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„Nein“, dachte sie, „das darf nicht wahr sein!“ Mit vor Entsetzen geweiteten Augen starte sie ins Leere. Sie konnte, nein sie wollte und durfte sie nicht realisieren, diese grausame Tatsache, die sich doch so unerbittlich in ihrem Bewusstsein den Weg nach oben bahnte. Das würde er nicht wagen ihr an zu tun?! Das konnte er ihr einfach nicht antun! Er musste doch wissen, wie sehr sie an ihm hing; ihn brauchte! Ohne ihn war sie nichts. Das musste ihm doch klar sein! Wie konnte er nur so grausam sein?
Sie hatte ihm doch alles gegeben. Aufmerksamkeit, Halt, Festigkeit und Zeit. Doch es schien ihm nicht ausreichend. Er wollte mehr. Aber was noch mehr?

Unaufhaltsam fühlte sie eine Panikwelle in sich aufsteigen. Was sollten die anderen nur wieder von ihr denken? Jeder würde es bald sehen können! Und wieder würden sie alle voller Abscheu ihre Köpfe missbilligend schütteln und sie mit Nichtachtung strafen. Sie würden über sie tuscheln, wie schon so oft. Besonders Frauen hatten sich immer als sehr gemein und sogar nachtragend in solchen Situationen erwiesen. „Flittchen“, hatte sie es schon öfter hinter sich tuscheln hören. Die Männer? Naja, einige wenige grinsten sie frech an, sobald sie ihrer Notlage angesichtig wurden. Andere schauten scheinbar pikiert fort.
Mitleid? Nein Mitleid hatte niemand mit ihr. Alle hielten sie so offensichtlich für unfähig.

Sollten ihre Freundinnen tatsächlich Recht behalten? War sie noch nicht reif für eine feste Bindung? Sie hatte sich doch so sehr bemüht! Hatte an sich gearbeitet, ist im Kopf die wichtigsten Schritte wieder und wieder durch gegangen. Doch es schien wieder nicht zu reichen. Sie hatte versagt. Einmal mehr versagt. Ihre Mutter sagte immer, sie müsse sich nur mehr anstrengen und wirklich wollen, dann würde es beim nächsten Mal besser klappen. Aber sie hatte sich angestrengt; übermäßig sogar und sie wollte. Und wie sie wollte!
Glaubten denn alle, sie würde diesen herben Verlust, die grausame Wirklichkeit des Verlassenwerden, das Gefühl der Unvollständigkeit und der grenzenlosen Trauer tatsächlich wollen? Nur weil sie sich angeblich nicht ausreichend angestrengt hatte?

Tränen liefen ihr über die Wangen. Wofür hatte sie diese blöden Kurse, die ihr die Geheimnisse einer festen Verbindung erschließen sollten eigentlich besucht? Wofür hatte sie sich der Lächerlichkeit der Anderen preis gegeben, da so offensichtlich war, dass sie in diesen Dingen sehr unerfahren und unwissend agierte! Nicht das Händchen dafür hatte?

Einmal mehr überkam sie das Gefühl der völligen Hilflosigkeit, dass sie bereits so gut kannte. Wie oft, würde sie eine solche Situation noch aushalten müssen? Wann würde sich auch ihr das verborgene Wissen erschließen? Sie war doch nicht dumm oder begriffsstutzig! Andere konnten es doch auch; einige sogar auf Anhieb, wie sie immer wieder voller Bewunderung feststellen musste.

Sie schluckte schwer. Mit fahrigen Fingern ordnete sie im Spiegel die desolate Frisur und versuchte, die verräterischen Tränenspuren zu beseitigen. Doch des traurigen Blickes, der in ihren Augen lag, konnte sie sich nicht entledigen. Aber es würde weitergehen, wie immer. Sie würde jetzt hinaus gehen und sich der feindlichen Welt stellen. Und sie würde nie, niemals die Hoffnung aufgeben, dass auch sie lernen würde….


diesen Scheiß Blusenknopf so fest anzunähen,
dass er nicht ständig wieder absprang und einen
zu tiefen Blick in ihr Dekolletee freigab!!!!!!!

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Tag der Veröffentlichung: 17.01.2011

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