zu. Dabei riss er seinen Schlund auf und brüllte so kräftig, dass die Erde erzitterte und der Mann taumelte. Dann schlug der Drache mit seinem Schwanz und in der selben Bewegung schnappte er nach dem Mann. Blitzschnell war der Mann ausgewichen, an die linke Seite des Wurmes gesprungen und rammte ihm sein Schwert bis zum Schaft in die Seite. Der wurm brüllte vor schmerz auf, schleuderte den Mann weg und erhob sich dann in die Luft. Das Schwert steckte noch in seiner Seite. Fluchen riss der Mann einen Dolch aus seinem Stiefel und duckte sich. Der Drache kreischte kurz, flog einen Bogen und stürzte dann wieder herab, um den Mann zu erwischen. Geschickt wich der Mann abermals aus, packte sein Schwert und zog sich an ihm auf den Rücken des Drachens. Der Drache vollführte nun wagemutige Flugmanöver am Himmel, um seinen Widersacher abzuschütteln. Schaum trat ihm vor den Mund und seine Wunde blutete gefährlich. Schließlich hatte der Drachenwurm Erfolg. Mit einer seiner Schwingen konnte er den Mann von seinem Rücken fegen. Doch der Mann ergriff wieder einmal sein Schwert und hing somit an der Seite des Wurms. Wütend brüllte der Drache und stürzte dann auf die Erde zu. Er flog so tief, dass die Spitzen seiner schwingen über den Boden schliffen, ehe er sich wieder in die Luft erhob um erneut seinen Widersacher ab zu schütteln. Und diesmal hatte das Wesen richtigen Erfolg. Das Schwert löste sich aus seiner Seite und fiel zusammen mit dem Mann herab. Der Mann landete unsanft auf dem Rücken, hob das Schwert in die Luft und erstach somit den Drachen, der sich gerade mit offenem Maul auf ihn stürzen wollte. Das Schwert blieb in seinem Maul stecken. Der Drache brüllte vor Schmerz, flog noch einmal hoch in die Luft, schlängelte sich am Himmel hin und her und stürzte dann mit einem lauten Knall auf den Boden. Seine Schwinge zuckte noch einmal kurz, dann war er tot. Der Mann zog das Schwert aus seinem Maul und steckte es wieder ein. Dann trat er weiter auf Laila zu. Laila wich erschrocken zurück und starrte den Mann an. Er kam immer näher. Plötzlich zog eine Hand Laila ins Krankenhaus zurück. Es war Kyle. „Lauf, Laila!“ rief er und rannte dann zusammen mit Laila zum Aufzug. Der schwarz gekleidete Mann fluchte kurz und setzte dann zur Verfolgung an. Er brauchte nicht lange, um Laila und Kyle einzuholen,
doch kurz bevor er die beiden erreichte, zog Kyle Laila in den Aufzug und fuhr nach oben. Erschöpft ließ sich Laila in Kyles Arme fallen. „Wer war das?“ fragte Kyle, obwohl er genau wusste, dass Laila ihm nicht antworten konnte. „Er hat einen Drachen getötet“, stammelte Laila. Kyle sah sie ungläubig an: „Einen Drachen? So was gibt es doch nicht wirklich, oder?“ Kaum hatte er das gesagt, hielt der Aufzug abrupt an. Es wurde dunkel. Der Aufzug war stecken geblieben oder jemand hatte ihn gestoppt. „Wir müssen hier raus!“ flüsterte Laila und drückte alle Knöpfe am Bedienpult des Fahrstuhls. „Laila, hörst du das?“ fragte Kyle plötzlich. Laila lauschte. Ein Knarren und Krachen war zu hören und ein lautes Zischen. Und etwas, dass sich anhörte, als würde Metall auf Metall schaben. Laila versuchte nun noch verzweifelter auf die Tasten zu drücken. Der Aufzug bewegte sich nicht. Und dann riss der Boden unter ihnen weg. Kyle hielt sich am Rand des Fahrstuhles fest, doch Laila stürzte hinab in die Tiefe. Vor Angst konnte sie nicht einmal mehr schreien. Der Sturz wurde immer schneller und das Metallgeräusch kam immer näher. Und dann kam Laila auf einem geschuppten Panzer auf und wurde mit ihm in die Höhe katapultiert. Sie sah sich um. Es war ein Drachenwurm, jedoch nicht wie der vor dem Krankenhaus, sondern er glänzte wie Metall und daraus war er auch. Jedenfalls waren seine schuppen aus Metall, ebenso wie seine Flügel. So gut der Drache konnte, flog er in dem Schacht des Fahrstuhles nach oben. Dabei zischte er ab und zu laut. wenig später hatten er und Laila den Aufzug erreicht, an dem Kyle immer noch hing. Der Drache brüllte wütend, riss sein Maul auf und nahm dann Anlauf, indem er seine Flügel kräftig schlug. Er fasste den Aufzug mit dem Maul, schleuderte Kyle dabei auf seinen Rücken, und flog dann weiter nach oben. Funken sprühten, als er den Aufzug weitrer nach oben schob. Der Flug führte noch mehrere hundert Meter nach oben, bis der Drachen zusammen mit dem Aufzug durch die Decke des Krankenhauses brach. Er ließ den Fahrstuhl fallen, drehte eine kleine Runde in der Luft und flog dann Richtung Norden. Laila und Kyle krallten sich an seinen Schuppen fest, um nicht herunter zu fallen.
4. Der Metallwurm
Nach einem langen Flug, setzte der Drachenwurm Kyle und Laila auf einer Lichtung ab und rollte sich vor ihnen zusammen. Dann sah er Laila und Kyle abwechselnd an. „Ist er böse?“ fragte Laila leise und sah zu Kyle. Er starrte den Drachen mit offenem Mund an und war unfähig etwas zu sagen. dann wand sich Laila an den Drachenwurm: „Danke. Was machst du jedoch hier?“ Der Wurm sah Laila ungläubig an, dann öffnete er sein Maul, leckte sich mit der langen Zunge vom rechten Mundwinkel zum linken und sagte dann: „Du redessst alssso mit Drachen, dann bissst du wohl die Richtige.“ Dabei lispelte er. Laila nickte und fragte dann: „Wofür bin ich die Richtige?“ Der Drache antwortete mit seiner angenehm sanften Stimme: „Der Verssuch die Drachen mit den Menssschen zu vereinen ssschlug fehl, nicht? Doch nun hat der Kaissserdrachen einen neuen Verssuch gessstartet. Wir leben in den Wäldern und zeigen unsss ausssgewählten Perssonen. Vorssichtig fügen wir unsss ein. Jedoch... esss gibt einen Feind.“ Laila sah den Drachen unsicher an: „Du meinst den Mann, der den anderen Drachen tötete?“ „Ja... er isst von damalsss übrig geblieben... ein Drachenmensssch... er ist bösse. Hilfssst du unsss?“ „wie kann ich euch denn helfen?“ „Du hasst unss schon damalsss geholfen, alss wir einen grosssen Fehler begangen. Wir können dem Mann nichtsss anhaben. Finde herausss wer er issst und dann übernimmt ein Kämpfer von unss... du mussst ihn nur zu ihm bringen, bitte!“ Laila nickte: „Okay, ich wird mein möglichstes versuchen.“ Der Drache lächelte und übergab Laila einen kleinen, silbernen Stein: „Wenn du den Mann gefunden hassst, dann wird unssser Kämpfer ausss diesssem Ssstein kommen und ihn töten und dann können wir in Frieden leben. Wir können nicht mehr tun, alsss dir noch etwasss zu helfen, indem wir dich vor seiner Organissation besschützen!“ Dann hob sich der Drache in die Luft und verschwand im nächsten Augenblick. Der Stein glühte. Der Drache war nichts anderes gewesen, als der Kämpfer. Laila schloss die Hand um den Stein und im nächsten Augenblick befanden sie und Kyle sich wieder im Aufzug des Krankenhauses. Die Türen des Aufzugs sprangen auf und sie waren wieder in der Eingangshalle. Kyle löste sich aus seiner Erstarrung. „War das kein Traum?“ fragte er. Laila schüttelte den Kopf: „wir haben nun eine Aufgabe! Die Vereinigung der Drachen mit den Menschen!“
Kyle saß in seinem Büro und ging sämtliche Unterlagen durch. irgendwo musste er doch etwas über diesen seltsamen Mann herausfinden. Plötzlich kam Laila herein: „Na, schon was gefunden?“ Sie drückte Kyle einen Kuss auf die Wange. Kyle schüttelte den Kopf: „Nichts, rein gar nichts!“ Das Telefon klingelte. „Kyle O’ Donald am Apparat, wer ist da?“ Kyle schwieg. Dann legte er den Hörer auf und sah Laila an: „ich weiß, wer er ist... und er hat Michail!“ Laila fuhr ein schmerz durch die Brust. Michail! „Wo ist er?“ fragte sie leise. Kyle antwortete etwas später: „wir sollen uns mit ihm am Bahnhof treffen in genau... 10 Minuten. Komm!“ Er holte seine Waffe aus der Schublade und verließ dann zusammen mit Laila das Büro. Sie stiegen ins Auto und fuhren zum Bahnhof. Er war komplett verlassen. Nicht ein Mensch war dort. Nur ein schwarz gekleideter Mann lehnte an einem Zug. Er hatte einen seltsamen Hund bei sich. Laila konnte nicht erkennen, was es für ein Hund war, denn es war zu dunkel. Die nacht war hereingebrochen und die Sterne schienen hell am Himmel. „Hier sind wir!“ sagte Kyle und deutete Laila stehen zu bleiben. „Hab ich mir schon gedacht,“ sagte der Mann und drückte sich vom Zug weg. Der Hund knurrte wütend. „Wer sind sie?“ fragte Kyle. „Tut das was zur Sache?“ fragte der Mann und sein Blick wanderte zu Laila. „Meine geliebte Laila...“ „Wer sind sie?“ fragte Laila misstrauisch und versuchte den Mann im dunkeln zu identifizieren. „Du kennst mich wohl wirklich nicht mehr, was? Dabei ist es nicht einmal mehr lange her, als ich dir und Zac half.“ „Sie kennen Zac?“ fragte Laila erstaunt. Der Mann nickte: „Darf ich euch meine Partnerin vorstellen? Claire Valensco!“ Damit trat eine wunderschöne Frau aus dem Schatten des Zuges. Sie hatte einen knappen Rock und ein schwarzes Top an. Ihre blonden Haare reichten bis an ihren Hintern. „Zacs Schwester?“ fragte Laila ungläubig. Claire nickte: „Ja, Laila. Ich habe von dir gehört. Du hast einen Sohn, nicht? Ich habe ihn aus dem Feuer gerettet.“ „Laila, die Bösen sind nicht wir, sondern die Drachen!“ sagte der Mann. Laila schüttelte den Kopf: „Aber warum? Wer sind sie?“ „Jonathan Silver... dein Mann nannte mich Silver, als ich noch ein Drache war.“ „Sie sind Silver?“ fragte Laila noch einmal nach. Silver nickte: „Ja, Laila... und etwas schlimmes geht hier vor. Die Drachen haben ihr Feuer gegen uns gerichtet. Es hat etwas mit Michail zu tun. Sie wollen ihn töten. Hast du etwas von den Drachen bekommen?“ Laila zog den Stein aus der Tasche. „Der Metallwurm... der böseste der Drachen. Wir werden uns seine Kraft zu nutzen machen... kommt nun mit uns, hier ist es zu gefährlich!“ Laila und Kyle folgten Silver und Claire in ein altes Haus. drinnen war es warm und hell. „Setzt euch doch! Claire, mach etwas Tee für unsere Gäste.“ Dabei deutete Silver auf einige Stühle, die in einem großen Raum standen. Laila und Kyle setzten sich und wenig später gesellte sich auch Silver dazu. Claire verschwand in einem Nebenraum. „Ich möchte euch gleich das wichtigste erzählen, aber zuerst schließ deinen Sohn in die arme, Laila!“ sagte Silver und wenig später kam Claire mit Michail auf dem arm und Tee in der Hand wieder. Sie gab Laila ihr Kind und schüttete allen Tee ein. Danach setzte sie sich. Laila schloss ihren Sohn in die Arme und hörte dann Silver zu. „Also“, begann Silver, „Diese Drachen sind, wie ihr sicher schon bemerkt habt, keine Drachen, sondern Drachenwürmer, mutierte Drachen. Sie haben den Kaiserdrachen getötet, unsere einzige Hoffnung. Die wenigen normalen Drachen halten sich versteckt und hoffen auf unsere Hilfe. Die Würmer haben einen im Krankenhaus erlegt. Das ist sehr schade, nun sind es nur noch neun, darunter nur zwei Weibchen... das dritte starb im Krankenhaus. Wir wissen nicht, wer ihr Anführer ist, wohl wissen wir aber, dass die Metallwürmer ihre Krieger sind, mächtige, tötende Maschinen. Sie wissen jedoch nicht, dass ihr es wisst und das ist unser Vorteil. Wenn wir einen ihrer Krieger bekehren, dann sind wir schon stärker. Außerdem wollen sie Michail. Der Kaiserdrache hat Michail seine macht überlassen, da er der Sohn Zacs ist. Doch noch ist Michail zu jung, um etwas zu unternehmen. Es gibt nur eine Möglichkeit, die Würmer zu töten: Wir müssen Michail in den Körper des Metalldrachens lassen und ihn so um 20 Jahre altern lassen, damit er die Drachenwürmer besiegen kann. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.“ „Du meinst, Michail wird ein Drache?“ fragte Laila. Silver nickte: „Wir haben alles vorbereitet. Es ist egal, was wir tun. Entweder wir sterben alle oder aber du riskierst das Leben deines Kindes.“ „Egal was ich mache, Michail stirbt so oder so...“ „Nein, als Drache ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass er überlebt!“ meinte Claire. Silver nickte und fügte hinzu: „Schlaf darüber! Hier seid ihr sicher. Gib mir den Stein, wir werden ihn vorbereiten und je nachdem welche Entscheidung du triffst werden wir den Drachen und Michail verbinden oder den Stein zerstören!“ Laila nickte. Claire stand auf und führte Laila, Kyle und Michail auf ein Zimmer. Erschöpft schlief Laila mit ihrem Sohn in den Armen ein. Kyle blieb bei ihr und nahm sie in den Arm.
Am nächsten Morgen war es soweit. Laila gab Michail in die Obhut von Silver und Claire. Sie wollte die Menschen retten und es gab keine andere Möglichkeit. Silver legte das Kind auf einen kleinen, runden Tisch und den Stein in eine große Röhre. Dann begann Claire die Maschine anzumachen, welche die beiden verbinden sollte. Der Stein begann zu glühen und wenig später sah Laila den Drachenwurm, dem sie auf der Lichtung begegnet war. Er schrie bösartig und hämmerte mit den Flügeln gegen die Röhre. „Jetzt, Claire!“ rief Silver. Claire drückte einen roten Knopf und ein Blitz durchschlug den Drachen. Er schrie, Schaum trat aus seinem Maul und dann sank er kraftlos zusammen. Michail hatte aufgehört auf dem Tisch zu strampeln. Laila schossen Tränen in die Augen. Silver öffnete die Röhre. „Michail?“ fragte er vorsichtig. Der Drache öffnete vorsichtig die Augen: „Wo? Wo bin ich?“ fragte er leise und sah sich um. „Mama?“ fragte er und sah zu Laila. „Michail!“ rief Laila, rannte auf den Wurm zu, schloss ihn in die Arme und fing an zu weinen. „Michail... komm mit, ich erzähle dir alles,“ sagte Silver und führte Michail in den benachbarten Raum. Kyle versuchte in der Zwischenzeit Laila zu beruhigen: „Laila, Schatz... beruhig dich doch... es geht ihm gut. Er wird es schon schaffen. Glaub mir!“
Wenig später standen sie alle draußen. Die Sonne schien warm vom Himmel herab. Michails Schuppen glänzten hell und er reckte die Flügel. „Wir haben das Loch der Würmer gefunden. Michail, wir werden nun dort hin fliegen. Claire, sag den Drachen bescheid!“ sagte Silver und half dann Laila auf Michails Rücken. „Und ich?“ fragte Kyle. Silver lachte: „Du fliegst auf einem anderen Drachen, sonst wird es Michail zu schwer. Die anderen Drachen kamen wenig später zu ihnen. Kyle stieg auf einen silbernen Drachen, Silver auf einen schneeweißen und Claire auf einen schwarz-blauen. Dann hob sich Michail in die Luft und die restlichen neun Drachen folgten ihm schwerfällig. Es würde ein weiter Weg werden.
5. Die Höhle
Sie segelten ruhig über den Ozean. Die Schwingen der Drachen surrten leise bei jedem Schlag. Die Gruppe war erschöpft, jedoch hatten sie erst die Hälfte der Strecke hinter sich gelassen und nun mussten sie ein großes Stück über den Ozean fliegen. Erstaunlich, dass die Würmer jedes Mal so weit fliegen, dachte Laila und sah zu den anderen Drachen. Nur wenigen konnte man nicht die Erschöpfung ansehen. Immer öfter ließen sie sich wie Vögel vom Wind tragen, anstatt mit ihren Flügeln zu schlagen. Das verlangsamte ihre Reise jedoch. Laila war bei der letzten Rast auf einen goldenen Drachen umgestiegen, um Michail nicht unnötig zu belasten. Er brauchte seine Kräfte mehr als die anderen. Plötzlich schrie der Drache auf dem Kyle saß: „Land! Da vorne ist Land!“ Die Drachen nahmen ihre letzte Kraft zusammen und flogen schneller und tatsächlich, wenig später konnten sie an einem Strand rasten. Gierig tranken die Drachen das Wasser, das an diesem Strand überhaupt nicht salzig war. Auch die Menschen nahmen einige kräftige Schlucke! Dann bereiteten sie ihr Nachlager vor. Die Drachen zogen sich in die Wälder zurück, wo sie geschützt waren. „Wir haben es bald geschafft!“ sagte Silver und zündete ein kleines Feuer an. „Ja, aber dann kommt sicher der schwierigste Teil,“ meine Kyle müde. Claire nickte: „Sicher. Wir müssen Michail erst mal ins Versteck hinein bekommen. Die Drachen werden das übernehmen, aber wir müssen Michail dann zu ihrem Anführer bringen.“ „Schon klar,“ sagte Laila nachdenklich und setzte sich in den weichen Sand. Die Sonne hing am Horizont und tauchte das Wasser in ein rotes Licht. Die Wellen rauschten leise. „Was ist los?“ fragte Kyle und setzte sich neben Laila. „Kyle... ich habe Angst auch noch Michail zu verlieren. Seit Zac tot ist, ist er meine einzige Hoffnung.“ „Ich kann das verstehen.“ „Warum musste ausgerechnet er die Kräfte des Kaiserdrachens bekommen? Kyle... wenn wir das durchstehen, dann kümmere dich bitte um Michail, okay?“ Kyle sah Laila irritiert an: „Wieso? Wir können uns doch beide um ihn kümmern.“ „Der Arzt gab mir nur eine Woche noch zu leben. Ich habe von damals einen Virus behalten. Der Drache ist nicht vollständig aus mir heraus. Kyle... ich werde sterben.“ Dann richtete Laila ihren Blick wieder auf das Wasser. Kyle schwieg. Es gab keine Worte, die er im Moment hätte sagen können, nichts hätte Laila getröstet. So legte er nur seinen Arm um sie. Laila sah Kyle liebevoll an. Sie gab ihm einen langen Kuss und flüsterte dann: „Lass uns nun schlafen. Morgen ist ein langer Tag.“ Sie gesellten sich zu Claire, Silver und Michail, die sich um das Feuer gelegt hatten. Dann legten sie sich schlafen.
Die Sonne kitzelte Laila wach. Die anderen schliefen noch tief und fest. Laila stand auf und ging zum Meer. Es war warm. Langsam zog Laila ihre Kleider aus und ging dann in das erfrischende Wasser. Es war wunderbar, hier zu schwimmen. Um sie herum schwammen kleinere Fische und in der Ferne konnte sie die Delphine springen sehen. Warum nur lag so ein böser Schatten über diesem wunderbaren Ort? Was gab es hier, was für Drachen interessant war? Plötzlich wurde Laila untergetaucht. Sie strampelte, befreite sich aus dem Griff und schwamm zurück an die Oberfläche. Es war Kyle. „Kyle, was soll das?“ fragte Laila ärgerlich. Kyle sah sie lachend an: „Was soll was? Ich schwimme lediglich mit der wunderbarsten Frau zusammen!“ Laila wurde rot: „Danke.“ Dann schwamm sie auf Kyle zu, umarmte ihn und küsste ihn zärtlich. Sie genoss Kyles Berührungen. Und sie wusste nicht, wie lange sie ihn noch spüren konnte. Plötzlich kam auch Michail ins Wasser. Sein metallener Körper war mit Wasserperlen übersät und glänzte. Dann tauchte er unter, kam knapp neben Kyle und Laila wieder empor und flog in die Luft. Ein Regen aus silbernem Wasser fiel auf Kyle und Laila hinab. Laila schloss die Augen und genoss den Regen aus Meerwasser. Dann flog Michail wieder ins Wasser und hielt neben Kyle und Laila an. „Das war wunderschön!“ sagte Laila und umarmte ihren Sohn. „Ich sehe doch, wie sehr ihr beide euch liebt und ich werde alles tun, damit ihr glücklich seid. Verlasst euch auf mich.“ Laila nickte und dann flog Michail wieder an Land. Kyle und Laila folgten ihm, zogen sich an und gesellten sich dann wieder zu dem Rest der Gruppe. „Seid ihr bereit?“ fragte Silver und packte den Rest der Sachen zusammen. „Ja, sind wir,“ antwortete Kyle. Michail nickte zustimmend. „Na dann los!“ sagte Silber und rief die restlichen Drachen. Die Drachen reckten ihre Flügel, tranken noch einmal und ließen dann die Menschen auf ihre Rücken klettern. Wenig später erhoben sie sich in die Luft. Sie alle waren ausgeruht und bereit für den letzten Kampf.
Die Höhle der Würmer war nicht weit entfernt. Die Drachen gingen langsam durch den davor liegenden Wald, da die Drachenwürmer Kämpfer postiert hatten, die in der Luft um die Höhle kreisten. Vor dem Eingang der Höhle blieb die Gruppe stehen. „So... hier trennen sich unsere Wege. Claire, die Drachen und ich werden uns um die Würmer kümmern und Kyle, du und Michail sollten versuchen den Anführer der Würmer zu finden,“ sagte Silver. Dann gab er den Drachen den Befehl, sich wieder in die Luft zu erheben und wenig später trafen sie schon auf die Würmer.
Laila, Kyle und Michail nutzten die Zeit um in die Höhle zu gelangen. Es war eine feuchte, modrige Höhle, die nach verwestem Fleisch stank. überall waren Pfützen, in denen sich die Höhlendecke spiegelte, eine mächtige Decke aus purem Gold. Scheinbar bauten die Drachen das Gold ab, denn an einigen Stellen standen Loren, mit großen Goldklumpen darin. „Ich hab keine Ahnung, wo wir hin müssen!“ sagte Laila und sah sich nachdenklich um. Michail schnupperte. „Ich rieche etwas. Kommt hier lang!“ sagte er und flog leise vor. Kyle und Laila folgten ihm. Der gang, durch den sie gingen, war dunkel und feucht. Er war mit einigen wenigen Lampen erhellt, jedoch verschluckte die Dunkelheit das Licht fast vollkommen. Michail blieb plötzlich stehen. Vor ihnen lag eine riesige Halle. Laila sah nach oben, jedoch konnte sie die Decke nicht sehen. In der Halle arbeiteten Menschen. Sie waren aneinander gekettet und schlugen mit Hacken Gold von den Wänden. Kleine, hässliche Monster passten auf sie auf und trieben die Menschen mit langen peitschen an. Die Monster liefen auf zwei Beinen, hatten einen Buckel, waren braun und schleimig und stanken. „Was nun?“ fragte Kyle leise. Ein Monster spitzte die Ohren. Laila zuckte mit den Schultern. Dann sah sie sich erneut in der Halle um. Es gab mehrere Etagen hier, auf denen überall Menschen waren. Und ganz weit oben funkelte etwas golden, aber es war nicht die Wand. „Was ist das da oben?“ fragte Laila und deutete auf das Funkeln. Michail knurrte: „Ich sehe mir das mal an!“ Dann erhob er sich langsam und glitt an der Wand entlang nach oben. Die Monster schnupperten kurz, entdeckten ihn jedoch nicht. Nun hatte Michail das Podest erreicht, auf der das Funkeln war. Nachdem er sich kurz umgesehen hatte, deutete er Laila und Kyle hinauf zu kommen. Laila drückte sich flach an die Wand und lief dann an ihr entlang auf die Stufen zu, die nach oben führten und die Etagen miteinander verbanden. Kyle folgte ihr leise. Sie schlichen über die Treppen nach oben, ohne von einer der scheußlichen Kreaturen bemerkt zu werden. Schließlich erreichten sie Michail. „Schaut euch das an!“ sagte er und deutete auf eine goldene Drachenstatue. Sie sah überraschend lebendig aus. „Wofür brauchen die Drachenwürmer die bloß?“ fragte Kyle und ging um die Statue herum. Von hier oben aus konnte Laila auch auf die anderen Podeste gucken und sah noch mehr dieser Statuen. „Was sind das bloß?“ fragte sie. Plötzlich zischte Michail. Laila fuhr zusammen, sah sich dann um und erkannte, dass gerade eine Horde Menschen in Begleitung einiger Monster die Stufen hinauf kamen. Die Menschen schleppten eine riesige Lore voller Gold mit. „Los, auf meinen Rücken!“ flüsterte Michail. Laila und Kyle sprangen auf und der Drache erhob sich in die Luft und flog ein Stück nach oben. Dort versuchte er sich so ruhig wie möglich zu halten. Die Monster und Menschen hatten nun das Podest erreicht und luden das Gold ab. Eins der Monster rief etwas in einer unbekannten Sprache und schon machten sich die Menschen daran, das Gold zu der Statue zu schaffen. Kaum waren sie fertig, erschien ein mächtiger, schwarzer Drachenwurm und ließ sich vor der Statue nieder. Er sah sich das Gold an, öffnete sein Maul und eine gigantische, rote Flamme schoss aus seinem Maul. Das Gold schmolz sofort zu einem Brei und die Menschen machten sich daran, die geschmolzenen Klumpen an die Statue zu kleben. Kaum waren sie fertig, verschwand der schwarze Drache wieder und die Monster trieben die Menschen wieder die Treppe hinab. Michail sah ihnen noch einmal kurz nach, dann ließ er sich wieder auf dem Podest nieder und ließ Laila und Kyle absteigen. Kaum waren die beiden von dem mächtigen Rücken des Drachens abgestiegen, bewegte sich die goldene Statue. Michail fuhr herum und kaum hatte er seine Wendung vollendet, griff die goldene Statue an. Sie war jedoch keine Statue mehr, sondern ein riesiger, goldener Drache. Michail stürzte zusammen mit dem Golddrachen vom Podest und schlug hart auf den Hallenboden auf. Der goldene Drache schrie, stieg wieder in die Luft und flog dann zur decke der Halle. Seine mächtigen schwingen wirbelten Staub auf. Kaum hatte er die Decke erreicht, durchbrach er sie mit einem lauten Krachen und grelles Sonnenlicht fiel in die Höhle hinein. Michail erhob sich auch wieder in die Luft, ließ Laila und Kyle schnell auf seinen Rücken klettern und setzte zur Verfolgung an. Draußen kämpfte der Golddrache gerade mit mehreren normalen Drachen, doch sie fielen einer nach dem anderen vom Himmel. Laila konnte Silver und Claire erkennen, die auf zwei Drachen angeschossen kamen und beide auf den Rücken des Golddrachens sprangen. Silver wollte ihm sein Schwert zwischen die Schulterblätter rammen, doch das Schwert zerbrach an den Schuppen des Drachens. Silver schrie auf. In diesem Augenblick flog der Golddrache einen Looping und schüttelte seine Gegner somit ab. Michail fing die beiden jedoch schnell genug auf. „Er ist unzerstörbar! Aus purem Gold!“ schrie Silver. Michail antwortete: „Niemand ist unzerstörbar!“ Dann flog er zum Erdboden, setzte seine Verbündeten dort ab und schoss dann wieder in die Luft. Die beiden Drachen standen sich nun gegenüber. Es war ungleich. Der goldene Wurm war doppelt so groß wie Michail und doppelt so stark. Trotzdem schien Michail einen plan zu haben, denn er stürzte auf den Wurm zu. Der Golddrache wich geschickt aus und versetzte Michail einen hieb mit dem Schwanz. Michail taumelte, fing sich dann jedoch wieder und stürmte abermals auf den Golddrachen zu. Wieder wich der Drache aus und versetzte Michail einen Hieb. Michails Flanke blutete, doch immer wieder griff er den Golddrachen an. Schließlich versetzte der Golddrache ihm den letzten Hieb und Michail fiel auf die Erde herab und ans Wasser. Der Golddrache zischte kurz und stürzte dann auf Michail zu. Im letzten Augenblick wich Michail kraftlos aus und der Golddrache stürzte ins Wasser. Er schrie, krisch und zappelte, doch dann ging er unter. Er war zu schwer. Michail seufzte kurz und erhob sich dann wieder in die Luft. Er sammelte Laila, Claire, Kyle und Silver auf und flog dann gemeinsam mit den verbliebenen drei Drachen nach Hause. Es war vorbei. Als sie den Ozean schon weit überflogen hatten stieg aus der Höhle der schwarze Drachenwurm empor und als seine Anhänger hatte er fünf goldene Würmer.
6. Die Drachen
Sie hatten den Ozean passiert und befanden sich nun wieder in ihrer Heimat. Laila hatte Michail in die Obhut von Silver und Claire gegeben und war mit Kyle zusammen nach Hause gegangen. „Jetzt erst mal ein Bad!“ rief Laila freudig und ließ sich Wasser in die Wanne. Kyle setzte sich erschöpft auf seine Couch. „Man bin ich froh, nicht mehr in der Wildnis schlafen zu müssen,“ seufzte er. „Stimmt,“ sagte Laila und ließ sich neben ihn auf die Couch sinken. Sie hatte nur ihren Bademantel an. Kyle machte ihren Mantel auf und streifte ihn von ihrer Haut. Dann küsste er sie auf die Schulter. „Hey, du willst mich wohl vom Baden abhalten?“ fragte Laila lachend und sprang auf. Kyle wollte sie festhalten, doch sie wich seinem Griff aus. Dabei verlor sie ihren Bademantel. „Wow,“ sagte Kyle und folgte Laila ins Bad. Dort setzten sie sich zusammen in die Wanne. Laila schloss die Augen und ließ das warme Wasser wirken. Eine wohltuende Müdigkeit breitete sich in ihr aus. Plötzlich hörten Kyle und Laila ein lautes Knacken. „Was war das?“ fragte Laila und sprang aus der Wanne. Wenig später schon zerbarst die Badezimmerwand und ein goldener Drache kam durch das entstandene Loch. Laila sprang zur Seite. Der Drache bäumte sich auf, breitete die Schwingen aus und ließ das Zimmer erzittern. Putz bröckelte von den Wänden und der Decke. Dann entdeckte der Drachenwurm Kyle und schnappte wütend nach ihm. Kyle sprang verzweifelt aus der Wanne und klatschte auf den Boden, der sofort nachgab. Der Drache, Laila und Kyle fielen durch den Boden hindurch und kamen eine Etage weiter unten hart auf. Der Drache war auf die Seite gefallen und schien bewusstlos zu sein. Laila lag unter einem Stück des Bodens und Kyle saß verdutzt auf einem Sofa, dass in dem Zimmer stand, in das sie gefallen waren. „Laila?“ fragte er und rannte nun zu Laila, die blutend unter dem Rehgips lag. Verzweifelt versuchte sie ihre Beine unter der Platte heraus zu ziehen. Kyle versuchte die Platte hoch zu heben, doch sie war zu schwer. Der Drache neben ihnen bewegte sich. Er stemmte sich langsam wieder hoch, befreite sich von Staub und Gips und brüllte dann wütend. Seine grünen Augen sahen sich um. Er entdeckte Kyle und Laila und brüllte abermals. In diesem Augenblick schoss ein silberner Blitz durch das Zimmer und schlug so hart gegen den Drachenwurm, dass er umfiel. Es War Michail. Er war durch die Wand gebrochen. Er fegte den Rehgips mit einer Bewegung von Laila und deutete dann auf seinen Rücken. Kyle stütze Laila und gemeinsam humpelten sie zu Michail und kletterten auf seinen Rücken. Der goldene Drachenwurm hatte sich erneut aufgerichtet und drehte sich zu ihnen herum, doch Michail war schneller. Er flog aus dem Loch in der Wand wieder heraus und versetzte dabei dem Goldwurm einen solchen Hieb, dass dieser wieder taumelte. Wenig später schoss Michail aus dem Gebäude heraus, breitete seine Schwingen aus und segelte so flach wie möglich über der Erde zu dem Versteck von Silver und Claire.
Am Himmel war ein Inferno entflammt. Der Himmel brannte, ebenso wie die meisten Gebäude der Stadt. Überall lagen Schutt und Asche herum. Am Himmel kreisten vier goldene Drachenwürmer, die Feuer spieen. Deswegen flog Michail so niedrig, dachte Laila und sah wieder zum Himmel empor. Es war dunkel geworden. Normalerweise müsste es jetzt taghell sein, doch es war stockdunkel und nur der Feuerschein erhellte alles. Dicke Rauchschwaden stiegen zum brennenden Himmel empor. Es war kochend heiß. Und dann sah Laila den schwarzen Drachenwurm. Obwohl er weit weg war, schien seine Flügelspannweite über 100 Meter zu betragen und ebenso groß war sein Körper. Er war schlank gebaut, mit einem mächtigen Kopf. Sein Rücken war mit Stacheln bespickt. Seine Augen glühten rot und er schien am Himmel zu stehen. Doch dann regte er sich, schlug einmal kurz mit den Schwingen und schon schossen Blitze vom Himmel, grelle Blitze, die alles in Brand setzten, was sie berührten. Der schwarze Drache brüllte und Lailas Trommelfell schien zu zerreißen, so laut war es. Das Brüllen war lauter, als 100 Donnerschläge zusammen. Michail zuckte zusammen und flog noch schneller. Laila wurde bewusst, dass sie keine Chance hatten. Tief in ihrem Herzen spürte sie einen schmerzhaften Stich, der ihr den Atem raubte.
Claire und Silver erwarteten sie schon und auch die restlichen Drachen saßen unruhig bei ihnen. „Gut, Michail, du hast sie gefunden!“ sagte Claire, während Silver Kyle und Laila von seinem Rücken half. Michail nickte: „Die Würmer wussten bereits, dass sie da waren.“ Claire sah ihn entsetzt an: „Dann wissen sie auch, dass wir hier sind!“ „Habt ihr den Schwarzen gesehen?“ fragte Laila plötzlich. Silver schüttelte den Kopf: „Von was redest du?“ „Von dem großen, schwarzen Drachen... man kann ihn nicht übersehen! Er ist riesig.“ „Laila, ich habe auch nichts gesehen!“ sagte Kyle verwundert. Laila schwieg. Vielleicht konnte nur sie dieses mächtige Tier sehen und plötzlich schien es ihr, als würde sie Rufe hören. Jemand rief sie. „Hört ihr das?“ fragte Laila leise. Kyle legte ihr die Hand auf die Stirn: „Du hast ja Fieber... das sind bestimmt Fieberträume!“ „Nein... hört ihr das denn nicht? Seht ihr ihn denn nicht?“ fragte Laila verzweifelt und strich Kyles Hand ab. „Laila, geht es dir nicht gut?“ fragte Claire und sah sie besorgt an. Laila sah alle der Reihe nach an, dann fragte sie: „Ihr seht ihn wirklich nicht?“ Silver schüttelte den Kopf: „Wirklich, Laila...“ Laila seufzte, dann wendete sie sich an Michail: „Kannst du mich zu ihm bringen, wenn ich dir den Weg sage?“ Michail nickte. Laila sprang auf Michails Rücken, doch Kyle hielt sie am Handgelenk fest: „Laila... bitte geh nicht! Da ist nichts!“ Laila schlug seine Hand weg: „Dort ist etwas und nur ich kann es sehen!“ Lasst es mich versuchen! Los Michail!“ Dann erhob sich Michail in die Luft und flog auf Lailas Kommando hin zu dem schwarzen Drachen. Die Goldwürmer griffen nicht an, sie sahen ihnen nur nach. Laila fühlte sich immer unwohler. Der schwarze Drachenwurm war größer, als es auf den ersten Blick schien und je näher sie an ihn ran kamen, desto majestätischer wurde der Drache. Es war nicht bloß ein Drache. Laila spürte, dass er uraltes Wissen in sich trug, dass er weise war und so bösartig, dass es unangenehm war nur von ihm zu reden oder ihn anzusehen. „Wir sind da,“ sagte Laila zu Michail und wenig später hielt er an. Laila richtete sich auf und sah den schwarzen Drachen an. Obwohl sie noch etwas weiter von ihm entfernt waren, konnte Laila nicht einmal sehen, wo seine Schwingen aufhörten. Der Drache sah sie an, doch Laila wich dem Blick aus und sah nach unten. Der Drache berührte mit seiner Schwanzspitze den Boden und dort, wo er sie berührte, war verbrannte Erde. Dann merkte Laila einen leichten Luftzug. Er kaum aus der Richtung des Drachens und erst jetzt merkte Laila, dass der Drache kaum merkbar mit den Flügeln schlug. Michail begann zu zittern. „Was ist los, Michail?“ fragte Laila leise, ohne den schwarzen Drachen aus den Augen zu verlieren. „Es wird kälter,“ antwortete Michail. Jetzt merkte Laila es auch. Automatisch sah sie zum Kopf des schwarzen Drachens herauf und dann trafen sich ihre Blicke. Etwas seltsam vertrautes lag in seinen Augen. Doch auch blanker Zorn auf das Leben loderte in ihnen auf. „Wer bist du?“ fragte Laila wie in Trance. Der Drache schwieg einen Augenblick, doch dann öffnete er sein Maul, seufzte tief und antwortete mit seiner rauen, tiefen Stimme: „Ich... bin nur ein einsamer Krieger... ein einsamer Krieger, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens.“ „Warum zerstörst du dann alles?“ „Warum fragst du? Ich dachte, das wäre der Sinn. Macht ihr Menschen es nicht genauso? Ihr tötet euren Planeten und euch gegenseitig... ist das nicht der Sinn des Lebens? Der Tod?“ Laila schwieg. Der Drache hatte recht. Die Menschen machten es ihnen vor und was sollten die Drachen anderes tun, als es ihren Verbündeten nach zu machen. „Warum schweigst du?“ fragte der Drache und plötzlich bemerkte sie die Unsicherheit des Drachen. Es war keine Wut in ihm und auch kein Hass. Der Drache wollte lernen, er war unerfahren. Er war zwar weise, doch er hatte all die Jahre nach dem Sinn seiner Existenz geforscht und nun wusste er nicht mehr weiter. „Nun...“ begann Laila, „du solltest den Menschen nicht alles nachmachen. Wir wissen nicht, was der Sinn unseres Lebens ist. Sieh dir die Menschen an. Sie sind nur ein Häufchen Elend, ohne Gefühle füreinander. Sie sind kein Vorbild für euch.“ „Wie meinst du das? Der Kaiserdrache sagte einmal vor langer Zeit, ihr seid unsere Freunde und wir sollen uns an euch halten.“ „Der Kaiserdrache? Der Kaiserdrache hat nicht alle Menschen gekannt. Glaub mir. Wir sind nicht alle gut. Zieht weiter. Sucht woanders nach dem Sinn, denn hier werdet ihr ihn nie finden.“ „Dein Herz ist rein, Laila,“ sagte der Drache und Laila erschrak: „Woher kennst du meinen Namen?“ „Wir alle kennen ihn. Zac und Laila. Ihr seid unsere Helden, ihr habt uns damals gezeigt, dass die Zeit der Drachen noch nicht gekommen ist. Willst du mir sagen, dass wir immer noch warten müssen?“ Laila nickte: „Ja... die Menschen sind noch nicht soweit, andere Geschöpfe zu respektieren. Sie respektieren sich nicht einmal gegenseitig.“ „Eigentlich seid ihr nur ein Geschwür,“ sagte der Drache und seufzte wieder. Laila schwieg kurz und sagte dann: „Vielleicht hast du recht.“ Der Drache nickte: „Ihr breitet euch aus, wie ein Geschwür und zerstört alles Leben auf eurem eigenen Planeten. Ich sehe ein, dass unsere Zeit noch nicht gekommen ist. Lernt erst mal euch selbst zu lieben, euch gegenseitig zu lieben und dann kehre ich zurück.“ „Was ist mit dem Kaiserdrachen?“ „Warum fragst du? Es geht ihm gut. Und auch Zac...“ Laila sah den Drachen erstaunt an. „Zac?“ stammelte sie. Der Drache nickte abermals: „Er ist nun ein Drache, wie wir. Laila. Wir sind immer bei euch, nur könnt ihr uns nicht sehen. Von Zeit zu Zeit testen wir, ob die Menschen bereit sind zu uns zu gehören, doch bisher waren es nur die sterbenden. Zac ist einer von uns, genauso wie du bald eine von uns sein wirst. Du wirst sterben, Laila. Deshalb kannst du mich sehen und die anderen nicht.“ Langsam verstand Laila: „Es ist also ein Kreislauf. Wir sterben und werden zu Drachen, leben vor uns hin und versuchen eins zu werden mit den Menschen.“ Der schwarze Drache nickte. „Willst du ihn sehen?“ Laila schossen Tränen in die Augen. „Ja,“ sagte sie schwach. Der Drache nahm sie von Michails Rücken und setzte sie auf den Boden. „Ich lasse euch jetzt allein!“ sagte er und dann war er verschwunden. Wenig später befand sich Laila auf einer Blumenwiese, wo lauter Drachen waren und plötzlich trat Zac auf sie zu. „Zac,“ flüsterte Laila und starrte ihn an. Er sah so aus wie früher. Liebevoll lächelte er sie an, trat dann auf sie zu und nahm sie in die Arme. „Ich bin immer bei dir...“ flüsterte er und strich ihr langsam über den Kopf. Laila fing an zu weinen und drückte Zac feste an sich. „Ich habe dich so vermisst!“ sagte sie. „Bleib bei mir, Laila. Die Drachen sind wieder abgezogen und schlafen in ihrer Höhle. Bitte bleib bei mir.“ Laila nickte, drückte Zac wieder fest an sich und schloss die Augen. Nun war es vorbei...
Epilog
Ganz wie Zac gesagt hatte, zogen sich die Drachen zurück. Sie löschten die Gedanken der Menschen aus. Niemand hatte etwas bemerkt. Silver, Claire, Kyle und Michail glaubten, Laila sei von einem der Drachen getötet worden. Kyle kümmerte sich ab sofort um den kleinen Michail, dessen Drachenkräfte nun versiegelt worden waren. Die Zeit für die Drachen war noch nicht gekommen, doch sie würden es immer wieder probieren. Denn Drachen sind gutmütige Wesen, die alleine nicht existieren können. Doch die Menschen sind noch zu grausam, um die Drachen zu akzeptieren und so schlafen die Drachen erneut einige Jahre. Doch diesmal werden sie länger schlafen. 20 Jahre sind eine zu kurze Zeit um die Menschheit zu bekehren. Und wer weiß... vielleicht sind sie jetzt gerade wieder dabei, sich mit den Menschen zu vereinen.
Wer weiß das schon?
ENDE
Tag der Veröffentlichung: 18.10.2008
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